"Harry Potter und der Feuerkelch" - читать интересную книгу автора (Rowling Joanne K.)

Bagman und Crouch

Harry befreite sich aus Rons Umklammerung und richtete sich auf. Sie waren auf einem nebelverhangenen Moor gelandet. Vor ihnen standen zwei müde und mißmutig dreinblickende Zauberer, der eine mit einer großen goldenen Uhr in der Hand, der andere mit einer dicken Pergamentrolle und einer Feder. Beide waren wie Muggel gekleidet, allerdings recht ungewöhnlich; der Mann mit der Uhr trug einen Tweed-Anzug mit kniehohen Galoschen, sein Kollege einen Kilt und einen Poncho.

»Morgen, Basil«, sagte Mr Weasley, hob den Stiefel auf und reichte ihn dem Zauberer im Kilt, der ihn in eine große Kiste mit gebrauchten Portschlüsseln warf; Harry konnte eine alte Zeitung erkennen, leere Getränkedosen und einen durchlöcherten Fußball.

»Ach, hallo, Arthur«, sagte Basil matt.»Nicht im Dienst, was? Manche sind fein raus… wir sind schon die ganze Nacht hier… ihr geht jetzt am besten aus dem Weg, wir erwarten um fünf Uhr fünfzehn eine große Gruppe aus dem Schwarzwald. Augenblick mal, ich suche euch Plätze raus… Weasley… Weasley…«Er zog seine Pergamentliste zu Rate.»Gut vierhundert Meter zu Fuß von hier, das erste Feld, auf das ihr stoßt. Der Platzaufseher heißt Mr Roberts. Diggory… zweites Feld… fragen Sie nach Mr Payne.«

»Danke, Basil«, sagte Mr Weasley und winkte den anderen, ihm zu folgen.

Sie machten sich auf den Weg durch das einsame Moor, ohne daß sie durch den dichten Nebel allzu viel sehen konnten. Nach etwa zwanzig Minuten tauchte ein kleines steinernes Haus aus dem Nebel auf. Neben dem Haus sahen sie ein Tor, und dahinter konnten sie die geisterhaften Umrisse Hunderter und Aberhunderter von Zelten erkennen, deren Reihen sich über ein sanft ansteigendes Feld bis zu einem dunklen Wald am Horizont emporzogen. Sie verabschiedeten sich von den Diggorys und gingen auf das Tor neben dem Haus zu.

Ein Mann stand am Torweg und spähte hinüber zu den Zelten. Harry war auf den ersten Blick klar, daß dies der einzige echte Muggel weit und breit war. Er hörte ihre Schritte, wandte sich um und musterte sie.

»Morgen!«, sagte Mr Weasley munter.

»Morgen!«, sagte der Muggel.

»Sie müssen Mr Roberts sein.«

»Genau der bin ich«, sagte Mr Roberts.»Und wer sind Sie?«

»Weasley – zwei Zelte, vor ein paar Tagen gebucht.«

»Alles klar«, sagte Mr Roberts und zog eine an die Tür geheftete Liste zu Rate.»Sie haben einen Platz dort oben am Wald. Nur eine Nacht?«

»Nur eine«, sagte Mr Weasley.

»Dann zahlen Sie sofort?«, fragte Mr Roberts.

»Aah – sofort – natürlich -«, sagte Mr Weasley. Er entfernte sich ein paar Schritte von dem Haus und winkte Harry zu sich her.»Du mußt mir helfen, Harry«, murmelte er, zog eine Rolle Muggelgeld aus der Tasche und fächerte die Scheine auf.»Das hier ist ein – ein – Zehner? Ah ja, jetzt seh ich die kleine Zahl da drauf… dann ist das ein Fünfer?«

»Nein, ein Zwanziger«, berichtigte ihn Harry mit gedämpfter Stimme. Ihm war peinlich bewußt, daß Mr Roberts mit gespitzten Ohren jedes ihrer Worte aufzuschnappen versuchte.

»Ah ja, dann macht das also… ich kenn mich mit diesen kleinen Papierfetzen einfach nicht aus…«

»Sind Sie Ausländer?«, fragte Mr Roberts, als Mr Weasley mit dem richtigen Betrag zurückkam.

»Ausländer?«, wiederholte Mr Weasley verdutzt.

»Sie sind nicht der Erste hier, der Probleme mit dem Geld hat«, sagte Mr Roberts und musterte Mr Weasley scharf.»Erst vor zehn Minuten haben zwei versucht, mich mit Goldmünzen zu bezahlen, die so groß waren wie Radkappen.«

»Was Sie nicht sagen!«, antwortete Mr Weasley zerstreut.

Mr Roberts stöberte in einer Blechdose nach Wechselgeld.

»Noch nie so voll gewesen hier«, sagte er plötzlich und ließ den Blick erneut über das neblige Feld schweifen.»Hunderte Vorausbuchungen. Normalerweise tauchen die Leute hier einfach auf…«

»Stimmt das so?«, fragte Mr Weasley und streckte die Hand nach seinem Wechselgeld aus, doch Mr Roberts gab es ihm nicht.

»Tjaah«, sagte er nachdenklich.»Leute von überall her. 'ne Menge Ausländer. Und nicht nur Ausländer. Spinner, sag ich Ihnen. Da ist so ein Kerl, der in 'nem Kilt und 'nem Poncho rumspaziert.«

»Darf er das nicht?«, fragte Mr Weasley beunruhigt.

