"Der Feuergott der Marranen" - читать интересную книгу автора (Волков Александр Мелентьевич)ZWEITER TEIL Die Macht!Nach dem dritten Abschied von Elli kehrte der Scheuch verstimmt in die Smaragdenstadt zur#252;ck. Der Titel eines Dreimalweisen, auf den er fr#252;her so stolz war, machte ihm keine Freude mehr, die Berichte #252;ber die guten Getreide und Obsternten lie#223;en ihn gleichg#252;ltig und die von Lan Pirot, dem ehemaligen General der Holzarmee und heutigen Tanzlehrer, veranstalteten Vergn#252;gungen erheiterten ihn nicht. Beim Abschied von Elli hatte der Scheuch seine feste #220;berzeugung ausgesprochen, das M#228;dchen werde in das Zauberland zur#252;ckkehren. Jetzt f#252;hlte er aber, da#223; es eine Trennung f#252;r ewig sei, und das bedr#252;ckte ihn sehr. Dar#252;ber hinaus hatte es der Eiserne Holzf#228;ller jetzt sehr eilig mit seiner Heimkehr, denn er versp#252;rte heftige Sehnsucht nach dem Violetten Land. „Bleib wenigstens noch einen Monat bei mir!" bat der Scheuch. „La#223; uns #252;ber die Vergangenheit sprechen, uns daran erinnern, wie wir mit dem Menschenfresser gek#228;mpft und den L#246;wen und Elli aus dem giftigen Mohnfeld hinausgetragen haben..." „Ich kann einfach nicht l#228;nger bleiben, glaub mir!" erwiderte der Eiserne Holzf#228;ller, auf und ab gehend und mit Besorgnis horchend, ob das Herz in seiner Brust noch schlage. „Du wei#223;t, da#223; das Leben im unterirdischen Land meine Gesundheit untergraben hat. Auch werden wir beide alt, lieber Freund, wir werden alt! Ich mu#223; mich schon wieder an den Arzt wenden." Die Behandlung des Holzf#228;llers bestand darin, da#223; ein geschickter Handwerker den Flicken an dessen eiserner Brust l#252;pfte, das seidene Herz mit frischen S#228;gesp#228;nen nachf#252;llte und den Flicken wieder zul#246;tete, worauf das Herz erneut kr#228;ftig zu schlagen begann. Dann wurden die Gelenke des Eisernen Mannes ge#246;lt und der ganze K#246;rper aufpoliert. Der Eiserne Holzf#228;ller ging. Aber in der Smaragdenstadt verblieben die anderen G#228;ste des Scheuchs, n#228;mlich der Tapfere L#246;we und die Kr#228;he Kaggi-Karr. Die drei Freunde sprachen stundenlang #252;ber ihre gemeinsamen Erlebnisse, erinnerten sich an die vergangenen Tage, verurteilten das Verhalten des t#252;ckischen Urfin Juice und freuten sich f#252;r die unterirdischen K#246;nige, die der weise Scheuch in arbeitsfreudige Handwerker verwandelt hatte. Dann zog auch der L#246;we fort, weil er seine L#246;win und die L#246;wenjungen nicht l#228;nger vermissen konnte. Jetzt war nur noch Kaggi-Karr da, und der arme Scheuch verging fast vor Langeweile. Er h#228;tte sich gerne #246;fter mit Faramant, dem H#252;ter des Tores, und mit dem langb#228;rtigen Soldaten Din Gior getroffen, aber die waren jetzt zur Aus#252;bung ihrer Pflichten zur#252;ckgekehrt. Faramant hatte erneut das Wachh#228;uschen am Stadttor bezogen und setzte einem jeden Ank#246;mmling die gr#252;ne Brille auf, damit er #252;ber die Herrlichkeiten der Smaragdenstadt nicht erblinde. „Ich f#252;hre den Befehl des Gro#223;en Goodwin aus", sagte der gute Mann zu den Leuten, „und werde ihn ausf#252;hren, so lange ich lebe. Dann wird mein Nachfolger dasselbe tun... " Der ehemalige Feldmarschall Din Gior hatte erneut seinen Posten auf dem hohen Turm bezogen, blickte oft in den Handspiegel und k#228;mmte mit einem goldenen Kamm seinen wallenden Bart. Wenn er dieser angenehmen Besch#228;ftigung nachging, konnten die Besucher stundenlang vergeblich pfeifen und schreien, er m#246;ge die Zugbr#252;cke herablassen. Din Gior sah und h#246;rte sie nicht. Der Scheuch beschlo#223;, etwas Gro#223;es zu unternehmen, um die zehrende Langeweile zu vertreiben. Zu diesem Zweck zog er sich in den Thronsaal zur#252;ck und begann zu #252;berlegen. Er dachte so angestrengt nach, da#223; sein Kopf sich riesig aufbl#228;hte und die Nadeln und Stecknadeln hervortraten (Goodwin hatte sie den S#228;gesp#228;nen beigemischt, damit das Gehirn sch#228;rfer sei), was ihn einem gewaltigen Igel #228;hnlich machte. Im Kopf des Scheuches entstand ein wunderlicher Plan-n#228;mlich die Smaragdenstadt in eine Insel zu verwandeln. Als er Din Gior und Faramant seine Absicht mitteilte, dachten diese, er sei verr#252;ckt. „Mitnichten", entgegnete der Scheuch. „Ich wei#223; nicht, ob euch bekannt ist, da#223; man einen von Wasser umgebenen Teil des Festlandes Insel nennt. Das hat mir Elli gesagt, als sie mich Erdkunde lehrte. Unsere Stadt kann nicht zum Flu#223; gehen, damit dieser sie umgebe, weil St#228;dte eben nicht gehen k#246;nnen. Daf#252;r aber kann der Flu#223; zu uns kommen, denn sein Wasser flie#223;t. Ich werde befehlen, einen Kanal um die Stadt zu graben, und der Flu#223; Affira, der uns mit Wasser versorgt, wird den Kanal f#252;llen." Nach dieser langen Rede mu#223;te der Scheuch innehalten, um Atem zu sch#246;pfen. Die Zuh#246;rer blickten ihn erstaunt an. Faramant fragte: „Wozu soll sich die Smaragdenstadt in eine Insel verwandeln?" „Das wird unsere Wehrf#228;higkeit f#252;r den Fall eines feindlichen #220;berfalls verst#228;rken", kl#228;rte der Scheuch ihn auf. Din Gior, Faramant und Kaggi-Karr betrachteten voller Achtung den Strohmann. Sie fragten sich, woher er nur die langen und gelehrten W#246;rter nehme. „Und wer wird den Kanal graben?" wollte Din Gior wissen. „Da mu#223; wohl eine ungeheure Menge Erde ausgehoben werden, und diese Arbeit wird Jahre dauern." „Das ist ja gut", sagte der Scheuch erfreut. „Da werde ich zumindest eine Besch#228;ftigung haben und mich nicht zu langweilen brauchen. Mit dem Graben werde ich die Holzk#246;pfe beauftragen, die haben sowieso nichts zu tun." Der Scheuch und seine Gehilfen machten einen Rundgang um die Stadt. Es wurden Pfl#246;cke in den Boden geschlagen, die die Grenzen des k#252;nftigen Kanals markierten, und der gro#223;e Bau begann. Der Kanal sollte 4 Meilen lang und 500 Fu#223; breit sein. F#252;r einen Feind, dem es einfallen w#252;rde, die Smaragdenstadt anzugreifen, konnte es nicht leicht sein, ein solches Wasserhindernis zu nehmen, Tag und Nacht arbeiteten die unerm#252;dlichen Holzk#246;pfe, Tag und Nacht fra#223;en sich die Spaten in den Grund ein und quietschten die Schubkarren, mit denen die Erde wegtransportiert wurde. (Man sch#252;ttete sie auf felsige B#246;den aus, damit diese sich in fruchtbare Felder verwandelten.) #220;ber die viele Arbeit verga#223; der Scheuch seine Langeweile. Von fr#252;h bis sp#228;t, manchmal auch nachts, wenn der Mond schien, konnte man ihn auf dem Baugel#228;nde antreffen, wo er sich um alles k#252;mmerte, Messungen vornahm und #252;berall nach dem Rechten sah. Der Scheuch war der Oberingenieur des Vorhabens. Ihn begleiteten st#228;ndig h#246;lzerne Boten, schnellf#252;#223;ige Melder, die mit seinen Auftr#228;gen hin und her flitzten und die Umgebung mit fr#246;hlichem L#228;rm erf#252;llten. Zu gleicher Zeit entstand an den Mauern der Stadt ein gro#223;er Park. Entlang der breiten Alleen wurden die sch#246;nsten B#228;ume verpflanzt, die man nur in den weiten W#228;ldern des Landes auftreiben konnte. Dank dem milden Klima konnten die B#228;ume zu jeder Jahreszeit umgepflanzt werden, und sie gediehen pr#228;chtig am neuen Ort. In den Lichtungen des Parks entstanden schmucke Pavillons und Lauben und an den Kreuzungen der Alleen Springbrunnen. Am Parkbau nahmen alle B#252;rger teil, wu#223;ten sie doch, da#223; die Anlage eine herrliche Erholungsst#228;tte sein werde, Es vergingen Monate und Jahre, und der Graben wurde immer breiter und tiefer. Dann kam die feierliche Stunde des Wassereinlasses. Der Zuleitungsgraben, der den Kanal mit dem Flu#223; Affira verband, war fertig, nur ein schmaler Sperrdamm hinderte das Wasser, sich in das vorbereitete Bett zu ergie#223;en. Dem Scheuch wurde die Ehre des ersten Schlages zuteil. Er nahm die Axt in seine schwachen H#228;nde und schlug sie gegen die Wand, worauf kr#228;ftige Holzk#246;pfe herbeieilten und ihr den Rest gaben. Das Wasser der Affira str#246;mte in den Graben. Die Menge, die sich am Ufer versammelt hatte, brach in Jubel aus. Die vornehmsten B#252;rger hoben den Scheuch empor und trugen ihn um die Stadt. W#228;hrend dieser Ehrenrunde befahl der Herrscher, von Zeit zu Zeit zu halten, nahm den mit goldenen Gl#246;ckchen behangenen breitkrempigen Hut ab und sprach #252;ber die Wehrbedeutung des Kanals. Die B#252;rger h#246;rten die Reden des Scheuchs mit gro#223;er Aufmerksamkeit an und zollten ihm st#252;rmischen Beifall. Sie waren schon fr#252;her stolz darauf gewesen, da#223; es au#223;er ihrem Herrscher keinen anderen in der Welt gab, der mit Stroh ausgestopft ist und ein Gehirn aus S#228;gesp#228;nen, vermischt mit Nadeln und Stecknadeln, hat. Jetzt, da er obendrein ein solch ungew#246;hnliches Ingenieurtalent gezeigt hatte, steigerte sich ihre Achtung zu heller Begeisterung. Im Park fand ein gro#223;es Volksfest statt, bei dem Berge von Torten und Kuchen verzehrt und 140 gro#223;e Limonadenf#228;sser ausgetrunken wurden. Zum Fest hatten sich nat#252;rlich der