"Johann Wolfgang Goethe. Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand" - читать интересную книгу автора

Elisabeth. Moget Ihr Euch so immer nach ihr sehnen als bisher, da ihr
um sie warbt! Und dann! Mochtet Ihr so glucklich sein, als Ihr sie lieb
behaltet!

Weislingen. Amen! Ich begehre kein Gluck als unter diesem Titel.

Gotz. Der Brautigam, meine liebe Frau, tut eine kleine Reise; denn die
gro?e Veranderung zieht viel geringe nach sich. Er entfernt sich zuerst vom
Bischoflichen Hof, um diese Freundschaft nach und nach erkalten zu lassen.
Dann rei?t er seine Guter eigennutzigen Pachtern aus den Handen. Und -
kommt, Schwester, komm, Elisabeth! Wir wollen ihn allein lassen. Sein Knab
hat ohne Zweifel geheime Auftrage an ihn.

Weislingen. Nichts, als was Ihr wissen durft.

Gotz. Braucht's nicht. - Franken und Schwaben! Ihr seid nun
verschwisterter als jemals. Wie wollen wir den Fursten den Daumen auf dem
Aug halten!

(Die drei gehn.)

Weislingen. Gott im Himmel! Konntest du mir Unwurdigem solch eine
Seligkeit bereiten? Es ist zu viel fur mein Herz. Wie ich von den elenden
Menschen abhing, die ich zu beherrschen glaubte, von den Blicken des
Fursten, von dem ehrerbietigen Beifall umher! Gotz, teurer Gotz, du hast
mich mir selbst wiedergegeben, und, Maria, du vollendest meine
Sinnesanderung. Ich fuhle mich so frei wie in heiterer Luft. Bamberg will
ich nicht mehr sehen, will all die schandlichen Verbindungen durchschneiden,
die mich unter mir selbst hielten. Mein Herz erweitert sich, hier ist kein
beschwerliches Streben nach versagter Gro?e. So gewi? ist der allein
glucklich und gro?, der weder zu herrschen noch zu gehorchen braucht, um
etwas zu sein!

(Franz tritt auf.)

Franz. Gott gru? Euch, gestrenger Herr! Ich bring Euch so viel Gru?e,
da? ich nicht wei?, wo anzufangen. Bamberg und zehn Meilen in die Runde
entbieten Euch ein tausendfaches: Gott gru? Euch!

Weislingen. Willkommen, Franz! Was bringst du mehr?

Franz. Ihr steht in einem Andenken bei Hof und uberall, da? es nicht zu
sagen. ist.

Weislingen. Das wird nicht lange dauern.

Franz. So lang Ihr lebt! und nach Eurem Tod wird's heller blinken als
die messingenen Buchstaben auf einem Grabstein. Wie man sich Euern Unfall zu
Herzen nahm!