"Harry Potter und der Feuerkelch" - читать интересную книгу автора (Rowling Joanne K.)Das Trimagische Turnier Die Kutschen rollten durch das von geflügelten Steinebern bewachte Schloßtor und kamen jetzt gefährlich ins Schlingern, denn aus dem Wind war ein Sturm geworden. Harry hatte den Kopf ans Fenster gelehnt und sah Hogwarts mit seinen vielen erleuchteten Fenstern, die verschwommen durch den dichten Regenschleier schimmerten, allmählich näher kommen. Blitze jagten sich am Himmel, als ihr Wagen an der steinernen Treppe anhielt, die zu dem großen Eichenportal hinaufführte. Ihre Mitschüler, die vor ihnen angekommen waren, stürmten bereits die Stufen zum Schloß empor; auch Harry, Ron, Hermine und Neville sprangen aus ihrer Kutsche und hasteten die Treppe hoch, und erst als sie endlich in der gewölbten, fackelbeleuchteten Eingangshalle mit ihrer beeindruckenden Marmortreppe standen, sahen sie auf. »Oje«, sagte Ron, schüttelte den Kopf und spritzte Wasser auf die Umstehenden,»wenn das so weitergeht, läuft der See noch über. Ich bin pitsch… – AAARRH!« Ein großer, roter, mit Wasser gefüllter Ballon war von der Decke herab auf Rons Kopf gefallen und geplatzt. Durchnäßt und prustend stolperte Ron zur Seite und rempelte Harry an, und genau in diesem Moment fiel die zweite Bombe – sie verfehlte nur knapp Hermine, platzte vor Harrys Füßen, und eine Welle eiskalten Wassers ergoß sich über seine Turnschuhe und durchweichte seine Socken. Die Umstehenden flohen kreischend und sich gegenseitig schubsend aus der Schußlinie – Harry hob den Kopf und erkannte, sieben Meter über ihnen schwebend, Peeves, den Poltergeist, einen kleinen Mann mit glockenförmigem Hut und orangeroter Fliege, der sie jetzt, das breite, heimtückische Gesicht vor Anspannung verzogen, erneut aufs Korn nahm. »Peeves!«, rief eine zornige Stimme.»Peeves, kommen Sie runter, und zwar sofort!« Professor McGonagall, die stellvertretende Direktorin und Leiterin des Hauses Gryffindor, kam aus der Großen Halle gestürmt, rutschte jedoch auf dem nassen Steinboden aus und konnte sich nur vor einem Sturz bewahren, indem sie sich an Hermines Hals festklammerte. »Autsch – Verzeihung, Miss Granger -« »Macht nichts, Professor!«, würgte Hermine und rieb sich die Kehle. »Peeves, runter jetzt, sofort!«, bellte Professor McGonagall, rückte ihren Spitzhut zurecht und starrte durch ihre quadratischen Brillengläser zornig zur Decke. »Tu doch gar nichts«, gackerte Peeves und warf mit großem Schwung eine Wasserbombe gegen eine Gruppe von Fünftkläßlerinnen, die schreiend in die Große Halle wegtauchten.»Sind doch eh schon naß, oder? Die kleinen Racker! Uuuiiiiiii!«Und mit einer weiteren Bombe nahm er ein paar Zweitkläßler aufs Korn, die gerade angekommen waren. »Ich rufe den Schulleiter!«, rief Professor McGonagall.»Ich warne Sie, Peeves -« Peeves streckte ihr die Zunge heraus, warf seine letzte Wasserbombe hoch in die Luft und rauschte unter irrem Kichern über die Marmortreppe hinweg davon. »Also weiter jetzt«, sagte Professor McGonagall mit einer gewissen Schärfe in der Stimme zu der durchnäßten Menge.»In die Große Halle, Beeilung!