"Expedition zur Sonne" - читать интересную книгу автора (Clement Hal)

DIE TAUSENDFÜSSLER

„So haben Sie uns also verlassen, Mr. Cunningham.“ Malmesons Stimme, die verzerrt aus dem Kopfhörer drang, klang rauher als sonst. „Schlimm für Sie. Wenn Sie in der Nähe geblieben wären, hätten wir Sie auf irgendeine Welt gebracht, auf der Sie zumindest hätten leben können. Aber jetzt müssen Sie hierbleiben und schmoren. Hoffentlich leben Sie noch lange genug, um uns davonfliegen zu sehen.“

Laird Cunningham nahm sich nicht die Mühe, zu antworten.

Der Radiokompaß des Schiffes funktionierte noch, und es war möglich, daß seine ehemaligen Assistenten nach ihm suchten, wenn man ihnen einen Hinweis gab, wo sie mit der Suche beginnen sollten. Aber Cunningham war so zufrieden mit seiner gegenwärtigen Bleibe, daß er gar nicht woanders sein wollte.

Er war kaum eine halbe Meile vom Schiff entfernt, in einer Höhle, die tief genug war, um vor den Strahlen des Denebs Schutz zu bieten. Die Höhle lag am Hang eines kleinen Hügels, und er konnte von diesem Platz aus die Aktivitäten Malmesons und seines Gefährten beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.

Eigentlich hatte der Schurke recht. Wenn Cunningham zuließ, daß sich das Schiff ohne ihn vom Boden abhob, konnte er genausogut seinen Gesichtsschutz abnehmen. Wenn er auch Essen und Sauerstoff für mehrere Tage hatte, konnte ein Planet, der kaum größer als Luna war und in den Strahlen einer der heißesten Sonnen der Galaxis brannte, kaum weitere Vorräte bieten, wenn die seinen zur Neige gegangen sein würden.

Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die Männer den Schaden entdeckt hatten, den er während der wenigen Minuten angerichtet hatte, die zwischen der Bruchlandung und dem Aufbrechen der Tür zum Kontrollraum verstrichen waren.

Cunningham hatte die Tür zugeschweißt, als ihm die Absichten der anderen bewußt geworden waren. Vielleicht bemerkten sie es gar nicht. Er hatte Kabel an mehreren Stellen unterbrochen.

Vielleicht würden sie den Antrieb gar nicht untersuchen, solange sie die Reparaturen am zerbrochenen Rumpf nicht beendet hatten. Wenn das der Fall sein sollte, um so besser.

Er kroch zum Eingang der Höhle und blickte in das kleine Tal, in dem das Schiff lag. Es war im Sternenlicht kaum zu sehen, und er sah auch kein künstliches Licht, das angezeigt hätte, daß Malmeson schon während der Nacht mit den Reparaturen begann. Cunningham hatte auch nicht erwartet, daß sie das tun würden, aber es war gut, das sicher zu wissen. Er hatte nichts mehr durch das Radio in seinem Raumanzug gehört seit Malmesons höhnischen Worten, als sein Verschwinden entdeckt worden war. Wahrscheinlich warteten sie auf den Sonnenaufgang, um bei Tageslicht die Reparaturen sorgfältig durchführen zu können.

Er starrte zu den Sternen empor und versuchte, sie zu Mustern zu ordnen, die er im Gedächtnis behalten konnte. Er hatte keine Uhr, und er mußte in den folgenden Nächten genau wissen, wann die Sonne aufgehen würde. Es wäre gefährlich, fern von der Höhle von Denebs Strahlen überrascht zu werden. Sein Raumanzug bot zu wenig Schutz. Er wünschte, es wäre ihm gelungen, einen der schweren Arbeitsanzüge zu stehlen. Aber sie befanden sich in einem Abteil neben dem Kontrollraum, in dem er sich verbarrikadiert hatte.

Reglos blieb er am Höhleneingang liegen und beobachtete abwechselnd den Himmel und das Schiff. Ein- oder zweimal döste er ein. Aber er war wach, als die Hügel jenseits des Schiffes in den ersten Strahlen der Morgensonne schimmerten.

Fluten von weißblauem Licht krochen über ihre Hänge, dann verschmolzen die Berge mit dem Tal zu einer einheitlichen, hell erleuchteten Landschaft. Silbern gleißte der Schiffsrumpf.

Die Reflexion des Scheins erhellte das Innere von Cunning hams Höhle und trieb ihm das Wasser in die Augen, als er das Schiff beobachtete und darauf wartete, daß sich die Luke öffnete.

Er konnte immer nur einen kurzen Blick auf das glänzende Metall werfen. Und deshalb schenkte er seiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit, als er das vielleicht sonst getan hätte.

Obwohl der Planet viel mit dem Mond gemeinsam hatte, was seine Größe, das Gewicht und das Fehlen einer Lufthülle betraf, so sah die Landschaft doch völlig anders aus. Die extreme Hitze des Tages, der starke nächtliche Abkühlungen folgten, bestimmte das Wetter. Erhebungen, die vielleicht einmal den Bergzügen auf dem Mond geglichen haben mochten, waren jetzt abgerundete kleine Hügel wie der, in dem Cunninghams Höhle lag. Wie auf dem Mond, so hatten sich auch hier die Produkte früherer Spaltungen als Staub in den Talsenken angesammelt.

