"Johann Wolfgang Goethe. Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand" - читать интересную книгу автора

Maximilians Kronung haben wir Euern Brautigams was vorgeschmaust. Euer Name
ist Olearius? Ich kenne so niemanden.

Olearius. Mein Vater hie? Ohlmann. Nur, den Mi?stand auf dem Titel
meiner lateinischen Schriften zu vermeiden, nenn ich mich, nach dem Beispiel
und auf Anraten wurdiger Rechtslehrer, Olearius.

Liebetraut. Ihr tatet wohl, da? Ihr Euch ubersetztet. Ein Prophet gilt
nichts in seinem Vaterlande, es hatt' Euch in Eurer Muttersprache auch so
gehen konnen.

Olearius. Es war nicht darum.

Liebetraut. Alle Dinge haben ein paar Ursachen.

Abt. Ein Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande!

Liebetraut. Wi?t Ihr auch warum, hochwurdiger Herr?

Abt. Weil er da geboren und erzogen ist.

Liebetraut. Wohl! Das mag die eine Ursache sein. Die andere ist: Weil,
bei einer naheren Bekanntschaft mit den Herrn, der Nimbus von Ehrwurdigkeit
und Heiligkeit wegschwindet, den uns eine neblichte Ferne um sie herumlugt;
und dann sind sie ganz kleine Stumpfchen Unschlitt.

Olearius. Es scheint, Ihr seid dazu bestellt, Wahrheiten. zu sagen.

Liebetraut. Weil ich 's Herz dazu hab, so fehlt mir's nicht am Maul.

Olearius. Aber doch an Geschicklichkeit, sie wohl anzubringen.

Liebetraut. Schropfkopfe sind wohl angebracht, wo sie ziehen.

Olearius. Bader erkennt man an der Schurze und nimmt in ihrem Amte
ihnen nichts ubel. Zur Vorsorge tatet Ihr wohl, wenn Ihr eine Schellenkappe
trugt.

Liebetraut. Wo habt Ihr promoviert? Es ist nur zur Nachfrage, wenn mir
einmal der Einfall kame, da? ich gleich vor die rechte Schmiede ginge.

Olearius. Ihr seid verwegen.

Liebetraut. Und Ihr sehr breit.

(Bischof und Abt lachen.)

Bischof. Von was anders! - Nicht so hitzig, ihr Herrn. Bei Tisch geht
alles drein - Einen andern Diskurs, Liebetraut!