"Sturmwarnung" - читать интересную книгу автора (Bell Art)

Für meine Mitmenschen, die erleben werden, wie sich die Werke der Menschheit entwickeln, während die Natur diesem Planeten sein Gleichgewicht zurückgibt.


Art Bell



Mögen die Kinder von morgen auf unsere Epoche als dasjenige Zeitalter zurückblicken, in dem die Heilung unserer Welt begann.


Whitley Strieber


Vorwort

 Als Art Bell und ich dieses Buch im August 1999 beendeten, erwarteten wir die darin vorhergesagten Klimaveränderungen frühestens in 15 bis 20 Jahren. Die uns damals zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Daten ließen keinen anderen Schluss zu. Wenn überhaupt befürchtete die Klimaforschung ernsthafte Veränderungen erst in mehreren Jahrzehnten.

Wir ernteten sogar heftige Kritik für unsere These, dass das Erdklima am Rande einer Katastrophe steht. In der Fernsehsendung Today vertrat Matt Lauer im Gespräch mit uns einen Standpunkt, den sich auch die anderen Medien zu Eigen machten: Man stellte uns als verantwortungslose Unheilspropheten hin, die die Ängste der Menschen ausnutzen, um damit Geld zu verdienen. Von den meisten landesweiten Sendern wurden wir einfach totgeschwiegen. Nicht einmal zu regionalen Talkshows wurden wir eingeladen.

Diese Verweigerungshaltung stand in krassem Gegensatz zur Wirklichkeit, denn das klimatische Geschehen hatte nur wenige Monate vor der Veröffentlichung unseres Buches nicht nur die Richtigkeit unserer Theorie bewiesen, sondern auch aufgezeigt, dass die Lage noch weitaus alarmierender ist, als selbst wir aufgezeigt hatten.

Unsere Sorge war – und ist es noch immer –, dass das schnelle Abschmelzen des Eises an den Polen die Meeresströmungen verändern und dadurch einen plötzlichen Klimawandel auslösen wird. Dieser Wandel wird mit klimatischen Umwälzungen von ungeahnten Ausmaßen beginnen und auf unserem Planeten zu Wetterverhältnissen führen, die sich drastisch von den heutigen unterscheiden und langfristig verheerende Konsequenzen nach sich ziehen werden.

Bedauerlicherweise hatte die Ablehnung unseres Buches in den Medien zur Folge, dass die einfachen, aber wirksamen Methoden zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen, die wir als Gegenmaßnahme vorgeschlagen haben, nicht auf breiter Front Anwendung fanden.

Die Menschen wollen nicht über die sich anbahnende Umweltkatastrophe nachdenken, weil sie sich ohnmächtig fühlen, und sie werden in ihrer Haltung von Medien unterstützt, die einer Erörterung dieses Themas gleichgültig oder sogar feindlich gegenüberstehen. Am schlimmsten ist jedoch die Politisierung dieser Frage in den USA, wo die Konservativen die Positionen von George W. Bush, Rush Limbaugh und Reverend Jerry Falwell unterstützen. Letzterer hat sich sogar zu der Bemerkung verstiegen, er glaube nicht an die Erwärmung der Erdatmosphäre. Die Demokraten zeigen sich zwar aufgeschlossener, müssen aber auch die Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit in dieser Frage zur Kenntnis nehmen, mit dem Ergebnis, dass die drohende Klimakatastrophe im Wahlkampf 2000 kaum eine Rolle spielte.

Das Traurige daran ist, dass die Menschen den Ausstoß von Treibhausgasen mit den einfachen in diesem Buch skizzierten Verfahren tatsächlich in den Griff bekommen könnten – und das ohne nennenswerten Kostenaufwand. Aber dazu brauchen wir eine internationale Anstrengung. Dieses Projekt kann nur Erfolg haben, wenn es von vielen Menschen getragen wird. Hier hätten die Medien Aufklärungsarbeit leisten müssen. Leider haben sie es nicht getan.

Wenn wir nicht umgehend handeln, ist ein plötzlicher Klimawandel unvermeidlich, und es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass er viel früher kommen wird, als man es für möglich gehalten hat. Das böse Erwachen rückt unaufhaltsam näher.