Was den Staub bewegt haben konnte auf diesem luftund windlosen Planeten, erschien Cunningham rätselhaft. Eine Zeitlang dachte er darüber nach, bis seine Aufmerksamkeit von anderen Objekten auf und zwischen den Staubschichten gefangengenommen wurde. Zuerst hatte er sie für Felserhebungen gehalten. Aber jetzt war er überzeugt, daß es sich um Formen pflanzlichen Lebens handeln mußte — armselige Flechten, die man kaum als Vegetation bezeichnen konnte. Er fragte sich, was für eine Flüssigkeit sie enthielten, in einer Temperatur, die alles zum Verdunsten bringen mußte.

Als er die Tiere entdeckte, mittelgroße, krebsartige Geschöpfe mit schwarzem Rücken, die sich aus dem Staub wühlten, als die Sonne ihre Wärme ausstrahlte, vergaß Cunningham seine unmittelbaren Probleme. Er war kein Zoologe, aber dieses Wissensgebiet faszinierte ihn schon seit Jahren. Und er hatte immer über die Mittel verfügt, sich seinem Hobby widmen zu können.

Jahrelang hatte er die Galaxis durcheilt, um nach bizarren Le zarren Lebensformen zu suchen, und die Museen auf der Erde hatten nur zu gern seine Sammlungen aufgenommen und Wissenschaftler auf seine Spuren gesandt. Oft schon hatte er in Gefahr geschwebt, aber noch nie hatte er sich in einer Situation wie der jetzigen befunden. In einer Situation, die ihren Anfang genommen hatte, als er das Gespräch seiner beiden Begleiter anhörte. Sie hatten geplant, sich von ihm zu befreien, sich das Schiff für ihre eigenen Zwecke anzueignen. Der Gedanke gefiel ihm, daß die Schnelligkeit seiner Aktionen nach dieser Entdeckung wenigstens bewies, daß er noch nicht alt war.

Und dann wandte er sich wieder den denebischen Lebensformen zu.

Mehrere Kreaturen krochen aus dem Staub, keine dreißig Yards von Cunninghams Versteck entfernt, und er hoffte, sie würden nahe genug kommen, so daß er sie genauer studieren konnte. Aus der Entfernung sahen sie tatsächlich wie Krebse aus, mit ihren runden, flachen Körpern, die etwa zwölf Zoll im Durchmesser betrugen, und ihren vielen Beinen. Sie krabbelten flink umher, hielten bei den flechtenartigen Pflanzen an, nagten langsam dran, als wollten sie diesen köstlichen Genuß möglichst in die Länge ziehen. Manchmal gab es Kämpfe, wenn sich mehrere Tiere um denselben Leckerbissen rissen.

Cunningham beobachtete angespannt die Bewegungen der kleinen Geschöpfe und vergaß für eine Weile seine prekäre Lage. Er wurde wieder daran erinnert, als Malmesons Stimme aus seinem Kopfhörer tönte.

„Schau nicht so viel herum, du Narr. Der Kopfschutz schirmt zwar deine Haut ab, nicht aber deine Augen. Bleib im Schatten des Rumpfes, von dort aus können wir uns den Schaden ansehen.“

Sofort wandte Cunningham seine Aufmerksamkeit wieder dem Schiff zu. Die Luke an der ihm zugekehrten Seite stand offen, und er sah die bulligen Figuren seiner beiden Ex Assistenten auf dem Boden daneben stehen. Jeder trug einen schwarzen Arbeitsanzug, wie ihn Cunningham schmerzlich vermißte. Sie schienen nicht unter der Hitze zu leiden, obwohl sie im vollen Licht Denebs standen, als Cunningham zu ihnen hinabblickte. Er wußte, daß die Hitze sich in einiger Zeit verstärken würde, aber er hegte keine Hoffnung, daß Denebs tödliche Gefahren ihm zu Hilfe kommen würden. Die Anzüge enthielten Isolierungen, Kühlanlagen, strahlenabweisende Substanzen.

Sie waren so schwer und plump, daß man sie nur trug, wenn man langwierige Arbeiten im Raum zu verrichten hatte.

Cunningham sah und hörte aufmerksam zu, als die beiden Männer sich unter den Rumpf begaben, um den Schaden zu begutachten. Aus ihren Worten entnahm er, daß es sich um einen Riß von drei Yards Länge und einem halben Yard Breite handelte. Kleinere Risse fanden sie im Metall rund um das große Loch. Diese Risse mußten zugeschweißt werden, bevor man es wagen konnte, abzufliegen. Malmeson war ein zu guter Ingenieur, als daß er auf diese Tatsache keine Rücksicht genommen hätte, und Cunningham hörte, wie er anordnete, die Kabel des Schweißgeräts an die Außenseite des Schiffes zu legen und es so zu verlagern, daß man auch zu den tiefer gelegenen Rissen Zugang hatte.

Die Männer führten die Arbeiten mit einer Geschicklichkeit aus, die ihren Beobachter nicht überraschte. Immerhin hatte Cunningham sie engagiert.

Alle paar Minuten blickte sich zu Cunninghams Mißfallen einer der beiden Männer aufmerksam in der Landschaft um.

