"Der Feuergott der Marranen" - читать интересную книгу автора (Волков Александр Мелентьевич)ERSTER TEIL Der RiesenvogelSieben Jahre waren nach der Vertreibung Urfins aus der Smaragdenstadt vergangen, und vieles hatte sich in der Welt ge#228;ndert. Elli Smith hatte die Schule beendet und ein p#228;dagogisches College in der Nachbarstadt belegt, um Lehrerin zu werden. Ihre j#252;ngere Schwester, Arm (sie wurde geboren, als Elli sich im unterirdischen K#246;nigreich befand), ging in die 1. Klasse und lernte das Abc. Der einbeinige Seemann Charlie Black hatte ein Schiff gekauft und mehrere Reisen nach den Inseln Kuru-Kusu unternommen, deren Bewohner ihn jedesmal freudig empfingen. Wie aber sah es im Wunderland aus? Die Zwinkerer und die K#228;uer lebten wie eh und je, doch v#246;llig ver#228;ndert hatte sich das Leben der unterirdischen Erzgr#228;ber, bei denen sich Elli w#228;hrend ihrer letzten Reise im Zauberland aufhielt. In einer riesigen H#246;hle dieses Landes hatten Elli und ihr Cousin Fred Cunning viele wunderbare Abenteuer erlebt. Es war ihnen gelungen, die Schlafwasserquelle wieder sprudeln zu lassen und die sieben unterirdischen K#246;nige einzuschl#228;fern, die abwechselnd das Land regiert hatten. Das Merkw#252;rdigste an der Sache war, da#223; die Monarchen nach ihrem Erwachen ihre k#246;nigliche W#252;rde v#246;llig verga#223;en und sich in Hufschmiede, Bauern und Weber verwandelten. Wie ihre ehemaligen Untertanen arbeiteten sie jetzt, um sich und ihre Familien redlich zu ern#228;hren. Nach dem Sturz der K#246;nige waren die Einwohner des unterirdischen Landes in die obere Welt gezogen, wo sie sich auf brachliegenden B#246;den in der Nachbarschaft der K#228;uer niederlie#223;en. Sie s#228;ten Weizen und Flachs, trieben Gartenbau, m#228;steten Vieh und bearbeiteten Metalle. Lange Zeit trennten sie sich nicht von den Sonnenbrillen, denn ihre an das Halbdunkel gew#246;hnten Augen konnten das Tageslicht nur schlecht vertragen. In Urfins Leben hatte sich w#228;hrend der langen Jahre der Abgeschiedenheit nichts ge#228;ndert. Er zog in seinem Garten Gem#252;se, von dem er j#228;hrlich drei Ernten einbrachte. Beim Umgraben der Beete untersuchte der ehemalige K#246;nig sorgf#228;ltig den Boden seines Gartens. Er lechzte danach, K#246;rnchen von der wunderbaren Pflanze zu entdecken, aus der er das lebenspendende Pulver gewonnen hatte. Jetzt w#252;rde er gewi#223; nicht mehr Holzsoldaten damit beleben, o nein! Er w#252;rde ein eisenbeschlagenes Ungeheuer anfertigen, unverwundbar gegen Pfeile und Feuer, und erneut Herrscher des Wunderlandes werden! Aber all sein Suchen war vergeblich und obendrein sinnlos. *Von der dritten Reise Ellis erz#228;hlt das Buch ,,Die sieben unterirdischen K#246;nige". W#228;re auch nur ein einziger Keim der ungew#246;hnlichen Pflanze der Vernichtung entgangen, so h#228;tte sie doch den ganzen Garten #252;berwuchert! Jeden Abend und jeden Morgen blickte Urfin zum Himmel, in der Hoffnung, da#223; wieder ein Gewitter k#228;me, wie einst, das die Samen der ungew#246;hnlichen Pflanze hierher verweht hatte, Es gingen zwar Gewitter #252;ber das Land nieder, aber sie hinterlie#223;en nichts als w#252;ste Zerst#246;rung. Urfin, der im Bewu#223;tsein seiner Macht #252;ber Tausende und aber Tausende Menschen geschwelgt hatte, mu#223;te sich jetzt mit dem bescheidenen Los eines G#228;rtners zufriedengeben. Nat#252;rlich brauchte er sich unter dem segensreichen Himmel des Zauberlandes nicht um Essen zu sorgen, um so mehr, als der B#228;r ihm oft fette Kaninchen und Hasen aus dem Walde brachte. Aber nicht darauf waren die Sinne des Ausgesto#223;enen gerichtet. Jede Nacht tr#228;umte er von einem k#246;niglichen Gewand, und jeden Morgen erwachte er entt#228;uscht und mit klopfendem Herzen. In den ersten Monaten seines Einsiedlerlebens traf Urfin bei seinen Spazierg#228;ngen oft K#228;uer, besonders, wenn er in Richtung des kleinen Dorfes Kogida ging, in dem er geboren worden und aufgewachsen war. Die Landsleute mieden ihn aber und wichen seinen Blicken aus. Selbst ihre R#252;cken schienen Ha#223; gegen ihn auszustrahlen. Aus den Wochen wurden Monate und aus den Monaten Jahre. Mit der Zeit legte sich der Ha#223;, und die Erinnerung an Urfins Verbrechen verbla#223;te. Nach etlichen Jahren begannen die Einwohner Kogidas den Ausgesto#223;enen freundlich zu gr#252;#223;en, H#228;tte Urfin jetzt in das Dorf umziehen wollen, so h#228;tte ihn niemand daran gehindert. Aber Urfin erwiderte nur trocken die Gr#252;#223;e der Leute und lie#223; sich mit niemandem in ein Gespr#228;ch ein. Sein ganzes Gebaren zeigte, da#223; die Gesellschaft der Menschen ihm unangenehm sei. Die K#228;uer zuckten mit den Schultern und lie#223;en den menschenscheuen G#228;rtner zufrieden. Urfin aber spann weiter seine rachgierigen Tr#228;ume. Als er einmal um die Mittagszeit in seinem Garten grub, h#246;rte er #252;ber sich ein wildes Geschrei. Aufblickend gewahrte er im azurblauen Himmel drei Adler, die erbittert miteinander k#228;mpften. Zwei schlugen mit ihren Schn#228;beln und Schwingen wild auf einen dritten ein, der sich verzweifelt wehrte. Zuerst schienen die Adler nicht besonders gro#223; zu sein, aber als sie tiefer herabstiegen, erkannte Urfin, da#223; es ungeheuer gro#223;e V#246;gel waren. Das Geschrei der Riesenv#246;gel wurde, je mehr sie sich der Erde n#228;herten, immer durchdringender, Einer, offenbar schwer verwundet, denn seine Bewegungen wurden immer langsamer, faltete pl#246;tzlich die Schwingen, #252;berschlug sich mehrmals und st#252;rzte. Mit einem dumpfen Aufschlag fiel der Vogel auf die kleine Wiese vor Urfins Haus. Urfin n#228;herte sich ihm zaudernd, denn der Vogel konnte, selbst wenn er t#246;dlich verwundet war, mit einem einzigen Fl#252;gelschlag einen Mann umwerfen, Aus der N#228;he erkannte Urfin, da#223; es ein Vogel von gewaltigem Ausma#223; war. Seine ausgebreiteten Schwingen reichten von einem Ende der Wiese bis zum anderen, und das waren immerhin an die 30 Schritt. Mit Staunen gewahrte Urfin, da#223; der Vogel noch lebte. Sein K#246;rper bebte kaum merklich, und in seinen Augen mischten sich Stolz und Demut. Die zwei anderen Adler n#228;herten sich in der offenkundigen Absicht, den Feind v#246;llig zu vernichten. „Hilf mir!" wimmerte der Riesenvogel. Urfin ergriff einen dicken Kn#252;ppel, der am Zaun lehnte, und