"Harry Potter und der Halbblutprinz" - читать интересную книгу автора (Rowling Joanne K.)

Joanne K. Rowling
Harry Potter und der Halbblutprinz

Mackenzie, meiner schönen Tochter, widme ich ihren Zwilling aus Tinte und Papier

Der andere Minister

Es ging auf Mitternacht zu, der Premierminister saß allein in seinem Büro und las einen langen Bericht, der ihm durch den Kopf strich, ohne den geringsten Sinn zu hinterlassen. Er wartete auf den Anruf des Präsidenten eines fernen Landes, und während er überlegte, wann der elende Mensch sich endlich melden würde, und zugleich unangenehme Erinnerungen an eine sehr lange, ermüdende und schwierige Woche zu unterdrücken suchte, konnte er kaum noch an etwas anderes denken. Je stärker der Premierminister sich auf den Text der Seite vor sich zu konzentrieren versuchte, desto deutlicher konnte er das hämisch grinsende Gesicht eines seiner politischen Gegner sehen. Ausgerechnet dieser Gegner war gerade am heutigen Tag in den Nachrichten aufgetreten und hatte nicht nur die schrecklichen Dinge aufgezählt, die in der vergangenen Woche geschehen waren (als müsste irgendjemand daran erinnert werden), sondern auch noch erläutert, warum an ausnahmslos allen Vorfällen die Regierung schuld sei.

Der Puls des Premierministers beschleunigte sich allein beim Gedanken an diese Vorwürfe, denn sie waren weder fair noch trafen sie zu. Wie um alles in der Welt hätte seine Regierung verhindern sollen, dass diese Brücke zusammenbrach? Es war empörend, dass überhaupt jemand unterstellte, man würde nicht genug für den Brückenbau ausgeben. Die Brücke war kaum zehn Jahre alt, und die besten Fachleute wussten sich nicht im Mindesten zu erklären, warum sie mitten entzweigebrochen war und ein Dutzend Autos in die feuchten Tiefen des Flusses unter sich gestürzt hatte. Und wie konnte es jemand wagen, zu behaupten, der Mangel an Polizisten hätte zu diesen beiden sehr hässlichen und weithin publik gemachten Morden geführt? Oder dass die Regierung den außergewöhnlichen Hurrikan in den südwestlichen Grafschaften irgendwie hätte vorhersehen müssen, der so viele Menschen und ihr Hab und Gut geschädigt hatte? Und war es sein Fehler, dass einer seiner Juniorminister, Herbert Chorley, sich ausgerechnet in dieser Woche so seltsam aufgeführt hatte, dass er nun bald viel mehr Zeit mit seiner Familie verbringen würde?

»Eine düstere Stimmung hat das Land erfasst«, hatte sein Gegner zum Schluss gesagt und sein breites Grinsen dabei kaum verborgen.

Und leider traf dies vollkommen zu. Der Premierminister spürte es selbst; die Menschen schienen tatsächlich unglücklicher als sonst. Sogar das Wetter war trostlos; so viel kalter Nebel mitten im Juli … etwas stimmte nicht, das war nicht normal …

Er blätterte die zweite Seite des Berichts um, sah, wie lange er noch weiterging, und gab resigniert auf. Er streckte die Arme über den Kopf und schaute sich traurig in seinem Büro um. Es war ein schöner Raum, mit einem gediegenen Marmorkamin gegenüber hohen Schiebefenstern, die wegen der für die Jahreszeit ungewöhnlichen Kälte fest geschlossen waren. Mit einem leichten Schaudern stand der Premierminister auf, trat hinüber zu den Fenstern und sah hinaus in den feinen Nebel, der sich gegen die Scheibe drückte. In diesem Moment, während er dem Raum den Rücken zukehrte, hörte er hinter sich ein leises Husten.

Er erstarrte, Nase an Nase mit seinem erschrocken wirkenden Spiegelbild in der dunklen Scheibe. Er kannte dieses Husten. Er hatte es schon einmal gehört. Er drehte sich ganz langsam dem leeren Zimmer zu.

»Hallo?«, sagte er und bemühte sich, mutiger zu klingen, als er sich fühlte.

Einen kurzen Moment gab er sich der aberwitzigen Hoffnung hin, niemand würde ihm antworten. Doch prompt ertönte eine Stimme, eine forsche, schneidige Stimme, die so klang, als würde sie eine vorbereitete schriftliche Stellungnahme verlesen. Die Stimme kam – wie der Premierminister schon seit dem ersten Husten wusste – von dem froschartigen Männchen mit der langen silbernen Perücke, das auf einem kleinen schäbigen Ölgemälde auf der anderen Seite des Zimmers abgebildet war.

»An den Premierminister der Muggel. Treffen dringend erforderlich. Erbitte sofortige Antwort. Gruß, Fudge.« Der Mann in dem Gemälde sah den Premierminister fragend an.

»Ähm«, sagte der Premierminister, »hören Sie … das passt mir gerade gar nicht … Ich erwarte einen Anruf, verstehen Sie … des Präsidenten von – «

»Der lässt sich verschieben«, sagte das Porträt sofort. Dem Premierminister sank der Mut. Das hatte er befürchtet.

