"Harry Potter und der Halbblutprinz" - читать интересную книгу автора (Rowling Joanne K.)

Spinner's End

Viele Kilometer entfernt hing der kalte Nebel, der gegen die Fenster des Premierministers gedrückt hatte, über einem schmutzigen Fluss, der sich zwischen überwucherten und von Müll übersäten Ufern dahinschlängelte. Ein mächtiger Schornstein, Überbleibsel einer stillgelegten Fabrik, ragte in die Höhe, düster und unheilvoll. Außer dem Wispern des schwarzen Wassers war nichts zu hören, und es gab keine Spur von Leben außer einem mageren Fuchs, der sich die Uferböschung hinuntergeschlichen hatte, um erwartungsvoll ein altes Fish-and-Chips-Papier im hohen Gras zu beschnuppern.

Doch dann tauchte mit einem ganz leisen Plopp aus dem Nichts eine schlanke Gestalt mit Kapuze am Flussufer auf. Der Fuchs erstarrte, die wachsamen Augen auf diese seltsame neue Erscheinung gerichtet. Die Gestalt orientierte sich offenbar kurz, dann ging sie mit leichten, raschen Schritten davon, wobei ihr langer Umhang über das Gras raschelte.

Mit einem zweiten und lauteren Plopp erschien eine weitere Gestalt mit Kapuze.

»Warte!«

Der barsche Ruf erschreckte den Fuchs, der jetzt fast flach im Gestrüpp kauerte. Er sprang aus seinem Versteck hervor und die Böschung hoch. Ein grüner Lichtblitz, ein Jaulen, und der Fuchs fiel wieder zu Boden, er war tot.

Die zweite Gestalt drehte das Tier mit der Fußspitze um.

»Nur ein Fuchs«, sagte eine Frauenstimme unter der Kapuze abfällig. »Ich dachte, es wär vielleicht ein Auror – Zissy, warte!«

Doch die, hinter der sie herlief, hatte nur kurz innegehalten und zu dem Lichtblitz zurückgeblickt und kletterte nun schon die Böschung hoch, die der Fuchs eben hinuntergefallen war.

»Zissy – Narzissa – hör mir zu – «

Die zweite Frau holte die erste ein und packte sie am Arm, doch die andere riss sich los.

»Geh zurück, Bella!«

»Du musst mir zuhören!«

»Ich habe zugehört! Ich habe mich entschieden! Lass mich in Ruhe!«

Die Frau namens Narzissa hatte den oberen Rand der Böschung erklommen, wo ein alter Gitterzaun den Fluss von einer schmalen Pflasterstraße trennte. Die andere Frau, Bella, folgte ihr auf dem Fuß. Nebeneinander standen sie da und blickten über die Straße auf zahlreiche Reihen verfallener Backsteinhäuser, deren Fenster in der Dunkelheit stumpf und blind schienen.

»Hier lebt er?«, fragte Bella in verächtlichem Ton. »Hier? In dieser Muggelkloake? Wir sind wahrscheinlich die Ersten unserer Art, die jemals den Fuß – «

Aber Narzissa hörte nicht zu. Sie war durch eine Lücke in dem rostigen Gitter geschlüpft und eilte bereits über die Straße.

»Zissy, warte!«

Bella folgte ihr mit flatterndem Umhang und sah, wie Narzissa durch eine Gasse zwischen den Häusern in eine zweite, ganz ähnliche Straße huschte. Einige der Straßenlaternen waren kaputt; die beiden Frauen rannten zwischen hell erleuchteten Stellen und tiefer Dunkelheit dahin. Die Verfolgerin holte ihre Beute ein, als die gerade um eine weitere Ecke bog, und diesmal schaffte sie es, sie am Arm zu packen und herumzureißen, so dass sie einander ins Gesicht sahen.

»Zissy, das darfst du nicht tun, du kannst ihm nicht vertrauen – «

»Der Dunkle Lord vertraut ihm, oder etwa nicht?«

»Der Dunkle Lord … täuscht sich … glaube ich«, keuchte Bella, und ihre Augen leuchteten kurz unter ihrer Kapuze auf, als sie sich prüfend umblickte, um zu sehen, ob sie auch wirklich allein waren. »Jedenfalls hat man uns befohlen, mit niemandem über den Plan zu sprechen. Das ist ein Verrat am Dunklen Lord und …«

»Lass mich los, Bella!«, fauchte Narzissa, zog einen Zauberstab unter ihrem Umhang hervor und hielt ihn der anderen drohend vors Gesicht. Bella lachte nur.

»Zissy, deine eigene Schwester? Das würdest du nicht – «

»Es gibt nichts mehr, was ich nicht tun würde!«, hauchte Narzissa mit einem Anflug von Hysterie in der Stimme, und als sie den Zauberstab wie ein Messer nach unten stieß, flammte abermals ein Lichtblitz auf. Bella ließ den Arm ihrer Schwester los, als hätte sie sich verbrannt.

