"Die steinerne Pest" - читать интересную книгу автора (Хольбайн Вольфганг)WOLFGANG HOHLBEIN KAPIT#196;N NEMOS KINDER DIE STEINERNE PEST UEBERREUTER Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufhahme Hohlbein, Wolfgang: Kapit#228;n Nemos Kinder / Wolfgang Hohlbein. - Wien: Ueberreuter Die steinerne Pest. - 1996 ISBN 3-8000-2444-6 J 2246/1 Alle Rechte vorbehalten Umschlagillustration von Doris Eisenburger Copyright © 1996 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien Printed in Germany 1357642 Wolfgang Hohlbein, geboren in Weimar, lebt heute mit seiner Familie in der N#228;he von D#252;sseldorf. F#252;r sein Erstlingswerk »M#228;rchenmond«, ein phantastischer Roman, den er gemeinsam mit seiner Frau Heike schrieb, erhielt er 1982 den ersten Preis des vom Verlag Ueberreuter veranstalteten Wettbewerbs zum Thema Science Fiction und Phantasie. Au#223;erdem erhielt dieser Titel 1983 den »Phantasie-Preis der Stadt Wetzlar« und den »Preis der Leseratten«. In der Reihe »Kapit#228;n Nemos Kinder« bisher erschienen: Die Vergessene Insel Das M#228;dchen von Atlantis Die Herren der Tiefe Im Tal der Giganten Das Meeresfeuer Die Schwarze Bruderschaft Die steinerne Pest Die Grauen W#228;chter Weitere B#228;nde in Vorbereitung. Bei der Suche nach einem Raumschiff, das ins Meer gest#252;rzt ist, machen Mike und seine Freunde eine schreckliche Entdeckung: Auf dem Meeresboden finden sie versteinerte Fische und schlie#223;lich sogar ein versteinertes Schiff. Auch die Menschen an Bord sind zu Stein geworden. Was ist geschehen? Aus dem Logbuch erfahren sie, da#223; der Zusammensto#223; des Frachters mit dem geheimnisvollen Raumschiff die Katastrophe ausgel#246;st hat. Kapit#228;n Trautman ist besorgt. Denn alles spricht daf#252;r, da#223; das Raumschiff Kurs auf die karibischen Inseln genommen hat. Trautman und Mike bringen die NAUTILUS, ihr Unterseeboot, auf H#246;chstgeschwindigkeit, um die Menschen in der Karibik zu warnen. Doch das Raumschiff hat bereits auf einer der Inseln angelegt, und die Insassen sind von Bord gegangen. Wie k#246;nnen Mike und seine Freunde verhindern, da#223; auch hier jeder Mensch und jedes Tier, das mit dem Raumschiff oder den Wesen aus einer anderen Galaxis in Ber#252;hrung kommt, zu Stein erstarrt? »Es ist weg.« Juans bleiches Gesicht war schwei#223;#252;berstr#246;mt, und seine H#228;nde zitterten. Er war viel l#228;nger drau#223;en geblieben, als sie vereinbart hatten. Die Taucheranz#252;ge erm#246;glichten es ihnen zwar, sich selbst in dieser extremen Tiefe sicher auf dem Meeresgrund zu bewegen, aber sie waren auch sehr schwer. Jeder Schritt darin stellte eine gro#223;e Anstrengung dar, und die Gefahr, seine eigenen Kr#228;fte zu #252;bersch#228;tzen, war gro#223;. So, wie Juan aussah, hatte er seine Kr#228;fte #252;bersch#228;tzt. Statt der vorgesehenen Stunde war er fast zwei drau#223;en geblieben. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ben und Singh mu#223;ten ihm helfen, sich aus dem klobigen Taucheranzug zu sch#228;len. »Bist du ganz sicher?« fragte Ben, w#228;hrend er #228;chzend die schweren Sauerstoffflaschen von Juans R#252;cken wuchtete. »Ich meine, immerhin ist es ziemlich dunkel da drau#223;en. Man kann nur ein paar Meter weit sehen. « In Juans Augen blitzte es zornig auf, und Mike hob rasch die Hand und machte eine bes#228;nftigende Bewegung. »H#246;rt auf«, sagte er. »Es nutzt niemandem, wenn wir uns gegenseitig an die Kehle gehen. Ich schlage vor, wir machen jetzt alle eine kleine Pause, um uns auszuruhen. « »Ein sehr vern#252;nftiger Vorschlag«, sagte Singh. »Wir sollten uns in einer Stunde im Salon treffen. Und so lange vielleicht besser still sein«, f#252;gte er mit einem bezeichnenden Blick auf Ben hinzu. Ben blinzelte #252;berrascht. Singh sprach im allgemeinen sehr wenig, und er mischte sich schon gar nicht in die Unterhaltungen anderer ein. Da#223; er es jetzt doch tat, verlieh seinen Worten ein ganz besonderes Gewicht. Mike warf dem Sikh einen dankbaren Blick zu, dann wandte er sich um und verlie#223; die Tauchkammer. Er zog dabei instinktiv den Kopf ein, um sich nicht an dem niedrigen T#252;rrahmen zu sto#223;en; eine Bewegung, die ihm schon so in Fleisch und Blut #252;bergegangen war, da#223; er sie gar nicht mehr bewu#223;t registrierte. Nicht nur die T#252;r der Tauchkammer war sehr niedrig. So gewaltig die NAUTILUS in ihren Abmessungen auch war, an Bord herrschte doch eine fast dr#252;ckende Enge. Aber daran dachte Mike im Moment wirklich nicht. Seine Gedanken kreisten ununterbrochen um den Grund, aus dem sie sich hier befanden, und damit auch um den Grund f#252;r die gereizte Stimmung, die seit zwei Tagen an Bord des Unterseebootes herrschte. Es half nicht mehr, die Augen vor der Wahrheit zu verschlie#223;en: Sie hatten diese Fahrt umsonst gemacht. Die NAUTILUS war zum Wrack der TITANIC zur#252;ckgekehrt, aber das, was sie gesucht hatten, war nicht mehr da. Er ging die kurze metallene Wendeltreppe zum n#228;chsten Deck hinauf und wollte sich nach links wenden, zum Bug des Schiffes hin, wo seine und die Kabinen der anderen lagen, drehte sich dann aber statt dessen in die entgegengesetzte Richtung und betrat nach wenigen Schritten den Salon des Unterseebootes, der ihren gemeinsamen Aufenthaltsraum, die Bibliothek des Schiffes, aber auch so etwas wie sein Gehirn darstellte: Auf einem kleinen Podest im hinteren Teil des Raumes befand sich eine ganze Ansammlung komplizierter technischer Apparate und Ger#228;tschaften. Mike wu#223;te von den allerwenigsten, wie sie funktionierten, aber sie hatten in den gut drei Jahren, die sie sich nun an Bord der NAUTILUS aufhielten, zumindest gelernt, die wichtigsten davon zu bedienen. Sicherlich nicht perfekt, aber doch hinl#228;nglich genug, um das Schiff zu steuern und damit in Bereiche des Ozeans vorzusto#223;en, die noch kein Mensch vor ihnen gesehen hatte. In diesen Jahren war sehr viel geschehen. Sie hatten nicht nur die NAUTILUS gefunden und gelernt, damit umzugehen, Mike hatte auch erfahren, wer er wirklich war, n#228;mlich niemand anderer als der Sohn des ber#252;hmten Kapit#228;n Nemo und somit der legitime Erbe nicht nur eines gewaltigen Verm#246;gens, sondern auch dieses Schiffes, das von den meisten Menschen nur f#252;r eine Legende gehalten wurde. Er und die anderen, die damals dabeigewesen waren, f#252;hrten seither ein vollkommen neues, aufregendes Leben, ein Leben voller Abenteuer und Gefahren, voller bizarrer Entdeckungen und phantastischer Reisen, wie es sich jeder Junge seines Alters wahrscheinlich ertr#228;umt h#228;tte. Und trotzdem hatte er manchmal das Gef#252;hl, da#223; in diesem Leben etwas fehlte. Er hatte zum Beispiel niemals wirklich seine Eltern kennengelernt. Und es gab Tage, da w#252;nschte er sich fast, ein ganz normales Leben zu f#252;hren: zur Schule zu gehen, eine Familie zu haben, Freunde und ein richtiges Zuhause, kein Unterseeboot, das ruhelos #252;ber die Weltmeere fuhr und nirgendwo l#228;nger als einige Tage vor Anker ging. Diese Gedanken kamen ihm in letzter Zeit #246;fter. Meistens verscheuchte er sie, denn sie erschreckten ihn. Vielleicht wurde er aber allm#228;hlich erwachsen. Und vielleicht begann er auch zu begreifen, warum ihm sein Vater niemals erz#228;hlt hatte, wer er wirklich war. Wahrscheinlich weil er dir sein eigenes Schicksal ersparen wollte, wisperte eine Stimme in seinen Gedanken. Mike drehte sich herum und blickte auf Astaroth herab, den ein#228;ugigen schwarzen Kater, der vielleicht sein bester Freund hier an Bord war; zumindest der einzige, der nicht nur mit ihm reden, sondern tats#228;chlich seine Gedanken lesen konnte. »Hatte er recht damit?« fragte Mike. Woher soll ich das wissen? Astaroth versuchte, ein menschliches Schulterzucken zu imitieren, was bei ihm allerdings einigerma#223;en komisch aussah. Ich wei#223; nur, da#223; jeder Mensch selbst f#252;r sein Schicksal verantwortlich ist. Dieses Schiff hat einst deinem Vater geh#246;rt, und nun geh#246;rt es dir. Das hei#223;t nicht, da#223; du so werden mu#223;t wie er. »Ein Pirat, meinst du?« Das war er nicht, antwortete Astaroths lautlose Gedankenstimme. »Woher willst du das wissen?« fragte Mike. »Du hast ihn ja nicht einmal gekannt. « Das mu#223; ich auch nicht, sagte Astaroth. Ich habe eine Menge #252;ber ihn geh#246;rt. Und ich kenne dich. Ich glaube, da#223; ihr euch sehr #228;hnlich seid. Er lachte; etwas, zu dem er in seiner Katzengestalt nicht in der Lage war, in Gedanken aber sehr wohl. Als ich dich und die anderen kennengelernt habe, da hattet ihr doch auch noch andere Pl#228;ne, oder? Wolltet ihr dieses Schiff nicht benutzen, um den Krieg zu beenden und die Menschen dazu zu zwingen, endlich Vernunft anzunehmen? Mike blickte den Kater nur an. Astaroths Worte entsprachen nicht hundertprozentig der Wahrheit, aber sie kamen ihr ziemlich nahe. Schlie#223;lich sagte er: »Ja. Aber das war eine recht kindische Vorstellung. Wir k#246;nnen diesen Krieg nicht beenden. « Da bin ich nicht einmal sicher, antwortete Astaroth. Ihr wi#223;t noch lange nicht, wozu die NAUTILUS tats#228;chlich imstande ist. Vielleicht k#246;nntet ihr all diese Verr#252;ckten dort oben tats#228;chlich zwingen, diesen wahnsinnigen Krieg zu beenden. Aber es w#252;rde nichts nutzen. Du kannst niemanden dazu bringen, Vernunft anzunehmen, wenn er nicht vern#252;nftig ist. Ich glaube, das ist der gro#223;e Unterschied zwischen dir und deinem Vater. »Du meinst, da#223; er nie aufgeh#246;rt hat, an das Gute im Menschen zu glauben, aber ich schon?« fragte Mike bitter. Ich habe das alles schon einmal erlebt, wei#223;t du? sagte Astaroth. Dein Volk w#228;re nicht das erste, das an seiner eigenen Unvernunft zugrunde gegangen w#228;re. »Unsinn!« widersprach Mike heftig. »Wir sind nicht wie die Atlanter!« »Und das werdet ihr auch nie werden«, sagte eine Stimme von der T#252;r her. Mike fuhr zusammen, drehte sich herum und blickte in Serenas Gesicht. Die Atlanterin l#228;chelte sp#246;ttisch. »St#246;re ich euch bei etwas Wichtigem, oder f#252;hrt ihr nur ein tiefsch#252;rfendes philosophisches Gespr#228;ch #252;ber den Sinn des Lebens?«»Wir reden nur #252;ber alte Zeiten«, antwortete Mike ausweichend. »#220;ber die Vergangenheit. « »Na, dann komme ich ja im richtigen Moment«, sagte Serena. »Ganz genau dar#252;ber wollte ich n#228;mlich mit dir reden. « Sie ging zu dem riesigen, runden Fenster in der Wand des Salons, blieb davor stehen und dr#252;ckte einen Knopf in seinem Rahmen. Ein halblautes Summen erklang, als die Irisblende vor dem zentimeterdicken Panzerglas auseinanderglitt, so da#223; Serenas Blick nun ungehindert auf den Meeresgrund vor der NAUTILUS hinausfiel. Ein Schimmer von Licht kam von drau#223;en herein, brach sich auf ihrem Haar und lie#223; es wie fl#252;ssiges Gold aufleuchten. Normalerweise herrschte in dieser Wassertiefe vollkommene Finsternis, aber sie hatten die NAUTILUS nur wenige Dutzend Meter neben dem Wrack der TITANIC auf Grund gesetzt, und das Licht der gewaltigen Scheinwerfer brach sich am Rumpf des gesunkenen Ozeanriesen, der wie ein Gebirge aus rostigem Stahl #252;ber ihnen emporragte. Neben der TITANIC wirkte selbst die NAUTILUSwinzig. »#220;ber die Vergangenheit?« fragte Mike. Serena wandte den Blick nicht vom Fenster, w#228;hrend sie antwortete. »Ich habe nachgedacht«, sagte sie, »und mir ist etwas eingefallen... « Sie z#246;gerte einen Moment. »Ich habe bisher nichts gesagt, weil es mir nicht wichtig erschien«, fuhr sie schlie#223;lich fort. »Es ist nur eine alte Legende, wei#223;t du? So etwas wie eure... M#228;rchen. Aber sie hat damit zu tun. « Sie deutete nach drau#223;en. »Mit der TITANIC?« fragte Mike lachend. Serena blieb vollkommen ernst. »Mit dem, was sie getroffen hat«, sagte sie. »Es ist nur eine Legende, Mike, aber es hei#223;t, da#223; unser Volk vor langer, langer Zeit schon einmal auf Wesen wie diese gesto#223;en ist. Wesen, die in gro#223;en, silbernen Scheiben von den Sternen herabgekommen sein sollen und die #252;ber unvorstellbare Macht verf#252;gten. « »Und?« fragte Mike. »Erinnert dich die Beschreibung nicht an etwas?« gab Serena zur#252;ck. Mike seufzte. Die Beschreibung pa#223;te haargenau auf das, was sie bei ihrem ersten Besuch hier unten gefunden hatten: der Grund, aus dem die TITANIC wirklich gesunken war. Die offizielle Version war, da#223; der Ozeanriese mit einem schwimmenden Eisberg kollidiert und mit Mann und Maus untergegangen war, aber die Wahrheit war viel phantastischer. Mike hatte die gewaltige fliegende Untertasse, die sich wie ein Gescho#223; in den Rumpf der TITANIC gebohrt hatte, mit eigenen Augen gesehen. Nachdem sie die Mitglieder der Schwarzen Bruderschaft aus dem Rumpf der TITANIC geborgen und zu dem geheimnisvollen Sternentor unter der Cheopspyramide gebracht hatten, von wo aus sie zu ihrem Heimatplaneten zur#252;cktransportiert wurden, waren sie schlie#223;lich hierher zur#252;ckgekehrt, um zu sehen, was von dem Raumschiff #252;briggeblieben war. Aber es mu#223;te gigantischer sein, als sie alle geglaubt hatten, denn es war durch die Explosion, die es vernichten sollte, weder in St#252;cke gerissen noch besch#228;digt worden. Es befand sich nach wie vor an seinem Platz, eingekeilt in die TITANIC. Sie hatten beschlossen, es sich am n#228;chsten Tag noch einmal genau anzusehen. Doch Juan, der als erster zu dieser Expedition aufgebrochen war, hatte die best#252;rzende Nachricht gebracht, da#223; die Flugscheibe #252;ber Nacht verschwunden war. »Und was sagt die Legende noch #252;ber dieses Volk von den Sternen?« fragte er. Serena drehte sich wieder zum Fenster, um zum Wrack der TITANIC hinauszusehen. Ihre Stimme sank fast zu einem Fl#252;stern herab, als sie antwortete: »Nicht sehr viel. Nur, da#223; die Begegnung mit ihnen t#246;dlich ist. « Im Verlauf der n#228;chsten halben Stunde fand sich nach und nach die gesamte Besatzung der NAUTILUS im Salon des Schiffes ein: Juan, Ben, Chris, Singh und schlie#223;lich auch Trautman, der mit seinem wei#223;en Haar und dem sorgsam gestutzten Seemannsbart durchaus als ihrer aller Gro#223;vater h#228;tte gelten k#246;nnen -und diese Rolle bei ihren diversen Ausfl#252;gen an Land schon das eine oder andere Mal erfolgreich gespielt hatte. In Wirklichkeit war er jedoch weit mehr. F#252;r Mike -und alle anderen mittlerweile ebenso, auch wenn sie es nicht alle zugaben - war er v#228;terlicher Freund, Lehrmeister und Besch#252;tzer in einem; und manchmal #252;bernahm er auch die Rolle des Beichtvaters. Selbst Serena, die normalerweise keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lie#223;, um zu betonen, da#223; dieses Schiff von Rechts wegen eigentlich ihr geh#246;rte (denn die NAUTILUS stammte aus dem untergegangenen Atlantis, und sie war die letzte lebende Atlanterin; und nicht nur das: sie war die Prinzessin von Atlantis, denn ihr Vater war der letzte K#246;nig dieses untergegangenen Reiches gewesen), selbst sie erkannte Trautmans Autorit#228;t an. Wenn die NAUTILUS so etwas wie einen Kommandanten gehabt h#228;tte, so h#228;tte er zweifellos Trautman gehei#223;en. So war es auch kein Wunder, da#223; -nachdem sie alle beisammen waren und Serena ihre Geschichte erz#228;hlt hatte -alle Trautman ansahen und ganz offensichtlich darauf warteten, da#223; er eine Entscheidung f#228;llte. Und ebenso offensichtlich f#252;hlte er sich in dieser Rolle nicht sonderlich wohl. Aber nicht er brach das Schweigen, das sich nach Serenas Geschichte im Salon ausgebreitet hatte, sondern Ben. »Aber das ist doch alles Bl#246;dsinn«, sagte er. »Nur ein altes M#228;rchen. Ich sehe keinen Grund, deshalb gleich in Panik auszubrechen. « Niemand antwortete, aber Serena schenkte ihm einen so zornigen Blick, da#223; Ben sich nach einigen Sekunden gen#246;tigt f#252;hlte, hinzuzuf#252;gen: »Ich meine, wir sind ihnen schlie#223;lich auch begegnet, und wir leben noch, oder?« »Waren sie es wirklich?« fragte Chris. Ben blinzelte verwirrt. »Was soll die dumme Frage? Hasim und -« »Chris hat ganz recht«, unterbrach ihn Trautman in nachdenklichem Ton. »Wir haben Hasim und seinem Bruder geholfen, die S#228;rge aus den Lader#228;umen der TI-TANIC zu bergen. Aber wir wissen nicht sicher, ob es dieselben Wesen waren. « »Wer soll es denn sonst gewesen sein?« fragte Ben patzig. Trautman hob die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Spezialist f#252;r Lebewesen von anderen Sternen. Ich denke nur, wir sollten Serenas Geschichte ernst nehmen. « »Eine zehntausend Jahre alte Legende?« #228;chzte Ben. »Die allermeisten Legenden haben einen wahren Kern«, sagte Trautman. »Also gut, fassen wir zusammen: Wir wissen, da#223; die TITANIC vor f#252;nf Jahren gesanken ist, nachdem sie mit einem Raumschiff zusammengesto#223;en ist, das die K#246;rper Dutzender Wesen bergen wollte, die sich in den Lader#228;umen des Meeresgiganten befanden - ohne da#223; irgend jemand an Bord etwas davon wu#223;te. Sowohl die TITANIC als auch das fremde Schiff sind nach dem Zusammenprall gesunken. F#252;nf Jahre lang haben sie auf dem Meeresgrund gelegen, ohne da#223; irgend etwas geschah. Und jetzt, kaum vier Wochen sp#228;ter, kommen wir zur#252;ck, entdecken, da#223; das Schiff nicht zerst#246;rt worden ist, und am n#228;chsten Tag ist es nicht mehr da. Ich glaube nicht, da#223; das Zufall ist. « »Sondern?« fragte Juan. Trautman zuckte erneut mit den Schultern. »Keine Ahnung«, gestand er. »Aber ich glaube nicht an Zuf#228;lle. Jedenfalls nicht an solche. « Mike nickte langsam. »Und jetzt, wo niemand mehr da ist, den es besch#252;tzen mu#223;... « Trautman wiegte den Kopf. »Ja, so k#246;nnte es gewesen sein. « Aber sehr #252;berzeugt klang er nicht. »Warum machen wir uns dann noch Sorgen?« fragte Ben. »Ich meine, wenn es wirklich von einem anderen Stern gekommen ist und sich jetzt wieder auf dem R#252;ckweg dorthin befindet, k#246;nnen wir ihm sowieso nicht folgen. « »Und wenn nicht?« fragte Chris. Er deutete auf das Fenster, dann nach oben, zur Decke des Salons. »Nur, weil es nicht mehr da ist, mu#223; es nicht zwangsl#228;ufig dort sein, oder?« Ben verdrehte die Augen. »Warum m#252;#223;t ihr eigentlich immer alles so kompliziert machen? Es ist nicht mehr da, basta. Was sollen wir tun? Vielleicht den gesamten Ozean danach absuchen? Das ist doch sinnlos. « »Und wenn Serena recht hat?« fragte Chris. »Wenn dieses Ding wirklich gef#228;hrlich ist?« »Wenn, wenn, wenn!« maulte Ben. »Wir k#246;nnen es nicht #228;ndern, oder? Wir wissen ja nicht einmal, wo wir danach suchen sollen. « »Genug!« fuhr Trautman dazwischen. »Es nutzt niemandem etwas, wenn wir uns streiten. Ich schlage vor, wir gehen noch einmal hin#252;ber zur TITANIC und sehen uns gr#252;ndlich um. Vielleicht finden wir irgendwelche Spuren, die uns weiterhelfen. « »Aber das ist doch nichts als Zeitverschwendung«, beharrte Ben. »Niemand zwingt dich, mitzukommen«, antwortete Trautman scharf. »Du kannst hierbleiben oder mitkommen, ganz wie du willst. Aber wir haben wirklich keine Zeit f#252;r endlose Diskussionen. « Nicht nur Ben starrte Trautman verwundert an. F#252;r eine Sekunde breitete sich ein allgemeines Schweigen aus. Keiner hier war diesen Ton von Trautman gewohnt, und Mike konnte sich tats#228;chlich an keine einzige Gelegenheit erinnern, bei der Trautman seine Autorit#228;t jemals so ausgespielt hatte. Verbl#252;fft fragte er sich, was in ihn gefahren sein mochte. Er bekam sogar unerwartet eine Antwort auf diese Frage. Er hat Angst, wisperte die Stimme des Katers in seinen Gedanken. Mike konnte im letzten Moment den Impuls unterdr#252;cken, laut zu antworten, sah den Kater aber fragend an. Angst? antwortete er auf die gleiche, lautlose Art. Wovor? Astaroth erwies sich als ein weitaus talentierterer Schauspieler, als Mike es war, denn er hockte seelenruhig auf seinem Hinterteil und schien voll und ganz damit besch#228;ftigt zu sein, seine Vorderpfoten zu lecken. Da jedermann an Bord wu#223;te, da#223; der Kater imstande war, Gedanken zu lesen, hatten sie Astaroth schon vor langer Zeit das Versprechen abgenommen, es nicht ohne ihr Einverst#228;ndnis zu tun. Astaroth hatte zwar auf seine typische, #252;berheblich-sp#246;ttische Art darauf geantwortet, schlie#223;lich aber doch eingesehen, da#223; Menschen es nun einmal nicht mochten, wenn man in ihren innersten Gedanken las wie in einem offenen Buch. Nat#252;rlich tat er es dann und wann trotzdem, und ebenso nat#252;rlich argw#246;hnten alle an Bord, da#223; es so war -alle au#223;er Mike. Er wu#223;te, da#223; der Kater nicht die geringste Absicht hatte, sein Versprechen einzuhalten. Wer h#228;tte jemals von einer Katze geh#246;rt, die sich an eine Abmachung hielt -au#223;er, es war zu ihrem Vorteil? Wovor hat er Angst? Doch nicht vor dieser uralten Geschichte? Nein, antwortete der Kater. Gewi#223; nicht. Er hat Angst, da#223; dieses Sternenschiff gefunden werden k#246;nnte. Wieso? Bist du so begriffsstutzig, oder tust du nur so? fragte Astaroth patzig. Deine Br#252;der und Schwestern f#252;hren seit drei Jahren einen Krieg gegeneinander, der allm#228;hlich die ganze Welt in Brand zu setzen beginnt. Was glaubst du wohl, w#252;rde passieren, wenn eine der beiden Seiten dieses Schiff in die H#228;nde bek#228;me? Sie haben schon Himmel und H#246;lle in Bewegung gesetzt, um der NAUTILUS habhaft zu werden. Was w#252;rden sie erst tun, um dieses Ding in ihren Besitz zu bekommen? Mike konnte ihm nicht widersprechen. Schlimmer noch: So, wie die politische Lage auf der Welt im Moment aussah, waren so ziemlich alle H#228;nde die falschen. Da sie den gr#246;#223;ten Teil ihrer Zeit auf und unter dem Meer zubrachten, verga#223;en sie nur allzu schnell, da#223; #252;ber ihren K#246;pfen seit drei Jahren eine Auseinandersetzung tobte, die unter dem Begriff Erster Weltkrieg in die Geschichtsb#252;cher eingehen sollte. Aber dieser Krieg hatte sie schon mehr als einmal eingeholt, und er hatte unter der Besatzung der NAUTILUS auch ein Opfer gefordert. Allein bei der Vorstellung, da#223; dieses Sternenschiff mit seiner um wahrscheinlich jahrtausendeweit fortgeschrittenen Technik einer der beiden Seiten -und ganz gleich, welcher! -in die H#228;nde fallen k#246;nnte, lief Mike ein eisiger Schauer #252;ber den R#252;cken. »Hast du alles verstanden? Mike? Mike!« Mike fuhr zusammen und sah zu Trautman hoch. Er begegnete einem mehr als #228;rgerlichen Blick und begriff, da#223; Trautman ihn wahrscheinlich schon zwei-oder dreimal angesprochen hatte, ohne da#223; er es auch nur h#246;rte. »Wie?« fragte er kleinlaut. »Jetzt, wo ich deine gesch#228;tzte Aufmerksamkeit ebenfalls habe, k#246;nnen wir vielleicht aufbrechen«, sagte Trautman, wieder in scharfem Ton. »Du und ich sehen uns die Stelle an, wo das Sternenschiff gewesen ist. Die anderen bleiben hier und ruhen sich aus. F#252;r den Fall, da#223; irgend jemand noch #252;bersch#252;ssige Energie hat, kann er Serena helfen, die Bibliothek nach Hinweisen auf diese Legende zu durchsuchen. « Er deutete auf die dem Fenster gegen#252;berliegende Wand, die fast zur G#228;nze von einem gewaltigen B#252;cherregal eingenommen wurde. Keiner von ihnen hatte sich je die M#252;he gemacht, sie zu z#228;hlen, aber es mu#223;ten Tausende sein. »Damit wirst du wohl hinreichend besch#228;ftigt sein, bis wir zur#252;ckkommen. « Mike ri#223; erneut verbl#252;fft die Augen auf. Das war kaum noch der Trautman, den sie alle kannten. Er konnte sich nicht erinnern, ihn jemals in einem solchen Ton reden geh#246;rt zu haben. »Also, brechen wir auf«, sagte Trautman. »In einem stimme ich Ben n#228;mlich zu: Ich habe keine Lust, l#228;nger als notwendig hierzubleiben. « Er stand auf, drehte sich auf der Stelle herum und verlie#223; mit energischen Schritten den Raum. Mike warf einen fragenden Blick zu Serena hin#252;ber, erntete aber nur ein ratloses Achselzucken. Keiner von ihnen hatte Trautman jemals so gereizt gesehen. Es war direkt unheimlich. Und es sollte erst der Anfang sein. Es war nicht das erste Mal, da#223; Mike an genau dieser Stelle stand und zu der gewaltigen Klippe aus muschelverkrustetem Stahl und Rost hinaufsah, aber das Gef#252;hl, das er dabei hatte, hatte sich nicht ver#228;ndert. Es schien sogar noch st#228;rker geworden zu sein, er kam sich winzig und verloren vor, wie eine Ameise vor der Fassade eines Hauses. Die TITANIC hatte ihren Namen zu Recht, aber es war eben eine Sache, zu h#246;ren, da#223; es sich um den gr#246;#223;ten Passagierdampfer handelte, der jemals gebaut worden war, und eine ganz andere, diesem schwimmenden Kolo#223; wirklich gegen#252;berzustehen. Wie die TITANIC so auf dem Meeresboden lag, halb auf die Seite gesunken und mit aufgerissener Flanke, kam sie ihm sogar noch bedeutend gr#246;#223;er und gewaltiger vor. Die TITANIC war tot, aber sie war immer noch ein Gigant. Trautmans Gedanken schienen in eine ganz #228;hnliche Richtung zu gehen, denn er war wie Mike stehengeblieben und blickte eine ganze Weile wortlos nach oben. »Unglaublich«, sagte er schlie#223;lich. »Was?« fragte Mike. »Da#223; sie gesunken ist?« Trautman sch#252;ttelte den Kopf, aber der Helm seines Unterwasseranzuges, der fest mit den Schultern verbunden war, blieb starr. Mike sah nur, wie sich sein Gesicht hinter der Scheibe von rechts nach links und wieder zur#252;ck bewegte. »Auch«, sagte er. »Aber viel unglaublicher finde ich noch, da#223; Menschen in der Lage sind, so etwas zu bauen. « Mike verstand sehr gut, was er meinte. Auch ihn hatte ein Gef#252;hl von Ehrfurcht ergriffen, als er das Schiff zum ersten Mal gesehen hatte. Selbst die NAUTILUS mit ihren immerhin hundert Metern wirkte neben dem Wrack der TITANIC wie ein Zwerg. »Komm«, sagte Trautman schlie#223;lich. »Gehen wir weiter. « Etwas widerwillig setzte sich Mike in Bewegung. Durch die enorme Gr#246;#223;e der TITANIC war ihm der Weg zum Bug nicht ann#228;hernd so weit vorgekommen, wie er in Wahrheit war -sie marschierten gute zehn Minuten nebeneinander durch den pulverfeinen Sand, der den Meeresboden hier bedeckte, ehe der Bug des Schiffes mit dem klaffenden Ri#223; auch nur sichtbar n#228;her kam. Mike drehte sich in dieser Zeit mehrmals herum und sah in die Richtung zur#252;ck, aus der sie gekommen waren. Der Anblick war bizarr und faszinierend zugleich. Ihre Schritte hatten den Sand aufgewirbelt, der sich in dem nahezu unbewegten Wasser nur ganz langsam wieder zu Boden senkte, aber die Bewegung der braungelben Wolken war weit und breit die einzige Bewegung, die er im Licht der starken Helmscheinwerfer sah. »Worauf wartest du?« erklang Trautmans Stimme pl#246;tzlich in seinem Helm. »Tr#246;del nicht so herum! Unser Sauerstoffvorrat reicht schlie#223;lich nicht ewig. « Mike drehte sich hastig wieder herum und beeilte sich, Trautman zu folgen. Irgend etwas am Anblick der langsam auseinandertreibenden Sandwolken beunruhigte ihn, aber er konnte nicht sagen, was, und Trautman schien nicht unbedingt in der Stimmung zu sein, mit ihm dar#252;ber zu diskutieren. Der Eindruck von vorhin hatte ihn nicht getrogen: Trautman war wirklich miserabler Laune. Und das war seltsam. Trautman strahlte oft eine bes#228;nftigende Ruhe aus und zeigte sich manchmal auch #252;berm#228;#223;ig besorgt, aber Mike konnte sich eigentlich nicht erinnern, ihn jemals launisch erlebt zu haben... Sie brauchten noch einmal f#252;nf Minuten, um den #252;berh#228;ngenden Bug des Riesenschiffes zu erreichen. Der klaffende Ri#223;, breit genug, um einen kompletten G#252;terzug aufzunehmen, erhob sich scheinbar unendlich weit #252;ber ihnen, und Mike begann sich allm#228;hlich zu fragen, warum sie #252;berhaupt noch einmal hergekommen waren. Da#223; das Sternenschiff nicht mehr da war, wu#223;ten sie auch so... Trautman hob seinen Scheinwerfer und lie#223; den grellen Lichtkreis langsam #252;ber die R#228;nder des Risses gleiten. Er tat dies eine ganze Weile, und schlie#223;lich sagte er leise: »Ja. Das habe ich mir gedacht. « »Was?« fragte Mike. Trautman drehte sich ganz zu ihm herum, ehe er antwortete. Mike konnte sein Gesicht hinter der Helmscheibe nur schemenhaft erkennen, aber seine Stimme klang sehr ernst. »Es ist alles noch viel schlimmer, als ich bef#252;rchtet hatte. Du sagst, da#223; es ungef#228;hr drei#223;ig Meter gro#223; war?« »Aber wirklich nur ungef#228;hr«, beeilte sich Mike zu versichern. »Es k#246;nnen auch f#252;nfzig gewesen sein. Oder nur zwanzig. Es ist ziemlich schwer, hier unten die richtige Gr#246;#223;e zu sch#228;tzen. « »Trotzdem... « Trautman hob den Scheinwerfer. »Ob nun drei#223;ig oder f#252;nfzig Meter, es mu#223; das Schiff mit solcher Wucht getroffen haben, da#223; es sich fast bis zur H#228;lfte in den Rumpf gegraben hat. « »KeinWunder, da#223; sie untergegangen ist«, sagte Mike schaudernd. #220;ber seinen R#252;cken lief ein eisiges Fr#246;steln, als sein Blick dem Scheinwerferstrahl folgte und er sah, da#223; die zehn Zentimeter starken Stahlplatten des Rumpfes wie d#252;nnes Stanniolpapier zerrissen waren. »Aber wieso ist es schlimmer, als Sie bef#252;rchtet haben?« »Sieh genau hin«, sagte Trautman. »Da. Und da. Und dort. « Jedesmal schwenkte er den Scheinwerferstrahl ein kleines St#252;ckchen weiter, um Mike genau zu zeigen, was er entdeckt hatte. »Die Stahlplatten sind nach innen gedr#252;ckt, wo es sich in den Rumpf gebohrt hat«, sagte er. »Aber an einigen Stellen sind sie auch nach au#223;en gebogen. Siehst du?« »Und?« fragte Mike. Er begriff nicht, worauf Trautman hinauswollte. »Und?« erwiderte Trautman unwillig. »Seit wann bist du so begriffsstutzig? Kannst du dir ungef#228;hr vorstellen, welche Kr#228;fte n#246;tig gewesen sein m#252;ssen, um das zu tun? Wir m#252;ssen unbedingt herausfinden, wo es ist. « »Aber wie denn?« fragte Mike. »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, gestand Trautman. »Vielleicht hat es Spuren hinterlassen. Ich wei#223; es nicht. « Er seufzte, dann drehte er sich langsam herum und lie#223; den Scheinwerferstrahl #252;ber den Meeresboden gleiten. Der Sand hatte sich noch nicht wieder vollst#228;ndig zu Boden gesenkt; eine doppelte Reihe kleiner, langsam auseinanderdriftender Rauchs#228;ulen schien den Weg zu markieren, den sie gekommen waren. »Unheimlich«, sagte Mike. Nun war es an Trautman, zu fragen: »Was?« Mike antwortete nicht. Es war das gleiche Gef#252;hl wie vorhin, da#223; hier etwas nicht so war, wie es sein sollte. Dann wu#223;te er es. »Es ist viel zu ruhig«, sagte er. »Es m#252;#223;te doch selbst in dieser Meerestiefe noch Fische geben. « »Vielleicht nicht ganz so viele wie weiter oben«, best#228;tigte Trautman. »Aber du hast recht. Es ist viel zu still hier... war das damals auch so, als Hasim und du hier drau#223;en wart?« Mike dachte einen Moment lang angestrengt nach, zuckte aber dann mit den Schultern. Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. Er hatte auch wahrlich anderes zu tun gehabt, als darauf zu achten, ob es hier Fische gab. »Das gef#228;llt mir nicht«, sagte Trautman. »Das alles gef#228;llt mir ganz und gar nicht. « Er lie#223; den Scheinwerferstrahl einmal rundum kreisen, aber das Ergebnis war #252;berall dasselbe: so weit der grelle Lichtstrahl auch reichte, es r#252;hrte sich nichts. »Das Ganze wird mir allm#228;hlich unheimlich«, sagte Mike. »Lassen Sie uns zu den anderen zur#252;ckgehen. « »Stell dich nicht so an«, antwortete Trautman unwirsch. »Hier ist absolut nichts, was uns gef#228;hrlich werden k#246;nnte. « Mike wollte auffahren, bi#223; sich aber dann im letzten Moment auf die Zunge und schluckte die w#252;tende Antwort hinunter, die ihm auf der Zunge lag. Trotzdem: Lange w#252;rde er sich Trautmans Benehmen nicht mehr bieten lassen. »Aber wir sollten trotzdem zur#252;ckgehen«, fuhr Trautman nach einer Weile fort. »Unsere Atemluft reicht nicht ewig, und der Weg ist weit. « Damit wandte er sich um und begann langsam in die Richtung zur#252;ckzugehen, aus der sie gekommen waren. Er bewegte sich allerdings nur wenige Schritte weit, ehe er wieder stehenblieb und seine Lampe senkte, so da#223; der Lichtkreis einen kleinen, scharf abgegrenzten Bereich genau vor seinen F#252;#223;en beleuchtete. »Was ist los?« fragte Mike. Er bekam keine Antwort. Nach ein paar Sekunden begann sich Trautman umst#228;ndlich zu b#252;cken, was in dem Unterwasseranzug nicht gerade leicht war, hob etwas vom Boden auf und richtete sich dann schwerf#228;llig wieder auf. »Sieh dir das an!« sagte Trautman jetzt. Seine Stimme klang sehr aufgeregt. Mike trat einen Schritt n#228;her heran und ri#223; erstaunt die Augen auf, als er sah, was Trautman da gefunden hatte. Es war ein Fisch. Jedenfalls sah es aus wie ein Fisch... Trautman drehte sein Fundst#252;ck einen Moment lang in den H#228;nden -und brach den vermeintlichen Fisch dann mit einer entschlossenen Bewegung in zwei Teile. Er bestand aus nichts anderem als aus por#246;sem Stein! »Aber da kann doch... das kann doch gar nicht sein!« #228;chzte Mike. »Das ist doch unm#246;glich!« Trautman antwortete nicht, aber er b#252;ckte sich und grub einen zweiten Fisch aus dem Sand zu seinen F#252;#223;en aus. Diesmal zerbrach er ihn nicht, sondern schob ihn vorsichtig unter den G#252;rtel seines Tauchanzuges. Dann schwenkte er die Lampe ganz langsam im Halbkreis vor sich #252;ber den Boden. »Da hast du deine Fische«, fl#252;sterte er ersch#252;ttert. Bisher hatte Mike nicht darauf geachtet, aber nun sah er sie #252;berall: versteinerte Fische, die unter ihrem eigenen Gewicht halb in den feinen Sand am Meeresboden eingesunken waren. Es war ein unheimlicher, angstmachender Anblick. »Was ist hier nur geschehen?« murmelte er. »Ich wei#223; es nicht«, antwortete Trautman. Er hob noch einen Fisch auf und steckte ihn ebenfalls in den G#252;rtel, dann drehte er sich herum und setzte seinen Weg fort. Der Scheinwerferstrahl bewegte sich dabei von links nach rechts #252;ber den Boden vor ihnen, und wohin er auch leuchtete, #252;berall glitzerten versteinerte Schuppen im Sand, starrten sie Augen aus Fels an und schnappten f#252;r alle Zeiten erstarrte offene Fischm#228;uler vergeblich nach Luft. Erst als sie sich schon ein gutes St#252;ck vom Bug der TITANIC entfernt hatten, wurde es ein wenig besser. Sie sahen noch immer versteinerte Fische, aber es waren nicht mehr ganz so viele, und schlie#223;lich gab es keine mehr. Sie gingen direkt zur NAUTILUS zur#252;ck, und als Mike auf das Me#223;ger#228;t blickte, das an seinem linkenHandgelenk befestigt war, stellte er zu seiner #220;berraschung fest, da#223; sein Sauerstoffvorrat tats#228;chlich bereits auf knapp zehn Minuten zusammengeschrumpft war. Er hatte gar nicht gemerkt, da#223; sie schon so lange hier drau#223;en waren. Die T#252;r der Tauchkammer #246;ffnete sich, und Trautman trat ein. Mike warf noch einen Blick um sich und fuhr erschrocken zusammen, als er eine Bewegung im Licht seines Scheinwerfers gewahrte. Es war kein Ungeheuer, sondern nur ein harmloser Bewohner der Tiefsee -ein kleiner Krake mit ungef#228;hr halbmeterlangen Armen, der in raschem Tempo auf ihn zugeschwommen kam. Mike wunderte sich ein wenig #252;ber sein Verhalten. Wenn schon nicht er, so h#228;tte ihn doch eigentlich der Scheinwerfer erschrecken m#252;ssen, denn hier unten, in der Welt, in der der Krake lebte, herrschte immerw#228;hrende Nacht. Doch das Tier zeigte keine Scheu, sondern bewegte sich sehr zielsicher auf Mike zu. Noch ehe Mike richtig mitbekam, wie ihm geschah, hatte er ihn erreicht -und griff ihn unverz#252;glich an! Der Krake prallte wie ein weicher Gummiball gegen seinen Helm. Mike taumelte unter dem Ansturm zur#252;ck und w#228;re um ein Haar gest#252;rzt. Als er seine Balance endlich wiedergefunden hatte, hatte der Krake seinen Helm bereits mit allen acht Fangarmen umschlungen. »He!