"Kalle Blomquist" - читать интересную книгу автора (Линдгрен Астрид)







VIERTES KAPITEL

Es war Kalle ganz unmöglich zu schlafen, wenn Mücken im Zimmer waren. Jetzt hatte ihn wieder so ein Vieh geweckt.

»Biest«, murmelte er. Er kratzte sich am Kinn, wo die Mücke ihn gestochen hatte. Dann sah er auf die Uhr. Gleich eins. Eine Zeit, da alle anständigen Menschen schlafen sollten.

»Dabei fällt mir ein«, dachte er, »ob der Katzenquäler schläft?« Er tappte zum Fenster hin und schaute hinaus. Es war Licht im Giebelzimmer. »Wenn er etwas mehr schlafen würde, so wäre er vielleicht keine so unruhige Natur«, dachte Kalle.

»Und wenn er nicht eine so unruhige Natur wäre, würde er vielleicht etwas mehr schlafen.«

Es war, als ob Onkel Einar ihn gehört hätte, denn in diesem Augenblick ging das Licht im Giebelzimmer aus. Kalle wollte gerade wieder ins Bett kriechen, als plötzlich etwas eintrat, was ihn die Augen aufsperren ließ. Onkel Einar schaute vorsichtig aus dem offenen Fenster, und als er sich davon überzeugt hatte, daß niemand in der Nähe war, kletterte er auf die Feuerleiter hinaus und stand nach wenigen Augenblicken auf der Erde. Er hielt etwas unter dem einen Arm. Mit raschen Schritten ging er zum Geräteschuppen neben der Bäckerei.

Zuerst standen Kalles Gedanken ganz still, und er war so gelähmt vor Erstaunen, daß er untätig dastand. Aber dann stürzte eine Flut von Gedanken, Vermutungen und Fragen auf ihn ein.

Er zitterte vor Spannung und Glück. Endlich, endlich gab es jemand, der wirklich mystisch war, nicht nur auf den ersten Blick, sondern auch nach eingehenderem Studium. Denn wenn etwas mystisch war, so war es dies: ein erwachsener Mensch, der mitten in der Nacht aus dem Fenster kletterte! Wenn er nicht dunkle Geschäfte vorgehabt hätte, könnte er sich ja der gewöhnlichen Treppe bedient haben! »Schlußsatz Nummer eins«, sagte sich Kalle: »Er will nicht, daß jemand im Hause hören soll, daß er ausgeht. Schlußsatz Nummer zwei: Er hat etwas Unheimliches vor – ach, ach, hier stehe ich wie ein Schaf und tue nichts!«

Kalle sprang in seine Hosen in einer Fahrt, die einem Feuer-wehrmann Ehre gemacht hätte. Er schlich so schnell und so leise wie möglich die Treppe hinunter, während er ein stilles Gebet sprach: »Möchte bloß Mutter mich nicht hören!«

Der Geräteschuppen! Warum war Onkel Einar dahin gegangen? Himmel, wenn er die Absicht hatte, ein Werkzeug zu nehmen, um die Leute damit totzuschlagen! Kalle war sehr geneigt, Onkel Einar als den Mörder zu betrachten, den er so lange gesucht hatte, einen Mr. Hyde, der auf Missetaten ausging, sobald die Dunkelheit sich über die Stadt gesenkt hatte.

Die Tür zum Geräteschuppen war angelehnt. Aber Onkel Einar war verschwunden. Kalle schaute sich unschlüssig nach allen Seiten um. Da! In einiger Entfernung sah er eine dunkle Gestalt, die sich schnell entfernte. Aber dann bog die Gestalt um eine Straßenecke und war außer Sehweite.

Nun kam Fahrt in Kalle. Er galoppierte in der gleichen Richtung los. Hier galt es die größte Eile, wenn man ein schreckliches Verbrechen verhindern wollte! Während er rannte, fiel ihm plötzlich ein: Was konnte er eigentlich machen? Was wollte er zu Onkel Einar sagen, wenn er ihn eingeholt hatte? Oder –wenn nun er, Kalle, es war, der für Onkel Einars Missetat auser-sehen war?