»Narzissa!«

Aber Narzissa war schon weitergeeilt. Ihre Verfolgerin rieb sich die Hand und setzte ihr nach, hielt nun jedoch Abstand, während sie immer tiefer in das verlassene Labyrinth der Backsteinhäuser eindrangen. Endlich hastete Narzissa durch eine Straße namens Spinner's End, über der wie ein riesiger mahnender Finger der gewaltige Fabrikschornstein zu schweben schien. Ihre Schritte hallten auf dem Pflaster, als sie an zugenagelten und zerbrochenen Fenstern vorbeilief, bis sie das allerletzte Haus erreichte, wo schwaches Licht durch die Vorhänge eines Raums im Erdgeschoss schimmerte.

Noch ehe Bella sie leise fluchend eingeholt hatte, hatte sie an die Tür geklopft. Gemeinsam standen sie da und warteten, leicht keuchend, und atmeten den Geruch des schmutzigen Flusses ein, den die nächtliche Brise zu ihnen herüberwehte. Nach ein paar Sekunden hörten sie ein Geräusch hinter der Tür und sie öffnete sich einen Spaltbreit. Ein schmales Stück von einem Mann war zu sehen, der zu ihnen herausspähte, einem Mann mit langem schwarzem Haar, das ihm wie ein Vorhang um sein fahles Gesicht mit den schwarzen Augen fiel.

Narzissa warf ihre Kapuze in den Nacken. Sie war so blass, dass sie in der Dunkelheit zu leuchten schien; mit ihrem langen blonden Haar, das ihr bis auf den Rücken wallte, sah sie aus wie eine Ertrunkene.

»Narzissa!«, sagte der Mann und öffnete die Tür etwas weiter, so dass das Licht auf sie und auch auf ihre Schwester fiel. »Welch angenehme Überraschung!«

»Severus«, flüsterte sie angestrengt. »Kann ich dich sprechen? Es ist dringend.«

»Aber natürlich.«

Er trat zurück, um sie an sich vorbei ins Haus zu lassen. Ihre Schwester, noch immer in die Kapuze gehüllt, folgte ihr unaufgefordert.

»Snape«, sagte sie barsch, als sie an ihm vorbeiging.

»Bellatrix«, antwortete er, und sein schmaler Mund verzog sich zu einem leicht spöttischen Lächeln, während er die Tür hinter ihnen zuschnappen ließ.

Sie gelangten sogleich in ein kleines Wohnzimmer, das den Eindruck einer finsteren Gummizelle machte. Die Wände waren vollständig mit Büchern bedeckt, die größtenteils alte schwarze oder braune Ledereinbände hatten; ein zerschlissenes Sofa, ein alter Sessel und ein wackliger Tisch standen dicht beieinander im trüben Lichtkegel einer Lampe, die von der Decke hing und in der eine Kerze steckte. Der Raum wirkte vernachlässigt, als ob er normalerweise nicht bewohnt würde.

Snape wies Narzissa in Richtung Sofa. Sie warf ihren Umhang ab, legte ihn beiseite, setzte sich und starrte auf ihre weißen zitternden Hände, die sie in ihrem Schoß verschränkt hatte. Bellatrix schob ganz langsam ihre Kapuze zurück. Sie war so dunkel, wie ihre Schwester hellhaarig war, hatte schwere Augenlider und ein kräftiges Kinn. Sie blickte unverwandt auf Snape, während sie zu Narzissa hinüberging und sich hinter sie stellte.

»So, was kann ich für euch tun?«, fragte Snape und setzte sich in den Sessel den beiden Schwestern gegenüber.

»Wir … wir sind allein, nicht wahr?«, fragte Narzissa leise.

»Ja, natürlich. Nun, Wurmschwanz ist hier, aber Ungeziefer zählt nicht, oder?«

Er richtete den Zauberstab auf die Bücherwand hinter sich, und mit einem Knall flog eine verborgene Tür auf und eine schmale Treppe wurde sichtbar, auf der ein kleiner Mann wie versteinert stand.

»Wie du zweifellos bemerkt hast, Wurmschwanz, haben wir Gäste«, sagte Snape träge.

Der Mann kroch mit buckligem Rücken die letzten paar Stufen herunter und betrat das Zimmer. Er hatte kleine, wässrige Augen, eine spitze Nase und zeigte ein unangenehmes affektiertes Grinsen. Seine linke Hand streichelte die rechte, die aussah, als wäre sie in einen hellen silbernen Handschuh gehüllt.

»Narzissa«, sagte er mit quiekender Stimme, »und Bellatrix! Wie reizend – «

»Wurmschwanz wird uns etwas zu trinken bringen, wenn ihr mögt«, sagte Snape. »Und dann geht er in sein Zimmer zurück.«

Wurmschwanz zuckte zusammen, als hätte Snape etwas nach ihm geworfen.

»Ich bin nicht dein Diener!«, quiekte er, Snapes Blick ausweichend.