»Aber ich wollte wirklich lieber mit – «

»Wir werden dafür sorgen, dass der Präsident den Anruf vergisst. Er wird stattdessen morgen Abend anrufen«, sagte der kleine Mann. »Bitte geben Sie Mr Fudge unverzüglich Antwort.«

»Ich … oh … nun gut«, sagte der Premierminister matt. »Einverstanden, ich werde Fudge empfangen.«

Er eilte zurück an seinen Schreibtisch und rückte dabei seine Krawatte zurecht. Kaum hatte er seinen Platz wieder eingenommen und seinen Gesichtszügen einen, wie er hoffte, entspannten und gefassten Ausdruck verliehen, als hellgrüne Flammen in dem leeren Rost unter dem marmornen Kaminsims aufloderten. Darauf bedacht, sich keinerlei Überraschung oder Besorgnis anmerken zu lassen, beobachtete er, wie ein stattlicher Mann in den Flammen erschien, der schnell wie ein Kreisel rotierte. Sekunden später war er herausgestiegen auf einen ziemlich edlen alten Teppich und streifte sich Asche von den Ärmeln seines langen Nadelstreifenumhangs, einen limonengrünen Bowler in der Hand.

»Ah … Premierminister«, sagte Cornelius Fudge und schritt mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Schön, Sie wiederzusehen.«

Der Premierminister konnte diese Höflichkeit nicht ehrlich erwidern und sagte deshalb überhaupt nichts. Es freute ihn keineswegs, Fudge zu sehen, dessen gelegentliches Auftauchen an sich schon ausgesprochen beunruhigend war und meistens bedeutete, dass ihn sehr schlechte Nachrichten erwarteten. Überdies sah Fudge eindeutig verhärmt aus. Er war dünner, kahler und grauer geworden, und sein Gesicht machte einen zerknitterten Eindruck. Der Premierminister hatte schon manche Politiker erlebt, die so aussahen, und es hatte nie etwas Gutes verheißen.

»Wie kann ich Ihnen helfen?«, sagte er, schüttelte Fudge ganz kurz die Hand und wies auf den härtesten Stuhl vor seinem Schreibtisch.

»Weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll«, murmelte Fudge, zog den Stuhl heran, setzte sich und legte den grünen Bowler auf seine Knie. »Was für eine Woche, was für eine Woche …«

»Ihre war also auch schlecht?«, fragte der Premierminister steif und hoffte damit zum Ausdruck zu bringen, er habe auch ohne Fudges Zutun schon genug am Hals.

»Ja, natürlich«, sagte Fudge, rieb sich erschöpft die Augen und blickte den Premierminister verdrießlich an. »Ich hatte die gleiche Woche wie Sie, Premierminister. Die Brockdale-Brücke … die Morde an Bones und Vance … ganz zu schweigen von dem Chaos im Südwesten …«

»Sie – ähm – Sie – ich meine, Ihre Leute waren – zum Teil verwickelt in diese – diese Vorfälle, ja?«

Fudge fixierte den Premierminister mit einem ziemlich strengen Blick. »Natürlich waren sie das«, sagte er. »Ihnen ist sicher bewusst, was da vor sich geht?«

»Ich …«, zögerte der Premierminister.

Genau diese Art von Auftreten war es, weswegen er Fudges Besuche so hasste. Immerhin war er der Premierminister und schätzte es nicht, wenn man ihm das Gefühl vermittelte, ein ahnungsloser Schuljunge zu sein. Doch so war es schon immer gewesen, seit seinem allerersten Treffen mit Fudge an seinem allerersten Abend als Premierminister. Er erinnerte sich daran, als ob es gestern gewesen wäre, und wusste, dass es ihn bis an sein Lebensende verfolgen würde.

Er hatte allein in ebendiesem Büro gestanden und den Triumph ausgekostet, den er nach so vielen Jahren des Träumens und Intrigierens errungen hatte, als er ein Husten hinter sich hörte, genau wie heute Abend, worauf er sich umwandte und bemerkte, dass das hässliche kleine Porträt zu ihm sprach. Es verkündete, der Zaubereiminister werde in Kürze eintreffen und sich vorstellen.

Natürlich hatte er geglaubt, er wäre durch den langen Wahlkampf und die damit verbundene Anstrengung verrückt geworden. Es hatte ihn abgrundtief entsetzt, dass ein Porträt zu ihm sprach, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was er empfand, als ein selbst ernannter Zauberer aus dem Kamin gehüpft kam und ihm die Hand schüttelte. Er hatte stumm zugehört, als Fudge ihm freundlich erklärte, dass es immer noch Hexen und Zauberer gebe, die überall auf der Welt im Geheimen lebten, und ihm mehrfach versicherte, er solle sich darüber nicht den Kopf zerbrechen, denn das Zaubereiministerium trage die Verantwortung für die ganze magische Gemeinschaft und werde verhindern, dass die nichtmagische Bevölkerung Wind von ihr bekomme. Dies sei, so Fudge, eine schwierige Arbeit, die allerlei umfasse, angefangen bei den Vorschriften zum verantwortungsvollen Gebrauch von Besen bis hin zur Kontrolle der Drachenpopulation (dem Premierminister fiel ein, dass er sich an dieser Stelle Halt suchend am Schreibtisch festgeklammert hatte). Fudge hatte dem immer noch sprachlosen Premierminister daraufhin väterlich auf die Schulter geklopft.