Eiserne Holzf#228;ller, Ingenieur Lestar, der Tapfere L#246;we, der Herrscher des Blauen Landes Prem Kokus, der Herrscher der Erzgr#228;ber Ruschero und die Kr#228;he Kaggi-Karr eingefunden. Man erwies ihnen alle Ehren, die ihrem hohen Stande geziemten. Zeremonienmeister waren der langb#228;rtige Soldat Din Gior und der H#252;ter des Tores Faramant, der f#252;r alle G#228;ste gr#252;ne Brillen vorbereitet hatte. Die ausf#252;hrliche Beschreibung des Festes ist in die Chronik der Smaragdeninsel eingegangen, wie von jetzt an die Hauptstadt des Gr#252;nen Landes genannt wurde. Jedermann kann diese Beschreibung in der Stadtbibliothek lesen. Sie ist in Schrank Nr. 7, Regal 4 aufbewahrt und tr#228;gt die Nummer 1542. Binnen wenigen Wochen hatte die Affira den Graben bis zum Rand gef#252;llt. Bald sah man auf dem Kanal die schmucken Boote der reichen B#252;rger gleiten, und es kam der Brauch auf, Ruder- und Segelwettbewerbe zu veranstalten. Auf Befehl des Scheuchs wurde auch eine Rettungsstation eingerichtet, denn die Kinder badeten im Kanal von fr#252;h bis sp#228;t, und da konnten nat#252;rlich Unf#228;lle passieren. Zur Verbindung mit dem Mutterland wurde gegen#252;ber dem Stadttor eine F#228;hrstation eingerichtet, die Tag und Nacht funktionierte. Als F#228;hrleute dienten Holzk#246;pfe. Wenn jemand auf die Insel gelangen oder sie verlassen wollte, winkte er den F#228;hrleuten, und diese schleppten die F#228;hre an einem Seil heran, das #252;ber dem Wasser gespannt war. F#252;r den Fall, da#223; Feinde auftauchten, hatten die F#228;hrleute Order, die F#228;hre sofort an die Insel zu ziehen und Alarm zu schlagen. Arbeit ist eine ganz famose Sache! Wer vern#252;nftig und nutzbringend arbeitet, hat ein ausgef#252;lltes und freudiges Leben, w#228;hrend Nichtstuer vor Langeweile vergehen und nicht wissen, wie sie die Zeit totschlagen sollen. Von dieser unstrittigen Wahrheit #252;berzeugte sich der Scheuch, als die gro#223;en Arbeiten am Kanal und im Park zu Ende waren, Jetzt wu#223;te er wieder nicht, womit er seine langen Tage und nicht weniger langen N#228;chte ausf#252;llen solle. Allerdings war noch das Kopfrechnen da, aber damit konnte er sich doch nicht 24 Stunden t#228;glich besch#228;ftigen. In diesen f#252;r den Scheuch so schweren Tagen trat eine unerwartete Begebenheit ein, die viele B#252;rger in Schrecken versetzte: S#252;dlich der Smaragdeninsel tauchte n#228;mlich hoch in der Luft eine Schar Fliegender Affen auf. Die B#252;rger hatten diese furchtbaren Tiere noch gut in Erinnerung. Mit ihnen hatte Goodwin, der Gro#223;e und Schreckliche, gek#228;mpft und eine Niederlage erlitten. Elli hatte sie in den Palast gerufen, als sie noch den goldenen Hut besa#223;, die ihr Macht #252;ber die Affen gab. Das M#228;dchen w#252;nschte damals, da#223; die Affen sie in ihre Heimat, nach Kansas, fl#246;gen. Die Fliegenden Affen konnten aber das Wunderland nicht verlassen, denn das stand nicht in ihrer Macht. Die Ungeheuer waren friedlich gestimmt. Sie gingen auf den Platz vor dem Palast nieder, und ihr Anf#252;hrer, der ein Paket trug, bat um eine Unterredung mit dem Herrscher. Ein H#246;fling eilte mit der Meldung zum Scheuch, und dieser befahl, die Besucher sofort vorzulassen. Der Anf#252;hrer der Fliegenden Affen und der Strohmann waren alte Bekannte. Der Anf#252;hrer hatte einst auf Bastindas Befehl den Scheuch zerfetzt, sein Stroh in den Wind gestreut und Kopf und Kleid auf den Gipfel eines hohen Berges geschleudert. Wozu aber alte Erinnerungen auffrischen? Jetzt hatten die beiden keinen Grund zur Fehde, um so mehr, als der Affenh#228;uptling mit einem angenehmen Auftrag gekommen war. Nach liebensw#252;rdigen Verbeugungen beiderseits sagte der Anf#252;hrer der Affen: „Eure Majest#228;t, Dreimalweiser Herrscher der Smaragdeninsel! Ich habe die hohe Ehre, Euch ein Geschenk von unserer gemeinsamen Bekannten zu #252;berbringen, der m#228;chtigen Fee Stella, der Herrscherin des Rosa Landes. Sie hat von Eurer schlechten Stimmung erfahren und #252;bersendet Euch dieses Ding zur Zerstreuung." Bei diesen Worten packte der Affe vorsichtig das Paket aus, und zum Vorschein kam ein sch#246;ner Kasten aus rosa Holz, dessen Vorderwand aus dickem Mattglas bestand. „Woher wei#223; denn Frau Stella von meiner #252;blen Laune?" fragte der Scheuch verwundert. „Das hat ihr dieser Kasten verraten", antwortete der Affenh#228;uptling, neigte sich zum Scheuch hinab und fl#252;sterte ihm ins Ohr, damit die H#246;flinge es nicht h#246;rten: „Ihr braucht nur die Zauberworte zu sagen: ,Birelija-turelija, buridakl-furidakl, es r#246;te sich der Himmel, es gr#252;ne das Gras-Kasten, K#228;stchen, zeig mir bitte dies und das... Dann wird der Kasten Euch zeigen, was Ihr zu sehen w#252;nscht. Falls Ihr aber die Worte nicht in der richtigen Reihenfolge sprecht oder auch nur einen Buchstaben verwechselt, bleibt die Beschw#246;rung wirkungslos. Habt Ihr Euch satt gesehen, so saget: K#228;stchen, mach Schlu#223;, es war mir ein Genu#223;!" Der Affenh#228;uptling lie#223; den Scheuch die Beschw#246;rung so lange wiederholen, bis er sie auswendig kannte. Dann sprach der Scheuch die Zauberworte und bat: „Kasten, K#228;stchen, sei so lieb, zeige mir die Fee Elli!" Die Mattscheibe blieb jedoch finster. „Das geht nicht", lachte der Anf#252;hrer. „Auch ich w#252;rde gern die Fee Elli sehen, aber der Zauber wirkt nur in den Grenzen unseres Landes." Da bat der Scheuch den Kasten, ihm den Eisernen Holzf#228;ller zu zeigen. Und siehe, der Bildschirm begann zu leuchten und zeigte den Holzf#228;ller! Der gute Mann befand sich wieder einmal in Behandlung. Er stand mit erhobenen Armen da, w#228;hrend ein Meister den Flicken an seiner Brust zul#246;tete. Als es soweit war, machte der Holzf#228;ller ein paar Schritte im Zimmer, Die Figuren waren zwar klein, aber sehr deutlich. Mehr noch: aus dem Kasten drang sogar die Stimme des Holzf#228;llers, die zwar leise, aber gut zu verstehen war. Er sagte: „Ich danke Euch, Freund Lestar, mein Herz schl#228;gt wieder in der Brust, und wieder erf#252;llen es Liebe und Z#228;rtlichkeit." Der Scheuch h#252;pfte vor Begeisterung. „Das ist ja ein famoses Mittel gegen die Langeweile!" rief er und w#252;nschte sogleich, den L#246;wen zu sehen. Sein Wunsch ging prompt in Erf#252;llung. Der L#246;we lag, wahrscheinlich nach einem ausgiebigen Fr#252;hst#252;ck, in einer ger#228;umigen H#246;hle, neben ihm die L#246;win und die L#246;wenjungen. „O Wunder, o Wunder!" rief der entz#252;ckte Scheuch und befahl, man solle die Abgesandten Stellas mit den sch#246;nsten Fr#252;chten seines Gartens bewirten. Dann bat er den Anf#252;hrer des Rudels, er m#246;ge Frau Stella seinen allerherzlichsten Dank ausrichten. Beim Abschied sagte der Anf#252;hrer leise zum Scheuch: ,,Frau Stella hat mir aufgetragen, Euch vor Urfin Juice zu warnen. Ihr sollt aufpassen, was er treibt." Zu jener Zeit lebte Urfin noch griesgr#228;mig in der Verbannung, aber Stella, die die Gabe der Voraussicht besa#223;, wu#223;te, da#223; man von ihm die schlimmsten #220;berraschungen zu gew#228;rtigen habe. Der Scheuch war #252;ber die Warnung der guten Fee beunruhigt. Kaum hatten die Affen die Smaragdeninsel verlassen, sprach er die Beschw#246;rung und bat: „Kasten, K#228;stchen, bitte zeig mir Urfin Juice!" Da zeigten sich auch schon auf der Mattscheibe das ferne westliche Land, das trostlose Haus Urfins und dieser selbst, wie er verdrossen in seinem Garten grub, Vor dem Haus sa#223; Meister Petz und zankte sich mit dem Holzclown, An diesem Bild gab es jedoch nichts Verd#228;chtiges, und der Scheuch schaltete um. Tagelang sa#223; er nun vor dem Zauberkasten. Stellas Warnung beherzigend, beobachtete er von Zeit zu Zeit, was Urfin trieb, Es gab jedoch keinen Grund zur Beunruhigung. Einmal sah er Urfin im Garten graben, ein andermal ein gebratenes Kaninchen essen oder spazierengehen. Ich kann nicht begreifen, welche Gefahr mir von diesem Ausgesto#223;enen drohen soll, brummte der Scheuch, Mehrere Monate lang war er von seinem Zauberkasten wie berauscht, doch dann verlor er die Lust daran und schaltete ihn immer seltener ein. Er war von dem Kasten entt#228;uscht, und in diesem Gef#252;hl best#228;rkte ihn noch die Kr#228;he Kaggi-Karr: „Ist dir das Ding noch nicht zuwider?" fragte sie, „Sch#246;n, du hast den Eisernen Holzf#228;ller gesehen und den L#246;wen! Und was weiter? Kannst du sie vielleicht umarmen? Kannst du mit ihnen sprechen? Na, siehst du! Da ist es doch besser, wir statten dem Violetten Palast mal wieder einen Besuch ab." Zweimal im Jahr pflegten der Scheuch und der Holzf#228;ller einander zu besuchen und l#228;ngere Zeit beisammen zu sein. Dann und wann kam auch der Tapfere L#246;we, obwohl seine Reisefreudigkeit mit der Zeit merklich abgenommen hatte. Bei den Zusammenk#252;nften f#252;hrten die Freunde endlose Gespr#228;che dar#252;ber, was besser sei: ein Gehirn, ein Herz oder Mut, und gedachten der gl#252;cklichen Zeit, da ihre geliebte Elli im Zauberland weilte und man gemeinsam viele spannende Abenteuer erlebte. Bei