schwang ihn drohend in der Luft. Die Angreifer stiegen wieder in die H#246;he und begannen um Urfins Garten Kreise zu ziehen. „Sie wollen mir den Garaus machen", sagte der verwundete Adler. „Bitte, grabe ein Loch neben mir aus und tu so, als wolltest du mich begraben. Meine Feinde werden diesen Ort nicht eher verlassen, als bis sie sich #252;berzeugt haben, da#223; ich verscharrt bin. In der Dunkelheit werde ich mich in die B#252;sche schleppen und mich dort verbergen, w#228;hrend du die Erde in die leere Grube schaufelst." Nachts wurde die List ausgef#252;hrt. Am Morgen kreisten die Riesenadler eine Zeitlang #252;ber dem leeren Grab, und als sich nichts darin regte, flogen sie in n#246;rdlicher Richtung fort. Die Wunder des Zauberlandes sind so zahlreich, da#223; ein ganzes Menschenleben nicht ausreichen w#252;rde, sie alle zu erz#228;hlen. In einem abgelegenen Tal der Weltumspannenden Berge, in ihrem Norden, lebte ein Stamm gigantischer Adler, zu dem Karfax, Urfins unerwarteter Gast, geh#246;rte. Als er sich von seinen Wunden erholt hatte, erz#228;hlte Karfax „Unser Stamm lebt in den Weltumspannenden Bergen seit unvordenklichen Zeiten. Wir sind nicht sehr zahlreich, denn wir ern#228;hren uns nur von Wildziegen und Steinb#246;cken, die die H#228;nge und Schluchten bev#246;lkern. Die Ziegen k#246;nnten sich vermehren und ein sorgenfreies Leben f#252;hren, w#252;rden wir Adler sie nicht daran hindern. Mit unserem scharfen Blick, unserer Kraft und Geschwindigkeit k#246;nnten wir alle Ziegen und Steinb#246;cke ausrotten. Doch wir tun es nicht, da wir wissen, da#223; wir dann Hungers sterben m#252;#223;ten. Ein altes Gesetz befiehlt, da#223; die Zahl unsrer Stammesgenossen 100 nicht #252;berschreite." „Wie gelingt euch das?" fragte Urfin neugierig. „Unser Gesetz ist in dieser Hinsicht sehr streng", erwiderte Karfax. „Eine Adlerfamilie darf nur dann ein Junges ausbr#252;ten, wenn einer der alten Stammesangeh#246;rigen eines nat#252;rlichen Todes stirbt oder bei einem Unfall umkommt, zum Beispiel, wenn er durch Unvorsichtigkeit auf der Jagd an einem Felsen zerschellt." „Wer hat dann das Recht, den Ersatz f#252;r den Toten zu stellen?" „Dieses Recht haben in strenger Reihenfolge alle Familien, die das Adlertal bev#246;lkern, Der Brauch, der viele Jahrhunderte lang genau befolgt wurde, ist aber unl#228;ngst verletzt worden, und das brachte viel Unheil #252;ber uns. Wir leben sehr lange, 150 bis 200 Jahre, und deshalb kommt in unserem Tal l#228;ngst nicht jedes Jahr ein Junges zur Welt. W#252;rdest du sehen, wie unsere Adlerfrauen das Junge hegen und pflegen, wie sie sich streiten, wer es f#252;ttern oder unter seinen Fittichen w#228;rmen soll! Oft dr#228;ngen sie sogar die eigene Mutter von dem Jungen ab. „Ja", seufzte Karfax, „die m#252;tterlichen Gef#252;hle unserer Frauen sind sehr stark, und das Gl#252;ck, ein Junges ausbr#252;ten zu d#252;rfen, wird ihnen nur zwei - bis dreimal im Laufe ihres langen Lebens zuteil!" ,Bei uns Menschen ist das viel einfacher', dachte Urfin. ,Ein jeder darf so viel Kinder haben, wie er will, allerdings ist das keine geringe B#252;rde.' Karfax fuhr fort: „Ich bin 80 Jahre alt, Bei uns Riesenadlern ist man in diesem Alter im Vollbesitz seiner Kr#228;fte und Gesundheit. In diesem Jahr kamen meine Frau Araminta und ich zum erstenmal an die Reihe, ein Junges auszubr#252;ten. Hoffnungsvoll warteten wir auf den Tag, da es meiner Frau verg#246;nnt sein w#252;rde, ein Ei zu legen! Wir hatten in einer Felsvertiefung ein warmes Nestchen aus d#252;nnen Zweigen und Laub gebaut... Da brach der niedertr#228;chtige. Arraches, unser Stammes#228;ltester, das alte Gesetz und erkl#228;rte, da#223; jetzt seine Familie ein Junges ausbr#252;ten werde! Er brauchte einen Erbfolger, denn, sein einziger Sohn war kurz vorher auf der Jagd umgekommen.,." Karfax bebte vor Zorn, als er das ehrlose Vorgehen des Stammes#228;ltesten schilderte. Urfin aber dachte sp#246;ttisch, da#223; er sich #252;ber eine solche Kleinigkeit gewi#223; nicht aufgeregt h#228;tte. „Sag, durfte Arraches nach einem solchen Versto#223; gegen den Brauch unserer V#228;ter noch Stammes#228;ltester bleiben? Ich zumindest hielt es f#252;r eine Schande, ihm weiter zu gehorchen. Es fanden sich Artgenossen, die genauso dachten wie ich, und wir bereiteten einen Aufstand vor, um Arraches zu st#252;rzen. Zum Ungl#252;ck hatte sich ein Verr#228;ter in unsere Reihen eingeschlichen, der Arraches alles hinterbrachte und ihm die Namen der Verschw#246;rer nannte. Eines Tages fielen Arraches und seine Anh#228;nger #252;ber uns her. Ein jeder meiner Kameraden sah sich zwei bis drei Gegnern gegen#252;ber. Araminta kam gleich in den ersten Minuten des Kampfes um. Auf mich st#252;rzten sich Arraches und der Adler, der uns verraten hatte. Ich wollte mich durch Flucht retten, #252;berquerte die Weltumspannenden Berge und flog tief in das Zauberland hinein. Die Feinde folgten mir.,, Das weitere ist dir bekannt", schlo#223; Karfax m#252;de seinen Bericht. Es trat ein langes Schweigen ein. Dann fuhr der Adler fort: „Mein Leben liegt jetzt in deiner Hand, In die Berge kann ich nicht zur#252;ck. Selbst wenn ich mich in ihren entlegensten Winkel niederlasse, werden Arraches und seine Spione mich ausfindig machen und t#246;ten. In euren W#228;ldern kann ich nicht jagen. Du f#252;tterst mich mit kleinen Tieren, die du Hasen und Kaninchen nennst. Sie sind schmackhaft, Aber kann ich sie im dichten Wald ersp#228;hen, geschweige denn mit den Krallen packen?" Nach kurzem Nachdenken sagte Urfin: „Meister Petz jagt Wild f#252;r dich, und er wird es solange tun, bis du wieder gesund bist. Das weitere wird sich finden, vielleicht f#228;llt mir noch etwas ein," In Urfins finsterer Seele keimte ein Plan. ,Wie', dachte er, soll ich den Riesenvogel meinen Zielen dienstbar machen?' Bot sich ihm da vielleicht das langersehnte Mittel, aus seinem ruhmlosen Dasein wieder hervorzutreten und „das Schicksal an den H#246;rnern zu packen", wie er sich auszudr#252;cken pflegte? ,Allerdings mu#223; ich sehr vorsichtig sein', dachte Urfin. ,Dieser Vogel mit seiner seltsamen Auffassung von Gerechtigkeit wird mir gewi#223; nicht helfen wollen, wenn meine Handlungen ihm unehrlich vorkommen... Nun, ich will nichts #252;berst#252;rzen, ich habe noch Zeit genug, mir alles gr#252;ndlich zu #252;berlegen.' Durch unauff#228;llige