Am 11. Juli 2000 veröffentlichte Discovery.com die Ergebnisse einer Untersuchung aus dem norwegischen Wissenschaftsmagazin Cicerone. Dieser Bericht legte den Schluss nahe, dass die nördliche Polkappe in fünfzig Jahren verschwunden sein wird. Und er wies auf eine weitere wichtige Tatsache hin, die in unserem Buch angesprochen wird: Vom Menschen verursachte Treibhausgase sind nicht der einzige Faktor, der eine Erwärmung der Erdatmosphäre herbeiführt. Sie sind nur der einzige Faktor, auf den wir Einfluss nehmen können. Wir müssen einsehen, dass der gesamte Prozess des plötzlichen Klimawandels grundlegender Bestandteil der Ökologie unseres Planeten ist. Wie im Buch erläutert wird, lehrt uns die Wissenschaft, dass Vergleichbares schon früher passiert ist, lange bevor es irgendeine »menschliche Einwirkung« auf die Atmosphäre gab. »Die jüngsten Schätzungen«, warnt Discovery.com, »gehen von einem deutlich rascheren Abschmelzen der polaren Eisschicht aus, das nicht allein auf die Wirkung von Treibhausgasen zurückzuführen sein kann.«

Nur wenige Wochen später, am 25. August 2000, brachten Touristen von einer Sommerexkursion zum Nordpol eine erstaunliche Geschichte mit nach Hause: Der Pol war geschmolzen.

Wo seit Urzeiten nur Eis gewesen war, befand sich nun offenes Wasser. Wie nicht anders zu erwarten, taten manche Wissenschaftler diese Berichte als belanglos ab. Am 25. August sagte Mark Serreze von der University of Colorado auf CNN: »Solche Erscheinungen haben wir schon Öfter erlebt.« Wann, verschwieg er allerdings, und das ist auch kein Wunder, weil eisfreies Wasser am Nordpol in der Geschichte der Menschheit noch nie zu beobachten war. Das letzte Mal hatte es im Eozän am Nordpol überhaupt keine Eisdecke gegeben, und dieses Zeitalter war vor 50 Millionen Jahren zu Ende gegangen.

Die Hauptthese dieses Buches ist, dass das schnelle Abschmelzen des Polareises wichtige Meeresströmungen zum Erliegen bringen und dadurch eine plötzliche und verheerende Beschleunigung des Klimawandels auslösen wird.

Das Eis an beiden Polen schmilzt in einem Tempo, das noch 1999 während der Arbeit an diesem Buch vollkommen unvorhersehbar war. Weltweit ergießen sich von schmelzenden Gletschern wahre Fluten von Süßwasser in Ozeane, die einen bestimmten Salzgehalt benötigen, um die für die Existenz von Meeresströmungen unabdingbaren stabilen Wassertemperaturen zu erreichen.

Vom Himalaja bis zur Antarktis befinden sich praktisch alle Gletscher der Erde auf dem Rückzug. Besonders ernst ist die Situation in Grönland. Aus der dortigen Eisschicht fließen jährlich 50 Milliarden Tonnen Schmelzwasser ins Nordpolarmeer. Die Ränder der Eisschicht werden Jahr für Jahr um zwei Meter dünner. Dadurch werden die Gletscher selbst instabil, und es besteht die Gefahr, dass sie plötzlich ins Meer gleiten.

»Es gibt allenthalben Anzeichen für eine solche Entwicklung, die verursacht, dass sich die Gletscher schneller auf die Ränder zubewegen«, schrieb William B. Krabill in einer Untersuchung über Gletscher, die im Juli 2000 im Fachjournal Science erschienen ist. Das Abschmelzen der Grönland-Gletscher würde zu einem Ansteigen der Meeresspiegel um sieben Meter führen. Doch schon lange vorher käme es zu schwerwiegenden Auswirkungen auf das Klima.