»Keine Sorge«, hatte er gesagt, »wahrscheinlich werden Sie mich nie Wiedersehen. Ich werde Sie nur belästigen, wenn bei uns etwas wirklich Ernstes vorfällt, etwas, das aller Voraussicht nach die Muggel beeinträchtigen wird – die nichtmagische Bevölkerung, sollte ich besser sagen. Ansonsten heißt es leben und leben lassen. Und ich muss sagen, Sie nehmen das viel besser auf als Ihr Vorgänger. Der hat versucht, mich aus dem Fenster zu werfen, dachte, ich wäre ein übler Scherz, den die Opposition ausgeheckt hat.«

Da hatte der Premierminister seine Stimme endlich wiedergefunden.

»Sie – Sie sind also kein Scherz?«

Es war seine letzte, verzweifelte Hoffnung gewesen.

»Nein«, sagte Fudge liebenswürdig. »Nein, ich fürchte, nicht. Sehen Sie.«

Und er hatte die Teetasse des Premierministers in eine Rennmaus verwandelt.

»Aber«, sagte der Premierminister atemlos, während er zusah, wie seine Teetasse eine Ecke seiner nächsten Rede annagte, »aber warum – hat mir keiner gesagt –?«

»Der Zaubereiminister oder die Zaubereiministerin zeigt sich nur dem jeweils amtierenden Premierminister der Muggel«, erwiderte Fudge und steckte seinen Zauberstab in sein Jackett zurück. »Wir halten dies für den besten Weg, die Geheimhaltung zu wahren.«

»Aber«, jammerte der Premierminister, »warum hat mich dann keiner meiner Vorgänger darauf hingewiesen –?«

Da hatte Fudge tatsächlich gelacht.

»Mein lieber Premierminister, werden Sie es jemals irgendjemandem sagen?«

Noch immer glucksend vor Lachen, hatte Fudge etwas Pulver in den Kamin geworfen, war in die smaragdgrünen Flammen gestiegen und mit einem zischenden Geräusch verschwunden. Der Premierminister hatte völlig reglos dagestanden, und ihm war klar geworden, dass er es sein Leben lang nicht wagen würde, diese Begegnung auch nur einer Menschenseele gegenüber zu erwähnen, denn wer auf der ganzen weiten Welt würde ihm glauben?

Es hatte eine kleine Weile gedauert, bis der Schock nachließ. Eine Zeit lang hatte er versucht sich einzureden, dass Fudge tatsächlich eine Halluzination gewesen war, verursacht durch den Schlafmangel während seines zermürbenden Wahlkampfs. Vergeblich bemühte er sich alle Erinnerungen an diese unangenehme Begegnung loszuwerden: Er schenkte die Rennmaus seiner entzückten Nichte und wies seinen Privatsekretär an, das Porträt des hässlichen kleinen Mannes, der Fudges Eintreffen angekündigt hatte, von der Wand zu nehmen. Zum Entsetzen des Premierministers stellte sich jedoch heraus, dass man das Porträt nicht entfernen konnte. Nachdem mehrere Schreiner, ein oder zwei Bauarbeiter, ein Kunsthistoriker und der Finanzminister allesamt erfolglos versucht hatten, es von der Wand zu stemmen, gab der Premierminister die Sache auf und beschloss, einfach darauf zu hoffen, dass das Ding für den Rest seiner Amtszeit reglos und stumm blieb. Gelegentlich hätte er schwören können, aus dem Augenwinkel zu sehen, wie der Bewohner des Gemäldes gähnte oder sich an der Nase kratzte, das eine oder andere Mal sogar einfach aus seinem Rahmen herausspazierte und nichts als ein Stück schlammbrauner Leinwand zurückließ. Doch hatte er sich angewöhnt, das Bild nicht allzu häufig anzuschauen und sich immer fest einzureden, seine Augen würden ihm einen Streich spielen, wenn so etwas geschah.

Vor drei Jahren dann, an einem ganz ähnlichen Abend wie heute, war der Premierminister allein in seinem Büro gewesen, als das Porträt erneut das baldige Eintreffen von Fudge angekündigt hatte, der daraufhin aus dem Kamin gestürzt war, klitschnass und in beträchtlicher Panik. Ehe der Premierminister fragen konnte, warum er den ganzen Axminsterteppich voll tropfe, hatte Fudge schon angefangen, über ein Gefängnis zu faseln, von dem der Premierminister noch nie gehört hatte, über einen Mann namens »Serious« Black, über etwas, das wie Hogwarts klang, und über einen Jungen, der Harry Potter hieß, und nichts davon konnte der Premierminister auch nur im Entferntesten verstehen.