« rief Mike. »Was soll denn der Quatsch? Ich bin doch keine Garnele!« Er versuchte den Kraken abzusch#252;tteln, aber das Tier erwies sich als erstaunlich stark. Die Saugn#228;pfe an seinen Fangarmen hingen wie festgeklebt an der Sichtscheibe des Helmes, und Mike konnte f#252;hlen, wie sich die biegsamen Arme um den ganzen Helm und die Luftschl#228;uche schlangen, die zu den Sauerstoffflaschen auf seinem R#252;cken f#252;hrten. Mike hob die H#228;nde, tastete nach dem Kraken und versuchte ihn abzustreifen. In der n#228;chsten Sekunde schrie er vor Schmerz auf. Irgend etwas hatte nach seinem Handschuh geschnappt und so heftig zugebissen, da#223; nicht einmal mehr der z#228;he Leinenstoff dem Angriff standgehalten hatte. Der Krake hatte ihn gebissen! Mike geriet in Panik. Sein Anzug war besch#228;digt. Jetzt sp#252;rte er, wie eiskaltes Wasser in seinen Anzug drang und gleichzeitig seine kostbare Atemluft entwich. Er konnte nichts mehr sehen. Was als beinahe komischer Zwischenfall begonnen hatte, das war pl#246;tzlich zu einer lebensgef#228;hrlichen Bedrohung geworden. Mikes Herz machte einen entsetzten Sprung, als er h#246;rte, wie sich einer der Luftschl#228;uche l#246;ste und der Sauerstoff sprudelnd ins Meer entwich. Seine H#228;nde griffen wild um sich. Er mu#223;te die T#252;r der Tauchkammer finden! Endlich ber#252;hrte er das massive Rad, mit dem die T#252;r der Tauchkammer ge#246;ffnet wurde. Mit verzweifelter Kraft drehte er daran. Sein Anzug f#252;llte sich immer rascher mit eisigem Wasser, und die Luft, die aus den beiden Flaschen auf seinem R#252;cken str#246;mte, schien immer d#252;nner zu werden. Sein Herz h#228;mmerte, und es fiel ihm immer schwerer, zu atmen. Er #246;ffnete die T#252;r gerade weit genug, um sich hindurchzuquetschen, taumelte in die Tauchkammer und zog die Stahlt#252;r in verzweifelter Hast hinter sich zu. Seine Faust krachte auf den gro#223;en Schalter neben der T#252;r, der die Pumpen aktivierte, mit denen das Wasser aus der Tauchkammer hinausgepumpt wurde. Im selben Moment zerplatzte seine Helmscheibe. Mikes Augen weiteten sich ungl#228;ubig, als er den gezackten Ri#223; sah, der sich pl#246;tzlich quer #252;ber die angeblich so gut wie unzerbrechliche Scheibe zog. Er griff mit verzweifelter Kraft zu, tastete blind nach den Fangarmen des Tieres und versuchte seine t#246;dliche Umklammerung zu l#246;sen. Ein zweiter Ri#223; erschien in seiner Helmscheibe, und ein d#252;nner Spr#252;hnebel aus eiskaltem Wasser benetzte sein Gesicht. Mike konnte zwar sp#252;ren, wie der Wasserspiegel in der Tauchkammer ganz allm#228;hlich sank, aber es geschah mit qu#228;lender Langsamkeit. Er h#246;rte auf, an den Armen des Kraken zu zerren, sondern schlug statt dessen mit beiden F#228;usten auf das Tier ein. Es war, als schl#252;ge er auf einen Gummiball, den jemand #252;ber seinen Helm gestreift hatte, aber die erhoffte Wirkung blieb aus. Der Krake verdoppelte seine Anstrengungen nur noch. Mikes Helmscheibe platzte endg#252;ltig auseinander. Ein Regen scharfkantiger Glasscherben #252;bersch#252;ttete sein Gesicht, gefolgt von einem weiteren, eiskalten Wassergu#223;. Der einzige Grund, aus dem sich sein Anzug nicht sofort mit Wasser f#252;llte, war der Krake, dessen K#246;rper die zerborstene Helmscheibe fast vollkommen bedeckte. Anstelle eines t#246;dlichen Wasserschwalls drang ein Gewirr saugnapfbedeckter Fangarme in seinen Helm ein, und pl#246;tzlich sah er direkt in die Augen des Kraken, die ihn mit einem solchen Ausdruck von Zorn anblickten, da#223; er aufgeschrien h#228;tte, h#228;tte er es gekonnt. So blieb ihm nur, verzweifelt den Kopf nach hinten zu werfen, so gut es in dem engen Helm m#246;glich war, um dem schnappenden Papageienschnabel des Kraken auszuweichen, der versuchte, ihm ins Gesicht zu bei#223;en. Das Wasser war mittlerweile fast vollkommen aus der Tauchkammer gewichen, aber diese Rettung kam vielleicht zu sp#228;t. Mike hatte keine Kraft mehr, sich zu wehren. Der Krake w#252;rde ihn ersticken. Langsam sank Mike in die Knie. Alles begann sich um ihn zu drehen. Noch ein paar Sekunden, und er w#252;rde das Bewu#223;tsein verlieren. Im buchst#228;blich allerletzten Moment wurde der Krake von seinem Helm heruntergerissen. Mike rang keuchend nach Luft, griff nach oben und l#246;ste mit zitternden Fingern die Verschl#252;sse seines Helmes. K#252;hle, unendlich s#252;#223;e Luft f#252;llte seine Lungen. Ein paar Sekunden lang sa#223; er einfach da und geno#223; das Gef#252;hl, wieder atmen zu k#246;nnen. Erst dann #246;ffnete er die Augen und sah sich nach seinem Lebensretter um. Er hatte erwartet, Singh oder vielleicht auch Trautman zu erblicken, aber er war allein in der Tauchkammer, jedenfalls auf den ersten Blick. Neben ihm spritzte das Wasser hoch. Zuerst erkannte er nichts au#223;er einem Gewirr peitschender, sich windender Arme und schwarzem Fell. Mike sank keuchend in sich zusammen. Ihm wurde schwarz vor den Augen, w#228;hrend Astaroth neben ihm den Kraken in St#252;cke ri#223;. »Ein Krake?« Bens Tonfall machte deutlich, da#223; es ihm schwerfiel, Mikes Worten Glauben zu schenken. »Bist du sicher?« »Nat#252;rlich bin ich sicher«, antwortete Mike giftig. »Das Vieh h#228;tte mir fast die Nase abgebissen. W#228;re Astaroth nicht aufgetaucht, dann h#228;tte mich dieses Biest vielleicht umgebracht!« »Schlu#223;!« sagte Trautman scharf. Ben funkelte Mike w#252;tend an, aber er war klug genug, den Mund zu halten, und auch Mike zog es vor, den Rest dessen, was er sagen wollte, hinunterzuschlucken. »Immerhin bin ich nicht so bl#246;d, da#223; mich die Fische bei#223;en«, grollte Ben. Trautman warf Ben und Mike noch einen warnenden Blick zu, ehe er sich umwandte und zum Tisch ging, auf dem Mike den demolierten Taucherhelm abgelegt hatte. »Unglaublich«, murmelte er, w#228;hrend er den Helm hochnahm und ein paarmal in den H#228;nden hin und her drehte. »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen w#252;rde, ich w#252;rde es nicht glauben. « »Kraken greifen keine Menschen an«, sagte Chris #252;berzeugt. Er meldete sich zwar selten zu Wort, aber wenn er etwas sagte, dann hatte es meistens Hand und Fu#223;. »Nicht einmal die ganz gro#223;en. Und solche Winzlinge schon gar nicht. « »Vielleicht h#228;ttest du das dem Kraken sagen sollen«, erwiderte Mike giftig. »Ich hatte n#228;mlich das Gef#252;hl, da#223; er nichts davon wu#223;te. « »Wahrscheinlich war er krank«, mutma#223;te Singh. »Oder er hat sich erschreckt und dich aus reiner Panik angegriffen. « »Vielleicht hat er sich einfach geirrt und gedacht, da k#228;me sein Dosenfutter«, witzelte Juan. Und au#223;erdem hat er miserabel geschmeckt, f#252;gte Astaroth hinzu, der wie #252;blich mitten auf dem Tisch sa#223; und sich ausgiebig putzte. Mike sah den Kater erschrocken an. Trotz allem war Astaroth in einem Punkt eine ganz normale Katze: Er liebte Fisch. Wenn er sagte, da#223; das Fleisch des Kraken nicht geschmeckt hatte, dann konnte das durchaus bedeuten, da#223; das Tier wirklich krank gewesen war. Und das wiederum konnte bedeuten, da#223;... Nein, Mike wollte nicht dar#252;ber nachdenken. Er hatte wahrlich schon genug andere Sorgen; auch ohne die Vorstellung, sich m#246;glicherweise mit irgendeiner exotischen Krankheit infiziert zu haben. Trautman lie#223; den Helm wieder sinken und nahm statt dessen die beiden versteinerten Fische in die Hand, die er mitgebracht hatte. Sein Blick glitt zwischen dem verbeulten Helm und den beiden Fischen hin und her, und Mike konnte geradezu sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Schlie#223;lich sagte er: »Ich frage mich, ob es da irgendeinen Zusammenhang gibt. « »Zwischen den toten Fischen und dem Kraken?« fragte Juan stirnrunzelnd. Trautman nickte z#246;gernd. »Es ist schon eigenartig«, sagte er. »Alles Leben hier unten scheint versteinert zu sein. Und das einzige lebende Wesen, auf das wir sto#223;en, benimmt sich wie toll. « »Diese Fische k#246;nnen schon seit Millionen Jahren hier liegen«, sagte Chris. »Vielleicht hat die TITANIC sie aufgewirbelt. Sie mu#223; -zigtausend Tonnen wiegen. Ich wette, hier unten hat es ganz sch#246;n gewackelt, als sie runtergekracht ist. « »Wahrscheinlich werden wir dieses R#228;tsel nie l#246;sen«, sagte Trautman seufzend. »Wir haben andere Probleme. Wir m#252;ssen das Sternenschiff finden. Nach dem, was ich am Wrack der TITANIC gesehen habe, bin ich sicher, da#223; es sich aus eigener Kraft befreit hat. « »Wahrscheinlich ist es l#228;ngst wieder auf dem Weg zum Mars«, sagte Ben. »Oder wo immer es auch hergekommen sein mag. « »Wahrscheinlich«, best#228;tigte Trautman. »Aber wahrscheinlich gen#252;gt mir in diesem Fall nicht. Ich will mich davon #252;berzeugen, da#223; es wirklich fort ist. « »Und wie?« fragte Ben. »Sollen wir vielleicht hinterherfliegen?« In Trautmans Augen blitzte es auf, aber er schluckte die w#252;tende Antwort, die ihm sichtlich auf der Zunge lag, hinunter. »Die NAUTILUS verf#252;gt #252;ber gewisse technische M#246;glichkeiten«, sagte er gepre#223;t. »Ich werde dar#252;ber nachdenken. Heute abend. « Er wechselte den Tonfall. »Jetzt sollten wir uns alle ein bi#223;chen Ruhe g#246;nnen. Ich schlage vor, wir treffen uns zum Abendessen wieder und besprechen dann alles. « Er sah zuerst Ben, dann Mike an. »Vor allem euch beiden w#252;rde es guttun, wenn ihr in eure Kabinen geht und euch ein bi#223;chen beruhigt. « Mike widersprach nicht, sondern stand wortlos auf und wandte sich zur T#252;r. Als er den Salon verlie#223;, h#246;rte er wieder Astaroths lautlose Gedankenstimme: Dann bis nach dem Abendessen. Bei mir steht heute frischer Krake auf der Speisekarte. Ich dachte, er schmeckt so scheu#223;lich? antwortete Mike auf dieselbe lautlose Art. Stimmt, sagte Astaroth. Aber du hast anscheinend vergessen, wer heute K#252;chendienst hat. Und wer? Ben, antwortete Astaroth. Unser Freund Ben kocht heute. Oh, antwortete Mike. Nach ein paar Sekunden f#252;gte er hinzu: Was glaubst du? Reicht der Krake f#252;r zwei? Mike erwachte erst, als der helle Pfeifton durchs Schiff schrillte, der sie alle zum Essen rief. Tats#228;chlich war er auch hungrig, aber bevor er sich noch richtig darauf freuen konnte, seinen knurrenden Magen zu beruhigen, erinnerte er sich wieder an sein Gespr#228;ch mit Astaroth und daran, wer heute den K#252;chendienst versah. Bens Kochk#252;nste waren unter der gesamten Besatzung der NAUTILUS gef#252;rchtet. Du h#228;ttest meine Einladung annehmen sollen. Der Krake h#228;tte auch f#252;r zwei gereicht. Mike sah sich aus noch halb verschlafenen Augen um und entdeckte ein schwarzes Fellb#252;ndel, das am Fu#223;ende seines Bettes sa#223; und ihn aus einem einzelnen, gelbgl#252;henden Auge anstarrte. Seltsam -er war ganz sicher, die T#252;r seiner Kabine abgeschlossen zu haben. Aber es war auch nicht das erste Mal, da#223; er sich ganz ernsthaft fragte, ob es vielleicht auch zu Astaroths geheimnivollen F#228;higkeiten geh#246;rte, durch W#228;nde zu gehen. Mike stand auf, reckte sich ausgiebig und g#228;hnte hinter vorgehaltener Hand. Wenn es jetzt Zeit zum Essen war, dann hatte er mit Sicherheit drei, wenn nicht vier Stunden geschlafen -aber er f#252;hlte sich kein bi#223;chen ausgeruht, sondern ganz im Gegenteil fast noch m#252;der als zuvor. Warte, bis du Bens Essen kostest, witzelte Astaroth. Das macht dich schlagartig wach, jede Wette. »Ich finde das nicht komisch«, sagte Mike laut. Astaroth g#228;hnte. Du findest heute anscheinend gar nichts komisch, sagte er. Genau wie alle anderen hier. Was ist eigentlich mit euch los? Habt ihr alle was Schlechtes gefr#252;hst#252;ckt? Mike antwortete nicht darauf, aber Astaroths Worte beunruhigten ihn doch mehr, als er zugeben wollte. Er konnte sich tats#228;chlich nicht erinnern, jemals eine so gereizte Stimmung an Bord erlebt zu haben. Da hast du verdammt recht, sagte Astaroth. Noch zwei Tage weiter so, und sie gehen sich gegenseitig an die Kehle. Mike starrte den Kater nachdenklich an. »Glaubst du, es hat etwas mit... mit dem Sternenschiff zu tun?« fragte er. Dem Sternenschiff? Astaroth legte den Kopf schief. Ich wei#223; nicht mehr dar#252;ber als du. »Und Serena?« Woher soll ich das wissen? fragte Astaroth scheinheilig. Schlie#223;lich hast du mir doch ausdr#252;cklich verboten, die Gedanken der anderen zu lesen. »Und du willst mir erz#228;hlen, da#223; du dich daran h#228;ltst?« Astaroth antwortete nicht. »Also los«, sagte Mike. »Was wei#223; sie wirklich?« Nicht viel, gestand Astaroth. Kaum mehr als das, was sie euch schon erz#228;hlt hat. Es ist nur eine alte Legende. Aber sie macht ihr viel mehr angst, als sie zugibt. »Und warum? « Keine Ahnung, sagte Astaroth. Wenn sie es wei#223;, dann denkt sie ganz bewu#223;t nicht daran. Vielleicht, weil ihr das, woran sie sich erinnern w#252;rde, einfach zu viel angst macht, dachte Mike. Ja, vielleicht, best#228;tigte Astaroth. Aber vielleicht wei#223; sie auch wirklich nichts. Er sprang vom Bett herunter und lief mit steil aufgestelltem Schwanz zur T#252;r. Komm mit. Bens Festmahl ist fertig, und ich glaube, Trautman hat Neuigkeiten. Mike #246;ffnete die T#252;r und folgte Astaroth in den Salon. Er war der letzte, der sich zum Essen setzte, was von Ben und auch Serena mit sp#246;ttischen Bemerkungen kommentiert wurde. Mike verbi#223; sich jede Antwort; schon, um nicht erneut einen Streit zu provozieren. Das Essen war tats#228;chlich so schlecht, wie Astaroth ihm prophezeit hatte, aber Mike w#252;rgte es tapfer hinunter, und er fa#223;te sich sogar noch weiter in Geduld, obwohl ihm dies angesichts dessen, was Astaroth #252;ber Trautman erz#228;hlt hatte, nicht besonders leicht fiel. Aber schlie#223;lich war es auch Trautman, der das allgemeine Schweigen brach. »Ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, das Schiff der Fremden zu finden«, sagte er. Alle blickten ihn neugierig an, aber er lie#223; etliche Sekunden verstreichen, ehe er fortfuhr: »Ich bin nicht sicher, da#223; es funktioniert, aber es ist einen Versuch wert. « Mike lie#223; seine Gabel sinken. »Und wie?« Statt direkt zu antworten, stand Trautman auf und kam mit einem der versteinerten Fische zur#252;ck. »Das hat mich auf die Idee gebracht«, sagte er. »Das und Mikes Krake. « »Es war nicht mein Krake«, sagte Mike. Trautman ignorierte ihn. »Ich bin ziemlich sicher, da#223; es da einen Zusammenhang gibt«, fuhr er fort. »Es gibt hier weit und breit kein lebendes Wesen mehr, und ich halte jede Wette, da#223; dieser Umstand etwas mit dem Sternenschiff zu tun hat. « »Wieso?« wollte Ben wissen. »Ich war noch einmal drau#223;en, w#228;hrend ihr geschlafen habt«, sagte Trautman. »Allein?« Mike ri#223; erstaunt die Augen auf. »Sie selbst haben uns doch eingesch#228;rft, wie gefahrlich es ist, allein nach drau#223;en zu gehen!« Trautman schenkte ihm einen b#246;sen Blick, ging aber ansonsten nicht auf seine Bemerkung ein. »Ich habe noch sehr viel mehr von diesen versteinerten Fischen gefunden, #252;berall rings um die TITANIC herum. Aber nicht nur dort. Es gibt eine Art Spur, die nach S#252;den f#252;hrt. « »Eine Spur aus versteinerten Fischen?« fragte Ben zweifelnd. »Es sieht so aus«, best#228;tigte Trautman. »Ich wollte mich nicht zu weit von der NAUTILUS entfernen, aber so, wie es aussieht, f#252;hrt sie direkt in s#252;dliche Richtung. Wenn wir ihr mit der NAUTILUS folgen, finden wir das fremde Schiff vielleicht. Falls es noch hier ist. « »Dann sollten wir uns am besten gleich an die Arbeit machen«, schlug Chris vor. »Ich bin m#252;de«, n#246;rgelte Ben. »Warum warten wir nicht bis morgen fr#252;h?« »Weil sein Vorsprung dann einen weiteren halben Tag mehr betr#228;gt«, antwortete Juan an Chris' Stelle. »Und?« fragte Ben. »Es ist wahrscheinlich seit zwei Wochen weg. Ein paar Stunden mehr oder weniger machen da doch nichts aus. « »Ich #252;bernehme deine Arbeit gerne mit«, sagte Juan spitz, »damit du deinen Sch#246;nheitsschlaf halten kannst. « Ben sagte nichts mehr, aber Mike sah, wie sich f#252;r eine Sekunde alle seine Muskeln spannten, und in seinen Augen blitzte es so w#252;tend auf, da#223; er sich nicht gewundert h#228;tte, w#228;re Ben auf der Stelle hochgesprungen und h#228;tte sich auf Juan gest#252;rzt. »Wir sind alle m#252;de«, sagte Trautman bes#228;nftigend. »Aber Juan hat recht -jede Stunde vergr#246;#223;ert den Vorsprung des Schiffes. Und wenn das da -« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die versteinerten Fische auf dem Tisch. »-wirklich etwas mit dem fremden Schiff zu tun hat, wie ich annehme, dann z#228;hlt jetzt jede Minute. « Er drehte sich herum und begann eine Seekarte zu entrollen. Nachdem sie alle zu ihm getreten waren, nahm er ein Lineal auf und deutete mit der anderen Hand auf einen Punkt irgendwo im n#246;rdlichen Atlantik. »Hier haben wir die TITANIC gefunden«, sagte er. »Und genau hier sind wir jetzt. « Er deutete auf einen anderen Punkt, dann legte er das Lineal auf die Karte, so da#223; es die beiden Positionen verband. »Und jetzt seht euch mal die Karte an. Wenn das Schiff seinen Kurs fortsetzt, dann sind wir in sp#228;testens f#252;nf Tagen... « Er sprach nicht weiter, sondern schob das Lineal #252;ber die Karte, so da#223; es in gerader Linie eine Verl#228;ngerung des Weges bildete, den sie bisher genommen hatten, und Mike sog erschrocken die Luft ein. »Die karibischen Inseln!« keuchte er. Auch Juan ri#223; die Augen auf, und Chris wurde sichtlich bla#223;. Nur Ben runzelte verst#228;ndnislos die Stirn. »Und?« fragte er. »Was ist daran so schlimm?« »Es gibt unz#228;hlige Inseln dort«, sagte Trautman ernst. »Kuba, Jamaika, Haiti, aber auch viele kleine Inseln und Atolle, die zum Teil noch nicht einmal auf dieser Karte eingezeichnet sind. Aber sie haben fast alle eines gemeinsam. « »Sie ragen aus dem Wasser?« fragte Ben. Juan verdrehte die Augen, w#228;hrend Chris und Mike Ben nur fassungslos anstarrten, aber Trautman sagte sehr ernst: »Sie sind bewohnt, Ben. « »Oh«, sagte Ben. Er wurde ebenfalls bla#223;. »Sie meinen, da#223;... da#223; man es finden k#246;nnte. « »Was er meint, ist, da#223; wir vielleicht demn#228;chst nicht nur versteinerte Fische finden, du Idiot«, sagte Juan b#246;se. Zu Mikes Erstaunen nahm Ben die Beleidigung hin, ohne mit der Wimper zu zucken. Er wirkte sehr erschrocken. »Ich f#252;rchte, Juan hat recht«, sagte Trautman d#252;ster. »Offenbar reicht schon eine fl#252;chtige Ber#252;hrung des Schiffes aus, um die Versteinerung auszul#246;sen. Mike hatte gro#223;es Gl#252;ck, da#223; er es damals nur von weitem gesehen hat. W#228;re er ihm nahe gekommen oder h#228;tte er es gar ber#252;hrt... « Ein eisiger Schauer lief #252;ber Mikes R#252;cken, als ihm die ganze Konsequenz dessen bewu#223;t wurde, was Trautman sagte. H#228;tte ihn Hasim vor zwei Wochen nicht daran gehindert, sich dem Sternenschiff zu n#228;hern, das sich in den Bug der TITANIC gebohrt hatte, dann w#228;re ihm wohl dasselbe Schicksal zuteil geworden wie den zahllosen versteinerten Fischen. M#246;glicherweise h#228;tten sich die Forscher einer sp#228;teren Zeit, die irgendwann einmal zum Wrack der TITANIC hinuntertauchen mochten, sehr #252;ber die steinerne Statue eines jungen Mannes in einem Taucheranzug gewundert, die neben dem gesunkenen Schiff auf dem Meeresgrund stand und mit einem Ausdruck ewiger Verbl#252;ffung auf den Z#252;gen ins Nichts starrte... »K#246;nnen Sie ausrechnen, auf welche Insel es treffen wird?« fragte Chris. Trautman sch#252;ttelte bedauernd den Kopf. »Dazu kenne ich seinen Kurs nicht genau genug«, sagte er. »Au#223;erdem kann er durch Str#246;mung und Gezeiten ver#228;ndert werden. Ich kann nur hoffen, da#223; es keine der gro#223;en Inseln ist. Unvorstellbar, was geschieht, wenn dieses Ding an den Strand einer dichtbev#246;lkerten Insel gesp#252;lt wird. « Mike konnte sich ganz gut vorstellen, was dann geschehen w#252;rde... aber er zog es vor, es nicht zu tun. Nein, sie mu#223;ten das Schiff finden, ehe es weiteres Unheil anrichten konnte. »Selbst, wenn wir es finden«, sagte Juan pl#246;tzlich, »was dann?« »Ich wei#223; es nicht«, gestand Trautman. »Vielleicht k#246;nnen wir es auf einen anderen Kurs bringen. Oder schlimmstenfalls zerst#246;ren. Die NAUTILUS ist bewaffnet, verge#223;t das nicht. « »Nein!« Serena hatte das Wort fast geschrien. Aller Aufmerksamkeit wandte sich ihr zu. Mike sah, da#223; sie leichenbla#223; geworden war. Sie zitterte am ganzen K#246;rper, und ihre Augen waren riesig und dunkel vor Furcht. »Was meinst du?« fragte er. »Wir... wir d#252;rfen es nicht angreifen«, stammelte Serena. »Auf keinen Fall!« »Wieso nicht?« wollte Trautman wissen. »Weil wir alle sterben w#252;rden«, antwortete Serena. »Mein Volk ist schon einmal auf diese Wesen von den Sternen gesto#223;en. Es kam auch damals zum Kampf. Keiner, der sich ihnen entgegenstellte, hat ihn #252;berlebt, versteht doch! Und wir hatten Waffen, von denen euer Volk nicht einmal zu tr#228;umen wagt. « »Die NAUTILUS ist ein Schiff deines Volkes«, erinnerte Mike sanft. »Aber sie ist kein Kriegsschiff«, antwortete Serena aufgebracht. »Wenn wir dieses Schiff angreifen, werden wir alle sterben!« Das ist aber eine sehr interessante Information, dachte Mike bei sich. Serena sprach sehr selten #252;ber ihre Vergangenheit und ihr Leben als letzte Prinzessin von Atlantis -das ja immerhin zehntausend Jahre zur#252;cklag. Und noch weniger wu#223;ten sie im Grunde #252;ber ihr Volk oder auch #252;ber dieses Schiff. Sie alle hatten dies bisher stillschweigend akzeptiert, denn jeder konnte sich vorstellen, welchen Schmerz es bedeuten mu#223;te, in einer Welt aufzuwachen, die nichts, aber auch rein gar nichts mehr mit der zu tun hatte, in der man geboren und aufgewachsen war. Es war Serenas Art, damit fertig zu werden, indem sie einfach nicht dar#252;ber sprach und wahrscheinlich auch die Gedanken daran beiseite schob. »Also hattet ihr Kriegsschiffe«, sagte Ben. Serena wich seinem Blick aus. »Und Waffen, von denen wir nicht einmal zu tr#228;umen wagen«, fuhr Ben fort. »Deine Leute waren nicht ganz so friedliebend und weise, wie du uns immer glauben machen wolltest, habe ich recht?« »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte Trautman. »Tut es doch!« fuhr Ben auf. »Ich will nicht in einen zehntausend Jahre alten Krieg hineingezogen werden!« F#252;r einen Moment machte sich betretenes Schweigen breit. Alle -auch Trautman und Mike -sahen Serena betroffen an, und auch sie sah f#252;r eine oder zwei Sekunden sehr verlegen drein. Aber dann sch#252;ttelte sie entschieden den Kopf. »Es war kein Krieg«, sagte sie. »Mein Volk ist ein paarmal auf die Fremden von den Sternen gesto#223;en, aber es gab niemals Krieg. « »F#252;r jemanden, der nichts wei#223;, wei#223;t du aber eine ganze Menge«, grollte Ben. »La#223; sie endlich in Ruhe!« sagte Mike scharf. Ben wandte mit einem Ruck den Kopf in seine Richtung. In seinen Augen blitzte es auf. »Nein«, sagte er b#246;se. »Sie verschweigt uns etwas. Aber hier geht es um Leben und Tod, f#252;r andere und vielleicht auch f#252;r uns! Wir haben ein Recht zu erfahren, was es mit diesen Fremden wirklich auf sich hat!« Aber sie sagt die Wahrheit. Astaroth sprang mit einem eleganten Satz auf den Tisch und machte es sich mitten auf Trautmans Seekarte bequem. Sie wei#223; wirklich nicht mehr, als sie euch gesagt hat. Mike #252;bersetzte Astaroths Worte, worauf sich alle dem Kater zuwandten. »Und wieso r#252;ckt sie dann nur h#228;ppchenweise mit der Wahrheit heraus?« fragte Ben. Weil es ihr unangenehm ist, daran zu denken, Bl#246;dmann, antwortete Astaroth. Mike #252;bersetzte weiter, wobei er den Bl#246;dmann vorsichtshalber weglie#223;. Es ist nur eine alte Legende. Wie eure M#228;rchen. Aber es ist auch eine Legende voller Schrecken und Furcht, an die sich niemand gerne erinnert. Den Trick habt ihr auch drauf. Bei euch hei#223;t es Verdr#228;ngen. Aber das Ergebnis ist dasselbe. »Das klingt einleuchtend«,sagte Trautman, als Mike mit der #220;bersetzung zu Ende war. »Ich glaube ihr. Aber wir sind noch immer in der gleichen brenzligen Lage. Wir m#252;ssen dieses Ding einholen, bevor es auf eine von Menschen bewohnte Insel trifft. « »Fahren wir schon mit H#246;chstgeschwindigkeit?« fragte Chris. Trautman verneinte. »Aber schneller k#246;nnen wir nicht«, f#252;gte er hinzu. »Wir w#252;rden sonst Gefahr laufen, die Spur zu verlieren. « Ben deutete auf die Karte. »Und wenn wir dem Kurs einfach folgen und versuchen, es zu #252;berholen?« Trautman sch#252;ttelte abermals den Kopf. »Es gibt Hunderte von kleinen Inseln dort«, sagte er entschieden. »Die Chance, die richtige zu erwischen, ist zu klein. Nein. Wir k#246;nnen nur so weitermachen wie bisher und beten, da#223; wir nicht zu sp#228;t kommen. Es stehen Menschenleben auf dem Spiel. M#246;glicherweise Hunderte. « Falsch, sagte Astaroth. Es mu#223; hei#223;en: Zehntausende. Mike starrte den Kater betroffen an. Aber das #252;bersetzte er vorsichtshalber nicht. Die n#228;chsten beiden Tage blieb die Stimmung an Bord angespannt und gereizt. Es kam immer wieder zu kleineren Reibereien und mit Ben auch das eine oder andere Mal zu offenem Streit; was letztendlich dazu f#252;hrte, das sie sich gegenseitig aus dem Weg gingen, so gut sie konnten. Es wurde ziemlich einsam. Mikes einziger Gespr#228;chspartner war schlie#223;lich nur mehr Astaroth, aber auch der Kater war -ganz gegen seine normale Art -#228;u#223;erst einsilbig und lag fast die ganze Zeit auf Mikes Bett, um zu schlafen; oder sich zumindest schlafend zu stellen. W#228;hrenddessen folgte die NAUTILUS beharrlich der Spur des Todes, die das Sternenschiff hinterlassen hatte. Mike begann die Stunden hinter dem Ruder bald zu hassen, die er wie alle anderen im Wechsel zubringen mu#223;te, denn die Bilder, die im bleichen Licht der Scheinwerfer auftauchten, verfolgten ihn noch bis in den Schlaf: eine endlose Kette versteinerter, f#252;r alle Zeiten erstarrter Fische und anderer Meereslebewesen, die den Boden bedeckte, mal in einer dichten, nach Tausenden z#228;hlenden Schicht, wenn der Todesbote von den Sternen den Weg eines gr#246;#223;eren Schwarmes gekreuzt hatte, mal nur vereinzelt, so da#223; sie die Geschwindigkeit drosseln und in gr#246;#223;er werdenden Kreisen #252;ber den Meeresboden fahren mu#223;ten, um die Spur wiederzufinden. Am Morgen des dritten Tages brach sie ab. Trautman rief sie alle in den Salon. Auf dem Weg dorthin traf Mike auf Serena und Chris. Beide wirkten so m#252;de und lustlos wie er, aber ihm fiel trotzdem auf, wie nerv#246;s die Atlanterin wirkte. Sie hatte in den vergangenen beiden Tagen kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Wie alle anderen hatte sie sich in jeder freien Minute in ihre Kabine zur#252;ckgezogen, aber bei Serena traf ihn dieser Umstand ganz besonders. Serena war bei allen an Bord sehr beliebt, aber ihre Beziehung zueinander war immer ganz besonders innig gewesen. Sie waren mehr als Freunde. Seit Mike sie aus ihrem gl#228;sernen Sarg befreit hatte, in dem sie seit zehntausend Jahren geschlafen hatte, verband sie etwas, was tiefer ging als eine normale Freundschaft. Keiner von ihnen konnte es in Worte fassen, aber sie sp#252;rten es beide. Trautman erwartete sie schweigend und mit sehr ernstem Gesichtsausdruck im Salon. Das erste, was Mike auffiel, war die Stille. Das gleichm#228;#223;ige Stampfen und Dr#246;hnen, das den mechanischen Herzschlag der NAUTILUS bildete, war verstummt. Die Motoren liefen nicht mehr. »Was ist passiert?« fragte Juan, der hinter ihnen als letzter den Salon betrat. »Wir haben die Spur verloren«, antwortete Trautman ernst. »Schon vor einer Stunde. « F#252;r eine kurze Zeit wurde es sehr still. Alle sahen sich betroffen an, bis Ben schlie#223;lich in das bedr#252;ckte Schweigen hinein sagte: »Vielleicht ist es weg. « »Nat#252;rlich ist es weg«, sagte Juan gereizt, aber Ben sch#252;ttelte nur den Kopf und fuhr in unerwartet ruhigem Ton fort: »Ich meine wirklich weg. Gar nicht mehr hier, sondern auf dem Weg zur#252;ck nach Hause. « »Das w#228;re nat#252;rlich gut«, sagte Trautman. »Aber wir k#246;nnen uns nicht darauf verlassen. « Er seufzte. »Ich f#252;rchte, uns bleibt keine andere Wahl, als bis an den Punkt zur#252;ckzufahren, an dem wir die Spur verloren haben, und dort den Meeresboden abzusuchen. Wenn es sein mu#223;, Meter f#252;r Meter. Ich hoffe nur, da#223; wir dabei nicht zu viel Zeit verlieren. « »Und wo ist das Problem?« fragte Ben. Hastig f#252;gte er hinzu: »Au#223;er der Zeit. « »Das Problem ist, da#223; das Meer an dieser Stelle so tief ist, da#223; wir das Schiff nicht verlassen k#246;nnen«, antwortete Singh an Trautmans Stelle. »Die Taucheranz#252;ge halten dem Druck in dieser Wassertiefe nicht stand. « »Geht jetzt wieder in eure Quartiere«, sagte Trautman. »Ich wollte euch nur informieren, das ist alles. Singh und ich werden die NAUTILUS bis zu der betreffenden Stelle zur#252;ckfahren und dort mit der Suche beginnen. Ruht euch inzwischen noch aus, so gut ihr k#246;nnt. Die »Selbst die NAUTILUS«, unterbrach ihn Serena. Sie l#228;chelte schmerzhaft, aber trotzdem liefen ihr weiter die Tr#228;nen #252;ber das Gesicht. »Dieses Schiff wurde in meiner Heimat gebaut. Es hat einmal meinem Vater geh#246;rt, aber nun ist es zu einem Teil eurer Welt geworden. Es geh#246;rt euch viel mehr, als es jemals mir geh#246;rt hat. Ich... ich habe versucht, mich an den Gedanken zu gew#246;hnen, Mike, aber ich glaube nicht, da#223; es mir gelingt. Versuch dir vorzustellen, wie es ist, Mike, wenn du dich zum Schlafen niederlegst und in einer vollkommen anderen Welt aufwachst. Eine Welt, die nicht nur anders aussieht als alles, was dir vertraut ist, sondern vollkommen anders ist. Deren Menschen nicht nur eine andere Sprache sprechen, sondern sogar anders denken. Nichts hier ist mehr so, wie ich es gekannt habe. Selbst eure Legenden sind anders. « Ein Gef#252;hl tiefer Trauer begann sich in Mike breitzumachen. Er konnte das ganze Ausma#223; von Serenas Schmerz nicht erahnen, doch schon der schwache Hauch davon, den er sp#252;rte, reichte aus, sein Herz zusammenzupressen. »Aber seit du an Bord bist -« »- habe ich mich selbst belogen«, unterbrach ihn Serena. »Euch alle, aber vor allem mich selbst. Ich habe geglaubt, da#223; ich damit fertig werde, aber das stimmt nicht. « »Wir sind auch heimatlos, Serena«, sagte Mike leise. Er wu#223;te, da#223; es nur ein schwacher Trost war, aber er sprach trotzdem fast verzweifelt weiter: »Ben, Chris, Juan, Singh -selbst Trautman. Wir alle haben unsere Heimat aufgegeben und leben auf diesem Schiff. Wir sind ebenso heimatlos wie du!« »Trotzdem ist es noch eure Welt«, widersprach Serena. »F#252;r dich und die anderen ist das hier alles ein gewaltiges Abenteuer. Das war es bisher f#252;r mich auch. Aber es gibt einen Unterschied, wei#223;t du? Ihr alle habt einen Platz, an den ihr gehen k#246;nnt. Eines Tages seid ihr des Abenteuers vielleicht #252;berdr#252;ssig, und dann k#246;nnt ihr ein ganz normales Leben f#252;hren; vielleicht unter fremden Menschen, aber in eurer Welt. So einen Platz gibt es f#252;r mich nicht. « »Es ist auch deine Welt«, widersprach Mike. »Ob du nun in Atlantis geboren bist oder in New York, spielt keine Rolle. Du bist ein Mensch wie ich. « »Ja, das habe ich mir auch einzureden versucht«, sagte Serena traurig. »Aber es ist nicht wahr. Eure Welt ist nicht wie unsere. Sie war es nie. Das wei#223;t du sogut wie ich. « Sie sch#252;ttelte den Kopf. »Dieses Schiff hat nur #220;bles hervorgebracht, es hat schon das Leben deines Vaters zerst#246;rt, und es h#228;tte beinahe deines und das deiner Freunde gekostet. Und es ist nicht nur dieses Schiff. Unsere Welt und eure passen einfach nicht zusammen. « »Aber das stimmt doch nicht!« sagte Mike. »Wie oft sind wir auf Dinge aus unserer Welt gesto#223;en?« fragte Serena. »Dieses Schiff. Meine magischen Kr#228;fte. Die Stadt auf dem Meeresgrund oder die Insel der Dinosaurier. Jedesmal sind wir nur mit knapper Not mit dem Leben davongekommen. « Sie sch#252;ttelte den Kopf. »Selbst unsere Legenden bringen den Tod. « »Aber das ist doch nun wirklich nicht deine Schuld«, sagte Mike. Serena l#228;chelte traurig. »Nein, sicher nicht. Aber das macht es nicht besser. Unsere Welt und eure passen nicht zusammen. Ich kann auf Dauer sowenig hier leben, wie du und deine Freunde auf Atlantis leben k#246;nntet. « Mike schwieg sehr lange. Er h#228;tte Serena gerne widersprochen -aber er konnte es nicht. Schlie#223;lich fragte er: »Aber was willst du denn tun?« Serena antwortete nicht. Sie sah ihn nur an. Und nach einer Weile stand Mike ebenso wortlos auf, wandte sich um und verlie#223; Serenas Kabine. Er merkte nicht einmal, da#223; auch ihm Tr#228;nen #252;ber das Gesicht liefen, als er auf den Gang hinaustrat. Es vergingen weitere zwei Tage, ohne da#223; sie die Spur des fremden Schiffes wiederfanden. Sie hatten einen kreisf#246;rmigen Bereich des Meeresbodens mit einem Durchmesser von f#252;nf Seemeilen abgesucht und das buchst#228;blich Quadratmeter f#252;r Quadratmeter, ohne auf mehr als Sand und Steine zu sto#223;en, und Trautman entschied, da#223; es genug war. Entt#228;uscht kehrten sie zum Ausgangspunkt ihrer Suche zur#252;ck und begannen von dort aus in immer gr#246;#223;er werdenden Kreisen den Meeresboden abzusuchen. Die Stimmung an Bord war auf den Tiefpunkt gesunken. Mike war allein im Salon der NAUTILUS. Trautman hatte ihnen Bescheid gegeben, da#223; er sie in einer Stunde zu einer letzten Beratung erwartete; ein Vorschlag, der nicht unbedingt mit Begeisterung aufgenommen worden war. Auch Mike fragte sich, wozu eine solche Beratung gut sein sollte. Sie hatten die Spur des Schiffes verloren. Im bestm#246;glichen Fall hatte es diese Welt verlassen. Das hat es nicht. Mike schrak zusammen, als Astaroths lautlose Stimme ohne Vorwarnung in seinen Gedanken erklang. Er hatte nicht einmal gewu#223;t, da#223; sich der Kater im Salon der NAUTILUS aufhielt. Das tue ich auch nicht, sagte Astaroth. Soviel zu Astaroths Beteuerungen, dachte er: Was macht dich so sicher? Ganz einfach, antwortete Astaroth. Seine Stimme klang h#246;rbar am#252;siert. Ich habe es gefunden. »Du hast... was?« entfuhr es Mike. Nun ja, vielleicht nicht unbedingt das Schiff, r#228;umte Astaroth ein. Aber doch eine deutliche Spur. Schau aus dem Fenster. Mike eilte mit hastigen Schritten zum Fenster und sah angestrengt hinaus. Die NAUTILUS schwebte regungslos ungef#228;hr zehn Meter #252;ber der Stelle, an der die Spur des Sternenschiffes wie abgeschnitten aufh#246;rte. Der Meeresboden brach vor ihnen entlang einer wie mit dem Lineal gezogenen Kante ab, hinter der nichts als bodenlose Schw#228;rze g#228;hnte. Es war eine Schlucht von einer guten halben Meile Breite. Ihre Me#223;ger#228;te behaupteten, da#223; sie ann#228;hernd dreitausend Meter tief war; zusammen mit den mehr als zweitausend Metern Wasser, die sich bereits #252;ber ihnen t#252;rmten, also eine Tiefe, in die nicht einmal die NAUTILUS vorsto#223;en konnte. »Wo?