Fragen #252;berzeugte sich Urfin da#223; man im Adlertal von den Angelegenheiten der Menschen nichts wisse. Karfax hatte weder von dem schnellen Aufstieg Urfins noch von seinem schm#228;hlichen Sturz etwas geh#246;rt. Dem B#228;ren verbot der Ausgesto#223;ene, die Vergangenheit auch nur mit einem Wort zu erw#228;hnen, und dem Clown befahl er, darauf zu. achten, da#223; der Vogel und der B#228;r, der gerne schwatzte, niemals allein blieben. Er selbst begann k#252;hner vorzugehen. W#228;hrend der langen Gespr#228;che, die er mit dem genesenden Adler f#252;hrte, sagte er einmal wie nebenbei, da#223; er von dem Wunsch beseelt sei, unter den Menschen Gutes zu stiften. „Warum lebst du dann im Wald, weit von der Schar deiner Stammesgenossen?" fragte Karfax verwundert. „Siehst du, ich m#246;chte nicht nur einem Dorf helfen", erwiderte Urfin schlau. „Gel#228;nge es mir, mich an die Spitze eines ganzen Volkes zu stellen, dann k#246;nnte ich alle meine F#228;higkeiten entfalten und zeigen, was in mir steckt." „Wer hindert dich denn daran, Stammes#228;ltester zu werden?" fragte der vertrauensselige Adler. „Meine Mitb#252;rger verstehen mich nicht", erwiderte Urfin listig. „Sie denken, ich begehre die Macht aus Ehrgeiz, und begreifen nicht, da#223; ich mir ein viel h#246;heres und edleres Ziel gesteckt habe." Schlie#223;lich glaubte der Adler, da#223; Urfin wirklich ein edler Mensch sei, und erkl#228;rte sich bereit, ihm zu helfen, eine hohe Stellung unter den Menschen einzunehmen, damit er recht viel Gutes tun k#246;nne. ,So, das w#228;re nun geschafft', dachte Urfin. Jetzt mu#223; ich mir nur noch einfallen lassen, wie ich mit Hilfe des Riesenvogels die Macht zur#252;ckerobere.' ,Ein Krieg kommt nicht in Frage... W#252;rde ich Karfax um meiner Erh#246;hung willen bitten, auch nur einen Menschen zu t#246;ten, dann w#228;re ihm meine Absicht sofort klar. Wer wei#223;, ob er mich dann wegen des Betrugs nicht zerfleischt...' Urfin stellte sich mit Grauen vor, wie der ungeheure Vogel #252;ber ihn herfallen w#252;rde. Ich mu#223; mir eben etwas Gescheiteres einfallen lassen. Wie, wenn ich mich mit Hilfe des Adlers zum Herrscher eines r#252;ckst#228;ndigen Volkes mache? Habe ich das Volk einmal in meiner Hand, so werde ich auch eine Armee und Waffen besitzen... Oh, dann h#252;tet euch, Scheuch und Holzf#228;ller!' Urfin #252;berlegte, in welchem Teil des Landes er am leichtesten die Herrschaft erringen k#246;nnte. Da kamen ihm die Springer in den Sinn. Das kriegerische Volk der Springer lebte in den Bergen zwischen dem Gro#223;en Flu#223; und dem Besitztum Stellas. Noch war es niemandem gelungen, das Land der Springer zu durchqueren, denn sie lie#223;en niemanden ein. Als Elli w#228;hrend ihres Aufenthaltes im Zauberland in Begleitung ihrer Freunde - des Scheuchs, des Eisernen Holzf#228;llers und des Tapferen L#246;wen - in das Gebiet der guten Fee Stella zogen, lag ihnen das von Bergen umgebene Land der Springer als un#252;berwindliches Hindernis im Wege. Der Scheuch und der L#246;we versuchten, die Berge zu besteigen, wurden aber von den m#228;chtigen F#228;usten der Springer niedergeschlagen. Elli und ihre Gef#228;hrten h#228;tten das rosa Schlo#223; Stellas niemals erreicht, bes#228;#223;e Elli nicht den Goldenen Hut, der ihr Macht #252;ber die Fliegenden Affen verlieh. Das M#228;dchen rief die Fliegenden Affen herbei, und diese trugen es mit seinen Gef#228;hrten durch die Luft zu Stella.[3] Vor vielen Jahrhunderten lebten die Marranen (so nannten sich die Springer) in einem unterirdischen Land am Ufer eines Flusses, der in den Mittelsee m#252;ndete. Der #220;berlieferung nach hatten sie dort Zuflucht gefunden vor starken Feinden, die sie von allen Seiten bedr#228;ngten. Dort, zwischen den Felsen, hatten die Marranen eine Stadt erbaut, deren Ruinen Elli Smith und Fred Cunning sahen, als sie ihre lange und gef#228;hrliche Reise im Scho#223; der Erde beendeten. In jener weit zur#252;ckliegenden Zeit wu#223;ten die Marranen noch, wie man Feuer erzeugt. Sie fertigten eiserne Werkzeuge an, trieben Fischfang und jagten Sechsf#252;#223;er, die in der Umgebung in #220;berflu#223; vorhanden waren. Mit der Zeit hatten sich die Marranen aber so stark vermehrt, da#223; ihre Nahrung - Fisch und Wildfleisch - nicht mehr ausreichte. Ackerbau konnten sie aber nicht treiben, weil dies auf dem felsigen Boden nicht m#246;glich war. Da verlie#223;en die Marranen unter der F#252;hrung des F#252;rsten Gron ihr d#252;steres Land. Sie versuchten zuerst, den unterirdischen Erzgr#228;bern einen Teil ihrer weitr#228;umigen Ebene abzuringen, aber die Krieger der Sieben K#246;nige schlugen den #220;berfall der Springer zur#252;ck, und diesen blieb nichts anderes #252;brig, als auf der Erdoberfl#228;che ihr Heil zu suchen. Das Leben in der oberen Welt war f#252;r die Marranen nicht leicht. Ihre an das ewige Halbdunkel der H#246;hle gew#246;hnten Augen konnten sich monatelang dem grellen Tageslicht nicht anpassen. Deshalb bewegten sie sich nur nachts. Halb blind irrten sie lange durch das Zauberland, kamen in Schlachten mit der eingeborenen Bev#246;lkerung um, fielen wilden Tieren zum Opfer, starben vor Hunger und ertranken beim #220;berqueren der Fl#252;sse. So vergingen mehrere Jahre. Auf ihrer Wanderschaft verwilderten die Marranen, verloren ihr Handwerkszeug und verlernten es, das Feuer zu nutzen. Schlie#223;lich kam F#252;rst Gron mit einer kleinen Gruppe von Fl#252;chtlingen in ein verlassenes Tal, das ihnen auf Jahrhunderte als Zufluchtsst#228;tte dienen sollte, Hier vermehrten sie sich wieder, blieben aber auf einer sehr niedrigen Entwicklungsstufe. Die Erinnerung, da#223; ihre Ahnen einst in einer d#252;steren Welt gelebt hatten, wurde zuerst den Kindern #252;berliefert und verwandelte sich dann in Sagen, die nach und nach in Vergessenheit gerieten. Die Marranen hatten so lange in v#246;lliger Abgeschiedenheit gelebt, da#223; die Menschen in anderen Teilen des Zauberlandes #252;ber sie nur sehr wenig wu#223;ten. Auch Urfin Juice hatte nur eine vage Vorstellung von den Marranen. Er wu#223;te nicht, wie ihre H#228;user aussahen, wovon sie sich ern#228;hrten, welchen Leidenschaften sie fr#246;nten und womit man auf sie Eindruck machen konnte, Vor ein starkes und unabh#228;ngiges Volk konnte er aber nicht hintreten, ohne zu wissen, was ihn dort erwarte. ,Ich werde