»… Ich komme gerade aus Askaban«, hatte Fudge gekeucht und eine Unmenge Wasser aus der Krempe seines Bowlers in seine Tasche gekippt. »Mitten in der Nordsee, wissen Sie, schrecklicher Flug … die Dementoren sind in Aufruhr «, er schauderte, »bei denen ist noch nie ein Ausbruch vorgekommen. Wie auch immer, ich musste Sie aufsuchen, Premierminister. Black ist ein bekannter Muggelmörder und plant womöglich, sich wieder Du-weißt-schon-wem anzuschließen … aber natürlich, Sie wissen ja nicht mal, wer Du-weißt-schon-wer ist!« Er starrte den Premierminister einen Moment lang mutlos an, dann sagte er: »Nun, nehmen Sie Platz, nehmen Sie Platz, ich werde Ihnen am besten alles erklären … trinken Sie einen Whisky …«

Der Premierminister hatte sich ziemlich darüber geärgert, dass man ihn in seinem eigenen Büro aufforderte, Platz zu nehmen, und ihm obendrein noch seinen eigenen Whisky anbot, aber er setzte sich trotzdem. Fudge hatte seinen Zauberstab gezückt, zwei große Gläser voll bernsteinfarbener Flüssigkeit aus dem Nichts herbeigezaubert, eines davon dem Premierminister in die Hand geschoben und sich einen Stuhl herangezogen.

Fudge hatte länger als eine Stunde geredet. Einmal hatte er es nicht über sich gebracht, einen bestimmten Namen laut auszusprechen, und ihn stattdessen auf ein Stück Pergament geschrieben, das er dem Premierminister in die Hand ohne Whisky gedrückt hatte. Als Fudge endlich aufgestanden war, um zu gehen, war auch der Premierminister aufgestanden.

»Sie glauben also, dass …«, er hatte auf den Namen in seiner linken Hand hinuntergeschielt, »Lord Vol-«

»Er, dessen Name nicht genannt werden darf!«, knurrte Fudge wütend.

»Verzeihung … Sie glauben, dass Er, dessen Name nicht genannt werden darf, noch am Leben ist, richtig?«

»Nun, Dumbledore behauptet das«, sagte Fudge, während er seinen Nadelstreifenumhang unter dem Kinn festzurrte, »aber wir haben ihn nie gefunden. Wenn Sie mich fragen, ist er ungefährlich, solange er keine Unterstützung hat, daher sollten wir eher wegen Black beunruhigt sein. Sie werden diese Warnung also rausgeben? Bestens. Nun, ich hoffe, wir sehen uns nie wieder, Premierminister! Gute Nacht.«

Aber sie hatten sich wiedergesehen. Kaum ein Jahr später war ein zermürbt wirkender Fudge aus heiterem Himmel im Kabinettsaal erschienen, um dem Premierminister mitzuteilen, dass es bei der Weltmeisterschaft im Kwidditsch (oder zumindest hatte es so geklungen) einen Zwischenfall gegeben habe und dass mehrere Muggel darin »verwickelt« gewesen seien, doch der Premierminister solle sich keine Sorgen machen, die Tatsache, dass das Mal von Du-weißt-schon-wem wieder gesichtet worden sei, habe nichts zu bedeuten; Fudge war sicher, dass es sich um ein einmaliges Vorkommnis handle, und das Muggelverbindungsbüro sei gegenwärtig dabei, sämtliche Gedächtnismodifizierungen vorzunehmen.

»Oh, und was ich fast vergessen hätte«, hatte Fudge hinzugefügt. »Wir importieren gerade drei ausländische Drachen und eine Sphinx für das Trimagische Turnier, reine Formsache, aber die Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe sagt mir, dass wir Sie laut Vorschrift informieren müssen, wenn wir hochgefährliche Geschöpfe ins Land holen.«

»Ich – was – Drachen?«, stotterte der Premierminister.

»Ja, drei Stück«, sagte Fudge. »Und eine Sphinx. Also dann, einen schönen Tag noch.«

Der Premierminister hatte sich an die Hoffnung geklammert, nach Drachen und Sphinxen könne es nicht mehr schlimmer kommen, aber nein. Kaum zwei Jahre später war Fudge schon wieder aus dem Feuer geplatzt, diesmal mit der Nachricht, es habe einen Massenausbruch aus Askaban gegeben.

»Einen Massenausbruch?«, hatte der Premierminister heiser wiederholt.

»Kein Grund zur Sorge, kein Grund zur Sorge!«, hatte Fudge, mit einem Fuß schon in den Flammen, gerufen. »Die haben wir im Nu wieder gefasst – dachte nur, Sie sollten es wissen!«

Und ehe der Premierminister »Halt, warten Sie einen Moment!« rufen konnte, war Fudge in einem grünen Funkenregen verschwunden.

