"Der Zauberer der Smaragdenstadt" - читать интересную книгу автора (Wolkow Alexander)

Erster Teil Der gelbe Backsteinweg

Elli im Wunderland der Käuer

Elli wurde vom Hündchen geweckt, das ihr mit seiner warmen feuchten Zunge das Gesicht leckte und winselte. Zuerst war ihr, als habe sie einen seltsamen Traum gehabt, den sie sogleich der Mutter erzählen wollte. Als sie aber die umgeworfenen Stühle und den Ofen in der Ecke liegen sah, da wußte sie, daß es kein Traum gewesen war.

Das Mädchen sprang aus dem Bett. Das Haus stand unbeweglich da, und die Sonne schien hell zum Fenster herein. Elli lief zur Tür, öffnete sie und schrie auf vor Verwunderung.

Der Sturm hatte das Häuschen in ein ungewöhnlich schönes Land getragen. Ringsum lag eine grüne Wiese, an deren Rand Bäume mit saftigen Früchten standen. Da und dort waren Beete mit rosaroten, weißen und blauen Blumen zu sehen. In der Luft schwirrten kleine Vögel mit herrlichem Gefieder. Auf den Zweigen saßen goldgrüne und rotbäuchige Papageien, die mit hohen, wunderlichen Stimmen schrien. Unweit rauschte ein kristall- klarer Bach, in dem sich silbrige Fischlein tummelten.

Während das Mädchen unschlüssig an der Schwelle stand, tauchten hinter den Bäumchen Menschlein auf, wie man sie sich lieblicher und drolliger kaum vorstellen kann. Die Männchen hatten blaue Samtgewänder und enge Beinkleider an und waren nicht größer als Elli. Ihre Füße staken in hellblauen glänzenden Stiefeln mit Schaftstulpen. Am meisten gefielen Elli aber die spitzen Hüte, die oben mit einer Kristallkugel geschmückt waren und an deren breiten Krempen kleine Schellen klingelten.

Eine alte Frau in weißem Umhang schritt den drei Männlein würdevoll voran. Hut und Gewand funkelten von winzigen Sternchen, und die grauen Haare hingen ihr über die Schultern.

Hinter den Obstbäumen waren unzählige kleine Männer und Frauen zu sehen. Sie raunten einander etwas zu und tauschten Blicke, zauderten aber, sich dem Häuschen zu nähern.

Die vier kleinen Gestalten lächelten freundlich und scheu, als sie vor das Mädchen traten. Allein die Alte verbarg ihr Erstaunen nicht. Die Männlein nahmen alle gleichzeitig ihre Hüte ab. «Klingling, klingling», tönten die Schellen. Elli gewahrte, daß sich die Kiefern der Männlein in einem fort bewegten, als ob sie etwas kauten.

Die Alte sprach sie an:

«Sag, liebes Kind, wie bist du in das Land der Käuer gekommen?»

«Der Wind hat mich mit diesem Häuschen hergebracht», erwiderte Elli schüchtern.

«Merkwürdig, sehr merkwürdig!» Die Alte schüttelte den Kopf. «Ich will dir sagen, warum ich mich so wundere. Ich hörte nämlich, daß die böse Hexe Gingema in ihrem Wahnsinn das Menschengeschlecht vernichten und die Erde mit Ratten und Schlangen bevölkern wollte. Ich mußte meine ganze Zauberkunst aufbieten…»

«Wieso, gnädige Frau!» rief Elli erschauernd. «Ihr seid eine Zauberin? Aber Mutter hat doch gesagt, daß es keine Zauberer mehr gibt?!»

«Wo lebt deine Mutter denn?»

«In Kansas.»

«Ich hab diesen Namen noch nie gehört», erwiderte die Zauberin. «Aber, was deine Mutter auch sagen mag, hier, in diesem Lande, leben Zauberer und weise Männer. Früher gab es hier vier Zauberinnen. Zwei von uns, die Zauberin des Gelben Landes, Willina (das bin ich), und die des Rosa Landes, Stella, sind gütig. Die Zauberin des Blauen Landes, Gingema, und die des Violetten Landes, Bastinda, sind böse Hexen. Gingema ist von deinem Häuschen zerdrückt worden, und jetzt gibt es nur noch eine böse Zauberin in unserem Land.»