alles genau auskundschaften m#252;ssen', dachte Urfin. Aber wer sollte ihm Kundschafterdienste leisten? Er selbst konnte nicht hingehen, denn er mu#223;te unerwartet vor den Springern auftauchen, als ihr Herr und Gebieter. Sollte er Meister Petz hinschicken? Das ging nicht. Der B#228;r war zu schwerf#228;llig und ungeschickt, zudem fehlte ihm die Gabe, sich zu verbergen und zu verstellen, was f#252;r einen guten Kundschafter unerl#228;#223;lich ist. Da fiel Urfins Auge auf den Holzclown. Der ist der Richtige', dachte Juice. Er erinnerte sich, wie der Clown ihm bei der Belagerung der Smaragdenstadt geholfen hatte. Mehrere Angriffe der Holzsoldaten waren damals zur#252;ckgeschlagen worden, und Urfin befand sich in einer sehr schwierigen Lage. Da hatte er den Einfall, den Clown #252;ber die Mauer zu werfen. Der listige Eot Ling konnte einen reichen B#252;rger zum Verrat #252;berreden, und der #246;ffnete den Belagerern nachts das Stadttor. „Eot Ling, komm her!" befahl Urfin. Der Clown trippelte beflissen auf seinen Herrn zu. „Da bin ich, Gebieter!" „H#246;r zu. Ich habe einen sehr wichtigen Auftrag f#252;r dich." Urfin weihte den Clown in seine Pl#228;ne ein und erkl#228;rte ihm, was er zu tun habe. Eot Ling aber wandte ein: „Das Land der Springer liegt sehr weit von hier, Herr! Es wird eine lange und gef#228;hrliche Reise sein." „Karfax braucht f#252;r den Weg nur ein paar Stunden. Er wird dich hintragen, und du wirst alles ausspionieren." Von nun an warteten Urfin und sein Diener Eot Ling ungeduldig auf die Genesung des Adlers. Der Riesenvogel fra#223; jetzt die Kaninchen und Hasen, die der B#228;r regelm#228;#223;ig herbeischaffte, bis auf das letzte Kn#246;chelchen. Karfax hatte den gutm#252;tigen B#228;ren, der ihn so wacker versorgte, liebgewonnen. Schlie#223;lich kam der Tag, an dem der Adler zum erstenmal nach seinem Sturz einen Flugversuch unternahm. Als er in geringer H#246;he #252;ber dem Wald flog, zitterten unter seinen riesigen Schwingen die Wipfel der B#228;ume so heftig, da#223; die entsetzten Eichh#246;rnchen auseinanderstoben. Mit jedem Tag flog nun Karfax immer weiter und h#246;her, seine Kr#228;fte nahmen zu, und bald war er so gut bei Kr#228;ften, da#223; er Urfin zu einem Spazierflug einlud. Urfin willigte nur zaudernd ein. Er stellte sich vor, wie schrecklich es sein m#252;sse, hoch in der Luft ohne eine andere St#252;tze als den R#252;cken des Adlers zu fliegen. ,Aber', dachte er, wenn ich mich dazu nicht entschlie#223;e, werde ich niemals das Land der Springer sehen, niemals die Macht erobern und mich niemals an meinen Feinden r#228;chen k#246;nnen.' Urfin #252;berwand seine Angst und gab seine Zustimmung. Der erste Schritt ist immer schwer. Bald war Urfin soweit, da#223; er sein Gesicht mit Vergn#252;gen dem Wind entgegenhielt und stolz auf die unter ihm vorbeirasenden Felder und W#228;lder blickte. „Das alles wird bald mir geh#246;ren!" brummte er leise, damit Karfax ihn nicht h#246;re. Urfin teilte dem Adler mit, da#223; er sich an die Spitze des Volkes der Springer zu stellen beabsichtige. „Das sind dumpfe, unwissende Menschen", sagte er, „sie f#252;hren ein schweres Leben. Ich will ihnen alle Freuden bieten, die ein Mensch unter der Sonne unseres Landes erlangen kann." Karfax erkl#228;rte sich bereit, Eot Ling zu den Springern zu fliegen. Urfin n#228;hte f#252;r den Clown ein Kleid aus Kaninchenfell, in dem Eot wie ein kleines flinkes Tierchen aussah. Selbst wenn ihn jetzt ein Springer entdeckte, w#252;rde er ihn nicht f#252;r den Kundschafter eines fremden Landes halten. Eines Morgens erhob sich Karfax von der kleinen Wiese vor Urfins Haus in die Luft und nahm Kurs auf das Land der Springer, das westw#228;rts lag. Am Hals des Adlers hing als Proviant ein B#252;ndel Kaninchen. Auf seinem R#252;cken lag der Clown, der sich an den Federn festhielt. Am Abend des folgenden Tages kehrte der Adler zur#252;ck, Er erz#228;hlte, da#223; er nachts, als die Springer schliefen, Eot Ling #252;ber die Berge getragen und an einem verlassenen Ort abgesetzt habe. Dort w#252;rde der Clown ihn in zehn Tagen erwarten. Diese zehn Tage kamen Urfin wie eine Ewigkeit vor. Als sie um waren, flog Karfax wieder nach dem Westen und kehrte mit dem Clown zur#252;ck, der unversehrt war und recht zufrieden aussah. Eot Ling zog das l#228;stige Kaninchenfellkleid aus und warf seinem Herrn einen vielsagenden Blick zu. Urfin verstand, da#223; er mit ihm unter vier Augen sprechen wolle, und trug ihn in das Haus. Als sie allein waren, rief Eot Ling fr#246;hlich: „Diese Dummk#246;pfe! Ach, Herr, w#252;#223;test du, wie einf#228;ltig sie sind. Freilich k#246;nnen sie auch gef#228;hrlich sein, und man mu#223; sich deshalb vor ihnen in acht nehmen", f#252;gte er hinzu. „Na, erz#228;hl schon!" brummte Juice ungeduldig. Der Clown begann zu erz#228;hlen, was er in den zehn Tagen seines Aufenthaltes im Lande der Marranen gesehen und geh#246;rt hatte. Eot Ling hatte vieles ausgekundschaftet. In seinem grauen Kleid, das ihn einer gro#223;en Ratte #228;hnlich machte, war er um die D#246;rfer gestrichen und in H#228;user eingedrungen, hatte gelauert und gehorcht, Nur einmal erwischte ihn ein Junge (Kinder passen gew#246;hnlich sch#228;rfer auf als Erwachsene), doch der Clown bi#223; ihn so stark in den Finger, da#223; der Kleine vor Schmerz aufschrie und ihn loslie#223;. Eot Ling erz#228;hlte: Das Volk der Springer sei zahlreich, es besitze allein an erwachsenen M#228;nnern mehrere Tausend. Bei dieser Nachricht nickte Urfin freudig mit dem Kopf: ,Aus ihnen wird eine starke Armee', dachte er bei sich. Das Land der Springer liege in einer runden Ebene, die von steilen Bergen umgeben sei, fuhr der Clown fort, welche das Tal gegen Winde sch#252;tzen. Tags sei es dort immer warm, nachts aber kalt. Die Einwohner bauen keine H#228;user, dazu fehle es ihnen an Geschick. Sie leben in Strohh#252;tten oder begn#252;gen sich einfach mit Strohd#228;cher, die auf Pf#228;hlen ruhen, und kleiden sich leicht. Die M#228;nner tragen lange Hosen und #228;rmellose R#246;cke, die Frauen kurze Kleider. Bei den Schw#228;tzern, den Untertanen Stellas, tauschen, die Marranen Edelsteine, die sie in den Bergen gewinnen, gegen Kleider, #196;xte, Messer und Spaten. Die Marranen seien klein von Wuchs, aber gedrungen, haben gro#223;e K#246;pfe, lange, starke Arme mit m#228;chtigen