"Das Testament der Götter" - читать интересную книгу автора (Жак Кристиан)

Sehet, was die Ahnen vorausgesagt haben, ist eingetreten: Das Verbrechen hat sich ausgebreitet, Gewalt ist in die Herzen eingezogen, das Unheil zieht durch das Land, Blut flie#223;t, der Dieb bereichert sich, das L#228;cheln ist erloschen, die Geheimnisse sind allen preisgegeben, die B#228;ume sind entwurzelt, die Pyramide ist gesch#228;ndet worden, die Welt ist so tief gesunken, da#223; eine kleine Zahl von Toren sich des K#246;nigtums bem#228;chtigt hat und die Richter davongejagt wurden. Doch entsinne dich der Achtung der Maat, der rechten Folge der Tage, der gl#252;cklichen Zeit, in der die Menschen Pyramiden bauten und Haine f#252;r die G#246;tter gedeihen lie#223;en, jener gesegneten Zeit, in der eine einfache Matte die Bed#252;rfnisse eines jeden befriedigte und ihn gl#252;cklich machte.
Mahnworte des Weisen Ipu-we

16. Kapitel

Am ersten Tag des Fr#252;hlings ehrte #196;gypten die Toten und die Ahnen. Zum Ende des gleichwohl milden Winters wurden die N#228;chte j#228;hlings frischer wegen des W#252;stenwindes, der in B#246;en blies. In allen gro#223;en Totenst#228;dten verehrten die Familien das Andenken der Entschwundenen, indem sie Blumen in den zur Au#223;enwelt ge#246;ffneten Nischen der Gr#228;ber niederlegten. Keine undurchl#228;ssige Grenze trennte das Leben vom Tod; deshalb speisten und feierten die Lebenden mit den Dahingeschiedenen, deren Seele sich in der Flamme eines R#228;uchertopfs verk#246;rperte. Die Nacht leuchtete #252;berall auf und lobpries die Begegnung des irdischen Diesseits und des Jenseits. In Abydos[43], der heiligen Stadt des Osiris, in der die Auferstehungsmysterien begangen wurden, stellten die Priester kleine Barken auf die Aufbauten der Gr#228;ber, um die Fahrt zu den Gefilden der Seligkeit zu beschw#246;ren. Nachdem er Feuer vor den Opferalt#228;ren der wichtigsten Tempel von Memphis entfacht hatte, wandte PHARAO sich nach Gizeh. Wie jedes Jahr, am selben Tage, r#252;stete Ramses der Gro#223;e sich, allein in die Gro#223;e Pyramide zu treten und sich vor Cheops’ Sarkophag zu sammeln. Im Herzen des ungeheuren Bauwerks sch#246;pfte der K#246;nig die n#246;tige Kraft, um die Beiden L#228;nder, Ober- und Unter#228;gypten, zu einen und ihnen Gedeihen und Wohlstand zu bringen. Er w#252;rde die Goldene Maske des Erbauers und den Krummstab, der Elle und Anstifter seines Handelns war, schauen. Wenn die Zeit gekommen w#228;re, w#252;rde er das Testament der G#246;tter in die Hand nehmen und es w#228;hrend des Verj#252;ngungsrituals dem Lande vorzeigen.

Der Vollmond beschien die Hochebene, auf der sich die drei Pyramiden erhoben. Ramses trat an die Pforte der Umfriedung der Cheopspyramide, die unter dem Schutz einer Sondertruppe stand. Der K#246;nig war lediglich mit einem einfachen wei#223;en Schurz und einem breiten, goldenen Pektoral geschm#252;ckt. Die Soldaten verneigten sich und zogen die Riegel zur#252;ck. Ramses der Gro#223;e #252;berschritt die granitene Schwelle und begab sich auf den ansteigenden, mit Kalkplatten belegten Aufweg. Bald sollte er vor dem Eingang der Gro#223;en Pyramide stehen, dessen geheimes Riegelwerk nur er bedienen konnte und dies seinem Nachfolger weitergeben w#252;rde.

Diese Begegnung mit Cheops und dem Gold der Unsterblichkeit durchlebte der K#246;nig jedes Jahr mit tieferer Eindringlichkeit. #220;ber #196;gypten zu herrschen, war eine zwar begeisternde, doch ebenso erdr#252;ckende Aufgabe; die Riten spendeten ihm daf#252;r die unerl#228;#223;liche Lebenskraft.

Ramses klomm langsam die Gro#223;e Galerie empor und drang in die Sarkophagkammer; noch wu#223;te er nicht, da#223; der Quell der Kraft des Landes sich in eine entseelte H#246;lle verwandelt hatte.