Sollte er zur Polizei gehen? Aber man konnte nicht gut zur Polizei gehen und sagen: »Dieser Mann hier ist mitten in der Nacht aus dem Fenster geklettert! Verhaften Sie ihn!« Es gab kein Gesetz, das jemanden hinderte, die Nächte hindurch zum Fenster hinaus- und hineinzuklettern, wenn er Lust dazu hatte.

Es war nicht einmal verboten, einen Dietrich zu haben. Nein, die Polizei würde ihn bloß auslachen!

Im übrigen – wo war Onkel Einar? Kalle konnte ihn nirgends entdecken. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Na, da brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen. Aber es ärgerte ihn furchtbar, daß er die Spur verloren hatte. Selbst wenn er sich mit Onkel Einar nicht in offenen Kampf begeben wollte, so gehörte es natürlich zu seinen Pflichten als Detektiv, ihm nach-zugehen und zu erkunden, was er vorhatte. Ein stiller, unbemerkter Zeuge, der später einmal vortreten und sagen konnte:

»Herr Richter! In der Nacht zum 20. Juni kletterte der Mann, den wir jetzt auf der Anklagebank sehen, durch ein Fenster im obersten Stockwerk des Hauses von Bäckermeister Lisander hier in der Stadt, stieg die Feuerleiter hinunter, ging zu einem im Garten des gleichen Bäckermeisters gelegenen Geräteschuppen, und danach …« Ja, das war es gerade! Was machte er danach? Darüber würde Kalle niemals etwas berichten können.

Onkel Einar blieb verschwunden.

Kalle machte sich mißmutig auf den Heimweg. An einer Straßenecke stand Schutzmann Björk.

»Was machst du denn hier draußen mitten in der Nacht?« fragte er.

»Haben Sie einen Mann hier vorbeigehen sehen, Onkel Björk?« unterbrach Kalle ihn eifrig.

»Einen Mann? Nein, hier war außer dir kein Mensch zu sehen. Geh eiligst nach Hause und ins Bett. Das würde ich auch tun, wenn ich dürfte!«

Kalle ging. Kein Mann war zu sehen gewesen! Nein, man wußte ja, wieviel die Polizisten sahen! Eine ganze Fußballmann-schaft konnte vorbeikommen, ohne daß sie es merkten! Obwohl Kalle ja gern bei Schutzmann Björk eine Ausnahme machen wollte. Er war sicher besser als andere Polizisten. Aber – »geh nach Hause und ins Bett« hatte er gesagt! Ja, das wäre gerade das richtige! Der einzige, der wirklich die Augen offen hatte, wurde öffentlich von der Polizei ermahnt, ins Bett zu gehen!

Kein Wunder, daß es so viele unaufgeklärte Verbrechen gab!

Aber es schien tatsächlich nichts anderes möglich zu sein, als nach Hause und ins Bett zu gehen. Und das tat Kalle dann auch.

Am nächsten Tag wurden die Proben im Zirkus Kalottan fortgesetzt.

»Ist Onkel Einar schon aufgestanden?« fragte Kalle Eva-Lotte.

»Weiß nicht. Und ich frage auch nicht danach. Aber ich hoffe, daß er den ganzen Vormittag schläft, damit Tusse ihre verhed-derten Nerven wieder aufwickeln kann.«

Es dauerte jedoch nicht lange, bis Onkel Einar erschien. Er hatte eine große Tüte Schokoladenkonfekt mit, die er Eva-Lotte zuwarf.

»Die Zirkusprimadonna braucht vielleicht etwas zur Stärkung!«

Eva-Lotte kämpfte einen harten Kampf mit sich. Sie liebte Schokoladenkonfekt, ganz gewiß, aber die Loyalität mit Tusse verlangte ja, die Tüte mit einem gemessenen »nein, danke« zurückzuwerfen. Sie wog die Tüte in der Hand, und dieses Gemessene wollte so schwer herauskommen. Wie wäre es, wenn sie ein Stück kostete und dann die Tüte zurückwarf? Und dann Tusse einen Fisch gab? Nein, das war kein guter Gedanke. Aber nun hatte sie so lange gezögert, daß die Gelegenheit, eine große Geste zu machen, bereits versäumt war. Onkel Einar ging auf den Händen, und einem Menschen in dieser Stellung eine Tüte Konfekt zurückzugeben, gehört nicht gerade zu den leichtesten Dingen.