diesen Begegnungen verga#223; der Scheuch v#246;llig, den t#252;ckischen Urfin zu beobachten. Das h#228;tte er aber tun sollen! Denn nach sieben Jahren erzwungener Unt#228;tigkeit machte sich jetzt Urfin daran, seine neuen ehrgeizigen Pl#228;ne in die Tat umzusetzen. Es waren etliche Monate vergangen, nachdem Urfin Juice im Lande der Marranen als Feuergott erschienen war. Im Volk wuchs die Unzufriedenheit mit jedem Tag. Die B#252;rger dachten mit Sehnsucht an die sch#246;ne Zeit zur#252;ck, da sie das Feuer noch nicht kannten, aber auch nicht so schwer f#252;r die Adligen zu arbeiten brauchten. Zu murren wagten die Marranen jedoch selbst im engsten Familienkreis nicht. Es kam jetzt oft vor, da#223; eine Schm#228;hung wider den Feuergott, die au#223;er der Frau und den Kindern eines B#252;rgers niemand geh#246;rt hatte, der Obrigkeit bekannt wurde, die den Schuldigen grausam bestrafte. Wenn der #196;rmste dann im funkelnagelneuen Gef#228;ngnis sa#223; und sich die zerschlagenen Rippen rieb, mu#223;te er sich fragen: ,Wer mag wohl meine dreisten Worte geh#246;rt haben? Hat vielleicht die Ratte, die in den Abf#228;llen vor meiner H#252;tte w#252;hlte, sie dem Gro#223;en Urfin hinterbracht?' Die vermeintliche Ratte war in Wirklichkeit der Spion Eot Ling, der im Kaninchenfellkleid #252;berall herumschn#252;ffelte. Urfin f#252;hlte, da#223; die Emp#246;rung des Volkes sich bald in einem Aufruhr entladen w#252;rde, den die drei Dutzend Polizisten, die F#252;rst Torm aus den Reihen verl#228;#223;licher Untertanen rekrutiert hatte, nicht w#252;rden unterdr#252;cken k#246;nnen, „Es ist h#246;chste Zeit, die erbitterten Marranen #252;ber die bl#252;henden St#228;tten der Zwinkerer und K#228;uer herfallen zu lassen!" entschied Urfin. „Durch Hunger und Wut aufgestachelt, werden sie sich wie eine Lawine #252;ber das Zauberland w#228;lzen und alles zerst#246;ren!" Eot Ling billigte den Beschlu#223; seines Herrn. „Wenn wir l#228;nger zaudern, kann ein Aufstand ausbrechen", sagte der Clown. „Ich habe schon in vielen H#252;tten Kn#252;ppel unter dem Stroh versteckt gesehen." „Diese Kn#252;ppel sollen jetzt auf die K#246;pfe der Untertanen des Scheuchs und des Eisernen Holzf#228;llers niederprasseln", sagte Urfin grimmig. Am folgenden Tag versammelten sich auf Befehl des Feuergottes alle Einwohner des Marranenlandes auf einer gro#223;en Wiese am See. In den ersten Reihen standen die kr#228;ftigen M#228;nner, hinter ihnen dr#228;ngten sich Greise, Frauen und Kinder. Urfin bestieg einen gro#223;en Stein, den der B#228;r herbeigew#228;lzt hatte. Im roten Mantel, den roten Federhut auf dem Kopf, sah er im funkelnden Sonnenlicht wie ein echter Feuergott aus. Urfin erhob die Hand und alles verstummte. „Meine geliebten Marranen!" begann er. „Ich wei#223;, da#223; viele von euch schlecht leben und mir die Schuld daf#252;r geben,.." Die M#228;nner senkten die K#246;pfe, w#228;hrend Urfin fortfuhr: „Eure Herzen liegen offen vor mir, ich sehe genau, was in ihnen vorgeht. Sag, Bois, und du, Hart, und du, Klem, gegen wen wollt ihr die Kn#252;ppel erheben, die ihr in euren H#252;tten versteckt habt?" Auf den Stirnen der M#228;nner, die Juice genannt hatte, r#246;teten sich die senkrechten Furchen, die Male ihrer ehemaligen Unfreiheit. Die Polizisten wollten sich auf sie st#252;rzen, um sie ins Gef#228;ngnis zu schleppen, aber eine gebieterische Handbewegung Urfins hielt sie zur#252;ck. „Halt!" rief er. „Ich verzeihe ihnen, weil sie aus Unvernunft handelten. Marranen, meine geliebten Kinder! Ja, ihr habt es schwer. Aber wer ist daran schuld? Vielleicht euer guter F#252;rst Torm und seine edlen R#228;te? O nein! Sie m#246;chten euch alle Wohltaten des Lebens geben, aber sie k#246;nnen es nicht, und schuld daran ist das Schicksal! Ja, das Schicksal!" wiederholte Urfin mit markiger Stimme. „Seht euch doch um!" Mit einer weit ausholenden Armbewegung wies er ringsum, und die Marranen schauten auf ihre Ebene, als s#228;hen sie sie zum erstenmal. „Diese enge und k#252;mmerliche Landschaft hat viele Steine und sehr wenig fruchtbare Erde! Hier gibt es nicht einmal die herrlichen Obstb#228;ume, die im #252;brigen Teil des Landes in #220;berflu#223; vorhanden sind. Hier gibt es keine Wiesen, auf denen man fette Schafe und Milchk#252;he z#252;chten k#246;nnte. Und jetzt schaut einmal nach dem Norden und dem Westen!" Die Blicke der Zuh#246;rer folgten den' Bewegungen seiner Hand. „W#252;rden euch die Berge nicht die Sicht nehmen, ihr w#252;rdet dort fruchtbare Ebenen mit Obsthainen und bl#252;henden Feldern und vielen warmen und behaglichen H#228;usern sehen. Dorthin will ich euch f#252;hren, meine Kinder, dort werdet ihr alle Lebensg#252;ter in #220;berflu#223; vorfinden! Euer Gl#252;ck liegt hinter den Bergen!" Ein Jubel brach unter den Zuh#246;rern aus. „F#252;hre uns, Vater!" riefen die erregten Marranen, und am lautesten schrien diejenigen, die mit dem Mal der Unfreiheit gezeichnet waren. „F#252;hre uns, gro#223;er Gott!" Urfin stellte mit einer Handbewegung die Ruhe wieder her. „Dort leben schwache, verz#228;rtelte Wesen, die von Schlagen und Raufen nichts verstehen... " „Wir werden's ihnen schon beibringen!" br#252;llte der b#228;renstarke Bois, der in seiner H#252;tte einen Kn#252;ppel versteckt hatte. „Wir werden es diesen Waschlappen zeigen, ha-ha-ha!" Ein Chor kriegerischer Stimmen unterst#252;tzte ihn. So lenkte Urfin den Zorn des Volkes gegen die v#246;llig unschuldigen Zwinkerer und K#228;uer. Nach der Versammlung begann Urfin, Befehle zu erteilen. Er ernannte Boris, Klem, Hart und andere Raufbolde, alles kr#228;ftige Kerle und Draufg#228;nger, zu F#252;hrern der Hundertschaften, die er aufstellen wollte. „Nehmt in eure Hundertschaften nur junge kr#228;ftige Burschen auf. Altes Ger#252;mpel brauchen wir nicht, mag es zu Hause bleiben und sich auf den Empfang der Kriegsbeute vorbereiten." An jenem Morgen hatte sich Karfax auf die Jagd in die Berge begeben. Zur#252;ckgekehrt gewahrte er mit Staunen die ungew#246;hnliche Gesch#228;ftigkeit. Auf den Stra#223;en marschierten Trupps. Auf festgestampften Pl#228;tzen exerzierten Marranen mit Kn#252;ppeln. #220;berall waren kriegerische Stimmen zu h#246;ren. „Was ist los?" fragte der verwunderte Adler. „Die Marranen wollen gegen die Zwinkerer und K#228;uer in den Krieg ziehen, und ich kann sie, auf Ehr und Gewissen, nicht davon abhalten", erwiderte Urfin unverfroren. „Die #196;rmsten leben ja so schlecht in ihrem Jammertal!" „O du Nichtsw#252;rdiger!" rief Karfax . „Du hast sie dazu aufgestachelt, weil du die Fr#252;chte eines Eroberungskrieges einheimsen willst!" Mit weit aufgesperrtem Schnabel bewegte sich der riesige Vogel auf Urfin zu. Dieser aber entbl#246;#223;te seine Brust und sagte: „Da, t#246;te mich, wenn du kannst!" Karfax wich zur#252;ck. „Schurke!" rief er. „Du wei#223;t, da#223; ich meinem Retter kein Leid zuf#252;gen kann. Das hast du schon immer gewu#223;t, Elender! Hast hinter meinem R#252;cken R#228;nke geschmiedet, und ich habe dir dabei sogar geholfen. O ich Ungl#252;cklicher! Ich war ein nichtsw#252;rdiges Werkzeug in den H#228;nden eines Schurken! Aber ich will meine S#252;nde durch den Tod b#252;#223;en. Nur merke dir, Urfin! Du wirst kein gutes Ende nehmen, das sage ich dir in der Stunde der Voraussicht, die uns Riesenadler manchmal erleuchtet!" Nach dieser Prophezeiung schwang sich Karfax in die L#252;fte und flog in Richtung des Adlertals seinem Schicksal entgegen. Er wu#223;te, da#223; Arraches, sein #228;rgster Feind, ihn t#246;ten w#252;rde. Aber er wollte nicht l#228;nger bei Urfin bleiben, damit niemand denke, da#223; er die t#252;ckischen Pl#228;ne des B#246;sewichts guthei#223;e. AUF DEM MARSCH Urfins Armee bestand aus 20 Kompanien, jede 100 Mann stark. Juice dachte, da#223; 2000 Soldaten f#252;r die Eroberung des Violetten und des Blauen Landes sowie der Smaragdeninsel ausreichen w#252;rden. Um die Mittagszeit setzte sich die Armee in Marsch. Bis zu den Bergen gab ihr die Bev#246;lkerung des Tals das Geleit. Jeder Soldat trug eine Schleuder mit Steinen als Munition, einen dicken Kn#252;ppel und einen Ranzen mit Proviant. Als die Marranen vom Berg hinabstiegen, kostete es die Obersten gro#223;e M#252;he, die Marschordnung aufrechtzuerhalten. Immer wieder gerieten die Kolonnen in Unordnung, weil bald ein Soldat, bald ein anderer aus der Reihe lief, um nach einem Schmetterling oder einem Vogel zu haschen oder ein Bl#252;mchen zu bestaunen, -das alles gab es n#228;mlich in ihrer Heimat nicht. Urfin sa#223; rittlings auf seinem B#228;r und dachte mit Kummer an seine ehemaligen disziplinierten Holzk#246;pfe. Es sollte aber noch schlimmer kommen. Als es dunkelte, entstand ein wirres Durcheinander, weil sich die Soldaten des Schlafs nicht erwehren konnten. Urfin konnte gerade noch Posten aufstellen, da versank die ganze Armee in tiefen Schlaf. Nach einer halben Stunde ging er die Posten inspizieren und fand sie alle schlafend, obwohl sie strengen Befehl hatten, das Lager zu bewachen. Manche lagen zusammengerollt auf der Erde, andere