"Satyros oder Der vergötterte Waldteufel" - читать интересную книгу автора (Гете Иоганн Вольфганг)Fünfter AktWohnung des Hermes Eudora. Nimm, guter Mann, dies Brot und Milch von mir, Es ist das Letzte. Einsiedler. Weib! ich danke dir. Und weine nicht, laß mich in Ruhe scheiden; Dies Herz ist wohlgewöhnt zu leiden, Allein zu leiden männiglich. Dein Mitleid überwältigt mich. Eudora. Ich bin betrübt, wie Blutdurst meinen Mann, Das ganze Volk der Schwindel fassen kann! Einsiedler. Sie glauben. — Laß sie! Du wirst nichts gewinnen. Das Schicksal spielt Mit unserm armen Kopf und Sinnen. Eudora. Dich um des Tiers willen töten! Einsiedler. Tiers! Wer sein Herz bedürftig fühlt, Find't überall einen Propheten. Ich bin der erste Märtyrer nicht, Aber gewiß der harmlosen einer; Um keiner Meinungen, keiner Willkürlichen Grillen, Um eines armen Lappens willen, Eines Lappens, bei Gott! den ich brauchte. Mein Andachtsbild, den Schutzgott meiner Ruh, Raubt mir das Ungeheuer dazu. Eudora. O Freund! ich kenn sein Götterblut wie du. Mein Mann ward Knecht in seiner eignen Wohnung, Und Ihre borstge Majestät sah zur Belohnung Mich Hausfrau für einen arkadischen Schwan, Mein Ehbett für einen Rasen an, Sich drauf zu tummeln. Einsiedler. Ich erkenn ihn dran. Eudora. Ich schickt ihn mit Verachtung weg. Er hing Sich fester an Psyche, das arme Ding, Um mich zu trotzen! Und seit der Zeit Sterb ich oder seh dich befreit. Einsiedler. Sie bereiten das Opfer heut. Eudora. Die Gefahr lehrt uns bereit sein. Ich geb nichts verloren; Mit einem Blicke lenk ich ein Bei dem kühnen eingebild'ten Toren. Einsiedler. Und dann? Eudora. Wann sie dich zum Opfer führen, Lock ich ihn an, sich zu verlieren In die innern heiligen Hallen, Aus Großmut-Sanftmut-Schein. Da dring auf das Volk ein, Uns zu überfallen. Einsiedler. Ich fürchte — Eudora. Fürchte nicht! Einer, der um sein Leben spricht, Hat Gewalt. Ich wage, und du sollst reden. Einsiedler. Geht's nicht, so mögen sie mich töten. Der Tempel Das Volk. Chorus. Geist des Himmels, Sohn der Götter, Zürne nicht! Frevlern deiner Stirne Wetter, Uns ein gnädig Angesicht! Hat der Lästrer das verbrochen, Sieh herab, du wirst gerochen! Schröcklich nahet sein Gericht. Hermes. Ihm folgt ein Trupp, den Einsiedler gebunden führend. Das Volk. Höll und Tod dem Übertreter! Geist des Himmels, Sohn der Götter, Zürne deinen Kindern nicht! Satyros Ich hab ihm seine Missetat verziehn! Der Gerechtigkeit überlaß ich ihn. Mögt den Toren schlachten, befrein, Ich will nicht dawider sein. Das Volk. O Edelmut! Es fließe sein Blut! Satyros. Ich geh ins Heiligtum hinein; Und keiner soll sich unterstehn, Bei Lebensstraf, mir nachzugehn! Einsiedler Weh mir! Ihr Götter, wollet bei mir stehn! Einsiedler. Mein Leben ist in euren Händen, Ich bin nicht unbereitet, es zu enden. Ich habe schon seit manchen langen Tagen Nicht genossen, nur das Leben so ausgetragen. Es mag! Mich hält der tränenvolle Blick Des Freundes, eines lieben Weibes Not Und unversorgter Kinder Elend nicht zurück. Mein Haus versinkt nach meinem Tod, Das dem Bedürfnis meines Lebens Allein gebaut war. Doch das schmerzt mich nur, Daß ich die tiefe Kenntnis der Natur Mit Müh geforscht und, leider! nun vergebens; Daß hohe Menschenwissenschaft, Manche geheimnisvolle Kraft, Mit diesem Geist der Erd entschwinden soll. Einer des Volks. Ich kenn ihn; er ist der Künste voll. Ein Andrer. Was Künste! Unser Gott weiß das all. Ein Dritter. Ob er sie sagt, das ist ein andrer Fall. Einsiedler. Ihr seid über hundert. Wenn's zwei-, dreihundert wären, Ich wollte jeden sein eigen Kunststück lehren, Einen jeden eins, Denn was alle wissen, ist keins. Das Volk. Er will uns beschwätzen. Fort! Fort! Einsiedler. Noch ein Wort! So erlaube, daß ich dir Ein Geheimnis eröffne, das für und für Dich glücklich machen soll. Hermes. Und wie soll's heißen? Einsiedler Nichts weniger als den Stein der Weisen. Komm von der Menge Nur einen Schritt in diese Gänge. Das Volk. Verwegner, keinen Schritt! Psyche. Ins Heiligtum! Und, Hermes, du gehst mit? Vergissest des Gottes Gebot? Das Volk. Auf! Auf! Des Frevlers Blut und Tod! Eudora Hülfe! Hülfe! Das Volk. Welche Stimme? Hermes. Das ist mein Weib! Einsiedler. Gebietet eurem Grimme Einen Augenblick! Eudora Hülfe, Hermes! Hülfe! Hermes. Mein Weib! Götter, mein Weib! Hermes. Es ist nicht möglich! Eudora. Da seht ihr euren Gott! Das Volk. Ein Tier! Ein Tier! Satyros. Von euch Schurken keinen Spott! Ich tät euch Eseln eine Ehr an, Wie mein Vater Jupiter vor mir getan; Wollt eure dumme Köpf belehren Und euren Weibern die Mücken wehren, Die ihr nicht gedenkt ihnen zu vertreiben; So mögt ihr denn im Dreck bekleiben. Ich zieh meine Hand von euch ab, Lasse zu edleren Sterblichen mich herab. Hermes. Geh! wir begehren deiner nit. Einsiedler. Es geht doch wohl eine Jungfrau mit. |
|
|