Im Hafen herrschte Festtagsstimmung; Blumen schm#252;ckten die Schiffe, das Bier flo#223; in Str#246;men, die Seeleute tanzten mit recht zug#228;nglichen M#228;dchen, fahrende Musikanten erfreuten die zahlreiche Menge. Nach einem kurzen Gang mit seinem Hund wollte sich Paser aus diesem Treiben entfernen, als eine bekannte Stimme ihn ansprach. »Richter Paser! Ihr geht schon?« Das plumpe und kantige, von einem zarten, wei#223;en Bart gezierte Gesicht von Denes tauchte aus der Masse der Feiernden auf. Der Warenbef#246;rderer stie#223; seine Nachbarn zur Seite und trat zu dem Gerichtsbeamten.

»Welch sch#246;ner Tag! Ein jeder zerstreut sich, die Sorgen sind vergessen.«

»Ich sch#228;tze den L#228;rm nicht.«

»Ihr seid zu ernst f#252;r Euer Alter.«

»Es ist schwierig, sein Wesen zu #228;ndern.«

»Das Leben wird dies #252;bernehmen.«

»Ihr wirkt recht fr#246;hlich.«

»Die Gesch#228;fte gehen gut, meine Waren eilen ohne Versp#228;tung durchs Land, meine Bediensteten gehorchen mir auf Wort und Wink; wor#252;ber sollte ich mich beklagen?«

»Ihr tragt mir nichts nach, so scheint es.«

»Ihr habt nur Eure Pflicht getan, was sollte ich Euch vorhalten? Und au#223;erdem ist da noch diese gute Neuigkeit.«

»Welche?«

»Aus Anla#223; dieses Festes sind mehrere minderschwere Verurteilungen durch den Palast aufgehoben worden. Ein alter mehr oder weniger vergessener Memphiter Brauch. Ich habe das Gl#252;ck gehabt, mich unter den hocherfreuten Beg#252;nstigten zu finden.« Paser erbla#223;te. Er bez#228;hmte seinen Zorn nur schlecht. »Wie habt Ihr das angestellt?«

»Ich sagte es Euch bereits: das Fest, und nichts anderes als das Fest! In Eurer Anklageschrift habt Ihr vers#228;umt hervorzuheben, da#223; mein Fall von dieser Gnade ausgeschlossen bleiben sollte. Tragt es mit Fassung: Ihr habt gewonnen, ich habe nicht verloren.« Zungenfertig versuchte Denes, ihn an seiner Heiterkeit teilnehmen zu lassen.

»Ich bin nicht Euer Feind, Richter Paser. Bei den Gesch#228;ften nimmt man bisweilen schlechte Gewohnheiten an. Meine Gemahlin und ich sind der Ansicht, da#223; Ihr recht daran getan habt, uns eine heilsame Lehre zu erteilen; wir werden sie ber#252;cksichtigen.«

»Seid Ihr aufrichtig?«

»Ich bin es. Verzeiht mir, aber man erwartet mich.« Paser war ungeduldig und eitel gewesen; er hatte es allzu eilig gehabt, Recht zu sprechen, ohne nach dessen Buchstaben zu handeln. Zerknirscht sah der Richter seine Schritte j#228;h von einem Aufzug der Streitkr#228;fte aufgehalten, den Heerf#252;hrer Ascher mit gro#223;er Genugtuung leitete.

»Ich habe Euch herbestellt, Richter Paser, um Euch Neues von meiner Untersuchung mitzuteilen.« Monthmose war sich seiner sehr sicher. »Die Mumie ist die eines Jungkriegers, der bei einer Pl#228;nkelei in Asien fiel; von einem Pfeil getroffen, war der Soldat auf der Stelle tot gewesen. Wegen einer fast v#246;lligen Namensgleichheit sind seine Unterlagen mit denen des Oberaufsehers des Sphinx verwechselt worden. Die verantwortlichen Schreiber erkl#228;ren sich f#252;r nicht schuldig; in Wahrheit hat niemand Euch in die Irre zu f#252;hren gesucht. Wir haben uns eine Verschw#246;rung ausgemalt, wo es lediglich ein Versehen der Verwaltung gab. Noch mi#223;trauisch? Ihr tut unrecht. Ich habe jeden Punkt nachgepr#252;ft.«

»Ich ziehe Euer Wort nicht in Zweifel.«

»Das freut mich.«

»Gleichwohl bleibt der Oberaufseher unauffindbar.«

»Befremdlich, das gestehe ich Euch zu; wenn er sich jedoch versteckte, um sich der Aufsicht des Heeres zu entziehen?«

