"Harry Potter und der Feuerkelch" - читать интересную книгу автора (Rowling Joanne K.)

Das Dunkle Mal

»Sagt bloß kein Wort zu eurer Mutter, daß ihr euer ganzes Geld verwettet habt«, schärfte Mr Weasley Fred und George ein, während sie langsam die mit purpurrot bespannte Treppe hinabstiegen.

»Mach dir keine Sorgen, Dad«, sagte Fred mit hinterlistigem Grinsen,»wir haben mit dem Geld was Großes vor und wollen nicht, daß es beschlagnahmt wird.«

Mr Weasley schien einen Augenblick lang nach diesen großen Plänen fragen zu wollen, nach kurzer Überlegung jedoch zu beschließen, es lieber nicht so genau wissen zu wollen.

Bald schwammen sie mit in den Scharen von Hexen und Zauberern, die aus dem Stadion hinausquollen, zurück zu den Zeltplätzen. Sie gingen den laternenbeschienenen Weg entlang, den sie gekommen waren; mit der nächtlichen Brise waberten heisere Gesänge an ihre Ohren, und immer wieder schwirrten irische Kobolde giggelnd und Laternen schwingend über ihre Köpfe hinweg. Als sie endlich zu ihren Zelten gelangten, hatte niemand Lust schlafen zu gehen, und da um sie herum ohnehin noch lautes Treiben herrschte, erlaubte ihnen Mr Weasley vor dem Schlafengehen noch eine letzte Tasse Kakao. Es dauerte nicht lange, und sie stritten sich ausgelassen über das Spiel; Mr Weasley und Charlie gerieten sich wegen der Rempelei in die Haare, und erst als Ginny an dem kleinen Tisch plötzlich wegnickte und die heiße Schokolade über den Boden verschüttete, gebot Mr Weasley den wortgewaltigen Spieldiskussionen Einhalt und schickte alle zu Bett. Hermine und Ginny gingen ins Zelt nebenan und Harry und die übrigen Weasleys schlüpften in ihre Pyjamas und kletterten in die Schlafkojen. Von der anderen Seite des Zeltplatzes wehte immer noch Gesang herüber und gelegentlich war ein laut in der Nacht widerhallender Knall zu hören.

»Meine Güte, bin ich froh, daß ich nicht im Dienst bin«, murmelte Mr Weasley schläfrig.»Ich kann mir was Schöneres vorstellen als dort rüberzugehen und den Iren zu sagen, sie sollen aufhören zu feiern.«

Harry, der in der Koje über Ron lag, starrte die Zeltdecke an, durch die hin und wieder die Laterne eines vorbeifliegenden Kobolds schimmerte. Noch einmal führte er sich Krums tollste Spielzüge vor Augen. Es juckte ihn, auf seinen eigenen Feuerblitz zu steigen und den Wronski-Bluff selbst auszuprobieren… irgendwie hatte es Oliver Wood mit all seinen kurvenreichen Schaubildern nie richtig geschafft zu zeigen, wie dieser Zug aussehen mußte… Harry sah sich selbst in einen Umhang gehüllt, der seinen Namen auf dem Rücken trug, und stellte sich das Gefühl vor, eine hunderttausendköpfige Menge brüllen zu hören, während Ludo Bagmans Stimme durch das Stadion hallte:»Und hier kommt… Potter!«

Harry konnte später nicht sagen, ob er eingenickt war oder nicht – seine lebhaften Vorstellungen, wie Krum fliegen zu können, mochten durchaus zu ausgewachsenen Träumen geworden sein -, er wußte nur, daß er plötzlich Mr Weasley rufen hörte.

»Steht auf! Ron – Harry – schnell, steht auf, das ist kein Scherz!«

Harry setzte sich rasch auf und stieß mit dem Kopf gegen die Zeltdecke.

»Was'n los?«, sagte er.

Er ahnte dunkel, daß etwas nicht stimmte. Die Geräusche im Zeltlager hatten sich verändert. Die Gesänge waren verstummt. Er konnte Schreie hören und hastiges Fußgetrappel.

Er rutschte aus seiner Koje, griff nach seinen Kleidern, doch Mr Weasley, der eine Jeans über den Pyjama gezogen hatte, hielt ihn auf:»Keine Zeit, Harry – wirf nur rasch eine Jacke über und geh raus – schnell!«

Harry tat wie ihm geheißen und krabbelte dicht gefolgt von Ron aus dem Zelt.

Im Licht der noch brennenden Feuer sah er Leute in den Wald rennen, offenbar auf der Flucht vor etwas, das über das Feld auf sie zukam, etwas, das merkwürdige Lichtblitze schleuderte und lärmte wie Gewehrfeuer. Lautes Gejohle, dröhnendes Lachen und die Schreie von Betrunkenen wehten zu ihnen her; dann flammte jäh ein starkes grünes Licht auf und erhellte das Geschehen.

Eine Gruppe von Zauberern, dicht aneinander gedrängt und mit zum Himmel gereckten Zauberstäben, marschierte im Gleichschritt langsam über das Feld. Harry spähte zu ihnen hinüber… sie schienen keine Gesichter zu haben… dann erkannte er, daß sie Kapuzen über die Köpfe gezogen und ihre Gesichter maskiert hatten. Hoch über ihnen, mitten in der Luft schwebend, sah er vier verzweifelt strampelnde, grotesk verzerrte Gestalten. Es kam ihm vor, als wären die maskierten Zauberer auf dem Feld Puppenspieler und die Menschen über ihnen Marionetten an unsichtbaren Fäden, die von den Zauberstäben aus in die Höhe stiegen. Zwei der Gestalten waren sehr klein.

Andere Zauberer schlössen sich der marschierenden Gruppe an, johlend und mit den Zauberstäben nach oben zu den schwebenden Körpern deutend. Die Menge schwoll an, Zelte auf dem Weg wurden umgerissen und niedergetrampelt. Hin und wieder beobachtete Harry, wie einer der Marschierer mit dem Zauberstab ein Zelt aus dem Weg blies. Einige fingen Feuer. Das Schreien wurde lauter.

Flammen, die aus einem Zelt schlugen, beleuchteten plötzlich die in der Höhe schwebenden Menschen, und Harry erkannte einen von ihnen – es war Mr Roberts, der Aufseher des Zeltlagers. Die anderen drei sahen aus, als könnten sie seine Frau und seine Kinder sein. Einer der Vermummten ließ Mrs Roberts kopfüber kippen; ihr Nachthemd rutschte herunter und enthüllte ihre bauschigen Schlüpfer; unter dem höhnischen Kreischen und Johlen der Menge am Boden versuchte sie verzweifelt, ihre Blöße zu bedecken.

»Das ist widerlich«, murmelte Ron und beobachtete, wie das kleinste Muggelkind zwanzig Meter über der Erde wie ein Kreisel zu wirbeln begann, das Köpfchen wehrlos von der einen auf die andere Schulter schlagend.»Das ist wirklich widerlich…«

Hermine und Ginny, die sich hastig Mäntel über ihre Nachthemden zogen, kamen auf sie zugerannt, dicht gefolgt von Mr Weasley. In diesem Moment kamen Bill, Charlie und Percy aus dem Jungenzelt, angezogen, mit hochgerollten Ärmeln und gezückten Zauberstäben.