»Kommt mir vor wie… weiß nicht… wie 'ne Art Versammlung«, sagte Mr Roberts.»Die scheinen sich alle zu kennen. Vielleicht 'ne Riesenparty.«

In diesem Moment erschien ein Zauberer in Knickerbockern aus dem Nichts neben Mr Roberts' Haustür.

»Obliviate!«, rief er schrill und richtete den Zauberstab gegen Mr Roberts.

Mr Roberts fing auf der Stelle an zu schielen, seine Stirn glättete sich und ein Ausdruck träumerischen Gleichmuts trat auf sein Gesicht. Wie Harry wußte, sah so ein Mensch aus, dessen Gedächtnis gerade verändert wurde.

»Eine Karte des Campingplatzes für Sie«, sagte Mr Roberts in aller Gelassenheit zu Mr Weasley.»Und Ihr Wechselgeld.«

»Vielen Dank«, sagte Mr Weasley.

Der Zauberer in den Knickerbockern begleitete sie zum Tor des Zeltplatzes. Er sah erschöpft aus; sein stoppeliges Kinn schimmerte bläulich, und dunkelrote Schatten lagen unter seinen Augen. Sobald Mr Roberts sie nicht mehr hören konnte, murmelte er Mr Weasley zu:»Hatte eine Menge Ärger mit ihm. Braucht zehnmal am Tag einen Gedächtniszauber, damit er bei Laune bleibt. Und Ludo Bagman rührt keinen Finger. Schlendert herum, hält den Leuten Vorträge über Klatscher und Quaffel und schert sich nicht im Geringsten um die Muggelabwehr. Meine Nerven, bin ich froh, wenn das hier vorbei ist. Bis später, Arthur.«

Er disapparierte.

»Ich dachte, Mr Bagman sei Chef der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten?«, sagte Ginny mit überraschter Miene.»Er sollte doch wissen, daß man in der Nähe von Muggeln nicht über Klatscher reden darf, oder?«

»Das sollte er«, antwortete Mr Weasley lächelnd und führte sie durch das Tor auf den Zeltplatz,»aber Ludo war schon immer ein wenig… nun ja… lax in Sicherheitsfragen. Aber einen Chef für die Sportabteilung, der mit mehr Begeisterung dabei ist, gibt es einfach nicht. Er selbst hat Quidditch für England gespielt, mußt du wissen. Und er war der beste Treiber, den die Wimbourner Wespen je hatten.«

Sie wanderten die langen Zeltreihen entlang über das nebelverhangene Feld. Die meisten Zelte sahen ganz gewöhnlich aus; ihre Besitzer hatten sie offenbar ganz nach Muggelart gestalten wollen, hin und wieder jedoch ein wenig danebengegriffen und sie mit Kaminen, Klingelzügen oder Wetterfahnen ausstaffiert. Allerdings gab es hie und da ein Zelt, das so offensichtlich magisch war, daß Harry sich nicht über Mr Roberts' Mißtrauen wunderte. Auf halbem Weg die Anhöhe hinauf stand ein extravagantes Zelt aus gestreifter Seide, das mit seinen am Eingang angepflockten Pfauen wie ein kleiner Palast wirkte. Ein wenig weiter kamen sie an einem Zelt vorbei, das drei Stockwerke und mehrere Türmchen hatte; und kurz dahinter stand ein Zelt mit angehängtem Vorgarten, komplett mit Vogelbad, Sonnenuhr und Brunnen.

»Immer dasselbe«, sagte Mr Weasley lächelnd,»wir können es einfach nicht lassen, ein wenig zu prahlen, wenn wir zusammenkommen. Aha, wir sind da, seht, das ist unser Platz.«

Sie waren oben am Waldrand angelangt und hier fanden sie ihren Platz; auf einem kleinen, in die Erde gesteckten Schild stand»Weezly«geschrieben.

»Was Besseres hätten wir nicht kriegen können!«, sagte Mr Weasley glücklich.»Das Spielfeld liegt auf der anderen Seite dieses Waldes, näher geht's nicht.«Er ließ den Rucksack zur Erde gleiten.»Hört mal«, sagte er aufgeregt,»eigentlich ist keine Zauberei erlaubt, wenn wir in so großer Zahl auf Muggelland sind. Wir bauen diese Zelte von Hand auf! Sollte nicht allzu schwer sein. Die Muggel tun es ständig… Harry, schau dir das mal an, was meinst du, wo wir anfangen sollen?«

Harry hatte noch nie gezeltet; die Dursleys hatten ihn in all den Jahren nicht in den Urlaub mitgenommen und ihn lieber bei Mrs Figg, einer alten Nachbarin, abgeladen. Doch gemeinsam mit Hermine fand er heraus, wo die meisten der Stangen und Heringe hingehörten, und obwohl Mr Weasley eher hinderlich denn hilfreich war, weil er richtig aus dem Häuschen geriet, als er den Holzhammer benutzen durfte, hatten sie schließlich ein Paar abgenutzte Zweimannzelte vor sich stehen.