Zuerst auf der Seite des Schiffes, an der sie arbeiteten, dann gingen sie um den Rumpf herum, um auch das Gebiet auf der anderen Seite in Augenschein zu nehmen. Cunningham wußte, daß er trotz der niedrigen Schwerkraft die halbe Meile bis zum Schiff in den Pausen zwischen den prüfenden Beobachtungen der Männer nicht zurücklegen konnte. Und wenn er es auch geschafft hätte, seine Gestalt in dem glänzenden Metallanzug wäre ihnen bestimmt in die Augen gestochen. Er wollte keinen Versuch wagen, solange er sich des Erfolges nicht sicher sein konnte. Außerdem würde sein Anzug sich in ein oder zwei Minuten unerträglich erhitzen, und das Schiff war der einzige Ort, wo er ihn ablegen oder abkühlen konnte. Auch müßte er seine beiden Ex-Assistenten aussperren, wenn er an Bord des Schiffes war, und eine Waffe haben, die ihn in die Lage versetzen würde, Befehle zu erteilen. Aber dann fiel ihm ein, daß eine Waffe kaum vonnöten war. An Bord befand sich ein gutes Funkgerät — wenn die beiden es nicht zerstört hatten. Er mußte nur um Hilfe rufen und die beiden nicht einlassen, bis Hilfe eingetroffen war.

Er beschloß, das Schiff nach Sonnenuntergang genauer zu examinieren. Er kannte es so gut wie sein Haus, und er wußte, daß es außer den beiden Luken vor dem Kontrollraum und den beiden Notausgängen am Heck, durch deren einen er entflohen war, keine Zugänge gab. Diese vier Öffnungen konnte man von innen verschließen, und Cunningham wußte nicht, ob die Türen außer der jetzt offenstehenden Luke versperrt waren. Doch dann schob er diese Gedanken beiseite und beschloß erneut, nach Einbruch der Dunkelheit einen Erkundungsgang zu unternehmen.

Nur dann konnte er feststellen, ob es möglich war, in das Schiff zu gelangen, ob er eine der Türen von außen öffnen konnte. Bis dahin teilte er seine Aufmerksamkeit zwischen den arbeitenden Männern und den Tieren, die vor seiner Höhle herumkrochen.

Und letztere fand er viel interessanter.

Noch immer hoffte er, daß eines der Tiere nahe genug an die Höhle herankommen würde, damit er es genauer beobachten konnte, aber lange Zeit geschah nichts dergleichen. Einmal näherte sich eines der Geschöpfe bis auf zwölf Yards und hob sich auf die Hinterbeine. Ein Paar Fühler, an deren Ende sich Knöpfe von der Größe menschlicher Augäpfel befanden, streckten sich in alle Richtungen. Cunningham nahm an, daß diese Knöpfe die Funktion von Augen hatten, obwohl er aus dieser Entfernung nur gestaltlose schwarze Kugeln erkennen konnte. Die Fühler schwangen auch in seine Richtung, und dann sank die Kreatur wieder zu Boden und krabbelte davon.

Cunningham fragte sich, ob sie seine Gegenwart gefühlt und Angst hatte. Aber er war überzeugt, daß kein Auge, das an die denebische Helligkeit gewöhnt war, in das Dunkel seines Verstecks blicken konnte. Vielleicht fürchtete sich das Tier auch nur vor Höhlen oder vor dem Dunkel im allgemeinen.

Daß es Grund zur Furcht hatte, merkte Cunningham, als sich ein anderes Krustentier aus dem Staub erhob, das viel größer war als die Tiere, die er zuerst entdeckt hatte. Es bekämpfte eines der kleineren Wesen. Der Kampf fand so weit von der Höhle entfernt statt, daß Cunningham keine Einzelheiten erkennen konnte. Aber das größere Tier überwältigte das kleinere rasch. Danach schien es sein Opfer auszusaugen und verschwand, offenbar auf der Suche nach neuer Beute. Es war kaum Cunninghams Blicken entschwunden, als ein weiteres Wesen auftauchte. Seine Gestalt glich der eines Tausendfüßlers, aber es war vierzig Fuß lang. Es bewegte sich mit der gleitenden Anmut seines irdischen Gegenstücks.

Der Neuankömmling beschnüffelte die Reste der Mahlzeit des Fleischfressers und verschlang sie dann. Dann blickte er sich um, offensichtlich auf der Suche nach weiterer Nahrung.

Als er die Höhle sah, kroch er darauf zu, zu Cunninghams Entsetzen.

Er war unbewaffnet, und der Tausendfüßler sah ganz so aus, als sei er durchaus in der Lage, die Opfer selbst zu töten, die er verspeisen wollte, wenn er vorhin von der Beute auch profitiert hatte. Ein Dutzend Yards vor der Höhle hielt er an, wie das kleine krebsartige Tier zuvor. Und wie dieses erhob er sich, um sich besser umsehen zu können. Die baseballgroßen schwarzen Augen schienen sekundenlang in Cunninghams Sichtfenster zu starren, dann wandte sich der Tausendfüßler zu Cunninghams grenzenloser Erleichterung ab und glitt rasch davon. Hatte das Tier Cunninghams Anwesenheit entdeckt?

Oder verspürte es Angst vor dunklen Höhlen, wie offensichtlich auch das kleine Krebstier?