Eva-Lotte behielt die Tüte – sie wußte wohl, daß sie als Versöhnungsversuch gedacht war. Sie beschloß, Tusse zwei Fische zu geben und in Zukunft Onkel Einar höflich, aber kalt zu be-handeln.

»Bin ich nicht tüchtig?« fragte Onkel Einar, als er wieder auf die Füße gekommen war. »Kann ich nicht auch eine Anstellung beim Zirkus Kalottan bekommen?«

»Nein, Erwachsene dürfen nicht dabeisein«, sagte Anders in seiner Eigenschaft als Zirkusdirektor.

»Nirgends finde ich Verständnis«, seufzte Onkel Einar.

»Was sagst du, Kalle, findest du nicht, daß ich hart behandelt werde?«

Aber Kalle hörte nicht, was er sagte. Er starrte wie fasziniert auf einen Gegenstand, der aus Onkel Einars Tasche gefallen war, als er auf den Händen lief. Der Dietrich! Da lag er im Gras

– Kalle hätte ihn nehmen können … Er nahm sich zusammen.

»Hart behandelt – wieso denn?« fragte er und setzte seinen Fuß auf den Dietrich.

»Ich darf ja nicht mitspielen«, klagte Onkel Einar.

»Ätsch«, sagte Eva-Lotte.

Kalle war froh, daß die Aufmerksamkeit von ihm abgelenkt wurde. Er fühlte den Dietrich unter seinem nackten Fuß. Jetzt müßte er ihn aufheben und zu Onkel Einar sagen: »Du hast das hier verloren!« Aber er konnte es nicht über sich bringen. Statt dessen steckte er den Dietrich unbemerkt in seine Tasche.

»Auf die Plätze!« rief der Zirkusdirektor. Und Kalle tat einen Sprung auf das Schaukelbrett.

Ein hartes Leben ist das der Zirkuskünstler! Training, immer nur Training! Die Junisonne brannte, und der Schweiß rann den »Drei Desperados, die beste Akrobatentruppe Skandinavi-ens« herunter. So bezeichnete Eva-Lotte sie auf den hübsch gemalten Plakaten, die überall an den Hausecken der Umgebung angeklebt waren.

»Wollen die drei Desperados nicht jeder eine Schnecke haben?« Bäckermeister Lisanders freundliches Gesicht kam im Fenster der Bäckerei zum Vorschein.



»Danke«, sagte der Zirkusdirektor. »Vielleicht später. Hungrige Hunde jagen am besten.«

»Das ist das Unglaublichste, was ich je erlebt habe«, sagte Eva-Lotte. Die Konfekttüte war schon lange leer, und sie hatte das Gefühl, als ob ihr Magen es auch wäre nach all der Turnerei.

»Ja, wir können doch mal eine kleine Pause machen«, sagte Kalle und trocknete sich den Schweiß von der Stirn.

»Es hat wohl keinen Zweck, daß ich Zirkusdirektor bin, wenn ihr bestimmen wollt.« Anders war unwirsch. »Das sind schöne Desperados, muß ich sagen! Schneckendesperados müßte eigentlich auf den Plakaten stehen.«

»Essen muß man, sonst stirbt man«, sagte Eva-Lotte und lief in die Küche nach Fruchtsaft.

Und als der Bäckermeister dann eine ganze Tüte voll mit frischen Schnecken durch das Fenster reichte, gab der Zirkusdirektor seinen Widerstand seufzend, aber im stillen ganz zufrieden auf. Er tauchte die Schnecken ein und aß mehr als die anderen. Es war selten, daß es bei ihnen zu Hause Schnecken gab, und es waren so viele, mit denen er teilen mußte. Allerdings sagte der Vater stets und ständig: »Jetzt sollst du mal Schnecken zu sehen bekommen!« Aber damit meinte er dann niemals Weißbrot, damit meinte er Prügel! Und da Anders fand, daß er genügend von dieser Ware bekommen hatte, hielt er sich soviel wie möglich von zu Hause weg. Ihm gefiel die Atmosphäre bei Kalle und Eva-Lotte besser.