Sie traten einige Schritte zurück, um ihrer Hände Werk zu bewundern. Keiner, der diese Zelte ansah, würde auf den Gedanken kommen, sie gehörten Zauberern, überlegte Harry, doch das Problem war, daß sie mit Bill, Charlie und Percy zu zehnt sein würden. Auch Hermine schien sich zu wundern; sie warf Harry einen fragenden Blick zu, während Mr Weasley auf allen vieren ins erste Zelt kroch.

»Wird ein bißchen eng hier«, rief er nach draußen,»aber ich glaube, wir passen alle rein. Kommt und schaut.«

Harry bückte sich, kroch durch die Zeltluke und riß den Mund auf. Er befand sich in einer altmodisch möblierten Wohnung mit drei Zimmern, samt Bad und Küche. Seltsamerweise war die Wohnung genauso eingerichtet wie die von Mrs Figg; die bunt zusammengewürfelten Sessel waren mit Häkeldeckchen drapiert und es roch stark nach Katze.

»Macht nichts, es ist ja nicht für lange«, sagte Mr Weasley, rieb seine kahle Stelle mit dem Taschentuch und musterte die vier Bettkojen im Schlafzimmer.»Ich hab mir das Zelt von Mrs Perkins aus dem Büro geliehen. Sie zeltet nur noch selten, die Arme, seit sie Hexenschuß hat.«

Er griff nach dem staubigen Kessel und spähte hinein.»Wir brauchen Wasser…«

»Auf der Karte, die uns der Muggel gegeben hat, ist ein Wasserhahn eingezeichnet«, sagte Ron, der Harry ins Innere des Zeltes gefolgt war und von dessen erstaunlicher Geräumigkeit überhaupt nicht beeindruckt schien.»Auf der anderen Seite des Zeltplatzes.«

»Schön, wie war's also, wenn du, Harry und Hermine uns ein wenig Wasser holt -«, Mr Weasley reichte ihnen den Kessel und ein paar Töpfe,»- und wir anderen besorgen im Wald ein bißchen Feuerholz.«

»Aber wir haben doch einen Ofen«, sagte Ron,»warum können wir nicht einfach -«

»Muggelabwehr, Ron!«, sagte Mr Weasley, und sein Gesicht glänzte voller Vorfreude.»Wenn echte Muggel campen, kochen sie an Feuern unter freiem Himmel, das hab ich selbst gesehen!«

Nach einem kurzen Besuch im Mädchenzelt, das ein wenig kleiner als das der Jungen war, allerdings nicht nach Katze roch, machten sich Harry, Ron und Hermine mit Kessel und Töpfen auf den Weg über den Zeltplatz.

Die Sonne war aufgegangen und der Nebel lichtete sich, und nun konnten sie die Zeltstadt sehen, die sich in alle Himmelsrichtungen erstreckte. Gemächlich schlenderten sie durch die Zeltreihen und sahen sich neugierig um. Allmählich dämmerte es Harry, wie viele Hexen und Zauberer es auf der ganzen Welt geben mußte; an die in den anderen Ländern hatte er bisher kaum gedacht.

Nach und nach erwachten ihre Mitcamper. Als Erste regten sich die Familien mit kleinen Kindern; Harry hatte noch nie so junge Hexen und Zauberer gesehen. Ein kleiner Junge, nicht älter als zwei, kauerte vor einem pyramidenförmigen Zelt, hielt einen Zauberstab in der Hand und stocherte munter nach einer Schnecke im Gras, die langsam auf die Größe einer Salami anschwoll. Als sie neben dem Kleinen standen, kam seine Mutter aus dem Zelt gestürmt.

»Wie oft soll ich es dir noch sagen, Kevin? Rühr – Dad-dys – Zauberstab – nicht – an – uuhhtsch!«

Die Riesenschnecke war geplatzt, nachdem die Mutter auf sie getreten war. In der ruhigen Morgenluft hörten sie noch lange ihr Geschimpfe, vermischt mit den Rufen des Kleinen -»Du Schnecke puttmacht, Schnecke puttmacht!«

Ein Stück weiter sahen sie zwei kleine Hexen, kaum älter als Kevin, auf Spielzeugbesen reiten, die sie gerade hoch genug trugen, um ihre Füße über den taunassen Rasen gleiten zu lassen. Schon hatte ein Ministeriumszauberer die Kinder ins Visier genommen; als er an Harry, Ron und Hermine vorbeihastete, hörten sie ihn gereizt murmeln:»Am hellichten Tag! Die Eltern schlafen wohl bis in die Puppen -«

Hie und da erschienen erwachsene Zauberer und Hexen vor ihren Zelten und begannen ihr Frühstück zu bereiten. Manche sahen sich verstohlen um und beschworen dann Feuer mit ihren Zauberstäben herauf, andere versuchten es zweifelnden Blickes mit Streichhölzern. Drei afrikanische Zauberer saßen auf der Erde und waren in ein ernstes Gespräch vertieft, alle trugen lange weiße Umhänge und rösteten offenbar einen Hasen über einem purpurroten Feuer. Eine Gruppe amerikanischer Hexen mittleren Alters saß glücklich schwatzend unter einem Sternenbanner mit der Aufschrift Hexeninstitut von Salem. Im Vorbeigehen fing Harry Gesprächsfetzen in fremden Sprachen auf, die aus den Zelten drangen, und obwohl er kein einziges Wort verstand, war die Vorfreude am Tonfall zu spüren.