Wenn letzteres nicht zutraf, so gab es vielleicht irgendwelche Spuren von früheren Bewohnern der Höhle. Nach einem letzten Blick, der ihm sagte, daß die beiden Männer noch immer bei der Arbeit waren, drehte er sich um und begann seine nähere Umgebung genau zu studieren.

Überall lag Staub, besonders an den Wänden und in den Winkeln der Höhle. Es herrschte genug Licht im Innern der Höhle, das Cunningham dem Widerschein einiger Gegenstände draußen zu verdanken hatte, und er konnte alles genau sehen.

Bald fand er Spuren im Staub, die von den Tieren stammen konnten, die er gesehen hatte. Es gab so viele Spuren, daß er annahm, die Höhle sei in letzter Zeit stark frequentiert worden.

Und es sah ganz so aus, als blieben die Tiere ihrem Unterschlupf jetzt fern, weil ein Mensch ihn besetzt hielt.

An der hinteren Wand fand er die leere Hülle, die einst ein viergliedriges Bein umgeben hatte. Er sah, daß das Fleisch entweder verzehrt worden oder verwest war, obwohl es ihm schwerfiel, zu glauben, daß in dieser luftlosen Gegend etwas verwesen sollte. Cunningham fragte sich, ob das Bein mit seinem rechtmäßigen Eigentümer in die Höhle gelangt war oder ob es Teil der Mahlzeit eines anderen Tieres gewesen war.

Wenn die erste Annahme zutraf, dann mußte er noch mehrere Reste des Tieres finden.

Er fand sie. Nachdem er minutenlang im Staub gegraben hatte, entdeckte er das Skelett eines der kleineren krebsartigen Wesen. Cunningham trug die sterblichen Überreste zum Eingang der Höhle, um sie zu untersuchen und gleichzeitig auch das Schiff beobachten zu können.

Zuerst widmete er sich den Knöpfen, die er für Augen gehalten hatte. Eine Untersuchung der Oberfläche ergab nichts, also riß er sorgfältig einen der Fühler aus. Der Arm des Fühlers war hohl, wie er erwartet hatte. Er fand innen keine Spuren einer Netzhaut, aber er entdeckte auch in den anderen Teilen des Skeletts keine fleischlichen Spuren, also bewies das gar nichts.

Dann hielt Cunningham das Vorderteil des schwarzen Panzers vor die Augen, und als er in die Richtung des gleißenden Raumschiffs sah, funkelte Licht durch ein mikroskopisch kleines Loch. Die Kugel war also doch ein Auge, aber das eigentliche Sehorgan befand sich im Panzer, wo es besseren Schutz vor dem überhellen Licht von Deneb fand. Bei Nacht war es wohl nutzlos. Cunningham sah sich nun erneut mit dem Problem konfrontiert, ob die Tiere seine Anwesenheit in der Höhle bemerkt hatten. Seine ursprüngliche Annahme, daß kein an die strahlende Helligkeit von Deneb gewöhntes Auge etwas in der dunklen Höhle ausmachen konnte, schien zuzutreffen.

Er setzte seine Untersuchungen fort. Ein Gehör- oder Geruchssinn fiel bei dieser luftleeren Umgebung wohl aus. Und er fand nichts, was auf einen Tast- und Geschmackssinn schließen ließ.

Cunningham war so in seine Studien vertieft, daß er sich keinerlei Gedanken über seine gefährliche Situation machte. Er hatte das Skelett noch nicht zu Ende seziert, als er durch das Erscheinen eines der fleischfressenden Tiere unterbrochen wurde. Es blieb ein Dutzend Yards vor der Höhle stehen, richtete sich auf seinen dünnen Beinen auf und schien um sich zu glotzen. Cunningham warf eines der Beine, die er dem Skelett ausgerissen hatte, auf das Tier. Offensichtlich sah es die fliegenden Gliedmaßen, aber es machte keine Anstalten, danach zu schnappen. Statt dessen wandte es seine Augen in Cunninghams Richtung und ergriff dann schleunigst die Flucht.

Das Tier schien über kein nennenswertes Gedächtnis zu verfügen, denn zwei Minuten später kroch es erneut heran, nagte an den Pflanzen und tötete eines der kleineren Wesen, die überall herumkrabbelten. Diesmal konnte er den Kampf und das darauffolgende Festmahl genauer beobachten, denn beides fand ganz in seiner Nähe statt. Diesmal erschien der Riesentausendfüßler bereits, als der Fleischfresser noch mit seiner Mahlzeit beschäftigt war. Beide schwarzen Tiere, das tote und das lebendige, verschwanden im Rachen des Riesen.

Was die Episode für Cunningham so interessant machte, war die Tatsache, daß die Pflanzenfresser mit Höchstgeschwindigkeit auf die Höhle zukrochen, sobald der Tausendfüßler zwischen ihnen erschien. Zuerst dachte er, sie würden zurückschrecken, wenn sie ihn sahen oder spürten, aber offensichtlich war er das kleinere von zwei Übeln, denn sie krochen an ihm vorbei und vergruben sich im Staub. Cunningham beobachtete sie mit Vergnügen, als ob sie sich nur ihm zu Gefallen hier versammelt hätten.