F#228;usten und sehr kr#228;ftige Beine, die sie bef#228;higen, gewaltige Spr#252;nge zu machen. Deshalb nennen die Einwohner der Nachbarl#228;nder sie auch Springer. Allerdings m#246;gen die Marranen diesen Namen nicht. Ihr Herrscher sei F#252;rst Torm... „Wohl ein ehrw#252;rdiger Greis mit einem langen, grauen Bart?" unterbrach Urfin seinen Diener. „Nein, Herr", entgegnete Eot Ling. „Diese Leute tragen keine B#228;rte, nicht einmal Schnauzb#228;rte. Das Haar im Gesicht ist ihnen l#228;stig, und sie befreien sich davon auf eine merkw#252;rdige Art. In ihrem Land gibt es eine Quelle, die von #228;tzendem braunen Schlamm umgeben ist. Wenn einem Marranenj#252;ngling der Bart zu wachsen beginnt, begibt er sich zu dieser Quelle, schmiert das Gesicht mit Schlamm ein und l#228;#223;t es in der Sonne trocknen. Nach einigen Stunden f#228;llt die Schlammkruste st#252;ckweise ab und nimmt f#252;r immer die Haare mit. Nach dieser Operation wird der J#252;ngling von seinen Angeh#246;rigen mit Liedern und T#228;nzen empfangen, Erst dann erh#228;lt er die B#252;rgerrechte und darf heiraten." „Wirklich merkw#252;rdig", murmelte Urfin. Eot Ling setzte seinen Bericht fort. Im Land der Marranen gebe es oft Gewitter. In den zehn Tagen seines dortigen Aufenthaltes hatten sich zwei Gewitter entladen. Die Gewitter im Springerland seien schrecklich. Ununterbrochen blitze und donnere es. Das Krachen des Donners, von den H#228;ngen zur#252;ckgeworfen, vermische sich mit dem eigenen Echo zu einem ohrenbet#228;ubenden Get#246;se. Dabei gie#223;e es in Str#246;men. Die Blitze schlagen oft in die Strohh#252;tten ein und setzen sie in Brand, Dann st#252;rzen die Einwohner hinaus und blicken mit schreckgeweiteten Augen in die lodernden Flammen, die sie nicht zu l#246;schen wagen, da sie das Feuer f#252;r eine strafende Gottheit halten, vor der sie sich verneigen. Es sei noch keinem Marranen eingefallen, das Feuer in seinem bescheidenen Haushalt zu nutzen. ,Gro#223;artig', dachte Urfin. Damit l#228;#223;t sich allerhand anfangen!' In der Mitte des Tals liege ein gro#223;er, aber seichter See, auf dem #252;ppig Schilfrohr wachse, f#252;hr Eot Ling fort. Im Schilf hausen unz#228;hlige Enten. Nach der Brutzeit, solange die Entenjungen noch nicht fliegen k#246;nnen, veranstalten die Marranen Massenjagden auf sie, bei denen sie Schleudern benutzen. Die Beute werde eingesalzen und in nat#252;rlichen Kellern aufbewahrt - das sind H#246;hlen, die tief in die Berge hineinreichen. Um den See breiten sich fruchtbare Felder, die die Springer mit Weizen bebauen. Sie backen kein Brot, weil sie kein Feuer zu machen verstehen, Sie zermahlen die K#246;rner mit M#252;hlsteinen, und aus dem Mehl, das sie mit kaltem Wasser anr#252;hren, bereiten sie einen Brei, den sie essen. „Sie sind mein!" rief Urfin. „Wenn ich ihnen beibringe, wie man Enten br#228;t und Brot b#228;ckt, werden sie mich f#252;r einen gro#223;en Wundert#228;ter halten und mir #252;berallhin folgen." Trotz dieser kargen Nahrung seien die Marranen kerngesund und sehr kr#228;ftig. Sie haben viel freie Zeit, die sie dem Sport widmen: dem Springen, Laufen und vor allem dem Faustkampf. Die Boxk#228;mpfe seien dort sehr beliebt. Die furchtbaren Hiebe k#246;nnten einen Stier umwerfen, ihnen aber machen sie nichts aus. Die Marranen haben eine komische Art, den Sieger auszuzeichnen. Er darf seine blauen Flecke mit dunklem Lehm untermalen und sie stolz zur Schau tragen. Der Besiegte hingegen ist verpflichtet, die Spuren zu verbergen und sie so schnell wie m#246;glich zu heilen. Einen Besiegten, dem es einfallen w#252;rde, sich mit seinen Verletzungen zu br#252;sten, w#252;rde man als schamlos bezeichnen. Die Marranen seien leidenschaftliche Zuschauer der Sportk#228;mpfe, richtige Fans, die oft wetten, welcher Boxer oder L#228;ufer gewinnen werde. Da sie Geld nicht kennen, zahle derjenige, der die Wette verloren hat, mit der eigenen Freiheit. Im Laufe eines oder zweier Monate, manchmal auch l#228;nger, m#252;sse er dann f#252;r den gl#252;cklichen Gewinner arbeiten: Ihm eine neue H#252;tte bauen, f#252;r ihn das Feld bestellen, Getreide mahlen oder Enten fangen und einsalzen. Wer f#252;r eine Zeitlang die Freiheit verloren habe, werde durch ein besonderes Mal gezeichnet: Mit dem #228;tzenden Saft der Wolfsmilch werde auf seiner Stirn ein senkrechter Strich gezogen, der lange haftenbleibt. Vergeht das Zeichen, ehe die Frist der Unfreiheit abgelaufen ist, so wird es erneuert. Mancher Tropf, der es mit dem Wetten zu weit treibe, bleibt jahrelang in Unfreiheit, und das Zeichen der Sklaverei fri#223;t sich f#252;r immer in seine Haut ein. Selbst der m#252;rrische Urfin mu#223;te schmunzeln, als er diese Einzelheiten aus dem Leben der Springer h#246;rte. Sie best#228;rkten ihn in der #220;berzeugung, da#223; er sich diese albernen Menschen leicht unterwerfen w#252;rde. Eot Ling schlo#223; jedoch seinen Bericht mit eirrer Warnung: „Die Marranen sind gef#228;hrliche Leute, Herr! Sie sind j#228;hzornig und lassen sich leicht zu 'T#228;tlichkeiten hinrei#223;en. Wenn einer von ihnen sich betrogen oder gekr#228;nkt f#252;hlt, f#228;ngt er eine Schl#228;gerei an, bei der er weder sich noch den Gegner schont." „Schon gut, mein treuer Diener. Das sind sehr wertvolle Ausk#252;nfte", sagte Urfin. „Aus den Marranen werden sich gute Krieger machen lassen, freilich nicht mit Gewalt, sondern mit Schlauheit. Ich wei#223;, was ich zu tun habe." Urfin ging auf den Hinterhof, go#223; Wasser und Krappwurzelsaft in einen Kessel und z#252;ndete darunter ein Feuer an. Mit der L#246;sung wollte er seinen besten Anzug rot f#228;rben. Damit begann er die Vorbereitungen zu seinem riskanten Unternehmen. Urfin Juice war davon #252;berzeugt, da#223; die Vorsehung ihm Karfax eigens geschickt habe, um ihm, Urfin, bei der Verwirklichung seiner ehrgeizigen Pl#228;ne zu helfen. Er beschlo#223;, in einer mondlosen Nacht, von zuckenden Flammen umgeben, mit dem Riesenvogel zu den Marranen hinabzusteigen, die bei diesem Wunder erbeben und ihn f#252;r einen Gott halten w#252;rden. Der Ausgesto#223;ene traf Vorbereitungen zum Verlassen der Heimat, der er schon lange #252;berdr#252;ssig war, Karfax war mittlerweile mit dem Clown mehrmals in das Land der Marranen geflogen, wo Eot Ling nachts das Tischlerwerkzeug und die allernotwendigsten Haushaltsger#228;te versteckte. Dann