»Ahm – stimmt was nicht mit meinen Augen, oder ist hier alles grün geworden?«, sagte Ron.

Es lag nicht an Rons Augen. Sie waren zwischen ein paar Zelte geraten, die alle dicht mit Feldklee bedeckt waren, so als wären kleine, merkwürdig geformte Hügel aus der Erde gewachsen. Wo die Zeltluken geöffnet waren, konnten sie das eine oder andere grinsende Gesicht im Innern erkennen. Dann rief jemand hinter ihnen ihre Namen.

»Harry! Ron! Hermine!«

Es war Seamus Finnigan aus dem Gryffindor-Haus von Hogwarts, der jetzt mit ihnen in die vierte Klasse kam. Er saß vor einem kleebedeckten Zelt neben einer rotblonden Frau, offenbar seiner Mutter, und seinem besten Freund Dean Thomas, ebenfalls aus Gryffindor.

»Gefällt euch die Dekoration?«, fragte Seamus grinsend, als Harry, Ron und Hermine näher getreten waren und sie begrüßt hatten.»Das Ministerium ist nicht sonderlich begeistert.«

»Aach, warum sollten wir unsere Farben nicht zeigen?«, sagte Mrs Finnigan.»Ihr solltet sehen, was die Bulgaren alles an ihren Zelten hängen haben. Ihr seid natürlich für Irland?«, setzte sie hinzu und musterte Harry, Ron und Hermine mit ihren Perlaugen.

Sie versicherten ihr hoch und heilig, sie seien Irland-Fans, dann brachen sie wieder auf.»Als ob wir was anderes sagen würden, wenn wir von einem Haufen Iren umgeben sind«, meinte Ron nebenbei.

»Was die Bulgaren wohl an ihren Zelten hängen haben?«, fragte Hermine.

»Gehen wir hin und schauen nach«, sagte Harry und deutete auf eine große Gruppe Zelte ein Stück weiter oben, wo die bulgarische Flagge weiß, grün und rot in der Brise flatterte.

Die Zelte hier waren nicht mit Pflanzen geschmückt, doch an jedem einzelnen hing das gleiche Poster, ein Poster von einem sehr bärbeißigen Gesicht mit dichten schwarzen Augenbrauen. Natürlich bewegte sich das Gesicht, doch es schaute finster drein und die Augen blinzelten nur.

»Kram«, sagte Ron leise.

»Was?«, sagte Hermine.

»Krum!«, sagte Ron.»Viktor Kram, der bulgarische Sucher!«

»Sieht ziemlich mürrisch aus«, sagte Hermine und ließ ihren Blick über die vielen Krams schweifen, die böse blinzelnd auf sie herabsahen.

»Ziemlich mürrisch?«Ron schaute gen Himmel.»Wen kümmert es, wie er aussieht? Er ist phantastisch. Und noch ganz jung. Erst achtzehn, glaub ich. Er ist ein Genie, wartet nur, heute Abend seht ihr's selbst.«

Beim Wasserhahn an einer Ecke des Zeltplatzes hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Harry, Ron und Hermine reihten sich hinter zwei Männern ein, die erhitzt miteinander stritten. Der eine war ein steinalter Zauberer in einem langen Nachthemd mit Blümchenmuster. Der andere war offensichtlich ein Ministeriumszauberer; er hielt eine Nadelstreifenhose in Händen und war so entnervt, daß er fast weinte.

»Zieh sie doch an, Archie, ich bitte dich, so kannst du doch nicht rumlaufen, der Muggel am Tor wird schon ziemlich mißtrauisch -«

»Das hab ich in einem Muggelladen gekauft«, sagte der alte Zauberer stur.»Muggel tragen so was auch.«

»Muggelfrauen, Archie, nicht die -manner, die tragen so was«, sagte der Ministeriumszauberer und fuchtelte mit der Nadelstreifenhose vor Archies Nase herum.

»Die zieh ich nicht an«, sagte der alte Archie entrüstet.»Ich mag 'n frisches Lüftchen untenrum, danke.«

Ein Kicheranfall packte Hermine und schüttelte sie so heftig, daß sie sich aus der Schlange wegducken mußte und erst wieder zurückkehrte, als Archie sein Wasser geholt hatte und verschwunden war.

Etwas gemächlicher, da sie Wasser schleppten, machten sie sich auf den Rückweg durch das Zeltlager. Hie und da sahen sie weitere bekannte Gesichter: andere Hogwarts-Schüler mit ihren Familien. Oliver Wood, der frühere Kapitän von Harrys Quidditch-Team, der sein letztes Jahr in Hogwarts hinter sich hatte, zog Harry hinüber zum Zelt seiner Eltern, um ihn vorzustellen, und erzählte ihm aufgeregt, daß er gerade von Eintracht Pfützensee als Reservespieler verpflichtet worden war. Als Nächstes wurden sie lauthals von Ernie Macmillan begrüßt, einem Viertkläßler aus Hufflepuff, und ein paar Schritte weiter sahen sie Cho Chang, ein sehr hübsches Mädchen, das im Ravenclaw-Team Sucherin spielte. Sie winkte und lächelte Harry zu, der beim Zurückwinken eine Menge Wasser über seine Hose schüttete. Vor allem, um Ron das Grinsen zu verleiden, deutete er auf eine Gruppe Teenager, die er noch nie gesehen hatte.