»Wir helfen den Ministeriumsleuten«, rief Mr Weasley durch den Lärm und rollte nun ebenfalls die Ärmel hoch.»Und ihr – verschwindet in den Wald und bleibt zusammen.«

Schon liefen Bill, Charlie und Percy den näher kommenden Marschierern entgegen; Mr Weasley eilte ihnen nach. Aus allen Himmelsrichtungen rannten die Zauberer des Ministeriums auf die Quelle des Aufruhrs zu. Immer näher kam der Haufen, über dem die Familie Roberts in der Luft schwebte.

»Schnell«, sagte Fred, packte Ginny am Arm und zog sie zum Wald. Harry, Ron, Hermine und George folgten ihnen. Als sie unter den Bäumen angelangt waren, blickten sie zurück. Die Schar unter der Familie Roberts war weiter angeschwollen; sie konnten erkennen, wie die Ministeriumszauberer zu den Vermummten vorzudringen versuchten, doch offenbar hatten sie größte Schwierigkeiten. Es schien, als fürchteten sie, ein Zauberspruch aus der Menge würde die Roberts-Familie zu Boden stürzen lassen.

Die bunten Laternen am Weg zum Stadion waren erloschen. Dunkle Gestalten trieben sich zwischen den Bäumen herum; Kinder weinten; angsterfüllte Rufe und panische Schreie waberten durch die kalte Nachtluft. Harry spürte, wie er von Leuten, deren Gesichter er nicht sehen konnte, herumgeschubst wurde. Dann schrie Ron vor Schmerz auf.

»Was ist passiert?«, sagte Hermine erschrocken und blieb so plötzlich stehen, daß Harry gegen sie prallte.»Ron, wo bist du? Oh, ist das bescheuert – Lumos!«

Sie ließ ihren Zauberstab aufleuchten und richtete den dünnen Lichtstrahl auf den Weg. Ron lag, alle viere von sich gestreckt, auf dem Boden.

»Bin über eine Baumwurzel gestolpert«, sagte er wütend und rappelte sich auf.

»Mit solchen Riesenfüßen ist das auch kein Wunder«, sagte eine schnarrende Stimme hinter ihnen.

Harry, Ron und Hermine wirbelten herum. Draco Malfoy stand ein wenig entfernt von ihnen an einen Baum gelehnt, allein und in vollkommen entspannter Haltung. Offenbar hatte er das Geschehen auf dem Zeltplatz mit verschränkten Armen durch eine Lücke in den Bäumen hindurch beobachtet.

Ron schleuderte Malfoy etwas entgegen, das er, wie Harry wußte, vor Mrs Weasley nie zu sagen gewagt hätte.

»Zügle dein Mundwerk, Weasley«, sagte Malfoy mit einem Glitzern in den fahlen Augen.»Solltet ihr jetzt nicht besser verschwinden? Ihr wollt doch nicht, daß man die hier sieht, oder?«

Er nickte zu Hermine hinüber, und in diesem Moment hörten sie vom Zeltplatz her einen Knall wie von einer Bombe, und für einen Augenblick erhellte ein grüner Lichtblitz die Bäume um sie her.

»Was soll das denn heißen«, sagte Hermine herausfordernd.

»Die sind hinter Muggeln her, Granger«, sagte Malfoy.»Willst du vielleicht mitten in der Luft dein Höschen vorzeigen… sie kommen in diese Richtung, und das wär doch für uns alle ein Riesenspaß.«

»Hermine ist eine Hexe«, knurrte Harry.

»Wie du meinst, Potter«, sagte Malfoy heimtückisch grinsend.»Wenn du glaubst, die könnten eine Schlammblüterin nicht erkennen, dann bleibt, wo ihr seid.«

»Paß auf, was du sagst!«, rief Ron. Alle Beteiligten wußten, daß»Schlammblüter«ein sehr verletzender Ausdruck für eine Hexe oder einen Zauberer mit Muggeleltern war.

»Laß ihn reden, Ron«, warf Hermine ein und packte Ron, der einen Schritt auf Malfoy zutrat, beschwichtigend am Arm.

Von jenseits der Bäume hörten sie einen Knall, der lauter war als alles Bisherige. Einige im Umkreis schrien auf.

Malfoy kicherte leise.»Ihr kriegt es leicht mit der Angst zu tun, oder? Bestimmt hat Daddy gesagt, ihr sollt euch alle verstecken? Was hat er vor – will er die Muggel retten?«

»Wo sind deine Eltern?«, sagte Harry nun schon zorniger.»Dort drüben, nicht wahr, und zwar maskiert?«

Immer noch lächelnd wandte Malfoy das Gesicht Harry zu.»Nun, selbst wenn es so wäre, Potter, würde ich es doch nicht ausgerechnet dir erzählen?«

»Ach, laßt ihn«, sagte Hermine mit einem ekelerfüllten Blick auf Malfoy,»gehen wir lieber die anderen suchen.«

»Und versteck besser deinen großen buschigen Kopf, Granger«, höhnte Malfoy.

»Laßt ihn doch«, wiederholte Hermine und zerrte Harry und Ron auf den Weg zurück.

»Ich wette mit euch, daß sein Dad einer von diesen maskierten Banditen ist«, sagte Ron empört.

»Mit ein wenig Glück wird das Ministerium ihn kriegen!«, sagte Hermine erhitzt.»Nein, ich faß es nicht, wo stecken denn die anderen?«

Auf dem Weg herrschte ein großes Gedränge. Menschen warfen nervöse Blicke zum Treiben auf dem Zeltplatz, doch von Fred, George und Ginny war weit und breit keine Spur.

Ein Stück weiter trafen sie auf einen Schwärm Teenager, die sich lautstark und aufgeregt über etwas stritten. Als sie Harry, Ron und Hermine sahen, wandte sich ein Mädchen mit dichtem Lockenhaar um und sagte schnell:»Oû est Madame Maxime? Nous l'avons perdue -«

»Ähm – was?«, sagte Ron.

»Oh…«, das Mädchen, das gesprochen hatte, kehrte ihm den Rücken zu, und als sie weitergingen, hörten sie deutlich, wie sie»Ogwarts«sagte.

»Beauxbatons«, murmelte Hermine.

»Wie bitte?«, sagte Harry.

»Das müssen Beauxbatons sein«, sagte Hermine.»Ihr wißt doch… Beauxbatons, Akademie für Zauberei… Ich hab davon im Handbuch der europäischen Magierausbildung gelesen.«

»Oh… ja… natürlich«, sagte Harry.

»Fred und George können nicht so weit gekommen sein«, sagte Ron, zückte den Zauberstab und ließ den Lichtstrahl neben dem Hermines den Pfad entlangwandern. Harry grub in der Jackentasche nach seinem Zauberstab – doch er fand nur das Omniglas.

»Aah, nein, so ein Mist… ich hab meinen Zauberstab verloren!«

»Machst du Witze?«

Ron und Hermine hoben ihre Zauberstäbe, um das spärliche Licht besser auf dem Boden zu verteilen; Harry suchte überall, wo er gestanden hatte, doch sein Zauberstab war nirgends zu sehen.

»Vielleicht hast du ihn im Zelt gelassen«, sagte Ron.

»Vielleicht ist er dir aus der Tasche gefallen, als wir gerannt sind?«, überlegte Hermine beklommen.