Als die letzten Tiere im Staub verschwunden waren, wandte er sich wieder der Szene draußen zu. Der Tausendfüßler beendete gerade sein Mahl, dann glitt er zum Gipfel einer größeren Staubdüne und ließ sich darauf nieder. Von dieser Position aus konnte er nach allen Richtungen Ausschau halten.

Da der Tausendfüßler nicht die Absicht zu haben schien, sich in der nächsten Zeit zu rühren und die Männer noch immer bei der Arbeit waren, beschloß Cunningham, die kleinen Krebstiere in seiner Höhle näher zu betrachten. Er kroch an die nächste Wand und begann vorsichtig im Staub zu graben. Schon nach kurzer Zeit bekam er ein sich windendes Tier zu fassen und hielt es ans Licht. Wenn er es mit der Unterseite nach oben hielt, konnte es mit seinen Beinen nirgends Halt finden, und er konnte trotz der wild zuckenden Gliedmaßen in aller Ruhe das Tier betrachten. Die Kiefer, die sich jetzt wütend öffneten und schlossen, waren mit Zahnreihen ausgestattet, die seltsame Spekulationen in bezug auf die Pflanzenwelt zuließen, die damit verzehrt wurde. Die Zähne sahen aus, als seien sie imstande, die Metallfinger von Cunninghams Raumanzug zu zermalmen, und er hielt seine Hand vorsorglich außer Reichweite.

Er begann sich zu fragen, wie das Tier ohne Luft leben konnte, und um diesem Problem auf den Grund zu kommen, mußte er das Tier töten, ohne ihm großen inneren Schaden zuzufügen.

Offensichtlich war es fähig, viele Stunden ohne direkte Sonneneinstrahlung zu überleben, die die wichtigste Energiequelle auf diesem Planeten zu sein schien. Die Körpertemperatur des Tieres war hoch genug, um Cunningham auch durch den Raumanzug hindurch ein unangenehmes Hitzegefühl zu vermitteln.

Er blickte sich nach einer passenden Waffe um.

Einige tiefe Spalten gruben sich in den Stein am Höhleneingang, die wahrscheinlich von der Ausdehnung und Kontraktion der Materie bei Temperaturwechsel herrührten. Mit geringer Anstrengung gelang es ihm, einen spitzen, ziemlich schweren Stein herauszubrechen. Er legte das Tier mit dem Rücken auf den Boden und hoffte, daß es etwas besaß, was in irgendeiner Form mit einem Solarplexus korrespondierte.

Das Tier war zu schnell für ihn. Die Beine, die seine Hand nicht erreichen konnten, als es auf dem Rückenschild in seine Handfläche eingebettet gelegen hatte, konnten sich auf dem unebenen Grund rasch Halt verschaffen. Noch bevor er zuschlagen konnte, hatte das Tier sich umgedreht und rannte mit einer Hast davon, die die überstürzte Flucht vor dem Tausendfüßler noch in den Schatten stellte.

Cunningham zuckte mit den Schultern und grub ein anderes krebsartiges Wesen aus. Diesmal hielt er es in der Hand, während er mit der Steinspitze auf seine Brust hieb. Kein Effekt war zu sehen. Er hatte nicht gewagt, allzu fest zuzuschlagen, aus Angst, die Brustschale zu zertrümmern. Er schlug noch mehrmals zu, mit gleichem Erfolg und wachsender Ungeduld.

Und dann geschah, was er befürchtet hatte. Die Brustschale gab nach, die Steinspitze bohrte sich tief in den Tierkörper und beschädigte fast alle inneren Organe. Die Beine zuckten noch ein- oder zweimal, dann bewegten sie sich nicht mehr, und Cunningham stieß einen Fluch aus.

Er entfernte die zerbrochenen Teile der Brustschale und blickte erstaunt auf die Flüssigkeit, die den Körper des Tieres gefüllt zu haben schien. Sie besaß eine silbrige, beinahe metallische Farbe. Sie sah aus wie Quecksilber, aber andererseits netzte sie die Organe und hatte offenbar einen Siedepunkt, der über dem jenes Metalls lag. Cunningham dachte gerade über die merkwürdige Beschaffenheit dieser Flüssigkeit nach, als ihm das tote Tier heftig aus der Hand gerissen wurde. Er schlug einen Purzelbaum nach hinten und prallte gegen die rückwärtige Höhlenwand. Als er sich wieder aufrappelte, sah er zu seinem Entsetzen, daß der Angreifer niemand anderer als der Riesentausendfüßler war.

Er fraß Cunninghams Lernobjekt auf und ließ nur die äußersten Spitzen der Beine übrig. Und dann richtete er sich auf und richtete die unsichtbaren Nadelpunkte seiner Pupillen auf den Mann im Raumanzug. Cunningham holte tief Atem, umklammerte fest das Steinstück, obwohl er wenig Hoffnung hatte, die Kreatur überwältigen zu können. Die Zähne, die er gerade arbeiten gesehen hatte, waren noch gefährlicher als die des kleinen, krebsartigen Tieres, und die Kiefer waren groß genug, um ein menschliches Bein umfassen zu können.

Etwa fünf Sekunden lang starrten sie einander reglos an.