»Was sind das wohl für Leute?«, sagte er.»Sie gehen nicht nach Hogwarts, oder?«

»Ich glaub, die gehen auf irgendeine ausländische Schule«, sagte Ron.»Ich weiß jedenfalls, daß es noch andere Schulen gibt, hab aber noch nie jemanden davon kennen gelernt. Bill hatte eine Brieffreundin auf einer Schule in Brasilien… das ist schon ewig lange her… und er wollte mal als Austauschschüler dorthin, aber Mum und Dad konnten es sich nicht leisten. Seine Brieffreundin war schwer sauer, als er absagte, und hat ihm einen verhexten Hut geschickt, der seine Ohren schrumpeln ließ.«

Harry lachte, verschwieg jedoch, wie spannend er es fand, daß es noch andere Zaubererschulen gab. Nun, da er so viele Länder auf dem Zeltplatz vertreten sah, kam er sich etwas dumm vor, nie daran gedacht zu haben, daß Hogwarts nicht die einzige Schule sein konnte. Er warf Hermine einen Seitenblick zu, doch sie schien von der Neuigkeit keineswegs überrascht zu sein. Sicher hatte sie in irgendeinem Buch etwas über andere Zaubererschulen gelesen.

»Ihr habt ja ewig gebraucht«, sagte George, als sie endlich wieder bei den Weasley-Zelten anlangten.

»Haben ein paar Bekannte getroffen«, sagte Ron und stellte seinen Wassertopf ab.»Und ihr habt immer noch kein Feuer gemacht?«

»Dad treibt so seine Spaße mit den Streichhölzern«, sagte Fred.

Mr Weasley gelang es nicht, ein Feuer zu entfachen, doch an Versuchen ließ er es nicht mangeln. Der Boden zu seinen Füßen war übersät mit zersplitterten Streichhölzern, doch Mr Weasley schien mit kindlichem Vergnügen bei der Sache zu sein.

»Uuuhps!«, stieß er aus, als er es schaffte, ein Streichholz zu entzünden, und vor Überraschung ließ er es prompt fallen.

»Lassen Sie mich mal, Mr Weasley«, sagte Hermine freundlich, nahm ihm die Zündholzschachtel aus der Hand und zeigte ihm, wie man es richtig machte.

Schließlich brannte das Feuer, auch wenn es noch mindestens eine Stunde dauerte, bis es groß genug war, um darauf etwas zu kochen. Beim Warten gab es jedoch eine Menge zu sehen. Ihr Zelt schien gleich an einem Fußweg zum Spielfeld zu liegen, und Leute aus dem Ministerium schritten hastig hin und her und grüßten Mr Weasley im Vorbeigehen höflich. Mr Weasley spielte unterdessen den Laufkommentator, vor allem für Harry und Hermine; seine eigenen Kinder wußten genug über das Ministerium und waren nicht übermäßig interessiert.

»Das war Knutbert Mockridge, Chef des Kobold-Verbindungsbüros… hier kommt Wilbert Gimpel von der Arbeitsgruppe für Experimentelles Zaubern, diese Hörner hat er jetzt schon seit einiger Zeit… Hallo, Arnie… Arnold Friedlich… ein Vergissmich – so nennen wir die Leute vom Magischen Unfallumkehr-Kommando – und das sind Bode und Croaker… sie sind Unsägliche…«

»Bitte was?«

»Von der Mysteriumsabteilung, alles streng geheim, keine Ahnung, was die so treiben…«

Endlich brannte das Feuer richtig und sie hatten gerade begonnen, Eier und Würste zu braten, als Bill, Charlie und Percy zwischen den Bäumen hervorkamen und ans Zelt traten.

»Eben mal kurz appariert, Dad«, sagte Percy unüberhörbar.»Aah, Mittagessen, trifft sich gut!«

Sie hatten ihre Teller mit Eiern und Würsten schon halb geleert, als Mr Weasley plötzlich aufsprang und lächelnd einem Mann winkte, der auf sie zugeschritten kam.»Aha!«, sagte Mr Weasley.»Der Mann der Stunde! Ludo!«

Ludo Bagman war mit Abstand der auffälligste von allen Zauberern, die Harry bisher gesehen hatte, er ließ selbst den alten Archie mit seinem geblümten Nachthemd blaß aussehen. Er trug einen langen Quidditch-Umhang mit breiten hellgelben und schwarzen Querstreifen. Das riesige Bild einer Wespe prangte auf seiner Brust. Er machte den Eindruck eines kräftig gebauten Mannes, der ein wenig in die Jahre gekommen war; der Umhang bauschte sich über seinem dicken Bauch, den er in seiner Zeit als Quidditch-Spieler für England gewiß noch nicht gehabt hatte. Ludos Nase war gebrochen (vermutlich von einem verirrten Klatscher, dachte Harry), doch seine runden blauen Augen, sein kurzes blondes Haar und sein rosiges Gesicht ließen ihn aussehen wie einen zu groß gewachsenen Schuljungen.