« fragte Mike aufgeregt. »Ich sehe nichts. « Nat#252;rlich nicht, antwortete Astaroth sp#246;ttisch. Das ist wieder mal typisch f#252;r euch Menschen. Ihr seht immer nur das, was ihr sehen wollt, nicht wahr? Guck genau hin. Der gro#223;e Felsen direkt unter dir - war kein Felsen. Mike erkannte die Wahrheit im selben Moment, in dem er Astaroths Worte h#246;rte, und ganz pl#246;tzlich war es so deutlich, da#223; er sich eine Sekunde lang verbl#252;fft fragte, wieso sie es nicht schon l#228;ngst bemerkt hatten. Weil ihr Menschen seid, sagte Astaroth h#228;misch, als w#228;re das Erkl#228;rung genug - was es f#252;r ihn wahrscheinlich auch war. Mike war allerdings viel zu erstaunt, um Astaroths Hohn auch nur wirklich zur Kenntnis zu nehmen. Der Anblick war so bizarr, da#223; er im ersten Moment fast an seinem Verstand zweifelte. Zwanzig oder drei#223;ig Meter unter der NAUTILUS lag ein Schiff. Es schien #252;ber die Kante der Schlucht gefallen zu sein, war aber auf einen Felsvorsprung geprallt, ehe es seinen Sturz in die Tiefe endg#252;ltig beginnen konnte, und lag nun kieloben dort, so da#223; nur der muschelverkrustete Rumpf im Licht des Scheinwerfers glitzerte eigentlich kein Wunder, da#223; sie es beim ersten Mal nicht gesehen hatten. Aber jetzt, wo er einmal wu#223;te, da#223; es da war, war es ganz deutlich. Zugleich fragte er sich allerdings auch, was der Anblick dieses Schiffswracks, so seltsam er auch sein mochte, mit dem Sternenschiff zu tun hatte. Es lag vielleicht schon seit Jahren hier, m#246;glicherweise seit Jahrzehnten. H#228;ng noch ein paar Nullen dran, riet Astaroth sp#246;ttisch. So, wie es hier aussieht, k#246;nnte dieses Ding vermutlich seit einer Million Jahren auf dem Meeresgrund liegen. Es ist alles versteinert. Von der Besatzung angefangen. Nun, dachte Mike, das ist der Beweis, da#223; das Schiff mit dem Gef#228;hrt von den Sternen kollidiert ist. Erst nach zwei oder drei Sekunden fiel ihm auf, da#223;... »Woher wei#223;t du das?« fragte er laut. Weil ich an Bord bin, antwortete Astaroth. Mike war im ersten Moment so #252;berrascht, da#223; er gar nicht antwortete. Astaroth war nun schon so lange an Bord der NAUTILUS, da#223; Mike manchmal verga#223;, da#223; er eben kein normaler Kater war, sondern nur so aussah. Anders als sie konnte er sich selbst in dieser Wassertiefe ohne Taucheranzug frei bewegen und auch ohne Sauerstoffger#228;t atmen. »Wie sieht es an Bord aus?« fragte Mike aufgeregt. »Wie sieht es wo aus?« fragte eine Stimme hinter ihm. Mike fuhr erschrocken herum und starrte in Chris' Gesicht. Er war so sehr in sein Gespr#228;ch mit Astaroth vertieft gewesen, da#223; er gar nicht gemerkt hatte, wie Chris hereingekommen war. Aufgeregt deutete er aus dem Fenster. »Astaroth hat ein gesunkenes Schiff entdeckt«, sagte er. »An Bord ist alles versteinert. Wei#223;t du, was das hei#223;t?« Chris trat z#246;gernd n#228;her. Ein verbl#252;ffter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Unglaublich«, sagte er. »Wieso haben wir es nicht gesehen?« Er sch#252;ttelte verwirrt den Kopf. »Ist er an Bord?« »Ja«, antwortete Mike. »Also, Astaroth -wie sieht es aus?« Schlimm, antwortete Astaroth. Bisher habe ich vier Matrosen gefunden. Sie sind vollkommen versteinert. Trautman hat mit seinen Bef#252;rchtungen recht. »Es bewegt sich«, sagte Chris. Mike h#246;rte nicht hin. »Kannst du herausfinden, was passiert ist?« fragte er. Und wie? Mike #252;berlegte einen Moment angestrengt, dann sagte er: »Versuch die Kapit#228;nskaj#252;te zu finden. Vielleicht kannst du das Logbuch mitbringen. « »Das sollte er bleibenlassen«, sagte Chris. »Mike, ruf ihn zur#252;ck. Schnell!« Mike verstand im ersten Moment gar nicht, was Chris meinte. Auf Chris' Gesicht lag pl#246;tzlich ein erschrockener Ausdruck. Verwirrt blickte Mike ihn einen Moment lang an, dann wandte er sich wieder zum Fenster um -und fuhr ebenfalls erschrocken zusammen. Das Schiffswrack bewegte sich. Es zitterte ganz sacht. Unter dem Rumpf l#246;sten sich d#252;nne Sandschleier, die wie glitzernder Schnee im Licht der Scheinwerfer aufblitzten, ehe sie in der lichtlosen Tiefe verschwanden. Mike war nicht sicher aber er hatte das Gef#252;hl, da#223; sich das ganze Wrack ein St#252;ck weiter zur Seite geneigt hatte. »Chris hat recht«, sagte er. »Komm da raus. Wenn das Schiff von der Klippe abrutscht, bist du geliefert. « Krieg dich wieder ein, antwortete Astaroth salopp. Ich bin schon in der Kapit#228;nskaj#252;te. In einer Minute -Das Schiff neigte sich ein St#252;ck zur Seite. Ein Teil der ohnehin zerborstenen Aufbauten brach vollends auseinander und st#252;rzte in die Tiefe, und Mike konnte ganz deutlich sehen, da#223; der Felsvorsprung einen Ri#223; bekommen hatte und sich nach vorne neigte. »Astaroth!« rief er entsetzt. »Komm da raus! Schnell!« Er bekam keine Antwort. Aus den Rissen rieselte immer mehr Sand, der sich im Scheinwerferlicht zu einem silbrigen Vorhang verwandelte, der lautlos in der Tiefe verschwand. Aber in den fallenden Sand mischten sich auch mehr und mehr Felsbrocken. M#246;glicherweise w#252;rde der Felsvorsprung komplett abbrechen und das Schiff mit sich in die Tiefe rei#223;en. »Astaroth!« sagte er noch einmal. »Raus da!« Das... das w#252;rde ich ja gerne, antwortete Astaroth kleinlaut. Aber als sich das Schiff bewegt hat, ist die T#252;r zugefallen. Mike sp#252;rte einen neuerlichen, eisigen Schrecken. Das Schiff -und mit ihm der Felsvorsprung, auf dem es lag bewegte sich weiter. Es w#252;rde abst#252;rzen, daran bestand gar kein Zweifel. »Such einen anderen Ausgang!« sagte er. »Ein Fenster. Eine T#252;r. Irgendwas!« Das w#252;rde ich ja gerne, antwortete Astaroth. Aber hier ist nichts. Nur die T#252;r. Ich - Er brach mitten im Satz ab, und in derselben Sekunde sah Mike, wie sich das Schiff ein ganzes St#252;ck zur Seite neigte. Einen Herzschlag lang starrte er das Wrack gel#228;hmt vor Schrecken an, dann fuhr er auf der Stelle herum und st#252;rmte los. »He!« schrie Chris. »Was hast du vor?« »Ich hole ihn raus!« rief Mike. »Sag den anderen Bescheid!« »Bist du verr#252;ckt?« keuchte Chris. »Du kannst doch nicht da r#252;ber -« Den Rest des Satzes h#246;rte Mike nicht mehr. Er war bereits aus dem Salon hinausgerannt und hetzte mit weit ausgreifenden Schritten auf die Treppe zu, die nach unten f#252;hrte. Keuchend vor Anstrengung erreichte er die Tauchkammer, warf die T#252;r hinter sich zu und begann mit fliegenden Fingern, den klobigen Taucheranzug anzulegen; ein Unternehmen, das sich ziemlich schwierig gestaltete, denn dazu waren normalerweise mindestens zwei Helfer n#246;tig. Trotzdem schaffte er es in Rekordzeit. Hastig setzte er den Helm auf, hakte zwei frische Sauerstoffflaschen in das Tragegestell auf seinem R#252;cken ein und #246;ffnete die Ventile, die die Kammer mit Wasser fluteten. Als sie halb gef#252;llt waren, h#228;mmerte jemand gegen die T#252;r. Mike ignorierte es. Zitternd vor Ungeduld wartete er, bis das Wasser hoch genug gestiegen war, um auch die #228;u#223;ere T#252;r zu #246;ffnen, drehte das schwere Handrad und sprang hinaus, noch bevor sich das schwere Schott auch nur halb ge#246;ffnet hatte. Und das etwas vorschnell. Die NAUTILUS hatte nicht auf dem Meeresboden aufgesetzt, sondern hing reglos etwa zehn Meter #252;ber dem Grund, so da#223; Mike eine ziemlich unsanfte Landung hinlegte, nachdem er aus dem Schiff gesprungen war. In dem schweren Taucheranzug war an Schwimmen nicht zu denken, und der Boden war fast knietief mit Schlamm bedeckt, in dem Mike bei jedem Schritt einsank, so da#223; es ihn viel Kraft kostete, sich dem Abgrund zu n#228;hern. Er bewegte sich wie durch unsichtbaren, z#228;hen Sirup, und selbst das Atmen fiel ihm schwer. Er erinnerte sich ein wenig zu sp#228;t daran, da#223; Singh erw#228;hnt hatte, der Wasserdruck in dieser Tiefe w#228;re bereits zu hoch f#252;r ihre Anz#252;ge. Aber der Weg war ja gottlob nicht sehr weit. »Astaroth?« keuchte er. »Verdammt noch mal, melde dich!« Ich lebe noch, antwortete Astaroth. Aber ich wei#223; ehrlich gesagt nicht, wie lange das noch so bleibt. Der ganze Kasten wackelt und zittert, als h#228;tte er Sch#252;ttelfrost. »Ich hole dich raus«, sagte Mike. »Nur noch ein paar Minuten. « Astaroth schwieg. Mike hatte mittlerweile den Abgrund erreicht und sah sich mit einer neuen Schwierigkeit konfrontiert: Das Schiff lag f#252;nfzehn oder zwanzig Meter unter ihm auf einem Felsvorsprung, aber es gab keinen Weg, zu ihm hinunterzugelangen. Die Wand war so glatt, da#223; er den Gedanken, an ihr abw#228;rtszusteigen, sofort wieder verwarf. Spring einfach, sagte Astaroth. »Zwanzig Meter tief? Bist du verr#252;ckt?« Unter Wasser wiegst du nur einen Bruchteil deines normalen Gewichts, antwortete Astaroth. Au#223;erdem bist du gerade fast genauso tief gesprungen. Ja, dachte Mike. Aber da hatte er festen Boden unter sich gehabt, keinen Felsvorsprung, der schon unter seinem eigenen Gewicht abzubrechen drohte. Aber ihm blieb keine Zeit, lange nachzudenken. Das Schiff unter ihm bewegte sich immer noch, und die Risse im Fels waren nun deutlich breiter geworden. Mike schlo#223; f#252;r einen Moment die Augen, raffte all seinen Mut zusammen und sprang in die Tiefe. Dicht neben dem muschelverkrusteten Rumpf des Schiffes glitt er hinunter, schlug ziemlich unsanft auf und blieb einen Moment auf H#228;nden und Knien, bis sich der hochgewirbelte Sand wieder weit genug gesenkt hatte, um etwas sehen zu k#246;nnen. Als er auf das Schiff zuging, sp#252;rte er, wie sich der Boden unter ihm bewegte. Es war, als versuche sich tief im Inneren des Felsens ein riesiges Etwas aus seinem Gef#228;ngnis zu befreien. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Da hast du verdammt recht, sagte Astaroth. Mehr nicht, aber in seiner Stimme war nun ein un#252;berh#246;rbarer Unterton von Panik, der Mike dazu brachte, seine Schritte zu beschleunigen. Das Schiff war mittlerweile vollends auf die Seite gekippt, so da#223; er an einer nahezu senkrechten Wand hinaufklettern mu#223;te, um die T#252;r zu erreichen, die ins Innere hineinf#252;hrte; eine Aufgabe, die er #252;berhaupt nur deshalb bew#228;ltigte, weil das Schiff vollkommen zerst#246;rt war, so da#223; es #252;berall Tr#252;mmerst#252;cke und verbogene Metallteile gab, an denen seine H#228;nde und F#252;#223;e Halt fanden. Trotzdem war er total ersch#246;pft, als er die T#252;r erreichte. Sein Herz raste, und er konnte den ungeheuren Wasserdruck, der auf seinem Anzug lastete, mit jeder Sekunde mehr sp#252;ren. Er bekam kaum noch Luft. »Wo bist du?« keuchte er. »Die Kapit#228;nskaj#252;te! Wo ist sie? Schnell!« Am Ende des Ganges, antwortete Astaroth. Auf der linken Seite... oder auf der rechten... Ich wei#223; nicht. Das Ding drehte sich ja andauernd! Mike schaltete den Scheinwerfer ein, der am Helm seines Taucheranzuges angebracht war, und betrat vorsichtig den Gang. Ebenso wie der Rest des Schiffes bot er einen unheimlichen Anblick. Boden und W#228;nde hatten ihre Pl#228;tze getauscht, und auch hier drinnen war alles vollkommen verw#252;stet. Endlich erreichte er das Ende des Ganges. Es gab zwei T#252;ren; da das Schiff auf der Seite lag, eine im Boden und eine in der Decke. Beide waren geschlossen. Mike lie#223; sich behutsam in die Knie sinken, tastete nach dem Riegel und zog ihn mit einiger M#252;he auf. Um ein Haar w#228;re er kopf#252;ber in die Tiefe gest#252;rzt. Die T#252;r #246;ffnete sich nach innen, was bedeutete, da#223; sie wie eine Fallt#252;r unter ihm wegsackte und Mike buchst#228;blich im allerletzten Moment Halt am T#252;rrahmen fand. Nat#252;rlich hatte er die falsche Kaj#252;te erwischt. Es war nicht die T#252;r, hinter der Astaroth gefangen war. Aber was Mike im grellen Licht seines Helmscheinwerfers sah, das lie#223; ihn vor Schrecken aufschreien. Der Raum war ebenso verw#252;stet wie der Rest des Schiffes. S#228;mtliche M#246;bel waren losgerissen und zu einem einzigen, gewaltigen Tr#252;mmerhaufen verkeilt, und inmitten dieses Durcheinanders befanden sich zwei Menschen. Sie mu#223;ten am Tisch gesessen haben, als der Tod sie ereilte, denn ihre versteinerten K#246;rper waren in sitzender, leicht nach vorne gebeugter Haltung erstarrt; der eine hatte die Ellbogen auf einer nicht mehr vorhandenen Tischplatte abgest#252;tzt und das Kinn auf die H#228;nde gelegt, der andere hielt noch den abgebrochenen Henkel einer Kaffeetasse in der Hand. Es war ein furchtbarer Anblick. Und es wird vielleicht das letzte sein, was du in diesem Leben siehst, wenn du dich nicht ein bi#223;chen beeilst, sagte Astaroth. Mike ri#223; sich fast gewaltsam von dem schrecklichen Bild los, stand auf und trat einen Schritt von der T#252;r zur#252;ck, ehe er den Kopf in den Nacken legte und nach oben sah. Der Gang war gottlob nicht sehr breit, so da#223; er die T#252;r mit ausgestreckten Armen erreichen konnte. Das Schlo#223; lie#223; sich mit einem simplen Handgriff #246;ffnen, aber es gelang ihm nicht, sie aufzudr#252;cken. Irgend etwas Schweres blockierte sie. Mike spreizte die Beine, um festen Stand zu haben, pre#223;te die Handfl#228;chen gegen die T#252;r und dr#252;ckte erneut und diesmal mit aller Kraft. Die T#252;r bewegte sich, zwar nur ganz langsam, aber sie bewegte sich. Mike dr#252;ckte noch fester. Also, ich an deiner Stelle w#252;rde das nicht - begann Astaroth. Was er noch sagte, h#246;rte Mike nicht mehr. Die T#252;r gab mit einem Ruck nach, und in der n#228;chsten Sekunde duckte er sich unter einer wahren Sturmflut von M#246;beln, Tr#252;mmerst#252;cken, B#252;chern, Geschirr, nautischen Instrumenten und zerbrochenem Holz, die auf ihn herunterst#252;rzte. Dem Gro#223;teil dieses #252;berraschenden Bombardements konnte er ausweichen, aber als er schon glaubte, es #252;berstanden zu haben, st#252;rzte etwas Riesiges, Graues auf ihn herab, und Mike f#252;hlte sich wie von einem unsichtbaren Faustschlag getroffen und von den F#252;#223;en gerissen. Etwas pre#223;te ihn wie ein Tonnengewicht zu Boden. Einen Moment lang bekam er #252;berhaupt keine Luft mehr, und rote und gr#252;ne Punkte begannen vor seinen Augen zu kreisen. Als er wieder sehen konnte, blickte er in ein steingraues Gesicht. Mike schrie vor Entsetzen auf. Die schiere Angst gab ihm die Kraft, den versteinerten K#246;rper von sich herunterzustemmen und auf die F#252;#223;e zu springen. Die Gestalt prallte gegen die Wand und zerbrach in mehrere Teile. Mike wandte entsetzt den Blick ab. »Astaroth«, murmelte er. »Wo bist du?« Er bekam keine Antwort, aber einen Moment sp#228;ter tauchte der Kater in der offenen T#252;r #252;ber ihm auf. Z#228;hne und Klauen hatte er in ein schweres, ledergebundenes Buch gegraben, das beinahe gr#246;#223;er war als er selbst. »Was treibst du da?« fragte Mike. »Bist du wahnsinnig? Wir m#252;ssen hier weg!« Du wolltest doch das Logbuch haben, antwortete Astaroth. Oder soll das alles hier umsonst gewesen sein? Und jetzt h#246;r auf zu meckern und hilf mir lieber! Mike griff rasch zu, schob das Buch unter seinen G#252;rtel und wandte sich hastig um. Das Schiff zitterte und bebte immer noch. Mike h#246;rte ein tiefes, ununterbrochenes Rumpeln und Poltern, das tief aus dem Rumpf des Schiffes heraufdrang, aber auch einen Laut, der ihm viel mehr Angst einfl#246;#223;te: das Knirschen von Stein, der allm#228;hlich unter einem unertr#228;glichen Druck zerbrach. So schnell es in dem unf#246;rmigen Taucheranzug m#246;glich war, lief er auf den Ausgang zu. Das Schiff neigte sich immer weiter zur Seite, so da#223; er die letzten Schritte wie ein Hochseilartist balancieren mu#223;te. Schnell! kreischte Astaroth. Er bricht! Mike schaffte es im letzten Moment. Er konnte f#252;hlen, wie der Felsen tief unter seinen F#252;#223;en zerbrach, erreichte mit einem letzten, gro#223;en Schritt die T#252;r und stie#223; sich mit aller Kraft ab. Mit weit ausgebreiteten Armen glitt er ins Wasser hinaus, w#228;hrend das Schiffswrack unter ihm mit einer fast majest#228;tisch anmutenden Bewegung zur Seite kippte und dann zusammen mit einem Gro#223;teil des Felsvorsprungs lautlos in die bodenlose Tiefe zu st#252;rzen begann. Mike begann verzweifelt Schwimmbewegungen zu machen. Der Taucheranzug, der eigentlich viel mehr ein Unterwasserpanzer war und zu einem Gutteil aus dickem Leinengewebe, Eisen und Kupfer bestand, drohte ihn in die Tiefe zu rei#223;en, und der Sog des abst#252;rzenden Schiffes tat ein #252;briges, um ihn von der rettenden Felswand wegzuzerren. Mikes Finger glitten #252;ber br#252;chigen Stein, der unter seinen Handschuhen zerbr#246;ckelte, und f#252;r einen Moment war er hundertprozentig davon #252;berzeugt, abzust#252;rzen und dem Schiff auf seinem Sturz ins Nichts zu folgen, aber dann fanden seine H#228;nde doch noch Halt. Mit aller Kraft klammerte er sich fest, bi#223; die Z#228;hne zusammen und zog sich Zentimeter f#252;r Zentimeter an der Wand in die H#246;he, bis es ihm schlie#223;lich gelang, sich auf den Rest des abgebrochenen Felsens hinaufzuziehen. Keuchend vor Anstrengung fiel er auf die Seite, schleppte sich so weit vom Abgrund fort, wie es nur ging, und schlo#223; die Augen. Er war so ersch#246;pft, da#223; ihm #252;bel wurde, und vielleicht war das der einzige Grund, aus dem er nicht das Bewu#223;tsein verlor, denn er hatte Angst, sich #252;bergeben zu m#252;ssen - was im Taucherhelm nicht nur unangenehm, sondern durchaus lebensgef#228;hrlich werden konnte. Er blieb bei Bewu#223;tsein, hatte aber nicht mehr die Kraft, aufzustehen oder sich auch nur um einen Millimeter zu bewegen. Der Druck, der auf seinem Anzug lastete, wurde immer unertr#228;glicher. »Astaroth«, fl#252;sterte er. »Du mu#223;t... Hilfe holen. Ich... schaffe es nicht mehr die Wand hinauf. « Trautman und Singh sind schon unterwegs, antwortete der Kater und f#252;gte hinzu: Willst du wissen, was Trautman denkt? Mike hatte nicht mehr die Kraft, zu antworten. Aber er wollte es auch gar nicht wissen. Nat#252;rlich erfuhr er es trotzdem. Es dauerte noch gute zehn Minuten, bis Trautman und Singh ein Seil an der Felswand hinunterlie#223;en und neben ihm auftauchten, und Trautman wartete auch, bis er wieder an Bord der NAUTILUS war und sie sich davon #252;berzeugt hatten, da#223; er nicht ernsthaft verletzt war. Aber dann sparte er nicht mit Worten, Mike in den d#252;stersten Farben auszumalen, was ihm alles h#228;tte passieren k#246;nnen, und hinzuzuf#252;gen, was er von seiner Rettungsaktion hielt. Mike lie#223; alles klaglos #252;ber sich ergehen, und schlie#223;lich gab es Trautman auf und schickte ihn in seine Kabine. Mike war so ersch#246;pft, da#223; er trotz allem auf der Stelle einschlief. Er erwachte am n#228;chsten Morgen erst sehr sp#228;t, und eingedenk dessen, was am vergangenen Tag geschehen war, tr#246;delte er l#228;nger als notwendig herum, ehe er seine Kabine verlie#223; und in den Salon ging. Er h#246;rte die Stimmen der anderen schon von weitem: Sie unterhielten sich ziemlich lautstark. Irgend etwas mu#223;te passiert sein. Als Mike jedoch den Salon betrat, brach die Unterhaltung sofort ab, und alle starrten ihn an. Die pl#246;tzliche Stille irritierte Mike und vor allem die Blicke, die ihm die anderen zuwarfen. Mit Ausnahme von Serena, in deren Augen ein angedeutetes L#228;cheln aufglomm, sahen eigentlich alle ziemlich besorgt drein. Anstatt guten Morgen zu sagen, fragte er: »Was ist passiert?« Niemand antwortete. Alle starrten ihn weiter an, aber nach einer Weile sagte Ben: »Wir sehen schlie#223;lich nicht jeden Tag einen Selbstm#246;rder. « Mike setzte zu einer w#252;tenden Antwort an, aber dann gewahrte er das warnende Funkeln in Trautmans Augen und belie#223; es bei einem zornigen Blick, den Ben wie erwartet mit einem herausfordernden Grinsen quittierte. Mit schnellen Schritten ging Mike zum Tisch, suchte sich einen freien Platz und sah Trautman an. »Sie haben das Logbuch gelesen«, vermutete er. »Ja. « Trautmans Gesichtsausdruck war sehr ernst. »Und was ich darin gelesen habe, gef#228;llt mir ganz und gar nicht. « Er beugte sich vor und legte die flache Hand auf das Buch, das Mike erst jetzt bemerkte. Der Ledereinband war aufgeweicht, und Mike sah, da#223; die meisten Seiten zusammengeklebt und damit vermutlich unleserlich waren. »Um das ganz klar zu machen, Mike«, sagte er. »Dieses Buch ist sehr wichtig f#252;r uns, aber das allein rechtfertigt den Wahnsinn, den du dir gestern geleistet hast, in keiner Weise. Wenn du so etwas noch einmal machst, dann werde ich dich #252;bers Knie legen und dir die Hosen strammziehen, ganz egal, wie alt du bist. « Etwas v#246;llig Unerwartetes geschah: Mike h#228;tte zerknirscht sein sollen oder zumindest niedergeschlagen, denn Trautman hatte mit jedem Wort recht. Er hatte nicht nur sein Leben aufs Spiel gesetzt, sondern auch das Trautmans und Singhs, die ihm nachgekommen waren, um ihn zu retten. Aber statt so zu reagieren, wurde er w#252;tend; so zornig, da#223; er um ein Haar aufgesprungen w#228;re und Trautman angeschrien h#228;tte. Er beherrschte sich nur mit #228;u#223;erster M#252;he, wenn auch wohl nicht gut genug, um Trautman nicht sp#252;ren zu lassen, was in ihm vorging. Und auch Trautman reagierte ganz anders als gewohnt. Er, der normalerweise der ruhende Pol an Bord war, derjenige, der jeden Streit schlichtete, manchmal einfach nur durch seine Gegenwart, der blickte ihn herausfordernd, ja geradezu aggressiv an, und Mike konnte regelrecht sp#252;ren, da#223; er nur darauf wartete, einen Streit mit ihm zu beginnen. Diese Erkenntnis erschreckte Mike. So sehr, da#223; er nach einigen Sekunden den Blick senkte und wenigstens so tat, als g#228;be er das lautlose Duell auf. »Also gut«, sagte Trautman nach einer weiteren Sekunde. Er klang beinahe entt#228;uscht. »Kommen wir zum Inhalt des Logbuches. Ich denke, ich wei#223; jetzt, wo das fremde Schiff ist. « »Wo?« fragte Ben #252;berrascht. Trautman hob bes#228;nftigend die H#228;nde. »Nicht so schnell«, sagte er. »Ich sagte: Ich denke, da#223; ich es wei#223;. Das Wasser hat das Buch leider sehr stark besch#228;digt. Ich bin nicht sicher, da#223; ich die Angaben genau entziffert habe. « Er seufzte, dann drehte er sich halb auf seinem Stuhl herum und sah Mike durchdringend an. »Du warst an Bord des Schiffes, Mike. Ist dir irgend etwas Besonderes aufgefallen?« »Was meinen Sie?« fragte Mike. Ihm war nat#252;rlich eine ganze Menge aufgefallen, aber er hatte das Gef#252;hl, da#223; Trautman auf etwas ganz Bestimmtes hinauswollte. Der alte Seemann z#246;gerte eine ganze Weile, bis er schlie#223;lich mit einem angedeuteten Achselzucken sagte: »Leider konnte ich mir das Schiff nicht aus der N#228;he ansehen, aber was ich von oben erkennen konnte und nach dem, was du mir erz#228;hlt hast, scheint es sich wohl um einen ganz normalen Frachter gehandelt zu haben. « »Stimmt«, sagte Mike, aber Trautman sch#252;ttelte den Kopf. »Eben nicht. Ein Teil der Logbucheintragungen scheint verschl#252;sselt zu sein, aber ich kenne mich gl#252;cklicherweise ein wenig mit solchen Dingen aus, und ich fahre lange genug zur See, um auch so zu erkennen, wenn etwas nicht das ist, was zu sein es vorgibt. Dieses Schiff war alles, nur kein ziviler Frachter, der Eisenerz oder Kohle transportiert hat. « »Und was dann?« wollte Ben wissen. Er beugte sich gespannt vor, und auch Mike f#252;hlte eine immer st#228;rker werdende Neugier, aber er war auch etwas beunruhigt. Trautman geh#246;rte normalerweise nicht zu den Menschen, die es genossen, eine Sache so spannend wie m#246;glich zu machen. Wenn er jetzt so z#246;gerte, mit der Wahrheit herauszur#252;cken, mu#223;te er einen besonderen Grund daf#252;r haben. »Wenn sich mein Verdacht best#228;tigt«, sagte er schlie#223;lich, »dann war es ein deutsches Spionageschiff. Zwar getarnt als britischer Frachter und mit perfekt gef#228;lschten Papieren, aber trotzdem ein Boot, das im Auftrag des Kaiserreiches unterwegs war. « »Hoppla«, sagte Ben. Sein Gesicht verd#252;sterte sich. Der Krieg, der nun schon seit Jahren tobte und ihnen allen die Heimat und sogar einen Freund genommen hatte, ber#252;hrte die NAUTILUS und ihre Besatzung normalerweise nicht. Nur Ben konnte es manchmal nicht lassen, sie alle daran zu erinnern, da#223; er zu einer der beteiligten Parteien geh#246;rte und der Meinung war, da#223; die Neutralit#228;t, die die Besatzung der NAUTILUS feierlich geschworen hatte, f#252;r ihn vielleicht nicht hundertprozentig galt. Aber zu Mikes Erleichterung enthielt er sich jeden weiteren Kommentars, sondern sah Trautman nur aufmerksam an und wartete darauf, da#223; er weitersprach. Trautman aber starrte nur mit finsterem Gesicht ins Leere. Schlie#223;lich war es Serena, die das Schweigen brach. Sie r#228;usperte sich und fragte: »Und was bedeutet das nun f#252;r uns?« »Nichts Gutes, f#252;rchte ich«, antwortete Trautman mit einem tiefen Seufzen. Er versuchte zu l#228;cheln, was ihm nicht wirklich gelang, aber als er weitersprach, klang seine Stimme wieder etwas kr#228;ftiger: »Ich werde euch einfach erz#228;hlen, was ich in dem Logbuch gefunden habe«, sagte er. »Immer vorausgesetzt, ich habe es richtig entziffert. Das Wasser hat die Seiten stark besch#228;digt, so da#223; ich etliches nur erraten konnte. Aber es scheint, als w#228;re der Frachter vor vier oder f#252;nf Tagen mit dem fremden Schiff kollidiert. « »Zusammengesto#223;en?« #228;chzte Chris. »Aber dann h#228;tten sie doch auf der Stelle versteinert werden m#252;ssen!« Trautman machte eine verneinende Bewegung. »Sie haben es wohl nur gestreift«, sagte er. »Nicht heftig genug, um den Frachter zu besch#228;digen. Und vermutlich nicht lange genug, damit die unheilvolle Wirkung des fremden Schiffes sofort auf die Besatzung #252;bergreifen konnte. « »Aber stark genug, da#223; das fremde Schiff seinen Kurs ge#228;ndert hat«, vermutete Juan. Trautman nickte. Er schlug das Logbuch des Frachters an einer Stelle auf, die er mit einem wei#223;en Papierstreifen markiert hatte. Es war nicht der einzige Streifen dieser Art. Mike sah, da#223; er mindestens ein Dutzend dieser wei#223;en Zettel zwischen die Seiten geschoben hatte und einige vor der Stelle, auf die er nun deutete. Trautman mu#223;te das Logbuch sehr gr#252;ndlich studiert haben. »Ich werde es euch vorlesen«, sagte er. »Hier ist die erste Eintragung. Dienstag, 5. M#228;rz: In den fr#252;hen Vormittagsstunden sind wir mit einem schwimmenden Objekt zusammengesto#223;en, das unversehens auf dem Meer auftauchte. Der Erste Maat und der K#252;chenjunge trugen dabei leichte Verletzungen davon, und es kam zu etlichen Besch#228;digungen durch umfallende M#246;belst#252;cke und losgerissene Gegenst#228;nde. Das fremde Objekt - ich werde es in Ermangelung einer besseren Bezeichnung bis auf weiteres als »Schiff« bezeichnen - ist sehr sonderbar; das schlechte Wetter und die nach dem Zusammensto#223; an Bord ausgebrochene Panik machten eine genaue Inspektion im ersten Moment unm#246;glich, doch es ist zweifelsfrei, da#223; es sich nicht um ein Schiff gew#246;hnlicher Bauart handelt. Tats#228;chlich #228;hnelt es nichts, was ich oder irgendein Mitglied der Besatzung jemals zu Gesicht bekommen h#228;tte. Es bewegt sich mit einer Geschwindigkeit, die nur wenig unter der unseren liegt, in s#252;d#246;stlicher Richtung. Wir nehmen die Verfolgung auf. « Trautman schlug die Seite um und las an einer anderen Stelle weiter: »Wir sind dem unbekannten Objekt heute nahe genug gekommen, um es einigerma#223;en beschreiben zu k#246;nnen. Mein erster Eindruck, da#223; es sich um eine Art Schiff handelt, war vollkommen falsch. Ich kann jedoch nicht sagen, was es ist. Wenn seine Form unter der Wasseroberfl#228;che der gleicht, die sichtbar aus dem Meer ragt, so scheint es sich um eine Art flacher Scheibe mit einem Durchmesser von drei#223;ig oder f#252;nfunddrei#223;ig Metern zu handeln. « Trautman sah f#252;r einen Moment auf. »F#228;llt euch auf, da#223; die Angaben in Metern gemacht sind? W#228;re der Kapit#228;n tats#228;chlich ein Engl#228;nder oder Amerikaner, w#228;ren die Angaben in Fu#223; oder Yard. « Alle nickten, nur Serena sah ein bi#223;chen verwirrt drein, so da#223; Mike sagte: »Die Deutschen haben ein anderes Ma#223;einheitssystem. Sie rechnen in Metern. Die Engl#228;nder in Yard. « Trautman best#228;tigte seine Worte mit einem Nicken und wandte sich dann wieder dem Logbuch zu: »Auf seiner Oberfl#228;che sind weder Bullaugen, Fenster oder irgendeine Einstiegsm#246;glichkeit zu entdecken. Es scheint aus einem uns unbekannten Metall zu bestehen, denn es weist keinerlei Spuren des Salzwassers oder anderer Witterungseinfl#252;sse auf. Ebenso konnten wir keine Antriebsm#246;glichkeit gewahren, die es jedoch geben mu#223;, denn das Objekt bewegt sich, zwar mit der Str#246;mung, aber weitaus schneller, als dies allein mit der Kraft der Gezeiten zu erkl#228;ren w#228;re. Wir behalten die Verfolgung bei. « Er bl#228;tterte weiter. »So geht es zwei oder drei Tage lang. Sie sind offenbar nie nahe genug an das fremde Schiff herangekommen, um es zu betreten, oder haben es nicht gewagt. « »Aber irgendwann m#252;ssen sie doch... « begann Chris, wurde jedoch von Trautman mit einer raschen Handbewegung zum Schweigen gebracht. »Warte«, sagte er. Dann las er weiter: »Freitag, 8. M#228;rz: Das fremde Objekt ist nicht mehr im Meer. Heute im Morgengrauen erreichten wir eine kleine Inselgruppe -« Er sah auf, blickte in die Runde und f#252;gte mit ver#228;nderter Stimme hinzu: »Hier ist nun die genaue Positionsangabe in L#228;ngen- und Breitengraden. -auf die es genau zuhielt. Wir konnten einige kleinere Kurskorrekturen beobachten, die eindeutig auf das Wirken einer vernunftbegabten Kraft hinweisen. Das Objekt scheint also bemannt zu sein, auch wenn seine Besatzung bisher keine Anstalten gemacht hat, mit uns in Kontakt zu treten. Die Gruppe besteht aus f#252;nf gro#223;en Inseln und etlichen Dutzend kleinerer Eilande und Atolle. Das Objekt steuerte die gr#246;#223;te dieser Inseln an und lief gegen Mittag auf dem Strand auf. Es liegt nunmehr nur noch zu einem Viertel im Wasser, so da#223; wir seine #228;u#223;ere Form genauer erkennen k#246;nnen. Unsere erste Einsch#228;tzung war richtig; es hat tats#228;chlich die Form einer flachen Scheibe und scheint weder Ruder noch Schrauben oder irgendeinen anderen Antrieb zu haben. Wie es sich im Wasser halten und gar Geschwindigkeit und Kurs bestimmen kann, ist mir ein v#246;lliges R#228;tsel. « »Ich k#252;rze hier ein wenig ab«, sagte Trautman und bl#228;tterte weiter, wobei er einige der mit Zetteln markierten Stellen #252;berschlug. »Der Kapit#228;n beschreibt genau, wie sie sich der entsprechenden Insel gen#228;hert haben und in einiger Entfernung an Land gegangen sind. Was folgt, ist eine Beschreibung des Bootes, wie wir sie bereits kennen. Der Mann hatte ein sehr scharfes Auge und eine genaue Beobachtungsgabe. Aber nun wird es interessant: Mein Erster Offizier und ich haben uns dem Objekt gen#228;hert. Die Insel scheint bewohnt zu sein, denn wir fanden zahlreiche menschliche Fu#223;abdr#252;cke im Sand. Keine dieser Spuren kam dem Objekt jedoch n#228;her als f#252;nf Meter, und auch wir behielten diesen Abstand bei. Es scheint keinen konkreten Anla#223; dazu zu geben, doch ich hatte das sehr sichere Gef#252;hl, da#223; es besser ist, den Gegenstand nicht zu ber#252;hren. Auch mein Erster Offizier, den ich normalerweise als sehr pragmatischen und nahezu phantasielosen Menschen kenne, best#228;tigte mir, das gleiche Empfinden zu haben. Wir untersuchten den Gegenstand also nur aus besagter Distanz, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu entdecken. Nach wie vor gibt es keinerlei sichtbare#214;ffnungen, wenn uns auch das Material, aus dem der Gegenstand besteht, in h#246;chstes Erstaunen versetzt: Obwohl er nahezu so gro#223; ist wie ein Kanonenboot, weist der Rumpf nicht eine einzige Schwei#223;naht auf; ebensowenig wie Nieten oder Verschraubungen. W#252;#223;te ich nicht, da#223; es unm#246;glich ist, ich h#228;tte mein Kapit#228;nspatent darauf verwettet, da#223; er aus einem einzigen St#252;ck gegossen worden ist. « Trautman bl#228;tterte weiter. »Sonntag, 9. M#228;rz. Die Insel ist bewohnt. Wir haben heute in den fr#252;hen Morgenstunden Kontakt mit den Eingeborenen aufgenommen, die sehr freundlich, aber auch sehr scheu zu sein scheinen. Da weder sie unserer noch wir ihrer Sprache m#228;chtig sind, sind wir auf primitive Zeichen und Symbole angewiesen, um uns mit ihnen zu verst#228;ndigen. Ich vermute, da#223; ich mit ihrem H#228;uptling oder Medizinmann geredet habe, auf jeden Fall aber mit einer Person, die im Stamm hohes Ansehen zu genie#223;en scheint. Ich konnte nicht viel in Erfahrung bringen, doch genug, um zu sagen, da#223; das fremde Objekt vor zwei N#228;chten aus dem Meer gekommen ist. Dann noch eine sonderbare Geste, deren Bedeutung mir erst nach einer Weile klar wurde: Es scheint nicht nur von der Brandung angesp#252;lt worden zu sein, sondern ist angeblich mit einem Satz wie ein springender Fisch auf den Strand hinaufgesprungen. Dies best#228;tigt unseren Verdacht, da#223; das Objekt bewu#223;t angetrieben und gesteuert wird, also eine Besatzung haben mu#223;. Wenn das so ist, wieso nimmt sie keinen Kontakt zu uns oder den Eingeborenen auf?« Die n#228;chste Seite. Mike fiel auf, da#223; Trautman diesmal gleich drei oder vier der kleinen Zettel #252;berbl#228;tterte. Er fragte sich, was der alte Mann an diesen Stellen entdeckt haben mochte, das er ihnen jetzt nicht mitteilte. Vielleicht nur eine bedeutungslose Kleinigkeit, vielleicht aber auch das genaue Gegenteil. »Immer noch Sonntag, der 9., sp#228;ter Nachmittag«, fuhr Trautman fort. »Etwas h#246;chst Bemerkenswertes ist heute geschehen: Einer der beiden Posten, die ich zur Bewachung des Objektes zur#252;cklie#223;, kam vor einer Stunde in h#246;chster Aufregung angerannt und erkl#228;rte, da#223; sich eine T#252;r ge#246;ffnet habe. Mein Erster Offizier, ich selbst und drei weitere Besatzungsmitglieder, die sofort zum Ort des Geschehens eilten, konnten diese Beobachtung best#228;tigen. Es handelt sich jedoch um eine T#252;r, die so seltsam und verwirrend ist wie der ganze Gegenstand, denn ich bin zweifelsfrei sicher, an dieser Stellezuvor keinerlei #214;ffnung bemerkt zu haben. Weder einen Spalt noch Angeln, noch irgendeinen Verschlu#223;mechanismus. Auch jetzt ist nichts dergleichen zu sehen, aber im Rumpf des Objektes befindetsich eine ungef#228;hr anderthalb Meter hohe #214;ffnung, hinter der flache Stufen zu sehen sind, die jedoch zu schmal und zu klein f#252;r die F#252;#223;e von Erwachsenen sind. Mein Erster Offizier hat mit einem Scheinwerfer hineingeleuchtet, doch das Licht reichte nur wenige Schritte weit und offenbarte uns nichts Neues. Das ungute Gef#252;hl, da#223; es besser w#228;re, sich dem Objekt nicht weiter zu n#228;hern, plagt uns noch immer alle. « »Er h#228;tte besser darauf geh#246;rt«, sagte Juan leise. »Dann w#228;ren er und seine M#228;nner jetzt vielleicht noch am Leben. « »Sie sind dann reingegangen, nicht wahr?