Was immer die Presse und die Opposition behaupten mochten, der Premierminister war kein dummer Mensch. Es war seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass sie sich trotz Fudges Beteuerungen bei ihrem ersten Treffen inzwischen recht häufig sahen, und auch nicht, dass Fudge mit jedem Besuch nervöser wurde. Zwar dachte der Premierminister nicht besonders gerne über den Zaubereiminister nach (oder, wie er Fudge insgeheim immer nannte, den anderen Minister), doch musste er wohl befürchten, dass Fudge, wenn er das nächste Mal erschien, noch schrecklichere Nachrichten bringen würde. Deshalb war der Anblick, wie Fudge erneut aus dem Feuer trat, zerzaust und gereizt und ernsthaft überrascht, dass der Premierminister nicht genau wusste, warum er hier war, so ziemlich das Schlimmste, was im Verlauf dieser äußerst düsteren Woche passiert war.

»Woher sollte ich wissen, was in der – ähm – magischen Gemeinschaft vor sich geht?«, blaffte der Premierminister jetzt. »Ich habe ein Land zu führen und im Moment wahrhaft genug Sorgen, ohne – «

»Wir haben die gleichen Sorgen«, unterbrach ihn Fudge. »Die Brockdale-Brücke war nicht abgenutzt. Das war kein richtiger Hurrikan. Diese Morde waren nicht das Werk von Muggeln. Und Herbert Chorleys Familie wäre sicherer ohne ihn. Wir treffen im Augenblick Vorbereitungen, ihn ins St.-Mungo-Hospital für Magische Krankheiten und Verletzungen zu verlegen. Die Überführung soll heute Nacht stattfinden.«

»Was wollen Sie … ich fürchte, ich … was?«, polterte der Premierminister.

Fudge machte einen langen, tiefen Atemzug und sagte: »Premierminister, ich bedaure sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass er zurück ist. Er, dessen Name nicht genannt werden darf, ist zurück.«

»Zurück? Wenn Sie ›zurück‹ sagen … lebt er? Ich meine – «

Der Premierminister zermarterte sich den Kopf nach Einzelheiten jener schrecklichen Unterhaltung vor drei Jahren, als Fudge ihm von dem Zauberer erzählt hatte, der mehr als alle anderen gefürchtet wurde, dem Zauberer, der tausend grausame Verbrechen begangen hatte, ehe er fünfzehn Jahre zuvor auf mysteriöse Weise verschwunden war.

»Ja, er lebt«, sagte Fudge. »Das heißt – ich weiß nicht – lebt ein Mensch, wenn er nicht getötet werden kann? Ich verstehe es nicht ganz, und Dumbledore will es mir nicht richtig erklären – aber wie auch immer, fest steht, dass er einen Körper besitzt und herumläuft und redet und tötet, also gehe ich davon aus, was unser Gespräch hier anbelangt – ja, er lebt.«

Der Premierminister wusste nicht, was er dazu sagen sollte, doch seine hartnäckige Gewohnheit, über jedes angesprochene Thema wohl informiert wirken zu wollen, bewog ihn, sich alle Details in Erinnerung zu rufen, die er von ihren früheren Unterhaltungen noch im Gedächtnis hatte.

»Ist Serious Black bei – ähm – Ihm, dessen Name nicht genannt werden darf?«

»Black? Black?«, sagte Fudge zerstreut und drehte seinen Bowler rasch zwischen den Fingern. »Sirius Black, meinen Sie? Beim Barte des Merlin, nein. Black ist tot. Hat sich herausgestellt, dass wir uns – ähm – in Black geirrt haben. Er war am Ende doch unschuldig. Und mit Ihm, dessen Name nicht genannt werden darf, steckte er auch nicht unter einer Decke. Ich meine«, fügte er sich verteidigend hinzu und ließ den Bowler noch schneller kreisen, »alle Beweise deuteten darauf hin – wir hatten über fünfzig Augenzeugen –, aber egal, wie schon gesagt, er ist tot. Wurde ermordet, um genau zu sein. In den Räumen des Zaubereiministeriums. Es wird sogar eine Ermittlung geben …«

Zu seiner großen Überraschung spürte der Premierminister in diesem Augenblick jäh eine Art Mitleid mit Fudge in sich aufwallen. Doch es verlosch gleich wieder, als er in einem Anflug von Selbstgefälligkeit daran dachte, dass er zwar auf dem Gebiet des Materialisierens aus Kaminen nicht mithalten konnte, dass aber nie ein Mord in einem Ministerium passiert war, das seiner Verantwortung unterlag … noch nicht jedenfalls …

Während der Premierminister verstohlen das Holz seines Schreibtischs berührte, fuhr Fudge fort: »Aber Black ist jetzt passé. Die Sache ist die, wir befinden uns in einem Krieg, Premierminister, und wir müssen Maßnahmen ergreifen.«

»In einem Krieg?«, wiederholte der Premierminister nervös. »Ist das nicht ein wenig übertrieben?«

»Er, dessen Name nicht genannt werden darf, hat inzwischen seine Anhänger um sich geschart, die im Januar aus Askaban geflohen sind«, sagte Fudge, der nun immer schneller sprach und seinen Bowler so rasch herumwirbeln ließ, dass er nur noch eine limonengrüne Schliere war. »Seit sie aus ihrem Versteck gekommen sind, verbreiten sie Angst und Schrecken. Die Brockdale-Brücke – das war er, Premierminister, er hat mit einem Massenmord an Muggeln gedroht, wenn ich ihm den Weg nicht frei mache und – «

»Unfassbar! Also ist es Ihre Schuld, dass diese Menschen umgekommen sind und ich Fragen über verrostete Spannseile und korrodierte Dehnungsfugen und was weiß ich noch beantworten muss!«, erwiderte der Premierminister wütend.

