"Harry Potter und der Gefangene von Askaban" - читать интересную книгу автора (Rowling Joanne K.)Im Tropfenden Kessel Harry brauchte einige Tage, um sich an seine neue Freiheit zu gewöhnen. Nie zuvor hatte er aufstehen oder liegen bleiben können, wie ihm gerade zumute war, oder essen können, worauf er gerade Lust hatte. Er konnte sogar gehen, wohin er wollte, solange er in der Winkelgasse blieb, und auf dieser langen Pflasterstraße reihten sich die verlockendsten Zauberläden der Welt aneinander. So kam es Harry gar nicht in den Sinn, ~ sein Versprechen gegenüber Fudge zu brechen und irgendwelche Ausflüge in die Welt der Muggel zu unternehmen. Beim allmorgendlichen Frühstück im Tropfenden Kessel beobachtete Harry mit Vorliebe die anderen Gäste: komische kleine Hexen vom Land, die für einen Tag zum Einkaufsbummel gekommen waren; altehrwürdige Zauberer, die sich über den jüngsten Aufsatz in Verwandlung Heute stritten; wild aus den Augen stierende Hexenmeister, rauflustige Zwerge und einmal sogar ein Wesen, das irgendwie verdächtig aussah und aus seinem dicken wollenen Kopfschützer heraus einen Teller voll roher Leber bestellte. Nach dem Frühstück ging Harry hinaus auf den Hinterhof, zückte den Zauberstab, tippte gegen den dritten Backstein von links über dem Mülleimer und trat einen Schritt zurück. Die Mauer öffnete sich und gab den Durchgang zur Winkelgasse frei. Harry verbrachte die langen, sonnigen Tage damit, in den Läden zu stöbern und unter den grellbunten Sonnenschirmen der Straßencafes Eis zu essen, wo die anderen Gäste sich ihre Anschaffungen zeigten (»Das'n Lunaskop, Alter, kein Rumgemurkse mehr mit Mondtabellen, verstehste?«) oder sich über den Fall Sirius Black unterhielten (»Ich würde meine Kinder nicht mehr allein rauslassen, bis er wieder in Askaban sitzt«). Harry mußte seine Hausaufgaben nicht mehr beim Licht einer Taschenlampe unter der Bettdecke erledigen; jetzt konnte er im strahlenden Sonnenschein vor Florean Fortescues Eissalon sitzen und seine sämtlichen Aufsätze mit gelegentlicher Hilfe von Florean Fortescue persönlich fertig schreiben, der, abgesehen davon, daß er eine Menge über mittelalterliche Hexenverbrennungen wußte, Harry alle halbe Stunde einen neuen Fruchteisbecher schenkte. Sobald Harry einmal seinen Geldbeutel mit goldenen Galleonen, silbernen Sickeln und bronzenen Knuts aus seinem Verlies bei Gringotts aufgefüllt hatte, mußte er sich mächtig am Riemen reißen, um das ganze Geld nicht auf einen Schlag auszugeben. Er mußte sich ständig daran erinnern, daß er noch fünf Jahre Hogwarts vor sich hatte und wie er sich fühlen würde, wenn er die Dursleys um Geld für Zauberbücher bitten müßte – alles, um sich davon abzuhalten, ein Set hübscher, massiv goldener Gobsteine zu kaufen (ein Zauberspiel, ähnlich wie Murmeln, bei dem die Steine eine eklig riechende Flüssigkeit in das Gesicht des gegnerischen Spielers spritzten, wenn sie einen Punkt verloren). Beinahe schwach geworden wäre er auch bei dem vollkommen beweglichen Modell der Galaxie in einer großen gläsernen Kugel, das ihm jede weitere Astronomiestunde erspart hätte. Doch eine Woche nach seiner Ankunft im Tropfenden Kessel tauchte etwas in seinem Lieblingsladen Qualität für Quidditch auf, das seine Entschlossenheit hart auf die Probe stellte. Neugierig geworden durch den Menschenauflauf im Laden drängelte Harry hinein und quetschte sich zwischen den aufgeregten Hexen und Zauberern durch bis vor ein eigens errichtetes kleines Podest, auf dem der herrlichste Rennbesen ausgestellt war, den er je gesehen hatte. »Ganz neu rausgekommen, ein Prototyp -«, erklärte ein Zauberer mit vierkantigem Kiefer seinem Begleiter. »Das ist der schnellste Besen der Welt, stimmt doch, Paps?«, quiekte ein kleiner Junge, der vom Arm seines Vaters herunterbaumelte. »Die Irischen Internationalen haben gerade sieben dieser Schönheiten bestellt!«, verkündete der Ladenbesitzer der Menge. »Und sie sind Favoriten für die Weltmeisterschaft!« Eine große Hexe vor Harry trat zur Seite, und jetzt konnte er das Schild neben dem Besen lesen: |
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