"Torquato Tasso" - читать интересную книгу автора (Гете Иоганн Вольфганг)Dritter AuftrittDie Vorigen. Tasso. Tasso Ich komme langsam dir ein Werk zu bringen, Und zaudre noch es dir zu überreichen. Ich weiß zu wohl, noch bleibt es unvollendet, Wenn es auch gleich geendigt scheinen möchte. Allein, war ich besorgt es unvollkommen Dir hinzugeben, so bezwingt mich nun Die neue Sorge: Mocht' ich doch nicht gern Zu ängstlich, möcht' ich nicht undankbar scheinen. Und wie der Mensch nur sagen kann: Hier bin ich! Daß Freunde seiner schonend sich erfreuen: So kann ich auch nur sagen: Nimm es hin! Alphons. Du überraschest mich mit deiner Gabe Und machst mir diesen schönen Tag zum Fest. So halt' ich's endlich denn in meinen Händen, Und nenn' es in gewissem Sinne mein! Lang' wünscht' ich schon, du möchtest dich entschließen Und endlich sagen: Hier! es ist genug. Tasso. Wenn Ihr zufrieden seyd, so ist's vollkommen; Denn euch gehört es zu in jedem Sinn. Betrachtet' ich den Fleiß den ich verwendet, Sah' ich die Züge meiner Feder an; So konnt' ich sagen: dieses Werk ist mein. Doch seh' ich näher an, was dieser Dichtung Den innren Werth und ihre Würde gibt, Erkenn' ich wohl, ich hab' es nur von euch. Wenn die Natur der Dichtung holde Gabe Aus reicher Willkür freundlich mir geschenkt, So hatte mich das eigensinn'ge Glück Mit grimmiger Gewalt von sich gestoßen: Und zog die schöne Welt den Blick des Knaben Mit ihrer ganzen Fülle herrlich an, So trübte bald den jugendlichen Sinn Der theuren Eltern unverdiente Noth. Eröffnete die Lippe sich zu singen, So floß ein traurig Lied von ihr herab, Und ich begleitete mit leisen Tönen Des Vaters Schmerzen und der Mutter Qual. Du warst allein der aus dem engen Leben Zu einer schönen Freyheit mich erhob; Der jede Sorge mir vom Haupte nahm, Mir Freyheit gab, daß meine Seele sich Zu muthigem Gesang entfalten konnte; Und welchen Preis nun auch mein Werk erhält, Euch dank' ich ihn, denn Euch gehört es zu. Alphons. Zum zweytenmal verdienst du jedes Lob Und ehrst bescheiden dich und uns zugleich. Tasso. O könnt' ich sagen wie ich lebhaft fühle Daß ich von Euch nur habe was ich bringe! Der thatenlose Jüngling — nahm er wohl Die Dichtung aus sich selbst? Die kluge Leitung Des raschen Krieges — hat er die ersonnen? Die Kunst der Waffen, die ein jeder Held An dem beschiednen Tage kräftig zeigt, Des Feldherrn Klugheit und der Ritter Muth Und wie sich List und Wachsamkeit bekämpft, Hast du mir nicht, o kluger tapfrer Fürst, Das alles eingeflößt als wärest du Mein Genius, der eine Freude fände Sein hohes, unerreichbar hohes Wesen Durch einen Sterblichen zu offenbaren? Prinzessinn. Genieße nun des Werks das uns erfreut! Alphons. Erfreue dich des Beyfalls jedes Guten. Leonore. Des allgemeinen Ruhms erfreue dich. Tasso. Mir ist an diesem Augenblick genug. An euch nur dacht' ich wenn ich sann und schrieb, Euch zu gefallen war mein höchster Wunsch, Euch zu ergetzen war mein letzter Zweck. Wer nicht die Welt in seinen Freunden sieht Verdient nicht daß die Welt von ihm erfahre. Hier ist mein Vaterland, hier ist der Kreis In dem sich meine Seele gern verweilt. Hier horch' ich auf, hier acht' ich jeden Wink. Hier spricht Erfahrung, Wissenschaft, Geschmack; Ja, Welt und Nachwelt seh' ich vor mir stehn. Die Menge macht den Künstler irr' und scheu: Nur wer Euch ähnlich ist, versteht und fühlt, Nur der allein soll richten und belohnen! Alphons. Und stellen wir denn Welt und Nachwelt vor, So ziemt es nicht nur müßig zu empfangen. Das schöne Zeichen, das den Dichter ehrt, Das selbst der Held, der seiner stets bedarf, Ihm ohne Neid um's Haupt gewunden sieht, Erblick' ich hier auf deines Anherrn Stirne. Hat es der Zufall, hat's ein Genius Geflochten und gebracht? Es zeigt sich hier Uns nicht umsonst. Virgilen hör' ich sagen: Was ehret ihr die Todten? Hatten die Doch ihren Lohn und Freude da sie lebten; Und wenn ihr uns bewundert und verehrt, So gebt auch den Lebendigen ihr Theil. Mein Marmorbild ist schon bekränzt genug, Der grüne Zweig gehört dem Leben an. Leonore. Du weigerst dich? Sieh welche