»Jaah«, sagte Harry,»vielleicht…«

Normalerweise trug er seinen Zauberstab immer bei sich, wenn er in der Zaubererwelt war, und nun, da er inmitten dieses brenzligen Geschehens ohne ihn dastand, fühlte er sich ziemlich schutzlos.

Ein Geraschel ließ sie alle zusammenzucken. Winky, die Hauselfe, strampelte mühsam aus einem dichten Buschgeflecht am Wegrand hervor. Sie bewegte sich äußerst merkwürdig, offenbar fiel es ihr sehr schwer zu gehen; es war, als ob etwas Unsichtbares sie festhalten würde.

»Böse Zauberer sind überall!«, piepste sie verwirrt, während sie sich nach vorn beugte und mit aller Kraft zu laufen versuchte.»Leute oben – hoch oben in der Luft! Winky macht sich besser aus dem Staub!«

Und sie verschwand zwischen den Bäumen auf der anderen Seite des Weges, keuchend und piepsend gegen die Kraft ankämpfend, die sie zurückhielt.

»Was ist denn mit der los?«, sagte Ron und sah Winky neugierig nach.»Warum kann sie nicht richtig laufen?«

»Wahrscheinlich hat sie nicht gefragt, ob sie sich verstecken darf«, sagte Harry. Er dachte an Dobby: Jedes Mal, wenn er versucht hatte etwas zu tun, was die Malfoys nicht mochten, spürte er den unwiderstehlichen Drang, sich selbst zu verprügeln.

»Ihr wißt ja, mit den Hauselfen springen sie ganz übel um!«, sagte Hermine entrüstet.»Das ist Sklaverei, nichts anderes! Dieser Mr Crouch hat sie gezwungen, auf die höchste Tribüne zu steigen, wo sie doch furchtbare Angst hatte, und er hat sie verhext, so daß sie nicht einmal wegrennen kann, wenn sie anfangen die Zelte niederzutrampeln! Warum unternimmt eigentlich niemand was dagegen?«

»Was willst du, die Elfen sind doch glücklich, oder etwa nicht?«, sagte Ron.»Du hast doch vorhin beim Spiel die gute alte Winky gehört… ›Hauselfen sollen keinen Spaß haben‹… herumkommandiert werden ist doch genau das, was sie mag…«

»Es sind solche Leute wie du, Ron«, platzte Hermine aufgebracht los,»die morsche und ungerechte Ordnungen auch noch stützen, nur weil ihr zu lasch seid, um…«

Wieder knallte es laut vom Waldrand her.

»Laßt uns lieber weitergehen!«, sagte Ron, und Harry bemerkte, wie er Hermine einen nervösen Blick zuwarf. Vielleicht war etwas dran an dem, was Malfoy gesagt hatte; vielleicht war Hermine tatsächlich in größerer Gefahr als er und Ron. Während Harry immer noch seine Taschen durchwühlte, obwohl er wußte, daß sein Zauberstab nicht da war, machten sie sich wieder auf die Beine.

Immer tiefer in den Wald hinein folgten sie dem dunklen Weg, ständig auf der Ausschau nach Fred, George und Ginny. Sie kamen an einer Gruppe Leprechans vorbei, die kichernd einen Sack Gold begutachteten, den sie zweifellos bei einer Wette gewonnen hatten, und die von dem Aufruhr auf dem Zeltplatz völlig unberührt schienen. Noch ein Stück weiter sahen sie einen Fleck silbrigen Lichts, und als sie durch die Bäume spähten, sahen sie drei große, schöne Veela auf einer Lichtung stehen, umringt von einer laut schnatternden Schar Zauberer.

»Ich mach ungefähr hundert Sack Galleonen im Jahr«, rief einer von ihnen.»Ich bin ein Drachentöter beim Kommando für die Beseitigung Gefährlicher Geschöpfe.«

»Nein, red keinen Stuß«, rief sein Freund,»du bist Tellerwäscher im Tropfenden Kessel… aber ich bin ein Vampirjäger, ich hab schon an die neunzig Stück erlegt -«

Ein dritter junger Zauberer, dessen Pickel selbst in dem schwachen, silbrigen Licht der Veela zu erkennen waren, meldete sich nun zu Wort:»Ich werde demnächst zum jüngsten Zaubereiminister aller Zeiten ernannt, wißt ihr.«

Harry schnaubte vor Lachen. Er erkannte den pickligen Zauberer; sein Name war Stan Shunpike, und er war in Wirklichkeit Schaffner im Fahrenden Ritter, einem dreistöckigen Bus.

Er wandte sich um und wollte Ron davon erzählen, doch Rons Gesichtszüge waren merkwürdig schlaff geworden, und schon fing er an zu rufen:»Wißt ihr schon, daß ich einen Besen erfunden habe, mit dem man zum Jupiter fliegen kann?«

»Also wirklich!«, sagte Hermine von neuem, und sie und Harry packten Ron fest an den Armen, zerrten ihn herum und zogen mit ihm davon. Allmählich erstarb das Geschnatter der Veela-Verehrer und nun waren sie im Herzen des Waldes. Um sie her war es fast still, sie waren nun offenbar ganz allein.

Harry blickte sich um.»Ich schätze, wir können einfach hier warten, hier hören wir jeden, auch wenn er noch meilenweit entfernt ist.«

Kaum hatte er den Mund zugemacht, als hinter einem Baum direkt vor ihrer Nase Ludo Bagman auftauchte.

Selbst in dem schwachen Licht der beiden Zauberstäbe konnte Harry erkennen, daß Ludos Erscheinung sich deutlich gewandelt hatte. Er wirkte nun nicht mehr schwungvoll und rosig und auch sein Schritt federte nicht mehr. Er sah käseweiß und angespannt aus.

»Wer da?«, sagte er und versuchte blinzelnd ihre Gesichter zu erkennen.»Was treibt ihr hier ganz alleine mitten im Wald?«

Sie sahen sich überrascht an.

»Nun – es gibt eine Art Aufruhr«, sagte Ron.

Bagman starrte ihn an.»Was?«

»Auf dem Zeltplatz… einige Leute haben sich eine Muggelfamilie geschnappt…«

Bagman fluchte laut.»Verdammtes Pack!«, sagte er, offenbar recht beunruhigt. Und ohne ein weiteres Wort zu sagen disapparierte er mit einem leisen Plopp.

»Nicht gerade auf dem Laufenden, Mr Bagman, oder?«, sagte Hermine stirnrunzelnd.

»Immerhin war er mal ein großer Treiber«, sagte Ron und führte sie den Pfad entlang zu einer kleinen Lichtung, wo er sich auf einem Fleck trockenen Grases unter einen Baum setzte.»Die Wimbourner Wespen haben dreimal in Folge die Meisterschaft gewonnen, als er bei ihnen gespielt hat.«

Er holte die kleine Nachbildung von Krum aus der Tasche, setzte sie auf die Erde und sah ihr eine Weile beim Herumgehen zu. Wie der echte Krum watschelte das Modell ein wenig und ließ die Schultern hängen, und auf seinen gespreizten Füßen war es bei weitem nicht so beeindruckend wie auf dem Besen. Harry lauschte auf Geräusche, die vom Zeltplatz herüberwehten. Es schien alles ruhig, vielleicht war der Aufruhr vorüber.

