"Der quergestreifte Kaugummi" - читать интересную книгу автора (Kishon Ephraim, Кишон Эфраим)

Franzi und der Stammbaum


Eines Abends meinte die beste Ehefrau von allen, da#223; wir uns einen Hund anschaffen sollten. Ich lehnte ab.

„Schon wieder?" fragte ich. „Wir haben doch schon einmal dar#252;ber gesprochen, und ich habe schon einmal nein gesagt. Erinnere dich an unseren Zwinji, er ruhe in Frieden, und an seine Vorliebe f#252;r den roten Teppich!"

„Aber die Kinder m#246;chten so gerne -"

„Die Kinder, die Kinder. Wenn ein Hund erst einmal im Haus ist, gew#246;hnen wir uns an ihn und werden ihn nie wieder los."

Ich versuchte am n#228;chsten Tag, mit Amir und Renana zu sprechen. Aber beide fingen an zu heulen, und ich konnte nur die Worte „Papi" und „Hund" deutlicher verstehen.

Also entschlo#223; ich mich, nachzugeben.

„Sch#246;n", sagte ich, „ich kaufe euch einen Hund. Was f#252;r einen wollt ihr denn haben?"

„Einen reinrassigen", erkl#228;rte die beste Ehefrau von allen anstelle der Kinder. „Einen mit Stammbaum."

Aus der Bestimmtheit, mit der sie das sagte, ging hervor, da#223; sie #252;ber den bevorstehenden Kauf bereits mit unseren Nachbarn gesprochen hatte, deren reinrassige Monster die Gegend unsicher machen.

„Au#223;erdem will ich", meinte sie weiter, „weder eines dieser unf#246;rmigen K#228;lber, die das ganze Haus schmutzig machen, noch irgendein Miniaturtier, das einer Ratte #228;hnlicher sieht als einem Hund. Wir m#252;ssen auch bedenken, da#223; junge Hunde #252;berall hinpinkeln und da#223; alte Hunde Asthma haben. Wir brauchen ein gut gebautes Tier, das nicht zu laut bellt und auch sonst wenig L#228;rm macht. Gerade Beine, ein glattes Fell, stubenrein und folgsam. Und auf keinen Fall einen weiblichen Hund, weil H#252;ndinnen alle paar Monate l#228;ufig werden."

„Ist das der Hund, den unsere Kinder haben wollen?" fragte ich.

„Ja", antwortete die beste Ehefrau von allen.

Ich machte mich auf den Weg, um einen Hund zu suchen, der den Anforderungen meiner Familie entsprach. Als ich am Postamt vorbeikam, fiel mir ein, da#223; ich Briefmarken brauchte. Vor mir in der Schlange stand ein Mann, der von starkem Husten geplagt wurde und sich st#228;ndig umdrehte. Dabei schaute er mich an. Offenbar zog er aus meiner sorgenvollen Miene den richtigen Schlu#223;. Er h#228;tte ein H#252;ndchen zu verkaufen, meinte er, wir k#246;nnten es gleich besichtigen, er wohne nur um die Ecke.

Neugierig geworden, ging ich mit ihm. Im Garten seines Hauses zeigte er mir das Tierchen. Es lag in einer Schuhschachtel, hatte ein lockiges Fell, krumme Beine und eine schwarze Schnauze mit rosa Punkten. Es saugte gerade an seinem kleinen Schwanz, h#246;rte jedoch sofort auf, als es mich sah, und sprang bellend an mir hoch. Das H#252;ndchen gefiel mir auf den ersten Blick.

„Wie hei#223;t es denn?" fragte ich.

„Wie Sie wollen. Sie k#246;nnen ihn haben."

„Ist er reinrassig?"

„Er vereint sogar mehrere reine Rassen in sich. Wollen Sie ihn nun oder nicht?"

Um den Mann nicht weiter zu ver#228;rgern, bejahte ich.

„Und wieviel kostet er?"

„Nichts. Nehmen Sie ihn nur gleich mit."

Er wickelte das Tierchen in Zeitungspapier, legte es mir in den Arm und schob uns beide zur Gartent#252;r hinaus.

Schon nach wenigen Schritten fielen mir die Worte meiner Frau ein, und ich blieb wie angewurzelt stehen. Das war, so durchfuhr es mich mit Schrecken, nicht der Hund, den sie sich vorgestellt hatte. Wenn ich diesen Hund nach Hause bringe, gibt es #196;rger. Schnell kehrte ich um und trug ihn zu seinem fr#252;heren Besitzer zur#252;ck.