»Meine Schuld!«, sagte Fudge und wurde rot im Gesicht. »Wollen Sie etwa sagen, Sie hätten bei einer derartigen Erpressung klein beigegeben?«

»Möglicherweise nicht«, sagte der Premierminister, erhob sich und schritt im Raum umher, »aber ich hätte all meine Kräfte darauf verwandt, den Erpresser zu fangen, ehe er eine solche Gräueltat verübt!«

»Glauben Sie wirklich, ich hätte nicht bereits jede Anstrengung unternommen?«, entgegnete Fudge erhitzt. »Sämtliche Auroren des Ministeriums haben versucht – und versuchen immer noch – ihn zu finden und seine Anhänger auszuheben, aber wir reden hier zufällig über einen der mächtigsten Zauberer aller Zeiten, einen Zauberer, der fast drei Jahrzehnte lang einer Gefangennahme entkommen ist!«

»Sie werden mir also vermutlich sagen, dass er auch den Hurrikan im Südwesten des Landes verursacht hat?«, bemerkte der Premierminister, der mit jedem Schritt, den er machte, immer wütender wurde. Es war zum Verzweifeln, da hatte er die Ursache all dieser schrecklichen Katastrophen entdeckt und konnte sie nicht in der Öffentlichkeit verkünden; das war fast noch schlimmer, als wenn doch die Regierung daran schuld gewesen wäre.

»Es war kein Hurrikan«, sagte Fudge unglücklich.

»Ich bitte Sie!«, bellte der Premierminister und stampfte nun heftig auf und ab. »Entwurzelte Bäume, abgedeckte Dächer, umgeknickte Laternenpfähle, fürchterliche Verletzungen – «

»Das waren die Todesser«, sagte Fudge. »Die Anhänger des Unnennbaren. Und … und wir vermuten, dass auch Riesen beteiligt waren.«

Der Premierminister blieb abrupt stehen, als ob er gegen eine unsichtbare Wand geprallt wäre.

»Wer soll beteiligt gewesen sein?«

Fudge verzog das Gesicht. »Das letzte Mal hat er Riesen eingesetzt, als er große Wirkung erzielen wollte. Das Desinformationsbüro arbeitet bereits rund um die Uhr, wir hatten Vergissmich-Teams im Einsatz, die versucht haben, die Gedächtnisse aller Muggel zu verändern, die gesehen haben, was wirklich passiert ist, fast unsere gesamte Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe rennt in Somerset herum, aber wir können den Riesen nicht finden – es ist eine Katastrophe.«

»Was Sie nicht sagen!«, erwiderte der Premierminister wütend.

»Ich will nicht bestreiten, dass die Stimmung im Ministerium ziemlich schlecht ist«, sagte Fudge. »Erst diese ganze Geschichte, und dann haben wir auch noch Amelia Bones verloren.«

»Wen verloren?«

»Amelia Bones. Leiterin der Abteilung für Magische Strafverfolgung. Wir glauben, Er, dessen Name nicht genannt werden darf, könnte sie selbst ermordet haben, weil sie eine sehr begabte Hexe war und – und alles darauf hindeutete, dass sie sich mit ihrem Mörder einen richtigen Kampf geliefert hat.«

Fudge räusperte sich und musste sich offenbar zwingen damit aufzuhören, den Bowler im Kreis herumzudrehen.

»Aber dieser Mord ging durch die Zeitungen«, sagte der Premierminister, einen Moment lang von seiner Wut abgelenkt. »Durch unsere Zeitungen. Amelia Bones … es hieß nur, sie sei eine Frau mittleren Alters gewesen, die allein gelebt habe. Es war ein – ein grausiger Mord, nicht wahr? Er hat ziemliches Aufsehen erregt. Die Polizei steht vor einem Rätsel, wissen Sie.«

Fudge seufzte. »Nun, das ist kein Wunder. Sie wurde in einem Raum umgebracht, der von innen verschlossen war, nicht wahr? Wir hingegen wissen genau, wer es getan hat, auch wenn uns das nicht weiterhilft, ihn zu fangen. Und dann war da noch Emmeline Vance, möglicherweise haben Sie nichts davon gehört.«

»O doch, das habe ich sehr wohl!«, sagte der Premierminister. »Es ist zufällig gerade hier um die Ecke passiert. Das war ein gefundenes Fressen für die Zeitungen: Untergang von Recht und Ordnung im Hinterhof des Premierministers - «

»Und als ob das alles nicht genug wäre«, sagte Fudge, der dem Premierminister kaum zuhörte, »wimmelt es auch noch überall von Dementoren, die wahllos Leute überfallen …«

In glücklicheren Tagen wäre dieser Satz dem Premierminister unverständlich gewesen, doch inzwischen war er klüger geworden.