»Dein Alter ist verdammt nett«, sagte Anders.

»Gibt’s nicht so bald wieder«, gab Eva-Lotte zu. »Und lustig ist er auch. Er ist so furchtbar ordentlich, daß Mutter sagt, sie wird ganz kaputt davon. Und das Schlimmste für ihn sind Kaffeetassen mit abgeschlagenen Ohren. Er sagt, daß Mutter und ich und Frida nichts anderes machen als die Ohren von den Kaffeetassen abschlagen. Gestern kaufte er zwei Dutzend neue, und als er damit nach Hause kam, nahm er einen Hammer und schlug alle Ohren ab. ›Damit ihr euch die Mühe spart‹, sagte er, als er sie in die Küche brachte. Mutter lachte dermaßen, daß sie Bauchschmerzen bekam.« Eva-Lotte nahm eine neue Schnecke.

»Aber den Onkel Einar kann Vater nicht leiden«, setzte sie hinzu.

»Vielleicht schlägt er ihm auch die Ohren ab«, schlug Anders vor und hieb seine Zähne in eine Schnecke.

»Das weiß man nicht«, sagte Eva-Lotte. »Vater sagt, daß er ganz gewiß verwandtschaftliche Gefühle habe, aber wenn er alle Kusinen und Vettern und Tanten und Onkel von Mutter im Hause herumlaufen hätte, dann möchte er wünschen, er säße in einer Einzelzelle in irgendeinem abseits gelegenen Gefängnis.«

»Ich glaube, da sollte Onkel Einar lieber sitzen«, sagte Kalle schnell.

»Haha, du hast natürlich herausbekommen, daß es Onkel Einar war, der den Mord in Stockholm begangen hat, was?«

»Spotte du nur«, sagte Kalle. »Ich weiß, was ich weiß.«

Anders und Eva-Lotte lachten.

»Ja, was weiß ich denn eigentlich«, dachte Kalle eine Weile später, als die Proben für heute zu Ende waren. »Ich weiß überhaupt nichts – das ist alles, was ich weiß.«

Er war mißgestimmt. Aber da fiel ihm plötzlich der Dietrich ein. Er wurde ganz zapplig vor Spannung und Erwartung. Er hatte einen Dietrich in der Tasche, und auf irgendeine Weise mußte er versuchen, ihn auszuprobieren. Alles, was er brauchte, war eine verschlossene Tür. Warum nicht mit der gleichen Tür versuchen, die Onkel Einar geöffnet hatte? Die Tür zum Kellergeschoß in der Schloßruine!

Kalle überlegte nicht lange. Er rannte durch die Straßen, aus Furcht, einen Bekannten zu treffen, der sich ihm anschließen wollte. Und als er am Hochplateau angekommen war, rannte er die gewundene Treppe mit einer solchen Fahrt hinauf, daß er erst eine Weile ausruhen mußte, als er endlich vor der verschlossenen Tür stand, ehe er wieder normal Atem holen konnte. Seine Hand zitterte etwas, als er den Dietrich in das Schloß steckte. Würde es ihm gelingen?

Zuerst sah es nicht so aus. Aber nachdem er eine Weile versucht hatte, merkte er, daß das Schloß nachgab. So einfach war das also! Er, Kalle Blomquist, hatte eine Tür mit einem Dietrich geöffnet! Die Tür kreischte, als sie sich in ihren Angeln bewegte. Kalle zögerte einen Augenblick. Es schien ihm sehr unheimlich, allein in die dunklen Kellerregionen hinunterzugehen.

Natürlich war er zu keinem anderen Zweck hergekommen, als den Dietrich auszuprobieren, aber da der Zugang nun frei war, wäre er wohl ein Dummkopf, wenn er nicht die Gelegenheit wahrnähme, noch einmal in den Keller zu gehen. Er stieg die Treppe hinunter, und er empfand eine große Genugtuung bei dem Gedanken, daß er der einzige Junge in der ganzen Stadt war, der die Möglichkeit dazu hatte. Er würde wahrhaftig zum zweitenmal seinen Namen an die Wand schreiben! Wenn er und Anders und Eva-Lotte wirklich noch einmal im Leben hier hinunterkommen sollten, dann würde er ihnen zeigen, daß sein Name an zwei Stellen auf der Wand stand. Was bedeutete, daß er zweimal hier gewesen war.

