"Фридрих Дюрренматт. Der tunnel (Тоннель, нем.)" - читать интересную книгу автора

der junge Mann am Ausgang des Speisewagens. "Sie wunschen?" fragte der
Zugfuhrer, der ein gro?gewachsener, ruhiger Mann war, mit einem sorgfaltig
gepflegten, schwarzen Schnurrbart und einer randlosen Brille. "Wir sind in
einem Tunnel, seit funfundzwanzig Minuten", sagte der junge Mann. Der
Zugfuhrer schaute nicht nach dem Fenster, wie der Vierundzwanzigjahrige
erwartet hatte, sondern wandte sich zum Kellner. "Geben Sie mir eine
Schachtel Ormond 10", sagte er, "ich rauche die gleiche Sorte wie der Herr
da"; doch konnte ihn der Kellner nicht bedienen, da man diese Zigarre nicht
besa?, so dass denn der junge Mann, froh, einen Anknupfungspunkt zu haben,
dem Zugfuhrer eine Brasil anbot. "Danke", sagte er, "ich werde in Olten kaum
Zeit haben, mir eine zu verschaffen, und so tun Sie mir denn einen gro?en
Gefallen. Rauchen ist wichtig. Darf ich Sie nun bitten, mir zu folgen?" Er
fuhrte den Vierundzwanzigjahrigen in den Packwagen, der vor dem Speisewagen
lag. "Dann kommt noch die Maschine", sagte der Zugfuhrer, wie sie den Raum
betraten, "wir befinden uns an der Spitze des Zuges." Im Packraum brannte
ein schwaches, gelbes Licht, der gro?te Teil des Wagens lag im Ungewissen,
die Seitenturen waren verschlossen, und nur durch ein kleines vergittertes
Fenster drang die Finsternis des Tunnels. Koffer standen herum, viele mit
Hotelzetteln beklebt, einige Fahrrader und ein Kinderwagen. Der Zugfuhrer
hing seine rote Tasche an einen Haken. "Was wunschen Sie?" fragte er aufs
neue, schaute jedoch den jungen Mann nicht an, sondern begann in einem Heft,
das er der Tasche entnommen hatte, Tabellen auszufullen. "Wir befinden uns
seit Burgdorf in einem Tunnel", antwortete der Vierundzwanzigjahrige
entschlossen, "einen so gewaltigen Tunnel gibt es auf dieser Strecke nicht,
ich fahre sie jede Woche hin und zuruck, ich kenne die Strecke." Der
Zugfuhrer schrieb weiter. "Mein Herr", sagte er endlich und trat nah an den
jungen Mann heran, so nah, dass sich die beiden Leiber fast beruhrten, "mein
Herr, ich habe Ihnen wenig zu sagen. Wie wir in diesen Tunnel geraten sind,
wei? ich nicht, ich habe dafur keine Erklarung. Doch bitte ich Sie zu
bedenken: Wir bewegen uns auf Schienen, der Tunnel muss also irgendwo
hinfuhren. Nichts beweist, dass am Tunnel etwas nicht in Ordnung ist, au?er
naturlich, dass er nicht aufhort." Der Zugfuhrer, die Ormond Brasil immer
noch, ohne zu rauchen, zwischen den Lippen, hatte uberaus leise gesprochen,
jedoch mit so gro?er Wurde und so deutlich und bestimmt, dass seine Worte
vernehmbar waren, obgleich im Packwagen das Tosen des Zuges um vieles
starker war als im Speisewagen. "Dann bitte ich Sie, den Zug anzuhalten",
sagte der junge Mann ungeduldig, "ich verstehe kein Wort von dem, was Sie
sagen. Wenn etwas nicht stimmt mit diesem Tunnel, dessen Vorhandensein Sie
selbst nicht erklaren konnen, haben Sie den Zug anzuhalten." -"Den Zug
anhalten?" antwortete der andere langsam, gewi?, daran habe er auch schon
gedacht, worauf er das Heft schlo? und in die rote Tasclfe zurucksteckte,
die an ihrem Haken hin und her schwankte, dann steckte er die Ormond
sorgfaltig in Brand. Ob er die Notbremse ziehen solle, fragte der junge Mann
und wollte nach dem Haken der Bremse uber seinem Kopf greifen, torkelte
jedoch im selb..,}} Augenblick nach vorne, wo er an die Wand prallte. Der
Kinderwagen rollte auf ihn zu, und Koffer rutschten heran; seltsam
schwankend kam auch der Zugfuhrer mit vorgestreckten Handen durch den
Packraum. "Wir fahren abwarts", sagte der Zugfuhrer und lehnte sich neben
dem Vierundzwanzigjahrigen an die Vorderwand des Wagens, doch kam der
erwartete Aufprall des rasenden Zuges am Fels nicht, dieses Zerschmettern