Dann kam das Tier zu Cunninghams Erleichterung zu dem gleichen Entschluß, den es bereits einmal gefaßt hatte, als es den Menschen examiniert hatte. Es glitt eiligst davon. Diesmal blieb es nicht in Sichtweite. Es bewegte sich noch immer äußerst rasch, als es die Grenze von Cunninghams Blickfeld er reichte.

Leicht zitternd bezog er wieder Position am Höhleneingang, setzte sich so, daß er das Schiff beobachten konnte, und begann nachzudenken. Viele Erfahrungen, die er bisher hier gesammelt hatte, erschienen ihm höchst interessant, wenn nicht gar faszinierend.

Der Tausendfüßler hatte den Pflanzenfresser nicht gesehen, der aus Cunninghams Höhle floh, oder er hatte ihn zumindest nicht verfolgt. Die Kreatur schien nur anzugreifen, wenn bereits Blut vergossen worden war. Zweimal hatten die Fleischfresser Vorarbeit geleistet, einmal Cunningham. Offensichtlicht machte es keinen Unterschied, wo die Opfer sich befanden — zwei hatten im vollen Sonnenlicht gelegen, eines war im Dunkel der Höhle. Das bewies, daß der Tausendfüßler sowohl im Licht als auch in der Finsternis sehen konnte. Er war nicht nur ein Aasfresser. Cunningham hatte beobachtet, daß der Fleischfresser mitsamt seiner Beute im Rachen des Tausendfüßlers verschwunden war. Gewiß besaß er die Fähigkeit, einen Menschen zu überwinden, aber zweimal hatte er rasch die Flucht ergriffen, obwohl er doch in einer ausgezeichneten Angriffsposition gewesen war. Was war es, das die Kreatur zu den Kampfstätten zog, wo Blut vergossen wurde? Was war es, das sie ängstlich vor einem Menschen die Flucht ergreifen ließ wie alle Wesen auf dieser Welt, die er bisher gesehen hatte?

Auf jedem Planeten, der von einer Atmosphäre umgeben war, hätte Cunningham die Antwort gewußt. Es hätte am Geruchssinn liegen müssen. Für ihn waren die Geruchsorgane immer mit einem Atemapparat verbunden, der diesen Tieren offensichtlich fehlte.

Und warum hatte sich der Tausendfüßler so lange mit der Flucht Zeit gelassen? Dauerte es länger, als er annahm, bis die Augen des Tieres ihm Informationen lieferten? Normalerweise sieht man wohl schneller, als man riecht…“

Endlich kam er darauf, und er ärgerte sich, weil das so lange gedauert hatte. Für den Menschen ist das Auge ein Organ, das Bilder formt, Bilder von dem Gegenstand, dessen Strahlungen es aufnimmt. Und eine Nase ist eine Vorrichtung, die seinen Eigentümer vom Vorhandensein von Molekülen unterrichtet.

Aber welches Organ kann ein Bild von einer Geruchsquelle formen?

Denn gerade das taten diese ›Augen‹. Im nahezu vollkommenen Vakuum dieses Planeten zerstreuten sich Gase mit hoher Geschwindigkeit, und ihre Moleküle wanderten in geraden Linien. Und auf dieser Welt brauchte man ein Auge, dessen Netzhaut mit Geruchsnerven kombiniert war anstatt mit lichtempfindlichen Nerven.

Deshalb waren die Tiere dieses Planeten Lichtdifferenzen gegenüber unempfindlich. Im offenen Raum, unter den Strahlen Denebs, ›sahen‹ sie genauso wie in der dunklen Höhle, vorausgesetzt, daß irgend etwas in ihrer Nachbarschaft Moleküle verbreitete.

Und jede Substanz, sei sie von fester oder flüssiger Beschaffenheit, sendet ihre Dämpfe aus. In der Hitze von Deneb gaben sicher auch die unwahrscheinlichsten Materien ihre Dunstwellen von sich, die auf die Organe dieser Tiere einwirkten — besonders Metalle. Die Lebensflüssigkeit der Tiere war metallisch — vielleicht Blei, Zinn, Wismut oder ein ähnliches Metall. Oder vielleicht trug eine Metallmischung die vitalen Substanzen zu den Zellen der Tiere. Sicher bestanden auch die Zellen der Tiere größtenteils aus Metall.

Aber diese Fragen zu beantworten, war Sache eines Biochemikers.

Cunningham versuchte, sich die Analogie von Geruch und Farbe vorzustellen, die hier existieren mußte. Leichte Gase wie Oxygen und Nitrogen waren hier sicher selten, und die winzigen Mengen, die von seinem Raumanzug ausgingen, waren absolut neu für die Kreaturen, deren Organe sie fühlten. Sie mußten ihr Nervensystem genauso in Aufruhr gebracht haben wie eine Feuersbrunst wilde Tiere auf der Erde. Kein Wunder, daß der Tausendfüßler das Weite gesucht hatte.

Nachdem er diese Fragen beantwortete hatte, schenkte Cunningham seine Aufmerksamkeit wieder seiner eigenen Situation, dem Problem seines Überlebens. Und er hatte noch nicht lange darüber nachgedacht, als er die Lösung dieses Problems vor sich sah. Er begann zu lächeln, als die Fragmente seiner Idee sich zu einem Ganzen fügten. Eine Idee, in der metallisches Blut und die Bleisubstanz der Arbeitsanzüge seiner Ex- Assistenten eine Rolle spielten, sowie die Blutrünstigkeit seiner vielbeinigen neuen Freunde. Der Plan nahm immer deutlichere Gestalt in seinem Gehirn an, und lächelnd machte er es sich bequem, um auf den Sonnenuntergang zu warten.