Elli traute ihren Ohren nicht. Wie sollte sie, ein kleines Mädchen, das in seinem Leben nicht einmal einen Spatz getötet hatte, eine böse Hexe vernichtet haben?!

«Sie irren sich, ich habe niemanden getötet», sagte sie.

«Ich beschuldige dich ja gar nicht», erwiderte ruhig die Zauberin. «Um die Menschen zu retten, nahm ich dem Sturm seine verheerende Kraft und gestattete ihm nur, ein einziges

Häuschen zu erfassen und die tückische Gingema damit zu erschlagen. Ich hatte in meinem Zauberbuch gelesen, daß dieses Häuschen bei Gewitter immer leer steht…»

Elli sagte verwirrt:

«Das stimmt, gnädige Frau. Wenn ein Gewitter ausbricht, verstecken wir uns im Keller. Damals aber lief ich meinem Hündchen ins Haus nach…»

«Eine so unüberlegte Handlung konnte mein Zauberbuch natürlich nicht voraussehen», meinte Willina betrübt. «Also ist dieses kleine Tier an allem schuld…»

«Totoschka, wauwau, wenn Sie gestatten, Madame», mischte sich plötzlich das Hündchen ein. «Ja, es tut mir leid, daß ich an allem schuld bin…»

«Totoschka, du sprichst ja?» rief Elli fassungslos.

«Ich weiß nicht, was mit mir los ist, Elli, aber, wauwau, mir kommen menschliche Worte in den Mund…»

«Ich will dir's erklären, Elli», sagte Willina. «In diesem Wunderland sprechen nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere, sogar die Vögel. Schau dich um, gefällt dir unser Land?»

«Ja, Frau Zauberin», erwiderte Elli. «Bei uns ist es aber schöner. Wenn Sie unsere Haustiere sehen würden, unsere buntscheckige Kuh! Nein, Frau Zauberin, ich möchte nicht hierbleiben, ich will nach Hause, zu Vater und Mutter.»

«Das wird kaum gehen», sagte die Zauberin. «Unser Land ist durch eine Wüste und riesige Berge, über die noch kein Mensch gekommen ist, von der übrigen Welt getrennt. Ich fürchte, mein Liebling, du wirst bei uns bleiben müssen.»

Ellis Augen füllten sich mit Tränen. Die braven Käuer waren gleichfalls sehr betrübt. Sie begannen zu weinen und trockneten sich mit blauen Taschentüchern die Augen. Auch

nahmen sie ihre Hüte ab und legten sie vor sich hin, damit die Schellen sie beim Schluchzen nicht störten.

«Und Sie können mir auch nicht ein bißchen helfen?» fragte Elli traurig.

«Ach, ich hab ja ganz vergessen, daß ich mein Zauberbuch bei mir hab. Laß mich nachsehen, vielleicht finde ich etwas darin, was dir nützen kann…»

Willina entnahm den Falten ihres Gewandes ein winziges Büchlein, das so groß war wie ein Fingerhut. Sie blies darauf, und vor der sprachlosen Elli begann das Buch zu wachsen, bis es zu einem riesigen Band wurde. Er war so schwer, daß die Alte ihn auf einen großen Stein legen mußte.

Willina schaute auf die Blätter des Buches, und unter ihrem Blick legten sie sich von selber um.

«Da sieh, ich hab's», rief sie und begann langsam zu lesen: «Bambara, tschufara, skoriki, moriki, turabo, furabo, loriki, joriki… Der große Zauberer Goodwin wird das kleine Mädchen, das der Sturm in sein Land verschlagen hat, nach Hause schicken, falls sie drei Lebewesen bei der Erfüllung ihrer sehnlichsten Wünsche behilflich sein wird; pikapu, trikapu, botalo, motalo…»

«Pikapu, trikapu, botalo, motalo…», wiederholten die Käuer ehrfürchtig.

«Wer ist das, dieser Goodwin?» fragte Elli.

«Oh, das ist der weiseste Mann in unserem Lande», flüsterte die Alte, «er ist mächtiger als wir alle und lebt in der Smaragdenstadt.»