»Ich hoffe, den anderen geht es gut«, sagte Hermine nach einer Weile.

»Wird schon«, sagte Ron.

»Stell dir vor, dein Dad nimmt Lucius Malfoy fest«, sagte Harry, ließ sich neben Ron nieder und beobachtete, wie die kleine Krum-Figur über die heruntergefallenen Blätter schlurfte.»Er hat ja immer gesagt, er würde ihm gerne etwas nachweisen können.«

»Dann würde dem ollen Draco das blöde Grinsen vergehen«, sagte Ron.

»Mir tun diese armen Muggel Leid«, sagte Hermine nervös.»Was ist, wenn sie es nicht schaffen, sie sicher herunterzuholen?«

»Das werden sie schon«, sagte Ron beruhigend,»irgendwie schaffen sie es.«

»Verrückt ist es schon, so etwas zu tun, wenn das ganze Zaubereiministerium hier draußen auf den Beinen ist!«, sagte Hermine.»Meinen die vielleicht, sie kommen einfach so davon? Glaubt ihr, sie haben sich betrunken, oder sind sie nur -«

Doch jäh brach sie ab und blickte über die Schulter. Auch Harry und Ron wandten sich um. Es klang, als ob jemand auf ihre Lichtung zustolperte. Gebannt lauschten sie auf die unregelmäßigen Schritte hinter den Bäumen. Doch die Schritte hielten plötzlich inne.

»Hallo?«, rief Harry.

Stille. Harry stand auf und spähte durch die Bäume. Es war zu dunkel, um weit sehen zu können, doch er spürte deutlich, daß dort in der Dunkelheit jemand stand.

»Wer ist da?«, rief er.

Und dann, ohne Vorwarnung, zerriß eine Stimme die Stille, wie er sie hier im Wald noch nicht gehört hatte; doch es war kein panischer Schrei, sondern etwas, das wie ein Zauberspruch klang.

»Morsmordre!«

Und etwas Riesiges, grün und glitzernd, brach aus den Schatten hervor, die Harrys Augen hatten durchdringen wollen; es stieg über die Baumspitzen hinaus und hoch an den Himmel.

»Was zum -?«, keuchte Ron, sprang auf die Beine und starrte auf das Etwas, das dort oben erschienen war.

Einen Augenblick lang dachte Harry, die irischen Kobolde hätten sich zu einer neuen Gestalt zusammengefügt. Dann erkannte er, daß es ein riesiger Totenkopf war, der, wie es schien, aus smaragdgrünen Sternen bestand. Und aus der Mundhöhle des Schädels quoll, wie eine Zunge, eine Schlange hervor. Sie sahen zu, wie der Schädel immer höher stieg, in grünlichen Dunst getaucht, doch strahlend hell, auf den schwarzen Himmel geprägt wie ein neues Gestirn.

Plötzlich war der Wald um sie her ein Meer von Schreien. Harry wußte nur, daß der einzige Grund dafür das plötzliche Erscheinen des Totenschädels sein konnte, der nun so hoch gestiegen war, daß er den ganzen Wald erleuchtete wie ein grauenhaftes Neonschild. Er suchte in der Dunkelheit nach dem Beschwörer des Schädels, doch er sah niemanden.

»Wer ist da?«, rief er noch einmal.

»Harry, komm, wir hauen ab!«Hermine hatte ihn hinten an der Jacke gepackt und zerrte ihn rücklings fort.

»Was ist los?«, fragte Harry und sah bestürzt in ihr weißes, verängstigtes Gesicht.

»Es ist das Dunkle Mal, Harry!«, keuchte Hermine und zerrte ihn mit aller Kraft fort.»Das Zeichen von Du-weißt-schon-wem!«

»Voldemorts -?«

»Harry, komm schon!«

Harry wandte sich jetzt um – Ron packte hastig seinen kleinen Krum ein – und die drei machten sich auf den Weg über die Lichtung – doch nach nur wenigen hastigen Schritten verriet ihnen ein leises Plopp nach dem anderen, daß zwanzig Zauberer aus dem Nichts aufgetaucht waren und sie umzingelten.

Harry wirbelte herum, und im Bruchteil einer Sekunde erkannte er eines: Jeder dieser Zauberer hatte seinen Zauberstab gezückt, und die Zauberstäbe waren auf ihn, Ron und Hermine gerichtet. Ohne weiter nachzudenken schrie er:»Deckung!«, packte die anderen beiden und riß sie zu Boden.

»Stupor!«, donnerten zwanzig Stimmen – es gab ein blendendes Blitzgeprassel und Harry spürte, wie sich das Haar auf seinem Kopf kräuselte, als ob ein kräftiger Wind über die Lichtung fegte. Er hob den Kopf nur wenige Zentimeter und sah rote Feuerstöße aus den Stäben der Zauberer über sie hinwegflammen, sich kreuzen, von Baumstämmen abprallen und sich in der Dunkelheit verlieren -

»Aufhören!«, schrie eine Stimme, die er kannte.»Stopp! Das ist mein Sohn!«

Der Wind, der Harrys Haar zerzaust hatte, legte sich. Er hob den Kopf ein wenig höher. Der Zauberer vor ihm hatte seinen Stab gesenkt. Harry setzte sich auf und sah Mr Weasley mit entsetztem Gesicht auf sie zugehen.

»Ron – Harry -«, seine Stimme zitterte,»- Hermine – seid ihr verletzt?«

»Aus dem Weg, Arthur«, herrschte ihn eine kalte Stimme an.

Es war Mr Crouch. Er und die anderen Ministeriumszauberer zogen den Kreis um sie enger. Harry stand auf, um sich ihnen entgegenzustellen. Mr Crouchs Gesicht war wutverzerrt.

»Wer von Ihnen hat es getan?«, bellte er, und seine scharfen Augen blitzten zwischen ihnen hin und her.»Wer von Ihnen hat das Dunkle Mal heraufbeschworen?«

»Das waren wir nicht!«, sagte Harry und deutete mit der Hand hoch zum Schädel.

»Wir haben überhaupt nichts getan!«, sagte Ron, rieb sich den Ellbogen und sah entrüstet seinen Vater an.»Warum habt ihr uns angegriffen?«

»Lügen Sie nicht, Sir!«, rief Mr Crouch. Sein Zauberstab war immer noch direkt auf Ron gerichtet und seine Augen quollen hervor – so wirkte er leicht übergeschnappt.»Sie sind am Tatort entdeckt worden!«

»Barty«, flüsterte eine Hexe in einem langen wollenen Morgenrock,»das sind doch noch Kinder, Barty, die wären doch nie in der Lage -«

»Wo kam denn das Mal her, ihr drei?«, warf Mr Weasley rasch ein.

»Von da drüben«, sagte Hermine zitternd und deutete auf die dunkle Stelle, wo die Stimme hergekommen war,»da war jemand hinter den Bäumen… er hat laut gesprochen – eine Beschwörung -«

»Oh, stand also da drüben, nicht wahr?«, sagte Mr Crouch und wandte seine hervorquellenden Augen Hermine zu; daß er ihr nicht glaubte, stand ihm im Gesicht geschrieben.»Hat eine Beschwörung gesprochen, soso? Sie scheinen sehr gut zu wissen, wie das Mal aufgerufen wird, Fräulein -«

Doch keiner der Ministeriumszauberer außer Mr Crouch schien es überhaupt für denkbar zu halten, daß Harry, Ron oder Hermine den Schädel heraufbeschworen hatte; im Gegenteil, bei Hermines Worten hoben sie alle wieder ihre Zauberstäbe, spähten durch die Nacht und richteten sie auf die besagte Stelle.