« murmelte Chris. Trautman nickte. »Ja, sp#228;ter. Hier: Gegen meine innere #220;berzeugung, aber eingedenk meines Auftrages und meiner Pflicht als Kapit#228;n der Kaiserlichen Kriegsmarine, habe ich den Maat beauftragt, das Innere des Objektes zu erkunden. Dem Mann schien dabei nicht so wohl zu sein, und im nachhinein mache auch ich mir schwere Vorw#252;rfe, denn ich bezweifle, da#223; er noch am Leben ist. Bewaffnet mit einem gutenGewehr und einer starken Lampe trat er durch die #214;ffnung und entschwand nach einigen Schritten aus unserem Sichtfeld. Wir konnten ihn noch eine Weile h#246;ren, dann brach das Ger#228;usch seiner Schritte ab, und seither haben wir nichts mehr von ihm gesehen oder geh#246;rt. Unsere Rufe und einige Steine, die wirgegen den Rumpf und in die #214;ffnung warfen, um die Aufmerksamkeit des Matrosen zu erregen, blieben ohne Antwort. Der Erste Offizier schlug vor, einen zweiten Mann hinterher zu schicken oder diese Aufgabe auch selbst zu #252;bernehmen, aber ich habe mich dagegen entschieden. Wir geh#246;ren nicht zur k#228;mpfenden Truppe, und meine M#228;nner, f#252;r deren Leben ich die Verantwortung trage, sind keine Soldaten, sondern einfache Matrosen, die sich freiwillig f#252;r diesen Auftrag im Dienste des Kaiserreiches gemeldet haben. Ich habe nicht das Recht, ihre Gesundheit oder gar ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Nach eingehender Beratung mit meinem Ersten Offizier habe ich entschieden, die Insel zu verlassen und so rasch wie m#246;glich Kontakt mit einem Offizier der Kriegsmarine aufzunehmen. Wir werden mit der ersten Flut auslaufen. Mein Erster Offizier und ein weiteres Besatzungsmitglied haben sich freiwillig anerboten, auf der Insel zur#252;ckzubleiben und das Objekt zu bewachen. Ich habe diesem Vorschlag zugestimmt, den beiden jedoch strengstens verboten, sich dem Schiff weiter als bis auf zehn Meter zu n#228;hern oder es gar zu betreten. Trautman schlug das Buch zu. »Damit enden die Logbuchaufzeichnungen. Jedenfalls der Teil, der die Insel und das fremde Schiff betrifft. Sie sind wenige Stunden sp#228;ter ausgelaufen und haben Kurs nach Westen gesetzt. Ich vermute, da#223; der Kapit#228;n Panama oder vielleicht auch Mexiko erreichen wollte, um dort mit einem Abgesandten des Deutschen Kaiserreiches zusammenzutreffen. « »Und dann ist das Schiff genau an dieser Stelle gesunken?« fragte Juan zweifelnd. »Fast auf den Meter genau dort, wo es mit dem Sternenschiff zusammengesto#223;en ist?« Er sch#252;ttelte heftig den Kopf. »Das ist doch kein Zufall!« »Nein«, best#228;tigte Trautman. »Nat#252;rlich nicht. Jedenfalls nicht ausschlie#223;lich. Sie sind auf ihrem eigenen Kurs zur#252;ckgefahren. Wie ich gewissen Andeutungen aus dem Logbuch entnehme, in der Hoffnung, etwas #252;ber die Herkunft des fremden Objektes zu erfahren. Aber das ist im Moment nicht mehr wichtig. Was z#228;hlt, ist, da#223; wir nun die Position des Schiffes kennen. Jedenfalls den Ort, an dem es vor ein paar Tagen noch war. Wir m#252;ssen unbedingt dorthin. « »Sie haben die Insel auf der Karte gefunden«, vermutete Juan. Trautman nickte d#252;ster. »Das ist es ja, was mir Sorgen bereitet«, sagte er. »Es ist eine kleine Inselgruppe abseits der bekannten Schiffahrtslinien, aber nicht so weit abseits, wie gut w#228;re. Wir sind schon beinahe in der Karibik. Jamaika, Haiti, Kuba... All diese Inseln werden von zahlreichen Schiffen angefahren, und sie alle sind nicht sehr weit entfernt. Die Gefahr, da#223; das fremde Schiff von einem weiteren Kapit#228;n entdeckt wird, ist sehr gro#223;. « »Das mu#223; auf jeden Fall verhindert werden«, sagte Ben entschlossen. »Unvorstellbar, wenn dieses Schiff den Deutschen in die H#228;nde fiele!« »Es w#228;re unvorstellbar, wenn es in die H#228;nde irgendeiner Macht auf dieser Welt fiele«, sagte Trautman in scharfem Ton. »Wir m#252;ssen es finden und irgendwie unsch#228;dlich machen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie. Und ich will euch nichts vormachen: Unsere Aussichten, das Geheimnis dieses fremden Schiffes zu l#252;ften, sind nicht besonders gro#223;. Ihr alle habt gesehen, was mit Tieren und Menschen geschieht, die ihm zu nahe kommen. Sich ihm zu n#228;hern ist lebensgef#228;hrlich. Deshalb habe ich auch noch nicht Kurs auf die Position gesetzt, die ich aus dem Logbuch erfahren habe, sondern euch hier zusammengerufen, damit wir dar#252;ber abstimmen k#246;nnen. « »Was gibt es da abzustimmen?« fragte Ben. »Das Ding mu#223; weg. So oder so. « »Wenn das deine Meinung ist, dann ist es ja gut«, sagte Trautman, »aber ich will auch die der anderen h#246;ren. Die NAUTILUS wird sich dieser Insel nicht n#228;hern, wenn auch nur einer an Bord nicht hundertprozentig damit einverstanden ist. In diesem Punkt stimme ich v#246;llig mit dem Kapit#228;n des Frachters #252;berein: Ich habe nicht das Recht, eure Gesundheit oder gar eure Leben aufs Spiel zu setzen. « Trautman sah aufmerksam in die Runde. Wie erwartet, nickte Singh sofort und nach einem kurzen Z#246;gern auch Chris. Mike, Juan und Serena antworteten nicht gleich. »Angenommen, wir entscheiden uns jetzt daf#252;r«, sagte Juan nach einiger Zeit. »Was werden wir dann tun?« »Mit Sicherheit nicht das gleiche wie der Kapit#228;n oder dieser arme Bursche, den er ins Innere des Schiffes geschickt hat«, antwortete Trautman. »Ich bin daf#252;r, kein Risiko einzugehen und das Schiff zu zerst#246;ren. Ich wei#223; nicht, ob es uns gelingt, aber es ist nicht sehr gro#223;. Zwei oder drei Torpedos sollten ausreichen, es in die Luft zu jagen. « »Zerst#246;ren?« fragte Serena. Sie klang beinahe erschrocken. »Aber... warum denn?« »Was f#252;r eine bl#246;de Frage«, sagte Ben. Trautman jedoch fuhr in sanftem, sehr verst#228;ndnisvollem Ton fort: »Weil es eine gewaltige Gefahr darstellt. Sich ihm nur zu n#228;hern bedeutet den Tod, und keiner von uns wei#223;, welche Gefahren und Geheimnisse noch in seinem Inneren lauern. Es hat seine Aufgabe erf#252;llt; die Sternenwesen, die in den Lader#228;umen der TITANIC waren, sind nach Hause zur#252;ckgekehrt. Ich nehme an, da#223; auch dieses Schiff nach Hause zur#252;ckkehren wollte, es aber nicht mehr konnte. Wir m#252;ssen es zerst#246;ren. Also... Juan - Mike?« Mike nickte und schlie#223;lich auch Juan, dem man deutlich seinen Widerwillen ansah. Nur Serena schwieg. »Wir werden es nicht tun, wenn du dagegen bist«, sagte Trautman. Mike lauschte vergeblich auf einen Unterton von Vorwurf oder Zorn in seiner Stimme. Er h#246;rte nichts dergleichen. Was er sagte, war ehrlich gemeint. Serena wand sich, als bereite es ihr k#246;rperliches Unbehagen, antworten zu m#252;ssen. »Ich... habe hier nichts zu bestimmen«, sagte sie schlie#223;lich. »Ich geh#246;re nicht -« »Papperlapapp«, unterbrach sie Trautman zornig. »Du bist ein vollwertiges Mitglied der Besatzung, und deine Stimme z#228;hlt ebenso wie die aller anderen. Die Entscheidung wird einstimmig getroffen oder gar nicht. « Serena #252;berlegte schweigend, und Mike konnte deutlich sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Ihre H#228;nde bewegten sich unbewu#223;t, und sie zog die Unterlippe zwischen die Z#228;hne und begann darauf herumzukauen. Sie wirkte sehr erschrocken und sehr unsicher. Und als sie schlie#223;lich mit einem wortlosen Nicken antwortete, da war Mike nicht der einzige, der ganz genau sp#252;rte, da#223; dies nicht das war, was sie im Grunde ihres Herzens wollte. Die NAUTILUS nahm Kurs auf die bezeichnete Position. Sie war ein gutes St#252;ck entfernt. Obwohl sie mit H#246;chstgeschwindigkeit liefen, w#252;rden sie den Rest des Tages und auch noch die gesamte darauffolgende Nacht brauchen, um die kleine Inselgruppe zu erreichen, so da#223; sich alle in ihre Kabinen zur#252;ckzogen, um die verbleibende Zeit zu nutzen und sich noch einmal gr#252;ndlich auszuschlafen und Kraft zu sch#246;pfen. Mike f#252;hlte sich einsam. Vielleicht zum ersten Mal in all den Jahren, die er jetzt an Bord des Schiffes war. Vollkommen allein und vor allem allein gelassen. Und er wu#223;te, da#223; es nicht nur ihm so ging. Irgend etwas stimmte nicht mit ihnen. Seit sie das Wrack der TITANIC verlassen und die Spur des Sternenschiffes aufgenommen hatten, schien eine leise, aber sehr bedrohliche Ver#228;nderung mit allen Besatzungsmitgliedern der NAUTILUS vor sich gegangen zu sein. Sie begannen ihren Zusammenhalt zu verlieren, und wenn er daran dachte, wie oft sie sich in den letzten Tagen gestritten hatten, wie viele b#246;se Blicke und geh#228;ssige Bemerkungen es gegeben hatte, so fragte er sich, ob aus Freunden nicht bereits Fremde geworden waren und ob vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft aus diesen Fremden Feinde werden w#252;rden. Der Gedanke war so schrecklich, da#223; er pl#246;tzlich das Gef#252;hl hatte, es in seiner Kabine nicht mehr auszuhalten. Er mu#223;te mit jemandem reden. Mike rief in Gedanken nach Astaroth, bekam aber keine Antwort, obwohl er sicher war, da#223; der Kater ihn ganz genau h#246;rte. Allein bei dieser Vorstellung empfand er bereits wieder einen Zorn, den er vor wenigen Tagen nicht einmal gekannt hatte und der ihn erschreckte. Und den er trotzdem nicht zu unterdr#252;cken vermochte. Dieses Gef#252;hl bereitete ihm ein schlechtes Gewissen. Er mu#223;te mit jemandem reden! Am besten mit Astaroth oder Serena; den beiden an Bord, zu denen er -wenngleich auf v#246;llig unterschiedliche Weise das gr#246;#223;te Vertrauen hatte. Er verlie#223; seine Unterkunft und ging zu Serenas Kabine, trat jedoch diesmal nicht einfach ein, sondern klopfte und wartete auf eine Antwort. Vergeblich. Er geduldete sich eine Weile, klopfte erneut, wartete noch einmal vergeblich und #246;ffnete die T#252;r schlie#223;lich doch. Vielleicht schlief Serena ja; immerhin war es tiefste Nacht, und er konnte nicht davon ausgehen, da#223; sie wie er keine Ruhe fand. Aber ganz offenbar erging es zumindest Serena wie ihm, denn sie war nicht da. Mike trat wieder auf den Gang hinaus, sah sich einen Moment lang unschl#252;ssig um und machte sich schlie#223;lich auf den Weg zum Salon. Er h#246;rte die Stimmen Trautmans und Singhs, die sich am Ruder der NAUTILUS abwechselten, schon von weitem. Unwillk#252;rlich wurden seine Schritte langsamer. Die beiden sprachen in scharfem Ton miteinander, und Mike fragte sich voller Schrecken, ob es vielleicht schon soweit war: da#223; aus Freunden mittlerweile nicht nur Fremde, sondern schon Feinde geworden waren. Es w#228;re ganz leicht gewesen, diese Frage zu verneinen; er h#228;tte nur weitergehen und in den Salon treten m#252;ssen, und zweifellos h#228;tte ihn Trautman mit einem L#228;cheln oder einer gutm#252;tigen Bemerkung vom Gegenteil #252;berzeugt. Aber Mike tat nichts dergleichen. Statt dessen bewegte er sich noch leiser weiter und legte die letzten Schritte auf Zehenspitzen zur#252;ck, um von Trautman und Singh nicht bemerkt zu werden. Behutsam lugte er durch die offenstehende Salont#252;r. Die NAUTILUS bewegte sich zwar getaucht fort, befand sich jedoch offenbar nur ganz dicht unter der Meeresoberfl#228;che, so da#223; er sehen konnte, mit welchem Tempo das Wasser an dem gro#223;en Aussichtsfenster vor#252;berstr#246;mte. Ein weiteres Indiz daf#252;r, wie ernst Trautman die Situation nahm, denn normalerweise war er strikt dagegen, die NAUTILUS mit H#246;chstgeschwindigkeit laufen zu lassen. Beieinem Schiff, dessen Maschinen bei aller technischen #220;berlegenheit immerhin die Kleinigkeit von zehntausend Jahren auf dem Buckel hatten, eine verst#228;ndliche Vorsichtsma#223;nahme. Nun aber jagte das Schiff nur so dahin. Trautman und Singh standen am Steuer. Trautmans H#228;nde lagen auf dem gro#223;en h#246;lzernen Rad, das angesichts der komplizierten Kontrollinstrumente, die es umgaben, allerdings eher symbolischen Charakter hatte, und redete in aufgeregtem und zugleich sehr ernstem Ton auf Singh ein. Der Inder seinerseits sah ebenfalls ernst und eindeutig bedr#252;ckt aus, und er antwortete nur manchmal, dann allerdings ebenfalls in demselben ernsten Tonfall. Und erst jetzt fiel Mike auf, warum er die Unterhaltung der beiden nicht verstand: Sie sprachen indisch. Da#223; Trautman Singhs Muttersprache beherrschte, #252;berraschte ihn kaum. Aber da#223; er es tat, obwohl die beiden doch glaubten, allein zu sein, verst#228;rkte Mikes Sorge. Offenbar war das, was die beiden zu besprechen hatten, nicht f#252;r die Ohren irgendeines anderen an Bord gedacht. Und das war nun wirklich etwas Ungew#246;hnliches. Normalerweise gab es so etwas wie Geheimnisse an Bord der NAUTILUS nicht. Was ging hier nur vor? Nach einer Weile erinnerte er sich wieder an den Grund, aus dem er eigentlich hergekommen war. Ebenso lautlos, wie er gekommen war, schlich er wieder ein kleines St#252;ck von der T#252;r fort, ehe er sich umwandte und mit raschen Schritten zu seiner Kabine zur#252;ckging. Jedenfalls wollte er es. Auf halbem Weg jedoch h#246;rte er ein Ger#228;usch und blieb stehen. Im ersten Moment hatte er Schwierigkeiten, die Richtung zu identifizieren, aus der es erscholl, aber dann war es ganz deutlich: Es war ein ged#228;mpftes Rumoren, das aus Trautmans Kabine drang. Die T#252;r war einen Spaltbreit ge#246;ffnet, so da#223; er erkennen konnte, da#223; dahinter kein Licht brannte. Au#223;erdem wu#223;te er ja, da#223; Trautman zusammen mit Singh im Salon war. Mike schlich auf Zehenspitzen weiter, erreichte die T#252;r und blieb noch einmal stehen, um zu lauschen. Er konnte jetzt ganz deutlich Ger#228;usche vernehmen, die aus der Kabine drangen, die doch eigentlich h#228;tte leer stehen m#252;ssen. Niemand an Bord betrat die Kabine eines anderen, wenn er nicht da war. Das war ein ungeschriebenes Gesetz vom ersten Tag an, seit sie zusammen auf der NAUTILUS lebten, und niemand hatte es bisher gebrochen. Mike trat mit einem entschlossenen Schritt in die Kabine, streckte die Hand nach dem Lichtschalter gleich neben der T#252;r aus -und w#228;re um ein Haar gegen Serena geprallt, die sich genau in diesem Moment anschickte, die Kabine zu verlassen. Sie schien ebenso erschrocken zu sein wie er, denn er sah trotz des schwachen Lichtes, das vom Gang aus hereinfiel, da#223; alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. »Was tust du hier?« fragte Mike. »Ich... ich wollte... ich dachte... « Serena begann zu stammeln, brach schlie#223;lich vollends ab und fuhr sich nerv#246;s mit der Hand #252;ber das Gesicht. »Ja?« sagte Mike. Er h#246;rte selbst, da#223; seine Stimme lauernd und sehr gespannt klang. »Ich habe... Trautman gesucht«, sagte Serena schlie#223;lich. Es war eine L#252;ge. Man mu#223;te nicht wie Astaroth Gedanken lesen k#246;nnen, um das zu erkennen. Es stand #252;berdeutlich in Serenas Augen geschrieben. »Trautman?« vergewisserte er sich, nun in ver#228;ndertem, fast h#246;hnischem Ton. »Im Dunkeln?« Serena wandte hastig den Blick und sah in die Kabine zur#252;ck. Dann begann sie nerv#246;s von einem Fu#223; auf den anderen zu treten und versuchte zu l#228;cheln. Es gelang ihr nicht. »Ich... ich wollte ihn nicht wecken, falls... falls er schl#228;ft«, sagte sie stotternd. Diesmal machte sich Mike nicht einmal die M#252;he, darauf zu antworten. Was Serena wirklich in der Kabine getan hatte, das war sonnenklar: Sie hatte sie durchsucht. »Trautman ist im Salon«, sagte Mike, anstatt auf ihre Worte einzugehen. »Zusammen mit Singh. Soll ich ihn holen?« Serena sch#252;ttelte beinahe entsetzt den Kopf. »Nein!« sagte sie hastig und viel zu laut. »Ich... ich gehe schon selbst. Aber was tust du denn hier? Es ist mitten in der Nacht?« »Ich bin aufgewacht, weil ich ein Ger#228;usch geh#246;rt habe«, log Mike. »Und ich wollte nachsehen, wer da so sp#228;t noch unterwegs war. Aber wo ich schon einmal wach bin, kann ich dich genausogut zu Trautman begleiten. « »Das ist wirklich nicht n#246;tig«, sagte Serena. »Geh lieber wieder ins Bett und schlaf ein bi#223;chen. Morgen fr#252;h erreichen wir die Insel, und es wird bestimmt ein anstrengender Tag. « »Bestimmt«, sagte Mike. Serena schien noch etwas anmerken zu wollen, aber dann sah sie wohl selbst ein, da#223; sie sich sowieso nur mit jedem Wort tiefer in Widerspr#252;che verwickelte, und belie#223; es bei einem Achselzucken. Ohne ein weiteres Wort ging sie an ihm vorbei und wandte sich nach links, zum Salon hin. Einen Moment #252;berlegte Mike ganz ernsthaft, ihr nachzugehen -nat#252;rlich nicht, weil er glaubte, da#223; sie tats#228;chlich etwas mit Trautman zu besprechen hatte, das war nichts als eine Ausrede gewesen und nicht einmal eine besonders kluge, sondern einfach, um zu sehen, wie sie sich aus der Situation herauswand. Aber dann drehte er sich statt dessen in die entgegengesetzte Richtung und ging in seine eigene Kabine zur#252;ck. Er tat tats#228;chlich, was Serena ihm geraten hatte, und ging wieder zu Bett. »Was ist passiert?« Mike fuhr sich verschlafen mit den Fingerkn#246;cheln #252;ber die Augen und versuchte vergeblich, ein G#228;hnen zu unterdr#252;cken. Er hatte nicht besonders gut geschlafen, und was ihn schlie#223;lich so fr#252;h wieder geweckt hatte, das war keine St#246;rung gewesen, sondern etwas, was nicht mehr da war: das Ger#228;usch der Motoren, die die NAUTILUS w#228;hrend der letzten anderthalb Tage mit voller Kraft vorw#228;rtsgetrieben hatten. Er war wohl auch nicht der einzige, dem dies aufgefallen war: Auf dem Weg in den Salon kamen ihm Ben und Juan entgegen, und als er den gro#223;en Raum betrat, stie#223; er um ein Haar mit Serena zusammen, die im letzten Moment erschrocken beiseite trat. Ihr Anblick erinnerte ihn wieder an den kurzen Zwischenfall vom vergangenen Abend und sie wohl auch, denn sie senkte hastig den Blick und wandte sich um, so da#223; ihm gar keine Gelegenheit blieb, noch einmal die Sprache darauf zu bringen. Er hatte es ohnehin nicht vorgehabt. »Trautman hat mir befohlen, das Schiff anzuhalten«, antwortete Singh, der hinter den Kontrollinstrumenten stand. »Er ist oben im Turm, aber er -« Den Rest des Satzes h#246;rte Mike schon gar nicht mehr. Er war auf der Stelle herumgefahren und lief auf die metallene Wendeltreppe zu, die nach oben f#252;hrte. Singh rief ihm nach, er solle dableiben, aber das ignorierte er. Immer noch ein bi#223;chen schlaftrunken, trotzdem aber so schnell er konnte, lief er die Metallstufen zum Turm der NAUTILUS hinauf. Er fand Trautman genau dort, wo Singh gesagt hatte: hoch aufgerichtet hinter einem der gro#223;en, runden Bullaugen, die den Turm an beiden Seiten flankierten und nicht zuletzt mit dazu beigetragen hatten, da#223; das Unterseeboot dort, wo immer es auftauchte, Legenden von Seeungeheuern und glotz#228;ugigen Monstern hervorrief. Trautman hatte ein Fernglas an die Augen gesetzt und blickte angestrengt hinaus. Mike sah in dieselbe Richtung, kniff jedoch sofort geblendet die Augen zusammen, denn die Sonne war gerade erst aufgegangen und stand als grellwei#223;er, schier unertr#228;glich heller Ball am Horizont, so da#223; Mike sich fragte, wie Trautman #252;berhaupt in der Lage war, etwas zu sehen. Er mu#223;te Mike bemerkt haben, denn er hatte sich keinerlei M#252;he gegeben, leise heraufzukommen, wandte sich jedoch nicht zu ihm um und setzte auch den Feldstecher nicht ab. Trotzdem konnte Mike den besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht deutlich erkennen und auch die angespannte Haltung, in der er dastand und nach Osten blickte. »Was ist los?« fragte er. Trautman setzte nun doch den Feldstecher ab, aber nur f#252;r einen ganz kurzen Moment, um hastig den Kopf in seine Richtung zu drehen und dann wieder aus dem Fenster zu blicken. »Ihr solltet unten auf mich warten«, sagte er in ungewohnt ungeduldigem, tadelndem Ton. Mike war jedoch viel zu aufgeregt, um das #252;berhaupt richtig zu registrieren. Unaufgefordert trat er an dem gro#223;en Steuerruder in der Mitte des runden Raumes vorbei, stellte sich direkt neben Trautman und versuchte erneut, drau#223;en mehr als blendende Helligkeit und spiegelndes Wasser zu erkennen. Nach einigen Augenblicken gelang es ihm sogar. Vor dem Horizont zeichneten sich zwei oder drei, vielleicht auch noch mehr verschwommene dunkle Umrisse ab; das mu#223;te die Inselgruppe sein, die ihr Ziel war. Dies allein beantwortete jedoch nicht die Frage, warum Trautman so sichtlich beunruhigt war. »Was ist passiert?« fragte Mike noch einmal. Trautman setzte nach einem Augenblick das Fernglas ab, fuhr sich mit der Hand #252;ber das Kinn und reichte ihm den Feldstecher. »Sieh selbst«, sagte er. Mike griff z#246;gernd nach dem Glas, setzte es an und blinzelte in Erwartung des sicherlich noch grellerenSonnenlichtes. #220;berrascht stellte er fest, da#223; er nicht im mindesten geblendet wurde. Offenbar handelte es sich bei dem Feldstecher um ein weiteres Wunderwerk aus den schier unergr#252;ndlichen Lagern der NAUTILUS, das jedem herk#246;mmlichen Ger#228;t um Jahrzehnte voraus war. So nahe, da#223; man glaubte, nur den Arm ausstrecken zu brauchen, sah er den wei#223;en Sandstrand einer bewaldeten kleinen Insel vor sich. Und er entdeckte fast auf Anhieb das, weshalb sie hergekommen waren: Wie ein umgedrehter silberfarbener Teller lag das fremde Schiff auf diesem Strand, nur noch zu einem Drittel von der Brandung umsp#252;lt. Aber er sah auch noch mehr. Und das jagte ihm einen eisigen Schauer #252;ber den R#252;cken. Das Schiff war nicht allein auf dem Strand. Mindestens zwei, wenn nicht gar drei oder mehr Dutzend Menschen umstanden die Flugscheibe, und nicht wenige, selbst durch das starke Fernglas betrachtet winzige Gestalten krochen wie emsige Ameisen #252;ber seinen Rumpf, machten sich hier und da zu schaffen oder schienen gar in seinem Inneren zu verschwinden. »Gro#223;er Gott!« fl#252;sterte Mike entsetzt. »Sieh nach links«, sagte Trautman. Mike sah unsicher zu ihm hoch, setzte den Feldstecher dann wieder an und tat, wie Trautman ihn gehei#223;en hatte. Im n#228;chsten Moment machte sein Herz einen erschrockenen Sprung und schien direkt in seiner Kehle weiterzuklopfen, denn er gewahrte etwas, was ihn noch viel mehr erschreckte als der Anblick der menschlichen Gestalten, die #252;ber das Sternenschiff krochen: Ungef#228;hr eine Meile vor der K#252;ste der kleinen Insel lag ein gewaltiges Schlachtschiff, dessen Kanonen drohend auf das Meer hinaus gerichtet waren und scheinbar direkt auf Mike zu deuten schienen. Und es war nicht allein. Neben dem riesigen grauen Stahlkolo#223; ankerten zwei weitere Kriegsschiffe. »Aber wie... wie ist das nur m#246;glich?« murmelte Mike. »Wir sind zu sp#228;t gekommen«, antwortete Trautman. Seine Stimme klang bitter. Langsam lie#223; Mike den Feldstecher sinken. »Aber das ist doch gar nicht m#246;glich«, murmelte er kopfsch#252;ttelnd. »Ich meine... niemand hat gewu#223;t, da#223;... « »Das Logbuch war anscheinend nicht vollst#228;ndig«, unterbrach ihn Trautman. »Oder ich habe es nicht aufmerksam genug gelesen. Einige Seiten waren herausgerissen, einige sind unleserlich vom Wasser geworden. Sie m#252;ssen einen Funkspruch abgesetzt haben, ehe sie sanken. « »Aber das... das darf nicht sein«, stammelte Mike. Pl#246;tzlich stieg hilfloser Zorn in ihm auf. »Es wird eine Katastrophe geben. Wir m#252;ssen irgend etwas tun!« Trautman antwortete nicht, aber es war gerade dieses Schweigen, das Mike noch mehr erschreckte. Hilflos drehte er sich vom Fenster weg, hob dann noch einmal den Feldstecher, f#252;hrte die Bewegung aber nicht zu Ende. Es war so, wie Trautman sagte: Sie waren zu sp#228;t gekommen. Die Katastrophe lie#223; sich nun nicht mehr aufhalten. Nach einer Weile seufzte Trautman tief, drehte sich herum und ging mit h#228;ngenden Schultern auf die Treppe zu. Er sagte nichts, sondern forderte Mike nur mit einer entsprechenden Handbewegung auf, ihm zu folgen, und er wirkte mit einem Mal sehr m#252;de und zehn Jahre #228;lter. Als er die Hand nach dem Treppengel#228;nder ausstrecken wollte, rief Mike ihn noch einmal zur#252;ck. »Trautman?« »Jetzt nicht«, sagte Trautman, aber Mike folgte ihm mit zwei schnellen Schritten und ergriff ihn am Arm, um ihn zur#252;ckzuhalten. Trautman tat etwas v#246;llig Unerwartetes: Er blieb tats#228;chlich stehen, fuhr jedoch mit einer blitzschnellen Bewegung herum und ri#223; seinen Arm los in einer Art und Weise, die zweifellos der Ansatz dazu war, Mike von sich zu sto#223;en oder ihm eine schallende Ohrfeige zu versetzen. Im allerletzten Moment hielt er sich zur#252;ck, und auf seinem Gesicht erschien ein erschrockener, ja beinahe entsetzter Ausdruck. Eine Sekunde lang starrte er seine eigene Hand an, als w#228;re sie ein Fremdk#246;rper oder als k#246;nne er einfach nicht glauben, was sie gerade fast im Begriff gewesen war, zu tun. Dann senkte er hastig den Arm, und auch Mike trat verlegen ein kleines St#252;ck zur#252;ck. Trautman r#228;usperte sich. »Was... was ist denn noch?« fragte er. Der Moment war f#252;r sie beide sehr unangenehm. Mike w#228;re am liebsten davongerannt, aber er war schon viel zu weit gegangen, um noch einen R#252;ckzieher machen zu k#246;nnen, und er sp#252;rte auch, da#223; er kein zweites Mal den Mut haben w#252;rde, Trautman auf das anzusprechen, was ihn schon seit dem vergangenen Abend qu#228;lte. »Sie verschweigen uns etwas«, sagte er. Der Blick, mit dem Trautman ihn ma#223;, was fast schon Antwort genug. Trotzdem sch#252;ttelte Trautman den Kopf und versuchte zu l#228;cheln. »Wie kommst du auf diese Idee?« fragte er. »Ich wei#223; es«, behauptete Mike. »Sie sind kein besonders guter L#252;gner. « Trautman pre#223;te die Lippen zusammen. Wieder huschte ein Ausdruck von Zorn #252;ber sein Gesicht, und Mike sp#252;rte ganz genau, wie schwer es ihm fiel, sich zu beherrschen. Doch dann sch#252;ttelte er nur den Kopf. »Du t#228;uschst dich«, sagte er. »Was sollte ich euch verschweigen? Wir haben keine Geheimnisse voreinander. « »Das war vielleicht bis jetzt so«, antwortete Mike. »Aber irgend etwas stimmt hier doch nicht. « »Unsinn«, sagte Trautman. »Was soll hier nicht stimmen? Und mit wem?« »Mit uns allen«, erwiderte Mike. »Mit dem Schiff, mit mir, mit den anderen, mit Ihnen... Was ist es?« »Selbst wenn du recht h#228;ttest -was du nicht hast -, woher sollte ich es wissen?« Mike machte eine #228;rgerliche Handbewegung. »Das wei#223; ich nicht. Aber ich sp#252;re genau, da#223; Sie uns etwas verheimlichen. Sie haben Angst. Und ich bin ziemlich sicher, nicht vor diesen Kriegsschiffen dort drau#223;en. « Trautman antwortete nicht gleich. Er sah ihn mit einer Mischung aus Schrecken und Trauer an, und Mike war mit einem Mal ganz sicher, da#223; er ihm nun die Wahrheit sagen w#252;rde. Mit gro#223;er Wahrscheinlichkeit h#228;tte er es auch getan, doch genau in diesem Moment polterten unter ihnen Schritte die metallenen Stufen herauf, und Ben und Juan erschienen hintereinander auf der Treppe. Mike h#228;tte vor Entt#228;uschung am liebsten laut aufgeschrien. Trautman wirkte regelrecht erleichtert, und Mike wu#223;te, da#223; er ihm seine Frage nun nicht mehr beantworten w#252;rde. Der Augenblick der Schw#228;che war vorbei und w#252;rde auch nicht wiederkommen. »Was ist los?« fragte Ben aufgeregt. »Was habt ihr entdeckt?« Trautman drehte sich vollends zu ihm und Juan herum und machte eine abwehrende Bewegung, die die beiden daran hinderte, die Treppe ganz hinaufzukommen und sich auch noch in die kleine Turmkammer zu quetschen. »Schlechte Neuigkeiten«, sagte er. »Aber geht wieder hinunter in den Salon. Dort erkl#228;re ich euch alles. « Mit einem verlegen wirkenden L#228;cheln f#252;gte er hinzu: »Ich habe keine Lust, alles mehrmals zu erz#228;hlen. « »Das sind wirklich schlechte Neuigkeiten«, sagte Ben zehn Minuten sp#228;ter, nachdem sie sich alle im Salon zusammengefunden und Trautman berichtet hatte, was es oben zu sehen gab. »Ich verstehe nicht, wo diese Schiffe herkommen. Europa ist Tausende von Meilen entfernt. Sie w#252;rden Wochen brauchen, um diesen Weg zur#252;ckzulegen. « »Es spielt #252;berhaupt keine Rolle, wo sie hergekommen sind«, sagte Juan. »Sie sind nun einmal hier, und wir m#252;ssen sehen, wie wir mit ihnen fertig werden. « »Es spielt sehr wohl eine Rolle«, antwortete Ben scharf. »Das da oben sind deutsche Kriegsschiffe, und wir befinden uns nahezu am anderen Ende der Welt. Niemand kann mir erz#228;hlen, da#223; sie zuf#228;llig hier sind. Und ganz bestimmt hat sie kein Funkspruch hergelockt. Nicht in zwei Tagen. « Juan setzte zu einer w#252;tenden Antwort an, aber Trautman brachte die beiden Kampfh#228;hne mit einer energischen Bewegung zum Verstummen. »Genug«, sagte er. »Keinen Streit. Ich f#252;rchte, ihr habt beide recht. « »Beide?« Serena sch#252;ttelte verwirrt den Kopf. »Was meinen Sie damit?« »Da#223; ich derselben Meinung bin wie Ben«, antwortete Trautman mit einem leichten Seufzen. »Auch ich glaube nicht, da#223; diese Schiffe zuf#228;llig hier sind. Aber auch Juan hat recht: Ob Zufall oder nicht, sie sind nun einmal hier, und wir m#252;ssen sehen, wie wir mit ihnen fertig werden. « Serena ri#223; die Augen auf. »Fertig werden? Aber es sind Kriegsschiffe!. Sie sind schwer bewaffnet, und wenn sie tats#228;chlich wissen, was auf dieser Insel ist -« »-dann werden sie zweifellos auf alles schie#223;en, was sie sehen«, f#252;hrte Ben den Satz zu Ende. »Und einem ausgewachsenen Schlachtkreuzer sind wir bestimmt nicht gewachsen. « »Niemand hat davon gesprochen, die Schiffe anzugreifen«, sagte Mike. Ben ma#223; ihn mit einem fast abf#228;lligen Blick. »Nat#252;rlich nicht«, sagte er h#246;hnisch. »Wir werden uns ganz h#246;flich vorstellen und sie um Erlaubnis bitten, uns ihren Fund einmal aus der N#228;he betrachten zu d#252;rfen. Sicher werden sie es uns erlauben. « Er tippte sich w#252;tend mit dem Zeigefinger gegen die Schl#228;fe. »Du spinnst ja. « Serena wollte auffahren, aber wieder sorgte Trautman sofort f#252;r Ruhe. »Bitte, keinen Streit jetzt«, sagte er. »Das k#246;nnen wir uns wahrlich nicht erlauben. Wir haben genug andere Probleme. « »Was denn f#252;r Probleme?« fragte Serena. »Wir k#246;nnen gar nichts mehr tun. Diese Kriegsschiffe werden auf uns schie#223;en! Nicht einmal die NAUTILUS ist ihnen gewachsen. « »Nat#252;rlich nicht«, antwortete Trautman. »Aber ich habe auch nicht vor, mich auf einen Kampf mit ihnen einzulassen. « Seine Stimme wurde etwas sanfter. »Du hast es nicht gesehen, aber Mike kann es dir best#228;tigen: Sie sind dabei, das Sternenschiff zu untersuchen. Ich f#252;rchte sogar, einige von ihnen haben es betreten. Du wei#223;t, was mit jedem geschieht, der dieses Schiff auch nur ber#252;hrt. « Serena schwieg einen Moment. Ihr Blick suchte den Mikes, und f#252;r einen Moment war etwas fast Verzweifeltes darin, ein Flehen um Beistand, das er nicht begriff. »Ich wei#223;«, sagte sie schlie#223;lich. »Aber auch daran k#246;nnen wir nichts #228;ndern. Au#223;erdem... erz#228;hlt ihr mir nicht seit zwei Jahren, da#223; die Deutschen unsere Feinde sind und die ganze Welt in den Krieg und ins Verderben st#252;rzen wollen?« Mike war regelrecht schockiert, und auch die anderen starrten Serena erschrocken an. Nat#252;rlich war das, was Serena sagte, zumindest zum Teil, die Wahrheit. Gerade sie war es ja gewesen, die immer wieder erkl#228;rt hatte, wie schrecklich und sinnlos Krieg war und wie wenig Recht sie hatten, #252;ber andere zu urteilen. Selbst aus Bens Mund h#228;tten diese Worte Mike emp#246;rt -aus dem Serenas entsetzten sie ihn regelrecht. Trautman mu#223;te es wohl ganz #228;hnlich ergehen, denn wie sie alle schwieg er endlose Sekunden lang, und als er weitersprach, war seine Stimme h#246;rbar k#228;lter und befehlend: »Selbst wenn es so w#228;re«, sagte er, »#228;ndert das nichts an den Tatsachen. Dieses Sternenschiff stellt eine ungeheure Gefahr dar, die wir nicht ignorieren d#252;rfen und die weder in die H#228;nde des Deutschen Kaiserreiches noch irgendeiner anderen Nation auf dieser Welt fallen darf. Ich halte es f#252;r unwahrscheinlich, aber immerhin m#246;glich, da#223; sie der Gefahr irgendwie Herr werden und dieses Schiff fortbringen. Das darf nicht geschehen. Wir m#252;ssen es zerst#246;ren. « »Aber wie denn?« fragte Serena. »Wir kommen ja nicht einmal an die Insel heran!« »Das wei#223; ich noch nicht«, erwiderte Trautman. »Aber wir werden einen Weg finden. Ich bin sicher, da#223; wir die Blockade nach Einbruch der Dunkelheit irgendwie durchbrechen k#246;nnen. Bis es soweit ist, werden wir die Insel aus sicherer Entfernung genau beobachten. « Serena schien abermals widersprechen zu wollen, und sie h#228;tte es zweifellos auch getan, h#228;tte Trautman sie nicht so scharf und fast w#252;tend angeblickt, da#223; es ihr im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlug. Einige Sekunden lang sa#223; sie einfach da und starrte ihn an. Ihre H#228;nde umschlossen die Tischkante so fest, da#223; das Blut aus ihren Fingern wich, dann stand sie mit einem Ruck auf, fuhr auf dem Absatz herum und rannte aus dem Salon. »Was ist denn in die gefahren?« murmelte Ben. Mike erhob sich ebenfalls und wollte zur T#252;r gehen, aber Trautman sagte in diesem Moment: »La#223; sie gehen. Etwas Ruhe wird ihr sicher guttun. Irgend etwas stimmt nicht mit ihr. « Wie mit uns allen, f#252;gte Mike in Gedanken hinzu. Aber er sprach es nicht aus, sondern setzte sich wieder. Sie waren getaucht und hatten die Inselgruppe unter Wasser umrundet, um sich ihr ungesehen von der R#252;ckseite her zu n#228;hern, was sich als gar nicht so einfach erwiesen hatte. Trautman, Singh, Mike und Chris waren erneut in den Turm hinaufgegangen, w#228;hrend Ben und Juan die Aufgabe #252;bernommen hatten, an den Kontrollinstrumenten zu bleiben und die NAUTILUS auf ihrer Position zu halten -was sich leichter anh#246;rte, als es war, denn durch die Vielzahl unterseeischer Riffe Und Klippen herrschte unter der tr#252;gerisch ruhigen Meeresoberfl#228;che ein Gewirr von Unterstr#246;mungen und Sogen, das best#228;ndig versuchte, die NAUTILUS gegen eine Klippe zu dr#252;cken oder in die Tiefe hinabzuzerren. Trautman stand auf der Leiter, die zur Turmluke hinauff#252;hrte, und hatte wieder das Fernglas angesetzt. Nur Kopf und Schultern ragten aus dem Turm, der seinerseits gerade eine Handbreit aus der Meeresoberfl#228;che hinausragte, so da#223; immer wieder etwas Wasser in das Schiff eindrang. Singh, Mike und Chris standen unter ihm und blickten gebannt zu ihm hoch und warteten darauf, von ihm zu erfahren, was sich drau#223;en abspielte. Trautman lie#223; sich jedoch geh#246;rig Zeit, bevor er endlich den Feldstecher absetzte und dann vorsichtig #252;ber die nassen Metallsprossen zu ihnen in die Tiefe kletterte. »Also?« fragte Mike aufgeregt. »Es ist kein Schiff zu sehen. « Trautman sch#252;ttelte ein paarmal den Kopf, um seine Worte zu bekr#228;ftigen. »Aber das bedeutet nicht, da#223; keine Gefahr besteht«, fuhr er fort. »Die Insel ist dicht bewaldet. Wenn jemand im Unterholz steht und das Meer beobachtet, dann wird er uns sehen, sobald wir auftauchen. « »Warum sollten sie so etwas tun?