«Und wie ist er, böse oder gut?»

«Das weiß niemand. Du brauchst aber keine Angst zu haben. Such nur die drei Geschöpfe, erfülle ihre sehnlichsten Wünsche, und der Zauberer der Smaragdenstadt wird dir helfen, in dein Land heimzukehren.»

«Wo liegt denn die Smaragdenstadt?» fragte Elli.

«In der Mitte des Landes. Goodwin, der große Weise und Zauberer, hat sie selber erbaut und regiert dort. Er hat sich -seither in tiefes Geheimnis gehüllt, noch niemand hat ihn nach dem Aufbau der Stadt gesehen, die vor vielen, vielen Jahren fertig wurde.»

«Wie komme ich aber in die Smaragdenstadt?»

«Es ist ein weiter Weg, der dorthin führt, und nicht überall ist das Land so freundlich wie bei uns. Da gibt es finstere Wälder mit schrecklichen Tieren und reißende Flüsse, die dem Wanderer mit großen Gefahren drohen.»

«Wollen Sie nicht mit mir gehen?» fragte Elli.

«Nein, mein Kind», erwiderte Willina, «ich kann das Gelbe Land für längere Zeit nicht verlassen. Du mußt schon allein gehen. Der Weg zur Smaragdenstadt ist mit gelbem Backstein ausgelegt, du wirst dich gewiß nicht verirren. Wenn du zu Goodwin kommst, bitte ihn um Hilfe…»

«Werde ich dort lange bleiben müssen, Frau Zauberin?» fragte Elli mit gesenktem Blick.

«Ich weiß es nicht», antwortete Willina. «Darüber steht nichts in meinem Zauberbuch. Geh, suche, kämpfe! Ich werde von Zeit zu Zeit das Zauberbuch aufschlagen, um nachzusehen, wie es dir geht… Leb wohl, mein Kind!»

Willina beugte sich über das riesige Buch, das sogleich klein wurde wie ein Fingerhut, und steckte es in die Falten ihres Gewandes. Ein Wind erhob sich, es wurde finster ringsum, und als die Dunkelheit zerrann, war Willina verschwunden. Elli erschauerte, und die Käuer zitterten vor Angst so sehr, daß die Schellen an ihren Hüten von selber zu klingeln begannen.

Als sie sich beruhigt hatten, sagte der tapferste unter den Käuern, ihr Ältester, zu Elli:

«Allmächtige Fee! Wir begrüßen dich im Blauen Lande! Du hast die böse Gingema getötet und die Käuer befreit.»

Elli entgegnete:

«Ihr seid sehr liebenswürdig, doch irrt Ihr Euch. Ich bin keine Fee. Ihr habt doch gehört, daß mein Häuschen auf Befehl der Zauberin Willina auf Gingema niederging…»

«Das glauben wir nicht», erwiderte der Älteste entschieden. «Wir haben dein Gespräch mit der guten Zauberin gehört, botalo, motalo, dennoch glauben wir, daß du eine mächtige Fee bist. Nur Feen können mit ihren Häuschen durch die Luft fliegen, nur eine Fee konnte uns von Gingema erlösen, der bösen Zauberin des Blauen Landes. Sie hat viele Jahre über uns geherrscht, und wir mußten Tag und Nacht für sie arbeiten.»

«Wir mußten Tag und Nacht für sie arbeiten», wiederholten die Käuer im Chor. «Sie befahl uns, Spinnen und Fledermäuse zu fangen und in den Gräben Frösche und Blutegel zu sammeln, denn das waren ihre Lieblingsspeisen…»

«Wir aber fürchten uns so sehr vor den Spinnen und Blutegeln!» klagten die Käuer mit Tränen in den Augen.

«Warum weint ihr?» fragte Elli. «Jetzt ist doch alles vorbei?»

«Ja, ja!» frohlockten die Käuer und lachten, daß die Schellen an ihren Hüten klingelten.

«Mächtige Frau Elli!» hub der Älteste wieder an. «Willst du uns jetzt anstelle von Gingema regieren? Wir wissen, daß du sehr gütig bist und uns nicht allzu oft bestrafen wirst!»