»Tatsächlich? Ich dachte eigentlich, der Dunkle Lord hätte dich hierher geschickt, um mich zu unterstützen.«

»Unterstützen, ja – aber nicht, um dir Drinks zu machen und – und dein Haus zu putzen!«

»Ich hatte keine Ahnung, Wurmschwanz, dass du dich nach gefährlicheren Aufgaben sehnst«, sagte Snape aalglatt. »Das lässt sich ohne weiteres arrangieren: Ich werde mit dem Dunklen Lord reden«.

»Ich kann selber mit ihm reden, wenn ich will!«

»Natürlich kannst du das«, sagte Snape höhnisch. »Aber vorher bringst du uns etwas zu trinken. Ein wenig Elfenwein wäre recht.«

Wurmschwanz zögerte einen Moment, er sah aus, als wollte er widersprechen. Aber dann wandte er sich um und trat durch eine zweite verborgene Tür. Sie hörten etwas krachen und Gläser klirren. Sekunden später war er mit einem Tablett zurück, auf dem eine staubige Flasche und drei Gläser standen. Er stellte alles auf den wackligen Tisch, huschte hastig davon und schlug die Tür mit den Büchern hinter sich zu.

Snape goss blutroten Wein in die drei Gläser und reichte zwei davon den beiden Schwestern. Narzissa bedankte sich leise, doch Bellatrix sagte nichts, sondern starrte Snape weiterhin finster an. Das schien ihn nicht aus der Fassung zu bringen; im Gegenteil, er wirkte eher amüsiert.

»Auf den Dunklen Lord«, sagte er, hob sein Glas und trank es aus.

Die Schwestern taten es ihm gleich. Snape füllte ihnen nach.

Als Narzissa ihr zweites Glas nahm, sagte sie hastig: »Severus, es tut mir Leid, dass ich einfach so hierher komme, aber ich musste dich sehen. Ich glaube, du bist der Einzige, der mir helfen kann«.

Snape gebot ihr mit erhobener Hand zu schweigen und richtete seinen Zauberstab erneut auf die verborgene Tür zur Treppe. Ein lautes Krachen und Kreischen ertönte, und dann hörte man, wie Wurmschwanz wieder die Treppe hinaufstolperte.

»Verzeihung«, sagte Snape. »Er hat sich in letzter Zeit angewöhnt, an Türen zu lauschen, ich weiß nicht, was das soll … Was sagtest du gerade, Narzissa?«

Sie holte zitternd tief Luft und begann von neuem.

»Severus, ich weiß, ich sollte nicht hier sein, mir wurde befohlen, niemandem etwas zu sagen, aber – «

»Dann solltest du den Mund halten!«, fauchte Bellatrix. »Vor allem in dieser Gesellschaft!«

»Dieser Gesellschaft?«, wiederholte Snape mit hämischem Grinsen. »Und was darf ich darunter verstehen, Bellatrix?«

»Dass ich dir nicht traue, Snape, wie du ganz genau weißt!«

Narzissa machte ein Geräusch, das wie ein trockenes Schluchzen klang, und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Snape stellte sein Glas auf den Tisch, lehnte sich, die Hände auf den Sessellehnen, wieder zurück und lächelte in Bellatrix' finsteres Gesicht.

»Narzissa, ich denke, wir sollten uns anhören, was Bellatrix so dringend loswerden will; das wird uns lästige Unterbrechungen ersparen. Nun, weiter, Bellatrix«, sagte Snape. »Warum traust du mir nicht?«

»Aus tausend Gründen!«, sagte sie laut, trat hinter dem Sofa hervor und knallte ihr Glas auf den Tisch. »Wo soll ich anfangen? Wo warst du beim Sturz des Dunklen Lords? Warum hast du nie einen Versuch unternommen, ihn zu finden, als er verschwunden war? Was hast du all die Jahre getan, in denen du bei Dumbledore gehaust hast? Warum hast du den Dunklen Lord daran gehindert, sich den Stein der Weisen zu besorgen? Warum bist du nicht sofort zurückgekehrt, als der Dunkle Lord wiedergeboren wurde? Wo warst du vor einigen Wochen, als wir darum kämpften, die Prophezeiung für den Dunklen Lord zu beschaffen? Und warum, Snape, ist Harry Potter immer noch am Leben, wo er dir doch fünf Jahre lang auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war?«

Mit heftig wogender Brust und hochroten Wangen hielt sie inne. Hinter ihr saß Narzissa reglos, das Gesicht immer noch in den Händen verborgen.

Snape lächelte.

»Ehe ich dir antworte – o ja, Bellatrix, ich werde antworten! Du kannst meine Worte dann all den anderen übermitteln, die hinter meinem Rücken tuscheln und dem Dunklen Lord Lügenmärchen über meine Treulosigkeit auftischen! Aber wie gesagt, ehe ich dir antworte, will ich dir auch eine Frage stellen. Glaubst du wirklich, dass der Dunkle Lord mir nicht jede einzelne dieser Fragen gestellt hat? Und glaubst du wirklich, dass ich hier sitzen und mit dir sprechen würde, wenn ich ihm keine befriedigenden Antworten hätte geben können?«

Sie zögerte.