brachte der Adler auch den B#228;ren dorthin. Der B#228;r, sagte sich Urfin, dem Pfeile und Lanzen nichts anhaben k#246;nnen und der weder Schlaf noch Essen braucht, w#252;rde ihm ein zuverl#228;ssiger Besch#252;tzer sein inmitten der starken und gef#228;hrlichen Springer, seiner zuk#252;nftigen Untertanen. Wichtig war auch, da#223; die Springer, in deren Land es keine B#228;ren gab, Meister Petz f#252;r ein Wunder halten mu#223;ten. Bei der Abreise schlo#223; Urfin sein Haus nicht ab, wie das letztemal, sondern legte trocknes Laub und Zweige in ein Zimmer und z#252;ndete sie an. Ob er nun die Herrschaft #252;ber die Springer erringen werde oder nicht, hierher wollte er nie mehr zur#252;ckkehren, denn er hatte das G#228;rtnerleben satt. ,Was immer auch kommen m#246;ge, ich stelle mich dem Schicksal!' entschied er. Im Glanz des Feuers wollte er vom alten Leben Abschied nehmen und ein neues beginnen. Urfins Haus brannte lichterloh. Die Einwohner Kogidas sahen, wie der Himmel sich r#246;tete und im Widerschein des Feuers ein riesiger Schatten nahte. Seit dem Auszug der Marranen aus dem unterirdischen Land waren Hunderte von Jahren vergangen, in denen es viele Naturkatastrophen gegeben hatte: Br#228;nde, #220;berschwemmungen, Erdrutsche. Aber noch nie hatten die Marranen solche Aufregung erlebt wie an jenem denkw#252;rdigen Abend. Es begann damit, da#223; in dem Ort, in dem F#252;rst Torm regierte, nach Anbruch der Dunkelheit ein braunes zottiges Tier auftauchte, das keinem der von ihnen bisher gesehenen glich. „Achtung, Marranen, Achtung!" br#252;llte es. „Heute abend wird euch am Himmel der m#228;chtige Feuergott Urfin Juice erscheinen, euer k#252;nftiger Herrscher!" Dann begann das kleine Holzmenschlein, das auf dem R#252;cken des Tieres sa#223;, mit schriller Stimme zu rufen: „Menschen des Marranenlandes, freut euch und frohlocket, der Feuergott Urfin Juice wird jetzt vom Himmel zu euch herabsteigen!" Die herbeieilenden Marranen fragten F#252;rst Torm best#252;rzt, was das zu bedeuten habe. Der F#252;rst konnte ihnen aber auch keine Antwort geben. Da zeigte sich #252;ber dem Dorf ein riesiger Schatten, von zuckenden Flammen umgeben. „Blitze!" raunten entsetzt die Marranen. W#228;hrend der Schatten immer tiefer sank, ert#246;nte eine Donnerstimme: „Ich begr#252;#223;e euch, meine geliebten Marranen!" Auf den Platz ging ein riesiger Vogel nieder, von dessen R#252;cken ein Mann in rotem Gewande sprang. Er trug einen grellroten Hut mit wei#223;en Federn und hielt in der hocherhobenen Hand eine brennende Fackel, von der nach allen Seiten hin Funken stoben. Urfin Juices Erscheinen war au#223;erordentlich effektvoll. Die Springer sanken auf die Knie und schlugen die H#228;nde vors Gesicht, um sich vor den Flammen zu sch#252;tzen. Da rief der Herabgestiegene mit schallender Stimme: „F#252;rchtet euch nicht! Ich bin nicht mit b#246;sen, sondern mit guten Absichten zu euch gekommen! Vor allem sollt ihr euch davon #252;berzeugen, da#223; die Flamme, die bisher Tod und Verderben #252;ber euch brachte, von jetzt an euer Diener ist. Meister Petz", wandte sich Urfin an den B#228;ren, „bring Stroh herbei!" In der N#228;he lag ein Haufen Stroh, das jemand f#252;r den Bau einer H#252;tte vorbereitet hatte. Der B#228;r schleppte es heran, und Juice z#252;ndete es an. Eine Flamme scho#223; empor, vor der die Marranen scheu zur#252;ckwichen. Urfin brach in ein schallendes Gel#228;chter aus. „Habt keine Angst, Eure Durchlauchten F#252;rst Torm und F#252;rstin Juma, und ihr ehrw#252;rdigen #196;ltesten - Grem, Laks und Wenk - f#252;rchtet euch nicht und tretet n#228;her!" Ein Raunen ging durch die Menge: „Er kennt alle beim Namen! O Wunder! Das ist ein Gott!" Das Geraune wurde von Eot Lings schriller Stimme #252;bert#246;nt: „Der gro#223;e Urfin ist allm#228;chtig, Himmel und Erde sind ihm untertan!" Und der arglose Karfax f#252;gte mit kr#228;chzendem Ba#223; hinzu: „Urfin Juice ist edel, er f#252;hrt nur Gutes im Sinn!" Als die Flamme erlosch, traten die Marranen n#228;her, Die Nacht war k#252;hl, wie immer in diesem Tal, und die Menschen froren. Die glimmende Asche strahlte wohlige W#228;rme aus, und Torm und die Stammes#228;ltesten wandten ihr bald die eine, bald die andere Seite ihrer K#246;rper zu. Ei, dachten sie, dieser Abgesandte des Himmels hat uns die W#228;rme und das Licht der Sonne gebracht! Alle glaubten jetzt an die Zauberkraft Urfin Juices und waren bereit, ihn nicht nur als K#246;nig, sondern auch als Gott zu verehren. Unter den Sachen Urfin Juices befand sich ein Gegenstand, der ihm besonders teuer war. In der Welt jenseits der Berge konnte man dieses zierliche Ding f#252;r wenig Geld kaufen, im Zauberland aber hielt man es f#252;r ein Wunder. Dabei war es nur ein einfaches, flaches Feuerzeug. Urfin hatte es ergattert, als er, vom Thron gest#252;rzt, im Gef#228;ngnis sa#223; und auf die Gerichtsverhandlung wartete. Damals war der einbeinige Seemann Charlie Black zu ihm gekommen und hatte ihm lange zugeredet, er solle seine Verbrechen bereuen. Urfin war jedoch zu verstockt, um Reue zu #252;ben. Ver#228;rgert wandte sich der Seemann ab und ging, In diesem Augenblick glitt das Feuerzeug aus seiner Tasche und fiel auf das Stroh, das den Boden bedeckte. Kaum war Black aus der T#252;r, sprang Urfin auf und steckte das Feuerzeug ein, da er dessen Wert kannte. Er verbarg das Feuerzeug in seinen Kleidern und nahm es in die Verbannung mit. Das schmucke Ding str#246;mte einen Geruch aus, der Urfin gefiel, wenngleich er keine Ahnung hatte, was Benzin ist. Als das Benzin verdunstete, machte sich Urfin zun#228;chst gro#223;e Sorgen, aber dann trieb er eine Flasche leichten Petroleums auf, das ihm das Benzin ersetzte. Viele Jahre lang bewahrte Juice das Feuerzeug, das er von Zeit zu Zeit hervorholte, um sich an seinem Anblick zu erg#246;tzen. Als er die Rolle des Feuergottes der Marranen zu spielen beschlo#223;, erwies ihm das Feuerzeug einen gro#223;en Dienst, denn damit konnte er den Springern vorgaukeln, da#223; das Feuer ihm auf den Wink gehorche. Fr#252;her pflegte er, um Feuer zu erzeugen, ein Stahlpl#228;ttchen an einem Feuerstein zu reiben, bis ein Funken auf den Zunder fiel, und dann auf diesen zu blasen, bis er zu glimmen anfing. Das forderte Zeit und machte keinen starken Eindruck. Anders, wenn das Feuer aus der ausgestreckten Hand