»Ahoi!«, rief Bagman munter. Er schritt einher, als hätte er Federn unter den Sohlen, und war offensichtlich in einem höchst euphorischen Zustand.»Arthur, altes Haus«, keuchte er, als er vor dem Lagerfeuer stand,»was für ein Tag! Was für ein Tag! Schöneres Wetter hätten wir uns nicht wünschen können! Heute Nacht bleibt's klar… und bei den Vorbereitungen läuft fast alles wie am Schnürchen… weiß gar nicht, was ich groß tun soll!«

Hinter ihm eilten ein paar ausgezehrt wirkende Ministeriumszauberer vorbei und deuteten in die Ferne, wo violette Funken zehn Meter in die Höhe stoben und auf eine Art magisches Feuer schließen ließen.

Percy sprang sofort auf die Beine und streckte die Hand aus. Offensichtlich hinderte ihn seine Mißbilligung der Art und Weise, wie Ludo Bagman seine Abteilung leitete, nicht daran, bei ihm Eindruck schinden zu wollen.

»Ah – ja«, sagte Mr Weasley grinsend,»das ist mein Sohn Percy, er hat gerade im Ministerium angefangen – und das ist Fred – nein, George, tut mir Leid – das ist Fred – Bill, Charlie, Ron – meine Tochter Ginny – und Rons Freunde Hermine Granger und Harry Potter.«

Bagman stutzte bei Harrys Namen fast unmerklich und seine Augen huschten, wie Harry es schon kannte, über die Narbe auf seiner Stirn.

»Darf ich vorstellen«, fuhr Mr Weasley fort,»Ludo Bagman, ihr wißt ja, wer er ist, ihm haben wir die guten Plätze zu verdanken -«

Bagman strahlte und winkte ab, als handele es sich um eine Selbstverständlichkeit.

»Kleine Wette ums Spiel gefällig, Arthur?«, sagte er beflissen und klimperte mit einer offenbar großen Menge Goldmünzen in den Taschen seines gelbschwarzen Umhangs.»Roddy Pontner ist schon dabei, hat auf Bulgarien gesetzt -hab ihm hübsche Quoten angeboten, wenn ich bedenke, daß die drei irischen Spitzen die stärksten sind, die ich seit Jahren gesehen habe – und die kleine Agatha Timms hat die Hälfte ihrer Eulenfarm auf ein wochenlanges Spiel gesetzt.«

»Aach… laß mal gut sein«, sagte Mr Weasley.»Wie war's mit… sagen wir, einer Galleone auf den Sieg von Irland?«

»Eine Galleone?«Ludo Bagman wirkte ein wenig enttäuscht, faßte sich jedoch rasch wieder.»Sehr schön, sehr schön… will noch jemand setzen?«

»Sie sind noch ein wenig jung fürs Wetten«, sagte Mr Weasley.»Molly würde das gar nicht gern -«

»Wir wetten siebenunddreißig Galleonen, fünfzehn Sickel, drei Knuts«, sagte Fred, der auf die Schnelle all sein Geld mit dem von George zusammengeworfen hatte,»daß Irland gewinnt – aber Viktor Kram den Schnatz fängt. Oh, und wir legen noch einen Juxzauberstab drauf.«

»Ihr wollt doch Mr Bagman nicht mit solchem Krempel belästigen -«, zischte Percy, doch Bagman schien offenbar nicht zu denken, der Zauberstab sei Krempel; im Gegenteil, sein jungenhaftes Gesicht strahlte vor Begeisterung, als er ihn aus Freds Hand nahm, und als der Zauberstab ein lautes Gackern hören ließ und sich in ein Gummihuhn verwandelte, brüllte Bagman vor Lachen.

»Hervorragend! So 'nen tollen Juxstab hab ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen! Für den würd ich fünf Galleonen hinlegen!«

Percy erstarrte, bestürzt und entrüstet.

»Jungs«, nuschelte Mr Weasley,»ich will nicht, daß ihr wettet… das sind eure ganzen Ersparnisse… eure Mutter -«

»Sei kein Spielverderber, Arthur!«, dröhnte Ludo Bagman und klimperte erregt mit seinem Tascheninhalt.»Sie sind alt genug, um zu wissen, was sie wollen! Ihr glaubt, Irland gewinnt, aber Krum fängt den Schnatz? Nie und nimmer, Jungs, nie und nimmer… Ich biete euch 'ne sagenhafte Quote dafür… und noch fünf Galleonen für den Juxzauberstab dazu, nicht wahr…«

Mr Weasley sah hilflos zu, wie Ludo Bagman ein Notizbuch und eine Feder zückte und die Namen der Zwillinge notierte.

»Alles klar«, sagte George, nahm den Pergamentzettel von Bagman entgegen und steckte ihn in die vordere Jackentasche.

Glänzend gelaunt wandte sich Bagman nun wieder Mr Weasley zu.»Hast du vielleicht etwas zu trinken für mich? Ich bin auf der Suche nach Barty Crouch. Mein bulgarischer Partner macht Schwierigkeiten, und ich versteh kein Wort von dem, was er sagt. Barty kann das sicher regeln. Er spricht ungefähr hundertfünfzig Sprachen.«

»Mr Crouch?«, sagte Percy, und mit einem Schlag belebte sich seine mißbilligende Miene und er hechelte geradezu vor Aufregung.»Er spricht über zweihundert Sprachen! Nixisch und Beamtenchinesisch und Troll…«

»Jeder kann Troll«, sagte Fred geringschätzig,»man muß nur fuchteln und grunzen.«

Percy warf Fred einen äußerst gehässigen Blick zu und stocherte energisch im Feuer, um das Wasser im Kessel wieder zum Kochen zu bringen.