Genauso bedrohlich ist die Situation am Südpol. Seit mehr als zehn Jahren bricht das antarktische Packeis auseinander. Im März 2000 lösten sich zwei riesige Eisberge aus dem Ross-Schelfeis. Der größere der beiden war mit einer Länge von knapp 300 Kilometern und einer Breite von 37 Kilometern kaum kleiner als der US-Staat Connecticut. Dies ist jedoch kein Einzelfall. Schon 1987 begann in der Antarktis eine Serie von großen Eisbrüchen, als sich ein Massiv in der Größe von Rhode Island aus dem Ross-Schelfeis löste. Am 9. Februar 1988 berichtete die New York Times über »die außerordentlich große Zahl von Gletscherbrüchen in den letzten zwei Jahren«. Dies führte schließlich zur vollständigen Zerstörung des Larsen-Schelfeises und zur wachsenden Instabilität des Ross-Schelfeises. Im September 2000 warnte Professor John Lowe von der London University sogar, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre in Großbritannien schon in wenigen Jahrzehnten zu einer kleinen Eiszeit führen könnte.

Das Schmelzen von schwimmendem Eis wie der Polkappe und des Schelfeises in der Antarktis wird nicht zu einem dramatischen Anstieg des Meeresspiegels führen, und es gibt für die nähere Zukunft auch keine nennenswerten Hinweise auf eine plötzliche Gletscherflut vor Grönland oder in der Antarktis. Der springende Punkt ist nicht der Meeresspiegel, sondern das Süßwasser, mit dem die Polschmelze die Meere im Norden und Süden überschwemmt.

Genau solch ein Ereignis soll zum letzten großen Klimaeinbruch geführt haben, wie wir ausführlich in unserem Buch darstellen. In diesem Zusammenhang kommen auch die schlagenden Beweise dafür zur Sprache, dass dieser Einbruch mit einer Serie heftiger Stürme begann, die in der nördlichen Hemisphäre zu einer 200 Jahre anhaltenden Abkühlung und über dem nördlichen Polarkreis zu einem Absinken der Temperaturen führte.

Offensichtlich gibt es einen großen klimatischen Zyklus, der von langen Zeiträumen der Stabilität und kurzen Phasen plötzlicher Veränderung gekennzeichnet ist. Zweifellos befinden wir uns an einem solchen Punkt des plötzlichen Wandels. Dieser wird eintreten, wenn das in die Polarmeere strömende Süßwasser zusammen mit der zunehmenden Erwärmung der Luft die Wassertemperatur so stark ansteigen lässt, dass die großen, für unser Klima bestimmenden Strömungen versiegen.

Als wir dieses Buch schrieben, waren wir der Meinung, dass es erst nach einigen Jahren oder Jahrzehnten zu dieser Situation kommen wird. Doch angesichts der Ereignisse im letzten Jahr scheint klar, dass sie viel schneller eintreten kann. Und wahrscheinlich stehen wir bereits am Anfang dieser Entwicklung.

Am 27. November 1999 veröffentlichte die angesehene britische Wochenschrift The New Scientist einen Report mit dem Titel »Freezing Future: There’s Now Alarming Evidence that Europe Is Facing an Ice Age« (»Frostige Zukunft: Alarmierende Anzeichen für bevorstehende Eiszeit in Europa«). Der Artikel bekräftigte die in unserem Buch ausgesprochenen Warnungen: »Die Meeresströmungen, denen Europa sein mildes Klima verdankt, ändern ihren Verlauf. Wissenschaftler haben Hinweise darauf gefunden, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre eine Strömung namens Nordatlantikdrift umlenken und dadurch den großen Frost auslösen könnte.«

Aufgrund der Überflutung des Nordpolarmeeres mit Süßwasser aus schnell abschmelzendem Polareis ist es bereits zu drastischen Veränderungen bei den Strömungen gekommen, die unser Wetter beherrschen. Es gibt sogar Daten, die zeigen, dass eine Tiefseeströmung in der Arktis inzwischen in die entgegengesetzte Richtung fließt.

Als wir diese Meldungen kurz vor Veröffentlichung unseres Buches lasen, informierten wir umgehend unseren Verlag, der sofort Pressemitteilungen verschickte.

Zum größten Teil reagierten die Medien überhaupt nicht auf diese handgreiflichen Beweise dafür, dass unsere Warnungen nicht nur angebracht, sondern auch erschreckend aktuell waren.