schnarchten sitzend, andere wieder waren stehend eingeschlafen und hielten sich an den B#228;umen fest. Zornig befahl Urfin dem B#228;ren, sie auf den Kopf zu stellen und an die B#228;ume anzulehnen. Keiner der Schlafenden wachte dar#252;ber auf. Bei einem n#228;chtlichen #220;berfall h#228;tte ein Feind alle diese „Helden" wie K#252;ken abschlachten k#246;nnen. In der N#228;he gab es aber keinen Feind, und Urfin beschlo#223;, es mit den Dienstvorschriften nicht so genau zu nehmen. Er ging in sein Zelt und legte sich schlafen. #220;ber seine Ruhe wachte der nimmerm#252;de B#228;r. Ein k#252;hler Morgenwind weckte die Marranen. Fr#246;stelnd liefen sie zum nahen Bach, um sich zu waschen. Nach einem kargen Fr#252;hst#252;ck setzte sich die Armee wieder in Marsch. Einige Stunden sp#228;ter stand sie vor dem gro#223;en Flu#223;, an dem einst das Hochwasser Elli und ihre Freunde #252;berrascht hatte. Das Wasser hatte damals den Scheuch fortgerissen, und der L#246;we und das M#228;dchen waren beinahe in den Wellen ertrunken. #196;ngstlich blickten die Marranen jetzt auf den Flu#223;. In ihrem Tal hatten sie niemals so viel flie#223;endes Wasser gesehen. Die B#228;che, die dort den H#228;ngen entsprangen, str#246;mten schnell dem Mittelsee zu und bildeten keine Fl#252;sse. Der Flu#223; hielt die Armee lange Zeit auf, denn die Marranen konnten nicht schwimmen. Es mu#223;ten Fl#246;#223;e gezimmert werden, mit denen der Feldherr selbst die Soldaten #252;ber das Wasser setzte. Schlie#223;lich war dieses Hindernis #252;berwunden, und die ungeordneten Kolonnen marschierten weiter. Die Soldaten waren hungrig, denn schon am zweiten Tag des Feldzuges hatten sie den ganzen Proviant verzehrt. Der Weg f#252;hrte durch einen Obsthain, in dem ein schrecklicher Tumult entstand. Hungrig st#252;rzten sich die Soldaten auf die B#228;ume, schlugen die Fr#252;chte ab, die reifen wie die gr#252;nen, und begannen sie wahllos in sich hineinzustopfen. Vergeblich hielt Urfin sie zur M#228;#223;igung an - niemand h#246;rte auf ihn. Am Abend bekam die ganze Armee Bauchschmerzen. Davon blieben weder der Oberste Feldgeistliche Krag noch die Kompanief#252;hrer verschont. Drei Tage w#228;lzte sich die Armee in Kr#228;mpfen, und wenn niemand starb, so war das nur den starken Magen der Marranen zu verdanken. Als sie sich zu erholen begannen, sch#228;rfte ihnen Urfin stundenlang ein, da#223; sie strengste Disziplin wahren und seinen Befehlen blindlings zu gehorchen h#228;tten. Aber wer h#228;tte diese unwissenden Menschen, die zwar schnell begriffen, was man von ihnen wollte, aber ebenso schnell wieder alles verga#223;en, in so kurzer Zeit umerziehen k#246;nnen? Am zehnten Tag tauchte abseits von der Stra#223;e ein Dorf der Zwinkerer auf. Es kostete Urfin gro#223;e M#252;he, seine Krieger davon abzuhalten, das kleine Dorf mit der ganzen Armee anzugreifen. Als sie schlie#223;lich begriffen hatten, erteilte der Feldherr der Kompanie Bois' Befehl, das Dorf zu nehmen. Selbstverst#228;ndlich kam es nicht zu einer Schlacht. Kaum sahen die Zwinkerer die Rotte br#252;llender, gro#223;k#246;pfiger Menschen auf ihr kleines Dorf zurennen, ergaben sie sich und wurden augenblicklich aus ihren H#228;usern gejagt. Es begann ein w#252;stes Pl#252;ndern. Das Dorf z#228;hlte 23 H#228;user, und in jedem rauften und balgten sich die Eroberer untereinander. „Das geh#246;rt mir!" schrie ein w#252;tender Marrane, dem ein anderer irgendeinen Gegenstand zu entrei#223;en suchte - einen Stuhl, ein Handtuch oder ein Kissen - ,und dabei bearbeiteten sie sich gegenseitig mit ihren F#228;usten, da#223; es krachte. Bald da, bald dort flog durch ein Fenster oder eine offene T#252;r ein K#228;mpfer auf die Stra#223;e, w#228;hrend die anderen zum Entsetzen der umstehenden Zwinkerer wild aufeinander eindroschen. Das dauerte so lange, bis im Zimmer nur ein Mann #252;brigblieb, der im Raufen die anderen #252;bertraf. Triumphierend sah er sich um und br#252;llte: „Das ist jetzt mein Haus. Noch heute will ich meine Familie holen!" Als Bois' Kompanie zur Truppe zur#252;ckkehrte, fehlten der Kommandeur und zweiundzwanzig Mann. „Wo sind die #252;brigen?" fragte Urfin. „Sind sie im Kampf gefallen?" „Nein, Herr", erwiderte ein Soldat, „sie sind im Dorf geblieben." „Was hei#223;t das?" Urfin zog seine schwarzen Brauen zusammen. „Du hast doch gesagt, wir werden in warmen, bequemen H#228;usern wohnen, wenn wir sie erobern", sagte der Soldat. „Jetzt haben sie sie erobert und wollen in ihnen wohnen." „Das hat gerade noch gefehlt!" entschl#252;pfte es Urfin. „Wenn ich nicht eingreife, verstreut sich meine Armee #252;ber die eroberten D#246;rfer, und dann kommen wohl nur ich und der B#228;r bis zum Violetten Palast. Nein, so geht es nicht!" Urfin kehrte in das Dorf zur#252;ck, um Bois mit seinen Soldaten zur#252;ckzuholen. Eine geschlagene Stunde redete der Feldherr auf die Dicksch#228;del ein. Er malte ihnen aus, welch herrliche Sch#228;tze ihrer harrten und wie verlockend die Smaragdenstadt sei. Aber das konnten die Marranen mit ihren unentwickelten Hirnen nicht begreifen. Wie sollten sie auch, wenn vor ihnen die H#228;user der Zwinkerer so sch#246;n und einladend standen! Nur mit M#252;he gelang es Urfin, die Soldaten doch zu #252;berreden. Als sie fort waren, gingen die Zwinkerer daran, ihre verw#252;steten Behausungen wieder herzurichten. Aber wie sah die Kompanie Bois' nach diesem ersten „Gefecht" aus! Der eine hatte sich einen Kochtopf auf den Kopf gest#252;lpt, ein anderer hielt viele Messer und Gabeln in den H#228;nden, ein dritter hatte sich einen gewaltigen Waschtrog auf den R#252;cken geschnallt, und zwei Riesenkerle schleppten ein Bettgestell mit Federbett, Kissen und Decke mit sich. #220;ber dieses komische Bild mu#223;te selbst der m#252;rrische Urfin lachen. #220;brigens wurden die Soldaten ihrer Beute bald #252;berdr#252;ssig. Zuerst warfen sie das Bett fort, diesem folgte der Trog und dann alles andere. Sie taten wie Kinder, die ihre Spielsachen schnell satt haben und liegenlassen. Urfins Armee bewegte sich schnell vorw#228;rts. Die Zwinkerer, friedliche Handwerker und Bauern, konnten der Rotte kraftstrotzender Burschen keinen Widerstand leisten. Die Marranen hatten Urfins Lehren beherzigt. Jetzt blieben sie nicht mehr in den eroberten H#228;usern, r#252;hrten auch Geschirr und M#246;bel nicht an und nahmen nur Kleidung und Decken mit. Allerdings raubten sie alles E#223;bare: Milch und Butter, K#228;se und Mehl, H#252;hner und G#228;nse und schlachteten K#252;he und Schafe. Nach ihrem Abzug sahen die D#246;rfer wie Felder nach einer Heuschreckenplage aus. Kein Zwinkerer konnte den Eisernen Holzf#228;ller vor der nahenden Gefahr warnen, denn Urfin handelte nach allen Regeln der Kriegskunst. Er schickte der Truppe eine Schar Sp#228;her voran, die alle Einwohner, die nach Nordost zu entweichen suchten, abfingen. Deshalb traf der Herrscher des Violetten Landes keine Vorsichtsma#223;nahmen. Als die Armee sich dem Schlo#223; des Eisernen Holzf#228;llers auf einige Meilen gen#228;hert hatte, befahl Urfin zu halten, w#228;hrend er selbst mit etwa zwei Dutzend Aufkl#228;rern, dem B#228;ren und dem Clown weiter vorstie#223;. Die Kundschafter bewegten sich sehr vorsichtig. Sie krochen auf dem Bauch und horchten nach allen Seiten. Als ein verd#228;chtiges Ger#228;usch an ihr Ohr drang, legte sich Urfin auf die Erde und machte den Soldaten und dem B#228;ren ein Zeichen, dasselbe zu tun. Nur Eot Ling, der in seinem Kaninchenfellkleid von der grauen Erde nicht zu unterscheiden war, pirschte sich weiter vor. Nach wenigen Minuten kam er zur#252;ck und sagte leise: „Ich habe den Eisernen Holzf#228;ller gesehen. Er rodet Wurzeln." Das Wurzelroden war die Lieblingsbesch#228;ftigung des eisernen Mannes. Sie erinnerte ihn an die Vergangenheit, da er noch ein Mensch war wie jeder andere und im Walde arbeitete, denn er wollte sich ein Heim bauen und das M#228;dchen heiraten, das er liebte. Das M#228;dchen hatte aber eine b#246;se Tante, die sich bei der Hexe Gingema lieb Kind machte und sie anstiftete, die Axt des Holzf#228;llers zu verzaubern. Die Axt hieb dem #196;rmsten zuerst die Beine ab, dann die Arme und zuletzt auch den Kopf. Ein geschickter Schmied machte dem Mann neue Beine und Arme und einen Kopf aus Eisen, nur ein Herz konnte er f#252;r ihn nicht anfertigen. Das bekam der Holzf#228;ller sp#228;ter vom Zauberer Goodwin und war damit sehr zufrieden. Das Wurzelroden brachte auch gro#223;en Nutzen, denn der Holzf#228;ller #252;bergab die ges#228;uberten Felder den Zwinkerern, die auf ihnen Weizen s#228;ten. Nicht umsonst waren diese so stolz auf den eisernen Mann und liebten ihn wie einen Vater, war er doch der einzige Herrscher auf der Welt, der f#252;r seine Untertanen arbeitete. Urfin fragte den Clown: „Ist er allein?" „Ja." „Und wo ist seine schreckliche Axt?" „Sie liegt zwanzig Schritt weit von ihm." „Oh, dann ist er in unserer Hand!" frohlockte Urfin. Er befahl den Marranen, den Holzf#228;ller einzukreisen und sich von allen Seiten auf ihn zu