Nun sah er es! Es waren keine Namen an der Wand! Sie waren dick mit Bleistift überstrichen, so daß man nicht lesen konnte, was da gestanden hatte.

»Nein, jetzt schlägt’s dreizehn!« sagte Kalle laut vor sich hin.

Waren es die Gespenster der Vergangenheit, denen die Schrift an der Wand nicht gefiel und die alle Spuren ausgelöscht hatten?

Kalle schauderte. Aber konnte man sich ein Gespenst mit Bleistift vorstellen? Kalle mußte sich sagen, daß das wenig wahrscheinlich war. Aber jemand hatte es jedenfalls getan!

»Daß ich es nicht sofort begriffen habe!« flüsterte Kalle. Onkel Einar! Natürlich! Onkel Einar hatte versucht, sie daran zu hindern, überhaupt ihre Namen hinzuschreiben, und Onkel Einar hatte sie ausgestrichen! Er wollte nicht, daß jemand, der eventuell in den Keller hinunterkam, wissen sollte, daß sie da-gewesen waren, soviel verstand Kalle. Aber wann hatte Onkel Einar das gemacht? Die Namen hatten bestimmt unversehrt an der Wand gestanden, als sie die Ruine verlassen hatten.

»Oh, wie dumm ich bin«, sagte Kalle. Des Nachts natürlich!

Onkel Einar war in der Nacht in der Schloßruine gewesen.

Deswegen hatte er die Taschenlampe gekauft. Aber hatte er sich wirklich so viel Mühe gemacht, nur um ein paar Namen an der Wand auszustreichen? Kalle glaubte das nicht. Was hatte er im Geräteschuppen zu tun gehabt? Einen Bleistift holen, was? Kalle lachte höhnisch. Dann sah er sich um. Vielleicht entdeckte er noch andere Spuren von Onkel Einars Besuch.

Ein spärliches Licht fiel durch die Kellerlöcher, aber das reichte nicht aus, um in alle Winkel und Ecken zu leuchten.

Übrigens war es ja gar nicht sicher, daß Onkel Einar sich nur in dem Teil des Kellers aufgehalten hatte, der der Treppe am nächsten lag und wo die Kinder ihre Namen an die Wand geschrieben hatten. Das Kellergeschoß war groß. Dunkle Gänge verzweigten sich nach allen Seiten. Kalle hatte keine Lust, seine Entdek-kungsfahrt unter den dunklen Gewölben fortzusetzen. Das würde auch keinen Zweck haben, da er keine Taschenlampe bei sich hatte.

Aber eines war sicher: Onkel Einar würde niemals den Dietrich zurückbekommen, dafür entschied Kalle sich sofort. Natürlich widersetzte sich sein Gewissen ein wenig und meinte, daß man etwas, was einem nicht gehörte, nicht behalten dürfte, aber Kalle beschwichtigte bald diese Einwände. Wozu brauchte Onkel Einar einen Dietrich? Wer weiß, welche Türen er damit zu öffnen beabsichtigte? Wenn Kalle mit seiner Auffassung recht hatte, daß Onkel Einar eine dunkle Gestalt war, dann verübte er ja nur eine gute Tat, wenn er den Dietrich behielt. Und außerdem – es war allzu verlockend, ihn zu behalten. Anders und Eva-Lotte und er könnten ihr Hauptquartier im Kellergewölbe haben; sie würden alles untersuchen können, und vielleicht würden sie auch herauskriegen, was Onkel Einar hier gemacht hatte.

»Das letztere entscheidet die Sache«, sagte sich Kalle entschlossen. Er war im Begriff zu gehen. Da sah er am Fuße der Treppe einen kleinen weißen Gegenstand. Er beugte sich schnell hinunter und hob ihn auf. Eine Perle war es, eine weiße, schimmernde Perle!