Die Sonne von Deneb hatte bereits einen weiten Bogen über den Himmel beschrieben. Cunningham wußte nicht, wie lange er noch warten mußte, da er keine Uhr besaß. Und bald machte er die Erfahrung, daß die Zeit viel langsamer verstreicht, wenn man nichts hat, womit man sich beschäftigen kann. Als der Nachmittag sich dahinschleppte, war er gezwungen, sich vom Höhleneingang zu entfernen, da die sinkende Sonne in die Höhle schien. Kurz bevor sie hinter dem Horizont verschwand, saß er eng an eine Höhlenwand gepreßt, während die gegenüberliegende Wand in volles Licht getaucht war. Nur ein kleiner Fleck in der Höhle blieb von den Strahlen verschont. Cunningham seufzte erleichtert auf, als die letzten tödlichen Sonnenstrahlen endlich verschwanden.

Die kleinen Pflanzenfresser hatten sich inzwischen von ihrem Schrecken erholt und die Höhle wieder verlassen. Er hatte nicht versucht, sie zurückzuhalten. Jetzt kroch er aus der Höhle und zur nächstgelegenen Staubdüne, die im Sternenlicht kaum zu sehen war. Schon nach kurzer Suche fand er einen Pflanzenfresser und kehrte mit ihm in die Höhle zurück. Mit der kleinen Lampe, die am Gürtel seines Raumanzugs angebracht war, erleuchtete er vorsichtig die Szenerie. Dann errichtete er einen Staubhaufen, in dessen Gipfel er eine längliche Mulde grub, tötete den Pflanzenfresser mit demselben Stein, den er schon einmal als Schlagwaffe benutzt hatte, und goß das ›Blut‹ in die Mulde.

Die metallische Flüssigkeit kühlte schnell ab, und nach kurzer Zeit hatte Cunningham einen silbrigen Stab von der Stärke eines Bleistifts und etwa sechs Zoll lang. Er hatte ein wenig Angst vor dem Tausendfüßler. Aber die Riesenkreatur war entweder zu weit entfernt, um in die Höhle zu ›sehen‹, oder sie hatte sich wie die anderen Tiere nach Sonnenuntergang eingegraben.

Cunningham ergriff den Stab, der biegsam wie eine Rute war, löschte das Licht und näherte sich vorsichtig dem Raumschiff.

Von den anderen Männern war nichts zu sehen. Sie hatten ihre Schweißgeräte mit in das Innere des Schiffes genommen. Cunningham kroch unter den Rumpf und betrachtete den Schaden im Licht seiner Lampe. Der Schaden war genauso, wie er es dem Gespräch der beiden Männer entnommen hatte. Lächelnd nahm er seinen kleinen Metallstab und ging an die Arbeit. Eine Zeitlang war er unter dem Rumpf beschäftigt, und dann kroch er hervor, fand einen weiteren Pflanzenfresser und kehrte wieder unter den Rumpf zurück. Als er sein Werk beendet hatte, ging er um das Schiff herum, untersuchte alle Luken und stellte fest, daß sie von innen verschlossen waren.

Das überraschte ihn weder, noch enttäuschte es ihn. Ohne sich weiter aufzuhalten, kehrte er in seine Höhle zurück, wobei er einige Schwierigkeiten hatte, sie im schwachen Sternenschein zu finden. Er errichtete sich ein Lager aus aufgehäuftem Staub und versuchte, zu schlafen. Wie er erwartet hatte, gelang es ihm nicht.

Die Nacht verging unerträglich langsam. Beinahe bereute er, daß er sich in der vergangenen Nacht den Stand der Sterne eingeprägt hatte, denn dadurch wußte er jetzt, daß es noch lange dauern würde, bis die ersten Sonnenstrahlen sich am Horizont zeigten.

Endlich war es soweit, und die Hügel, die das Tal säumten, glühten im strahlenden Licht. Cunningham stand auf und streckte sich. Er war steif und spürte alle Muskeln, denn in einem Raumanzug schläft man noch schlechter als auf einem Ziegelhaufen.

Als die Strahlen das Raumschiff erreichten und es in einen glänzenden Silbervogel verwandelten, öffnete sich eine Luke.

Cunningham war überzeugt, daß die Männer sich beeilen würden, ihre Arbeit zu beenden. Sicher hatten sie genauso ungeduldig auf den Sonnenaufgang gewartet wie er. Darauf hatte er seinen Plan aufgebaut.

Malmeson stieg als erster aus der Luke, was Cunningham dem Gespräch der Männer entnahm, das er klar verstehen konnte.

Sein Gefährte reichte ihm die Schweißgeräte aus der Luke.

Dann gingen sie beide zu der beschädigten Stelle. Offensichtlich bemerkten sie die Metallstücke nicht, die lose herumlagen.

Jedenfalls erwähnte Malmeson nichts davon, als er unter den Rumpf glitt und der andere Mann ihm die Geräte reichte.