«Nein, ich bin nur ein kleines Mädchen und tauge nicht zum Regieren», erwiderte Elli. «Wenn ihr mir aber helfen wollt, so laßt mich eure sehnlichsten Wünsche erfüllen.»

«Wir hatten nur den einen Wunsch, die böse Gingema loszuwerden, pikapu, trikapu! Dein Häuschen — krak! krak! krak! — sie zerdrückt, und jetzt haben wir keine Wünsche mehr!» sagte der Älteste.

«Dann brauch ich mich bei euch nicht länger aufzuhalten. Ich will Leute suchen, die Wünsche haben. Leider sind meine Schuhe zu alt und zerschlissen für den weiten Weg. Nicht wahr, Totoschka?» wandte sich Elli an das Hündchen.

«Natürlich», pflichtete ihr Totoschka bei. «Mach dir aber keine Sorgen, Elli, ich hab in der Nähe etwas entdeckt und werde dir helfen!»

«Du?» wunderte sich das Mädchen.

«Ja, ich!» erwiderte stolz das Hündchen und verschwand hinter den Bäumen. Bald kehrte es zurück, einen schönen Silberschuh in den Zähnen, den es feierlich Elli zu Füßen legte. Am Schuh funkelte eine goldene Schnalle.

«Woher hast du ihn?» staunte Elli.

«Das werd ich dir gleich sagen», antwortete keuchend das Hündchen, verschwand erneut in den Büschen und kam bald mit dem zweiten Schuh wieder.

«Entzückend!» rief Elli aus. Sie probierte die Schuhe an, die genau paßten, als wären sie nach Maß genäht.

«Während ich mich hier umsah», hub Totoschka mit wichtiger Miene zu erzählen an, «entdeckte ich im Berg hinter den Bäumen ein großes schwarzes Loch.»

«Ach, ach, ach!» entsetzten sich die Käuer, «das ist ja der Eingang zur Höhle der bösen Gingema! Und du hast dich hineingewagt?»

«Was ist schon dabei? Gingema ist ja tot!» entgegnete Totoschka.

«Du bist wohl auch ein Zauberer?» fragte der Älteste zitternd, und alle anderen Käuer nickten so lebhaft, daß die Schellen an ihren Hüten im Takt klingelten.

«Und als ich in die Höhle stieg, wie ihr das Loch nennt, da sah ich viele drollige und merkwürdige Dinge. Am meisten gefielen mir aber die Schuhe, die am Eingang standen. Große Vögel mit schrecklichen gelben Augen wollten mich hindern, die Schuhe zu nehmen, aber ein Totoschka läßt sich nicht ins Bockshorn jagen, wenn er seiner Elli einen Dienst erweisen will!»

«Du, mein tapferer Liebling!» rief Elli aus und drückte das Hündchen zärtlich an sich. «Mit diesen Schuhen werde ich bestimmt niemals müde!»

«Schön, daß du die Schuhe der bösen Hexe bekommen hast», fiel ihr der Älteste der Käuer ins Wort. «Sie besitzen wahrscheinlich Zauberkraft, denn Gingema pflegte sie nur bei äußerst wichtigen Anlässen anzuziehen. Wir wissen nicht,

was das für eine Kraft ist… Sag, willst du wirklich von uns gehen, liebe Fee?» fragte der Älteste seufzend. «Dann wollen wir dir schnell Mundvorrat für die Reise bringen.»

Die Käuer gingen. Elli fand ein Stück Brot in ihrem Häuschen und aß es am Ufer eines Baches. Dann trank sie vom klaren, kalten Wasser und begann zum weiten Weg zu rüsten, während Totoschka unter einem Baum umhersprang und nach einem krächzenden bunten Papagei schnappte, der auf einem Zweig saß und das Hündchen neckte.

Elli trat aus dem Häuschen, schloß sorgfältig die Tür und schrieb mit Kreide darauf: «Ich bin nicht zu Hause.»

Da kehrten auch schon die Käuer zurück. Sie hatten so viel Essen mitgebracht, daß es Elli für Jahre gereicht hätte: ganze Hammel, Gänse und Enten, einen Korb mit Obst…

Elli lachte:

«Was soll ich mit soviel Essen anfangen, liebe Freunde?»