st#252;rzen. Der B#228;r sollte indessen auf die Axt zulaufen und sie mit seinem schweren Leib bedecken. Der Holzf#228;ller, sagte er, d#252;rfe auf keinen Fall die Axt in seine Hand bekommen, andernfalls k#246;nnte er mit seiner gewaltigen Kraft die Angreifer zur#252;ckschlagen, wie zahlreich sie auch sein mochten. Nichtsahnend dr#252;ckte der eiserne Mann auf seinen dicken Kn#252;ppel, den er unter eine Wurzel geschoben hatte, w#228;hrend in seinem Kopf freudige Gedanken umgingen. Er hatte vor kurzem die Nachricht erhalten, da#223; der Scheuch und die Kr#228;he Kaggi-Karr ihn demn#228;chst besuchen wollten, und jetzt schwelgte er im Vorgef#252;hl der Gespr#228;che #252;ber die Vergangenheit, die sie f#252;hren w#252;rden. Mit einemmal ver#228;nderte sich das friedliche Bild: Hinter Wurzeln und kleinen Erdh#252;geln sprangen grimmige Gestalten hervor, die sich br#252;llend auf den Holzf#228;ller st#252;rzten. Der Mann war so #252;berrascht, da#223; er nicht einmal den Kn#252;ppel ergriff, der in seinen H#228;nden eine furchtbare Waffe sein konnte. ,Die Axt, nur die Axt kann mich retten!' scho#223; es dem Holzf#228;ller durch den Kopf. Er sch#252;ttelte die Angreifer ab und machte ein paar S#228;tze auf die Axt zu, die in diesem Augenblick unter dem m#228;chtigen Leib des B#228;ren verschwand. Marranen hingen am R#252;cken des Holzf#228;llers und umklammerten seine Arme und Beine. Urfin hatte f#252;r seinen Kundscha^ertrupp die kr#228;ftigsten und flinksten Soldaten ausgesucht. Der Kampf dauerte nicht lange. Bald lag der eiserne Mann gefesselt auf dem Boden. Es fehlte nicht viel, da#223; Tr#228;nen ohnm#228;chtiger Wut aus seinen Augen rannen, aber zum Gl#252;ck fiel ihm rechtzeitig ein, da#223; er dann verrosten und niemand sich finden w#252;rde, ihm die Glieder einzu#246;len. Mit der ganzen Kraft seines Willens dr#228;ngte der Holzf#228;ller die Tr#228;nen zur#252;ck und hob die Augen. Vor ihm stand, den Mund zu einem h#246;hnischen Grinsen verzogen, Urfin Juice. „Ihr... Ihr seid es!" entfuhr es dem Holzf#228;ller. „Wie ist das m#246;glich? Der Scheuch hat doch gesagt, Ihr lebt zur#252;ckgezogen in Eurem Haus im Blauen Land..." „Woher wu#223;te er das?" fragte Urfin argw#246;hnisch. Der Holzf#228;ller h#228;tte sich beinahe versprochen und vom Zauberkasten erz#228;hlt, besann sich aber, da#223; er dieses Geheimnis dem Feind nicht verraten durfte. #220;brigens half Urfin selbst ihm aus der Verlegenheit. „Oh, ich verstehe! Das haben ihm nat#252;rlich die K#228;uer hinterbracht. Ja, ich habe dort lange Jahre gelebt, aber, wie Ihr seht, bin ich jetzt hier, und mir gehorchen nicht zweihundert steife Holzsoldaten, sondern Tausende kr#228;ftiger und flinker Springer!" „Wie konntet Ihr nur die Macht #252;ber sie erringen?" fragte der Holzf#228;ller. „Die haben doch niemals jemanden an sich herangelassen!" „Bei mir haben sie eben eine Ausnahme gemacht", prahlte Urfin. „Die wissen ja, wer ich bin. Aber zur Sache. Ich schlage Euch wieder vor: Wollt Ihr mein Statthalter im Violetten Lande werden und die Zwinkerer in meinem Namen regieren?" Juice konnte sich nat#252;rlich einen anderen Statthalter nehmen, aber er wollte, da#223; ein so ber#252;hmter Mann wie der Eiserne Holzf#228;ller ihm diene und seine Befehle ausf#252;hre. Aber der Holzf#228;ller erwiderte stolz: „Nein, niemals!" „Ihr werdet es noch bereuen!" drohte Urfin. „Diesmal werde ich Euch nicht in den Turm sperren, sondern in einen finsteren Keller, wo Euch die Feuchtigkeit rasch den Garaus machen wird!" Der Holzf#228;ller erschauerte beim Gedanken an ein so schreckliches Ende, wiederholte aber mit fester Stimme: „Nein, tausendmal nein!" ,Oh, w#252;rde der Scheuch doch einen Blick auf den Zauberkasten werfen!' w#252;nschte er sich. Mir wird das freilich nicht mehr n#252;tzen, aber er selbst k#246;nnte sich retten!' Zum Gl#252;ck flog gerade eine Meise vorbei. Als sie den Herrscher des Landes in einer so #252;blen Lage sah, stieg sie hinab und begann, um den gefesselten Mann zu kreisen. Da rief der Holzf#228;ller, so laut er konnte: „Sag dem Scheuch in der Smaragdenstadt, er soll auf den Kasten gucken!" ,Er redet wirr vor Schreck', dachte Urfin. Die Meise fuhr fort, ihre Kreise #252;ber dem Holzf#228;ller zu ziehen, der ihr wieder und wieder zurief, der Scheuch sollte unbedingt auf den Kasten gucken, davon hinge sein Schicksal ab. #196;rgerlich warf Urfin einen Stein nach dem Vogel, doch dieser wich geschickt aus und piepste im Davonfliegen: „Hab verstanden! Der Scheuch soll auf den Kasten gucken, das ist sehr wichtig!" Beruhigt legte sich der Holzf#228;ller hin und verstummte. Bald r#252;ckte das Gros der Truppe heran, und der Holzf#228;ller sah, da#223; es eine schreckliche Streitmacht war. Nicht zu vergleichen mit den dummen Holzk#246;pfen, die man mit einem einzigen Schu#223; aus der Holzkanone hatte ins Bockshorn jagen k#246;nnen! Da der eiserne Mann sehr schwer war, zimmerte Urfin f#252;r ihn eine feste Trage, die vier Springer auf ihre Schultern nahmen. Die Armee setzte sich in Marsch zum Violetten Palast. Nat#252;rlich war nicht zu erwarten, da#223; die Zwinkerer, ihres F#252;hrers beraubt, den Palast w#252;rden verteidigen k#246;nnen. Urfin nahm ihn ohne jeden Widerstand ein. Seinen siegestrunkenen Soldaten verbot er, den Palast zu betreten, weil er bef#252;rchtete, sie w#252;rden die Einrichtung demolieren. Die Kommandeure quartierte er in den Wirtschaftsbauten ein, und dem Feldgeistlichen, Krag, wies er den Eisenk#228;fig zu, in dem die Zauberin Bastinda einst den L#246;wen gefangengehalten hatte. Krag gefiel der K#228;fig, obwohl es ihm darin etwas zu eng war. Die gemeinen Soldaten lagerten im Freien. F#252;r die Nacht h#252;llten sie sich in die Decken, die sie den Zwinkerern entwendet hatten. Der Eiserne Holzf#228;ller wurde in einen tiefen Keller gesperrt. Dort lag er nun in einer feuchten Ecke und fragte sich verzweifelt: ,Was wird nun geschehen? Wird der Scheuch die Smaragdeninsel halten k#246;nnen, oder wird er wie ich ein Gefangener des grausamen Landr#228;ubers werden?' Der Scheuch bereitete sich auf die Reise in das Land der Zwinkerer vor. Er reiste gew#246;hnlich in einer S#228;nfte, die von Holzk#246;pfen getragen wurde, die jetzt die nettesten und flei#223;igsten Arbeiter im Smaragdenland waren. Der Scheuch gab dem langb#228;rtigen Soldaten gerade die letzten Weisungen f#252;r die Zeit seiner Abwesenheit, als durch das offene Fenster die zerzauste Kaggi-Karr in den Thronsaal flatterte. Als alte Freundin des Herrschers durfte sie jederzeit unangemeldet vor ihm erscheinen, denn ihr hatte er ja das hohe Amt zu verdanken, das er jetzt einnahm. Sie war es auch, die ihm geraten hatte, sich nach einem Gehirn umzusehen, als er, auf einem Pfahl aufgesteckt, das Weizenfeld h#252;tete. „Alarm", schrie Kaggi-Karr. „#220;ber die Vogelstaffel ist eine sehr wichtige Meldung eingetroffen!" „Was f#252;r eine Meldung? Von wem?" fragte der Scheuch. „Von unserem Freund, dem Eisernen Holzf#228;ller", erwiderte die Kr#228;he. „Er befiehlt, du sollst sofort in den Zauberkasten gucken, das sei sehr wichtig!" „Wo ist der Zauberkasten?" fragte der Scheuch beunruhigt. „Man bringe ihn her!" Der Zauberkasten stand nicht auf seinem alten Platz. Die Putzfrau, die es m#252;de war, jeden Tag den Staub von ihm zu wischen, hatte ihn in die Rumpelkammer gestellt. Als der Kasten schlie#223;lich hereingetragen wurde, stellte sich der Scheuch vor ihm und stie#223; aufgeregt die magischen Worte hervor: „Birelija-turelija, buridakl-furidakl, es r#246;te sich der Himmel, es gr#252;ne das GrasKasten, K#228;stchen, bitte zeig mir den Eisernen Holzf#228;ller!" Als die Mattscheibe aufleuchtete, schlugen der Scheuch und Din Gior die H#228;nde #252;ber den K#246;pfen zusammen, und die Kr#228;he stie#223; einen Schrei des Entsetzens aus, denn was sie auf dem Bildschirm sahen, war der gro#223;e Saal des Violetten Palastes, in dem Urfin Juice auf dem Thron sa#223;, w#228;hrend der Eiserne Holzf#228;ller gefesselt vor ihm stand. „O weh!" rief der Scheuch. „Der Holzf#228;ller gefangen! Jetzt wei#223; ich, warum Stella mir geboten hat, auf Urfin, diesen Schuft, aufzupassen. Pst! H#246;rt einmal zu!" Aus dem Fernseher drang die Stimme Urfins: „Ihr weigert Euch also zum f#252;nftenmal, mir im Violetten Land zu dienen?" „Zum f#252;nften Male sage ich Euch: Nein, abscheulicher Landr#228;uber, und ich werde es zum hundertsten und zum tausendsten Male sagen!" Dem Scheuch schwoll die Brust vor Stolz #252;ber den wackeren Freund, w#228;hrend die Kr#228;he zornig aufschrie: „Urfin, du Lump!" Urfin befahl eben den Wachen: „F#252;hrt den Verhafteten ab und sperrt ihn in den tiefsten Keller des Palastes!" Der Scheuch zitterte vor Wut. Oh, wie gern wollte er jetzt an der Seite seines Freundes stehen! Selbst wenn er ihm nicht helfen konnte, w#252;rde er zumindest sein Schicksal teilen. Kaggi-Karr stie#223; zornig ihren Schnabel in das verha#223;te Gesicht Urfins auf dem Bildschirm. Nur gut, da#223; das Glas nicht zerbrach. Wahrscheinlich hatten die Leute, die