»Ich weiß, er glaubt dir, aber – «

»Du denkst, er täuscht sich? Oder ich hätte ihn irgendwie hinters Licht geführt? Den Dunklen Lord hereingelegt, den größten Zauberer, den begnadetsten Legilimentor, den die Welt je gesehen hat?«

Bellatrix sagte nichts, schien aber zum ersten Mal leicht verunsichert. Snape drang nicht weiter auf sie ein. Er nahm sein Weinglas, nippte daran und fuhr fort: »Du fragst, wo ich beim Sturz des Dunklen Lords war. Ich war dort, wo er mich hinbefohlen hatte, an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, weil es sein Wunsch war, dass ich Albus Dumbledore ausspioniere. Ich vermute, du weißt, dass ich diesen Posten auf Befehl des Dunklen Lords annahm?«

Sie nickte kaum merklich und öffnete den Mund, aber Snape kam ihr zuvor.

»Du fragst, warum ich nicht versucht habe ihn zu finden, als er verschwunden war. Aus demselben Grund, aus dem auch Avery, Yaxley, die Carrows, Greyback, Lucius« – er neigte den Kopf leicht zu Narzissa – »und viele andere nicht versucht haben ihn zu finden. Ich dachte, er wäre erledigt. Ich bin nicht stolz darauf, ich habe mich geirrt, aber so war es nun einmal … Wenn er uns, die den Glauben damals verloren haben, nicht verziehen hätte, dann hätte er jetzt nur noch sehr wenige Anhänger.«

»Er hätte mich!«, sagte Bellatrix leidenschaftlich. »Mich, die für ihn viele Jahre in Askaban gesessen hat!«

»Ja, in der Tat, höchst bewundernswert«, sagte Snape und es klang gelangweilt. »Du hast ihm zwar im Gefängnis nicht sonderlich genützt, aber die Geste war zweifellos edel – «

»Geste!«, schrie Bellatrix; in ihrem Zorn wirkte sie fast irre. »Während ich die Dementoren ertragen musste, warst du in Hogwarts und hast es dir als Dumbledores Schoßhündchen bequem gemacht!«

»Nicht ganz«, sagte Snape gelassen. »Er wollte mir den Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste nämlich nicht anvertrauen. Schien zu glauben, das könnte, ähm, einen Rückfall bewirken … mich in Versuchung führen, wieder alte Gewohnheiten anzunehmen.«

»Das war also dein Opfer für den Dunklen Lord, dass du dein Lieblingsfach nicht unterrichtet hast?«, höhnte sie. »Warum bist du die ganze Zeit dort geblieben, Snape? Um weiter Dumbledore auszuspionieren, für einen Herrn, den du tot glaubtest?«

»Wohl kaum«, sagte Snape, »obwohl der Dunkle Lord erfreut ist, dass ich meinen Posten nie verlassen habe: Als er zurückkam, konnte ich ihm Informationen über Dumbledore geben, die ich sechzehn Jahre lang gesammelt hatte, ein etwas nützlicheres Wiedersehensgeschenk als die endlosen Geschichten über das ungemütliche Askaban …«

»Aber du bist geblieben – «

»Ja, Bellatrix, ich bin geblieben«, sagte Snape und zeigte zum ersten Mal einen Anflug von Ungeduld. »Ich hatte eine angenehme Arbeit, die ich einem Aufenthalt in Askaban vorzog. Sie haben damals die Todesser verfolgt, wie du weißt. Der Schutz, den Dumbledore mir gewährte, hat mich vor dem Gefängnis bewahrt, er kam mir sehr gelegen und ich nutzte ihn. Ich wiederhole: Der Dunkle Lord beschwert sich nicht, dass ich geblieben bin, deshalb verstehe ich nicht, warum du es tust.

Ich glaube, als Nächstes wolltest du wissen«, fuhr er rasch und mit leicht erhobener Stimme fort, da Bellatrix ihn allem Anschein nach unterbrechen wollte, »warum ich mich zwischen den Dunklen Lord und den Stein der Weisen gestellt habe. Das lässt sich leicht beantworten. Er wusste nicht, ob er mir trauen konnte. Er dachte wie du, dass ich mich von einem treuen Todesser in Dumbledores Handlanger verwandelt hätte. Er war in einem bedauernswerten Zustand, ganz schwach, und hatte sich im Körper eines mittelmäßigen Zauberers eingenistet. Er wagte es nicht, sich einem ehemaligen Verbündeten zu offenbaren, da dieser Verbündete ihn womöglich Dumbledore oder dem Ministerium ausliefern würde. Ich bedauere zutiefst, dass er mir nicht vertraute. Er hätte drei Jahre früher wieder Macht erlangt. So sah ich nur, wie der gierige und nichtswürdige Quirrell versuchte, den Stein zu stehlen, und ich gebe zu, dass ich nach Kräften alles tat, um ihn daran zu hindern.«

Bellatrix' Mund verzog sich, als hätte sie eine bittere Medizin geschluckt.