Hand den Kranz, Den schönen unverwelklichen, dir bietet! Tasso. O laßt mich zögern, seh' ich doch nicht ein Wie ich nach dieser Stunde leben soll. Alphons. In dem Genuß des herrlichen Besitzes, Der dich im ersten Augenblick erschreckt. Prinzessinn Du gönnest mir die seltne Freude, Tasso, Dir ohne Wort zu sagen wie ich denke. Tasso. Die schöne Last aus deinen theuren Händen Empfang' ich knieend auf mein schwaches Haupt. Leonore Es lebe der zum erstenmal bekränzte! Wie zieret den bescheidnen Mann der Kranz! Tasso Alphons. Es ist ein Vorbild nur von jener Krone, Die auf dem Capitol dich zieren soll. Prinzessinn. Dort werden lautere Stimmen dich begrüßen, Mit leiser Lippe lohnt die Freundschaft hier. Tasso. O nehmt ihn weg von meinem Haupte wieder, Nehmt ihn hinweg! Er sengt mir meine Locken! Und wie ein Strahl der Sonne, der zu heiß Das Haupt mir träfe, brennt er mir die Kraft Des Denkens aus der Stirne. Fieberhitze Bewegt mein Blut. Verzeiht! Es ist zu viel! Leonore. Es schützet dieser Zweig vielmehr das Haupt Des Manns, der in den heißen Regionen Des Ruhms zu wandeln hat, und kühlt die Stirne. Tasso. Ich bin nicht werth die Kühlung zu empfinden, Die nur um Heldenstirnen wehen soll. O hebt ihn auf, ihr Götter, und verklärt Ihn zwischen Wolken, daß er hoch und höher Und unerreichbar schwebe! Daß mein Leben Nach diesem Ziel ein ewig Wandeln sey! Alphons. Wer früh erwirbt, lernt früh den hohen Werth Der holden Güter dieses Lebens schätzen; Wer früh genießt, entbehrt in seinem Leben Mit Willen nicht was er einmal besaß; Und wer besitzt, der, muß gerüstet seyn. Tasso. Und wer sich rüsten will, muß eine Kraft Im Busen fühlen die ihm nie versagt. Ach! sie versagt mir eben jetzt! Im Glück Verläßt sie mich, die angeborne Kraft, Die standhaft mich dem Unglück, stolz dem Unrecht Begegnen lehrte. Hat die Freude mir, Hat das Entzücken dieses Augenblicks Das Mark in meinen Gliedern aufgelös't? Es sinken meine Kniee! Noch einmal Siehst du, o Fürstinn, mich gebeugt vor dir! Erhöre meine Bitte; nimm ihn weg! Daß wie aus einem schönen Traum erwacht Ich ein erquicktes neues Leben fühle. Prinzessinn. Wenn du bescheiden ruhig das Talent, Das dir die Götter gaben, tragen kannst, So lern' auch diese Zweige tragen, die Das schönste sind was wir dir geben können. Wem einmal, würdig, sie das Haupt berührt, Dem schweben sie auf ewig um die Stirne. Tasso. So laßt mich denn beschämt von hinnen gehn! Laßt mich mein Glück im tiefen Hain verbergen, Wie ich sonst meine Schmerzen dort verbarg. Dort will ich einsam wandeln, dort erinnert Kein Auge mich an's unverdiente Glück. Und zeigt mir ungefähr ein klarer Brunnen In seinem reinen Spiegel einen Mann, Der wunderbar bekränzt im Wiederschein Des Himmels zwischen Bäumen, zwischen Felsen Nachdenkend ruht: so scheint es mir, ich sehe Elysium auf dieser Zauberfläche Gebildet. Still bedenk' ich mich und frage, Wer mag der Abgeschiedne seyn? Der Jüngling Aus der vergangnen Zeit? So schön bekränzt? Wer sagt mir seinen Nahmen? Sein Verdienst? Ich warte lang' und denke: käme doch Ein andrer und noch einer, sich zu ihm In freundlichem Gespräche zu gesellen! O säh' ich die Heroen, die Poeten Der alten Zeit um diesen Quell versammelt! O säh' ich hier sie immer unzertrennlich, Wie sie im Leben fest verbunden waren! So bindet der Magnet durch seine Kraft Das Eisen mit dem Eisen fest zusammen, Wie gleiches Streben Held und Dichter bindet. Homer vergaß sich selbst, sein ganzes Leben War der Betrachtung zweyer Männer heilig, Und Alexander in Elysium Eilt den Achill und den Homer zu suchen. O daß ich gegenwärtig wäre, sie Die größten Seelen nun vereint zu sehen! Leonore. Erwach! Erwache! Laß uns nicht empfinden Daß du das Gegenwärtge ganz verkennst. Tasso. Es ist die Gegenwart die mich erhöht, Abwesend schein' ich nur, ich bin entzückt. Prinzessinn. Ich freue mich, wenn du mit Geistern redest, Daß du so menschlich sprichst und hör' es gern. Alphons. Er ist gekommen! recht zur guten Stunde. Antonio! — Bring ihn her — Da kommt er schon! |
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