»Zu spät«, sagte die Hexe in dem wollenen Morgenrock kopfschüttelnd.»Die sind bestimmt schon disappariert.«

»Da bin ich anderer Meinung«, sagte ein Zauberer mit stoppligem braunem Bart. Es war Amos Diggory, Cedrics Vater.»Unsere Schocker sind doch direkt durch diese Bäume geflogen… vielleicht haben wir sie sogar erwischt…«

»Sei vorsichtig, Amos!«, warnten einige Umstehende, als Mr Diggory die Schultern straffte, den Zauberstab ausstreckte und die Lichtung überquerte. Die Hände an den Mund gepreßt sah Hermine ihn in den Schatten verschwinden.

Sekunden später hörten sie Mr Diggory rufen.

»Ja! Wir haben sie! Hier ist jemand! Bewußtlos! Es ist – aber – du meine Güte…«

»Sie haben jemanden?«, rief Mr Crouch mit zweifelndem Unterton.»Wen? Wer ist es?«

Sie hörten Zweige knacken und Blätter rascheln und dann die knirschenden Schritte Mr Diggorys, der wieder zwischen den Bäumen auftauchte. Er trug eine kleine, schlaffe Gestalt in den Armen. Harry erkannte sofort das Geschirrtuch. Es war Winky.

Mr Crouch schien zu Eis gefroren, als ihm Mr Diggory die Elfe vor die Füße legte. Die anderen Ministeriumszauberer starrten allesamt Mr Crouch an. Ein paar Sekunden lang blieb er wie gebannt stehen, die lodernden Augen auf die am Boden liegende Winky gerichtet.

»Das – kann – nicht – sein«, stieß er abgehackt hervor.»Nein -«

Plötzlich ging er schnell um Mr Diggory herum und marschierte auf die Stelle zu, wo dieser Winky gefunden hatte.

»Hat keinen Zweck, Mr Crouch«, rief ihm Mr Diggory nach.»Mehr sind nicht da.«

Doch Mr Crouch schien ihm nicht glauben zu wollen. Sie konnten ihn blätterraschelnd zwischen den Büschen umhersuchen hören.

»Ziemlich peinlich«, sagte Mr Diggory verbissen und sah hinunter auf die reglose Gestalt Winkys.»Barty Crouchs Hauselfe… schon ein starkes Stück…«

»Reg dich ab, Amos«, sagte Mr Weasley leise,»du glaubst doch nicht allen Ernstes, daß es die Elfe war? Das Dunkle Mal ist das Zeichen eines Zauberers. Dazu ist ein Zauberstab nötig.«

»Tja«, sagte Mr Diggory,»sie hatte einen Zauberstab.«

»Wie bitte?«, sagte Mr Weasley.

»Hier, schau.«Mr Diggory hob den Zauberstab und zeigte ihn Mr Weasley.»Hatte ihn in der Hand. Da hätten wir also schon mal einen Verstoß gegen Artikel drei des Gesetzes zum Gebrauch des Zauberstabs: Kein nichtmenschliches Wesen darf einen Zauberstab tragen oder gebrauchen.«

In diesem Augenblick gab es ein erneutes Plopp und Ludo Bagman apparierte direkt neben Mr Weasley. Erschöpft und verwirrt drehte er sich im Kreis und spähte kichernd zu dem smaragdgrünen Schädel hoch.

»Das Dunkle Mal!«, keuchte er und hätte um ein Haar Winky zertrampelt. Mit fragender Miene wandte er sich an seine Kollegen.»Wer war das? Habt ihr sie? Barty! Was geht hier vor?«

Mr Crouch war mit leeren Händen zurückgekehrt. Sein Gesicht war immer noch gespenstisch weiß und seine Hände und sein Oberlippenbärtchen zuckten.

»Wo warst du, Barty?«, sagte Bagman.»Warum warst du nicht beim Spiel? Deine Elfe hat dir doch einen Platz besetzt – würgende Wasserspeier!«Bagmans Blick war auf Winky zu Crouchs Füßen gefallen.»Was ist denn mit der passiert?«

»Ich hatte vorhin zu tun, Ludo«, antwortete ihm Mr Crouch, der immer noch am ganzen Leib zuckte und die Lippen kaum bewegte.»Und meine Elfe wurde betäubt.«

»Betäubt? Von euch hier, soll das heißen? Aber warum -?«

Plötzlich dämmerte es auf Bagmans rundem, glänzendem Gesicht; er blickte hoch zu dem Schädel, hinab auf Winky und fixierte dann Mr Crouch.

»Nein!«, sagte er.»Winky? Hat das Dunkle Mal heraufbeschworen? Die weiß doch nie und nimmer, wie das geht! Und erst einmal brauchte sie einen Zauberstab!«

»Sie hatte einen«, sagte Mr Diggory.»Als ich sie fand, hatte sie einen in der Hand, Ludo. Wenn Sie einverstanden sind, Mr Crouch, sollten wir hören, was sie selbst dazu zu sagen hat.«

Crouch ließ nicht erkennen, ob er Mr Diggory überhaupt verstanden hatte, doch Mr Diggory schien sein Schweigen für Zustimmung zu halten. Er hob seinen eigenen Zauberstab, richtete ihn auf Winky und sagte:»Enervate!«

Winky regte sich ein wenig. Ihre großen braunen Augen öffneten sich und sie blinzelte ein paar Mal recht verwirrt. Unter den stummen Blicken der Zauberer setzte sie sich zitternd auf den Hintern. Dann bemerkte sie Mr Diggorys Füße und sah langsam und bebend zu ihm auf; noch langsamer schließlich hob sie ihren Kopf zum Himmel. Harry sah den Schädel zweifach in ihren Augen gespiegelt. Sie keuchte, ließ den Blick verstört über die Lichtung voller Zauberer huschen und brach dann in angsterfülltes Schluchzen aus.

»Elfe!«, sagte Mr Diggory barsch.»Weißt du, wer ich bin? Ich bin ein Mitglied der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe!«

Winky, in kurzen Stößen atmend, begann nun mit dem Oberkörper hin und her zu wippen. Sie erinnerte Harry deutlich an Dobby in seinen Momenten ängstlichen Ungehorsams.

»Wie du siehst, Elfe, wurde hier vor kurzem das Dunkle Mal heraufbeschworen«, sagte Mr Diggory.»Und du wurdest wenig später entdeckt, direkt darunter! Eine Erklärung, wenn ich bitten darf!«

»Ich – ich – ich hab nichts getan, Sir!«, keuchte Winky.»Ich weiß doch nicht, wie, Sir!«

»Du wurdest mit einem Zauberstab in der Hand gefunden!«, blaffte sie Mr Diggory an und fuchtelte mit dem Stab vor ihrem Gesicht herum. Und als das grüne Licht, das die Lichtung vom Schädel am Himmel her erfüllte, auf den Zauberstab fiel, traf Harry fast der Schlag.

»Hee – das ist meiner!«, sagte er.

Alle auf der Lichtung starrten ihn an.