es hergestellt hatten, mit solchen Vorf#228;llen gerechnet. „Nicht so st#252;rmisch!" rief der Scheuch. Emp#246;rt beobachteten die Zuschauer, wie die Marranen den Holzf#228;ller durch halbdunkle G#228;nge abf#252;hrten. Dann erlosch der Bildschirm, weil es im finsteren Keller keinen Lichtstrahl gab, den er h#228;tte auffangen k#246;nnen. „Was fangen wir jetzt blo#223; an?" fragte Kaggi-Karr aufgeregt. „Ich will es mir #252;berlegen", antwortete der Herrscher der Smaragdeninsel und versank in tiefes Nachdenken. Wie immer in solchen F#228;llen, schwoll ihm der Kopf und bl#228;hte sich auf, und die Nadeln und Stecknadeln des Gehirns kamen zum Vorschein. „Tut es weh?" fragte die Kr#228;he voller Mitgef#252;hl. „Schweig, bitte", brummte der Scheuch, „wenn du mich st#246;rst, kann ich mich nicht sammeln." Eine geschlagene Stunde br#252;tete der Scheuch vor sich hin und sagte schlie#223;lich mit blitzenden Augen: „Ich hab's! Du mu#223;t zur Truppe Urfins fliegen!" „Wozu?" fragte die Kr#228;he verwundert, „soll ich es vielleicht mit einer ganzen Armee aufnehmen?" „Das habe ich nat#252;rlich nicht gemeint", entgegnete der Scheuch, und f#252;gte belehrend hinzu: „Du sollst nur mein Informator sein im Lager des Feindes." „Informator?" fragte Kaggi-Karr verdutzt. „Das verstehe ich nicht." „Siehst du, der Kasten wird uns wenig nutzen, solange der Holzf#228;ller im finsteren Keller sitzt. Du aber wirst im Violetten Land #252;berall sp#228;hen und horchen k#246;nnen und folglich #252;ber alles Bescheid wissen. Jeden Tag, Punkt zw#246;lf auf der Sonnenuhr, werde ich den Kasten bitten, dich mir zu zeigen, und du wirst uns mitteilen, was du ausgekundschaftet hast." Die Kr#228;he war von diesem Einfall begeistert. „Ich soll also Aufkl#228;rerin sein im Lager Urfins?" „Genau!" „Das h#228;ttest du doch gleich sagen k#246;nnen! Woher soll ich denn wissen, was Informator bedeutet? Wo nimmst du nur all die kniffligen Worte her?" „Da, M#252;tterchen, da!" tippte sich der Scheuch auf den s#228;gesp#228;negef#252;llten Kopf, in den die Nadeln und Stecknadeln langsam zur#252;ckkrochen. „Oh, nicht umsonst nennt man dich den Dreimalweisen", sagte die Kr#228;he respektvoll. „Na, siehst du!" nickte der Scheuch geschmeichelt. Man durfte keine Zeit verlieren, denn ein Vogelflug nach dem Violetten Lande dauerte volle 24 Stunden. Vor dem Aufbruch sagte die Kr#228;he: „Falls ich etwas besonders Wichtiges erfahre, werde ich es #252;ber die Vogelstaffel weitergeben. Du aber halte die Fenster des Thronsaales Tag und Nacht offen." Der Hofuhrmacher erhielt Order, den Herrscher jeden Tag kurz vor 12 an die Sendezeit zu erinnern. Am ersten Tag blieb die Sendung aus, weil die Kr#228;he sich noch im Vorgel#228;nde des Violetten Landes befand. Am folgenden Tag aber klappte es. Kaggi-Karr hatte offenbar die genaue Zeit erfahren, denn Punkt 12 sah der Scheuch sie auf dem Dach des Schlosses sitzen, die Augen der Smaragdeninsel zugewandt. „Lieber Freund", sprach die Kr#228;he langsam, so, da#223; jedes ihrer Worte deutlich zu verstehen war. „Die Lage ist schlimmer, als wir dachten. Urfin Juice hat sich zum Herrscher der Springer erhoben und eine gro#223;e Armee aufgestellt. Wie er es geschafft hat, wei#223; ich nicht. Auch kann ich dir nicht sagen, wie viele Soldaten er hat, denn sie halten keine Minute still, rennen hin und her und springen wie toll herum, da#223; es unm#246;glich ist, sie zu z#228;hlen. Aber es sind gewi#223; viel mehr als tausend. Sie haben das ganze Violette Land erobert, die Zwinkerer ausgepl#252;ndert und ihnen alles E#223;bare genommen. Die Einwohner hungern. Sie essen wilde Kr#228;uter und sammeln die Getreidek#246;rner ein, die nach der Ernte auf den Feldern geblieben sind. In ein paar Tagen will Urfin gegen die Smaragdeninsel ziehen. Vorerst exerziert er mit den Soldaten, die, das mu#223; man sagen, recht dumm sind. Ich wollte den Eisernen Holzf#228;ller aufsuchen, konnte aber nicht in sein Gef#228;ngnis eindringen. Ich f#252;rchte, der #196;rmste rostet ein. Dies w#228;r's f#252;r heute. Bis morgen zur selben Stunde!" Die Kr#228;he machte eine Verbeugung zu den unsichtbaren Zuh#246;rern hin und flog in einen nahen Obstgarten, um etwas zu sich zu nehmen. Der Scheuch wunderte sich, wie klar Kaggi-Karr, trotz der K#252;rze ihres Berichts, die Vorg#228;nge im Lager des Feindes geschildert hatte. Er h#228;tte ihr gern sein Lob ausgesprochen, aber das war leider #252;ber den Fernseher nicht m#246;glich. Die Fernsehverbindung wurde wie verabredet jeden Tag um 12 Uhr hergestellt. Aber es gab nichts Neues zu melden. Der Holzf#228;ller sitze nach wie vor im Keller, erz#228;hlte die Kundschafterin, aber nichtsdestoweniger sehe sie ihn jeden Tag. Er werde t#228;glich Urfin vorgef#252;hrt, der ihn zu #252;berreden versuche, sich ihm zu unterwerfen. Doch der eiserne Mann sei unersch#252;tterlich. Nachdem er Kaggi-Karr im Fenster des Palastes gesehen und begriffen habe, da#223; der Scheuch gewarnt sei, habe sich sein Wille noch mehr gefestigt, und er ertrage jetzt die qualvolle Gefangenschaft leichter als fr#252;her. Das Exerzieren der Marranen nahm seinen Fortgang. Die Rekruten lernten Marschieren in Reih und Glied, Ausschw#228;rmen, Wendungen und #228;hnliche milit#228;rische Weisheiten. Urfin verbrachte alle Tage von fr#252;h bis sp#228;t bei seinen Soldaten. Vom Dienstpersonal des Violetten Palastes hatte er nur die K#246;chin Fregosa behalten, weil sie so gut kochte. Sie diente schon viele Jahre im Palast und wu#223;te von Bastinda zu erz#228;hlen, die eine Schlemmerin gewesen war, aber alles Fl#252;ssige, z. B. Mus oder Kompott, verabscheute. Trotz aller Vorsicht war die Hexe durch eine Fl#252;ssigkeit umgekommen. Als Elli einen Eimer Wasser auf sie ausgo#223;, zerschmolz sie und war auf der Stelle tot. Von allen Herrschaften, denen sie gedient hatte, liebte Fregosa den Holzf#228;ller am meisten, weil er so anspruchslos war. Nun war der sanfte Mann vom grausamen Urfin abgel#246;st worden. Fregosa hatte sich viele Male vorgenommen, ein giftiges Kraut in die Suppe des B#246;sewichts zu sch#252;tten, gab es aber auf, weil Urfin zu jeder Mahlzeit den Oberpriester an den Tisch rief und ihn jedes Gericht zuerst probieren lie#223;. Fregosa beruhigte sich, als die Armee mit Urfin an der Spitze auszog, die Smaragdeninsel zu erobern. Im Violetten Lande lie#223; Urfin den Statthalter Bois zur#252;ck, der sich unter allen Mannschaftsf#252;hrern als der aufgeweckteste erwiesen hatte. Die Garnison bestand aus einer halben Hundertschaft. Diese, dachte Urfin, reiche v#246;llig, um die #228;ngstlichen Zwinkerer in Botm#228;#223;igkeit zu halten. W#228;hrend des Marsches fiel es Kaggi-Karr sehr schwer, ihren Auftrag zu erf#252;llen. Die Verbindung mit dem Scheuch durfte nicht abbrechen, aber wie sollte die Kr#228;he die genaue Zeit erfahren, wo es weit und breit keine Sonnenuhr gab? Beim Nahen der Mittagszeit beobachtete die Kundschafterin die Sonne und die Schatten der B#228;ume, um an ihrer L#228;nge die Zeit zu bestimmen. Sie fa#223;te ihre Berichte sehr kurz und wiederholte sie mehrmals in der Hoffnung, da#223; wenigstens einer den Scheuch erreichen w#252;rde. Das traf auch zu, denn der Herrscher der Smaragdeninsel sa#223; jedesmal lange vor dem Fernseher und wartete geduldig auf die Sendung. Aus den t#228;glichen Meldungen erfuhr der Scheuch, da#223; Kaggi-Karr nachts, wenn die Marranen fest schliefen, lange Gespr#228;che mit dem Holzf#228;ller f#252;hrte und ihn nicht verzagen lie#223;. Sie erbot sich sogar, mit ihrem starken Schnabel seine Fesseln zu zerschlagen, damit er entfliehe. Er lehnte jedoch ab mit der Begr#252;ndung, da#223; die kurze Nacht f#252;r eine Flucht nicht ausreiche. Am n#228;chsten Tag, sagte er, w#252;rden die schnellf#252;#223;igen Marranen ihn bestimmt einholen und zur#252;ckf#252;hren. Immerhin erwies Kaggi-Karr dem Holzf#228;ller einen guten Dienst, indem sie aus dem Proviantlager der Armee #214;l entwendete, das sie in die eingerosteten Gelenke des Mannes tr#228;uf elte. Der Scheuch beschr#228;nkte sich nicht auf die Fernsehverbindung mit der Kr#228;he. Oft drehte er an den Kn#246;pfen des Kastens so lange, bis er auch den finsteren Urfin ins Bild bekam. Einmal sah er ihn an der Spitze der Truppe marschieren, ein andermal erblickte er einen Zug Soldaten, der #252;ber steiniges Gel#228;nde zog, ein drittes Mal die S#228;nfte, auf der die Marranen den gefesselten Holzf#228;ller trugen. Die Smaragdeninsel bereitete sich unter der F#252;hrung des Scheuchs, Din Giors und Faramants tatkr#228;ftig auf die Verteidigung vor. Der langb#228;rtige Soldat, den der Scheuch wieder zum Feldmarschall ernannt hatte, k#252;mmerte sich jetzt nicht mehr um seinen Bart, Faramant nicht mehr um seine Tasche mit den gr#252;nen Brillen. Zu dritt bildeten sie den Obersten Stab. Sie wu#223;ten, da#223; der Kanal die Angreifer eine Zeitlang aufhalten werde. Alle B#252;rger lobten den Scheuch, der die Smaragdenstadt in eine Insel verwandelt hatte. „Unser Herrscher", sagten sie stolz, „sieht die Zukunft um Jahre