»Zwei ehemals unter seinem Befehl stehende Altgediente sind bei einem Unfall gestorben.« Paser hatte diesen Begriff nachdr#252;cklich betont; Monthmose kratzte sich am Kopf. »Was ist verd#228;chtig daran?«

»Beim Heer m#252;#223;te es irgendeinen Hinweis daf#252;r geben, und Ihr w#228;rt davon unterrichtet worden.«

»Gewi#223; nicht. Derartige Vorkommnisse betreffen mich nicht.«

Der Richter versuchte, den Vorsteher der Ordnungskr#228;fte in die Enge zu treiben. Kem zufolge war er imstande, derlei Umtriebe anzuzetteln, um eine umfassende S#228;uberung in seiner eigenen Verwaltung vorzunehmen, in der manche Beamte seine Vorgehensweisen allm#228;hlich zu tadeln begannen. »Bauschen wir die Lage nicht etwas auf? Diese Angelegenheit ist eine Aufeinanderfolge ungl#252;cklicher Umst#228;nde.«

»Zwei Altgediente und die Frau des ehemaligen Oberaufsehers des Sphinx verstorben, er selbst verschwunden, so liegen die Dinge. K#246;nntet Ihr die Obrigkeiten der Streitkr#228;fte nicht ersuchen, Euch ihren Bericht #252;ber diesen … Unfall zukommen zu lassen?« Monthmose starrte auf die Spitze seines Binsenpinsels.

»Dieser Schritt w#252;rde als unziemlich angesehen werden. Das Heer mag die Ordnungskr#228;fte nicht sonderlich, und …«

»Ich werde mich selbst darum bem#252;hen.« Die beiden M#228;nner verabschiedeten sich eisig.


»Heerf#252;hrer Ascher ist gerade mit einem Auftrag in die Fremde aufgebrochen«, deutete der Schreiber des Heeres dem Richter Paser an. »Wann wird er zur#252;ckkommen?«

»Dienstgeheimnis.«

»An wen mu#223; ich mich in seiner Abwesenheit wenden, um einen Bericht #252;ber den Unfall zu erhalten, der sich k#252;rzlich nahe des Gro#223;en Sphinx zugetragen hat?«

»Ich kann Euch zweifellos helfen. Ach, das h#228;tte ich fast vergessen! Heerf#252;hrer Ascher hat mir ein Schriftst#252;ck anvertraut, das ich Euch in K#252;rze zustellen sollte. Da Ihr nun hier seid, #252;bergebe ich es Euch eigenh#228;ndig. Ihr braucht es nur im Ausgangsverzeichnis abzuzeichnen.«

Paser l#246;ste die Leinenschnur, die den Papyrus zusammengerollt hielt.

Der Bericht schilderte ausf#252;hrlich die bedauerlichen Umst#228;nde, die den Tod des Oberaufsehers des Sphinx von Gizeh und seiner vier Untergebenen in der Folge einer gew#246;hnlichen Begehung herbeigef#252;hrt hatten. Die f#252;nf Altgedienten h#228;tten den Kopf der riesigen Statue erklommen, um sich des guten Zustands des Gesteins zu versichern und m#246;gliche, durch den Sandwind verursachte Besch#228;digungen zu melden. Einer von ihnen w#228;re ungeschickt abgerutscht und h#228;tte seine Gef#228;hrten unseligerweise im Sturz mitgerissen. Die Altgedienten w#228;ren in ihren Geburtsorten, zwei im Delta, zwei im S#252;den, bestattet worden. Was die sterbliche H#252;lle des Oberaufsehers anbelangte, so w#228;re sie wegen der W#252;rde seines Ehrenamtes in einer Nische des Heeres aufgebahrt und w#252;rde einer langen und sorgf#228;ltigen Balsamierung teilhaftig. Nach seiner R#252;ckkehr aus Asien w#252;rde Heerf#252;hrer Ascher h#246;chstselbst die Begr#228;bnisfeiern leiten.

Paser unterschrieb im Verzeichnis, um zu best#228;tigen, da#223; er das Schriftst#252;ck tats#228;chlich erhalten hatte. »Sind noch weitere Dinge in die Wege zu leiten?« fragte der Schreiber. »Nein, das wird nicht n#246;tig sein.«

Paser bedauerte, Sethis Einladung angenommen zu haben. Bevor er sich bei den Streitkr#228;ften verpflichtete, wollte sein Freund dieses Ereignis in Memphis’ ber#252;hmtestem Haus des Bieres feiern. Der Richter dachte unabl#228;ssig an Neferet, an dieses Sonnenantlitz, das seine Tr#228;ume erleuchtete. Inmitten all der Zecher, die der Ort verz#252;ckte, f#252;hlte Paser sich verloren und hatte kein Auge f#252;r die Nacktt#228;nzerinnen, junge Nubierinnen von schlankem Wuchs. Die Kundschaft sa#223; auf weichen Kissen; vor sich Kr#252;ge mit Wein und Bier.