»Wie bitte?«, sagte Mr Diggory ungläubig.

»Das ist mein Zauberstab!«, sagte Harry.»Ich hab ihn verloren!«

»Du hast ihn verloren?«, wiederholte Mr Diggory zweifelnd.»Ist das ein Geständnis? Du hast ihn fortgeworfen, nachdem du das Dunkle Mal heraufbeschworen hattest?«

»Amos, bedenk doch, mit wem du sprichst«, sagte Mr Weasley erzürnt.»Glaubst du vielleicht, Harry Potter würde das Dunkle Mal heraufbeschwören?«

»Hmmh – natürlich nicht«, murmelte Mr Diggory.»Verzeihung… hab mich gehen lassen…«

»Ich hab ihn ohnehin nicht dort drüben fallen lassen«, sagte Harry und wies mit dem Daumen hinüber zu den Bäumen unter dem Schädel.»Ich hab ihn schon vermißt, gleich nachdem wir im Wald waren.«

»Nun gut«, sagte Mr Diggory und wandte sich mit kalten Augen erneut an Winky, die zu seinen Füßen kauerte.»Du hast also diesen Zauberstab gefunden, Elfe? Und du hast ihn aufgehoben und dachtest, du könntest ein paar Spaße damit treiben, nicht wahr?«

»Ich hab keinen Zauber damit gemacht, Sir!«, piepste Winky, und Tränen kullerten jetzt an ihrer eingedellten Kugelnase herunter.»Ich hab… ich hab… ich hab ihn nur aufgehoben, Sir! Ich hab nicht das Dunkle Mal gemacht, Sir, ich weiß nicht, wie!«

»Sie war es nicht!«, sagte Hermine. Vor all diesen Ministeriumszauberern zu sprechen schien sie nervös zu machen, doch sie ließ sich nicht beirren.»Winky hat eine leise Piepsstimme und die Stimme, die wir bei der Beschwörung gehört haben, war viel tiefer!«Sie wandte sich Hilfe suchend an Harry und Ron.»Sie klang nicht wie Winky, oder?«

»Nein«, sagte Harry und schüttelte den Kopf.»Die Stimme klang bestimmt nicht nach der Elfe.«

»Ja, es war eine menschliche Stimme«, sagte Ron.»Nun, wir werden ja gleich sehen«, knurrte Mr Diggory mit unbeeindruckter Miene.»Es gibt eine einfache Möglichkeit, den letzten Zauber eines Zauberstabs festzustellen, wußtest du das, Elfe?«

Winky zitterte und schüttelte verzweifelt und ohrenschlackernd den Kopf. Mr Diggory hob erneut seinen Zauberstab und berührte mit ihm die Spitze von Harrys Zauberstab.

»Prior Incantado!«, rief er mit donnernder Stimme. Harry hörte Hermine vor Entsetzen aufkeuchen, als ein gewaltiger Schädel mit Schlangenzunge genau dort hervorbrach, wo sich die Spitzen der beiden Stäbe berührten, doch diesmal war es nur ein Schatten des grünen Schädels hoch über ihnen, der aussah, als bestünde er aus dichtem grünem Rauch: der Geist eines Zaubers.

»Deletrius!«, rief Mr Diggory, und der Schädel aus Rauch verpuffte zu einem Wölkchen.

»So«, sagte Mr Diggory, als hätte er einen grausamen Sieg errungen, und sah hinab auf Winky, die immer noch am ganzen Leib bebte.

»Ich hab's nicht getan!«, piepste sie und rollte entsetzt mit den Augen.»Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich weiß nicht, wie! Ich bin doch eine gute Elfe, ich mache nichts mit dem Zauberstab, ich weiß nicht, wie!«

»Du bist auf frischer Tat ertappt worden, Elfe!«, polterte Mr Diggory.»Ertappt mit dem Tatwerkzeug, dem Zauberstab, in der Hand!«

»Amos«, sagte Mr Weasley laut,»überleg doch mal… herzlich wenig Zauberer wissen, wie man diesen Zauber ausübt… wo sollte sie das gelernt haben?«

»Womöglich will Amos behaupten«, sagte Mr Crouch mit kalter Wut in jeder Silbe,»daß ich meinen Dienstboten regelmäßig beibringe, das Dunkle Mal zu beschwören?«

Ein zutiefst peinliches Schweigen trat ein.

Amos Diggory schien entsetzt.»Mr Crouch… nein… nein, keineswegs…«

»Und Sie hätten um ein Haar ausgerechnet die zwei Personen auf dieser Lichtung beschuldigt, die gewiß am wenigsten mit dem Dunklen Mal zu tun haben wollen!«, bellte Mr Crouch.»Harry Potter – und mich! Ich nehme an, Sie kennen die Geschichte des Jungen, Amos?«

»Natürlich – jeder kennt sie -«, murmelte Mr Diggory und schien sich in seiner Haut höchst unwohl zu fühlen.

»Und ich denke, Sie wissen bestimmt auch noch, wie oft ich in meiner langen Laufbahn bewiesen habe, daß ich die dunklen Künste und jene, die sie ausüben, hasse und verachte?«, rief Mr Crouch, und erneut quollen ihm die Augen aus den Höhlen.

»Mr Crouch – ich – ich habe nie auch nur eine Andeutung gemacht, daß Sie irgend etwas damit zu tun hätten!«, murmelte Amos Diggory unter seinem braunen Stoppelbart errötend.

»Wenn Sie meine Elfe beschuldigen, dann beschuldigen Sie mich, Diggory!«, rief Mr Crouch.»Wo sonst soll sie gelernt haben, das Mal zu beschwören?«

»Sie – sie könnte es überall mitgekriegt haben -«

»Genau, Amos«, sagte Mr Weasley.»Sie hätte es überall mitkriegen können… Winky?«, sagte er freundlich und wandte sich der Elfe zu, doch sie zuckte zusammen, als ob auch er sie angeschrien hätte.»Wo genau hast du Harrys Zauberstab gefunden?«

Winky zwirbelte so hartnäckig an der Spitze ihres Geschirrtuchs, daß es zwischen ihren Fingern ausfranste.

»Ich – ich hab ihn gefunden – gefunden dort, Sir…«, flüsterte sie,»dort… unter den Bäumen, Sir…«

»Siehst du, Amos«, sagte Mr Weasley.»Wer immer das Mal heraufbeschworen hat, könnte sofort danach verschwunden sein und Harrys Zauberstab zurückgelassen haben. Ein gerissener Schachzug, nicht den eigenen Zauberstab zu nehmen, der ihn hätte verraten können. Und Winky hier hatte das Pech, nur Augenblicke später auf den Zauberstab zu stoßen und ihn aufzuheben.«

»Aber dann wäre sie nur ein paar Meter vom wirklichen Schurken entfernt gewesen!«, sagte Mr Diggory ungeduldig.»Elfe? Hast du jemanden gesehen?«

Winky schüttelte es am ganzen Leib. Ihre Riesenaugen flackerten von Mr Diggory zu Ludo Bagman und weiter zu Mr Crouch.