voraus." Trotzdem war es klar, da#223; der Feind so oder so #252;ber den Kanal setzen werde, und dann mu#223;ten die Stadtmauern als Hauptverteidigungslinie dienen. Unter Anleitung des Feldmarschalls schleppten die Einwohner Steine und Kessel mit Wasser herbei, unter die sie Stroh legten. Beim Anr#252;cken des Feindes sollte es angez#252;ndet und das kochende Wasser auf die K#246;pfe der Angreifer ausgesch#252;ttet werden. Die Waffenschmiede schliefen jetzt nicht mehr als zwei bis drei Stunden t#228;glich. Sie fertigten straffe Bogen und Pfeile mit Eisenspitzen an. Auf den Zufahrtsstra#223;en zur Stadt konnte man zahllose, von kleinen Pferden gezogene Wagen und von Menschen geschleppte Handkarren mit Proviant sehen, der f#252;r eine lange Belagerung reichen sollte. Die Einwohner der Smaragdenstadt hatten die Herrschaft Urfins noch gut in Erinnerung und wollten nicht ein zweites Mal unter sie geraten. Als die Springerarmee sich dem Smaragdenland auf drei Tagesm#228;rsche gen#228;hert hatte, traf #252;ber die Vogelstaffel eine wichtige Nachricht ein. Ein Eichelh#228;her #252;berbrachte sie. „Im Auftrag der Kr#228;he Kaggi-Karr melde ich Euch, Dreimalweiser Herrscher", kr#228;chzte der H#228;her, der vor Ersch#246;pfung kaum atmen konnte, „da#223; die Armee Urfin Juices von den Farmen Bretter und Balken mitnimmt, die die Soldaten tragen m#252;ssen. Den Zweck dieser Handlungen wei#223; Frau Kaggi-Karr nicht zu erkl#228;ren, darum l#228;#223;t sie es Euch mitteilen." Der Scheuch berief sofort einen Kriegsrat ein. Feldmarschall Din Gior #228;u#223;erte die Vermutung, der Feind wolle die Balken zum Rammen des Stadttores verwenden. Wozu er aber die Bretter brauche, konnte Din Gior nicht sagen. Der Leiter des Versorgungsdienstes, Faramant, meinte, die Bretter und Balken w#252;rden f#252;r Lagerfeuer verwendet werden, damit die Soldaten sich nachts w#228;rmen und ihr Essen darauf kochen k#246;nnten. Die vornehmen B#252;rger schwiegen. Dann ergriff der Scheuch das Wort. „Und ihr wollt Strategen sein?" sagte er ver#228;chtlich. „ist es euch denn nicht klar, da#223; Urfin von unserem Kanal wei#223;? Damit Menschen #252;ber ein Wasser gehen, m#252;ssen sie doch eine Br#252;cke bauen. Zu diesem Zweck schleppen die Feinde die Bretter und Balken mit!" Die Ratsmitglieder schwiegen besch#228;mt. Am dritten Tag nach der Ratssitzung #252;berschwemmten Urfins Horden das Vorland der Smaragdeninsel. Auf ihrem Marsch hatten die Marranen die Bev#246;lkerung ausgepl#252;ndert, und jetzt stolzierten sie in den violetten Kleidern der Zwinkerer und den gr#252;nen M#228;nteln der Farmer des Smaragdenlandes einher. Die mit Schleudern und Kn#252;ppeln bewaffnete Truppe sah bedrohlich aus. Urfin lie#223; seine Augen #252;ber das breite Wasser schweifen. Er hatte nat#252;rlich vom Bau des Kanals um die Smaragdenstadt geh#246;rt, denn das Ger#252;cht hatte sich #252;berall verbreitet und war bis zu den Zwinkerern gedrungen. Aber der Eroberer hatte sich die Breite des Kanals nicht vorgestellt. Er hatte nicht gedacht, da#223; es ein so ernstes Hindernis sein w#252;rde. Jetzt lobte er sich in Gedanken daf#252;r, da#223; er f#252;r Baumaterial vorgesorgt hatte. Beim Auftauchen der Feinde wurde die F#228;hre sofort zur Stadtseite abgeschleppt und auf Befehl Faramants mit Stroh gef#252;llt, das der H#252;ter des Tores ansteckte. Der Bretterbelag verbrannte binnen wenigen Minuten, und kurze Zeit sp#228;ter versanken die angekohlten Tragboote. Nach der F#228;hre wurden auch alle Segel- und Ruderboote verbrannt. Urfin hatte vorausgesehen, da#223; die Verteidiger gerade so verfahren w#252;rden, und wunderte sich daher nicht #252;ber die F#228;hrenverbrennung. Er beschlo#223;, sofort mit dem Br#252;ckenbau zu beginnen, obwohl er wu#223;te, da#223; das viel M#252;he kosten werde. Urfin war aber nicht der Mann, der so schnell vor Schwierigkeiten zur#252;ckwich. Am Tag arbeiteten die Marranen, nachts aber schliefen sie wie bet#228;ubt. Oh, h#228;tte der F#252;hrungsstab der Belagerten das gewu#223;t! Kaggi-Karr hatte nichts davon erw#228;hnt-viel-leicht, weil sie diesen todes#228;hnlichen Schlaf der Marranen f#252;r normal hielt. Auch ist es fraglich, ob die Belagerten einen Ausfall versucht h#228;tten, denn f#252;r sie war der Kanal doch auch ein Hindernis. Bangen Herzens sahen die Verteidiger, wie die schmale Br#252;cke mit jedem Tag l#228;nger wurde, sie konnten aber nichts dagegen tun, denn zwischen der Stadtmauer und dem Kanal lag der breite Park, in dem sich ihre Pfeile verfingen. So verging ein Monat. Die Br#252;cke zog sich jetzt von einem Ufer des Kanals zum anderen. Der erste Zug der Marranen passierte sie im G#228;nsemarsch, ihm folgten andere. Mit Schleudern bewaffnete Soldaten trugen lange Bretter und zers#228;gte Baumst#228;mme. Bald f#252;llten sie den ganzen Park. Unter dem Schutz der B#228;ume stie#223;en sie bis zur Stadtmauer vor, doch hier prasselte ein Hagel von Pfeilen auf sie nieder, der viele Soldaten verwundete. Die Getroffenen krochen st#246;hnend zur#252;ck. Da lie#223; Urfin die Trompeter zum R#252;ckzug blasen. Die Soldaten verschanzten sich in Stellungen, in denen die Pfeile sie nicht erreichen konnten. Urfin schickte mehrere Hundert Marranen nach Ruten in den Wald, aus denen die Soldaten Schilde zu flechten begannen. Am Abend befiel sie wie gew#246;hnlich der Schlaf, wor#252;ber der Feldherr sehr besorgt war, da die Belagerung daran scheitern konnte. Da rief er den B#228;ren, und w#228;hrend die Armee schlief, machten sich beide an die Arbeit... Aber auch Din Gior und Faramant schliefen nicht in dieser Nacht. Sie hatten sich einen k#252;hnen Plan ausgedacht. Als es finster wurde, schlichen sie sich ger#228;uschlos aus der Stadt. Mit Stroh und brennenden Fackeln in den H#228;nden liefen die beiden zur Br#252;cke, um sie anzuz#252;nden. Am Ufer blieben sie jedoch wie angewurzelt stehen, denn was sich ihnen darbot, war nicht das Br#252;ckenende, sondern der Widerschein der Fackeln im dunklen Wasser. Urfin und der B#228;r hatten n#228;mlich das Ende der Br#252;cke abgetragen! Am Morgen stie#223;en die Angreifer unter dem Schutz ihrer Schilde bis zur Mauer vor. Es begann ein erbitterter Kampf. Urfins Schleuderer schickten einen Hagel von Steinen gegen die Mauer, und die Verteidiger mu#223;ten hinter den Zinnen Deckung suchen. Von dort aus schossen sie ihre Pfeile ab und warfen Steine und brennendes Stroh auf die K#246;pfe der Angreifer. Durch die Schilde gedeckt, w#228;lzten die Marranen Kl#246;tze heran, auf die sie lange Bretter legten. Der Scheuch und sein Stab beobachteten dieses Treiben, das sie nicht verstehen konnten. Als entlang der Wand etwa 100 Bretter auf Kl#246;tzen lagen, ert#246;nte ein Trompetensignal, worauf mit Keulen bewaffnete Soldaten sich aufje ein Brettende stellten, wodurch das andere, freie Brettende sich anhob. Bei diesem Anblick wurde Feldmarschall Din Gior leichenbla#223;. „Wir sind verloren... Das sind Schleudervorrichtungen!" murmelte er. „Ich habe davon in alten Chroniken gelesen. Aber wie ist blo#223; Urfin daraufgekommen?" Die Marranen waren sehr behende. Aufjedes freie Brettende sprangen auf einmal zwei oder drei Soldaten, wodurch das entgegengesetzte Ende hochschnellte und die darauf stehenden M#228;nner emporschleuderte. Mehrere Dutzend Marranen erreichten das Ziel. Sie klammerten sich an den Mauersims, zogen sich hoch und fielen #252;ber die Verteidiger her. Unter den B#252;rgern brach eine Panik aus. Viele sprangen von der Mauer und eilten auf ihre H#228;user zu, in denen sie Schutz zu finden hofften. Faramant und Din Gior k#228;mpften wie L#246;wen. Selbst der Scheuch versuchte, mit seinen weichen Stroharmen einen gro#223;en Stein aufzuheben, den er den Angreifern entgegenschleudern wollte. Die #220;bermacht war aber zu gro#223;. Im Nu hatte man den Oberkommandierenden und seinen Stab gefesselt. Der Scheuch wurde wieder Urfins Gefangener. Der Eroberer bot ihm auf der Stelle das Amt eines Statthalters an. Wie der Holzf#228;ller, schlug aber auch der Strohmann das Angebot aus. „Man f#252;hre diesen Dicksch#228;del und seinen eisernen Freund in den Turm, wo sie schon einmal lagen!" befahl Urfin. „Sperrt sie aber nicht in das obere Gela#223;, sondern in den nassen Keller! Wollen mal sehen, wie lange sie es dort aushalten werden!" Trotz des Ungl#252;cks, das #252;ber ihn hereingebrochen war, freute sich der Scheuch #252;ber das Wiedersehen mit seinem Freund. Der Holzf#228;ller begr#252;#223;te ihn nur mit einem Kopfnicken, denn er konnte vor Schw#228;che kein Wort hervorbringen. Der Scheuch watschelte hinter dem Holzf#228;ller her und dachte voller Gram an den herrlichen Kasten: Wenn Urfin das Geheimnis des Kastens err#228;t, wird er noch m#228;chtiger sein als bisher', sagte er sich. Da fiel ihm jedoch ein, da#223; au#223;er ihm niemand die magischen Worte kannte. Ohne diese Worte ist der Kasten aber nur ein M#246;belst#252;ck. Mir wird Urfin die Beschw#246;rung bestimmt nicht entlocken', entschied der Strohmann. Man brachte' die Gefangenen in den Keller, in