»Aber du bist nicht zurückgekehrt, als er zurückkam, du bist nicht gleich zu ihm geflogen, als du gespürt hast, wie das Dunkle Mal brannte – «

»Stimmt. Ich kehrte zwei Stunden später zurück. Und zwar auf Dumbledores Befehl.«

»Auf Dumbledores –?«, begann sie in empörtem Ton.

»Denk nach!«, sagte Snape, erneut ungeduldig. »Denk nach! Indem ich zwei Stunden wartete, nur zwei Stunden, ermöglichte ich es mir, als Spion in Hogwarts zu bleiben! Indem ich Dumbledore im Glauben ließ, ich würde nur an die Seite des Dunklen Lords zurückkehren, weil Dumbledore es mir befohlen hatte, konnte ich nach wie vor Informationen über Dumbledore und den Orden des Phönix weitergeben! Überleg doch, Bellatrix: Das Dunkle Mal wurde monatelang immer stärker, ich wusste, dass seine Rückkehr kurz bevorstand, alle Todesser wussten das! Hätte ich nicht genügend Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was ich tun wollte, meinen nächsten Schritt zu planen, zu fliehen, wie es Karkaroff tat?

Das anfängliche Missfallen des Dunklen Lords über meine Verspätung schwand ganz und gar, das kann ich dir versichern, als ich ihm erklärte, dass ich treu geblieben war, auch wenn Dumbledore meinte, ich sei auf seiner Seite. Ja, der Dunkle Lord dachte, ich hätte ihn für immer verlassen, doch er irrte sich.«

»Aber was hast du uns gebracht?«, höhnte Bellatrix. »Welche nützlichen Informationen haben wir von dir erhalten?«

»Meine Informationen wurden direkt dem Dunklen Lord übermittelt«, sagte Snape. »Wenn er dich nicht daran teilhaben lässt – «

»Er lässt mich an allem teilhaben!«, schoss Bellatrix wutentbrannt zurück. »Er nennt mich seine zuverlässigste, seine treueste – «

»Tatsächlich?«, sagte Snape und ließ mit gesenkter Stimme seine Zweifel durchklingen. »Macht er das immer noch, nach dem Fiasko im Ministerium?«

»Das war nicht meine Schuld!«, sagte Bellatrix errötend. »Der Dunkle Lord hat mir früher seine wertvollsten – wenn Lucius nicht – «

»Wag es nicht – wag es ja nicht, meinem Mann die Schuld zuzuschieben!«, sagte Narzissa mit leiser, vernichtender Stimme und sah zu ihrer Schwester auf.

»Es hat keinen Sinn, Schuld zuzuteilen«, sagte Snape ruhig. »Was geschehen ist, ist geschehen.«

»Aber du hast nichts getan!«, erwiderte Bellatrix zornig. »Nein, du warst wieder einmal nicht da, während wir anderen uns in Gefahr begaben, nicht wahr, Snape?«

»Mein Befehl lautete, im Hintergrund zu bleiben«, sagte Snape. »Stimmst du etwa nicht mit dem Dunklen Lord überein, glaubst du vielleicht, dass Dumbledore es nicht bemerkt hätte, wenn ich mich den Todessern angeschlossen hätte, um gegen den Orden des Phönix zu kämpfen? Und – verzeih mir – du sprichst von Gefahr … ihr hattet es mit sechs Halbwüchsigen zu tun, oder?«

»Du weißt ganz genau, dass in kürzester Zeit der halbe Phönixorden zu ihnen stieß!«, fauchte Bellatrix. »Und wo wir schon beim Orden sind – behauptest du immer noch, du könntest nicht preisgeben, wo sich ihr Hauptquartier befindet?«

»Ich bin nicht der Geheimniswahrer, ich kann den Namen des Ortes nicht aussprechen. Du verstehst, wie der Zauber wirkt, nehme ich an? Der Dunkle Lord ist zufrieden mit den Informationen, die ich ihm über den Orden gegeben habe. Sie führten, wie du dir vielleicht denken kannst, vor kurzem zur Gefangennahme und Ermordung von Emmeline Vance, und sie halfen zweifellos dabei, Sirius Black zu beseitigen, auch wenn ich voll und ganz anerkenne, dass du ihn endgültig erledigt hast.«

Er neigte den Kopf und prostete ihr zu. Ihre Miene blieb ernst.

»Du weichst meiner letzten Frage aus, Snape. Harry Potter. Du hättest ihn während der letzten fünf Jahre jederzeit töten können. Du hast es nicht getan. Warum?«

»Hast du über diese Angelegenheit mit dem Dunklen Lord gesprochen?«, fragte Snape.