Dann würgte sie hervor:»Ich hab niemanden gesehen, Sir… niemanden nicht…«

»Amos«, sagte Mr Crouch schroff.»Natürlich würden Sie Winky normalerweise zum Verhör ins Büro mitnehmen. Ich bitte Sie jedoch, mir zu gestatten, selbst mit ihr abzurechnen.«

Mr Diggory schien von diesem Vorschlag nicht besonders angetan, doch Harry war klar, daß Mr Crouch ein so hohes Tier im Ministerium war, daß er nicht wagte, den Vorschlag abzulehnen.

»Sie können sicher sein, daß sie bestraft wird«, fügte Mr Crouch kühl hinzu.

»M-M-Meister…«, stammelte Winky und sah mit tränenverquollenen Augen zu Mr Crouch auf.»M-M-Meister, b-b-bitte…«

Mr Crouch starrte sie an, seine Züge schienen noch schärfer, jede Falte auf seinem Gesicht tiefer geworden zu sein. In seinem Blick lag kein Erbarmen.

»Winky hat sich heute Nacht auf eine Weise benommen, die ich nicht für möglich gehalten hätte«, sagte er langsam.»Ich habe sie angewiesen, im Zelt zu bleiben. Ich habe sie angewiesen, dort zu bleiben, während ich unterwegs war, um dem Aufruhr Einhalt zu gebieten. Und ich stelle fest, daß sie mir nicht gehorcht hat. Das bedeutet Kleidung.«

»Nein!«, kreischte Winky und warf sich zu Mr Crouchs Füßen auf die Erde.»Nein, Meister! Nicht Kleidung, nicht Kleidung!«

Harry wußte, daß die einzige Möglichkeit, einen Hauselfen in die Freiheit zu entlassen, darin bestand, ihm richtige Kleider zu schenken. Es war ein Jammer mit anzusehen, wie Winky, das Geschirrtuch fest umklammernd, Tränen über Mr Crouchs Schuhe vergoß.

»Sie hatte doch Angst!«, stieß Hermine zornig hervor und starrte Mr Crouch verächtlich an.»Ihre Elfe hat Höhenangst und diese maskierten Zauberer ließen Leute in der Luft schweben! Sie können ihr nicht vorwerfen, daß sie das Weite suchen wollte!«

Mr Crouch schüttelte die Elfe ab, trat einen Schritt zurück und musterte sie, als ob sie etwas Schmutziges und Ekliges wäre, das seine polierten Schuhe besudle.

»Ich kann keine Hauselfe gebrauchen, die mir nicht gehorcht«, sagte er kalt und sah zu Hermine auf.»Ich kann keine Dienerin gebrauchen, die vergißt, was sie ihrem Meister und seinem Ruf schuldig ist.«

Winky weinte so heftig, daß ihr Schluchzen auf der ganzen Lichtung widerhallte.

Ein sehr unangenehmes Schweigen trat ein, das von Mr Weasley mit leisen Worten beendet wurde:»Nun, ich denke, ich nehme die Meinen zurück zum Zelt, wenn keiner etwas dagegen hat. Amos, dieser Zauberstab hat uns alles gesagt, was er kann – könnte Harry ihn bitte wieder zurückhaben -«

Mr Diggory reichte Harry den Zauberstab und Harry ließ ihn in die Tasche gleiten.

»Na, dann kommt, ihr drei«, sagte Mr Weasley leise. Doch Hermine schien keinen Schritt gehen zu wollen; ihr Blick ruhte immer noch auf der schluchzenden Elfe.»Hermine!«, sagte Mr Weasley etwas eindringlicher. Sie wandte sich um und folgte Harry und Ron über die Lichtung und hinein in den Wald.

»Was geschieht mit Winky?«, fragte Hermine, sobald sie die Lichtung hinter sich gelassen hatten.

»Ich weiß es nicht«, sagte Mr Weasley.

»Unglaublich, wie sie behandelt wird!«, sagte Hermine zornig.»Mr Diggory nennt sie die ganze Zeit ›Elfe‹… und erst Mr Crouch! Er weiß, daß sie es nicht getan hat, und trotzdem wirft er sie raus! Es war ihm doch gleich, daß sie furchtbare Angst hatte und ganz aus der Fassung war – als ob sie nicht mal ein Mensch wäre!«

»Nun ja, ist sie auch nicht«, sagte Ron.

Hermine sah ihn wutentbrannt an.»Das heißt noch lange nicht, daß sie keine Gefühle hat, Ron, es ist abscheulich, wie -«

»Hermine, du hast ja Recht«, warf Mr Weasley rasch ein und winkte sie weiter,»aber jetzt ist nicht die Zeit, über Elfenrechte zu diskutieren. Ich möchte so rasch wie möglich zum Zelt zurück. Was ist mit den anderen passiert?«

»Wir haben sie in der Dunkelheit verloren«, sagte Ron.»Dad, warum regen sich denn alle so furchtbar über diesen Schädel da oben auf?«

»Das erkläre ich dir, wenn wir wieder im Zelt sind«, sagte Mr Weasley angespannt.

Doch am Waldrand wurden sie aufgehalten.

Eine große Schar verängstigt aussehender Hexen und Zauberer hatte sich dort versammelt, und als sie Mr Weasley näher kommen sahen, hasteten ihm viele entgegen.»Was geht dort drin vor?«-»Wer hat das Mal heraufbeschworen?«-»Arthur – doch nicht etwa – er selbst?«

»Natürlich nicht«, sagte Mr Weasley ungehalten.»Wer es war, wissen wir nicht, und er ist verschwunden. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich will schlafen gehen.«

Er bahnte Harry, Ron und Hermine einen Weg durch die Menge und schließlich gelangten sie zum Zeltplatz. Ruhe war eingekehrt; von den maskierten Zauberern war nichts mehr zu sehen, doch noch immer kokelten ein paar abgebrannte Zelte.

Charlie steckte den Kopf aus dem Jungenzelt.

»Dad, was ist los?«, rief er durch die Dunkelheit.»Fred, George und Ginny sind hier, ihnen ist nichts passiert, aber die anderen -«

»Die hab ich mitgebracht«, sagte Mr Weasley, bückte sich und schlüpfte ins Zelt. Harry, Ron und Hermine folgten ihm.

Bill saß an dem kleinen Küchentisch und drückte sich ein Leintuch auf den Arm, der stark blutete. Charlie hatte einen langen Riß im Hemd und Percy konnte eine blutige Nase vorzeigen. Fred, George und Ginny schienen nicht verletzt, jedoch arg mitgenommen.

»Hast du ihn gekriegt, Dad?«, sagte Bill scharf.»Den, der das Mal heraufbeschworen hat?«

»Nein«, sagte Mr Weasley.»Wir haben Barty Crouchs Elfe mit Harrys Zauberstab in der Hand gefunden, aber das sagt uns noch lange nicht, wer wirklich das Mal heraufbeschworen hat.«

»Was?«, sagten Bill, Charlie und Percy wie aus einem Mund.

»Harrys Zauberstab?«, sagte Fred.

»Mr Crouchs Elfe?«, sagte Percy wie vom Donner gerührt.

Mit ein paar ergänzenden Worten von Harry, Ron und Hermine schilderte Mr Weasley, was im Wald geschehen war. Als er geendet hatte, warf sich Percy entrüstet in die Brust.