dem der Scheuch einst an einem Haken aufgeh#228;ngt worden war, weil er gegen Urfin gemeutert hatte. Der Haken stak noch in der Wand, nur da#223; er jetzt verrostet war. „Von hier bin ich schon einmal ausgebrochen, das wird mir wohl auch ein zweites Mal gelingen!" rief der Scheuch munter. Der Eiserne Holzf#228;ller sch#252;ttelte nur den Kopf. Nach der Eroberung des Smaragdenlandes beschlo#223; Urfin, die Holzk#246;pfe wieder in seine Dienste zu nehmen. Da sie unverwundbar waren und niemals m#252;de wurden, konnten sie ihm gewaltigen Nutzen bringen. Kaggi-Karr machte dem Eroberer jedoch einen Strich durch die Rechnung. Kaum war die Stadt gefallen, rief sie die Holzk#246;pfe zu einer Versammlung in einer Lichtung des Waldes. Da eine Trib#252;ne nicht vorhanden war, setzte sich die Kr#228;he auf den Kopf eines hochaufgeschossenen Holzkopfs und hub an: „H#246;lzerne Leute! H#246;rt, was ich euch zu sagen habe! Ich er#246;ffne euch, da#223; ich, Kaggi-Karr, anstelle unseres guten Herrschers, des Weisen Scheuchs, die Regierung im Smaragdenland #252;bernommen habe! Wollt ihr schw#246;ren, da#223; ihr mir als eurer rechtm#228;#223;igen Gebieterin gehorchen werdet?" „Wir schw#246;ren!" riefen die Holzk#246;pfe. „Sch#246;n. Und jetzt pa#223;t mal auf: Als man eure grimmigen Fratzen in freundlich l#228;chelnde Gesichter verwandelte, ver#228;nderte sich euer Charakter. Ihr konntet den Menschen nichts B#246;ses mehr antun, und jedermann achtete euch als wackere und flei#223;ige Arbeiter. Jetzt will der grausame Urfin Juice euch wieder mit seinem Mei#223;el bearbeiten und erneut in Scheusale und B#246;sewichter verwandeln. Wollt ihr das?" „Nein, nein! Wir wollen gut sein!" „Dann m#252;#223;t ihr in den Tigerwald fliehen und dort in tiefen Schluchten abwarten, bis Urfins Macht zu Ende ist. Ich, die Gebieterin des Landes, verspreche euch, da#223; ihr nicht lange werdet warten m#252;ssen." Grinsend stapfen die Holzk#246;pfe dem Tigerwald zu. Urfins Hoffnungen brachen zusammen. Nur unter den ehemaligen Polizisten fanden sich etliche, denen es einerlei war, wem sie gehorchten, und die in Urfins Dienste traten. Als die Stadt gefallen war, str#246;mten die Springer in die H#228;user und Gesch#228;fte und in den Palast. Alles rief bei ihnen Staunen und Begeisterung hervor. Lachend rissen die Soldaten den B#252;rgern die gr#252;nen Brillen von den Nasen und setzten sie sich auf. Wie staunten sie aber erst, als pl#246;tzlich alles ringsum gr#252;n wurde! #220;ber die Smaragde zwischen den Pflastersteinen und in den D#228;chern und W#228;nden der H#228;user wunderten sie sich nicht, denn Smaragde gab es ja auch in den Bergen ihrer Heimat. Daf#252;r aber starrten sie mit offenen M#228;ulern die H#228;user an, deren D#228;cher sich oben fast ber#252;hrten, und die pr#228;chtigen Zimmer mit den weichen Teppichen und sch#246;nen M#246;beln. Beim Anblick dieser Herrlichkeiten gingen den Strohh#252;ttenbewohnern die Augen #252;ber. „Jetzt haben sich die gro#223;herzigen Versprechungen des Feuergottes erf#252;llt!" jubelten die Marranen. Br#252;llend st#252;rzten sie in die H#228;user der reichen Handwerker und Kaufleute und jagten die Einwohner auf die Stra#223;e. Jammernd verlie#223;en diese die Insel. Jetzt sehnten sie sich sogar nach der Zeit zur#252;ck, da Urfin mit seinen Holzk#246;pfen die Stadt zum erstenmal erobert hatte. Die Holzk#246;pfe hatten wenigstens fremdes Eigentum nicht geraubt, denn sie brauchten weder ein Dach, noch Essen, noch Kleidung. Zwar hatte Urfin den B#252;rgern schwere Steuern auferlegt, aber aus den H#228;usern hatte er sie nicht vertrieben. Urfin begann, Ordnung in der Stadt zu schaffen. Vor allen Dingen befahl er den Soldaten, den Palast zu r#228;umen. „Der Palast ist die Wohnst#228;tte des Gottes!" rief er. „Hier d#252;rfen sich nur die Leibwachen des gro#223;en Urfin aufhalten - er wird sie aus den Reihen der wackersten K#228;mpfer ausw#228;hlen. Wer den Herrscher besuchen will, mu#223; sich vorher anmelden lassen." Die Leibwachen rechtfertigten aber nicht sein Vertrauen. Schon in der ersten Nacht fielen sie in einen bleiernen Schlaf. W#228;ren Din Gior und Faramant nicht in Gefangenschaft, h#228;tten sie Urfin schon in dieser ersten Nacht #252;berrumpeln k#246;nnen. Erst bei Tagesanbruch atmete Urfin, der die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte, erleichtert auf. Wie erstaunt aber war er, als durch das offene Fenster des Thronsaals seine alte Freundin und Zaubergehilfin, die Eule Guamokolatokint, hereinflatterte. „Guam!" rief Urfin aus. „Guamoko!" korrigierte ihn streng die Eule. „Wenn mich mein Ged#228;chtnis nicht tr#252;gt, haben wir vereinbart, da#223; du mich zumindest beim halben Namen nennst." Urfin wunderte sich #252;ber den Starrsinn des Vogels, der trotz der vergangenen zehn Jahre nichts von seiner Gespreiztheit eingeb#252;#223;t hatte. „Meinetwegen, Guamoko!" sagte Urfin. „Jedenfalls freut es mich, dich wieder wohlauf zu sehen, alte Freundin!" „Wei#223;t du #252;brigens, da#223; ich gleich an dem Tag, an dem deine Armee die Insel belagerte, von deinem Eintreffen erfuhr?" „Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen?" wollte Urfin wissen. „Ich bin eben alt und nicht mehr so reisefreudig wie fr#252;her. Jeden Tag nahm ich mir vor, dich zu besuchen, und schob es immer wieder auf." In Wirklichkeit hatte die schlaue Eule nur abgewartet, wie die Belagerung ausgehen werde. W#228;re Urfin zur#252;ckgeschlagen worden, h#228;tte Guamoko ihn gewi#223; nicht besucht, jetzt aber, da er gesiegt hatte, beschlo#223; sie, die alte Freundschaft wiederaufzunehmen. „Ich habe f#252;r dich ein nettes Geschenk", fuhr die Eule fort. „Wei#223;t du, da#223; ich jetzt die Gebieterin aller Eulen und Uhus der Umgebung bin? Aus Achtung vor meinem Wissen und meiner Erfahrung f#252;ttern sie mich mit M#228;usen und kleinen V#246;geln..." „Na, sag schon, worauf du hinauswillst", unterbrach Urfin die Eule ungeduldig. „La#223; mich doch ausreden. Einmal konnten meine Untergebenen die f#228;llige Portion M#228;use nicht aufbringen und boten mir statt dessen N#252;sse des Nuch-Nuch-Baums an. S#252;#223;e N#252;sse sind f#252;r unsereins nat#252;rlich kein Essen, wie du wei#223;t, aber ich mu#223;te mich eben zufriedengeben. Ich hatte nur eine Handvoll davon gegessen, und - stell dir vor? -einen ganzen Tag und eine ganze Nacht konnte ich dann kein Auge schlie#223;en." Urfins Gesicht hellte sich auf. „Nuch-Nuch-N#252;sse, sagst du?" „Das w#228;re etwas f#252;r deine Wachen. Ich bin seit gestern in der Stadt und habe deine Posten mehrmals auf die Probe gestellt. Aufrichtig gesagt, habe ich solche Schlafm#252;tzen in meinem Leben noch nicht gesehen. Selbst, wenn du sie totschie#223;t, wachen die nicht auf." „N#252;sse gegen Schlaf, das ist ja gro#223;artig", sagte Urfin. „Ich will sogleich ein Dutzend meiner Leute mit K#246;rben in den Wald schicken. Zeige ihnen, liebe Guamokolatokint, den Nuch-Nuch-Baum, tu mir bitte den Gefallen. Im Lande der K#228;uer habe ich von einem solchen Baum nichts geh#246;rt." „Der w#228;chst freilich nur in der Umgebung der Smaragdeninsel", sagte die Eule, der es schmeichelte, da#223; Urfin sie beim vollen Namen nannte. „Falls es sich mit der Nuch-Nuch-Nu#223; wirklich so verh#228;lt, wie du sagst, will ich meinen J#228;gern befehlen, dir jeden Tag frisches Wild zu beschaffen", sagte Urfin gro#223;m#252;tig. Wenige Stunden sp#228;ter waren die N#252;sse im Palast. Urfin befahl, aus den Kernen einen kr#228;ftigen Lik#246;r mit Vanille und anderem Gew#252;rz zu brauen und jedem Wachsoldaten am Abend eine Tasse voll zu geben. Jetzt schliefen die Wachen in der Nacht nicht mehr, und der Thronr#228;uber f#252;hlte sich sicher. Allerdings erwiesen sich die N#252;sse als nicht so unsch#228;dlich, wie er gedacht hatte. Die Springer, die den Sud tranken, sahen bei hellichtem Tag Gespenster, rollten die Augen, stotterten und f#252;hlten sich elend. Dieser Zustand verging nicht eher, als bis sie eine neue Portion des Lik#246;rs getrunken hatten. Da aus dem Violetten Lande keine Nachrichten eintrafen, meinte Urfin, seine Macht dort sei gesichert, und wollte nunmehr auch den Westen erobern. Zu diesem Zweck schickte er drei seiner besten Einheiten unter der F#252;hrung Harts, den er zum Obersten ernannt hatte, gegen die K#228;uer und Erzgr#228;ber aus. „In drei Wochen sollst du mir das Blaue Land erobern", befahl der K#246;nig. Urfins Freude kannte jetzt keine Grenzen. Ihm schien, er habe alle seine Pl#228;ne mit bewundernswerter Schlauheit ausgef#252;hrt, ungeachtet dessen, da#223; der Riesenadler ihn verlassen hatte. „Gut, da#223; Karfax gegangen ist", murmelte er, w#228;hrend die Kolonne unter der F#252;hrung Harts auf der gelben Backsteinstra#223;e davonzog. „Es war eine Plage mit diesem Vogel, dem es die Ehrlichkeit angetan hatte. Er duldet keinen Betrug, ha, ha, ha! W#228;re ich vielleicht ohne Betrug K#246;nig und Gott geworden? Jetzt verhei#223;t mir die Zukunft Sieg und Ruhm... " |
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