« fragte Chris. Trautman seufzte. »Wei#223;t du, ich wollte es vorhin nicht sagen, damit Juan und Ben nicht gleich wieder aufeinander losgehen, aber ich teile Bens Ansichten durchaus. Diese drei Schiffe sind ganz bestimmt nicht zuf#228;llig hier. Sie m#252;ssen in unmittelbarer N#228;he gewesen sein, um auf den Funkspruch des Frachters zu reagieren und so schnell hierher zu gelangen. Es sollte mich nicht wundern, wenn sie wissen, da#223; wir in der N#228;he sind -oder es zumindest ahnen - und nur auf uns warten. Wenn ich der Kapit#228;n des Schlachtschiffes w#228;re, w#252;rde ich jedenfalls an allen Ecken dieser Insel Wachen aufstellen, die Tag und Nacht das Meer beobachten. « »Aber das w#252;rde ja bedeuten, da#223; sie wissen, da#223; wir hier sind«, sagte Mike kopfsch#252;ttelnd. »Das kann doch gar nicht sein. Niemand wei#223; von unserer Existenz. « »Vielleicht doch«, antwortete Trautman. »Vielleicht sind sie uns schon von Kairo aus gefolgt. Ich hatte ein paarmal das Gef#252;hl, beobachtet zu werden, aber ich glaubte dann, es w#228;ren Hasim und seine Br#252;der gewesen. Schlie#223;lich hatten wir genug andere Dinge im Kopf. Doch wer wei#223;... vielleicht haben wir uns nach Winterfelds Tod einfach zu sicher gef#252;hlt. « Er unterbrach sich, indem er sich in einer ersch#246;pften Geste mit beiden H#228;nden #252;ber das Gesicht fuhr und die Augen rieb. »So oder so«, fuhr er dann fort, »wir m#252;ssen auf diese Insel und uns #252;berzeugen. Aber wir werden schwimmen m#252;ssen. Ich wage es nicht, weit genug aufzutauchen, um das Boot abzusetzen. Singh -ich bin m#252;de, w#252;rdest du mir den Gefallen erweisen und hinuntergehen und einen Taucheranzug f#252;r mich -« »Ich gehe«, sagte Mike. Trautman blinzelte. Er widersprach nicht gleich, war aber von Mikes Vorschlag sichtlich nicht begeistert. »Es sind nur hundert oder zweihundert Meter bis zum Strand«, fuhr Mike fort. »Ich kann da sein, noch bevor Singh den Anzug geholt und Sie ihn angezogen haben. « »Das ist viel zu gef#228;hrlich«, widersprach Trautman. »Stimmt«, antwortete Mike. »Und f#252;r Sie noch viel gef#228;hrlicher als f#252;r mich. Sie haben es selbst gesagt: Sie sind m#252;de, und... ich m#246;chte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber ich glaube doch, da#223; jemand meines Alters f#252;r ein solches Abenteuer besser geeignet ist -« »-als ein alter Tattergreis wie ich?« fiel ihm Trautman ins Wort. Er gab sich M#252;he, m#246;glichst grimmig dreinzublicken, aber zum ersten Mal seit vielen Tagen wieder erkannte Mike auch ein L#228;cheln in seinen Augen, so da#223; er mit einem breiten Grinsen antwortete: »Wenn Sie den Deutschen in die H#228;nde fallen, dann wird es #252;bel f#252;r Sie enden. Nach allem, was ich geh#246;rt habe, machen sie kurzen Proze#223; mit Spionen. « »Das stimmt«, antwortete Trautman. »Aber das gilt auch f#252;r dich. « »Sie kriegen mich nicht«, sagte Mike zuversichtlich. »Und wenn doch, dann spiele ich das arme, verst#246;rte Kind, das seine ganze Familie bei einem Schiffbruch verloren hat und sich gar nicht so richtig erinnert, wie es hierher kommt. « Trautman blickte ihn immer noch zweifelnd an, aber es war ihm zugleich auch deutlich anzusehen, wie sehr ihn der Gedanke erleichterte, nicht zu der Insel hin#252;berschwimmen zu m#252;ssen. »Also gut«, sagte er schlie#223;lich. »Aber du gehst nicht allem. Singh begleitet dich. Versucht herauszufinden, wie viele Soldaten sich auf der Insel aufhalten, wo sie sind und was sie tun. Aber n#228;hert euch auf gar keinen Fall dem Sternenschiff. Ist das klar?« »Ich bin doch nicht verr#252;ckt«, antwortete Mike. »Und auch nicht lebensm#252;de. « »Das will ich hoffen«, erwiderte Trautman ernst. »Das ist nicht der richtige Moment f#252;r Heldentaten oder Abenteuer. Schaut euch um, und dann kommt wieder zur#252;ck. Redet mit niemandem und r#252;hrt nichts an, auch wenn die Gelegenheit vielleicht noch so verlockend erscheint. Wir werden wieder tauchen, um nicht zuf#228;llig entdeckt zu werden, aber jeweils genau zur vollen Stunde hierher zur#252;ckkehren. « Mike #252;berlegte einen Moment, ob es nicht eine gute Idee w#228;re, Astaroth mitzunehmen. Der Kater mit seinen telepathischen F#228;higkeiten w#228;re ihnen sicherlich eine unsch#228;tzbare Hilfe auf der Insel, aber er hatte ihn den ganzen Tag #252;ber noch nicht gesehen. Doch Mike zweifelte nicht daran, da#223; Astaroth in diesem Moment seine Gedanken und die Trautmans las und so ganz genau wu#223;te, was vorging. Wenn er sie h#228;tte begleiten wollen, dann w#228;re er l#228;ngst hier. Stimmt! sagte eine wohlbekannte Stimme in seinen Gedanken. Sonst nichts. Mike seufzte leise, trat an Trautman vorbei und begann, die Leiter hinaufzuklettern. Das Metall war glitschig vor N#228;sse, und als er oben angekommen war, verhielt er noch ein paar Sekunden und tat ein paar tiefe Atemz#252;ge. Dann zog er sich mit einer entschlossenen Bewegung #252;ber den Rand der Turmluke und stie#223; sich von der oberen Leitersprosse ab. Die Str#246;mung ergriff ihn sofort und trug ihn mit erstaunlicher Kraft von der NAUTILUS weg. Mike war ein geschickter Schwimmer, aber jetzt mu#223;te er sich ganz darauf konzentrieren, die Richtung zur Insel einzuhalten. So verschwendete er keine Energie darauf, sich nach Singh herumzudrehen, sondern griff kr#228;ftig aus. Als Mike die Insel endlich erreichte und auf den schmalen Sandstreifen hinaufkroch, der das Meer vom Dschungel trennte, f#252;hlte er sich sehr ersch#246;pft. Unmittelbar hinter ihm richtete sich Singh in der Brandung auf und trat neben ihn. Der Dschungel war an dieser Stelle bis auf knappe zwei Meter ans Meer herangewachsen und trotz der N#228;he des Salzwassers so dicht, da#223; man nur wenige Schritte weit in ihn hineinblicken konnte. Die Schatten zwischen den f#252;nfzehn Meter hohen Palmen wirkten fast schwarz, vor allem, da Mikes Augen an das grelle Sonnenlicht gew#246;hnt waren und ein wenig vom Salzwasser brannten. Wenn irgendwo dort drin jemand stand und sie beobachtete, dann w#252;rde er ihn wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Singhs#220;berlegungen schienen wohl in dieselbe Richtung zu gehen, denn er lie#223; Mike keine Zeit, sich auszuruhen, sondern zog ihn unsanft auf die F#252;#223;e und hinter sich her, in den Wald hinein. Mike protestierte schwach und versuchte, Singhs Hand abzustreifen, aber der Inder achtete nicht auf ihn. Er zerrte Mike noch ein gutes St#252;ck weiter hinter sich her, obwohl sie bereits im Schutz des Unterholzes angelangt waren. »He!« protestierte Mike. »Nicht so schnell!« »Jemand beobachtet uns«, sagte Singh leise. Mike fuhr erschrocken zusammen und drehte den Kopf nach rechts und links, aber alles, was er sah, waren nachtschwarze Schatten und gr#252;ne Dunkelheit. Er h#246;rte eine Vielzahl von Ger#228;uschen, die jedoch in einem Dschungel durchaus normal waren. »Bist du sicher?« fragte er. Instinktiv hatte er die Stimme zu einem Fl#252;stern gesenkt, bevor ihm klar wurde, wie l#228;cherlich das war. Wenn sie tats#228;chlich beobachtet wurden, dann war es auch nicht mehr n#246;tig, zu fl#252;stern. Singh nickte z#246;gernd. »Ich glaube, ja«, sagte er. »Aber jetzt... « Er sch#252;ttelte den Kopf, drehte sich einmal im Kreis und sah dabei aus zusammengekniffenen Augen in den Wald hinein. Schlie#223;lich deutete er ein Achselzucken an. »Jedenfalls glaubte ich, sicher zu sein«, fuhr er nach einigen Sekunden fort. Mike sah ihn verwirrt an. Normalerweise konnte man sich auf Singhs scharfes Geh#246;r und seine noch sch#228;rferen Augen unbedingt verlassen; ebenso, wie er eigentlich niemals etwas aussprach, wenn er sich seiner Sache nicht vollkommen sicher war. Auch Singh benahm sich ungew#246;hnlich -wie sie alle. Mikeverscheuchte den Gedanken. »Kommt weiter, Herr«, sagte er -ein #220;berbleibsel aus der Anfangszeit ihrer Bekanntschaft, als er tats#228;chlich Mikes Diener gewesen war. Mike hatte ihm schon tausendmal gesagt, da#223; er diese Anrede nicht mochte, und Singh hatte es ebensooft ignoriert. »Wir m#252;ssen auf die andere Seite der Insel. Und wir brauchen bestimmt eine Stunde dazu. « Die Insel war zwar mehrere Meilen lang, aber nicht besonders breit. Daf#252;r jedoch sehr gebirgig, und der Dschungel, der schon am Ufer dicht gewesen war, erwies sich als nahezu undurchdringlich, je tiefer sie ins Landesinnere vorstie#223;en. Dazu kam, da#223; Singh immer wieder stehenblieb und sich nerv#246;s umsah und seine Nervosit#228;t nat#252;rlich auch Mike ansteckte. Sie brauchten so nicht eine, sondern mehr als zwei Stunden, bis sie den Strand auf der gegen#252;berliegenden Seite der Insel sahen. Das Gel#228;nde lag hier etwas h#246;her als dr#252;ben, und der Strand war sehr viel breiter, so da#223; sie ihn aus demSchutz des Unterholzes heraus gut #252;berblicken konnten. #220;bervorsichtig, wie er nun einmal war, hatte Singh Mike befohlen, ein St#252;ck zur#252;ckzubleiben, und war allein zum Waldrand gegangen. Er blieb sehr lange fort. Mike konnte ihn als dunklen Umri#223; am Waldrand erkennen, und er beobachtete ihn sicher zwei, drei Minuten lang, wie er einfach reglos dastand und auf das Meer hinausstarrte. Schlie#223;lich hielt er die Unt#228;tigkeit nicht mehr aus, beschlo#223;, Singhs Warnung in den Wind zu schlagen, und trat mit vorsichtigen Schritten neben ihn. Singh wandte nur fl#252;chtig den Kopf und blickte dann weiter konzentriert auf den Strand und das Meer hinaus, doch obwohl Mike nur einen kurzen Blick auf sein Gesicht erhaschte, sah er sofort, da#223; irgend etwas nicht in Ordnung war. Singh wirkte sehr angespannt, ja, alarmiert. »Was ist los?« fragte Mike. Singh hob die linke Hand und deutete auf den Strand hinunter. »Seht selbst!« Mike gehorchte -was er sah, das lie#223; ihn erschrocken die Luft anhalten. Singhs Orientierungssinn mu#223;te noch besser sein, als er bisher geglaubt hatte, denn sie waren tats#228;chlich beinahe unmittelbar #252;ber dem fremden Schiff herausgekommen und allerh#246;chstens noch zwanzig oder drei#223;ig Schritte davon entfernt. Er konnte eine Anzahl dunkel gekleideter Gestalten erkennen, die sich an der silbernen Scheibe zu schaffen machten, sowie eine doppelte Reihe kniehoher St#228;be, die im Kreis rings um das Schiff in den Sand gesteckt und mit d#252;nnen Dr#228;hten verbunden waren. Aber das war es nicht, was Singh gemeint hatte. Es war auf dem Meer. Unweit des Strandes d#252;mpelte ein schwerer, grauschwarz gestrichener Dampfer auf den Wellen, der am Morgen, als sie die Insel vom Meer aus beobachtet hatten, noch nicht dagewesen war. Daf#252;r waren das deutsche Schlachtschiff und die beiden Zerst#246;rer verschwunden. »Wo sind die Schiffe?« murmelte er. Singh zuckte mit den Schultern. Die drei deutschen Kriegsschiffe waren nicht mehr da, und an ihrer Stelle ankerte dieses sonderbare schwarze Dampfschiff vor der Insel. Es hatte keinerlei Flagge oder sonstige Nationalit#228;tskennzeichen, und irgend etwas daran war... unheimlich. Mike konnte das Gef#252;hl nicht in Worte kleiden, aber es war sehr deutlich. M#252;hsam l#246;ste er seinen Blick von den rostzerfressenen Flanken des schwarzen Frachters und konzentrierte sich wieder auf die M#228;nner, die sich an dem Sternenschiff zu schaffen machten. »Was tun sie da?« murmelte er. Wieder bestand Singhs Antwort nur in einem Achselzucken. Aber sein Gesichtsausdruck wurde noch besorgter. Obwohl sie nicht sehr weit von der silbernen Scheibe entfernt waren, konnten sie nicht genau erkennen, was die M#228;nner dort eigentlich taten. Nach einer Weile sagte Singh: »Wir m#252;ssen n#228;her heran. « Er #252;berlegte einen weiteren Moment, dann drehte er sich herum und deutete mit einer entschlossenen Bewegung wieder in den Wald hinein. »Ihr bleibt hier, Herr. Ich werde versuchen, n#228;her heranzukommen. « »Aber -« begann Mike, wurde aber sofort wieder von Singh unterbrochen. »Mit ein bi#223;chen Gl#252;ck schaffe ich es. Es sind so viele, da#223; ein Mann mehr vielleicht gar nicht auff#228;llt, und meine Kleider #228;hneln den ihren. Und ich gehe bestimmt kein Risiko ein. Keine Sorge. «»Meinetwegen«, murmelte Mike ohne rechte #220;berzeugung. Er bedauerte es mittlerweile zutiefst, nicht darauf bestanden zu haben, da#223; Astaroth sie begleitete. Der Kater mit seinen F#228;higkeiten, die Gedanken der Menschen zu lesen, w#228;re in diesem Moment eine unsch#228;tzbare Hilfe gewesen. Sie wichen wieder ein kleines St#252;ck in den Wald zur#252;ck und bewegten sich ein Dutzend Schritte weit nach rechts, so da#223; sich Singh dem Schiff auf die k#252;rzest m#246;gliche Distanz n#228;hern konnte. Mike suchte sich ein Versteck in einem gut mannshohen Farngestr#252;pp und sah mit klopfendem Herzen zu, wie der Inder auf den Strand hinaustrat und mit raschen, aber trotzdem sehr ruhigen Schritten auf das Sternenschiff zuging; ein Mann, der es eilig hatte, aber ganz genau wu#223;te, was er tat und nicht im geringsten unsicher war. Dieses sichere Auftreten w#252;rde vielleicht daf#252;r sorgen, da#223; keiner der M#228;nner wirklich Notiz von Singh nahm. Mike sah, wie der Inder das Schiff halb umrundete und sich dann ganz selbstverst#228;ndlich einer kleinen Gruppe von M#228;nnern anschlo#223;, die auf eine L#252;cke in dem niedrigen Zaun zusteuerte. Einen Moment sp#228;ter waren sie und mit ihnen auch sein Freund und Leibw#228;chter hinter der Scheibe und somit seinen Blicken entschwunden. Mike blieb mit klopfendem Herzen in seinem Versteck zur#252;ck und wartete darauf, da#223; Singh wieder auftauchte. Nat#252;rlich wu#223;te er, da#223; es unter Umst#228;nden lange dauern konnte. Singh w#252;rde sich umsehen, und er konnte schlie#223;lich nicht einfach irgendwann kehrtmachen und gem#228;chlich in den Wald zur#252;ckmarschieren -das w#228;re aufgefallen, denn keiner der Fremden hatte sich dem Dschungel bisher auch nur gen#228;hert. Vermutlich, dachte Mike, wird Singh letzten Endes gar keine andere Wahl haben, als dieses Risiko einzugehen, und Mike tat wahrscheinlich gut daran, sich auf einen ziemlich #252;berhasteten R#252;ckzug vorzubereiten. Er l#246;ste seinen Blick f#252;r einen Moment vom Strand und sah den Wald in seinem R#252;cken an. Und pl#246;tzlich hatte er, genau wie vorhin auf der anderen Seite der Insel, das intensive Gef#252;hl, nicht mehr allein zu sein. Er sah nicht die geringste Bewegung, keinen Schatten, aber das Gef#252;hl, angestarrt zu werden, war pl#246;tzlich so m#228;chtig, da#223; er es fast wie eine k#246;rperliche Ber#252;hrung empfand. Mike versuchte sich einzureden, da#223; es nur Einbildung war; eine Folge seiner eigenen Nervosit#228;t. Niemand war hier, der ihn beobachtete. Er mu#223;te sich nur in Geduld fassen, bis Singh zur#252;ckkam. Die Zeit verging. Minute reihte sich an Minute, aber der Inder tauchte nicht wieder auf. Mike #252;berlegte verzweifelt, was er nun tun sollte. Eigentlich war es klar: Sie hatten oft genug #252;ber Situationen wie diese gesprochen, und Trautman und auch Singh hatten ihnen immer wieder eingeh#228;mmert, da#223; niemandem damit gedient war, wenn einer von ihnen den Helden spielte. Das vern#252;nftigste in dieser Situation w#228;re, zur#252;ck zur NAUTILUS zu gehen und gemeinsam mit Trautman und den anderen zu beraten, wie sie Singh am besten helfen konnten. Aber auch das war eine Eigenart von Situationen wie dieser: da#223; man selten das Vern#252;nftigste tat. Mike mu#223;te nicht lange #252;berlegen, bis er wu#223;te, was er zu tun hatte. Er w#252;rde Singh auf gar keinen Fall im Stich lassen, sondern entweder zusammen mit ihm oder gar nicht zur#252;ckkehren. Aufmerksam beobachtete er den Strand und die riesige silberfarbene Scheibe, bis er glaubte, einen g#252;nstigen Moment abgepa#223;t zu haben, in dem keiner der Fremden in seine Richtung blickte. Rasch richtete er sich auf, trat aus dem Wald hervor und rannte geduckt auf das fremde Schiff zu. Unbehelligt erreichte er die Scheibe und lie#223; sich unmittelbar vor dem niedrigen Zaun auf die Knie fallen. F#252;r den Moment war er in Sicherheit. Die Rundung des gewaltigen Flugobjekts bildete einen zuverl#228;ssigen Schutz, so da#223; ihn zumindest im Augenblick niemand sehen w#252;rde. Mikes Herz klopfte bis zum Hals. Erf#252;llt von einem Gef#252;hl banger Furcht, sah er sich noch einmal um und betrachtete dann das fremde Schiff aufmerksam aus unmittelbarer N#228;he. Er war ihm noch nie so nahe gewesen wie jetzt, und ihm war noch nie zu Bewu#223;tsein gekommen, wie... seltsam es war. Als er es das erste Mal gesehen hatte, damals, Tausende von Metern unter der Wasseroberfl#228;che und wie ein vielzu gro#223; geratener Bumerang in das Wrack der TITANIC verkeilt, war er starr vor #220;berraschung gewesen, da#223; er gar nicht richtig denken konnte. Jetzt, als er unmittelbar vor ihm kniete, kam es ihm noch viel gewaltiger vor, aber er sp#252;rte auch, da#223; es weit mehr war als nur ein Fahrzeug. Mehr als eine Maschine. Irgend etwas ging von ihm aus, das er nicht in Worte fassen konnte: nicht einmal so sehr Gefahr oder Bedrohung, sondern vielmehr ein Gef#252;hl von Fremdartigkeit. Es war etwas, was nicht von hier kam und vor allem nicht hierher geh#246;rte. Da er, wie alle anderen, mit eigenen Augen erblickt hatte, welche Verheerung dieses gar nicht so gef#228;hrlich aussehende Fahrzeug anzurichten imstande war, empfand er nat#252;rlich Furcht davor, und er w#252;rde sich h#252;ten, es zu ber#252;hren, ganz egal, was geschah. Aber viel st#228;rker als diese erkl#228;rbare Angst war das andere Gef#252;hl, das er hatte: das Gef#252;hl, etwas vollkommen Fremdem gegen#252;berzustehen, dessen wahre Bedeutung er niemals wirklich begreifen konnte. Erst jetzt wurde ihm wirklich klar, was Serena gemeint hatte, als sie ihnen erz#228;hlte, da#223; alle Versuche ihres Volkes, mit den Erbauern dieser Schiffe Kontakt aufzunehmen, gescheitert waren oder in einer Katastrophe geendet hatten. Vielleicht waren sie gar nicht feindselig, vielleicht war es einfach nicht m#246;glich, mit ihnen zu reden oder sich lange in ihrer N#228;he aufzuhalten. Mike richtete sich auf, musterte den sonderbaren, nur aus ein paar kniehohen St#228;ben und einem dazwischengespannten, hauchd#252;nnen Draht bestehenden Zaun unmittelbar vor sich noch eine Sekunde lang sp#246;ttisch, hob dann den Fu#223;, um dar#252;ber hinwegzusteigen und sich so unmittelbar im Sichtschutz des Schiffes weiterzubewegen. Er konnte es nicht. Verwirrt senkte er den Fu#223; wieder, versuchte es noch einmal, mit demselben Ergebnis. Es war ihm nicht m#246;glich, den Zaun zu #252;bersteigen. Mike lie#223; sich verwirrt zur#252;cksinken. Z#246;gernd streckte er die rechte Hand aus, und es geschah wieder: Sobald er versuchte, #252;ber den Zaun hinwegzugreifen, ging es einfach nicht, und er konnte nicht sagen, warum. Mike versuchte es noch ein paarmal, ehe er schlie#223;lich aufgab. Einige Augenblicke lang #252;berlegte er, ob dieser Zaun vielleicht nur deshalb aufgestellt worden war, um die Grenze jener unsichtbaren, undurchdringlichen Barriere zu markieren, die das Schiff umgab. Mike stand auf, drehte sich herum -und h#228;tte um ein Haar aufgeschrien. Hinter ihm stand ein Fremder. Es war einer der M#228;nner, die Singh und er vom Waldrand aus beobachtet hatten. Er war sehr gro#223;, dunkelhaarig und trug schwarze, grobe Hosen, gleichfarbige Stiefel und einen farblich dazu passenden Rollkragenpullover. Sein Gesicht war von seltsam fremdartigem Schnitt, und er hatte sehr dunkle, gro#223;e Augen, die Mike an irgend etwas erinnerten, auch wenn er im ersten Moment nicht sagen konnte, was es war. Au#223;erdem war er viel zu erschrocken, um dar#252;ber nachzudenken, denn der Blick dieser dunklen Augen war direkt auf ihn gerichtet. Der Fremde war so lautlos n#228;her gekommen, da#223; Mike ihn nicht geh#246;rt hatte. Mikes Gedanken rasten. Er zweifelte nicht daran, da#223; der Fremde ihn sofort packen oder ein lautes Alarmgebr#252;ll anstimmen w#252;rde,und sah sich hastig nach der g#252;nstigsten Fluchtrichtung um -aber er erlebte eine #220;berraschung. Obwohl ihm der Mann direkt in die Augen blickte, schien er ihn gar nicht zu registrieren, sondern ging einfach an ihm vorbei; so dicht, da#223; seine Schulter Mike gestreift h#228;tte, w#228;re dieser nicht hastig zur Seite getreten. Der Mann sah sich nicht einmal nach ihm um, sondern verschwand mit raschen Schritten um die Rundung des Schiffes. Mike blickte ihm fassungslos nach. Tr#228;umte er? Wenn der Mann nicht blind war, dann mu#223;te er ihn einfach gesehen haben. Die ganze Geschichte wurde immer r#228;tselhafter. Jetzt wurde es aber auch wirklich Zeit, da#223; er Singh fand und sie von hier verschwanden. Er wollte gar nicht mehr wissen, was hier wirklich vorging. Allm#228;hlich hatte er das Gef#252;hl, in einen verr#252;ckten Traum geraten zu sein, in dem nichts mehr so war, wie es sein sollte. Er wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und begann die gewaltige Silberscheibe zu umkreisen. Ein zweiter, genauso gekleideter Mann wie der erste kam ihm entgegen, und als Mike mit klopfendem Herzen stehenblieb und ihn ansah, wiederholte sich das seltsame Geschehen. Auch dieser Mann blickte Mike einmal direkt in die Augen, und auch er schien ihn nicht wahrzunehmen, sondern ging an ihm vorbei. Mike sah ihm kopfsch#252;ttelnd nach, fa#223;te zugleich aber auch neuen Mut. Wenn all diese Fremden so reagierten, dann war Singh vielleicht doch nichts zugesto#223;en. M#246;glicherweise hatte er etwas entdeckt, was ihn die Zeit vergessen lie#223;. Er ging weiter - und blieb nach ein paar Schritten abrupt wieder stehen. Er hatte das Schiff zur H#228;lfte umkreist und sah nun den Strand, das offene Meer dahinter und den Frachter wieder vor sich. Aber er sah auch Singh und begriff, da#223; seine Hoffnung verfr#252;ht gewesen war. Singh war entdeckt worden. Zwei der dunkel gekleideten M#228;nner standen hinter ihm und hielten seine Arme gepackt, ein dritter Mann stand unmittelbar vor ihm und redete aufgeregt auf ihn ein. Der eine der M#228;nner, die Singh hielten, blutete aus der Nase, der andere hatte ein dunkles Auge, das bereits zuzuschwellen begann, und ein St#252;ck abseits standen zwei weitere, die sich die offenbar schmerzenden Rippen rieben. Singh hatte sich sichtlich nach Kr#228;ften gewehrt, war aber der #220;bermacht am Ende nicht gewachsen gewesen. Er selbst war nicht verletzt, und er sah auch nicht besonders eingesch#252;chtert oder erschrocken drein, daf#252;r aber sehr w#252;tend. Mike wich hastig wieder ein paar Schritte zur#252;ck, denn er war keineswegs sicher, da#223; auch die M#228;nner, die Singh #252;berw#228;ltigt hatten, durch ihn hindurchsehen w#252;rden, wenn sie sich zuf#228;llig in seine Richtung drehten. Und er war ziemlich ratlos. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wie er Singh helfen sollte. Sein Vater hatte den jungen Sikh-Krieger nicht von ungef#228;hr zu seinem Leibw#228;chter gemacht. Singh war zwar schlank und sah t#228;uschend harmlos aus, aber Mike hatte einmal miterlebt, wie er ganz allein und waffenlos mit gleich vier Gegnern fertig geworden war. Wenn es diesen M#228;nnern gelungen war, ihn zu #252;berw#228;ltigen, dann hatte er nicht die geringste Aussicht, Singh zu befreien. Sosehr ihm der Gedanke auch widerstrebte -er w#252;rde wohl doch allein an Bord der NAUTILUS zur#252;ckkehren m#252;ssen, um zusammen mit Trautman und den anderen einen Plan zur Befreiung des Inders auszuarbeiten. Mike sah sich noch einmal nach allen Seiten um, dann huschte er geduckt zum Waldrand zur#252;ck, obwohl es wahrscheinlich gar nicht notwendig war, vorsichtig zu sein. Die schwarzgekleideten M#228;nner nahmen immer noch keine Notiz von ihm. Als er in das Unterholz eindrang, stand pl#246;tzlich wie aus dem Boden gewachsen eine Gestalt vor ihm. Sie geh#246;rte ganz eindeutig nicht zu den schwarzgekleideten M#228;nnern, sondern es war einer der Eingeborenen, von denen sie im Logbuch gelesen hatten. Er war sehr gro#223;, hatte schulterlanges schwarzes Haar und war nackt bis auf einen buntbestickten Lendenschurz. Sein Gesicht war von edlem Schnitt und wirkte sehr kraftvoll, aber der Ausdruck darauf war eher besorgt als wirklich drohend. »Wer... wer sind Sie?« fragte Mike z#246;gernd. Der Eingeborene sagte etwas in einer sonderbar dunkel klingenden, vollkommen unverst#228;ndlichen Sprache, und einen Augenblick sp#228;ter traten zwei weitere Eingeborene aus dem Geb#252;sch hinter Mike heraus. Dann noch einmal drei, so da#223; er sich schlie#223;lich von einem halben Dutzend der hochgewachsenen, dunkelh#228;utigen Gestalten umringt sah. Also hatte er sich doch nicht get#228;uscht. Er war die ganze Zeit beobachtet worden. Der Mann, auf den Mike zuerst gesto#223;en war, begann schnell und in seiner unverst#228;ndlichen Sprache auf ihn einzureden. Er zeigte dabei immer wieder zum Strand und auch zu dem schwarzen Frachter dahinter. Offenbar brachte er Mike mit diesem Schiff und den M#228;nnern in Verbindung. Und Mike hatte das Gef#252;hl, da#223; die Schwarzgekleideten nicht unbedingt die Freunde der Eingeborenen waren. »Ich nehme an, da#223; von euch keiner meine Sprache spricht«, sagte er, sehr langsam und mit #252;berm#228;#223;iger Betonung, aber ohne gro#223;e Hoffnung, irgendeine Antwort zu bekommen. Er bekam Antwort - allerdings keine, mit der er etwas anfangen konnte. Pl#246;tzlich redeten alle wild durcheinander auf ihn ein, und ihre Gesten wurden drohender. Mike lie#223; sie eine Weile gew#228;hren und beschlo#223; dann, alles auf eine Karte zu setzen. Wenn die Eingeborenen mit den M#228;nnern auf dem Schiff gemeinsame Sache machten, dann war er ohnehin verloren. Also hob er den Arm, deutete erst auf die gewaltige Silberscheibe am Strand und sch#252;ttelte deutlich den Kopf, dann wies er auf den Frachter und wiederholte sein Kopfsch#252;tteln. »Ich wei#223; nicht, wer diese M#228;nner sind«, sagte er, »aber ich glaube nicht, da#223; sie unsere Freunde sind. « Wenn die Eingeborenen die Worte auch sicher nicht verstanden, die Bedeutung der Geste schien ihnen klar zu sein. Der drohende Ausdruck verschwand von den meisten Gesichtern, und ihre Stimmen klangen jetzt aufgeregter, wenn auch nicht unbedingt freundlicher -was aber m#246;glicherweise einzig daran lag, da#223; ihre Sprache einen f#252;r europ#228;ische Ohren ungewohnt harten Klang hatte. »Ihr m#252;#223;t mich gehen lassen«, sagte Mike. »Ich mu#223; Hilfe holen. Sie haben meinen Freund gefangen. « Er versuchte, die Worte mit entsprechenden Gesten und Handbewegungen auf den Strand und den Wald hin zu untermalen, zweifelte aber daran, da#223; es ihm gelang, diese komplizierte Botschaft durch reines Deuten und Gestikulieren zu #252;bersetzen. Und als er einen Schritt tiefer in den Wald hinein machen wollte, da vertraten ihm zwei der Eingeborenen auch sofort den Weg. Mike stellte voller Unbehagen fest, da#223; er eines bisher #252;bersehen hatte: Die M#228;nner waren zwar ausnahmslos nackt bis auf ihren Lendenschurz oder eine bunte Vogelfeder, die sich der eine oder andere ins Haar gesteckt hatte, aber ebenso ausnahmslos bewaffnet: mit d#252;nnen, fast mannslangen Blasrohren und wuchtigen Keulen aus Holz. Einer von ihnen deutete zum Strand hinab, und als Mikes Blick der Bewegung folgte, erkannte er, da#223; sich ein kleines Ruderboot vom Rumpf des gro#223;en Schiffes drau#223;en gel#246;st hatte und nun auf die Insel zukam. Zugleich traten Singh und seine f#252;nf Bewacher aus dem Sichtschutz des fremden Schiffes heraus. Singh str#228;ubte sich nach Kr#228;ften, wurde von den vier M#228;nnern aber einfach mitgezerrt. »Sie wollen ihn auf das Schiff bringen!« sagte Mike erschrocken. »Das darf nicht geschehen! Wenn sie ihn auf das Schiff bringen, k#246;nnen wir ihn bestimmt nicht mehr befreien!« Seine Aufregung entging den Eingeborenen keineswegs. Sie begannen wild durcheinanderzureden, und schlie#223;lich war es wieder der, den Mike als ersten gesehen hatte, der die Vermittlung #252;bernahm. Schon nach kurzer Zeit glaubte Mike zu begreifen, was der Mann ihm klarmachen wollte: Er deutete immer wieder auf Singh und die f#252;nf Fremden, schlug sich mit der geballten Faust in die ge#246;ffnete Linke und wies dazwischen auf das Schiff, wobei er heftig den Kopf sch#252;ttelte und eine Grimasse zog. »Ihr wollt ihn befreien?« fragte Mike vorsichtig. Er versuchte die Frage mit Gesten zu begleiten, aber ihm fiel nichts ein. Schlie#223;lich deutete er auf Singh, dann auf sich, auf die sechs Eingeborenen und tat dann so, als w#252;rde er auf der Stelle laufen, und das schien der Mann zu verstehen. Er nickte heftig und sch#252;ttelte sein Blasrohr. Der Anblick der Waffe erschreckte Mike. Er hatte davon geh#246;rt, wie vortrefflich viele s#252;damerikanische Indianer mit diesen Blasrohren umzugehen wu#223;ten, aber auch, da#223; es sich um Waffen von absolut t#246;dlicher Wirkung handelte. Und er wollte nicht, da#223; die Eingeborenen die M#228;nner dort unten umbrachten. Das aber konnte er ihnen unm#246;glich begreiflich machen -davon einmal abgesehen, da#223; er ziemlich sicher war, da#223; sie darauf ohnehin keine R#252;cksicht genommen h#228;tten. Trotzdem sch#252;ttelte er den Kopf, legte die flache Hand auf das Blasrohr des Mannes und wiederholte sein Kopfsch#252;tteln. Dann fuhr er sich mit dem Zeigefinger an der Kehle entlang und sch#252;ttelte ein drittes Mal den Kopf. Der Eingeborene wirkte verwirrt und fast ein bi#223;chen entt#228;uscht, lie#223; das Blasrohr dann aber zu Mikes#220;berraschung sinken und hob statt dessen die Keule. Nicht da#223; diese Waffe wesentlich ungef#228;hrlicher gewesen w#228;re als die Blasrohre, aber zumindest w#252;rden sie die M#228;nner dort unten nicht gleich damit umbringen. Und irgendeine Art von Waffen w#252;rden sie vermutlich dringend brauchen, wollten sie Singh befreien. Mittlerweile hatte sich das Ruderboot der K#252;ste schon mehr als zur H#228;lfte gen#228;hert, so da#223; ihnen nun ohnehin keine Zeit mehr f#252;r lange Diskussionen blieb. Mike signalisierte den M#228;nnern schweren Herzens mit einem Nicken seine Zustimmung, und alle sechs wandten sich auf der Stelle um und traten aus dem Wald hervor. Mike folgte ihnen. Schon nach wenigen Schritten fiel ihm auf, da#223; sich das unheimliche Geschehen von vorhin zu wiederholen schien: Obwohl etliche der ganz in Schwarz gekleideten M#228;nner, die sich an der Flugscheibe zu schaffen machten, auch auf dieser Seite des Gef#228;hrtes waren und zwei oder drei von ihnen direkt in ihre Richtung blickten, als Mike und seine Begleiter aus dem Wald heraustraten, schienen sie auch diesmal keinerlei Notiz von ihnen zu nehmen. Es war, als existierten Mike und die Eingeborenen f#252;r diese seltsamen M#228;nner gar nicht. Unbehelligt legten sie gut die H#228;lfte der Distanz bis zum Strand und damit auch zu Singh und seinen Bewachern zur#252;ck. Auch die M#228;nner, die den Inder gepackt hielten, bemerkten nichts von ihrer Ann#228;herung -wohl aber die Besatzung des kleinen Bootes, das sich in raschem Tempo dem Strand n#228;herte. Einer der M#228;nner an Bord begann pl#246;tzlich heftig mit beiden Armen zu winken, woraufhin sich der Fremde, der mit Singh gesprochen hatte, herumdrehte. Als er Mike und seine Begleiter sah, hob er in einer befehlenden Geste die Hand und deutete auf sie, und in der gleichen Sekunde drehten sich auch die anderen M#228;nner zu ihnen herum, und diesmal nahmen sie Notiz von den so pl#246;tzlich aufgetauchten Eingeborenen. Von einer Sekunde auf die andere schien der Strand von schwarzgekleideten, dunkelhaarigen M#228;nnern nur so zu wimmeln. Es mu#223;ten mindestens zwei, wenn nicht drei Dutzend Gestalten sein, die urpl#246;tzlich hinter der Flugscheibe auftauchten und sich Mike und seinen neugewonnenen Freunden entgegenwarfen. Sie waren nicht bewaffnet, und der erste, der das Pech hatte, den Weg eines der Eingeborenen zukreuzen, machte eine recht unsanfte Bekanntschaft mit dessen Keule, aber die #220;bermacht war erdr#252;ckend. Binnen Sekunden brach rings um Mike ein wildes Handgemenge aus, in dem die Eingeborenen einzig deshalb nicht sofort #252;berw#228;ltigt wurden, weil ihre Gegner vollkommen unbewaffnet waren, w#228;hrend sie ihre Keulen mit gro#223;er Geschicklichkeit schwangen -und, wie Mike mit einem Gef#252;hl von Unbehaglichkeit registrierte, noch gr#246;#223;erer Wut. Er fragte sich, was zwischen den Ureinwohnern dieser Insel und den M#228;nnern in Schwarz vorgefallen sein mochte, um bei den Eingeborenen einen solchen Zorn auszul#246;sen. Der Kapit#228;n des gesunkenen deutschen Frachters hatte sie in seinem Logbuch als friedlich und kontaktscheu beschrieben. Aber von friedlich konnte keine Rede sein. Obwohl sich die Eingeborenen mit erstaunlicher Tapferkeit hielten, waren sie binnen Sekunden vonder gewaltigen #220;bermacht der Schwarzgekleideten eingekreist. Drei, vier, schlie#223;lich f#252;nf der Angreifer sanken reglos zu Boden, als die Eingeborenen ihre Keulen kreisen lie#223;en, aber die anderen r#252;ckten mit einer Verbissenheit weiter vor, die Mike an das seelenlose Tun von Maschinen erinnerte. Die Eingeborenen wurden einer nach dem anderen niedergerungen und #252;berw#228;ltigt, und schlie#223;lich streckten sich auch nach Mike starke H#228;nde aus, um ihn zu packen und festzuhalten. Etwas Winziges, Dunkles sirrte an Mikes Ohr vorbei und traf den vordersten Angreifer in die Brust. So abrupt, als w#228;re er vor ein unsichtbares Hindernis gelaufen, blieb er stehen, erstarrte f#252;r einen Moment zur Reglosigkeit und sah dann mit fast verbl#252;fftem Gesichtsausdruck auf den winzigen, gefiederten Pfeil herab, der aus seiner Brust ragte. Dann brach er ganz langsam in die Knie, schwankte noch einen Moment hin und her und fiel schlie#223;lich zur Seite. Und diesem ersten Blasrohrpfeil folgten weitere. Pl#246;tzlich erhob sich aus dem Waldrand hinter Mike und den anderen ein wahrer Hagel von kleinen gefiederten Geschossen, die mit fast unheimlicher Sicherheit ihr Ziel fanden. Schon nach wenigen Augenblicken waren die meisten Angreifer niedergestreckt, und die wenigen Davongekommenen suchten ihr Heil in der Flucht. Auch die Situation am Strand hatte sich grundlegend ge#228;ndert: Singh hatte seine Chance nat#252;rlich sofort erkannt und bereits zwei seiner Bewacher #252;berw#228;ltigt. Die anderen versuchten ihn zu packen und erneut festzuhalten, doch auch auf sie regneten pl#246;tzlich Blasrohrgeschosse herab. Mike hielt den Atem an, denn er rechnete fest damit, da#223; auch Singh von einem der t#246;dlichen Geschosse getroffen werden mu#223;te: Doch obwohl es vollkommen unm#246;glich erschien, bekam Singh nicht einmal einen Kratzer ab, sondern stand inmitten Dutzender der winzigen Pfeile, die rings um ihn herumschwirrten, vollkommen unbeschadet da. Aber die Gefahr war noch keinesfalls vor#252;ber: Vom Meer her n#228;herte sich das Boot. Singh fuhr auf der Stelle herum und hetzte mit gewaltigen Spr#252;ngen auf Mike zu, w#228;hrend sich ringsum die Eingeborenen benommen erhoben und sich die schmerzenden Sch#228;del rieben. Alle bis auf einen. Jener Eingeborene, den Mike als ersten im Wald getroffen hatte, lag noch immer reglos im Sand. Er lebte, doch als Mike neben ihm niederkniete, stellte er fest, da#223; er aus einer #252;blen Platzwunde an der Stirn blutete und ohne Bewu#223;tsein war. »Herr!