»Er … in letzter Zeit, wir … ich frage dich, Snape!«

»Wenn ich Harry Potter ermordet hätte, dann hätte der Dunkle Lord sein Blut nicht benutzen können, um wieder zu Kräften zu kommen, um sich unbesiegbar zu machen – «

»Du behauptest, du hättest vorausgesehen, dass er den Jungen brauchen wird?«, höhnte sie.

»Das behaupte ich nicht; ich hatte keine Ahnung von seinen Plänen; ich habe doch schon zugegeben, dass ich den Dunklen Lord für tot hielt. Ich versuche nur zu erklären, warum der Dunkle Lord nicht bedauert, dass Potter überlebt hat, zumindest hat er es bis vor einem Jahr nicht getan …«

»Aber warum hast du sein Leben verschont?«

»Hast du mich nicht verstanden? Es war nur Dumbledores Schutz, der mich vor Askaban bewahrte! Meinst du nicht auch, dass der Mord an seinem Lieblingsschüler ihn zu meinem Feind gemacht hätte? Aber das war nicht alles. Ich möchte dich daran erinnern, dass über Potter, als er zum ersten Mal nach Hogwarts kam, noch viele Geschichten im Umlauf waren, Gerüchte, wonach er selbst ein großer schwarzer Magier sei und deshalb den Angriff des Dunklen Lords überlebt habe. Tatsächlich glaubten viele von den alten Anhängern des Dunklen Lords, Potter wäre vielleicht ein neuer Anführer, dem wir uns alle wieder anschließen könnten. Ich war zugegebenermaßen neugierig und verspürte nicht die geringste Neigung, ihn zu ermorden, als er den Fuß in das Schloss setzte.

Natürlich wurde mir sehr schnell klar, dass er keinerlei außergewöhnliches Talent besaß. Er rettete sich aus einer Reihe brenzliger Situationen mit einer einfachen Mischung aus schierem Glück und recht begabten Freunden. Er ist in höchstem Grade mittelmäßig, allerdings genauso widerwärtig und selbstzufrieden wie schon sein Vater. Ich habe mein Möglichstes getan, dass man ihn aus Hogwarts wirft, wo er meiner Auffassung nach kaum hingehört, aber ihn zu töten oder zuzulassen, dass er vor meinen Augen getötet wird? Ich wäre ein Dummkopf gewesen, hätte ich es darauf ankommen lassen, solange Dumbledore unmittelbar in meiner Nähe war.«

»Und trotz allem sollen wir glauben, dass Dumbledore dich nie verdächtigt hat?«, fragte Bellatrix. »Er hat keine Ahnung, wem du wirklich treu bist, er vertraut dir immer noch blind?«

»Ich habe meine Rolle gut gespielt«, sagte Snape. »Und du vergisst Dumbledores größte Schwäche: Er muss immer das Beste von den Menschen glauben. Als ich kurz nach meiner Zeit als Todesser sein Mitarbeiter wurde, tischte ich ihm das Märchen auf, wie tief meine Reue sei, und er nahm mich mit offenen Armen auf – auch wenn er mich, wie gesagt, so gut er konnte von den dunklen Künsten fern hielt. Dumbledore war schon immer ein großer Zauberer – o ja, das war er« (denn Bellatrix hatte verächtlich geschnaubt), »der Dunkle Lord weiß darum. Ich freue mich aber sagen zu können, dass Dumbledore alt wird. Das Duell mit dem Dunklen Lord im vergangenen Monat hat ihn mitgenommen. Er hat danach noch eine schwere Verletzung erlitten, weil seine Reaktionen langsamer sind als früher. Doch während all dieser Jahre hat er Severus Snape stets vertraut, und darin liegt mein großer Wert für den Dunklen Lord.«

Bellatrix wirkte immer noch unzufrieden, war aber offenbar nicht sicher, wie sie Snape am besten erneut angreifen konnte. Snape nutzte ihr Schweigen und wandte sich an ihre Schwester.

»Nun … du bist gekommen, um mich um Hilfe zu bitten, Narzissa?«

Narzissa blickte mit verzweifelter Miene zu ihm auf.

»Ja, Severus. Ich – ich glaube, dass du der Einzige bist, der mir helfen kann, ich habe sonst niemanden. Lucius ist im Gefängnis und …«

Sie schloss die Augen und zwei große Tränen quollen unter ihren Lidern hervor.

»Der Dunkle Lord hat mir verboten, darüber zu sprechen«, fuhr Narzissa fort, die Augen noch immer geschlossen. »Er will, dass keiner von dem Plan erfährt. Er ist … sehr geheim. Aber – «

»Wenn er es verboten hat, solltest du nicht darüber sprechen«, sagte Snape sofort. »Das Wort des Dunklen Lords ist Gesetz.«

Narzissa schnappte nach Luft, als ob er sie mit kaltem Wasser übergossen hätte. Bellatrix wirkte, zum ersten Mal seit sie das Haus betreten hatte, zufrieden.