« Ron wischte sich das tropfnasse Haar unter wütendem Gemurmel aus dem Gesicht, und die drei schlitterten und rutschten durch die Eingangshalle und wandten sich dann nach rechts zur Flügeltür. Wie immer zum Fest der Neuen war die Große Halle herrlich geschmückt. Im Licht unzähliger Kerzen, die über den Tischen schwebten, schimmerten goldene Teller und Kelche. An den vier langen Haustischen saßen dicht an dicht eifrig schwatzende Schüler; etwas erhöht an der Stirnseite der Halle saßen die Lehrer, den Schülern zugewandt, entlang einer fünften Tafel. Hier in der Großen Halle war es warm. Harry, Ron und Hermine gingen an den Slytherins, den Ravenclaws und den Hufflepuffs vorbei und setzten sich zu den Gryffindors auf der anderen Seite der Halle, neben den Fast Kopflosen Nick, das Gespenst von Gryffindor. Perlweiß und halb durchsichtig, trug Nick heute Abend sein übliches Wams, diesmal mit einer ungewöhnlich breiten Halskrause, die zum einen besonders festlich aussehen sollte und zum anderen dafür sorgte, daß sein Kopf auf dem fast durchtrennten Hals nicht über Gebühr eierte. »Guten Abend«, sagte er und strahlte sie an. »Schön war's«, sagte Harry. Er zog seine Turnschuhe aus und schüttete das Wasser aus.»Hoffentlich beeilen sie sich bei der Auswahl. Ich verhungere gleich.« Zu Beginn jedes Schuljahres wurden die Neuen auf die vier Häuser von Hogwarts verteilt, doch durch eine unglückliche Fügung der Umstände war Harry seit seinem eigenen ersten Tag nie mehr bei einer Auswahl dabei gewesen. Im Grunde freute er sich darauf. In diesem Moment rief jemand weiter oben am Tisch ganz aufgeregt und atemlos:»Holla, Harry!« Es war Colin Creevey, ein Drittkläßler, für den Harry eine Art Held war. »Hallo, Colin«, sagte Harry verhalten. »Harry, rat mal, was heute los ist? Rat mal, Harry! Heute fängt mein Bruder an! Mein Bruder Dennis!« »Hmmh – ist ja toll«, sagte Harry. »Er ist furchtbar aufgeregt!«, rief Colin und hopste auf seinem Stuhl hin und her.»Ich hoffe, er kommt nach Gryffindor! Drück ihm die Daumen, ja, Harry?« »Ähm – ja, mach ich!«, sagte Harry und wandte sich wieder Hermine, Ron und dem Fast Kopflosen Nick zu.»Geschwister kommen normalerweise zusammen in ein Haus, stimmt doch?«, fragte er. Er dachte an die Weasleys, die alle sieben nach Gryffindor gekommen waren. »O nein, nicht unbedingt«, sagte Hermine.»Parvati Patils Zwillingsschwester ist in Ravenclaw und die beiden sind nicht zu unterscheiden. Da würdest du doch denken, sie gehörten auch hier zusammen, oder?« Harry sah hoch zum Lehrertisch. Mehr Stühle als sonst schienen leer zu sein. Hagrid kämpfte sich natürlich immer noch mit den Erstkläßlern über den See; Professor McGonagall überwachte vermutlich das Aufwischen in der Eingangshalle, doch da war noch ein leerer Stuhl, und er kam nicht darauf, wer noch fehlen könnte. »Wo ist der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste?«, fragte Hermine, die ebenfalls zum Lehrertisch hochsah. Sie hatten noch nie einen Lehrer in diesem Fach gehabt, der länger als ein Schuljahr geblieben war. Harrys mit Abstand liebster Lehrer war Professor Lupin gewesen, der letztes Jahr aufgegeben hatte. Er ließ den Blick am Lehrertisch entlangwandern. Eindeutig kein neues Gesicht. »Vielleicht haben sie keinen gekriegt!«, sagte Hermine mit besorgter Miene. Noch einmal musterte Harry alle, die dort oben saßen. Der winzig kleine Professor Flitwick, Lehrer für Zauberkunst, saß auf einem großen Stapel Kissen neben Professor Sprout, der Lehrerin für Kräuterkunde, deren Hut schräg auf ihrem grauen Flatterhaar saß. Sie sprach gerade mit Professor Sinistra vom Fach Astrologie. Zur anderen Seite von Professor Sinistra saß der fahlgesichtige, fetthaarige Lehrer für Zaubertränke, Snape – den Harry am wenigsten von allen in Hogwarts ausstehen konnte. Harrys Haß auf Snape wurde nur von Snapes Haß auf Harry übertroffen, ein Haß, der sich letztes Jahr wohl noch gesteigert hatte, als Harry Sirius geholfen hatte, direkt unter Snapes übergroßer Nase zu entkommen – Snape und Sirius waren seit ihrer eigenen Schulzeit miteinander verfeindet. Auf Snapes anderer Seite war ein leerer Stuhl, der sicher Professor McGonagall gehörte. Daneben, in der Mitte des