„Darf ich ihn sp#228;ter abholen?" fragte ich bittend. „Ich mu#223; in der Stadt noch verschiedene Besorgungen machen und m#246;chte ihn nicht die ganze Zeit mit mir herumschleppen."

„H#246;ren Sie", antwortete der Mann, „ich zahle Ihnen gerne ein paar Mark, wenn Sie nur -"

„Nicht n#246;tig. Das Tier gef#228;llt mir. In ein paar Stunden bin ich wieder da, machen Sie sich keine Sorgen."

Als ich nach Hause kam, fragte die beste Ehefrau von allen: „Nun, hast du etwas gefunden?"

„Einen Hund kauft man nicht im Handumdrehen", antwortete ich k#252;hl. „Ich habe mich mit mehreren Fachleuten beraten und verschiedene Angebote erhalten. Ein Terrier und zwei Setter waren auch dabei, aber sie schienen mir nicht reinrassig genug zu sein." Obwohl ich mich nicht besonders gut auskenne, hatte ich meine Gattin zumindest #252;berzeugt, da#223; ich nicht blindlings alles kaufen w#252;rde, was man mir anbot. Sie war beruhigt.

„La#223; dir Zeit", sagte sie, „man kauft schlie#223;lich nicht jeden Tag einen Hund."

Ich stimmte eifrig zu:

„Eben. So etwas will #252;berlegt sein. Wenn es dir recht ist, m#246;chte ich noch einigen Zeitungsanzeigen nachgehen."

Angeblich um das zu erledigen, verlie#223; ich am folgenden Tag das Haus. Ich ging an den Strand, badete ein wenig, spielte einige Partien Tischtennis. Gegen Mittag machte ich mich auf den Heimweg. Vorher wollte ich aber noch kurz bei meinem H#252;ndchen vorbeischauen...

Sein fr#246;hliches Bellen mischte sich mit dem trockenen Husten seines Besitzers, der mir das Tier sofort wieder mitgeben wollte. Ich wehrte ab:

„Morgen. Heute geht es nicht. Unsere ganze Familie wird geimpft, da m#246;chte ich keinen Hund nach Hause bringen. Morgen, sp#228;testens #252;bermorgen hole ich ihn ab. Sie sehen ja, da#223; ich ihn haben will, sonst w#228;re ich nicht gekommen."

Und ich ging schnell weg. Zu Hause erkl#228;rte ich meiner wartenden Gattin:

„Diese Zeitungsanzeigen sind #252;berhaupt nichts wert. Du wirst nicht glauben, was f#252;r Mischlinge man mir gezeigt hat."

„Zum Beispiel?" Ihr Tonfall hatte etwas, als wollte sie mich in die Enge treiben.

„Das Beste war noch ein Pudel in Ramat Gan", antwortete ich bed#228;chtig. „Aber sein Stammbaum reicht nur vier Generationen zur#252;ck."

„Das ist bei Hunden nichts Au#223;ergew#246;hnliches", entgegenete sie mir hochm#252;tig.

„F#252;r mich kommt so etwas nicht in Frage!" Es war an der Zeit, meine Stellung als Familienoberhaupt hervorzukehren. „Ich, wenn du nichts dagegen hast, stelle mir unter Reinrassigkeit etwas ganz Bestimmtes vor. Entweder finde ich ein wirklich vornehmes Tier, oder aus der ganzen Sache wird nichts!"

Die beste Ehefrau von allen blickte bewundernd zu mir auf. „Wie recht du doch hast", fl#252;sterte sie, „ich habe dich untersch#228;tzt. Ich dachte, du w#252;rdest den ersten besten Stra#223;enk#246;ter mit nach Hause bringen, der dir #252;ber den Weg l#228;uft."

„Ach so?" zornbebend fuhr ich sie an. „Damit du es nur wei#223;t: Morgen fahre ich nach Haifa zu Doktor Munzinger, dem bekannten Fachmann f#252;r Sch#228;ferhunde..."