»Die Kleinen sind nicht zum Anfassen«, erkl#228;rte Sethi strahlend. »Sie sind nur da, um uns zu erregen. Sei beruhigt, Paser; die Wirtin versorgt uns mit einem Mittel von ausgezeichneter G#252;te, das aus zersto#223;enen Akazienkernen, Honig und Datteln besteht und die Empf#228;ngnis verh#252;tet.« Ein jeder wu#223;te, da#223; die Akazienkerne Bestandteile enthielten, die die zeugende Kraft des Samens zerst#246;rten; schon bei ihren ersten Liebestollereien benutzten die Jugendlichen dieses Mittel, um sich sorglos der Lust hinzugeben.

An die f#252;nfzehn junge Frauen, mit durchscheinenden Leinenschleiern verh#252;llt, traten aus den rund um den Hauptsaal angeordneten K#228;mmerchen. Stark geschminkt, die Augen mit einem breiten Lidstrich umrahmt, die Lippen rot bemalt, eine Lotosbl#252;te im gel#246;sten Haar, schwere Reifen an den Handgelenken und den Fesseln, so n#228;herten sie sich den hingerissenen G#228;sten. Paare bildeten sich ganz von selbst und verschwanden in den K#228;mmerchen, die durch Vorh#228;nge voneinander abgetrennt waren.

Da Paser die Angebote zweier hinrei#223;ender T#228;nzerinnen abgewiesen hatte, blieb er allein in Sethis Gesellschaft zur#252;ck, der ihn nicht im Stich lassen wollte. Hierauf erschien eine Frau von ungef#228;hr drei#223;ig Jahren, deren einzige Bekleidung aus einem Gurt von farbigen Muscheln und Perlen bestand, welche aneinanderrasselten, w#228;hrend sie, die Leier schlagend, in langsamem Takt zu tanzen begann. Gebannt entdeckte Sethi ihre T#228;towierungen: eine Lilienbl#252;te auf dem linken Oberschenkel nahe dem Schamberg und #252;ber dem schwarzen Vlies ihres Geschlechts ein Abbild des Gottes Bes, um die Seuchen der Lust abzuwehren. Mit einer schweren, hell gelockten Per#252;cke auf dem Haupt war Sababu, die Besitzerin des Hauses des Bieres, bestechender als das sch#246;nste ihrer M#228;dchen. Ihre langen, enthaarten Beine beugend, f#252;hrte sie woll#252;stige Schritte aus, bevor sie schlie#223;lich auf den Zehenspitzen weiterwirbelte, ohne aus dem Takt zu kommen. Mit Ladanum[44] gesalbt, verstr#246;mte sie einen bet#246;renden Duft.

Als sie sich den beiden M#228;nnern n#228;herte, vermochte Sethi seine Leidenschaft nicht mehr zu beherrschen. »Du gef#228;llst mir«, sagte sie zu ihm, »und ich glaube, da#223; ich dir gefalle.«

»Ich lasse meinen Freund nicht alleine.«

»La#223; ihn in Frieden; siehst du nicht, da#223; er verliebt ist? Seine Seele ist nicht hier. Komm mit mir.« Sababu zog Sethi in das ger#228;umigste K#228;mmerchen. Sie hie#223; ihn, sich auf ein niedriges, mit bunten Kissen bedecktes Bett zu setzen, kniete nieder und k#252;#223;te ihn. Er wollte sie bei den Schultern packen, doch sie stie#223; ihn sanft zur#252;ck.

»Uns geh#246;rt die ganze Nacht, eile dich nicht. Lerne, deine Lust zur#252;ckzuhalten, sie in deinen Lenden anschwellen zu lassen, das Feuer auszukosten, das in deinen Adern flie#223;t.«

Sababu nahm ihren Muschelgurt ab und streckte sich auf dem Bauch aus. »Streichle mir den R#252;cken.« Sethi gab sich diesem Spiel einige Augenblicke hin; der Anblick dieses bewundernswerten und mit gr#246;#223;ter Sorgfalt gepflegten K#246;rpers, die Ber#252;hrung mit dieser duftenden Haut machten es ihm jedoch unm#246;glich, sich weiter zu z#252;geln. Da sie der St#228;rke seiner Begierde gewahr wurde, widersetzte sich Sababu nicht l#228;nger. Sie mit K#252;ssen bedeckend, liebte er sie mit Ungest#252;m.