Tisches, saß Professor Dumbledore, der Schulleiter. Sein wehendes Silberhaar und sein üppiger Bart schimmerten im Kerzenlicht und sein herrlicher dunkelgrüner Umhang war über und über mit Sternen und Monden bestickt. Professor Dumbledores Kinn ruhte auf den zusammengelegten Spitzen seiner langen dünnen Finger und er blickte offenbar gedankenversunken durch die Halbmondgläser seiner Brille hoch zur Decke. Auch Harry warf einen Blick zur Decke. Sie war verzaubert und sah aus wie der Himmel draußen, den er noch nie so sturmzerzaust gesehen hatte. Schwarze und purpurne Wolken wirbelten über den Himmel, und als es draußen einen erneuten Donnerschlag gab, erhellte ihn für einige Sekunden ein weit verästelter Blitz. »Mensch, beeilt euch«, stöhnte Ron.»Ich könnte einen Hippogreif verspeisen.«Er hatte kaum den Mund zugemacht, da öffneten sich die Flügeltüren der Großen Halle. Alle verstummten. Professor McGonagall erschien an der Spitze einer langen Reihe von Erstkläßlern und führte sie an die Stirnseite der Halle. Harry, Ron und Hermine waren zwar ziemlich naß, doch das war nichts gegen die Neuen. Sie schienen nicht über den See gefahren, sondern geschwommen zu sein. Alle zitterten vor Kälte und Aufregung, als sie am Lehrertisch entlanggingen und sich in einer Reihe vor den älteren Schülern aufstellten – alle, nur der Kleinste von ihnen nicht, ein Junge mit mausgrauem Haar, der, wie Harry erkannte, in Hagrids Maulwurfmantel gewickelt war. Der viel zu große Mantel wirkte, als wäre der Junge in eine schwarze Pelzmarkise gehüllt. Sein kleines Gesicht lugte aus dem Kragen hervor und zeigte, daß er vor Aufregung fast Qualen litt. Als er sich bei seinen verängstigt umherblickenden Mitschülern eingereiht hatte, fing er Colin Creeveys Blick auf, reckte beide Daumen in die Höhe und formte mit den Lippen die Worte:»Ich bin in den See gefallen!«Darüber war er offensichtlich entzückt. Professor McGonagall kam mit einem dreibeinigen Stuhl in der Hand und stellte ihn vor den Neuen ab. Auf dem Stuhl lag ein steinalter, schmutziger, geflickter Zaubererhut. Die Neuen starrten ihn an. Und alle anderen auch. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann öffnete sich ein Riß gleich über der Krempe, ein Mund bildete sich, und der Hut begann zu singen: Eintausend Jahr und mehr ist's her, seit mich genäht ein Schneiderer. Da lebten vier Zaubrer wohl angesehn; ihre Namen werden nie vergehn. Von wilder Heide der kühne Gryffindor, der schöne Ravenclaw den höchsten Fels erkor. Der gute Hufflepuff aus sanftem Tal, der schlaue Slytherin aus Sümpfen fahl. Sie teilten einen Wunsch und Traum, einen kühnen Plan, ihr glaubt es kaum junge Zauberer gut zu erziehn, das war von Hogwarts der Beginn. Es waren unserer Gründer vier, die schufen diese Häuser hier und jeder schätzte eine andere Tugend bei der von ihm belehrten Jugend. Die Mutigsten zog Gryffindor bei weitem allen ändern vor; für Ravenclaw die Klügsten waren alleine wert der Lehrerqualen. Und jedem, der da eifrig lernte, bescherte Hufflepuff reiche Ernte. Bei Slytherin der Ehrgeiz nur stillte den Machttrieb seiner Natur. Es ist vor langer Zeit gewesen, da konnten sie noch selbst verlesen, doch was sollte später dann geschehen, denn sie würden ja nicht ewig leben. 's war Gryffindor, des Rates gewiß, der mich sogleich vom Kopfe riß. Die Gründer sollten mir verleihn von ihrem Grips 'nen Teil ganz klein. So kann ich jetzt an ihrer statt, sagen, wer wohin zu gehen hat. Nun setzt mich rasch auf eure Schöpfe, damit ich euch dann vor mir knöpfe. Falsch gewählt hab ich noch nie, weil ich in eure Herzen seh. Nun wollen wir nicht weiter rechten, ich sag, wohin ihr paßt am besten. Der Sprechende Hut verstummte und in der Großen Halle brandete Beifall auf. »Das ist doch nicht das Lied, das er damals für uns gesungen hat«, sagte Harry und klatschte ebenfalls. »Er singt jedes Jahr ein neues«, sagte Ron.»Muß ein ziemlich langweiliges Leben sein für diesen Hut, meint ihr nicht? Sicher verbringt er das ganze Jahr damit, ein neues Lied zu dichten.