« Singh langte schweratmend neben ihm an, deutete hastig zum Waldrand hin und dann zum Strand zur#252;ck. Mike sah, da#223; sich zwischen den B#228;umen am Waldrand #252;ber ein Dutzend weiterer halbnackter Gestalten aufgerichtet hatten, die aufmerksam zu ihnen her sahen, aber keine Anstalten machten, ihnen oder wenigstens ihrem verwundeten Kameraden zu Hilfe zu kommen. In der Zwischenzeit hatte das Boot den Strand beinahe erreicht, und die M#228;nner an Bord machten sich bereit, an Land zu gehen. Mike sah, da#223; jeder von ihnen einen kleinen, glitzernden Gegenstand in der Hand hielt. Er vermutete, da#223; es sich dabei um Waffen handelte. »Hilf mir!« keuchte er. Er versuchte verzweifelt, den bewu#223;tlosen Eingeborenen in die H#246;he zu zerren, aber der Mann war viel zu schwer f#252;r ihn. Und Singh z#246;gerte, mit zuzupacken. »Verdammt noch mal, Singh!« schrie Mike. »Ohne ihn w#228;rest du jetzt vielleicht schon tot!« Das wirkte. Kurz entschlossen hob Singh den bewu#223;tlosen Eingeborenen hoch, warf ihn sich #252;ber die Schulter und begann auf den Waldrand zuzulaufen. Mike folgte ihm, allerdings nicht, bevor er noch einen letzten Blick zum Strand zur#252;ckgeworfen hatte. Das schwarze Boot war ein gutes St#252;ck auf den Sand hinaufgeglitten, und seine Besatzung kletterte hastig von Bord. Mike war jetzt sicher, da#223; die winzigen silbernen St#228;be, die sie in den H#228;nden hielten, Waffen waren. Als sie noch zehn Meter vom Waldrand entfernt waren, wurde aus dieser Vermutung Gewi#223;heit. Ein d#252;nner Faden aus wei#223;em Licht zuckte pl#246;tzlich zwischen Singh und ihm hindurch und schlug in den Waldrand ein, und seine Wirkung war verheerend. Eine der gewaltigen Palmen loderte auf und zerfiel in einem Sekundenbruchteil zu Asche, und das Unterholz ringsum ging in einem Bereich von sicherlich f#252;nf oder auch sechs Metern schlagartig in Flammen auf. Singh fluchte lauthals in seiner Muttersprache, schlug einen Haken nach links und schrie Mike zu, in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. Eine Sekunde sp#228;ter z#252;ngelte ein zweiter Lichtblitz in Singhs Richtung, der ihn diesmal nur um Haaresbreite verfehlte und einen weiteren Bereich des Waldrandes in ein Flammenmeer verwandelte. Die Eingeborenen waren l#228;ngst im Dickicht verschwunden. Mike hoffte, da#223; sie bereits in Sicherheit gewesen waren, als der Blitz den Waldrand traf. Hakenschlagend erreichte auch er den Waldrand, brach r#252;cksichtslos durch das Ge#228;st und stolperte noch ein halbes Dutzend Schritte weiter, ehe er stehenblieb und sich schweratmend umsah. Singh k#228;mpfte sich ein gutes St#252;ckweit links von ihm ins Geb#252;sch, und von den Eingeborenen war keine Spur mehr zu sehen. Vom Strand her zuckten keine weiteren Blitze mehr zu ihnen herauf, so da#223; Mike allm#228;hlich die Hoffnung zu fassen begann, da#223; sie in Sicherheit waren. Die M#228;nner, die mit dem Boot gekommen waren, hatten nicht nur das Feuer eingestellt, sondern unternahmen auch keinen Versuch, sie zu verfolgen. Allerdings auch keinen, ihren Kameraden zu Hilfe zu eilen. Nach einigen Augenblicken sah Mike auch, warum das so war: Die M#228;nner, die von den Blasrohrgeschossen getroffen worden waren, begannen sich langsam wieder zu r#252;hren. Sie waren nicht tot, stellte er erleichtert fest, sondern offenbar nur kurz bewu#223;tlos gewesen. Die Pfeile hatten kein Gift enthalten, sondern nur ein Bet#228;ubungsmittel. Er ging weiter und traf nach einigen Augenblicken auf Singh, der soeben den reglosen Eingeborenen zu Boden sinken lie#223;. W#228;hrend er versuchte, ihn wachzur#252;tteln, fragte er: »Verfolgen sie uns?« Mike sch#252;ttelte den Kopf: »Nein. Anscheinend wollten sie uns nur in die Flucht schlagen. Was waren das f#252;r M#228;nner?« »Keine Ahnung«, gestand Singh. »Und ich glaube fast, ich will es auch gar nicht wissen. Sie waren... unheimlich. « »Die M#228;nner, die von den Eingeborenen niedergeschlagen wurden«, f#252;gte Mike hinzu, »sind nicht tot, wei#223;t du? Ich konnte sehen, da#223; sie wieder aufstehen. « Er beugte sich herab und zog nachdenklich einen der winzigen gefiederten Pfeile aus dem kleinen K#246;cher, den der Bewu#223;tlose am G#252;rtel trug. »Ich dachte immer, diese Dinger w#228;ren gef#228;hrlicher. « »Das sind sie auch«, sagte eine Stimme hinter ihm. »Die Spitzen sind in Curare getaucht, das t#246;dlichste Gift der Welt. « Mike und Singh fuhren im gleichen Moment herum und sahen sich einem mittelgro#223;en, sehr schlanken Mann gegen#252;ber, der vollkommen lautlos aus dem Dickicht herausgetreten war. Er #228;hnelte ein wenig den Gestalten, auf die sie am Strand getroffen waren; auch er hatte dunkles Haar und ein scharf geschnittenes Gesicht und vor allem die gleichen dunklen und gro#223;en Augen. Aber der Mann geh#246;rte nicht zu den Fremden am Strand. Er trug die dunkelblaue Uniform der deutschen Handelsmarine, die schon ein bi#223;chen mitgenommen aussah. Das mu#223;te wohl der Offizier sein, von dem sie im Logbuch des untergegangenen Schiffes gelesen hatten. Mit einer raschen Bewegung trat er n#228;her, nahm Mike sehr behutsam den Pfeil aus der Hand und fuhr fort: »Schon ein winziger Kratzer, und du bist tot, bevor du auch nur deinen Namen buchstabieren kannst. Also sei besser vorsichtig damit. « Mike trat einen Schritt zur#252;ck und sah erschrocken auf seine H#228;nde herab, w#228;hrend der Offizier den Pfeil wieder in den K#246;cher zur#252;ckschob. Dann begann er den bewu#223;tlosen Eingeborenen zu untersuchen: Er hob seine Lider an, tastete nach seinem Puls und bef#252;hlte seine Stirn. Obwohl seine Bewegungen sehr schnell waren, hatte Mike das Gef#252;hl, da#223; er ganz genau wu#223;te, was er da tat. »Kommt er wieder in Ordnung?« fragte er. »Ich denke schon«, antwortete der Fremde. »Er hat ganz sch#246;n was abgekriegt, aber diese Eingeborenen sind recht z#228;h. « Er stand auf und streckte Mike die Hand entgegen, und nach kurzem Z#246;gern griff dieser auch danach. »Vielen Dank, da#223; ihr ihm geholfen habt. Mein Name ist Weisser. Stefan Weisser. Ihr seid von dem Tauchboot, das drau#223;en vor der Insel kreuzt?« Mike starrte Weisser aus aufgerissenen Augen an. »Woher... wissen Sie das?« Der dunkelhaarige Mann mit den sonderbaren Augen l#228;chelte. »Hier passiert nicht viel, wovon ich nichts wei#223;«, antwortete er geheimnisvoll. »Es ist eine kleine Insel. Aber nun kommt, wir m#252;ssen fort, ehe sie doch noch auf die Idee kommen, nach uns zu suchen, oder kurzerhand den ganzen Wald niederbrennen. « Auf ein Zeichen Weissers hin erschien wie aus dem Boden gewachsen ein halbes Dutzend weiterer Eingeborener im Unterholz. Zwei von ihnen hoben ihren bewu#223;tlosen Kameraden hoch, w#228;hrend die anderen eine Art Eskorte bildeten, die wohl zu ihrem Schutz dienen sollte. Zumindest versuchte sich Mike dies einzureden. W#228;hrend der n#228;chsten halben Stunde kamen sie kaum dazu, etwas #252;ber ihren sonderbaren neuen Freund zu erfahren oder gar mit ihm zu reden, denn die Eingeborenen legten ein solches Tempo vor, da#223; sie ihre M#252;he hatten, mit ihnen Schritt zu halten. Und Weisser ging auch jeder M#246;glichkeit, ihn etwa in ein Gespr#228;ch zu verwickeln, sehr geschickt aus dem Weg. Nach einer guten halben Stunde erreichten sie das Dorf der Eingeborenen, das auf einer Lichtung mitten im Dschungel lag. Knapp zwei Dutzend H#252;tten, in denen kaum mehr als hundert Menschen leben konnten. Die Eingeborenen kamen ihnen mit gro#223;em Hallo und aufgeregtem Geschnatter entgegen, von dem Mike und Singh nat#252;rlich kein Wort verstanden. Weisser jedoch antwortete zu Mikes nicht geringem Erstaunen in der gleichen Sprache darauf und das, wie es schien, sogar flie#223;end. Wenn man bedachte, da#223; er erst seit einigen Tagen auf dieser Insel war, dann war das eigentlich unm#246;glich. Doch an dieser Insel -und vor allem an diesem Dorf -war sowieso einiges sonderbar. Mike fiel auf, da#223; einige der H#252;tten leerzustehen schienen und sich in ihrer Farbe von den anderen unterschieden. Au#223;erdem machten die Eingeborenen einen gro#223;en Bogen um sie, denn obwohl auf dem Dorfplatz ein ziemliches Gedr#228;nge herrschte, kam doch niemand auch nur in die N#228;he der betreffenden Geb#228;ude. Mike wollte schon eine entsprechende Frage stellen, aber Weisser lie#223; ihn gar nicht zu Wort kommen, sondern deutete auf eine H#252;tte auf der anderen Seite des Platzes und sagte: »Wartet dort dr#252;ben auf mich. Ich komme so rasch zu euch, wie es mir m#246;glich ist. « »Aber « begann Singh, doch Weisser unterbrach ihn mit einer befehlenden Geste: »Sie haben wirklich nichts zu bef#252;rchten. Ich kann mir vorstellen, da#223; Ihnen tausend Fragen auf der Zunge brennen, Herr Singh, aber im Moment habe ich leider ein paar sehr wichtige Dinge zu erledigen. Unaufschiebbare Dinge. Ich verspreche Ihnen aber, bald zu Ihnen zu kommen. « Singh sagte nichts, aber er wurde bla#223;, was vielleicht auch daran lag, da#223; bei Weissers Worten zwei Eingeborene hinter ihn traten und sich in ganz eindeutig drohender Haltung rechts und links von ihm aufbauten. »Sind wir Ihre Gefangenen?« fragte Mike. Weisser sch#252;ttelte den Kopf. »Nat#252;rlich nicht«, antwortete er. »Aber die armen Leute hier haben in den letzten Tagen ziemlich schlechte Erfahrungen mit Fremden gemacht. Es ist nur zu eurem eigenen Schutz, wenn ihr die H#252;tte nicht verla#223;t. Ich rede mit dem H#228;uptling, aber bis es soweit ist, lauft bitte nicht auf eigene Faust herum. Euch k#246;nnte etwas zusto#223;en. « Das ist deutlich, fand Mike. Sie waren Gefangene. Ohne ein weiteres Wort drehten Singh und er sich herum und folgten den beiden Eingeborenen zu der H#252;tte, die Weisser ihnen zugewiesen hatte. Sie war fast vollkommen leer. Es gab nur einige Bastmatten auf dem Boden sowie einen gro#223;en Holzkrug mit Wasser. Kein Fenster und vor allem keine weiteren Ausg#228;nge. Ihre Begleiter folgten ihnen nicht in die H#252;tte hinein, sondern nahmen rechts und links vom Eingang Aufstellung. »Ich bin gar nicht mehr so sicher, da#223; wir einen guten Tausch gemacht haben«, sagte Mike. Singh antwortete nicht darauf, aber nach einer Weile sagte er: »Dieser Mann ist nicht das, was zu sein er scheint. « »Stell dir vor, das habe ich auch schon gemerkt«, sagte Mike spitz. »Er hat mich mit meinem Namen angesprochen«, fuhr Singh fort. »Und?« »Ich habe ihn nicht genannt«, erkl#228;rte Singh. »Und Ihr auch nicht. Nicht in seiner Gegenwart. « Mike starrte Singh einige Sekunden lang betroffen an, w#228;hrend er angestrengt nachdachte. Aber Singh hatte recht: Keiner von ihnen hatte seinen Namen genannt, als sie sich vorstellten, nur Weisser. »Und er wu#223;te von der NAUTILUS«, f#252;gte Singh nachdenklich hinzu. »Du meinst, er ist... vielleicht gar nicht der Offizier, von dem im Logbuch des gesunkenen Schiffes die Rede war?« Singh hob die Schultern. »Ich wollte, ich w#252;#223;te es«, sagte er. »Ich wei#223; nicht, wer er ist oder was. Aber wir k#246;nnen unm#246;glich hierbleiben und einfach abwarten, welche Pl#228;ne er mit uns hat. Trautman und die anderen werden sich Sorgen machen. « »Aber sie werden uns nicht so einfach gehen lassen«, erwiderte Mike. Anstatt einer Antwort ging Singh zur T#252;r, aber es geschah genau das, was sie beide erwartet hatten: Kaum versuchte er die H#252;tte zu verlassen, vertraten ihm die beiden Eingeborenen den Weg. Singh wandte sich mit einem Seufzer um und kam wieder zu Mike zur#252;ck. »War das Antwort genug?« Er l#228;chelte aufmunternd, als er Mikes Entt#228;uschung sah, und f#252;gte in bewu#223;t optimistischem Ton hinzu: »Keine Sorge. Sp#228;testens wenn es dunkel ist, hole ich uns hier schon heraus. « Das bezweifelte Mike gar nicht, aber bis es dunkel wurde, vergingen noch Stunden, die sie einfach nicht hatten. Ihre Kameraden an Bord der NAUTILUS w#252;rden sich ihre Gedanken machen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis einer von ihnen kam, um zu sehen, wo sie blieben -und vielleicht in die gleiche Falle tappte wie Singh und er. »Ich frage mich, was hier los ist«, murmelte er. »Diese M#228;nner am Strand... ich habe gesehen, wie sie wieder aufgestanden sind. « »Und?« fragte Singh. Mike machte eine heftige Geste mit beiden H#228;nden. »Hast du nicht geh#246;rt, was Weisser #252;ber das Pfeilgift gesagt hat? Es t#246;tet in Sekunden. Und sie sind nach ein paar Augenblicken einfach wieder aufgestanden, als w#228;re nichts passiert. Ganz davon abgesehen, wie komisch sie sich benommen haben. Ich hatte das Gef#252;hl, es w#228;ren gar keine Menschen, sondern... Maschinen. « »Ich habe einen von ihnen niedergeschlagen«, wandte Singh ein. »Er hat geblutet. « »Ich wei#223;«, seufzte Mike. »Ich meinte ja auch keine Maschinen aus Eisen und Gummi, sondern... « Er f#252;hrte den Satz nicht zu Ende. Etwas mit diesen sonderbaren M#228;nnern stimmte nicht, das sp#252;rte er genau, aber er konnte das Gef#252;hl nicht in Worte kleiden. Sie berieten noch eine geraume Zeit, wie sie am schnellsten hier heraus k#228;men, aber keiner ihrer Pl#228;ne war so, da#223; er Aussicht auf Erfolg gehabt h#228;tte, so da#223; sie schlie#223;lich gar keine andere Wahl mehr hatten, als sich in Geduld zu fassen. Es vergingen ann#228;hernd zwei Stunden, bis sie aus ihrem Gef#228;ngnis geholt wurden. Ein junger Eingeborener in Mikes Alter erschien vor dem Eingang und wechselte einige Worte mit den beiden M#228;nnern, die sie bewachten. Einer von ihnen wandte sich daraufhin um und winkte ihnen. »Er will, da#223; wir ihm folgen«, sagte Singh. Mike nickte. Kommentarlos folgten sie den beiden Kriegern aus der H#252;tte zu einem gr#246;#223;eren Geb#228;ude, das auf der anderen Seite des Dorfplatzes lag. Sie kamen dabei dicht an den anderen H#252;tten vorbei, die Mike schon vorhin aufgefallen waren. Er sah jetzt, da#223; sich ihre Farbe tats#228;chlich von der der #252;brigen Geb#228;ude hier unterschied. Sie waren aus Holz, Palmbl#228;ttern und anderen nat#252;rlichen Baustoffen errichtet, die die Insel bot, aber alle Farben waren blasser und wirkten irgendwie... grau. Mike w#228;re gerne stehengeblieben, um die H#252;tten genauer in Augenschein zu nehmen, aber ihre beiden Begleiter lie#223;en das nicht zu. Sie wurden rasch weiter zu dem Haus am anderen Ende des Platzes hingef#252;hrt und unsanft durch die T#252;r gesto#223;en. Die H#252;tte war wesentlich gr#246;#223;er als die, in der sie die vergangenen Stunden verbracht hatten, wenn auch fast ebenso spartanisch eingerichtet. Auf dem Boden lagen auch hier kunstvoll geflochtene Bastmatten, auf denen Mike zwei reglos und offenbar schlafend ausgestreckte Gestalten gewahrte. Ein gutes Dutzend weiterer Eingeborener stand im Halbkreis um eine Art gewaltigen, aus Bambus und Palmbl#228;ttern erbauten Thron, auf dem ein uralter Mann mit einem prachtvollen Federkopfschmuck sa#223;. Als einziger hier war er nicht nur mit einem Lendenschurz bekleidet, sondern trug einen kunstvoll gewobenen Mantel. Wahrscheinlich der H#228;uptling des Stammes, #252;berlegte Mike. Allm#228;hlich wurde ihm doch etwas mulmig zumute. Er hatte damit gerechnet, zu Weisser gebracht zu werden, und fragte sich nun, was er hier sollte. Au#223;erdem waren die Blicke, mit denen der alte Mann ihn und Singh musterte, nicht unbedingt freundlich. »Keine Angst«, sagte Singh. Mikes Besorgnis war ihm offensichtlich nicht entgangen. Aber auch seine Stimme klang nerv#246;s, als er fortfuhr: »Weisser hat gesagt, da#223; er mit dem H#228;uptling #252;ber uns reden w#252;rde. « »Ja«, murmelte Mike. »Aber er hat auch gesagt, da#223; diese Leute hier nicht besonders gut auf Fremde zu sprechen sind. Wo bleibt er nur?« Einer der Eingeborenen, die sie hergebracht hatten, versetzte Singh einen Sto#223;, der ihn mehr auf den Thron des H#228;uptlings zu stolpern lie#223;, als er ging. Mike beeilte sich, ihm zu folgen, bevor ihm einer der M#228;nner die gleiche Behandlung zukommen lie#223;. Der alte Mann musterte ihn und Singh sehr lange, und Mike begann sich unter seinem Blick noch unwohler zu f#252;hlen. Dabei hatte er eigentlich sehr freundliche Augen und ein nicht unbedingt unsympathisches Gesicht. Aber in seinem Blick war auch etwas Lauerndes und eine kaum verhohlene Feindseligkeit, so da#223; sich Mike innerlich zur Vorsicht gemahnte. Weisser hatte ganz offensichtlich noch nicht mit dem H#228;uptling #252;ber sie gesprochen; und wenn doch, so nicht mit dem erhofften Ergebnis. Nachdem er sie hinl#228;nglich gemustert hatte, deutete der Alte mit einer fordernden Geste auf Singh und begann sehr schnell und mit schriller Stimme in seiner unverst#228;ndlichen Sprache auf ihn einzureden. Dabei wies er immer wieder auf die schlafenden Gestalten am Boden, und als Singh und Mike seiner Aufforderung offenbar nicht schnell genug nachkamen, packte einer der M#228;nner Singh grob bei der Schulter und stie#223; ihn neben einer der Bastmatten auf die Knie herab. Gleichzeitig erhob sich der alte Mann von seinem Thron und kam mit kleinen, m#252;hsam trippelnden Schritten n#228;her. Er redete ununterbrochen und mit immer schriller werdender Stimme, wobei er abwechselnd auf Singh, Mike und die schlafende Gestalt auf der Bastmatte deutete. »Seht Euch das an!« fl#252;sterte Singh pl#246;tzlich. Obwohl er sehr leise sprach, klang seine Stimme so entsetzt, da#223; Mike ein eisiger Schauer #252;ber den R#252;cken lief und er rasch n#228;her trat. Sein Herz begann heftig zu pochen, und ein zweites, noch eisigeres Prickeln lief sein R#252;ckgrat entlang, als er auf die reglose Gestalt vor Singh hinabblickte. Der Mann lag auf der Seite und war an H#228;nden und F#252;#223;en gefesselt, und in seinem Gesicht prankte eine gro#223;e, sehr h#228;#223;lich verheilte Narbe. Er schlief nicht, wie Mike anfangs vermutet hatte, sondern schien hohes Fieber zu haben, denn er bewegte sich leicht, und manchmal kam ein leises St#246;hnen #252;ber seine Lippen. Das alles aber war es nicht, was Mike so erschreckte: Es war der Anblick seiner Arme. Seine schwei#223;nasse Haut hatte #252;berall den goldbraunen Farbton der Eingeborenen, seine Arme jedoch waren vom Bizeps an abw#228;rts bis zu den Fingerspitzen hin grau. Die Arme des Mannes waren versteinert! »Der arme Kerl mu#223; der Flugscheibe zu nahe gekommen sein«, murmelte Singh. »Wahrscheinlich hat er sie ber#252;hrt. « »Aber wie kann das sein?« wunderte sich Mike. »Die M#228;nner am Strand haben sie doch auch angefa#223;t. Sie sind sogar hineingegangen!« Singh kam nicht zu einer Antwort, denn in diesem Moment versetzte ihm der H#228;uptling einen weiteren Sto#223; und begann wieder mit schriller Stimme auf ihn einzureden. Gleichzeitig deutete er erneut auf den fiebernden Mann und auch auf den anderen, der auf der Bastmatte daneben lag. Mike betrachtete auch ihn. Sein Anblick war fast noch schlimmer, doch ihm fiel auf, da#223; auch er an H#228;nden und F#252;#223;en gefesselt war und seine Haut dort, wo sie noch nicht zu grauem Stein erstarrt war, eine Anzahl kleiner, aber offensichtlich frischer Verletzungen aufwies. Die Stimme des H#228;uptlings wurde immer schriller und fordernder, und die Gesten, mit denen er sie begleitete, immer herrischer. Die Krieger in seiner Umgebung begannen allm#228;hlich zu murren und sich unruhig zu bewegen. Mike und Singh tauschten einen nerv#246;sen Blick. »Ich verstehe nicht, was er von uns will«, sagte Mike. »Ich glaube, ich schon«, antwortete Singh. »Offenbar erwartet er, da#223; wir ihnen irgendwie helfen. « »Aber wie?« murmelte Mike hilflos. Wie konnte er jemandem helfen, wenn er nicht einmal wu#223;te, was wirklich mit ihm los war? »Wir k#246;nnen nichts f#252;r deine Br#252;der tun«, sagte Singh langsam und sehr betont und mit einer #252;bertrieben ausgef#252;hrten Gestik, mit der er versuchte, dem H#228;uptling die Bedeutung seiner Worte irgendwie klarzumachen. Offenbar erreichte er jedoch eher das Gegenteil damit, denn der alte Mann wurde immer zorniger und ballte nun die Hand zur Faust, um sie drohend zu sch#252;tteln. Einer der Krieger in seiner Begleitung hob seine Keule. In diesem Moment erschien wie ein rettender Engel Weisser unter der T#252;r der H#252;tte. Er wirkte sehr aufgebracht, und er fuhr den H#228;uptling in scharfem Ton an, offenbar hatte er bereits gewu#223;t, was hier vorging, noch ehe er die H#252;tte betrat. Der H#228;uptling drehte sich zu ihm herum und antwortete im gleichen, schrillen Tonfall. Seine Augen spr#252;hten vor Zorn, und seine ganze Haltung verriet, da#223; er sich am liebsten auf den Offizier gest#252;rzt h#228;tte. Auch einige seiner Krieger scharten sich drohend um ihn, aber Mike fiel auch auf, da#223; es l#228;ngst nicht alle waren: Eine fast ebenso gro#223;e Anzahl von M#228;nnern stellte sich auf Weissers Seite, und etliche schienen noch unentschlossen und sahen immer wieder verwirrt von dem alten Mann zu Weisser und zur#252;ck. Der Offizier trat mit ein paar raschen Schritten zwischen Mike, Singh und den H#228;uptling. Ohne den Alten aus den Augen zu lassen, sagte er, nun wieder auf englisch: »Keine Sorge, ich lasse nicht zu, da#223; er euch etwas antut. « »Ich... ich verstehe nicht, was er will«, sagte Mike hilflos. »Wir k#246;nnen nichts f#252;r diese Leute tun. « »Ich wei#223;«, antwortete Weisser. Er machte eine befehlende Geste, still zu sein, und wandte sich dann wieder an den H#228;uptling. Der alter Mann wurde immer zorniger. Er sch#252;ttelte w#252;tend die F#228;uste und deutete immer wieder auf Mike, Singh und die beiden reglosen Gestalten am Boden, und Weisser antwortete in ebenso scharfem, trotzdem aber merklich ruhigerem Ton. Obwohl Mike kein Wort verstand, begriff er doch sehr wohl, da#223; zwischen den beiden ein Streit im Gange war, der m#246;glicherweise #252;ber ihr Leben entscheiden konnte. Nachdem sie sich eine geraume Weile gegenseitig angriffen hatten, beendete Weisser die Auseinandersetzung, indem er auf eine Gruppe von Eingeborenenkriegern vor der T#252;r wies und dann auf die beiden M#228;nner am Boden. Die Eingeborenen setzten sich gehorsam in Bewegung, blieben aber sofort wieder stehen, als der H#228;uptling sie anfuhr. Weisser wiederholte seinen Befehl, und sie kamen z#246;gernd wieder n#228;her. Das Spielchen wiederholte sich noch drei- oder viermal, bis die M#228;nner schlie#223;lich die beiden Kranken hochhoben und rasch aus der H#252;tte trugen. Mike fiel auf, da#223; sie sorgsam darauf achteten, ihre zu Stein gewordenen K#246;rperteile nicht zu ber#252;hren. »Kommt mit«, sagte Weisser ohne jede Hast. »Und ganz ruhig. Zeigt auf keinen Fall Unsicherheit oder Angst. « Das war leichter gesagt als getan. Mike konnte fast k#246;rperlich f#252;hlen, wie angespannt die Atmosph#228;re war. Ein einziges falsches Wort, vielleicht nur ein falscher Blick, und es w#252;rde zu einer Katastrophe kommen. Aber irgendwie gelang es ihm, sich seine Furcht nicht anmerken zu lassen und ganz ruhig hinter Weisser und Singh aus der H#252;tte zu treten. Als sie sich einige Schritte entfernt hatten, atmete Weisser h#246;rbar auf, und ein erleichterter Ausdruck erschien auf seinem bisher so scheinbar ruhig gebliebenen Gesicht. »Das war knapp«, sagte er. »Wenn ich nur einen Moment sp#228;ter gekommen w#228;re... « Er f#252;hrte nicht aus, was dann vielleicht passiert w#228;re, aber das war auch nicht n#246;tig, Mikes Phantasie reichte durchaus, es sich auszumalen. »Was war denn da drinnen los?« wollte Singh wissen. »Wieso war der H#228;uptling so aufgebracht?« »Er ist nicht der H#228;uptling«, erwiderte Weisser. »Der H#228;uptling war einer der ersten, der der Steinpest zum Opfer fiel. Der Alte ist der Medizinmann des Stammes. « »Er macht nicht unbedingt den Eindruck, als ob er Ihr bester Freund w#228;re«, sagte Mike. Weisser l#228;chelte fl#252;chtig. »Er hat Angst vor mir«, sagte er. »Und er ha#223;t mich. Ich bringe seine Position in Gefahr. Bisher war er der unumstrittene Herrscher #252;ber den ganzen Stamm. Selbst der H#228;uptling beugte sich seinem Willen. Aber seit das Ungl#252;ck diese armen Leute getroffen hat, schwindet seine Macht. « »Weil er ihnen nicht helfen kann«, vermutete Singh. Weisser nickte, und Singh f#252;gte hinzu: »K#246;nnen Sie es?« »Nicht ann#228;hernd so, wie ich es gerne t#228;te«, antwortete Weisser. »Aber doch ein bi#223;chen besser als er. « »Ich verstehe«, sagte Mike. »Er hat gehofft, da#223; wir diese Krankheit heilen k#246;nnen... « »... damit er mich auf diese Weise los wird, ja«, best#228;tigte Weisser. Er sch#252;ttelte den Kopf. »Als ob es mir darum ginge, ihn zu entmachten und seine Stellung einzunehmen!« »Warum sagen Sie ihm das nicht?« wollte Mike wissen. »Das habe ich, aber er glaubt mir nicht. Ich wei#223; noch nicht alles #252;ber diese Leute, aber in einem bin ich mir ganz sicher -sie f#252;rchten den Alten und w#252;rden ihn wohl lieber heute als morgen loswerden. « Mittlerweile hatten sie den Dorfplatz #252;berquert und waren vor den H#252;tten angekommen, die sich in ihrer Farbe so sonderbar von den restlichen Geb#228;uden unterschieden. Die M#228;nner luden die beiden Kranken vor dem Eingang einer der H#252;tten ab und traten hastig zur#252;ck, und als Mike und Singh ihm folgen wollten, sch#252;ttelte Weisser den Kopf und machte eine abwehrende Geste. »Nein. Es ist besser f#252;r euch, wenn ihr nicht dort hineingeht. Ich werde mich um die beiden k#252;mmern. Wartet bitte hier auf mich. « Mike und Singh sahen verbl#252;fft zu, wie Weisser die beiden Eingeborenen ganz allein in eine der H#252;tten trug. »Wer ist dieser Mann?« murmelte Mike. »Ich verwette Astaroths Halsband, wenn er wirklich nur Offizier der deutschen Handelsmarine ist. « »Seine Uniform stimmt jedenfalls«, sagte Singh. Mike schnaubte. »Ja«, sagte er grimmig. »Aber das ist auch schon das einzige, was stimmt. « Etwas Seltsames geschah: F#252;r einen ganz kurzen Moment hatte er das sichere Gef#252;hl, die Antwort auf seine Frage zu kennen. Er hatte irgend etwas gesehen oder geh#246;rt, das alle Fragen beantwortete, aber es gelang ihm einfach nicht, dieses Wissen festzuhalten. Es verschwand wieder, ehe er es in Worte kleiden konnte, und hinterlie#223; ein Gef#252;hl tiefer Entt#228;uschung und leiser, nagender Furcht. Auf dieser Insel geschah etwas Unheimliches, das viel bedeutungsvoller war und viel weitreichendere Folgen haben mochte, als sie alle jetzt schon begriffen. Sie warteten darauf, da#223; Weisser zur#252;ckkam, aber in der H#252;tte r#252;hrte sich nichts. Statt dessen jedoch begann am anderen Ende des Dorfplatzes mit einem Male Unruhe aufzukommen. Mike h#246;rte einen zornigen Ruf, und als er sich herumdrehte und in die entsprechende Richtung blickte, sah er, da#223; zwei der Eingeborenen offensichtlich miteinander in Streit geraten waren. Sie schrien sich an, stie#223;en sich gegenseitig mit den flachen H#228;nden vor die Brust und versuchten sich an den Haaren zu ziehen. Schlie#223;lich st#252;rzte sich der eine auf den anderen, und beide begannen mit den F#228;usten aufeinander einzuschlagen. Mike wollte sofort hingehen, aber Singh legte ihm rasch die Hand auf den Arm und sch#252;ttelte wortlos den Kopf. Mike gehorchte. Es war wirklich besser, wenn er sich nicht in einen Streit einmischte, von dem er nicht einmal wu#223;te, weshalb er ausgebrochen war. Au#223;erdem bem#252;hte sich bereits fast ein Dutzend M#228;nner, die beiden Kampfh#228;hne voneinander zu trennen. Jedenfalls dachte Mike das im ersten Moment. Dann jedoch sah er zu seinem Schrecken, da#223; sie nichts dergleichen taten, sondern die Partei des einen oder anderen ergriffen und ebenfalls aufeinander loszugehen begannen. Schon nach wenigen Augenblicken war die w#252;steste Rauferei im Gange, und aus der Menge, die ringsum einen Kreis gebildet hatte und die K#228;mpfenden mit schrillen Rufen anfeuerte, warfen sich immer wieder weitere M#228;nner ins Gew#252;hl. Mike sah mit einer Mischung aus Verbl#252;ffung und Fassungslosigkeit zu, wie sich nach und nach nicht nur M#228;nner, sondern auch Kinder und selbst Frauen und Alte an der allgemeinen Massenkeilerei zu beteiligen begannen, wobei es mittlerweile v#246;llig egal zu sein schien, worum es ging. M#246;glicherweise w#228;re am Ende tats#228;chlich der ganze Ort in diesen Kampf hineingezogen worden, w#228;re nicht endlich Weisser wieder aus der H#252;tte hervorgetreten. Er erfa#223;te die Lage mit einem einzigen Blick, griff rasch unter seine Jacke und zog eine Pistole hervor, um einen einzelnen Schu#223; in die Luft abzugeben. Die Wirkung war erstaunlich. Der Kampf endete sofort. Die Eingeborenen lie#223;en auf der Stelle voneinander ab und sprangen erschrocken auf, und selbst die, die noch nicht an dem Handgemenge beteiligt gewesen waren, wichen erschrocken beiseite, als Weisser mit weit ausgreifenden, zornigen Schritten auf die Kampfh#228;hne zu eilte. Er hatte seine Waffe wieder eingesteckt, was Mike nicht sofort verstand. Aber dann wurde ihm klar, da#223; diese Pistole Weisser ohnehin nichts genutzt h#228;tte. Aber allein sein Auftauchen erf#252;llte die Eingeborenen mit einer Mischung aus Respekt und Furcht, die viel nachhaltiger war, als es die blo#223;e Angst vor einer Waffe h#228;tte sein k#246;nnen. Weisser erreichte den Kampfplatz, fand zielsicher die beiden M#228;nner heraus, die mit dem Streit angefangen hatten, und begann in ihrer Sprache auf sie einzureden. Anders als sie schrie er nicht, aber seine Stimme war so scharf, da#223; Mike sie trotz der gro#223;en Entfernung deutlich h#246;ren konnte. Obwohl die beiden Eingeborenen ein gutes St#252;ck gr#246;#223;er waren als Weisser, duckten sie sich unter seinen Worten wie gepr#252;gelte Hunde, und als er schlie#223;lich eine herrische Handbewegung machte, fuhren sie herum und hatten es sehr eilig, in entgegengesetzter Richtung in der Menschenmenge zu verschwinden. Was Weisser auch wirklich sein mochte -jetzt hatte Mike begriffen, da#223; er alles andere als ein Gast wie sie war und #252;ber gewaltigen Einflu#223; bei den Eingeborenen hier verf#252;gte. Als Mike sich zu Singh herumdrehte, sah er, da#223; die Aufmerksamkeit des Inders nicht auf Weisser gerichtet war, sondern auf einen Punkt am jenseitigen Rand des Dorfplatzes. Mike sah in die gleiche Richtung und erblickte die H#252;tte des Medizinmannes, in der sie gerade gewesen waren. Der Alte war ein St#252;ck weit aus der T#252;r getreten und hatte die Szene ganz offenbar mit angesehen. Sein Gesicht hatte sich vor Zorn verd#252;stert. Er stand in angespannter Haltung da und hatte die H#228;nde zu F#228;usten geballt, und die beiden h#252;nenhaften Krieger, die ihn flankierten, wirkten kaum weniger bedrohlich. Mike war allerdings sicher, da#223; dieser Zorn nicht den M#228;nnern galt, die den Streit angefangen hatten, sondern niemand anderem als Weisser. Der angebliche deutsche Schiffskapit#228;n kam in diesem Moment zu ihnen zur#252;ck. Er bemerkte sofort, wohin Singh und Mike sahen, denn auch er blickte fl#252;chtig zur H#252;tte des Medizinmanns hin#252;ber, und f#252;r einen Augenblick huschte ein Schatten #252;ber sein Gesicht. Doch er hatte sich ganz ausgezeichnet in der Gewalt. Schon eine halbe Sekunde sp#228;ter l#228;chelte er wieder, und als er sich an Mike wandte, klang seine Stimme ganz unbeteiligt. »Es tut mir leid, da#223; ihr Zeugen dieser h#228;#223;lichen Szene geworden seid«, sagte er. »Was war da los?« wollte Mike wissen. »Das war doch kein... normaler Streit?« »Die Menschen hier sind normalerweise sehr friedlich, glaub mir«, antwortete Weisser. »Es ist das freundlichste Volk, dem ich begegnet bin -abgesehen von einem oder zweien vielleicht«, f#252;gte er mit einem Seitenblick auf den Medizinmann hinzu, fuhr dann aber wieder in ernsterem Ton fort: »Aber seit das Sternenschiff hier gestrandet ist, hat sich leider einiges ver#228;ndert. Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht, und sie sind alle sehr nerv#246;s. « »Das ist mir nicht entgangen«, antwortete Mike. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die H#252;tte hinter sich. »Was ist dort drinnen? Wieso d#252;rfen wir nicht hinein?« Weisser antwortete weder auf die eine noch auf die andere Frage. »Vielleicht ist es wirklich besser, wenn ihr jetzt geht«, sagte er. »Ich h#228;tte euch gerne alles hier gezeigt, aber der Moment, euch die Gastfreundschaft dieser freundlichen Menschen zu demonstrieren, ist denkbar ung#252;nstig. Ich f#252;rchte, ihr w#252;rdet nur unn#246;tig in Gefahr geraten. Kehrt zur#252;ck auf die NAUTILUS und verla#223;t diese Insel, bevor ein noch gr#246;#223;eres Ungl#252;ck geschieht. Ich bin vielleicht nicht jedesmal zur Stelle, um euch zu helfen. « »Woher wissen Sie das?« fragte Singh scharf. Weisser sah ihn einen Moment lang verst#228;ndnislos an. »Was?« »Alles«, antwortete Singh und fuhr schnell und mit erhobener Stimme fort, ehe Weisser ihn unterbrechen konnte: »Sie behaupten, Erster Offizier auf einem deutschen Handelsschiff gewesen zu sein? Das ist l#228;cherlich. Niemand au#223;er uns sieben wei#223; von der Existenz der NAUTILUS -so wie niemand au#223;er uns wei#223;, da#223; es sich bei dem Gef#228;hrt, das an den Strand gesp#252;lt worden ist, um ein Sternenschiff handelt. « Weisser sah ihn ruhig an. Schlie#223;lich l#228;chelte er. »Wie Sie sehen, mein lieber Freund, wei#223; ich es doch«, antwortete er. »So wie manches, von dem Sie glauben, da#223; ich es nicht w#252;#223;te. « »Woher?« verlangte Singh zu wissen, doch Weisser sch#252;ttelte abermals den Kopf. »Dies ist nicht der Moment f#252;r Erkl#228;rungen«, sagte er, »so gerne ich es auch t#228;te. Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich, aber im Augenblick sollten Sie sich auf Ihre eigentliche Aufgabe besinnen und Ihren jungen Sch#252;tzling sicher an Bord des Schiffes zur#252;ckgeleiten. Die Stimmung hier im Dorf ist schlecht. Noch kann ich die M#228;nner beruhigen, aber ich wei#223; nicht, wie lange noch. Und sie sind nicht die einzige Gefahr. « Singh war mit dieser Erkl#228;rung ganz und gar nicht zufrieden, das sah Mike ihm an. Aber nachdem er Weisser ein paar Sekunden ruhig und herausfordernd angesehen hatte,sch#252;ttelte er zu Mikes #220;berraschung den Kopf, drehte sich zu ihm herum und sagte: »Er hat recht, Herr. Wir m#252;ssen zur#252;ck aufs Schiff. Trautman und die anderen werden sich sicher schon Sorgen machen. « »He!