Doch nicht alle Medien verhielten sich so. Besonders beeindruckt von dem Buch zeigte sich die Kolumnistin Liz Smith: »Das Buch kam mir in die Hände, als gerade diese Neujahrsstürme in Europa tobten, die fast hundert Menschenleben forderten. Aber diese Stürme sind nichts im Vergleich zu dem, was uns nach Meinung der Autoren erwartet, wenn wir uns nicht sofort an die Arbeit machen und etwas unternehmen.«

Die von ihr erwähnten Stürme waren wirklich beunruhigende Naturereignisse. Über 100 Menschen verloren das Leben, als Winde mit bis zu 200 Stundenkilometern in zwei aufeinander folgenden Sturmwellen über Europa hinwegfegten. Am 28. Dezember 1999 wütete der zweite Sturm mit noch nie da gewesenen Geschwindigkeiten über Frankreich, zerstörte Hunderte Millionen von Bäumen und verwüstete Stromleitungen, Straßen und Häuser.

Davor erreichten Stürme von Spanien bis Italien unglaubliche Höhen, was dazu führte, dass sieben Pfund schwere Hagelbrocken vom Himmel herabstürzten. Wie es dazu kommen konnte, war für die Wissenschaftler ein Rätsel. »Niemand ist so überrascht über dieses Phänomen wie ich«, bekannte der Geologe Jesus Martinez, der mit einem Team von Forschern die Eisblöcke sammelte und analysierte.

Mehrere Monate später gaben sie bekannt, dass der Eisniederschlag tatsächlich ein vom Wettergeschehen verursachtes Phänomen war.

Wir erkannten darin nur ein Vorzeichen kommender Ereignisse. Tatsächlich erreichten die Wolkengipfel nun die in unserem Buch vorhergesagten extremen Höhen. Dadurch konnten sich Eisbrocken bilden und beim Herabstürzen auf die Erde zu gewaltiger Größe anwachsen. Der Grund dafür ist, dass die Temperaturen wegen der Treibhausgase in der Nähe der Erdoberfläche ansteigen. Gleichzeitig sinken die Temperaturen oberhalb der Stratosphäre, weil von unten immer weniger Wärme abgestrahlt wird.

Über diesen Effekt berichteten Wissenschaftler im Mai 1999. Die Temperatur in der Mesosphäre – in 55 bis 80 Kilometern Höhe – ist in den vergangenen zehn Jahren jährlich um ein halbes Grad abgesunken, zehnmal schneller, als es irgendjemand prognostiziert hatte. Gary Thomas vom Laboratory for Atmospheric and Space Physics an der University of Colorado spricht von einem letzten Warnzeichen, vergleichbar mit dem »Kanarienvogel eines Bergarbeiters«. (Früher nahmen Bergarbeiter beim Abstieg in tiefe Gruben einen Kanarienvogel mit. Beim Austreten geruchloser Gase starb der Vogel, lang bevor die Bergarbeiter selbst etwas spürten, und sie konnten die Grube rechtzeitig verlassen.)

Der extreme Temperaturunterschied zwischen der oberen und unteren Atmosphäre forciert die Gefahr heftiger Stürme, wie sie 1999 und 2000 überall auf der Erde zu beobachten waren. Extreme Wetterlagen traten nicht nur in Europa auf, auch Venezuela, China, Indien und Südostasien wurden von verheerenden Stürmen heimgesucht. Als am 20. Dezember 1999 sintflutartige Regenfälle auf Caracas niedergingen, wurden 30 000 Menschen getötet. Im Mai 1999 hatte ein Tornado in Oklahoma mit Spitzengeschwindigkeiten von 508 Stundenkilometern in der Trichterwolke einen neuen Weltrekord für Winde aufgestellt. Im November 1999 kamen in Indien durch einen Superzyklon, der große Ähnlichkeit mit dem in diesem Buch beschriebenen Sturm hat, 12000 Menschen ums Leben. Millionen verloren ihr Zuhause, und die verzweifelten Überlebenden machten sich daran, 200000 Kadaver ertrunkener Rinder, Büffel und Schweine zu verbrennen, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern.

Am 23. November 1999 brachte die New York Times einen Artikel, der unsere Theorien direkt bestätigt. Der Beitrag beschreibt das gleiche Klimaereignis, das in unserem Buch dargestellt wird – ein Ereignis, das am Ende der letzten Eiszeit ein Wetterchaos auslöste. Der Autor des Artikels, Dr. Gerald R. Dickens von der James Cook University in Australien, vergleicht den Erwärmungstrend, den wir gerade erleben, mit dem Spannen eines Gummibandes: »Man zieht langsam an beiden Enden, bis das Gummiband an einem bestimmten Punkt plötzlich reißt.«

Der Aufsatz in der New York Times handelt zum größten Teil von einem Klimawandel, der vor 55 Millionen Jahren eingetreten ist. Dennoch belegt er klar unsere These: »Das Erdklima«, so Dr. Dickens, »kann sich aus ganz natürlichen Gründen plötzlich drastisch verändern.«

Nimmt man dazu die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in laufende natürliche Prozesse, kann kein Zweifel mehr an einem Potenzial für explosive Veränderungen bestehen.