Die Pflanzenfresser begannen, sich aus dem Sand zu wühlen, als der Schweißbrenner aufflammte — gerade zur rechten Zeit, wie Cunningham zufrieden feststellte. Seine Ex-Assistenten konnten ihm keinen besseren Gefallen tun, als zu diesem Zeitpunkt mit der Arbeit zu beginnen. Er entfernte sich ein Stück vom Eingang der Höhle, um sein Blickfeld zu erweitern, blieb jedoch im Schatten des Hügels. Aber minutenlang konnte er keine anderen Tiere als die Pflanzenfresser sehen.

Schon begann er zu fürchten, daß die Gäste, die er eingeladen hatte, zu weit entfernt waren, um seinen Ruf zu vernehmen, aber dann sah er den langen, schwarzen Körper, der lautlos über die Staubdünen auf das Schiff zukroch. Zufrieden lächelte er, und dann hob er erstaunt die Brauen, als er eine zweite schwarze Schlangenform sah, die der Spur der ersten folgte.

Rasch blickte er sich um und entdeckte noch vier weitere Monstren, die in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf das Raumschiff zuglitten. Das Licht, das er entzündet hatte, schien mehr Augen erreicht zu haben, als er zu hoffen gewagt hatte.

Er war überzeugt, daß die Männer bewaffnet waren, und hatte nie angenommen, daß sie von den Kreaturen überwältigt werden würden. Er rechnete nur mit ihrer Verwirrung, die ihm genug Zeit lassen würde, die offene Luke zu erreichen.

Er erhob sich und bereitete sich auf den Lauf vor, als Malmesons Gefährte den ersten der nahenden Tausendfüßler sah und Malmeson etwas zurief. Malmeson war kaum auf die Beine gekommen, als auch der zweite Tausendfüßler die beiden Männer erreicht hatte. Im selben Augenblick trat Cunningham ins Sonnenlicht und legte seine ganze Kraft in jeden gleitenden Schritt, der ihn dem Ziel näher brachte.

Er fühlte die Glut der Strahlen, und bevor er ein Drittel der Strecke zurückgelegt hatte, war sein Raumanzug bereits unerträglich heiß. Aber auch seinen Ex-Assistenten dürfte es in der Zwischenzeit einigermaßen heiß geworden sein. Denn zehn schwere Ungeheuer hatten auf die Ausstrahlung des so anziehenden Geruchs — oder war es für sie eine Farbe? — reagiert.

Der Geruch oder die Farbe war entstanden, als Malmeson seinen Schweißer auf das Metall angesetzt hatte, an dem Cunningham nachts seinen Metallstab angebracht hatte. Das metallische Blut war geschmolzen, und Malmeson lag mitten darin, als er versuchte, die Angreifer abzuwehren. Er hatte eine Flammenpistole, die den Kreaturen, deren Blut aus geschmolzenem Metall bestand, aber wenig anhaben konnte. Sein Gefährte, der mit dem Schweißbrenner auf die Riesentausendfüß ler losging, war nicht viel besser dran. Sie zwängten sich zwischen den schwarzen, sich windenden Leibern hindurch auf die Luke zu, und keiner der beiden Männer sah Cunningham, der taumelnd näher kam. Er sah kaum mehr etwas durch sein Sichtfenster, das vom Dunst seines Schweißes benebelt war, als er die Luke erreichte und darin verschwand.

Da er human veranlagt war, verschloß er die äußere Luke nicht. Aber er versperrte die innere, bevor er in den Kontrollraum trat. In aller Ruhe legte er seinen Raumanzug ab, und als er hörte, wie die äußere Tür zufiel, schaltete er den Strom ab, der den Schweißbrenner speiste. Jetzt war er sicher. Die Flammenpistole konnte der inneren Tür nicht gefährlich werden. Er ging zum Funkgerät und gab mit ruhiger Stimme seinen Hilferuf durch. Dann schaltete er das Signallicht ein, damit die Rettungsmannschaft das Schiff finden konnte. Erst dann nahm er mit den beiden Männern Verbindung auf und erzählte ihnen, was er getan hatte.

„Ich wollte Ihnen ja nichts antun“, sagte Malmeson. „Ich wollte nur das Schiff haben. Ich weiß, Sie haben uns gute Löhne bezahlt, aber als ich dachte, wieviel Geld man auf einigen Planeten machen könnte, wenn man nach etwas anderem sucht als nach verrückten Bestien und Pflanzen, konnte ich nicht widerstehen.

Sie können uns jetzt in den Kontrollraum lassen. Ich verspreche, wir werden nichts mehr gegen Sie unternehmen.

Sie sagten, eine Rettungsmannschaft ist unterwegs?“

„Es tut mir leid, daß Ihnen mein Hobby nicht gefällt“, sagte Cunningham. „Ich finde es sehr amüsant, und manchmal erweist es sich sogar als sehr nützlich, wie zum Beispiel heute.

Übrigens glaube ich, daß mir wohler sein wird, wenn ihr beide da draußen bleibt. Ich hoffe, ihr habt genügend Verpflegung und Wasser in euren Raumanzügen mitgenommen, denn es kann einige Stunden dauern, bis das Rettungsschiff eintrifft.“

„Okay, Sie haben gewonnen“, sagte Malmeson.

„Das glaube ich auch“, erwiderte Cunningham und schaltete das Sprechgerät aus.