hervorspringt und augenblicklich ein B#252;ndel Stroh entz#252;ndet, das lichterloh brennt und W#228;rme verbreitet. Nat#252;rlich h#228;tte Urfin im Dorfladen Streichh#246;lzer kaufen k#246;nnen, doch sagte er sich, mit einem Feuerzeug werde er sich viel besser als Gott aufspielen k#246;nnen. Gleich nach seiner Ankunft versetzte Urfin die Marranen in gewaltiges Staunen, als er aus der ausgestreckten Hand viele Male hintereinander Feuer aufblitzen lie#223;, wor#252;ber die Zuschauer jedesmal in helle Begeisterung ausbrachen. Urfins Wunsch so schnell wie m#246;glich Herrscher des Wunderlandes zu werden, war so st#228;rk, da#223; er keinen Tag verlieren wollte, Die erste Nacht verbrachte Urfin in der H#252;tte Torms auf dessen Lager, und am n#228;chsten Morgen erkl#228;rte er dem F#252;rsten, man m#252;sse sofort darangehen, einen Palast f#252;r ihn, den Feuergott, zu bauen. In seinen himmlischen Besitzt#252;mern, sagte Urfin, habe er herrliche Pal#228;ste zur#252;ckgelassen. Tausende Menschen begannen aus den Bergen Steine zu einem H#252;gel zu schleppen, den Urfin sich f#252;r seinen Palast ausgew#228;hlt hatte. Arbeiter sch#246;pften Schlamm aus dem See, der als Zement dienen sollte. Urfin lehrte die Marranen, wie man Fundamente baut. Er zeigte ihnen, wie sie die Steine bearbeiten und mit Zement zusammenf#252;gen sollten. Die Marranen erwiesen sich als sehr gelehrig, und die Arbeit ging ihnen flott von der Hand. Die Geschicktesten wurden von Urfin zu Vorarbeitern gemacht. Sein Werkzeug hatte er w#228;hrend des Gewitters aus dem Versteck geholt, als es donnerte und blitzte und die entsetzten Marranen, die Augen fest geschlossen und die H#228;nde an den Kopf gepre#223;t, in ihren H#252;tten lagen. Eot Ling, der den Herold spielte, verk#252;ndete den Springern, die Gegenst#228;nde, mit denen ihr Gebieter arbeite, seien heilig. Die Sonne, die Herrin und Gebieterin des Himmels, sagte er, habe sie dem gro#223;en Urfin geschickt, und wer sie ohne dessen Erlaubnis anr#252;hre, begehe eine schreckliche S#252;nde. Urfin begann an den T#252;r - und Fensterst#252;cken zu arbeiten, die Balken f#252;r Decken und Dachstuhl zu behobeln und die Fensterrahmen zu zimmern. Alles gedieh unter seinen geschickten H#228;nden. Die Arbeit machte ihm jetzt besondere Freude, hatte er doch seit Jahren weder Axt noch Mei#223;el in die Hand genommen. Ein anderer h#228;tte dabei seine ehrgeizigen Pl#228;ne gewi#223; vergessen. Urfin dachte aber nur an die Schmach, die man ihm in der Smaragdenstadt angetan hatte, und die Verachtung, die ihm ihre Einwohner zeigten, als sie annahmen, er werde keinen Schaden mehr stiften k#246;nnen. „Die Feinde sollen keine Gnade bei mir finden! Ich will Rache, nur Rache!" zischte er. Um Urfin dr#228;ngten sich respektvoll Gaffer und bestaunten die Gegenst#228;nde, die aus seinen H#228;nden hervorgingen. Das Quietschen des Hobels, der #252;ber das Brett strich, das Klopfen des Mei#223;els und das Surren der S#228;ge kamen den Springern wie Wunder vor, die nur ein Gott vollbringen kann. F#252;rst Torm war au#223;erordentlich erfreut, als der Feuergott ihm erlaubte, mit dem Hobel mehrmals #252;ber ein Brett zu streichen. Er las die Hobelsp#228;ne von der Erde auf und trug sie als ein Zeichen g#246;ttlicher Gnade feierlich in seine H#252;tte. Die W#228;nde des Palastes wuchsen, und der Bau wurde immer imposanter. Die Marranen schauten voller Ehrfurcht darauf. Diese Leute hatten eine seltsame Eigenschaft: Nachdem sie am Tag viel gelaufen und gesprungen waren, schliefen sie nachts so fest, da#223; selbst ein Kanonenschu#223; sie nicht h#228;tte wecken k#246;nnen. Urfin wu#223;te das zu nutzen. Durch Eot Ling lie#223; er den Springern sagen, da#223; eine jede Familie dem Gott einen Edelstein zum Geschenk machen m#252;sse, sonst w#252;rde schon in allern#228;chster Zeit ein Ungl#252;ck #252;ber sie hereinbrechen. Die erschrockenen Marranen schleppten ihre sch#246;nsten Edelsteine herbei. Eines Nachts, als die Einwohner schliefen, flog Urfin mit dem Adler in das Land der Schw#228;tzer. In der Rosa Stadt fand er einen Kaufmann, der sich f#252;r zwei Dutzend Edelsteine bereit erkl#228;rte, ihm sch#246;ne M#246;bel, Teppiche, Fenstervorh#228;nge, Kochgeschirr, Fensterglas und viele andere Gegenst#228;nde zu besorgen. In der folgenden Nacht wurde alles in das Tal der Marranen bef#246;rdert und in einer H#246;hle versteckt. Karfax mi#223;fiel diese Geheimnistuerei. „Warum machst du deine Eink#228;ufe nicht bei hellichtem Tage?" fragte der Adler, Urfin erwiderte schlau: „Mein lieber Freund Karfax, versteh doch, wenn ich die Marranen bel#252;ge, so tu ich es doch mit einem edlen Ziel. Haben sie sich #252;berzeugt, da#223; ich zaubern kann, werden sie mir williger in ein gl#252;ckliches Leben folgen." Der Palast war mittlerweile fertig geworden. Das Dach bestand aus Ziegeln, die die Frauen aus Lehm gemacht und Urfin selbst gebrannt hatte. Drinnen aber war es leer, die Fenster waren unverglast. Am Abend sagte Urfin zu Torm: „Ich lade Eure Durchlaucht mit Gemahlin und R#228;ten morgen zu einem Fest ein, da#223; ich aus Anla#223; meines Einzugs in den Palast gebe." Torm entgegnete verwundert: „Gro#223;er Urfin, dein Palast ist doch leer!" „Macht Euch keine Sorge", l#228;chelte Urfin #252;berheblich. „Ihr einfachen Sterblichen habt keine Ahnung, was ein Gott alles vermag." Die ganze Nacht arbeiteten Urfin und der B#228;r im- Schwei#223;e ihres Angesichts. Als Torm und die #196;ltesten am Morgen vor dem Palast erschienen, wollten sie ihren Augen nicht trauen. Der Palast funkelte sie mit frischgeputzten Fenstern an, und in den Gem#228;chern empfing sie eine ungew#246;hnliche Pracht. Auf den. Dielen lagen dicke Teppiche, vor den Fenstern hingen bunte Vorh#228;nge, elegante M#246;bel standen in den Zimmern, und der Speisesaal str#246;mte den Duft erlesener Gerichte aus, „Oh, Wunder!" riefen die Marranen und sanken in die Knie. Die auf dem Feuer bereiteten Speisen schmeckten dem F#252;rsten, seiner Gemahlin und den W#252;rdentr#228;gern au#223;erordentlich. Auf dem Tisch standen Sch#252;sseln mit frischem E Brot, gebratenen Enten, gebackenem Obst und anderen Delikatessen, deren Geschmack die Springer bisher nicht gekannt hatten. „So leben die G#246;tter!" rief Torm begeistert aus, lehnte sich in seinem Sessel zur#252;ck und streichelte seinen prallen