»Was Neues von Bertha Jorkins, Ludo?«, fragte Mr Weasley, als Bagman sich auf dem Gras neben ihnen niederließ.

»Keine Spur«, sagte Bagman unbeschwert.»Aber die wird schon wieder auftauchen. Arme alte Bertha… Gedächtnis wie ein undichter Kessel und null Orientierungssinn. Hat sich verflogen, da wette ich mit dir. Irgendwann im Oktober spaziert sie wieder ins Büro und denkt, es sei immer noch Juli.«

»Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, jemanden nach ihr suchen zu lassen?«, mahnte Mr Weasley vorsichtig, während Percy Bagman den Tee reichte.

»Barty Crouch redet auch immer davon«, sagte Bagman, und seine runden Augen weiteten sich in Unschuldsmanier,»aber im Augenblick können wir wirklich keinen entbehren. Oh – wenn man vom Teufel spricht! Barty!«

Ein Zauberer war gerade an ihrem Lagerfeuer appariert, und er hätte keinen größeren Gegensatz zu Ludo Bagman bilden können, der sich in seinem alten Wespenumhang im Gras fläzte. Barty Crouch war ein steif aufgerichteter älterer Herr in einem tadellos sitzenden Anzug mit Krawatte. Der Scheitel seines kurzen grauen Haares war fast unnatürlich gerade und sein schmaler Oberlippenbart sah aus, als würde er ihn mit dem Lineal stutzen. Seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Harry war sofort klar, warum Percy ihn vergötterte. Percy glaubte fest an die strenge Einhaltung von Vorschriften, und Mr Crouch hatte die Vorschrift, Muggelkleidung anzuziehen, so gründlich befolgt, daß er als Filialleiter einer Bank hätte durchgehen können. Harry war sich nicht sicher, ob selbst Onkel Vernon ihn durchschaut hätte.

»Setz dich ein wenig zu mir, Barty«, sagte Ludo strahlend und strich über das Gras.

»Nein danke, Ludo«, sagte Crouch, und eine Spur Ungeduld lag in seiner Stimme.»Ich hab dich überall gesucht. Die Bulgaren bestehen darauf, daß wir noch zwölf Sitze in der oberen Loge anbringen.«

»Darauf sind die also aus?«, sagte Bagman.»Ich dachte, der Typ wollte sich 'ne Pinzette ausleihen. Ziemlich starker Akzent.«

»Mr Crouch!«, sagte Percy atemlos und versank in eine Art halbe Verbeugung, bei der er wirkte wie ein Buckliger.»Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?«

»Oh«, sagte Mr Crouch und warf Percy einen milde überraschten Blick zu.»Ja – sehr aufmerksam, Weatherby.«

Fred und George prusteten in ihre Tassen. Percy, ganz rosa um die Ohren, machte sich eifrig am Kessel zu schaffen.

»Ach, und Sie würde ich auch gern kurz sprechen, Arthur«, sagte Mr Crouch und ließ seine scharfen Augen auf Mr Weasley ruhen.»Ali Bashir ist auf dem Kriegspfad. Er will ein Wörtchen mit Ihnen reden wegen Ihres Einfuhrverbots für fliegende Teppiche.«

Mr Weasley tat einen tiefen Seufzer.»Deswegen habe ich ihm doch schon vor einer Woche eine Eule geschickt. Ich hab's ihm einmal gesagt, ich hab's ihm hundertmal gesagt: Teppiche gelten gemäß der Liste Verbotener verhexbarer Gegenstände als Muggelartefakte, aber er will einfach nicht hören.«

»Da könnten Sie Recht haben«, sagte Mr Crouch und nahm eine Tasse Tee von Percy entgegen.»Er will diese Teppiche hier unbedingt einführen.«

»Nun ja, in Großbritannien werden sie die Besen nie verdrängen, oder?«, sagte Bagman.

»Ali glaubt, es gibt eine Marktnische für ein Familienfahrzeug«, sagte Mr Crouch.»Ich weiß noch, mein Vater hatte einen alten Perser, auf dem zwölf Personen Platz hatten – aber das war natürlich vor dem Verbot von Teppichen.«

Er sprach, als ob er niemanden darüber im Zweifel lassen wollte, daß all seine Vorfahren das Gesetz strikt befolgt hatten.

»Wie geht's sonst, Barty, viel zu tun?«, sagte Bagman gelassen.

»Ziemlich«, sagte Mr Crouch trocken.»Portschlüssel auf fünf Kontinente zu verteilen ist keine Kleinigkeit, Ludo.«

»Ich denke, dann sind Sie beide froh, wenn das hier vorbei ist?«, sagte Mr Weasley.

Ludo Bagman wirkte schockiert.»Froh! Ich weiß nicht, wann ich mehr Spaß hatte… immerhin, es ist ja nicht so, daß wir uns auf nichts anderes freuen könnten, oder, Barty? He? Bleibt noch viel zu organisieren, nicht wahr?«

Mr Crouch sah Bagman mit hochgezogenen Brauen an.»Wir haben uns doch geeinigt, nichts zu sagen, bevor nicht alle Einzelheiten -«

»Aah, Einzelheiten!«, sagte Bagman und verscheuchte das Wort mit einer Handbewegung wie einen Mückenschwarm.»Sie haben unterschrieben, oder? Sie haben zugestimmt? Ich wette mit dir, diese Kinder hier werden es ohnehin bald erfahren. Immerhin findet es in Hogwarts statt -«

»Ludo, wir müssen zu den Bulgaren, das weißt du doch«, sagte Mr Crouch, um Bagman abzuwürgen.»Danke für den Tee, Weatherby.«

Er schob seine unberührte Tasse Percy zu und wartete darauf, daß Ludo sich erhob: Bagman rappelte sich hoch, schluckte den Rest Tee und ließ das Gold in seinen Taschen fröhlich klimpern.