Am n#228;chsten Morgen suchte ich ohne Umwege meinen hustenden Freund auf, um mit Franzi - so nannte ich das H#252;ndchen inzwischen - ein wenig zu spielen. Franzi zerfetzte mir vor lauter Wiedersehensfreude beinahe den Anzug. Ich versuchte, ihm einige Grundregeln der guten Hundesitten beizubringen. Leider lie#223; es nicht nur Franzi an der erforderlichen Gelehrigkeit missen. Auch sein Herr wurde widerspenstig und drohte mir mit den f#252;rchterlichsten Folgen, wenn ich die verdammte H#252;ndin auch diesmal nicht mitn#228;hme.

„Entschuldigen Sie, bitte", unterbrach ich sein Fluchen, „sagten Sie eben H#252;ndin?"

„H#252;ndin", wiederholte er, „und nun schnellstens hinaus mit ihr." Der flehende Blick, mit dem Franzi mich ansah, schien zu besagen : „So nimm mich doch endlich mit!"

„Ich arbeite daran", versuchte ich ihr mit Blicken klarzumachen. „Nur noch ein wenig Geduld!"

Ersch#246;pft von den Strapazen der Autofahrt nach Haifa lie#223; ich mich zu Hause in einen Sessel fallen.

„Ich war gerade bei Doktor Munzinger. Er hat mir ein paar recht sch#246;ne Tiere vorgef#252;hrt, aber es war nichts wirklich Perfektes dabei."

„Gehst du da nicht ein wenig zu weit?" erkundigte sich die beste Ehefrau von allen. „Ich glaube kaum, da#223; es etwas wirklich Perfektes #252;berhaupt gibt."

„Sei nicht so kleinm#252;tig", antwortete ich. „Denn jetzt endlich wei#223; ich, was ich will. Ich habe mich entschlossen, ein garantiert reinrassiges Prachtst#252;ck aus einer ber#252;hmten Schweizer Zucht zu kaufen."

„Und was soll er kosten?"

„Frag mich nicht danach. Es handelt sich um einen dunkelwei#223;en Zwergschnauzer."

„Gro#223;artig. Und du bist dir ganz sicher, da#223; man dich nicht betr#252;gt?"

„Mich betr#252;gen? Dagegen habe ich alle nur erdenklichen Vorkehrungen getroffen. Das Tier wird vom Flughafen direkt zur Pr#252;fstelle gebracht, wo seine Papiere sorgf#228;ltig kontrolliert werden."

Meine Worte stie#223;en auf ein Achselzucken, das mir nicht recht behagte.

Aber ich lie#223; mich von meinem Weg nicht abbringen. Die folgenden drei Tage waren schwierig. Das Mi#223;trauen meiner Frau wuchs im gleichen Ma#223;e und mit der gleichen Geschwindigkeit wie das des Hundebesitzers. Er wollte nichts davon h#246;ren, da#223; ich Franzi meiner Tochter zum Geburtstag schenken wollte. Am dritten Tag meinte er, das seien alles faule Ausreden. Als ich mich beleidigt entfernen wollte, warf er mir die arme Franzi #252;ber den Gartenzaun nach. Ich streichelte sie zur Beruhigung, warf sie zur#252;ck und rannte schnell davon.

Inzwischen war auch die Geduld meiner Frau restlos verbraucht. Sie verlangte, nun endlich das Ergebnis meiner langen Bem#252;hungen zu sehen.

Als ich Franzi abholen wollte, wartete sie vor dem Zaun. Ihr Besitzer hatte sie davongejagt. Ich kaufte ihr ein Lederhalsband mit h#252;bscher Metallverzierung und brachte sie nach Hause zu meiner Familie.

„Hier habt ihr Franzi, gerade aus der Schweiz angekommen." Die Wirkung war #252;berw#228;ltigend.

„Ein wundersch#246;nes Tier", meinte die beste Ehefrau von allen. „Wirklich, es hat sich gelohnt, so lange zu warten."

Auch die Kinder freundeten sich sofort mit Franzi an. Sie wurde im Handumdrehen zum Liebling der ganzen Familie.

Und sie erwidert die Zuneigung, die wir ihr entgegenbringen. Ihr Schw#228;nzchen ist pausenlos in freudiger Bewegung, aus ihren kleinen Augen funkelt unglaubliche Klugheit. Manchmal habe ich das Gef#252;hl, als w#252;rde sie in der n#228;chsten Sekunde zu sprechen anfangen. Ich kann nur hoffen, da#223; mich dieses Gef#252;hl t#228;uscht.