»Da hast du's!«, sagte sie triumphierend zu ihrer Schwester. »Sogar Snape sagt es: Man hat dir befohlen, nicht zu reden, also sei still!«

Aber Snape war aufgestanden, ging zu dem kleinen Fenster, spähte durch die Vorhänge auf die verlassene Straße und zog sie ruckartig wieder zu. Er drehte sich zu Narzissa um und runzelte die Stirn.

»Zufällig weiß ich von dem Plan«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich bin einer der wenigen, mit denen der Dunkle Lord darüber gesprochen hat. Dennoch, hätte ich das Geheimnis nicht gekannt, Narzissa, dann wärst du eines großen Verrats am Dunklen Lord schuldig geworden.«

»Ich dachte mir, dass du bestimmt davon weißt!«, sagte Narzissa und atmete jetzt freier. »Er hat so großes Vertrauen zu dir, Severus …«

»Du weißt von dem Plan?«, sagte Bellatrix, und der leichte Anflug von Zufriedenheit auf ihrem Gesicht wich einer empörten Miene. »Du weißt davon?«

»Gewiss«, sagte Snape. »Aber welche Hilfe verlangst du, Narzissa? Wenn du glaubst, ich könnte den Dunklen Lord überreden, es sich anders zu überlegen, kann ich dir, fürchte ich, keine Hoffnung machen, nicht die geringste.«

»Severus«, flüsterte sie, und Tränen glitten ihr über die blassen Wangen. »Mein Sohn … mein einziger Sohn …«

»Draco sollte stolz sein«, sagte Bellatrix gleichgültig. »Der Dunkle Lord erweist ihm eine große Ehre. Und was man Draco zugute halten kann: Er schrickt nicht vor seiner Pflicht zurück, er scheint froh über die Gelegenheit, sich zu beweisen, er brennt darauf – «

Narzissa begann heftig zu weinen und sah Snape dabei flehentlich an.

»Das liegt daran, dass er erst sechzehn ist und keine Ahnung hat, was ihm bevorsteht! Warum, Severus? Warum mein Sohn? Es ist zu gefährlich! Das ist die Rache für Lucius' Fehler, ich weiß es!«

Snape sagte nichts. Er drehte sich von ihr weg, als ob der Anblick ihrer Tränen anstößig wäre, doch er konnte nicht so tun, als würde er Narzissa nicht hören.

»Deshalb hat er Draco gewählt, nicht wahr?«, beharrte sie. »Um Lucius zu bestrafen?«

»Wenn es Draco gelingt«, sagte Snape, immer noch den Blick von ihr abgewandt, »wird ihm größere Ehre zuteil werden als allen anderen.«

»Aber es wird ihm nicht gelingen!«, schluchzte Narzissa. »Wie könnte es, wenn der Dunkle Lord selbst –?«

Bellatrix stockte der Atem; Narzissa schien die Nerven zu verlieren.

»Ich wollte nur sagen … dass es keinem bisher gelungen ist … Severus … bitte … du bist, du warst immer Dracos Lieblingslehrer … du bist Lucius' alter Freund … ich bitte dich … du genießt die Gunst des Dunklen Lords, bist sein vertrautester Berater … wirst du mit ihm sprechen, ihn umstimmen –?«

»Der Dunkle Lord wird sich nicht umstimmen lassen, und ich bin nicht so dumm, es zu versuchen«, sagte Snape nachdrücklich. »Ich will nicht verhehlen, dass der Dunkle Lord wütend auf Lucius ist. Eigentlich trug Lucius die Verantwortung. Er ließ sich gefangen nehmen, zusammen mit was weiß ich wie vielen anderen, und es gelang ihm auch nicht, die Prophezeiung zu beschaffen. Ja, der Dunkle Lord ist wütend, Narzissa, sehr wütend sogar.«

»Dann habe ich Recht, er hat Draco zur Vergeltung gewählt!«, sagte Narzissa mit erstickter Stimme. »Er will nicht, dass es ihm gelingt, er will, dass er bei dem Versuch umkommt!«

Als Snape nichts erwiderte, schien Narzissa den letzten Rest an Selbstbeherrschung zu verlieren. Sie stand auf, taumelte auf Snape zu und packte ihn vorn am Umhang. Ihr Gesicht war seinem so nahe, dass ihre Tränen auf seine Brust fielen, und sie keuchte: »Du könntest es tun. Du könntest es anstelle von Draco tun, Severus. Dir würde es gelingen, natürlich würde es das, und er würde dich mehr als uns alle belohnen – «

Snape fasste sie an den Handgelenken und befreite sich von ihrem Griff. Er blickte hinab auf ihr tränenverschmiertes Gesicht und sagte langsam: »Er will, dass ich es am Ende tue, denke ich. Aber er hat beschlossen, dass Draco es zuerst versuchen muss. Sieh doch, wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass es Draco gelingt, kann ich noch ein wenig länger in Hogwarts bleiben und meine nützliche Rolle als Spion weiterspielen.«

»Mit anderen Worten, es ist ihm egal, ob Draco getötet wird!«

»Der Dunkle Lord ist sehr wütend«, wiederholte Snape leise. »Es ist ihm misslungen, die Prophezeiung zu hören. Du weißt genauso gut wie ich, Narzissa, dass er nicht so leicht vergibt.«

Sie brach zusammen, stürzte ihm zu Füßen und blieb schluchzend und klagend am Boden liegen.