»Wir sehen uns später!«, sagte er in die Runde.»Ihr seid bei mir oben in der Ehrenloge – ich kommentiere das Spiel!«Er winkte, Barty Crouch nickte knapp und die beiden disapparierten.

»Was soll denn in Hogwarts stattfinden, Dad?«, fragte Fred auf der Stelle.»Worüber haben die gesprochen?«

»Das wirst du noch früh genug erfahren«, sagte Mr Weasley lächelnd.

»Es handelt sich so lange um eine geheime Information, bis das Ministerium beschließt, sie freizugeben«, sagte Percy steif.»Mr Crouch hatte vollkommen Recht, sie nicht preiszugeben.«

»Aaach, hält's Maul, Weatherby«, sagte Fred.

Der Nachmittag verging, und allmählich stieg die Spannung und breitete sich wie eine Wolke über dem Zeltplatz aus. Als es dämmerte, schien selbst die stille Sommerluft vor Vorfreude zu vibrieren, und als sich die Dunkelheit wie ein Vorhang über Tausende von wartenden Zauberern legte, fiel aller falsche Anschein in sich zusammen: das Ministerium beugte sich dem Unvermeidlichen und wehrte sich nicht mehr gegen die sich offensichtlich in Windeseile ausbreitende Magie.

An allen Ecken und Enden des Zeltplatzes apparierten Verkäufer mit Körben und Karren voll außergewöhnlicher Waren. Es gab leuchtende Rosetten – grün für Irland, rot für Bulgarien -, welche in kreischendem Ton die Namen der Spieler ausriefen, grüne Spitzhüte, die mit tanzenden Kleeblättern geschmückt waren, bulgarische Schals, mit wirklichen brüllenden Löwen verziert, Flaggen aus beiden Ländern, die ihre Nationalhymnen spielten, wenn man mit ihnen wedelte; kleine Modelle von Feuerblitzen, die tatsächlich flogen, und Sammelfiguren von berühmten Spielern, die einem mit stolzgeschwellter Brust über die Hand spazierten.

»Dafür hab ich den ganzen Sommer über mein Taschengeld gespart«, sagte Ron zu Harry gewandt, während sie mit Hermine durch die Reihen der Verkäufer schlenderten und Andenken kauften. Zwar kaufte sich Ron einen Hut mit tanzenden Kleeblättern und eine große grüne Rosette, doch auch eine kleine Nachbildung von Viktor Krum, dem bulgarischen Sucher. Der Mini-Krum ging auf Rons Hand hin und her und warf finstere Blicke auf die grüne Rosette über ihm.

»Irre, schau dir die an!«, sagte Harry und rannte hinüber zu einem Marktkarren, auf dem stapelweise Messingferngläser lagen, die allerdings mit vielerlei merkwürdigen Knöpfen und Zifferblättern versehen waren.

»Omnigläser«, sagte der Verkaufsmagier beflissen.»Man kann das Gesehene wiederholen… alles verlangsamen… und sie zeigen dir einen Kurzkommentar zu allen Spielzügen, wenn du ihn brauchst. Schnäppchenpreis – zehn Galleonen das Stück.«

»Hätt ich nur nicht den Kram hier gekauft«, maulte Ron, deutete auf seinen Hut mit dem tanzenden Klee und betrachtete dabei sehnsüchtig die Omnigläser.

»Drei Stück«, sagte Harry entschlossen zu dem Zauberer.

»Nein – das ist doch nicht nötig«, sagte Ron und lief rot an. Er war immer ein wenig empfindlich, wenn es darum ging, daß Harry, der ein kleines Vermögen von seinen Eltern geerbt hatte, viel mehr Geld hatte als er.

»Dafür kriegst du nichts zu Weihnachten«, antwortete Harry und drückte Ron und Hermine je ein Omniglas in die Hände.»Und das zehn Jahre lang.«

»Ist mir recht«, sagte Ron grinsend.

»Oooh, danke, Harry«, sagte Hermine.»Und ich besorg uns ein paar Programme, seht mal -«

Mit beträchtlich leichteren Geldbeuteln gingen sie zurück zu den Zelten. Auch Bill, Charlie und Ginny hatten grüne Rosetten vorzuzeigen und Mr Weasley trug eine irische Flagge. Fred und George hatten keine Souvenirs, da sie ihr ganzes Geld Bagman gegeben hatten.

Dann drang von irgendwo jenseits des Waldes ein tiefer, dröhnender Gong zu ihnen herüber, und plötzlich flammten auf den Bäumen grüne und rote Laternen auf und tauchten den Weg zum Spielfeld in ihr Licht.

»Es ist so weit!«, sagte Mr Weasley, genauso begeistert wie alle anderen.»Kommt, wir gehen!«