Bauch. , Ja, so leben die G#246;tter", sagte Urfin. „Aber von heute an werdet auch ihr Marranen so leben, wenn ihr meinen Befehlen gehorcht." „Wir sind dazu bereit, gro#223;er Gott!" riefen die Springer. „Vor allem m#252;#223;t ihr euch H#228;user bauen", sagte Juice. „H#228;user f#252;r uns?" riefen die Marranen entsetzt. „Sollen sie vielleicht so sein wie deines?" „Nicht ganz so", sagte Urfin herablassend. „Sie sollen einfacher und kleiner sein, aber immerhin H#228;user. Au#223;erdem sollt ihr euer Essen auf dem Feuer bereiten, Ihr seht ja, da#223; es so besser schmeckt," In den Gesichtern der Marranen spiegelte sich die alte Angst vor dem Feuer, das sie noch immer f#252;r eine drohende und strafende Gottheit hielten. „Folgt mir!" befahl Urfin. Er f#252;hrte die G#228;ste in die K#252;che und zeigte ihnen das Feuer, das friedlich im Herde brannte. „Seht, wie ich das Feuer bezwungen habe", sagte Juice. „Genauso zahm soll es in euren Herden brennen. Es wird eure Wohnungen erw#228;rmen., und eure Frauen werden darauf Suppe kochen und Semmeln backen." „Oh, du bist g#252;tig und gro#223;, Feuergott der Marranen!" riefen Torm und seine R#228;te. Im Tal der Marranen begann nun ein gro#223;es Bauen. Die ganze Last der Arbeit hatte nat#252;rlich das einfache Volk zu tragen. Die Adligen taten nichts, als die Maurer und Zimmerleute anzutreiben, die Urfin angelernt hatte und die mit kurzen E#223;pausen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiteten. Mit Wehmut gedachten die Arbeiter der fr#246;hlichen Boxk#228;mpfe, der sch#246;nen Lauf - und Springwettbewerbe, und manchem d#252;nkte es, da#223; das Erscheinen des Feuergottes vielleicht gar nicht so erfreulich sei, wie es ihnen anfangs geschienen hatte. Aber aus Furcht wagte niemand, bei solchen Gedanken l#228;nger zu verweilen. Der Umzug Torms, Wenks, Grems und der anderen W#252;rdentr#228;ger in die neuen H#228;user vollzog sich mit gro#223;em Pomp. Das Volk, das sich vor den mit Glimmer bespannten Fenstern dr#228;ngte, sah die Silhouetten der Zecher und h#246;rte ihre trunkenen Stimmen (Urfin hatte die Marranen gelehrt, aus Weizenkorn ein berauschendes Getr#228;nk zu bereiten). Die vornehmen Marranen waren von Urfin ganz eingenommen. Selbst wenn sie jetzt darauf gekommen w#228;ren, da#223; Urfin ein ganz gew#246;hnlicher Mensch war, der sich nur als Gott aufspielte, w#252;rden sie ihm trotzdem #252;berallhin folgen, und sei es bis ans Ende der Welt. Sie erinnerten sich nur ungern an die alte Zeit, da sie in H#252;tten lebten wie das gemeine Volk und sich wie dieses von Brei und Salzenten ern#228;hrten. Bei den Aristokraten hatten sich seit alters viele Edelsteine angesammelt: Amethyste, Rubine und Smaragde. Schon fr#252;her pflegten sie einen bescheidenen Handel mit den Schw#228;tzern zu f#252;hren, bei denen sie gegen Edelsteine die allernotwendigsten Waren eintauschten. Jetzt bl#252;hte dieser Handel auf, der sich ungef#228;hr so abwickelte: Die Marranen bestiegen den Berg, der dem Besitztum Stellas zugewandt war, gestikulierten und schrien so lange, bis sie die Aufmerksamkeit der Schw#228;tzer auf sich lenkten, Dann kamen diese herbei, bewunderten die Edelsteine und boten f#252;r sie H#252;hner und Hammel, Milch und Butter, Obst, Stoffe und sch#246;ne M#246;bel an. Als Torm einen geschnitzten Tisch mit den dazugeh#246;rigen St#252;hlen erwarb, die genauso aussahen wie die im Palast des Gottes, begann er die Wahrheit zu ahnen, doch er sagte niemandem ein Wort davon. Nat#252;rlich waren die H#228;user, die die einfachen Leute f#252;r sich bauten, nicht aus Stein. Wie sollte ihnen auch der Sinn danach stehen, wo sie f#252;r die Stammes#228;ltesten so schwer arbeiten mu#223;ten. Als die H#228;user fertig waren, begannen die Marranen, die Saatfl#228;chen auszudehnen. F#252;r das Brotbacken und die sich schnell entwickelnde Weinbrennerei brauchten sie jetzt viel mehr Getreide als fr#252;her. Zum Heizen der #214;fen in den H#228;usern der Aristokraten war Holz notwendig, und jeden Morgen zog ein Trupp Marranen in den Wald und kehrte abends, mit schweren Holzb#252;ndeln beladen, zur#252;ck. Fr#252;her hatte das einfache Volk viel leichter gelebt. Es vergingen drei Monate, als neue Lasten die Untertanen des F#252;rsten Torm zu dr#252;cken begannen. Die Adligen, die miteinander wetteiferten, wer sein Haus prunkvoller einrichte, hatten die von ihren Vorfahren ererbten Kostbarkeiten verschwendet und besa#223;en jetzt nichts, wof#252;r sie sch#246;ne Teppiche, teure M#246;bel und elegante Kleider h#228;tten kaufen k#246;nnen, Also befahlen sie den armen Leuten, neue Smaragde und Diamanten f#252;r sie zu beschaffen. Die Edelsteinvorkommen an der Erdoberfl#228;che waren aber versiegt, und deshalb mu#223;te man Gruben bauen, Damit diese nicht einst#252;rzten, mu#223;te man sie mit St#252;tzen versehen, f#252;r die das Holz aus dem fernen Wald herbeigeschafft wurde. Damit die Bergleute die gefundenen Sch#228;tze nicht verheimlichten, lie#223;en die Reichen sie von Aufsehern #252;berwachen, und damit diese ihre Pflichten redlich erf#252;llten, wurden ihnen hohe Geh#228;lter ausgesetzt, was wiederum auf Kosten der armen Leute ging. Der weise Karfax beobachtete diese unerfreulichen Zust#228;nde mit Entr#252;stung. Er selbst hatte es nicht schlecht im Land der Marranen. In den Bergen gab es gen#252;gend Ziegen und auf dem See viele Enten, die gleichfalls gut schmeckten. Aber angesichts der Ungerechtigkeit im Lande wurde er immer trauriger. An den Abenden stellte er Urfin oft zur Rede: „Sag, wo ist das Gl#252;ck, das du diesem armen Volk versprochen hast?" Urfin erwiderte mit gespielter Begeisterung: „Schau doch, wie F#252;rst Torm lebt und wie gut es Wenk, Grem und den anderen geht!" „Solcher Leute gibt es nur wenige in diesem Land", entgegnete Karfax, „die Mehrheit aber lebt viel schlechter als fr#252;her." „Es geht doch nicht alles auf einmal!" wehrte Urfin ab. „Die anderen werden sp#228;ter an die Reihe kommen." „Ich glaube dir immer weniger", sagte der edle Vogel traurig. ,,Der F#252;rst und seine R#228;te leben in Saus und Braus, weil Tausende Menschen f#252;r sie arbeiten." Um mit dem Adler nicht zu streiten, mied Urfin ihn jetzt. Im Land der Marranen aber ging alles weiter nach den Pl#228;nen des schlauen und ehrgeizigen Schwindlers. |
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