»Mein einziger Sohn … mein einziger Sohn …«

»Du solltest stolz sein!«, sagte Bellatrix unbarmherzig. »Wenn ich Söhne hätte, würde ich sie gerne für den Dienst am Dunklen Lord hingeben!«

Narzissa stieß einen leisen Schrei der Verzweiflung aus und krallte die Hände in ihre langen blonden Haare. Snape bückte sich, packte sie an den Armen, hob sie hoch und bugsierte sie zurück aufs Sofa. Dann schenkte er ihr Wein nach und drückte ihr das Glas in die Hand.

»Narzissa, es ist genug. Trink das. Hör mir zu.«

Sie beruhigte sich ein wenig, nahm zitternd ein Schlückchen und schüttete dabei Wein über sich.

»Es könnte sein … dass ich Draco helfen kann.«

Sie setzte sich auf, das Gesicht weiß wie Papier, die Augen riesengroß.

»Severus – oh, Severus – du würdest ihm helfen? Würdest du auf ihn Acht geben, dafür sorgen, dass ihm nichts passiert?«

»Ich kann es versuchen.«

Sie stieß ihr Glas fort; es rutschte über den Tisch, während sie vom Sofa glitt und zu Snapes Füßen niederkniete, seine Hand mit ihren Händen umfasste und ihre Lippen daraufdrückte.

»Wenn du dabei bist und ihn beschützt … Severus, wirst du mir das schwören? Wirst du den Unbrechbaren Schwur ablegen?«

»Den Unbrechbaren Schwur?« Snapes Miene war ausdruckslos, unentschlüsselbar; aber Bellatrix lachte gackernd und triumphierend auf.

»Hörst du nicht zu, Narzissa? O ja, er wird es versuchen, sicher … die üblichen leeren Worte, wie gewohnt drückt er sich vor dem Handeln … oh, auf Befehl des Dunklen Lords natürlich!«

Snape sah Bellatrix nicht an. Seine schwarzen Augen waren auf Narzissas blaue Augen gerichtet, die voller Tränen standen. Sie hielt noch immer seine Hand umklammert.

»Natürlich, Narzissa, ich werde den Unbrechbaren Schwur ablegen«, sagte er leise. »Vielleicht ist deine Schwester bereit, unseren Bund zu besiegeln.«

Bellatrix klappte der Mund auf. Snape ließ sich Narzissa gegenüber auf die Knie sinken. Unter Bellatrix' erstaunten Blicken gaben sie sich die rechte Hand.

»Nimm deinen Zauberstab, Bellatrix«, sagte Snape kühl.

Sie zog ihn hervor, noch immer verblüfft.

»Und komm ein wenig näher«, sagte er.

Sie trat ein paar Schritte vor, so dass sie über ihnen stand, und legte die Spitze ihres Zauberstabs auf ihre verschränkten Hände.

Narzissa ergriff das Wort.

»Wirst du, Severus, über meinen Sohn Draco wachen, wenn er versucht, die Wünsche des Dunklen Lords zu erfüllen?«

»Das werde ich«, sagte Snape.

Eine dünne leuchtende Flamme züngelte aus dem Zauberstab hervor und schlang sich wie ein rot glühender Draht um ihre Hände.

»Und wirst du ihn mit all deinen Kräften vor Gefahren schützen?«

»Das werde ich«, sagte Snape.

Eine zweite Flammenzunge schoss aus dem Zauberstab und verband sich mit der ersten zu einer feinen glühenden Kette.

»Und sollte es sich als notwendig erweisen … wenn Draco zu scheitern droht …«, flüsterte Narzissa (Snapes Hand zuckte in ihrer, doch er zog sie nicht zurück), »wirst du selbst die Tat ausführen, die der Dunkle Lord Draco anbefohlen hat?«

Ein Augenblick der Stille trat ein. Bellatrix beobachtete die beiden mit aufgerissenen Augen, den Zauberstab auf ihren verschränkten Händen.

»Das werde ich«, sagte Snape.

Bellatrix' verblüfftes Gesicht erglühte rot im Schein einer dritten Flammenzunge, die aus dem Zauberstab schoss, sich in die anderen flocht und sich dick um ihre verschränkten Hände wickelte, wie ein Tau, wie eine brennende Schlange.