»Du hast mir Wollust geschenkt. Du hast nichts gemein mit den meisten meiner Kunden; sie trinken zu viel, werden schlaff und weich.«

»Deinen Reizen nicht zu huldigen, w#228;re eine S#252;nde wider den Geist.«

Sethi streichelte ihre Br#252;ste, auf jede ihrer Regungen bedacht; dank der kundigen H#228;nde ihres Liebhabers fand Sababu vergessene Empfindungen wieder.

»Bist du Schreiber?«

»Bald schon Krieger. Bevor ich ein Held werde, wollte ich die s#252;#223;esten Abenteuer kennenlernen.«

»In diesem Fall mu#223; ich dir alles schenken.« Mit gespitzten Lippen und zarten Ber#252;hrungen ihrer Zunge lie#223; Sababu Sethis Begierde von neuem erwachen. Sie umschlangen sich, und ein zweites Mal fanden sie gemeinsam, einen befreienden Schrei aussto#223;end, zur h#246;chsten Lust. Auge in Auge kamen sie wieder zu Atem.

»Du hast mich bezaubert, mein Widder, denn du liebst die Liebe.«

»Gibt es ein sch#246;neres Wunschbild?«

»Du bist gleichwohl recht gegenw#228;rtig.«

»Wie bist du Besitzerin eines Hauses des Bieres geworden?«

»Durch die Verachtung vermeintlich Edler und Hoher mit heuchlerischen Reden. Sie sind wie du und ich, den Zw#228;ngen ihres Geschlechts und ihrer Leidenschaften unterworfen. Wenn du w#252;#223;test …«

»Erz#228;hle mir.«

»Willst du mir etwa meine Geheimnisse entlocken?«

»Warum nicht?«

Trotz ihrer Erfahrung, trotz all der K#246;rper sch#246;ner oder h#228;#223;licher M#228;nner widerstand Sababu nur schlecht den Liebkosungen ihres neuen Liebhabers. Er weckte in ihr den Willen, sich an einer Welt zu r#228;chen, in der sie so oft gedem#252;tigt worden war. »Wenn du einst ein Held bist, wirst du dich dann meiner sch#228;men?«

»Im Gegenteil! Ich bin mir sicher, da#223; du viele Ber#252;hmtheiten empf#228;ngst.«

»Da hast du nicht unrecht.«

»Das mu#223; recht unterhaltsam sein …« Sie legte ihren kleinen Finger auf den Mund des jungen Mannes.

»Allein mein Tagebuch wei#223; dar#252;ber Bescheid. Wenn ich heiter und gelassen bin, dann nur seinetwegen.«

»H#228;ltst du die Namen deiner Kunden fest?«

»Ihre Namen, ihre Gewohnheiten, ihre Vertraulichkeiten.«

»Ein wahrhafter Schatz!«

»Sofern man mich in Frieden l#228;#223;t, werde ich ihn nicht nutzen. Wenn ich einmal alt bin, werde ich in meinen Erinnerungen lesen.«

Sethi legte sich auf sie.

»Ich bin stets neugierig. Verrate mir wenigstens einen Namen.«

»Unm#246;glich.«

»Tu es f#252;r mich, nur f#252;r mich.« Der junge Mann k#252;#223;te ihre Brustwarzen. Bebend b#228;umte sie sich auf. »Ein Name, nur ein Name.«

»Nun, ich k#246;nnte dir wohl von einem Musterbild an Tugend erz#228;hlen. Wenn ich seine Verderbtheiten enth#252;lle, wird seine Laufbahn beendet sein.«

»Wie hei#223;t er?«

»Paser.«

Sethi r#252;ckte von dem pr#228;chtigen K#246;rper seiner Geliebten ab.

»Welchen Auftrag hat man dir gegeben?«

»Ger#252;chte zu verbreiten.«

»Kennst du ihn?«

»Ich habe ihn nie gesehen.«

»Du t#228;uschst dich.«

»Wie …«

»Paser ist mein bester Freund. Er ist heute abend hier bei dir, denkt jedoch nur an die Frau, in die er verliebt ist und deren Sache er verteidigt. Wer hat dir befohlen, ihn zu besudeln?« Sababu h#252;llte sich in Schweigen. »Paser ist ein Richter«, fuhr Sethi fort, »der rechtschaffenste aller Richter. La#223; davon ab, ihn zu verleumden; du bist m#228;chtig genug, um unbehelligt zu bleiben.«

»Ich verspreche dir nichts.«