Zum Zeitpunkt dieser Niederschrift, im Oktober 2000, haben wir bereits eine Flut verheerender Umwälzungen erlebt, die in den meisten Fällen völlig unerwartet gekommen waren. Das Wettergeschehen wird immer heftiger, unberechenbarer und gefährlicher.

Am 31. Januar 2000 erschien in U. S. News amp; World Report ein Artikel über die Veränderung des Wetters, der die Ursache der jetzigen Situation in erster Linie in kurzlebigen Meereserscheinungen wie El Nino und La Nina sieht und dabei vor allem den Wechsel von Warm- und Kaltwasserzyklen im Pazifik hervorhebt, der einen starken Einfluss auf das Klima auf dem amerikanischen Kontinent hat. Der Artikel schließt mit den Worten: »Kein Anlass, in Panik zu verfallen.«

Kein Anlass? Wir sind anderer Meinung. Während dieses Vorwort geschrieben wird, nimmt das Erdklima immer chaotischere Züge an. Im amerikanischen Westen sind bereits über 20 000 Quadratkilometer trockenen Landes verbrannt. Am 27. August 2000 vereinigten sich Brände in Montana auf einer Fläche von 1100 Quadratkilometern zu einem einzigen Riesenfeuer – dem größten, das die USA je gesehen hatte. Dann erhoben sich die Winde.

Als im Westen die Brände tobten, erlebten der Mittlere Westen und der Nordosten der Vereinigten Staaten einen der feuchtesten Sommer aller Zeiten. Diese extremen Wetterunterschiede setzten einen Trend fort, der im Januar damit begonnen hatte, dass die Temperatur in New York auf minus 26 Grad Celsius fiel, während sie in Südtexas auf plus 27 Grad kletterte.

Solche Extreme beschränkten sich nicht auf einzelne Regionen, sondern waren weltweit zu beobachten, und der Sommer 2000 war wie schon die drei Sommer zuvor einer der heißesten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Anfang Juli zog eine Heißluftfront aus der Sahara nach Südosteuropa und in die Türkei, wodurch in dieser Region alle Hitzerekorde gebrochen wurden. In der Türkei und Griechenland kletterte das Thermometer auf 45 Grad, und auf dem Balkan war es nur ein Grad kühler. Straßen wurden unpassierbar, weil der Teer schmolz, und überall in der Gegend brachen Brände aus.

In Indien verloren im September 2000 15 Millionen Menschen durch Monsunregenfälle ihr Zuhause.

Noch bestürzender war ein Ereignis in Nordengland am 21. August. Unerwartete Stürme, die von den britischen Meteorologen nicht vorhergesagt worden waren, überraschten Hull und York mit heftigen Regenfällen, Hagel, einem wahrhaften Tornado und zwölf Zentimeter Schnee. Im dreihundert Kilometer entfernten Nordwales, das von ähnlichem Wetter heimgesucht wurde, waren mehrere Straßen von Hagel blockiert, und die Temperaturen fielen in den Keller.

Unser Buch prognostiziert, was uns in den nächsten Jahren bevorsteht, und es hat den Anschein, als würde sich der Klimawandel in diesem Zeitraum weitaus dramatischer gestalten als erwartet.

Das Buch wurde von den Medien in den USA entweder ignoriert oder fast durchweg geradezu gehässig besprochen. Ganz anders die britische Presse, die sich im Allgemeinen sehr wohlwollend äußerte.

Aber keine einzige Besprechung auf der Welt ging auf unsere Mutmaßung ein, dass es schon weit früher, als dies nach der gängigen Lehrmeinung der Fall war, eine hoch entwickelte Zivilisation gegeben haben muss. Allerdings hat sich nach zahlreichen Entdeckungen im Lauf des Jahres 2000 nun ein Bild ergeben, das deutlich besser zu unserer Theorie passt.