»Ich dachte, die Dementoren bewachen die Gefangenen von Askaban?«, sagte er vorsichtig.

»Das war früher so«, antwortete Fudge matt. »Aber heute nicht mehr. Sie haben das Gefängnis verlassen und sich Ihm, dessen Name nicht genannt werden darf, angeschlossen. Ein schwerer Schlag, das will ich nicht leugnen.«

»Aber«, sagte der Premierminister und ihm dämmerte etwas Grauenvolles, »haben Sie nicht gesagt, dass das die Wesen sind, die Hoffnung und Glück aus den Menschen heraussaugen?«

»Richtig. Und sie brüten Nachkommen aus. Das verursacht diesen ganzen Nebel.«

Der Premierminister sank mit weichen Knien auf den nächsten Stuhl. Bei der Vorstellung, unsichtbare Wesen schwebten durch Stadt und Land und verbreiteten Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit unter seinen Wählern, wurde ihm ganz schwach zumute.

»Nun hören Sie mal, Fudge – Sie müssen etwas unternehmen! Sie als Zaubereiminister tragen die Verantwortung!«

»Mein lieber Premierminister, Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich nach alldem immer noch Zaubereiminister bin? Ich wurde vor drei Tagen entlassen! Die gesamte Zauberergemeinschaft hat zwei Wochen lang lauthals meinen Rücktritt verlangt. So einig habe ich sie in meiner ganzen Amtszeit nicht erlebt!«, sagte Fudge und versuchte tapfer, ein Lächeln zustande zu bringen.

Dem Premierminister fehlten vorübergehend die Worte. Trotz seiner Entrüstung über die Lage, in die er versetzt worden war, empfand er immer noch einiges Mitgefühl für den abgezehrt wirkenden Mann, der ihm gegenübersaß.

»Es tut mir sehr Leid«, sagte er schließlich. »Gibt es etwas, das ich tun kann?«

»Das ist sehr freundlich von Ihnen, Premierminister, aber ich wüsste nicht, was. Man hat mich heute Abend hierher geschickt, um Sie über die jüngsten Ereignisse zu informieren und Sie meinem Nachfolger vorzustellen. Ich dachte eigentlich, er müsste inzwischen hier sein, aber natürlich ist er im Augenblick, da so viel passiert, sehr beschäftigt.«

Fudge blickte sich zu dem Porträt des hässlichen kleinen Mannes mit der langen silbernen Lockenperücke um, der mit der Spitze eines Federkiels in seinem Ohr bohrte.

Das Porträt erwiderte Fudges Blick und sagte: »Er wird gleich da sein, er schreibt nur noch einen Brief an Dumbledore zu Ende.«

»Da wünsche ich ihm viel Glück«, sagte Fudge und klang zum ersten Mal bitter. »Ich habe Dumbledore in den letzten beiden Wochen zweimal täglich geschrieben, aber er rührt sich nicht von der Stelle. Wenn er nur bereit gewesen wäre, den Jungen zu überreden, dann wäre ich vielleicht nach wie vor … Nun, vielleicht hat Scrimgeour mehr Erfolg.«

Fudge verfiel in ein offensichtlich gekränktes Schweigen, doch es wurde fast im selben Moment von dem Porträt unterbrochen, das sich plötzlich mit seiner forschen, offiziellen Stimme zu Wort meldete.

»An den Premierminister der Muggel. Treffen erbeten. Dringend. Bitte sofortige Antwort. Rufus Scrimgeour, Zaubereiminister.«

»Ja, ja, schon gut«, sagte der Premierminister zerstreut, und er zuckte kaum zusammen, als die Flammen im Rost sich erneut smaragdgrün verfärbten, aufzüngelten und einen zweiten rotierenden Zauberer in ihrer Mitte offenbarten, den sie wenig später auf den alten Teppich spuckten. Fudge erhob sich, und der Premierminister tat es ihm nach kurzem Zögern nach und beobachtete, wie der Neuankömmling sich aufrichtete, den Staub von seinem langen schwarzen Umhang klopfte und sich umschaute.

Der erste, alberne Gedanke des Premierministers war, dass Rufus Scrimgeour im Grunde wie ein alter Löwe aussah. Er hatte graue Strähnen in seiner gelbbraunen Haarmähne und in seinen buschigen Augenbrauen; die gelblichen Augen hinter den Gläsern seiner Drahtbrille waren wachsam, und obwohl er leicht hinkte, bewegte er sich mit einer geschmeidigen, federnden Anmut. Man hatte sofort den Eindruck von Scharfsinn und Zähigkeit; der Premierminister konnte gut verstehen, warum die Zauberergemeinschaft in diesen gefährlichen Zeiten lieber Scrimgeour als Fudge als Anführer haben wollte.

