"Torquato Tasso" - читать интересную книгу автора (Гете Иоганн Вольфганг)Zweiter AuftrittTasso. Ist dir's erlaubt die Augen aufzuschlagen? Wagst du's umherzusehn? Du bist allein! Vernahmen diese Säulen was sie sprach? Und hast du Zeugen, diese stumme Zeugen Des höchsten Glücks zu fürchten? Es erhebt Die Sonne sich des neuen Lebenstages, Der mit den vorigen sich nicht vergleicht. Hernieder steigend hebt die Göttinn schnell Den Sterblichen hinauf. Welch neuer Kreis Entdeckt sich meinem Auge, welches Reich! Wie köstlich wird der heiße Wunsch belohnt! Ich träumte mich dem höchsten Glücke nah, Und Der Blindgeborne denke sich das Licht, Die Farben wie er will, erscheinet ihm Der neue Tag, ist's ihm ein neuer Sinn. Voll Muth und Ahndung, freudetrunken, schwankend Betret' ich diese Bahn. Du gibst mir viel, Du gibst, wie Erd' und Himmel uns Geschenke Mit vollen Händen übermäßig reichen, Und forderst wieder, was von mir zu fordern Nur eine solche Gabe dich berechtigt. Ich soll entbehren, soll mich mäßig zeigen, Und so verdienen, daß du mir vertraust. Was that ich je, daß sie mich wählen konnte? Was soll ich thun, um ihrer werth zu seyn? Sie konnte dir vertraun und dadurch bist du's. Ja, Fürstinn, deinen Worten, deinen Blicken Sey ewig meine Seele ganz geweiht! Ja, fordre was du willst, denn ich bin dein! Sie sende mich, Müh' und Gefahr und Ruhm In fernen Landen aufzusuchen, reiche Im stillen Hain die goldne Leyer mir, Sie weihe mich der Ruh' und ihrem Preis: Ihr bin ich, bildend soll sie mich besitzen; Mein Herz bewahrte jeden Schatz für Sie. O hätt' ein tausendfaches Werkzeug mir Ein Gott gegönnt, kaum drückt' ich dann genug Die unaussprechliche Verehrung aus. Des Mahlers Pinsel und des Dichters Lippe, Die süßeste, die je von frühem Honig Genährt war, wünscht' ich mir. Nein, künftig soll Nicht Tasso zwischen Bäumen, zwischen Mensch Sich einsam, schwach und trübgesinnt verlieren! Er ist nicht mehr allein, er ist mit Dir. O daß die edelste der Thaten sich Hier sichtbar vor mich stellte, rings umgeben Von gräßlicher Gefahr! Ich dränge zu Und wagte gern das Leben, das ich nun Von ihren Händen habe — forderte Die besten Menschen mir zu Freunden auf, Unmögliches mit einer edeln Schaar Nach Ihrem Wink und Willen zu vollbringen. Voreiliger, warum verbarg dein Mund Nicht das was du empfandst, bis du dich werth Und werther ihr zu Füßen legen konntest? Das war dein Vorsatz, war dein kluger Wunsch. Doch sey es auch! Viel schöner ist es, rein Und unverdient ein solch Geschenk empfangen, Als halb und halb zu wähnen, daß man wohl Es habe fordern dürfen. Blicke freudig, Es ist so groß, so weit, was vor dir liegt! Und hoffnungsvolle Jugend lockt dich wieder In unbekannte, lichte Zukunft hin. — Schwelle Brust! — O Witterung des Glücks Begünst'ge diese Pflanze doch einmal! Sie strebt gen Himmel, tausend Zweige dringen Aus ihr hervor, entfalten sich zu Blüthen. O daß sie Furcht, o daß sie Freuden bringe! Daß eine liebe Hand den goldnen Schmuck Aus ihren frischen reichen Ästen breche! |
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