Wir stellen in unserem Buch die Vermutung an, dass diese frühe menschliche Gesellschaft durch eine dramatische Klimaveränderung vernichtet wurde. Dass diese Zivilisation existiert haben muss, belegen wir anhand eines kurzen Überblicks über eine Reihe alter Bauwerke, deren Ursprung und Technik nicht ausreichend erklärt werden können. Zu diesen Bauwerken gehört auch eine Anlage auf der kleinen japanischen Insel Yonaguni im Pazifik. Dieses riesige Bauwerk ist vor rund 9000 Jahren im Meer versunken, also ungefähr zur Zeit der letzten Klimaumwälzung.

Trotz zwingender Beweise dafür, dass es von Menschen geschaffen ist, behauptet die Wissenschaft einen geologischen Ursprung. Sie vertritt die Auffassung, dass es vor 9000 Jahren in Japan keine Zivilisation mit der Fähigkeit zur Errichtung eines solchen Riesenbaus gegeben haben kann.

Im November 1999 wurden jedoch auf dem Meeresboden neben dem Monument Steinreliefe gefunden, die unzweifelhaft menschlichen Ursprungs sind. Inzwischen wurde die Theorie aufgestellt, das Bauwerk sei vor 5000 Jahren aus dem Meer aufgetaucht und dann nach Fertigstellung der Reliefe wieder versunken.

Damit dürfte wohl kaum das letzte Wort in dieser Sache gesprochen sein. Jedenfalls blieben unsere Spekulationen über eine untergegangene Zivilisation so umstritten, dass unsere gesamte These ignoriert wurde. Das bedeutet, dass die Menschen weder über die bedrohliche Zuspitzung der jetzigen Situation informiert wurden noch über die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, um die Krise möglicherweise doch noch zu meistern.

Ob es die Zivilisation, deren Existenz wir vermuten, wirklich gegeben hat oder nicht – die herkömmliche Wissenschaft bietet auf jeden Fall reichliche und praktisch unwiderlegbare Beweise dafür, dass die damalige Wetterumwälzung durch ein »Zurückschnappen« des Klimas nach einer starken Erwärmung der Erdatmosphäre eintrat, die sich von der heutigen Lage in nichts unterscheidet.

Es gibt auch klare Hinweise darauf, dass sich die Umwälzung auf unserem Planeten in einer einzigen, schrecklichen Jahreshälfte vollzog, die ein unglaubliches Wetterchaos mit sich brachte. Würde solch ein Ereignis heute stattfinden, würde es letztlich zum Tod von Milliarden Erdbewohnern führen. Schon die eigentliche Katastrophe würde viele Menschenleben fordern, doch der anschließende Zusammenbruch der Landwirtschaft würde die Opferzahlen noch um ein Vielfaches erhöhen.

Am 11. Juli 2000 wurde in Bob Herberts Kolumne »In America« in der New York Times Dr. Michael Oppenheimer zitiert, der als hauptverantwortlicher Wissenschaftler bei der Umweltforschungsorganisation Environmental Defense tätig ist. Er sagte: »So warm, wie es am Ende dieses Jahrhunderts wahrscheinlich sein wird, war es zum letzten Mal vor mehreren Millionen Jahren. Wir können unmöglich wissen, ob wir uns in einer solchen Welt wirklich zurechtfinden werden.«

Wenn man bedenkt, dass Dr. Oppenheimer zu diesem Zeitpunkt noch nichts vom einige Wochen später festgestellten Schmelzen des Nordpols wusste, darf man wohl unterstellen, dass er seine Bemerkung anders formuliert hätte. Wahrscheinlich wäre es zutreffender gewesen, wenn er statt vom Ende dieses Jahrhunderts von wenigen Monaten oder Jahren gesprochen hätte.

Sturmwarnung ist kein Buch voller Spekulationen über eine vage mögliche Zukunft. Es ist ein Aufruf zum Handeln angesichts von Ereignissen, die uns mit hoher Wahrscheinlichkeit unmittelbar bevorstehen. Jetzt, im September 2000, scheint der von uns beschriebene Klimawandel viel näher gerückt, als wir noch während der Arbeit an dem Buch vermuteten… und das ist erst ein Jahr her.

Whitley Strieber

26. September 2000