"Johann Wolfgang Goethe. Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand" - читать интересную книгу автора

gekrauselt Haar von ungefahr mit dem Armel verwischt?

Weislingen. Es war bei Tische, und er stach nach Euch mit dem Messer.

Gotz. Den schlug ich wacker aus dazumal, und daruber wurdet Ihr mit
seinem Kameraden zu Unfried. Wir hielten immer redlich zusammen als gute
brave Jungen, dafur erkennte uns auch jedermann. (Schenkt ein und bringt's.)
Kastor und Pollux! Mir tat's immer im Herzen wohl, wenn uns der Markgraf so
nannte.

Weislingen. Der Bischof von Wurzburg hatte es aufgebracht.

Gotz. Das war ein gelehrter Herr, und dabei so leutselig. Ich erinnere
mich seiner, so lange ich lebe, wie er uns liebkoste, unsere Eintracht lobte
und den Menschen glucklich pries, der ein Zwillingsbruder seines Freundes
ware.

Weislingen. Nichts mehr davon!

Gotz. Warum nicht? Nach der Arbeit wu?t ich nichts Angenehmers, als
mich des Vergangenen zu erinnern. Freilich, wenn ich wieder so bedenke, wie
wir Liebs und Leids zusammen trugen, einander alles waren, und wie ich
damals wahnte, so sollt's unser ganzes Leben sein! War das nicht all mein
Trost,, wie mir diese Hand weggeschossen ward vor Landshut, und du mein
pflegtest und mehr als Bruder fur mich sorgtest? Ich hoffte, Adelbert wird
kunftig meine rechte Hand sein. Und nun -

Weislingen. Oh!

Gotz. Wenn du mir damals gefolgt hattest, da ich dir anlag, mit nach
Brabant zu ziehen, es ware alles gut geblieben. Da hielt dich das
ungluckliche Hofleben und das Schlenzen und Scherwenzen mit den Weibern. Ich
sagt es dir immer, wenn du dich mit den eiteln garstigen Vetteln abgabst und
ihnen erzahltest von mi?vergnugten Ehen, verfuhrten Madchen, der rauhen Haut
einer Dritten, oder was sie sonst gerne horen: >Du wirst ein Spitzbub<, sagt
ich, >Adelbert.<

Weislingen. Wozu soll das alles?

Gotz. Wollte Gott, ich konnt's vergessen, oder es war anders! Bist du
nicht ebenso frei, so edel geboren als einer in Deutschland, unabhangig, nur
dem Kaiser untertan, und du schmiegst dich unter Vasallen? Was hast du von
dem Bischof? Weil er dein Nachbar ist? dich necken konnte? Hast du nicht
Arme und Freunde, ihn wieder zu necken? Verkennst den Wert eines freien
Rittersmanns, der nur abhangt von Gott, seinem Kaiser und sich selbst!
Verkriechst dich zum ersten Hofschranzen eines eigensinnigen neidischen
Pfaffen!

Weislingen. La?t mich reden.