Sie legte ein wenig Brot und Obst in den Korb, nahm von den Käuern Abschied und machte sich mit dem lustigen Totoschka tapfer auf den Weg.

* * *

Nicht weit von dem Häuschen gabelte sich die Straße. Elli wählte die, die mit gelbem Backstein ausgelegt war. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, und das kleine Mädchen, das vom Schicksal in ein wunderliches Land verschlagen worden war, fühlte sich ganz wohl.

Zu beiden Seiten des Weges zogen sich blaue Zäune hin, hinter denen bestellte Felder lagen. Da und dort waren runde Häuschen zu sehen, deren Dächer den Spitzhüten der Käuer ähnelten. Auf den Dächern glitzerten Kristallkugeln. Die Häuschen waren blau

angestrichen.

Auf den Feldern arbeiteten kleine Männer und Frauen.

Sie zogen vor Elli die Hüte und nickten ihr freundlich zu, denn jeder wußte jetzt, daß das Mädchen mit den Silberschuhen das Land von der bösen Zauberin befreit hatte, daß sie mit ihrem Häuschen — krak, krak! — auf den Kopf der Hexe niedergesaust war.

Die Käuer, denen sie unterwegs begegneten, blickten ängstlich staunend auf Totoschka und hielten sich die Ohren zu, wenn er bellte. Wenn das brave Hündchen auf einen Käuer zulief, so floh dieser, so schnell er konnte. Im Lande Goodwins gab es nämlich keine Hunde.

Am Abend verspürte Elli Hunger. Sie dachte nach, wo sie die Nacht verbringen solle, da erblickte sie ein großes Haus, das dicht am Wege stand. Auf einem Rasen vor dem Hause tanzten kleine Männer und Frauen. Musikanten spielten eifrig auf kleinen Geigen und bliesen Flöte. Auch Kinder tummelten sich da, die so klein waren, daß Elli staunte. Sie sahen wie Puppen aus. Auf einer Terrasse standen lange Tische mit Tellern voller Obst, Nüssen und Bonbons, schmackhaften Kuchen und großen Torten.

Als Elli herankam, trat ein schöner, hoher Greis aus der tanzenden Schar (er war um einen ganzen Finger größer als Elli!), verneigte sich und sagte:

«Ich und meine Freunde feiern heute die Befreiung unseres Landes von der bösen Zauberin. Darf ich die mächtige Fee des Tötenden Häuschens zu unserem Fest einladen?»

«Warum meint Ihr, daß ich eine Fee bin?» fragte Elli.

«Du hast die böse Zauberin Gingema zerdrückt — krak, krak! -, wie eine hohle Eierschale; du trägst ihre Zauberschuhe und hast ein merkwürdiges Tier bei dir, wie wir es noch nie gesehen haben und von dem unsere Freunde sagen, daß es gleichfalls Zauberkräfte besitzt…» Darauf wußte Elli nichts zu erwidern, und sie folgte dem Alten, der Prem Kokus hieß. Die Leute nahmen sie wie eine Königin auf. Ihre Schellen an den Hüten klingelten ohne Unterlaß, es wurde viel getanzt, man verzehrte unzählige Kuchen und trank eine Menge erfrischender Getränke. Es war ein so angenehmer und lustiger Abend, daß Elli erst beim Einschlafen an Vater und Mutter dachte.

Am Morgen nach dem reichlichen Frühstück fragte sie den alten Kokus:

«Ist es von hier weit bis zur Smaragdenstadt?»

«Das weiß ich nicht», erwiderte dieser nachdenklich. «Ich war nie dort. Man hält sich dem Großen Goodwin lieber fern, besonders, wenn man kein wichtiges Anliegen an ihn hat. Außerdem ist auch der Weg in die Smaragdenstadt sehr lang und beschwerlich. Du wirst durch finstere Wälder gehen und reißende Flüsse überqueren müssen.»

Elli war betrübt, solches zu hören, aber sie wußte, daß nur der Große Goodwin sie nach Kansas zurückbringen könne, und so verabschiedete sie sich denn von den lieben Leuten und beschritt wieder den Weg, der mit gelbem Backstein gepflastert war.