« protestierte Mike. »Aber du kannst nicht -« Singh schnitt ihm das Wort ab, indem er ihn unsanft am Arm ergriff und herumdrehte. Und nur einen Moment sp#228;ter verlie#223;en sie, begleitet von Weisser, den Dorfplatz und wenige Augenblicke darauf das Dorf. Wie Mike bef#252;rchtet hatte, erwies sich der R#252;ckweg zur NAUTILUS als der schwierigere Teil ihrer Unternehmung. Sie mu#223;ten weit l#228;nger auf der Insel verbracht haben, als ihnen bisher schon bewu#223;t gewesen war, denn es begann zu d#228;mmern, ehe sie das Ufer erreichten -und nat#252;rlich war von der NAUTILUS weit und breit nichts zu sehen. Weisser hatte sie zwar nicht selbst bis ans Meer begleitet, ihnen aber eine Eskorte aus vier Eingeborenenkriegern mitgegeben; wie er gesagt hatte zu ihrem Schutz; wie Mike jedoch argw#246;hnte, eher deshalb, damit sie sich davon #252;berzeugten, da#223; sie die Insel auch tats#228;chlich verlie#223;en. Die M#228;nner sagten kein Wort, unterhielten sich auch nicht untereinander, aber sie blieben auch mit stoischer Ruhe stehen, als Mike ihnen mit Gesten klarzumachen versuchte, da#223; ihre Aufgabe erf#252;llt war und er und Singh nun hier warten w#252;rden, bis die NAUTILUS auftauchte. Es verging noch eine geraume Weile, ehe es endlich soweit war; offensichtlich hatten sie die vereinbarte Zeit zur vollen Stunde gerade um ein paar Minuten verpa#223;t, so da#223; sie noch einmal eine Stunde lang ausharren mu#223;ten und es mittlerweile vollkommen dunkel geworden war, ehe weit drau#223;en auf dem Meer ein blasses Licht erschien und nach einigen Augenblicken zum Suchscheinwerfer der NAUTILUS wurde, der wie ein k#246;rperloser leuchtender Finger #252;ber das Meer und das Ufer tastete, rasch #252;ber Singh und ihn hinwegglitt und dann mit einer fast ruckartigen Bewegung zur#252;ckkehrte. Als sie losschwammen, war Mike fest davon #252;berzeugt, da#223; Trautman einen der anderen mit dem Boot schicken w#252;rde, um sie aufzunehmen, aber alles, was geschah, war, da#223; der grelle Lichtkegel des Scheinwerfers unverwandt auf Singh und ihn gerichtet blieb und ihnen so zwar die Richtung wies, in die sie schwimmen mu#223;ten, sie zugleich aber auch blendete. Als sie die NAUTILUS erreichten, war Mike so ersch#246;pft, da#223; er es nicht mehr schaffte, sich aus eigener Kraft auf das Deck hinaufzuziehen, das nur eine knappe Handbreit aus dem Wasser ragte. Singh mu#223;te ihm dabei helfen, danach sanken sie beide auf den nassen Eisenplatten nieder und rangen keuchend nach Atem. »Worauf zum Teufel wartet ihr? Da#223; die Deutschen kommen und uns hier entdecken?« Mike hob m#252;de den Kopf hob und erkannte Ben, der sich aus der offenstehenden Turmluke gebeugt hatte. »Braucht ihr eine schriftliche Einladung, oder sollen wir den roten Teppich ausrollen?« Mike war es nicht m#246;glich zu antworten. M#252;hsam und mit kleinen, unsicheren Bewegungen stemmte er sich hoch, schleppte sich die wenigen Schritte bis zum Turm und raffte sein letztes bi#223;chen Kraft zusammen, um die kurze Eisenleiter zur Luke hinaufzusteigen. Noch w#228;hrend er das tat, nahm die NAUTILUS wieder Fahrt auf und drehte den Bug mit dem gezackten Rammsporn auf die offene See, und zugleich schlugen die Wellen wieder #252;ber den Deckplanken zusammen - das Schiff begann zu tauchen. Und das, obwohl Singh und er nicht einmal ganz an Bord waren. Hastig kletterte Mike weiter, schwang sich mit einer Kraft, die er selbst kaum noch erwartet h#228;tte, in die offenstehende Luke und kletterte rasch auf der anderen Seite hinunter. Singh tat es ihm gleich, und Mike konnte durch die gro#223;en Bullaugen sehen, da#223; das Wasser jetzt immer schneller stieg und die NAUTILUS somit schneller sank. Gerade als es wirklich gef#228;hrlich zu werden drohte, schlo#223; Singh den Lukendeckel #252;ber sich und drehte das gro#223;e Handrad, das ihn wasserdicht versiegelte. Mike sah sich zornig um. Von Ben war nichts mehr zu sehen, aber schlie#223;lich gab es nur eine Richtung, in der er verschwunden sein konnte. Ohne auf Singh zu warten, eilte er die Wendeltreppe hinunter und st#252;rmte in den Salon der NAUTILUS. Wie erwartet fand er Ben dort, aber auch alle anderen. Kaum hatte Mike den Raum betreten, fuhr er Ben w#252;tend an: »Bist du wahnsinnig geworden? Was sollte das gerade? Wolltest du uns ers#228;ufen, oder fandest du das besonders lustig?« Den verst#228;ndnislosen Blicken nach zu urteilen, die Trautman ihm und Ben zuwarf, schien au#223;er ihnen beiden niemand hier drinnen zu wissen, wovon er #252;berhaupt sprach. Ben grinste breit. »Wieso? Ihr habt es doch geschafft, oder?« »Was geschafft?« fragte Trautman. Mike deutete auf Ben. »Hat er Ihnen gesagt, Sie k#246;nnen tauchen?« Trautman nickte. »Wir waren noch nicht einmal ganz die Leiter hoch«, fuhr Mike aufgebracht fort. »Eine Minute fr#252;her, und Singh und ich w#228;ren ertrunken. « »Seid ihr aber nicht«, sagte Ben feixend. »Und ich dachte mir, ein bi#223;chen Bewegung tut euch ganz gut. « »Du verdammter -« begann Mike, wurde aber von Trautman mit einer herrischen Handbewegung unterbrochen. »Jetzt nicht. Wir haben keine Zeit f#252;r so etwas. Wo wart ihr den ganzen Tag? Wir sind acht- oder neunmal hierher gekommen. « »Wahrscheinlich ist seine Uhr nicht wasserdicht«, erkl#228;rte Ben h#246;hnisch. »Oder er hat ganz vergessen, auf die Zeit zu achten. « »Das reicht!« sagte Trautman, nahe daran zu schreien. »Wir beide unterhalten uns sp#228;ter -auch #252;ber deinen kleinen Scherz von soeben, #252;ber den ich gar nicht lachen kann!« Er wandte sich mit etwas ruhigerer Stimme erneut an Mike und dann an Singh, der in diesem Moment schwer atmend den Salon betrat: »Wo seid ihr so lange gewesen? Wir haben uns Sorgen gemacht. « »Nicht ganz zu Unrecht«, sagte Singh, und Mike f#252;gte hinzu: »Wir wurden gefangengenommen, befreit, wieder gefangengenommen, noch einmal befreit und dann weggeschickt, bevor wir wieder in Gefangenschaft geraten konnten. « Ben ri#223; verbl#252;fft die Augen auf, w#228;hrend Juan und Chris, die auf der anderen Seite des Tisches sa#223;en und bisher kein Wort gesagt hatten, zu grinsen begannen. Nur Serena blieb ernst, und Trautman runzelte #228;rgerlich die Stirn. »Was soll dieser Unsinn?« Nein, dachte Mike schaudernd, das ist nicht mehr der Trautman, den ich kenne. Aber im Grunde galt das f#252;r alle hier, vielleicht sogar f#252;r ihn selbst. Ben zum Beispiel: Es war bekannt, da#223; er manchmal zu derben Scherzen neigte, aber er h#228;tte trotzdem niemals einen von ihnen dabei in Lebensgefahr gebracht, nur weil er es gerade lustig fand. Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, erkl#228;rte Singh mit wenigen, aber sehr pr#228;zisen Worten, was ihnen am Tag widerfahren war. Trautman h#246;rte schweigend zu und schien mit jedem Satz, den er h#246;rte, besorgter zu werden, und auch Bens Grinsen erlosch und machte einem Ausdruck tiefen Erschreckens Platz. »Ein schwarzer Frachter ohne Hoheitskennzeichen?« vergewisserte er sich, nachdem Singh mit seinem Bericht zu Ende gekommen war. »In welcher Sprache war sein Name geschrieben?« Singh zuckte mit den Schultern. »Ich konnte es nicht entziffern«, gestand er. »Ich bin nicht einmal sicher, ob er #252;berhaupt einen Namen hatte«, f#252;gte Mike hinzu. Er erinnerte sich jedenfalls nicht, eine Beschriftung auf dem Rumpf dieses sonderbaren Schiffes gesehen zu haben. »Das klingt alles sehr seltsam«, sagte Trautman kopfsch#252;ttelnd. »Wir haben die Insel drei- oder viermal umkreist, und wir sind den deutschen Kriegsschiffen sehr nahe gekommen, aber wir haben keinen solchen Frachter gesehen. « Und wir keine deutschen Kriegsschiffe, dachte Mike schaudernd. Trotzdem antwortete er laut: »Vielleicht war er hinter den Kreuzern verborgen, so da#223; Sie ihn nicht sehen konnten. « »Vielleicht«, antwortete Trautman. Es klang nicht sehr #252;berzeugt. »Aber ganz gleich, was es nun mitdiesem Schiff auf sich hat, es best#228;rkt mich in meiner #220;berzeugung, da#223; wir die Flugscheibe unbedingt vernichten m#252;ssen. « »Und wie?« fragte Mike. Trautman seufzte. »Ich f#252;rchte, nun bleibt uns keine andere Wahl mehr. Jetzt, wo sie gewarnt sind, wird es uns kaum gelingen, noch einmal in ihre N#228;he zu kommen. Wir werden sie von See her zerst#246;ren m#252;ssen. « Mike erschrak bis ins Mark. Die NAUTILUS verf#252;gte durchaus #252;ber Torpedos von gro#223;er Sprengkraft, die sicherlich auch das Sternenschiff zerst#246;ren konnten und das aus gro#223;er Entfernung. Sie hatten #252;ber diese M#246;glichkeit ja schon gesprochen, aber da hatten sie nicht gewu#223;t, wie viele Menschen sich in seiner unmittelbaren N#228;he aufhielten, die bei einem solchen Angriff in Gefahr gerieten, verletzt, ja gar get#246;tet zu werden. Wenn es #252;berhaupt noch eines weiteren Beweises daf#252;r bedurft h#228;tte, da#223; auch mit Trautman eine unheimliche Ver#228;nderung vorgegangen war, dann w#228;re es dieser Vorschlag gewesen. Emp#246;rt sagte Mike: »Aber das k#246;nnen wir nicht tun!« »Ach?« fragte Ben. »Und warum nicht, Schlaumeier?« »Hast du mir #252;berhaupt nicht zugeh#246;rt?« fuhr Mike ihn an. »Sie arbeiten an dem Sternenschiff. Frag mich nicht, was, aber sie sind unmittelbar in seiner N#228;he. Wenn wir einen Torpedo abschie#223;en, dann werden viele von ihnen verletzt und get#246;tet. « Ben zuckte gleichm#252;tig mit den Schultern. »Und? Nachdem, was du gerade erz#228;hlt hast, halten sie es mit dem Leben anderer auch nicht so genau. « »Das ist doch kein Grund!« antwortete Mike w#252;tend. Trautman hob bes#228;nftigend die Hand. »Mike, bitte. Ich verstehe und respektiere deine Gef#252;hle durchaus. Du hast vollkommen recht. Da#223; sie euch angegriffen haben, gibt uns nicht das Recht, ihr Leben in Gefahr zu bringen. Aber hier steht mehr auf dem Spiel als das Leben dieser M#228;nner oder unseres. Dieses Schiff mu#223; zerst#246;rt werden, um jeden Preis. Wenn es in falsche H#228;nde ger#228;t, dann kann es unvorstellbaren Schaden anrichten. « »Und wer sagt das?« fragte Mike. »Dein Vater, Mike«, antwortete Trautman, pl#246;tzlich ruhig und mit einer unerwartet sanften, fast traurigen Stimme. Mike starrte ihn an, sagte aber nichts. Und nach einigen Sekunden fuhr Trautman leise fort, wobei sein Blick auf einen imagin#228;ren Punkt irgendwo hinter Mike gerichtet zu sein schien: »Damals, als er mir die NAUTILUS #252;bergeben hat, Mike, hat er mir ein Versprechen abgenommen. Das Versprechen, dieses Schiff mit meinem Leben zu besch#252;tzen und daf#252;r zu sorgen, da#223; es nicht in falsche H#228;nde ger#228;t, koste es, was es auch wolle. Du wei#223;t, was geschehen w#252;rde, wenn irgendeine Nation auf dieser Welt in den Besitz der NAUTILUS und ihrer Technik geriete. Der Krieg, vor dem wir alle geflohen sind, w#228;re nichts dagegen. Und dieses Sternenschiff dort drau#223;en ist der NAUTILUS so weit #252;berlegen, wie sie den Kriegsschiffen, die auf der anderen Seite der Insel liegen. Es mu#223; zerst#246;rt werden. Ich w#252;rde einen anderen Weg w#228;hlen, wenn es einen g#228;be, aber es bleibt dabei. « Er sch#252;ttelte entschieden den Kopf, um jeden Widerspruch schon im vorhinein zu entkr#228;ften. »Ich habe lange dar#252;ber nachgedacht, und mein Entschlu#223; steht fest: Wir werden tauchen und die Nacht in sicherer Entfernung unter Wasser verbringen, aber morgen fr#252;h bei Sonnenaufgang zerst#246;ren wir das Schiff. « Er atmete h#246;rbar ein und wandte sich dann direkt an Singh: »Bis dahin sind noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen. Ich wei#223;, wie m#252;de du sein mu#223;t, aber ich w#228;re dir trotzdem dankbar, wenn du mir dabei helfen k#246;nntest. Wir werden nur eine einzige Chance haben. « »Selbstverst#228;ndlich«, antwortete Singh. Mike wartete, bis Trautman an ihm vorbeigegangen war und den Salon verlassen hatte, dann folgte er ihm; wenige Augenblicke sp#228;ter ging auch Ben. Wahrscheinlich erschien es ihm im Moment kl#252;ger, nicht allein mit Mike zur#252;ckzubleiben. Mike hatte den kurzen Streit beinahe schon vergessen. Er starrte Trautman fassungslos hinterher und sch#252;ttelte immer wieder den Kopf. Noch vor kurzer Zeit h#228;tte sich Trautman geweigert, einen solchen Gedanken auch nur zu fassen, geschweige denn, ihn laut auszusprechen. Keiner von ihnen h#228;tte ein solches Vorgehen auch nur in Erw#228;gung gezogen. Sie h#228;tten ganz im Gegenteil so lange beraten, bis sie eine andere L#246;sung gefunden h#228;tten. Nun aber hatte mit Ausnahme von Mike niemand auch nur widersprochen. Selbst Mike ertappte sich f#252;r einen Moment bei dem Gedanken, ob es vielleicht wirklich notwendig w#228;re, dieses Opfer zu bringen, um weiteres, schlimmeres Ungl#252;ck zu vermeiden. Erschrocken vor sich selbst, scheuchte er den Gedanken fort und drehte sich zu Serena, Juan und Chris herum. Alle drei sahen ihn an, und er erblickte in den Augen der beiden Jungen und des M#228;dchens von Atlantis die gleiche Mischung aus Furcht, Entsetzen und grimmiger Entschlossenheit, die er zuvor in Trautmans Augen gelesen hatte. »Aber das... das ist doch Wahnsinn«, stammelte er. »Das d#252;rfen wir nicht zulassen!« Chris sagte nichts, sondern senkte nur den Blick, und Juan antwortete ganz leise: »Ich wei#223;, aber ich f#252;rchte, uns bleibt keine andere Wahl. Wir haben nicht mehr sehr viel Zeit. « »Wir haben alle Zeit, die wir brauchen!« protestierte Mike. »Selbst wenn sie das Sternenschiff bergen und an Bord ihres Schiffes nehmen, dann folgen wir ihnen eben und versuchen, eine andere L#246;sung zu finden. Ihr k#246;nnt doch nicht damit einverstanden sein!« Juan sagte nichts, sondern wandte langsam den Kopf und sah Serena an. Serena erwiderte seinen Blick. Mike sp#252;rte deutlich, da#223; er Zeuge einer stummen Unterredung wurde. »Was ist los?« fragte er. »Ihr beiden verheimlicht mir doch etwas. « Serena und Juan sahen sich noch einige Sekunden weiter auf diese stumme Art an, dann atmete Juan tief ein, deutete auf Mike, ohne Serena aus den Augen zu lassen, und sagte: »Zeig es ihm. « »Was soll sie mir zeigen?« fragte Mike scharf. Er schrie es fast, aber sein grober Ton zeigte weder bei Serena noch bei Juan oder Chris irgendeine Wirkung. Chris senkte nur noch weiter den Kopf, und Mike fiel pl#246;tzlich auf, in welch verkrampfter Haltung er auf dem Stuhl hockte. Er hatte die H#228;nde im Scho#223; gefaltet und pre#223;te die Finger so fest zusammen, da#223; sie zitterten. Schlie#223;lich stand Serena auf, ging zur T#252;r und deutete ihm mit einem Handzeichen, ihr nachzukommen. Mike erwartete unwillk#252;rlich, da#223; auch Juan und Chris ihnen folgen w#252;rden, aber die beiden r#252;hrten sich nicht von der Stelle, so da#223; er allein hinter Serena herging. Irgend etwas war an Bord der NAUTILUS geschehen, w#228;hrend Singh und er auf der Insel gewesen waren, und was immer es auch war, er hatte das sehr sichere Gef#252;hl, da#223; es ihm nicht gefallen w#252;rde. Serena f#252;hrte ihn zu ihrer Kabine, #246;ffnete die T#252;r und schlo#223; sie sorgf#228;ltig wieder hinter ihm, nachdem er den Raum betreten hatte. Dann legte sie den Riegel vor, was sehr ungew#246;hnlich war, denn sosehr jeder an Bord auch die Privatsph#228;re des anderen respektierte, gab es doch auf der NAUTILUS so gut wie keine verschlossenen T#252;ren; schon aus Sicherheitsgr#252;nden. »Also?« fragte Mike. »Was ist los?« Serena antwortete nicht. Sie wich sogar seinem Blick aus, ging zu ihrer Kommode, zog die oberste Schublade auf und nahm ein gro#223;es, in ein grobes Leinentuch eingeschlagenes Buch heraus. Als sie es #246;ffnete, erkannte Mike es sofort. Er starrte Serena ebenso erstaunt wie erschrocken an. Was sie da vor seinen Augen aus der Schublade genommen hatte, das war nichts anderes als das Logbuch des untergegangenen deutschen Spionageschiffes. »Aber wie kommst du denn dazu?« fragte er ungl#228;ubig. »Ich habe es gestohlen«, antwortete Serena. »Wie?!« »Du hast mich doch selbst aus Trautmans Kabine kommen sehen«, best#228;tigte sie. »Ich war dort, um nach diesem Buch zu suchen. « Mike blickte Serena verst#228;ndnislos an. »Aber warum denn nur?« murmelte er kopfsch#252;ttelnd. Serena wandte sich wieder dem Buch zu und schlug es auf; nicht willk#252;rlich, sondern an einer Stelle, die Trautman mit einem seiner kleinen Zettel markiert hatte. »Er hat uns nicht die Wahrheit gesagt«, sagte sie. »Hier. Lies selbst!« Mike trat n#228;her. Pl#246;tzlich erinnerte er sich wieder an damals, als Trautman ihnen einige Passagen aus dem Buch vorgelesen hatte. Er hatte gesehen, da#223; der alte Mann immer wieder die eine oder andere Stelle, die er mit einem Zettel angemerkt hatte, #252;berschlug. Aber er war von dem Geh#246;rten so erschrocken gewesen, da#223; er dem nicht so viel Bedeutung zugemessen hatte. Es fiel ihm allerdings schwer, das Geschriebene zu entziffern. Die Schrift war vom langen Liegen im Salzwasser zum Gro#223;teil aufgel#246;st und fast unleserlich, und dazu kam, da#223; das Buch in deutscher Sprache abgefa#223;t war; eine Sprache, die Mike zwar weit genug beherrschte, um sich mehr schlecht als recht darin verst#228;ndlich machen zu k#246;nnen, aber nicht gut genug, um das Buch -noch dazu in diesem Zustand -zu entziffern. Er erkannte nur einige Worte, die einen Sinn zu ergeben schienen, zum allergr#246;#223;ten Teil aber blieb ihm der Text unverst#228;ndlich. Entt#228;uscht sch#252;ttelte er den Kopf. »Ich f#252;rchte, das kann ich nicht lesen«, sagte er. »So ging es mir anfangs auch«, antwortete Serena. »Aber wenn man es eine Weile versucht, dann klappt es ganz gut. Was du da liest, ist der Bericht #252;ber die Ereignisse an Bord in den letzten beiden Tagen, bevor das Schiff unterging. Der Kapit#228;n schreibt, da#223; die Stimmung an Bord immer schlechter wurde. Die Mannschaft war gereizt und aggressiv, und es kam immer wieder zu Streitigkeiten und K#228;mpfen unter der Besatzung. « Sie schlug eine andere von Trautmans Markierungen auf und legte die flache Hand mit gespreizten Fingern auf die Seite. »Die Eintragungen des letzten Tages sind besonders schlimm. Einige Leute gingen aufeinander los. Zwei oder drei sogar mit Waffen, und es gab einen Toten und mehrere Verletzte. « Sie bl#228;tterte weiter. »Und hier schreibt er, da#223; sich einer der M#228;nner pl#246;tzlich nicht mehr bewegen konnte. Er sei von einer sonderbaren L#228;hmung befallen, die seine Muskeln hart wie Stein werden lie#223;. « Serena trat einen Schritt zur#252;ck und sah ihn durchdringend an. »Das pa#223;t, nicht wahr?« Mike nickte erschrocken. »Genau wie auf der Insel«, fl#252;sterte er. »Man konnte regelrecht sp#252;ren, wie gereizt die Menschen dort waren. « »Und ihr habt zwei M#228;nner gesehen, bei denen es schon angefangen hat«, f#252;gte Serena mit tonloser Stimme hinzu. »Also werden sie... alle davon befallen?« fragte Mike erschrocken. »Die ganze Insel?« Serena sch#252;ttelte den Kopf. »Ich rede nicht von der Insel, Mike«, sagte sie. Wieder deutete sie auf das Buch. »Was dort beschrieben ist, ist dasselbe, was hier passiert. Seit wir auf dieses Schiff gesto#223;en sind, haben wir uns alle zum Schlechten ver#228;ndert. In den ganzen Jahren, die wir nun zusammen sind, habe ich nicht soviel Streit und Zorn erlebt wie in den letzten Tagen. « Deshalb also waren Serena, Juan und Chris so erschrocken gewesen. Mike fiel pl#246;tzlich der Krake ein, der ihn vor dem Wrack der TITANIC attackiert hatte: ein an sich harmloses, eher scheues Tier, das unter normalen Umst#228;nden niemals einen so gro#223;en Gegner wie einen Menschen angreifen w#252;rde und das sich doch wie toll geb#228;rdet hatte. Und die Stimmung an Bord war von jenem Moment an, in dem sie die Spur des Sternenschiffes aufnahmen, praktisch min#252;tlich schlechter geworden. Er hatte sich ja schon die ganze Zeit #252;ber immer wieder Gedanken deswegen gemacht. Und er hatte die beginnende Ver#228;nderung auch an sich selbst bemerkt. »Aber das w#252;rde bedeuten, da#223;... « »... da#223; es uns auch trifft, ja«, f#252;hrte Serena den Satz zu Ende. »Du meinst, wir... wir werden auch zu Stein?« fl#252;sterte Mike. Serena antwortete nicht. »Vielleicht... vielleicht ist es nur... nur eine Art Nebenwirkung«, fuhr Mike stockend fort. »Es mu#223; uns nicht auch so ergehen wie den Eingeborenen und den M#228;nnern an Bord des Schiffes. Vielleicht ist es das, was man am Anfang sp#252;rt, wenn man ihm zu nahe kommt. Niemand sagt, da#223; wir so enden m#252;ssen wie die anderen. « »0 doch«, fl#252;sterte Serena. »Und Trautman wei#223; das. Er hat es die ganze Zeit #252;ber gewu#223;t und wahrscheinlich nur nichts gesagt, um uns nicht zu #228;ngstigen. Deshalb will er das Sternenschiff um jeden Preis zerst#246;ren. Vielleicht h#246;rt es auf, wenn es nicht mehr da ist. « »Und wenn nicht?« fragte Mike leise. »Dann sind wir verloren«, antwortete Serena. F#252;r einen Moment drohte Mike in Panik zu geraten. Es war nicht einmal die Angst vor dem Tod. Nat#252;rlich sp#252;rte er auch sie, aber es war nicht das erste Mal, da#223; sie sich in einer gef#228;hrlichen Situation befanden, und trotz seiner Jugend auch nicht das erste Mal, da#223; er ernsthaft #252;ber die M#246;glichkeit nachdachte, sterben zu m#252;ssen. Und trotzdem war ihm eine Gefahr nie so furchtbar erschienen. Der steinernen Pest zu erliegen, die die M#228;nner an Bord des Frachters dahingerafft und auch unter den Bewohnern der Insel schon die ersten Opfer gefordert hatte, war eine solch schreckliche Vorstellung, da#223; sich alles in ihm einfach weigerte, sie auch nur als blo#223;e M#246;glichkeit zu akzeptieren. »Weisser«, sagte er pl#246;tzlich. »Dieser Mann, der sich Weisser nennt, er wei#223; etwas dar#252;ber. Vielleicht kann er uns helfen. Wir m#252;ssen noch einmal zur#252;ck auf die Insel. « »Trautman wird das nicht zulassen«, sagte Serena traurig. Mike deutete auf das Buch. »Wei#223; Trautman, da#223; du es hast?« »Nein. « Sie sch#252;ttelte den Kopf. »Ich habe nicht gewagt, es ihm zu sagen. Er ist so... zornig geworden. Er macht mir angst. Alle hier machen mir angst. « »Mir auch«, best#228;tigte Mike. »Aber wir m#252;ssen es ihm sagen. Vielleicht gibt es ja doch eine andere M#246;glichkeit. « »Nein«, antwortete Serena leise. »Ich habe es nachgerechnet, wei#223;t du? Es hat angefangen, nachdem wir das Wrack der TITANIC verlassen haben, und es wird jeden Tag schlimmer. Wenn uns ebensoviel Zeit bleibt wie den M#228;nnern an Bord des Frachters, dann ist unsere Frist morgen mittag abgelaufen. « »Woher willst du das wissen?« fragte Mike. Sein Herz klopfte immer noch vor Angst, und er hatte M#252;he, Serena nicht anzuschreien. Pl#246;tzlich mu#223;te er sich mit aller Macht beherrschen, um nicht ihr die Schuld an alledem zu geben. »Sie sind ihm viel n#228;her gekommen als wir. Es gibt keinen Beweis, da#223; es uns #252;berhaupt so ergeht wie ihnen oder genauso schnell. « »Doch«, antwortete Serena leise und sehr ernst. »Es gibt einen Beweis. Ich habe ihn heute morgen erst entdeckt. Bis jetzt wei#223; niemand davon. Und es ist besser, wenn auch du schweigst. « Sie wies auf ihr Bett, und als Mike sie nur fragend anblickte, trat sie mit ein paar raschen Schritten darauf zu und schlug die Decke zur#252;ck. Etwas Schwarzes, Pelziges kam zum Vorschein, das reglos auf dem Kissen lag und Mike aus einem gelben Auge anblickte. »Astaroth!« Mike eilte zu ihm. »Was ist... ?« Er brach ab, als er sah, da#223; das eine Bein des Katers in einem unnat#252;rlichen Winkel vom K#246;rper abstand. »Bist du verletzt? Was ist geschehen?« Wie lautet eines eurer d#228;mlichen Sprichw#246;rter? erklang Astaroths lautlose Stimme in Mikes Kopf. Es bleibt kein Stein auf dem anderen. So wird es wohl bald auch an Bord der NAUTILUS sein. Seine Stimme hatte grimmig geklungen, aber Mike konnte die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in Astaroths Auge genau erkennen. Seine Hand zitterte, als er sie langsam nach dem Kater ausstreckte. Astaroths Bein war zu Stein erstarrt. Im Turm der NAUTILUS herrschte atemlose Stille. Trautman stand hinter einem der beiden mannshohen Bullaugen und hatte den Feldstecher angesetzt, um die Insel zu beobachten, die sich nur als schwarzer Schattenri#223; gegen den noch grauen Morgenhimmel abzeichnete. Es begann schon hell zu werden, und trotz der schlechten Sicht konnten Mike und die anderen die beiden gewaltigen deutschen Kriegsschiffe deutlich ausmachen, die wie schwimmende Berge aus Eisen vor der Insel lagen. Obwohl sie seit gut zehn Minuten hier standen und darauf warteten, da#223; es richtig Tag wurde, hatte Mike den Anblick immer noch nicht wirklich verdaut. Es war noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her, da hatten Singh und er auf der Insel dort dr#252;ben gestanden und genau in die Richtung, in der sich die NAUTILUS nun befand, aufs Meer hinausgeblickt, und sie hatten keine Spur des gewaltigen Schlachtschiffes und seines kaum weniger gro#223;en Begleiters gesehen -und das war schlichtweg unm#246;glich. Und als w#228;re dies noch nicht genug, war der schwarze Frachter mit seiner unheimlichen Besatzung daf#252;r nun nicht mehr zu sehen. Irgend etwas stimmte hier nicht. »Noch ein Strich Backbord«, sagte Trautman. Die Worte galten Ben, der hinter dem gro#223;en Steuerrad stand und die Aufgabe #252;bernommen hatte, die NAUTILUS auf Trautmans Anweisungen hin genau in Schu#223;position zu bringen. Er gehorchte dem Befehl, und Mike konnte sp#252;ren, wie der eiserne Boden unter ihren F#252;#223;en sacht zu zittern begann, als sich das Schiff um wenige Grade nach rechts bewegte. Sein Herz klopfte schneller. Er h#228;tte in diesem Moment selbst nicht in Worte fassen k#246;nnen, was er wirklich empfand, aber es war ein Gef#252;hl, das an Verzweiflung grenzte. Er hatte vorhin nochmals versucht, Trautman von seiner Entscheidung abzubringen, aber es war umsonst gewesen. »Und noch ein Strich Backbord, Ben«, sagte Trautman, ohne den Feldstecher abzusetzen, »und dann die Position halten... so, perfekt. « Mikes Blick irrte nerv#246;s zwischen Trautman und den Umrissen der beiden Kriegsschiffe drau#223;en auf dem Meer hin und her. Neben allem anderen war das, was sie vorhatten, auch f#252;r sie nicht ganz ungef#228;hrlich. Das Meer war an dieser Stelle nicht sehr tief, und die beiden Kriegsschiffe lagen so vor der K#252;ste, da#223; zwischen ihnen nur ein schmaler Spalt blieb, durch den man den Strand und die darauf liegende riesige Flugscheibe erkennen konnte. Anstatt aus der sicheren Tiefe des Meeres herauszufeuern, hatte die NAUTILUS auftauchen m#252;ssen, und obwohl es niemand laut ausgesprochen hatte, war doch jedem an Bord klar, da#223; man sie sp#228;testens in dem Moment entdecken w#252;rde, in dem sie ihre Torpedos auf das Sternenschiff absch#246;ssen. Singh stand unten an den Kontrollen bereit, die NAUTILUS sofort tauchen und einen Weg ins offene Meer einschlagen zu lassen, aber es w#252;rde trotzdem knapp werden. Die Schiffe der kaiserlich deutschen Kriegsmarine waren bekannt daf#252;r, da#223; ihre Besatzung perfekt ausgebildet und ihre Waffen auf dem neuesten Stand waren. Und der Kommandant dieser Expedition w#252;rde mit Sicherheit nicht besonders erfreut sein, wenn er seine Beute in Rauch und Flammen aufgehen sah. Mike hatte auch dieses Argument vorgebracht, und Trautman hatte auch darauf nicht geh#246;rt. Jetzt hob Trautman die linke Hand und gab Juan damit das vereinbarte Zeichen, an einen roten Schalter direkt an der Wand hinter Mike zu treten und die Hand danach auszustrecken. »Noch nicht«, sagte Trautman. In seiner Stimme lag ein angespannter, scharfer Ton. »Warte... Achtung... Jetzt!« Juan zog den Hebel mit einem Ruck nach unten, und Mike konnte sp#252;ren, wie eine kurze, aber heftige Ersch#252;tterung durch den Rumpf der NAUTILUS ging. Nur einen winzigen Augenblick sp#228;ter erschienen zwei schnurgerade Spuren aus sprudelnden Luftblasen vor dem Bug des Unterseebootes und bewegten sich rasend schnell auf die L#252;cke zwischen den beiden Kriegsschiffen zu. Mike sah unwillk#252;rlich zu den Aufbauten des Schlachtkreuzers hinauf. Es war zwar unwahrscheinlich, aber mit ein wenig Pech waren die Kielspuren der Torpedos bereits entdeckt worden und gellten jetzt schon die Alarmsirenen durch das gro#223;e Kriegsschiff. »Da stimmt was nicht«, sagte Trautman pl#246;tzlich. Mike sah irritiert zu ihm hin#252;ber, aber Trautman beobachtete weder die Insel noch die beiden Kriegsschiffe, sondern verfolgte mit dem Feldstecher die Spur der beiden Torpedos. Mit blo#223;em Auge hatte Mike M#252;he, sie #252;berhaupt zu entdecken, aber als es ihm schlie#223;lich gelungen war, begriff er sofort, was Trautman meinte: Die beiden Torpedos lagen nicht mehr auf Kurs. Ihre Spuren verliefen nicht mehr parallel, sondern begannen immer weiter auseinander zu weichen. Der rechte w#252;rde die Insel ganz verfehlen, wenn sich die Kr#252;mmung seiner Bahn weiter so fortsetzte, w#228;hrend der linke nicht weit vom Kurs abgewichen war, aber immerhin weit genug, um jetzt nicht mehr auf den Strand und die Flugscheibe zu zielen, sondern direkt auf den deutschen Schlachtkreuzer. »Aber das ist doch nicht m#246;glich«, murmelte Ben. Trautman hob erneut die Hand und hie#223; ihn mit einer ungeduldigen Bewegung zu schweigen. Und auch Mike verfolgte die Spur der beiden t#246;dlichen Geschosse mit klopfendem Herzen weiter. Das eine wich tats#228;chlich immer weiter von seiner urspr#252;nglichen Bahn ab und verschwand schlie#223;lich auf hoher See, w#228;hrend sich das andere unaufhaltsam dem Schlachtkreuzer n#228;herte -und hindurchglitt! Mike ri#223; ungl#228;ubig die Augen auf, w#228;hrend Trautman den Feldstecher sinken lie#223; und einen keuchenden Laut von sich gab. »Was... ?« murmelte Ben. Einen Moment sp#228;ter blitzte es dr#252;ben bei der Insel grell und orangefarben auf. Eine gewaltige Stichflamme scho#223; in den Himmel, gefolgt von einer brodelnden Rauchs#228;ule, als der Torpedo fast eine halbe Meile neben dem Sternenschiff auf die K#252;ste traf und explodierte. Das Licht war so grell, da#223; die Silhouetten der beiden deutschen Kriegsschiffe vor Mikes Augen zu flackern schienen, und er glaubte, dahinter tats#228;chlich die K#252;ste und den Umri#223; eines dritten, kleineren und bis jetzt unsichtbar gebliebenen Schiffes auszumachen, aber nat#252;rlich war das nur eine optische T#228;uschung; er hatte direkt in den Explosionsblitz gesehen, und das war wohl mehr, als seine Sehnerven verkrafteten. »Nichts wie weg hier!« sagte Trautman. Er fuhr herum, trat mit einem Schritt an das Sprechger#228;t an der Wand und schaltete es ein. »Singh! Eine Drehung um hundertachtzig Grad und dann volle Kraft voraus aufs offene Meer! Raus hier!« Die beiden letzten Worte hatte er geschrien, und sie galten nicht mehr Singh, sondern Mike und den anderen. Dicht hintereinander polterten sie die Wendeltreppe hinunter, wobei Trautman den Abschlu#223; bildete. Kaum da#223; er den Turm verlassen hatte, schlo#223; er das wuchtige Sicherheitsschott #252;ber sich und verriegelte es. Normalerweise blieb der Zugang zum Turm immer offen. Da#223; Trautman ihn trotz seiner Eile jetzt verschlo#223;, machte Mike erst richtig klar, wie ernst er ihre Situation einsch#228;tzte, denn diese Luke hatte, wie zahlreiche andere Sicherheitst#252;ren, die es an Bord der NAUTILUS gab und die eigentlich so gut wie nie benutzt wurden, nur den einen Zweck, den Schaden bei einem Wassereinbruch m#246;glichst gering zu halten. Wenn alle wasserdichten T#252;ren an Bord des Schiffes geschlossen waren, konnte selbst ein gr#246;#223;eres Leck die NAUTILUS nicht in ernsthafte Gefahr bringen. Aber Mike blieb nicht viel Zeit, um dar#252;ber nachzudenken, denn Trautman scheuchte sie rasch vor sich her in den Salon. Er schlo#223; auch hier die Sicherheitst#252;r, und bevor er irgend etwas sagte oder tat, eilte er zu dem riesigen Bullauge auf der rechten Seite und bet#228;tigte den Schalter, der die gewaltige Irisblende davor schlo#223;. »Tauchen, Singh«, befahl er, »so schnell und so tief wie m#246;glich!« Singhs Finger flogen #252;ber die Armaturen, und das Maschinenger#228;usch der NAUTILUS #228;nderte sich abermals. »Was ist passiert?« fragte er. »Folgen sie uns?« »Ich wei#223; es nicht«, erwiderte Trautman. »Aber die Torpedos haben ihr Ziel verfehlt. Einer ist im offenen Meer verschwunden, der andere harmlos am Strand explodiert. « Singhs Gesicht bot f#252;r einen Moment einen Ausdruck vollkommener Fassungslosigkeit. »Aber wie kann das sein?« wunderte er sich. »Wir haben doch die halbe Nacht... « »... die beiden Torpedos sorgsam vorbereitet und jede Einstellung dreimal #252;berpr#252;ft, ich wei#223;«, unterbrach ihn Trautman. Sein Gesicht verfinsterte sich. »Ich verstehe es nicht. Ich kenne diese Torpedos genau. Sie verfehlen niemals ihr Ziel, wenn sie richtig eingestellt sind. « »Vielleicht gibt es eine Str#246;mung hier«, vermutete Juan, »oder die NAUTILUS lag nicht genau an der richtigen Stelle. « »He!« protestierte Ben. »Ich habe die Position -« »H#246;rt auf!« sagte Trautman scharf. »So war es bestimmt nicht. Aber darum k#252;mmern wir uns sp#228;ter. Jetzt m#252;ssen wir weg hier. « Er wandte sich wieder an Singh: »Folgen sie uns?« Singh blickte kurz, aber sehr konzentriert auf die Vielzahl von Instrumenten vor sich und zuckte dann mit den Schultern. »Ich kann nichts feststellen«, sagte er, allerdings in einem Ton, der nicht nur Mike aufhorchen lie#223;. Trautmans Augen wurden schmal. »Was hei#223;t das nun, Singh?« fragte er ungeduldig. »Ja oder nein?« Singh zuckte ungl#252;cklich mit den Achseln. »Irgend etwas... scheint da zu sein, aber ich kann nicht sagen, was. « Trautman sah f#252;r einen Moment fast zornig drein, schien aber dann einzusehen, da#223; Zorn sie im Augenblick am allerwenigsten weiterbrachte. »Also gut«, entschied er. »Nichts wie runter. Wie tief ist das Meer hier?« »Zweihundert Meter«, antwortete Singh. »Das reicht«, sagte Trautman. »So tief reichen ihre Wasserbomben nicht. Ab nach unten. « Er deutete mit dem Zeigefinger auf den Boden, und Singhs H#228;nde begannen wieder #252;ber die Instrumente zu gleiten. Das Schiffsdeck neigte sich sp#252;rbar unter ihren F#252;#223;en, und irgendwo fiel etwas um und zerbrach klirrend, als die NAUTILUS in steuern Winkel und mit voller Kraft in die Tiefe des Meeres hinabzutauchen begann. Mike h#228;tte erleichtert sein m#252;ssen, denn zumindest vor ihren Verfolgern waren sie nun in Sicherheit. Mit Ausnahme der NAUTILUS konnte kein Tauchboot der Welt in eine solche Wassertiefe hinab gelangen -ganz davon abgesehen, da#223; es au#223;er der NAUTILUS vermutlich auch kein anderes Tauchboot im Umkreis von f#252;nfhundert Seemeilen gab -, und selbst die gef#228;hrlichen Wasserbomben, die der Schlachtkreuzer h#246;chstwahrscheinlich an Bord hatte, w#252;rden unter dem enormen Druck in dieser Tiefe explodieren, lange, ehe sie auch nur in die N#228;he der NAUTILUS gelangen konnten. Trotzdem f#252;hlte sich Mike kein bi#223;chen erleichtert, sondern immer nerv#246;ser, vor allem, als er Trautmans Blick auf sich sp#252;rte. »Du hast nicht zuf#228;llig etwas zu sagen?« fragte Trautman. Mike blinzelte ihn verwirrt an. »Ich? Wieso? Was?