»Guten Abend«, sagte der Premierminister höflich und streckte die Hand aus.

Scrimgeour nahm sie kurz, während seine Augen den Raum absuchten, dann zog er einen Zauberstab aus seinem Umhang hervor.

»Fudge hat Ihnen alles erzählt?«, fragte er, schritt hinüber zur Tür und tippte mit dem Zauberstab gegen das Schlüsselloch. Der Premierminister hörte das Schloss klicken.

»Äh – ja«, sagte der Premierminister. »Und wenn Sie nichts dagegen haben, wäre es mir lieber, wenn diese Tür unverschlossen bliebe.«

»Mir wäre es lieber, nicht unterbrochen zu werden«, entgegnete Scrimgeour schroff. »Oder beobachtet«, fügte er hinzu und richtete seinen Zauberstab auf die Fenster, worauf die Vorhänge über ihnen zuwehten. »Nun denn, ich bin sehr beschäftigt, kommen wir also zur Sache. Als Erstes müssen wir uns über Ihre Sicherheit unterhalten.«

Der Premierminister richtete sich zu seiner vollen Größe auf und erwiderte: »Ich bin gänzlich zufrieden mit den Sicherheitsvorkehrungen, die bereits für mich getroffen wurden, vielen herzlichen – «

»Nun, wir sind es nicht«, unterbrach Scrimgeour ihn. »Es würde für die Muggel übel aussehen, wenn ihr Premierminister unter den Imperius-Fluch geriete. Der neue Sekretär in Ihrem Vorzimmer – «

»Ich werde Kingsley Shacklebolt auf keinen Fall entlassen, falls Sie das meinen!«, sagte der Premierminister hitzig. »Er ist äußerst effizient, schafft doppelt so viel Arbeit wie all die anderen – «

»Das liegt daran, dass er ein Zauberer ist«, sagte Scrimgeour ohne die Spur eines Lächelns. »Ein bestens ausgebildeter Auror, der Ihnen zu Ihrem Schutz zugeteilt wurde.«

»Moment mal!«, protestierte der Premierminister. »Sie können nicht einfach Ihre Leute in mein Büro setzen, ich entscheide, wer für mich arbeitet – «

»Ich dachte, Sie wären zufrieden mit Shacklebolt?«, erwiderte Scrimgeour kühl.

»Das bin ich – beziehungsweise das war ich – «

»Dann gibt es doch kein Problem, oder?«, sagte Scrimgeour.

»Ich … na ja, solange Shacklebolt weiterhin … ähm … hervorragend arbeitet«, sagte der Premierminister matt, doch Scrimgeour schien ihn kaum zu hören.

»Nun, was Herbert Chorley betrifft – Ihren Juniorminister«, fuhr er fort. »Den Mann, der die Öffentlichkeit amüsiert hat, indem er eine Ente nachahmte.«

»Was ist mit ihm?«, fragte der Premierminister.

»Offenbar ist das die Reaktion auf einen schlecht ausgeführten Imperius-Fluch«, sagte Scrimgeour. »Das hat ihn verwirrt, aber er könnte immer noch gefährlich sein.«

»Er quakt doch nur!«, sagte der Premierminister schwach. »Ein wenig Ruhe, dann wird er sicher … vielleicht ein paar Gläschen weniger …«

»Eine Gruppe von Heilern aus dem St.-Mungo-Hospital für Magische Krankheiten und Verletzungen untersucht ihn gerade. Bis jetzt hat er versucht, drei von ihnen zu erwürgen«, sagte Scrimgeour. »Ich halte es für das Beste, wenn wir ihn für eine Weile von der Muggelgesellschaft fern halten.«

»Ich … nun … er wird sich doch wieder erholen, oder?«, fragte der Premierminister besorgt. Scrimgeour zuckte nur die Achseln und ging schon wieder zum Kamin zurück.

»Tja, das ist eigentlich alles, was ich zu sagen hatte. Ich werde Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten, Premierminister – das heißt, ich werde wahrscheinlich zu beschäftigt sein, um persönlich vorbeizukommen, aber dann schicke ich Fudge hierher. Er hat sich bereit erklärt, in beratender Funktion weiterzuarbeiten.«

Fudge versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nicht; er sah einfach nur aus, als hätte er Zahnweh. Scrimgeour kramte bereits in seiner Tasche nach dem mysteriösen Pulver, mit dem man Feuer grün färbte. Der Premierminister starrte die beiden einen Moment lang verzweifelt an, dann brachen die Worte, gegen die er den ganzen Abend angekämpft hatte, endlich aus ihm heraus.

»Aber um Himmels willen – Sie sind Zauberer! Sie können zaubern! Sie können doch sicher – na ja – alles in den Griff kriegen!«

Scrimgeour drehte sich langsam um und wechselte einen ungläubigen Blick mit Fudge, der diesmal tatsächlich ein Lächeln hinbekam und freundlich sagte: »Das Problem ist, dass auch die andere Seite zaubern kann, Premierminister.«

Und damit traten die beiden Zauberer einer nach dem anderen in das hellgrüne Feuer und verschwanden.