»Natürlich hat Mr Crouch vollkommen Recht, eine solche Elfe davonzujagen!«, sagte er.»Läuft einfach davon, wo er ihr doch ausdrücklich gesagt hat… wie peinlich für ihn und das Ministerium… wie hätte das denn ausgesehen, wenn man sie vor der Abteilung zur Führung und Aufsicht…«

»Sie hat nichts getan – sie war nur zur falschen Zeit am falschen Ort«, fauchte Hermine den völlig perplexen Percy an. Hermine war immer recht gut mit Percy ausgekommen -im Grunde besser als die anderen.

»Hermine, ein Zauberer in Mr Crouchs Position kann sich keine Hauselfe leisten, die mit einem Zauberstab Amok läuft!«, sagte Percy mit gewichtiger Miene, nachdem er sich gefaßt hatte.

»Sie ist nicht Amok gelaufen!«, rief Hermine.»Sie hat ihn nur von der Erde aufgelesen!«

»Hört mal, kann mir jemand erklären, was es mit diesem Schädel auf sich hat?«, sagte Ron ungeduldig.»Er hat doch keinem was getan… warum dann dieser ganze Aufstand?«

»Ich hab dir doch erklärt, es ist das Symbol von Du-weißt-schon-wem, Ron«, sagte Hermine, bevor irgend jemand sonst antworten konnte.»Hab ich in Aufstieg und Fall der dunklen Künste gelesen.«

»Und der Schädel wurde dreizehn Jahre lang nicht gesehen«, sagte Mr Weasley leise.»Natürlich hat er die Leute in Angst und Schrecken versetzt… es war ja fast, als würden sie Du-weißt-schon-wen wieder sehen.«

»Ich versteh's trotzdem nicht«, sagte Ron stirnrunzelnd.»Ich meine… es ist nur ein Zeichen am Himmel…«

»Ron, Du-weißt-schon-wer und seine Anhänger haben das Dunkle Mal immer dann aufsteigen lassen, wenn sie gemordet haben«, sagte Mr Weasley.»Du hast ja keine Ahnung… welches Grauen es auslöste. Stell dir vor, du kommst nach Hause und findest das Dunkle Mal über deinem Haus schweben und du weißt genau, was du drin vorfinden wirst… das Schlimmste…«

Eine kurze Stille trat ein.

Schließlich nahm Bill seinen Verband ab, um sich seine Wunde am Arm anzusehen, und sagte:»Jedenfalls hat uns der Schädel heute Nacht nicht geholfen, wer immer ihn heraufbeschworen hat. Die Todesser hat er sofort in panische Angst versetzt. Sie sind alle disappariert, bevor wir nahe genug dran waren, um auch nur einem von ihnen die Maske abzureißen. Wenigstens konnten wir die Familie Roberts noch auffangen, bevor sie auf der Erde aufschlugen. Im Moment werden ihre Gedächtnisse verändert.«

»Todesser?«, sagte Harry.»Was sind Todesser?«

»So nannten sich die Anhänger von Du-weißt-schon-wem«, sagte Bill.»Ich glaube, heute Nacht haben sich die versprengten Überreste dieser Leute wieder zusammengefunden – die zumindest, die es geschafft haben, sich vor Askaban zu retten.«

»Wir können nicht beweisen, daß sie es waren, Bill«, sagte Mr Weasley.»Obwohl du wahrscheinlich Recht hast«, fügte er erbittert hinzu.

»Ja, darauf wette ich«, sagte Ron plötzlich.»Dad, wir haben Draco Malfoy im Wald getroffen, und er hat durchblicken lassen, daß sein Vater einer dieser Hirnis mit den Masken war! Und wir wissen alle, daß die Malfoys mit Du-weißt-schon-wem unter einer Decke steckten!«

»Aber das waren doch Anhänger Voldemorts -«, warf Harry ein. Die anderen zuckten zusammen – wie die meisten in der Zaubererwelt vermieden es die Weasleys, Voldemort beim Namen zu nennen.»Verzeihung«, sagte Harry rasch.»Warum eigentlich sollten diese Anhänger von Du-weißt-schon-wem Muggel in der Luft schweben lassen? Was war denn der Sinn des Ganzen?«

»Der Sinn?«, sagte Mr Weasley mit einem hohlen Lachen.»Harry, das verstehen diese Leute unter Spaß. Die Hälfte der Morde an Muggeln in der Zeit, als Du-weißt-schon-wer an der Macht war, wurden aus reinem Vergnügen begangen. Ich nehme an, sie hatten am Abend einiges getrunken und konnten dann einfach der Lust nicht widerstehen, uns daran zu erinnern, daß viele von ihnen immer noch auf freiem Fuß sind. Für die war es ein nettes kleines Wiedersehensfest«, schloß er angewidert.

»Aber wenn sie wirklich Todesser waren, warum sind sie dann disappariert, als sie das Dunkle Mal sahen?«, sagte Ron.»Eigentlich hätten sie sich doch freuen müssen, oder?«

»Ron, benutz doch mal deinen Grips«, sagte Bill.»Wenn sie wirklich Todesser waren, dann haben sie alles darangesetzt, nicht nach Askaban zu kommen, als Du-weißt-schon-wer die Macht verlor, und alle möglichen Lügengeschichten aufgetischt, von wegen er hätte sie gezwungen, Menschen zu töten und zu foltern. Ich wette, sie haben noch mehr Angst als wir anderen, daß er zurückkommt. Als er die Macht verloren hatte, bestritten sie doch, daß sie jemals wirklich etwas mit ihm zu tun hatten, und lebten weiter, als ob nichts gewesen wäre… Ich schätze, er wäre nicht besonders angetan von ihnen, oder?«

»Also… wer immer das Dunkle Mal heraufbeschworen hat…«, sagte Hermine langsam,»hatte er das Ziel, die Todesser anzufeuern oder ihnen Angst einzujagen und sie zu verscheuchen?«

»Wir können das auch nicht besser beurteilen als du, Hermine«, sagte Mr Weasley.»Ich kann dir nur eines sagen… einzig und allein die Todesser wußten, wie man es heraufbeschwor. Ich wäre sehr überrascht, wenn dahinter nicht ein früherer Todesser stecken würde, auch wenn er es jetzt nicht mehr ist… Übrigens, es ist sehr spät, und wenn eure Mutter erfährt, was passiert ist, wird sie keine ruhige Minute mehr haben. Wir brauchen jetzt noch ein paar Stunden Schlaf und dann versuchen wir einen der ersten Portschlüssel von hier weg zu kriegen.«

Harry legte sich mit schwirrendem Kopf in die Koje. Er wußte, daß er eigentlich erschöpft war – es war fast drei Uhr morgens -, doch er fühlte sich hellwach – und voll dunkler Ahnungen.

Vor drei Tagen – es schien viel länger her zu sein, doch es waren nur drei Tage – war er mit brennenden Schmerzen auf der Stirn aufgewacht. Und heute Nacht war zum ersten Mal seit dreizehn Jahren Lord Voldemorts Zeichen am Himmel erschienen. Was sollten diese Dinge bedeuten?

Er dachte an den Brief, den er noch vom Ligusterweg aus an Sirius geschrieben hatte. Hatte Sirius ihn schon erhalten? Würde er bald antworten? Harry lag da und starrte auf die Zeltplane, doch keine Träumereien vom Fliegen wiegten ihn nun in den Schlaf, und erst lange nachdem Bills Schnarchen das Zelt erzittern ließ, döste Harry endlich ein.