« »Nun, immerhin hast du oft genug versucht, mich von meinem Vorhaben abzubringen«, erwiderte Trautman in so scharfem, mi#223;trauischem Ton, da#223; er allein Mike beinahe mehr verletzte als die noch halb unausgesprochene Verd#228;chtigung, die hinter dieser Frage stand. Er antwortete gar nicht, aber er sah aus den Augenwinkeln, wie auch Ben ihn verbl#252;fft anstarrte und sich sein Gesicht dann verd#252;sterte. »Sie meinen... « Trautman machte eine rasche Handbewegung. »Ich meine gar nichts«, sagte er. »Ich werde jetzt nach vorne in den Torpedoraum gehen und ein paar Dinge #252;berpr#252;fen. Ihr bleibt hier, bis ich zur#252;ck bin. Niemand verl#228;#223;t diesen Raum. « Und damit drehte er sich auf dem Absatz herum und ging. Mike starrte ihm fassungslos hinterher. Glaubte Trautman tats#228;chlich, da#223; er etwas damit zu tun hatte, da#223; die beiden Torpedos ihr Ziel verfehlten? Allein der Verdacht war einfach absurd! Es mu#223;te eine andere Erkl#228;rung geben. Vielleicht ein technischer Fehler; eine Kleinigkeit, die Trautman und Singh #252;bersehen hatten. Es mu#223;te einfach so sein! Die NAUTILUS richtete sich nun allm#228;hlich wieder auf. Der Boden stand nicht mehr schr#228;g, und er zitterte auch nicht mehr so heftig wie noch vor ein paar Augenblicken, und schlie#223;lich ging eine dumpfe, lang anhaltende Ersch#252;tterung durch den Rumpf des Schiffes; wie ein m#228;chtiger Glockenton, der aus weiter Entfernung zu h#246;ren war. Sie hatten auf dem Meeresgrund aufgesetzt. Mike starrte auf das Fenster, obwohl er dort im Moment gar nichts anderes sehen konnte als den matten Stahl der geschlossenen Irisblende. Er bewegte sich nicht, und auch die anderen verhielten sich ruhig. Alle warteten darauf, da#223; Trautman wiederkommen und ihnen berichten w#252;rde, ob er im Torpedoraum etwas entdeckt hatte. Nach #252;berraschend kurzer Zeit wurden drau#223;en auf dem Korridor wieder Schritte laut, und sie alle wandten sich zur T#252;r. Aber es war nicht Trautman, der hereinkam. Es war Serena -und als Mike sah, was sie in den Armen trug, hatte er das Gef#252;hl, von einem Blitz getroffen zu werden. Es war Astaroth. Der Kater lag reglos auf ihren ausgestreckten Armen, mit weit ge#246;ffnetem, starrem Auge und gebleckten Z#228;hnen, die Vorderl#228;ufe weit ausgestreckt und die Krallen gespreizt, als w#228;re er mitten im Sprung versteinert worden. Der furchtbare Proze#223;, der in der vergangenen Nacht seinen Anfang genommen hatte, hatte seinen Abschlu#223; erreicht. Astaroth war zu Stein erstarrt. F#252;r ein, zwei Sekunden f#252;hlte sich auch Mike wie versteinert. Die anderen schrien erschrocken auf und eilten auf Serena zu, die den Kater langsam zum Kartentisch trug und ihn darauf ablud; mit einem Ger#228;usch, als lie#223;e sie tats#228;chlich einen zentnerschweren Steinbrocken auf die Tischplatte fallen, aber Mike selbst war nicht f#228;hig, sich zu r#252;hren. Erst als Serena ihre furchtbare Last abgeladen hatte und schluchzend in Juans Arme sank, fiel die L#228;hmung von Mike ab. Mit einem einzigen Satz war er am Tisch und beugte sich #252;ber den Kater. Er wagte es nicht, ihn zu ber#252;hren. Der Anblick brach ihm schier das Herz. Astaroth lag da, als schliefe er; wie es Katzen manchmal tun, mit offenen Augen und im Traum irgendeine Beute jagend, aber er schlief nicht. Sein Fell war grau geworden, und das Leben war aus seinem Auge gewichen. Was vor ihm lag, das war kein lebendes Wesen aus Fleisch und Blut mehr, sondern eine perfekte Nachbildung aus granithartem Stein. »Astaroth!« keuchte er. »Nein. Nicht... nicht du!« Er bekam keine Antwort, und so wiederholte er seine Worte in Gedanken, auf die lautlose Art, auf die Astaroth und er sich #252;ber so lange Zeit hin verst#228;ndigt hatten, als w#228;re es das Selbstverst#228;ndlichste von der Welt. Astaroth! So antworte doch! Sag etwas! IRGEND ETWAS! DU DARFST NICHT TOT SEIN! Aber Astaroth schwieg. Wenn er seine Worte h#246;rte, wenn noch irgend etwas in ihm war, das f#228;hig gewesen w#228;re, sie zu registrieren, so war er auf jeden Fall nicht mehr in der Lage, darauf zu reagieren. »Es... es tut mir so leid«, fl#252;sterte Ben hinter ihm. Von einem pl#246;tzlichen Zorn ergriffen, fuhr Mike herum und wollte Ben anschreien und ihm sagen, wohin er sich sein Mitleid stecken konnte. Doch als er herumfuhr, erkannte er, da#223; die Worte gar nicht ihm gegolten hatten, sondern Serena, die noch immer in Juans Armen lag und heftig schluchzte. »Mir auch«, sagte Juan. »Wirklich. Ich... ich wollte, ich k#246;nnte etwas f#252;r ihn tun. « »Was tut euch leid?« fragte eine Stimme von der T#252;r her. Mike sah auf und gewahrte Trautman, der aus dem Torpedoraum zur#252;ckgekehrt war und offenbar etwas gefunden hatte, was er triumphierend in der rechten Hand hielt. Als er n#228;her kam, schlo#223; er jedoch rasch die Faust darum und verbarg sie hinter dem R#252;cken. »Was tut euch leid?« wiederholte er seine Frage. Niemand antwortete, doch Ben und Juan traten beiseite, um Trautman einen freien Blick auf den Tisch zu gew#228;hren. Als Trautman sah, was darauf lag, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck noch mehr. Doch er sagte nichts, sondern musterte den Kater nur einen Moment lang stirnrunzelnd und sah sie dann alle der Reihe nach d#252;ster an. »Das ist furchtbar«, sagte er, »aber zugleich auch eine deutliche Warnung. Nur f#252;r die, die mir bisher nicht geglaubt zu haben scheinen, wie ernst die Lage ist. « Mike zweifelte f#252;r eine Sekunde an seinem Verstand. Das mu#223;te er sich einbilden. So... so herzlos konnte Trautman einfach nicht sein. Nicht einmal jetzt. Und trotzdem fuhr Trautman, in fast unver#228;ndertem Tonfall, jetzt aber direkt an Serena gewandt, fort: »Siehst du es nun ein?« Serena sah nicht zu ihm auf, aber Mike konnte sich nun nicht mehr beherrschen. Nur noch wenig davon entfernt, Trautman wirklich anzuschreien, sagte er: »Was soll das? Glauben Sie, Sie leidet noch nicht genug?« Erstaunlicherweise schien ihm Trautman seinen Ton nicht #252;belzunehmen. Er wandte sich langsam zu ihm um und sah ihn auf die gleiche, sonderbare Art an, auf die er gerade Serena gemustert hatte. Dann sagte er: »Ich wei#223; jetzt, warum die Torpedos nicht getroffen haben. « »Was hat das -« begann Mike, wurde aber sofort wieder von Trautman unterbrochen, der mit leicht erhobener Stimme fortfuhr: »Jemand hatte sie sabotiert. Die Einstellungen wurden ver#228;ndert. « »Was?« keuchte Ben. »Unm#246;glich!« f#252;gte Juan hinzu, und Chris stammelte: »Aber... aber wer sollte denn... « »Zeig mir dein Kleid, Serena«, verlangte Trautman. Das M#228;dchen reagierte auch jetzt nicht auf seine Worte, und Trautman wiederholte seine Aufforderung auch kein zweites Mal, sondern ergriff sie an den Schultern und drehte sie fast gewaltsam herum. Serena wehrte sich nicht. Mike hatte das Gef#252;hl, da#223; sie gar nicht richtig mitbekam, was mit ihr geschah. Trautman lie#223; sich vor ihr in die Hocke sinken und musterteaufmerksam das wei#223;e Kleid, das sie trug. Der gro#223;e #214;lfleck, der den wei#223;en Stoff verunzierte, war deutlich zu erkennen. »Aber was... « murmelte Chris. Trautman brachte ihn mit einer Handbewegung zum Verstummen und #246;ffnete die linke Faust. Was er darin verborgen hatte, das entpuppte sich als #246;lverschmierter wei#223;er Stoffetzen. Trautman zog die Falten von Serenas Kleid auseinander, und Mike sah #252;berrascht, da#223; ein genau gleich gro#223;es St#252;ck aus dem Saum von Serenas Kleid fehlte. »Ich habe dieses St#252;ck Stoff vorne im Torpedoraum gefunden«, erkl#228;rte Trautman. »Es steckte im Verschlu#223; eines der Rohre. « »Aber das... das kann doch gar nicht sein!« stammelte Mike. »Serena, sag, da#223;... da#223; das nicht wahr ist. « Serena schwieg. Sie hatte sich wieder halb herumgedreht und starrte den Tisch an, auf dem der versteinerte Kater lag. Sie schien Trautmans Worte gar nicht zu h#246;ren. »Du?« murmelte Ben ungl#228;ubig. »Du hast die Torpedos sabotiert?« »Es gibt keine andere Erkl#228;rung«, antwortete Trautman an Serenas Stelle. »Sie war es. « Er sch#252;ttelte den Kopf, lie#223; das St#252;ck Stoff zu Boden fallen und stand auf. »Sie war die ganze Zeit dagegen, erinnert ihr euch? Aber ich h#228;tte nicht gedacht, da#223; sie soweit geht. « »Aber warum?« murmelte Mike. »Warum hast du das getan, Serena?« Serena antwortete auch jetzt nicht, sondern sah ihn nur aus tr#228;nenverschleierten Augen an. An ihrer Stelle sagte Ben: »Warum spielt ja jetzt wohl keine Rolle mehr. Wir h#228;tten ihr nie trauen d#252;rfen!« »Sei still!« fuhr ihn Mike an. »Oder -« »Oder?« erkundigte sich Ben lauernd. »Oder was?« »H#246;rt auf damit«, sagte Juan streng. »Das hat im Moment keinen Sinn. Wir m#252;ssen schnellstens zwei neue Torpedos bereitmachen. « »Ich f#252;rchte, das wird nicht gehen«, antwortete Trautman. »Wir brauchen Stunden, um die Torpedos f#252;r einen so genauen Schu#223; einzustellen. « Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Tisch. »Soviel Zeit haben wir nicht mehr. « »Ganz davon abgesehen, da#223; die M#228;nner auf der Insel jetzt gewarnt sind«, f#252;gte Singh hinzu. »Ich f#252;rchte«, best#228;tigte Trautman. »Sie w#252;rden uns erwarten, sobald wir auftauchen. « Er seufzte tief. »Uns bleibt jetzt nur noch eine Wahl. « »Welche?« fragte Ben. Anstelle einer direkten Antwort sah Trautman auf und tauschte einen ernsten Blick mit Singh. Der Inder reagierte mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken darauf, und Mike begriff, da#223; es zwischen den beiden wohl etwas gab, wovon er und die andern nichts wu#223;ten. »Was habt ihr vor?« fragte er geradeheraus. Trautman deutete auf den Kater. »Ihr k#246;nnt alle selbst sehen, was passiert, wenn man sich dieser H#246;llenmaschine auch nur n#228;hert. Und ihr habt geh#246;rt, was Mike und Singh berichtet haben. Dieses Ding kann zu einer Gefahr f#252;r die gesamte Welt werden, wenn es in falsche H#228;nde ger#228;t. Wir m#252;ssen es vernichten. « »Und wie?« fragte Ben nerv#246;s. Bevor Trautman antwortete konnte, erscholl vom Steuerpult her ein heller Glockenton. Trautman und Singh wandten sich gleichzeitig um, und Singh sagte: »Ich sehe nach. « W#228;hrend er zum Steuerpult ging, fuhr Trautman fort: »Es gibt noch eine M#246;glichkeit. Aber sie ist... nicht ganz ungef#228;hrlich. « »Und wie gef#228;hrlich ist nicht ganz ungef#228;hrlich?« fragte Juan. »Gef#228;hrlich genug, da#223; ich euch lieber von Bord h#228;tte, wenn ich es versuche«, antwortete Trautman. »Wir werden auftauchen und euch auf der Insel absetzen. Es reicht, wenn Singh und ich allein an Bord zur#252;ckbleiben. « Was hat er vor... ? dachte Mike. Ein ungutes Gef#252;hl stieg in ihm auf. Aber es war Juan, der den Gedanken laut aussprach: »Sie haben vor, ein Selbstmordunternehmen zu starten, nicht wahr? Sie wollen das Schiff rammen. Mit der NAUTILUS. « »Aber das ist -« begann Mike. »Die einzige M#246;glichkeit«, fiel ihm Trautman ins Wort. »Das w#252;rde Ihren Tod bedeuten!« protestierte Ben. »Und den Singhs. Und den Untergang der NAUTILUS!« »Das ist nicht gesagt«, erwiderte Trautman. »Die NAUTILUS ist ein gewaltiges Schiff. Selbst im Vergleich zu der Flugscheibe. Wahrscheinlich wird sie sie einfach zermalmen. Das Schlimmste, was geschehen kann, ist, da#223; sie anschlie#223;end auf dem Strand liegt. « Er versuchte aufmunternd zu l#228;cheln, aber sehr #252;berzeugend wirkte es nicht. »Macht euch keine Sorgen. « »Und wenn Sie sich irren?« keuchte Mike. »Ich meine: Wenn dieses Ding einfach... explodiert oder so was? Ihr w#252;rdet sterben! Das lasse ich nicht zu!« Trautman l#228;chelte traurig. Er deutete abermals auf den Kater. »In sp#228;testens zwei oder drei Stunden sind wir sowieso tot«, sagte er ernst. »Wir alle. Und vielleicht sterben nicht Tausende von unschuldigen Menschen. Es ist die einzige Wahl, glaub mir. « »Das ist alles nur deine Schuld!« sagte Ben pl#246;tzlich. Er drehte sich zu Serena herum und ballte die F#228;uste. Er zitterte am ganzen Leib. »Wenn du die Torpedos nicht sabotiert h#228;ttest... !« »Da kommt irgend etwas auf uns zu«, sagte Singh vom Kommandopult aus. Mike konnte sehen, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. »Was ist los?« fragte Trautman alarmiert. »Um Gottes willen«, murmelte Singh. »Das... das ist unser eigener Torpedo! Weg hier!« Die beiden letzten Worte hatte er geschrien, und pl#246;tzlich flogen seine H#228;nde nur so #252;ber die Tasten und Schalter auf dem Pult. Binnen einer einzigen Sekunde erwachten die Maschinen zu dr#246;hnendem Leben, und der Boden schwankte so heftig, da#223; Mike um ein Haar von den F#252;#223;en gerissen worden w#228;re und hastig nach einem Halt griff. Astaroth rollte vom Tisch und w#228;re zu Boden gest#252;rzt, h#228;tte Serena sich nicht mit einem Schrei vorgeworfen und ihn aufgefangen. W#228;hrend Mike sich mit aller Macht an der Tischplatte festklammerte, eilte Trautman mit wild rudernden Armen zum Steuerpult, um Singh zu helfen. Er hatte alle M#252;he, dabei auf den Beinen zu bleiben, denn die NAUTILUS scho#223; in j#228;hem Winkel schr#228;g nach oben. Mike konnte h#246;ren, wie das Wasser an dem geschlossenen Fenster vorbeirauschte und die Maschinen schriller und schriller heulten. Das Boot mu#223;te mittlerweile mit der Schnelligkeit eines Pfeiles durch das Wasser schie#223;en. Bei diesem Tempo konnte es nur Augenblicke dauern, bis die NAUTILUS die Wasseroberfl#228;che durchbrach. »Er ist es!« br#252;llte Trautman, als er das Steuerpult erreicht hatte. »Unser eigener Torpedo! Der zweite, der vorbeigegangen ist! Aber wie kann das sein?!« »Sie m#252;ssen ihn fernsteuern!« antwortete Singh ebenso laut und mit deutlicher Panik in der Stimme. »Er ist zu schnell f#252;r uns! Ich kann ihn nicht absch#252;tteln. « Die NAUTILUS hatte jetzt offensichtlich die Wasseroberfl#228;che erreicht, brach hindurch und schien tats#228;chlich eine halbe Sekunde lang schwerelos in der Luft zu h#228;ngen, ehe sie mit einem ungeheuren Krachen wieder zur#252;ckfiel. Mike, Ben, Chris, Juan und Serena st#252;rzten hilflos #252;bereinander, und auch Trautman wurde von den F#252;#223;en gerissen und fiel. Einzig Singh brachte das Kunstst#252;ck fertig, sich nicht nur irgendwie am Steuerpult festzuhalten, sondern dabei noch weiter auf den Kontrollinstrumenten des Schiffes herumzuh#228;mmern. Die NAUTILUS schaukelte wild hin und her, legte sich auf die rechte Seite, kippte dann ebenso j#228;h nach links und richtete sich schlie#223;lich tr#228;ge wieder auf, w#228;hrend sie weiter mit H#246;chstgeschwindigkeit durch das Wasser scho#223;. Trotzdem br#252;llte Singh: »Er holt auf! Noch zwei Minuten! Allerh#246;chstens!« Mikes Gedanken rasten. Die NAUTILUS war ein gewaltiges Schiff, aber er wu#223;te auch, wie enorm die Sprengkraft der Torpedos war, die sie auf die Flugscheibe abgeschossen hatten. Sie w#252;rde zwar nicht ausreichen, die NAUTILUS in St#252;cke zu rei#223;en, aber durchaus, um ein gewaltiges Loch in ihren Rumpf zu sprengen. Selbst wenn sie die unmittelbare Explosion #252;berstanden, w#252;rde das Schiff sinken wie ein Stein! »Raus!« befahl Trautman. »Alle raus! Hoch in den Turm. Schnell!« Mike b#252;ckte sich hastig, klemmte sich den versteinerten Kater unter den einen Arm und ergriff Serena mit der freien Hand. Ohne auf ihre wilde Gegenwehr zu achten, zerrte er sie in die H#246;he und hinter sich her auf die T#252;r zu. Ben, Chris und Juan st#252;rmten bereits voraus und polterten die Wendeltreppe zum Turm hinauf. Mikes Herz machte einen erschrockenen Sprung, als sie den Turm erreicht hatten und sein Blick aus dem mannsgro#223;en Bullauge fiel. Die NAUTILUS scho#223; mit solcher Geschwindigkeit durch die See, da#223; das Wasser aufspritzte wie hinter einem Schnellboot, und die Insel schien nur so auf sie zuzufliegen. Wenn Singh nicht bald den Kurs #228;nderte oder wenigstens die Geschwindigkeit drosselte, dann w#252;rden sie weit genug auf den Strand hinaufschie#223;en, da#223; sie die NAUTILUS hinterher aus dem Wald pfl#252;cken konnten. Aber so viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Juan und Ben waren bereits vorausgeklettert und versuchten mit vereinten Kr#228;ften, die Turmluke zu #246;ffnen. Endlich schafften sie es, das schwere Rad zu drehen und den Deckel aufzusto#223;en -und im gleichen Moment traf ein unvorstellbarer Schlag die NAUTILUS. Es war, als w#228;re der Himmel auf die Erde herabgest#252;rzt; besser gesagt, auf das Schiff. Die NAUTILUS wurde wie von einem Faustschlag getroffen und in die H#246;he gerissen, hob sich mehrere Meter weit aus dem Wasser und st#252;rzte mit unvorstellbarer Wucht wieder zur#252;ck. Ben und Juan wurden von der Leiter geschleudert, w#228;hrend Mike, Serena und Chris #252;bereinanderpurzelten, und nur einen Sekundenbruchteil sp#228;ter sp#252;lte eine sch#228;umende Flutwelle durch die offenstehende Turmluke herein. Das Dr#246;hnen, Krachen und Bersten hielt an, und Mike konnte darunter noch einen anderen, ungleich schrecklicheren Laut h#246;ren: das Kreischen von zerrei#223;endem Metall und dann das furchtbare Ger#228;usch von Wasser, das sich gurgelnd seinen Weg ins Schiff hinein bahnte. Allerdings nicht nur durch das Leck irgendwo im Rumpf, sondern auch von oben. Durch die Turmluke st#252;rzte ein wahrer Wasserfall aus wei#223;em Schaum. Die NAUTILUS war auf Grund gelaufen. Sie bewegte sich nicht mehr, aber sie lag nicht gerade, sondern so schr#228;g auf der Seite, da#223; das Meer bei jeder Welle durch die Turmluke hereinsp#252;lte. Der Turm war bereits halb vollgelaufen, und das Wasser stieg immer schneller -Singh mu#223;te die Notautomatik ausgel#246;st haben, die alle Sicherheitst#252;ren an Bord des Schiffes schlo#223;, so da#223; nicht nur der Turm, sondern auch alle anderen G#228;nge und R#228;ume hermetisch abgeschlossen waren. Auf diese Weise konnte das Wasser wenigstens nicht das gesamte Schiff #252;berfluten, sondern nur in die besch#228;digten Teile eindringen. Diese an sich sehr sinnvolle Einrichtung drohte nun allerdings f#252;r Mike und die anderen zur Todesfalle zu werden, denn auch die T#252;r hinter ihnen hatte sich automatisch geschlossen. Das Wasser stand Mike bereits bis zur Brust, und es stieg immer schneller und schneller. Er konnte sich kaum noch auf den F#252;#223;en halten. Er h#246;rte Serena neben sich schreien und wollte ihr zu Hilfe eilen, sah dann aber, da#223; sie selbst gar nicht in Gefahr war. Irgendwie hatte sie es geschafft, eine der eisernen Leitersprossen zu ergreifen und sich daran festzuklammern. Ihr ausgestreckter Arm deutete auf einen Punkt unmittelbar neben Mike, und als sein Blick der Bewegung folgte, sah er gerade noch, wie eine versteinerte graue Katzenpfote in den wirbelnden Fluten versank. Ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden, in der er selbst schwebte, atmete er noch einmal tief ein und tauchte dann hinter dem Kater her. Sofort wurde er von dem wirbelnden Wasser ergriffen und herumgeschleudert. Mehrmals prallte er schmerzhaft gegen unsichtbare Hindernisse, ehe seine tastenden H#228;nde endlich Astaroths Schwanz erfa#223;ten. Er griff mit aller Kraft zu, betete, da#223; er nicht abbrach (was angesichts des unheimlichen Zustandes, in dem sich Astaroth befand, gar nicht so unm#246;glich und ganz und gar nicht komisch war), und versuchte die Wasseroberfl#228;che zu erreichen. Da war keine Wasseroberfl#228;che mehr. Sein Kopf stie#223; schmerzhaft gegen Metall, als er nach oben schwamm. In den wenigen Augenblicken, die er nach Astaroth gesucht hatte, mu#223;te der Turm endg#252;ltig vollgelaufen sein. Panik drohte ihn zu #252;bermannen. Mit aller Macht zwang er sich zur Ruhe, tastete mit den H#228;nden blind um sich und f#252;hlte pl#246;tzlich eine Leitersprosse unter den Fingern. Er wu#223;te, da#223; er der Leiter nur zu folgen brauchte, um die offenstehende Luke zu erreichen und damit die Wasseroberfl#228;che. Der Sog war immer noch enorm, aber wenn er sich von Sprosse zu Sprosse zog, konnte er es schaffen. Er versuchte es, doch seine H#228;nde verweigerten ihm den Dienst, und als er sie in dem tr#252;ben Wasser dicht vor das Gesicht hielt, begriff er auch, warum. Seine Finger waren zu Stein geworden. Und das unheimliche Geschehen setzte sich rasend schnell fort. Mikes Lungen brannten bereits vor Atemnot, und sein Herz h#228;mmerte so schnell und schwer, als wollte es in seiner Brust auseinanderspringen. Aus entsetzt aufgerissenen Augen sah er zu, wie sich die graue F#228;rbung in seinen H#228;nden ausbreitete, die Gelenke erreichte und weiter seine Arme hinaufkroch; wie graue Tinte, die sich in einem St#252;ck L#246;schpapier ausbreitete. Gleichzeitig wich alles Gef#252;hl aus seinen H#228;nden, den Armen und schlie#223;lich den Schultern. Seine Lungen schrien vor Schmerz. W#228;re er in der Lage dazu gewesen, h#228;tte er in diesem Moment vielleicht den Mund ge#246;ffnet und das t#246;dliche Wasser eingeatmet. Doch das konnte er nicht mehr. Die L#228;hmung hatte bereits seinen Hals erreicht und wanderte schnell und unaufhaltsam weiter nach oben, in sein Gesicht und seinen Kopf und hinab zu seinem Herzen. Als die Dunkelheit schlie#223;lich kam, war es fast wie eine Erl#246;sung. Er ertrank nicht. Seine Lungen brauchten keinen Sauerstoff mehr, denn sie waren zu Stein geworden. Als Mike die Augen aufschlug, hatte er das gleiche Gef#252;hl, das man manchmal nach einem sehr langen, sehr entspannenden Schlaf hatte: Er wu#223;te, da#223; viel Zeit vergangen war, und irgendwie erinnerte er sich auch an alles, was in dieser Zeit gewesen war; wenn auch nicht so, da#223; er es tats#228;chlich jemandem h#228;tte erz#228;hlen k#246;nnen. Es war, als w#228;re er tot, aber in Wirklichkeit doch nicht, oder als schliefe er, ohne wirklich eingeschlafen zu sein. Es war ein sehr unangenehmes Gef#252;hl, gepaart mit dem sicheren Wissen, da#223; er entsetzlich lange in diesem d#252;steren Zwischenreich zwischen Leben und Tod geschwebt hatte. Doch was eigentlich z#228;hlte, war, da#223; er #252;berhaupt imstande war, diesen Gedanken zu denken. Die blo#223;e Tatsache allein n#228;mlich bewies, da#223; er noch lebte. Dabei h#228;tte er tot sein m#252;ssen - und sozusagen zweifach, hatte er doch die Wahl zwischen Ertrinken und Versteinern gehabt, und - Da g#228;be es schon noch eine dritte M#246;glichkeit, fl#252;sterte eine wohlbekannte Stimme in sp#246;ttischherablassendem Tonfall in seinen Gedanken. Du k#246;nntest dir zum Beispiel einen Knoten ins Gehirn machen und auch noch dein letztes bi#223;chen Verstand verlieren. »Astaroth?« murmelte Mike. Und dann schlug er mit einem Ruck die Augen auf, setzte sich hoch und schrie mit vollem Stimmaufwand: »Astaroth?!« Alles in der gleichen Sekunde, und das war zu schnell, denn ihm wurde auf der Stelle schwindelig, und er st#252;rzte hilflos zur Seite. Leicht benommen registrierte er, da#223; er in weichen Sand fiel, nicht auf harten Stahl, und da#223; das Licht, das durch seine hastig wieder geschlossenen Lider drang, offenbar das der Sonne sein mu#223;te, nicht mehr die k#252;nstliche Beleuchtung, wie sie an Bord der NAUTILUS herrschte. Ganz recht. Das ist dieser d#228;mliche Name, den du mir verpa#223;t hast. Zumindest scheinst du dich noch an deine Schandtaten zu erinnern. Das gibt mir Hoffnung, da#223; noch nicht alles zu sp#228;t ist. Mike #246;ffnete behutsam ein zweites Mal die Augen und blickte direkt in ein schwarzes, ein#228;ugiges Katergesicht, das nur noch Zentimeter von seiner Nasenspitze entfernt war. Und aus dem im n#228;chsten Moment eine rauhe Katzenzunge herausschnellte, die quer #252;ber sein Gesicht schleckte. »He!« protestierte Mike. »La#223; das gef#228;lligst!« Er schob Astaroth mit sanfter Gewalt von sich, setzte sich vorsichtig wieder auf und sah sich um. Er befand sich auf dem Strand, nur wenige Meter vom Meer entfernt, aber doch in Sicherheit. Und er war ebensowenig tot und versteinert wie Astaroth. Nicht da#223; er auch nur im entferntesten verstand, warum das so war... H#228;tte mich auch gewundert, wenn du irgend etwas verstanden h#228;ttest, fl#252;sterte Astaroths telepathische Stimme in seinen Gedanken. »Aber wieso... stammelte Mike. »Was... wo... ich meine... « Astaroth seufzte. Gib's auf, sagte er. Sonst machst du dir nachher wirklich noch einen Knoten ins Gehirn. »H#246;r mit dem Quatsch auf«, sagte Mike ein wenig ver#228;rgert. »Was ist hier passiert? Wieso bin ich hier? Und wieso lebe ich noch - und du?« Welche von den vier Fragen soll ich zuerst beantworten? erkundigte sich Astaroth. Mike nahm ihm die Antwort ab, indem er eine Handvoll Sand nach dem Kater schleuderte. Astaroth wich dem Sandregen mit einer geschickten Bewegung aus, und Mike glaubte so etwas wie ein gedankliches Lachen hinter seiner Stirn zu h#246;ren. Aber in der n#228;chsten Sekunde h#246;rte er ein wirkliches Lachen, nicht weit entfernt. Rasch drehte er sich herum und sah etwas, was ihn im ersten Moment kaum weniger #252;berraschte, als es der Anblick Astaroths getan hatte. Er war nicht allein auf dem Strand. Nur ein paar Schritte entfernt hielten sich Ben, Chris, Juan und Serena auf - doch nicht nur sie. Mindestens zwei Dutzend der hochgewachsenen, bronzeh#228;utigen Eingeborenen umstanden seine Freunde, schnatterten aufgeregt und gestikulierten dabei heftig mit den H#228;nden, und bei ihnen war auch Weisser, der vermeintliche deutsche Marineoffizier. Nur da#223; er kein Marineoffizier war. Und auch kein Deutscher. Vielleicht war er nicht einmal ein Mensch, im herk#246;mmlichen Sinne. Weisser stand direkt neben Serena. Die beiden unterhielten sich angeregt, und als Mike sie nebeneinander sah, da fragte er sich verbl#252;fft, wie um alles in der Welt er es auch nur f#252;r eine Sekunde nicht hatte merken k#246;nnen. Weisser #228;hnelte Serena wie ein #228;lterer Bruder. Seine Gestalt war ebenso feingliedrig wie die des M#228;dchens, die Wangenknochen hatten den gleichen, exotischen Schnitt, und das Verbl#252;ffendste #252;berhaupt waren seine Augen, die Mike die ganze Zeit #252;ber so irritiert hatten. Es waren Serenas Augen. Die Augen eines Atlanters. Ganz langsam stand Mike auf und ging zu der Gruppe hin#252;ber. Juan und die anderen begr#252;#223;ten ihn mit gro#223;em Hallo, und Serena unterbrach sofort ihr Gespr#228;ch mit Weisser, eilte ihm entgegen und schlo#223; ihn so st#252;rmisch in die Arme, als h#228;tten sie sich tagelang nicht mehr gesehen. Mike lie#223; ihre Begr#252;#223;ung einige Sekunden lang #252;ber sich ergehen, dann aber l#246;ste er ihre Arme von seinem Hals und schob sie sanft von sich. »Was ist hier los?« fragte er. »Wie... wie komme ich hierher, und was... was ist #252;berhaupt passiert? Was macht dieser Kerl hier?« Er deutete auf Weisser, aber Serena hob beruhigend die Hand. »Langsam, Mike«, sagte sie. »Ich erkl#228;re dir alles, aber bitte beruhige dich erst einmal. Weisser ist nicht unser Feind. Das war er niemals, wei#223;t du?« »Nein«, maulte Mike. »Das wei#223; ich nicht! Wo -« Er brach verbl#252;fft ab, als sein Blick in das Gesicht eines der Eingeborenen hinter Serena fiel. Es war das Gesicht des Mannes mit der Narbe, den Singh und er in der H#252;tte des Medizinmannes gesehen hatten. Aber er war jetzt wieder vollkommen gesund. Sein Arm, der sich in Stein verwandelt gehabt hatte, bestand wieder aus Fleisch und Blut. Als er Mikes Verbl#252;ffung bemerkte, grinste er breit und sagte ein einzelnes Wort in seiner Muttersprache, das Mike zwar nicht verstand, auf das die anderen Eingeborenen aber mit gr#246;lendem Gel#228;chter reagierten. »Wo sind Trautman und Singh?« fragte Mike. »Und wo sind die Fremden?« Serena wollte antworten, doch Weisser machte eine rasche Handbewegung. »Kapit#228;n Trautman und Singh sind noch an Bord der NAUTILUS. Mach dir keine Sorgen um sie. « »Keine Sorgen?« keuchte Mike. »Aber die NAUTILUS ist gesunken. Sie werden ertrinken, wenn wir sie nicht herausholen. « »So wie du?« fragte Weisser. Mike blinzelte verwirrt. Er sagte nichts. »Und... die anderen?« murmelte er nach einer Weile. »Die Fremden?« »Sie sind fort«, antwortete Serena. »Nachdem sie die NAUTILUS versenkt hatten, hatten sie es pl#246;tzlich sehr eilig. Das Schiff ist noch am gleichen Abend verschwunden. « Ihre Stimme wurde etwas leiser, und ein bedauernder Ton klang darin mit. »Sie haben die Flugscheibe mitgenommen. « »Sind wir... deshalb wieder aufgewacht?« fragte Mike stockend. Serena verneinte und deutete auf Weisser. »Nein. Er hat Astaroth und dich aufgeweckt. Und er wird auch Trautman und Sing wieder wecken, sobald wir sie aus dem Schiff geholt haben. « »Du meinst, sie sind auch... versteinert?« »Ein interessantes Wort«, sagte Weisser. »Es trifft es nicht ganz, aber... ja, ich denke, das sind sie. Sie waren dem Sternenschiff nahe genug, damit es sie auch besch#252;tzen konnte. « »Besch#252;tzen?« keuchte Mike. »Wie bitte?« »Du bist nicht durch Zufall in dem Moment erstarrt, in dem dir der Tod drohte«, sagte Weisser ernst. »Es ist die Aufgabe dieses Schiffes, Leben zu retten. Nicht, es zu zerst#246;ren. « »Wir haben uns von Anfang an get#228;uscht, Mike«, f#252;gte Serena hinzu. »In diesem Punkt sind die alten Legenden falsch. Diese Wesen von den Sternen sind niemals unsere Feinde gewesen, sowenig, wie sie heute eure Feinde sind. Sie sind gar nicht in der Lage, jemandem etwas anzutun. « »Aber... aber all die toten Fische«, murmelte Mike. »Und die M#228;nner auf Ihrem Schiff, Weisser. « »Ich will versuchen, es dir zu erkl#228;ren«, sagte Weisser. »Auch wenn ich selbst so manches noch nicht ganz verstehe. Prinzessin Serena hat recht -die alten Legenden irren in einem Punkt. Diese Wesen, die unser Volk vor zehntausend Jahren besuchten, waren nicht unsere Feinde. Und dieses Schiff hatte die Aufgabe, die Br#252;der zu holen, die vor langer Zeit auf der Erde zur#252;ckgeblieben sind und die ihr in den Lader#228;umen der TITANIC gefunden habt. « Er deutete nach oben. »Du mu#223;t eines verstehen, Mike. Diese Wesen m#246;gen uns technisch unendlich #252;berlegen sein, aber ihre Heimat ist auch unendlich weit fort. Viel weiter, als sich einer von uns auch nur vorzustellen vermag. Selbst mit dem schnellsten Schiff, sogar wenn es schnell fliegt wie das Licht, dauert eine Reise dorthin Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Niemand w#252;rde es ertragen, so lange auf engstem Raum eingesperrt zu sein. Es ist wohl eine Art... Schlaf, in die der K#246;rper versetzt wird, um all diese Jahre zu #252;berstehen. « »Sie meinen... diese Versteinerung war ein... Tiefschlaf?« murmelte Mike. »Ich vermute es«, sagte Weisser. »Als das Schiff die TI-TANIC rammte und sie sank, w#228;ren die Sternenwesen in ihren S#228;rgen im Laderaum ertrunken, und so tat es das einzige, was es tun konnte, um sie zu retten. « Mike starrte den vermeintlichen Marineoffizier nachdenklich an, aber er widersprach nicht. Er erinnerte sich pl#246;tzlich an die Szene auf dem Meeresgrund, als Hasim und er den ersten »Sarg« mit einem Au#223;erirdischen aus dem Wrack der TITANIC geborgen hatten. Er hatte einen Blick auf das Wesen darin werfen k#246;nnen und es f#252;r schlafend gehalten, aber jetzt, als er dar#252;ber nachdachte... »Und alles andere? Warum die Fische. Warum wir? Weshalb haben wir uns zu ver#228;ndern begonnen?« »Ich wei#223; es nicht«, gestand Weisser. »Vielleicht wurde das Schiff beim Zusammensto#223; mit der TITANIC doch st#228;rker besch#228;digt, so da#223; die Maschine nicht mehr ordnungsgem#228;#223; funktioniert. Ich bin hierhergekommen, um dieses R#228;tsel zu l#246;sen, aber die anderen waren schneller als ich. W#228;rt ihr nicht gekommen, w#228;re mir vielleicht genug Zeit dazu geblieben, aber nach dem Angriff der NAUTILUS sind sie sehr schnell verschwunden. « »Sie meinen, wir haben alles versaut«, murmelte Mike. Weisser l#228;chelte. »Ihr konntet es nicht wissen. Es war mein Fehler. Als ich dich und Singh traf, h#228;tte ich euch alles erz#228;hlen sollen. Aber ich wollte euch nicht in Gefahr bringen. Und vor allem Prinzessin Serena nicht. Du mu#223;t dir nichts vorwerfen. Ich an eurer Stelle h#228;tte vermutlich genauso gehandelt. Und es ist noch nicht alles zu sp#228;t. « Er deutete auf das Meer hinaus. »Sie sind fort, aber ich denke, ich wei#223;, wo wir sie finden k#246;nnen. Wir werden die NAUTILUS heben und reparieren, und danach werden wir sie suchen. « »Wir?« vergewisserte sich Mike. Sein Blick wanderte irritiert zwischen Serena und Weisser hin und her. Irgend etwas ging zwischen den beiden vor. »Wieso wir?« »Diese M#228;nner in dem schwarzen Schiff, Mike«, sagte Weisser ernst, »sind so wie Serena und ich. Sie sind Nachfahren unseres Volkes. « »Sie sind Atlanter?« fragte Mike ungl#228;ubig. »In gewissem Sinne«, erwiderte Weisser geheimnisvoll. »Auf jeden Fall verf#252;gen sie #252;ber das alte Wissen von Atlantis, und das macht sie zu einer gro#223;en Gefahr, vor allem jetzt, wo sie auch noch das Sternenschiff in ihrer Gewalt haben. Wir m#252;ssen sie unsch#228;dlich machen. Ich wei#223;, wo ihr Versteck ist, und die NAUTILUS ist das einzige Schiff auf der Welt, das in der Lage ist, mich dorthin zu bringen. « »Und was bringt Sie auf die Idee, da#223; wir Ihnen dabei helfen k#246;nnten?« fragte Mike. »Oder es #252;berhaupt wollen?« Weisser antwortete nicht mehr, aber Serena sagte -zwar in scharfem Ton, aber trotzdem l#228;chelnd: »Jetzt reicht es aber. Selbstverst#228;ndlich werden wir ihm helfen. Ohne ihn w#228;rst du jetzt tot - und wir anderen vermutlich auch. « Ohne ihn, dachte Mike, w#228;ren wir vielleicht gar nicht in diese Gefahr geraten. Aber er sprach diesen Gedanken nicht aus. Ein einziger Blick in Serenas Gesicht machte ihm klar, wie sinnlos das gewesen w#228;re. »Wir haben genug Zeit verloren«, sagte Weisser pl#246;tzlich »Sp#228;ter ist noch ausreichend Gelegenheit, #252;ber alles zu reden. Du hast sicher noch tausend Fragen, aber jetzt sollten wir uns daran machen, die NAUTILUS zu heben. « Er f#252;gte einige Worte in der Eingeborenensprache hinzu, woraufhin sich alle -selbst Juan und Ben gehorsam in Richtung auf das Meer hin in Bewegung setzten. Mike sah erst jetzt, da#223; einige der Riffe, die unweit des Strandes aus der Brandung aufragten, keine Riffe waren, sondern die metallenen Aufbauten der NAUTILUS, die dort gesunken war. Weisser hat recht, dachte er niedergeschlagen. Er hatte nicht tausend, sondern eher zehntausend Fragen, aber die mu#223;ten warten. Sie hatten eine Menge Arbeit vor sich. Erst als sich auch Serena - und sogar Astaroth! - umwandten, um mit den anderen zum Strand zu gehen, fiel ihm auf, da#223; als einziger Chris bei ihm zur#252;ckgeblieben war. Ihm fiel auch der nachdenkliche Gesichtsausdruck des J#252;ngsten der Besatzung auf, und so sah er ihn fragend an. »Wir haben verdammtes Gl#252;ck gehabt, da#223; wir diesen... Mann von Atlantis getroffen haben, nicht wahr? « fragte Chris. Er tat es in einem Ton, der Mike aufhorchen lie#223;. »Du magst ihn nicht, wie?« fragte er. Chris zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, mir geht es wie dir«, sagte er. »Ich bin nicht sicher, ob ich ihn mag, das ist das Problem. Und ob ich ihm trauen soll. « »Die anderen tun es«, antwortete Mike. »Selbst Serena scheint ganz versessen auf ihn zu sein. « Er sch#252;ttelte den Kopf und sah der schlanken Gestalt in der zerschlissenen blauen Marineuniform nachdenklich hinterher. »Ich frage mich, wer dieser Mann wirklich ist«, fl#252;sterte er. Chris sah ihn v#246;llig #252;berrascht an. »Oh«, sagte er nach einer kleinen Pause. »Hat Astaroth es dir nicht gesagt? Und Serena auch nicht?« »Astaroth hat mir gar nichts gesagt«, erwiderte Mike. »Und woher sollte Serena wissen, wer er ist?« »Wenn nicht sie, wer dann?« fragte Chris. »Dieser Mann -« Er deutete auf Weisser und Serena, die Hand in Hand den Strand hinuntergingen. »- ist ihr Vater. « |
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