« Professor McGonagall entrollte ein langes Pergament. »Wenn ich euren Namen rufe, zieht ihr den Hut über den Kopf und setzt euch auf den Stuhl«, erklärte sie den Neuen.»Wenn der Hut euer Haus ausruft, geht ihr zum richtigen Tisch und setzt euch dorthin. Ackerly, Stewart!« Ein Junge, sichtlich am ganzen Leib zitternd, trat vor, nahm den Sprechenden Hut in die Hand, setzte ihn auf und ließ sich auf dem Stuhl nieder. »Ravenclaw!«, rief der Hut. Stewart Ackerly nahm den Hut ab und hastete zu einem Platz am Tisch der Ravenclaws, die ihn begeistert klatschend empfingen. Harry erhaschte einen kurzen Blick auf Cho, die Sucherin der Ravenclaws, die Stewart Ackerly herzlich begrüßte. Einen flüchtigen Moment lang hatte er das merkwürdige Gefühl, sich ebenfalls zu den Ravenclaws setzen zu wollen. »Baddock, Malcolm!« »Slytherin!« Am Tisch auf der anderen Seite der Halle brach Jubel aus; Harry konnte Malfoy klatschen sehen, als Baddock sich den Slytherins anschloß. Harry fragte sich, ob Baddock wußte, daß das Haus Slytherin mehr schwarze Hexen und Magier hervorgebracht hatte als alle anderen Häuser. Fred und George pfiffen Malcolm Baddock aus, als er sich setzte. »Branstone, Eleanor!« »Hufflepuff!« »Cauldwell, Owen!« »Hufflepuff!« »Creevey, Dennis!« Der winzige Dennis Creevey trat über Hagrids Maulwurfmantel stolpernd vor, und in genau diesem Moment glitt Hagrid selbst durch eine Tür hinter dem Lehrertisch in die Halle. Hagrid, etwa doppelt so groß wie ein normal gewachsener Mann und mindestens dreimal so breit, sah mit seinem langen, wilden und zerzausten schwarzen Haar und seinem Bart ein wenig beängstigend aus – ein falscher Eindruck, wie Harry, Ron und Hermine wußten, denn Hagrid war von ausgesprochen freundlichem Gemüt. Er zwinkerte ihnen zu, setzte sich ans Ende des Lehrertisches und sah Dennis Creevey zu, der jetzt den Sprechenden Hut aufsetzte. Der Riß über der Krempe öffnete sich weit - »Gryffindor!«, rief der Hut. Hagrid stimmte in den Applaus der Gryffindors ein, und Dennis, übers ganze Gesicht strahlend, nahm den Hut ab, legte ihn auf den Stuhl und rannte zum Gryffindor-Tisch, wo sein Bruder ihn empfing. »Colin, ich bin in den See gefallen!«, kreischte er und hopste auf einen freien Platz.»Es war toll! Und da war etwas im Wasser, das hat mich gepackt und ins Boot zurückgeworfen!« »Cool!«, sagte Colin, nicht minder begeistert.»Das war sicher der Riesenkrake, Dennis!« »Irre!«, sagte Dennis, als wäre es die Erfüllung der sehnlichsten Träume, in einen sturmgepeitschten, unergründlichen See zu fallen und von einem gewaltigen Seemonster wieder herausgefischt zu werden. »Dennis! Dennis! Siehst du den Jungen dort drüben? Den mit dem schwarzen Haar und der Brille? Siehst du ihn? Weißt du, wer das ist, Dennis?« Harry wandte den Kopf zur Seite und starrte angestrengt hinüber zum Sprechenden Hut, der gerade Emma Dobbs' Haus ausrief. So ging es weiter mit der Aufteilung der Schüler; Jungen und Mädchen, alle mit mehr oder weniger ängstlichen Gesichtern, traten der Reihe nach vor den dreibeinigen Stuhl, und die Schlange der Wartenden war schon um einiges kürzer, als Professor McGonagall zum Buchstaben L kam. »Aah, beeilt euch«, sagte Ron und massierte sich den Bauch. »Ich bitte dich, Ron, die Auswahl ist viel wichtiger als das Essen«, sagte der Fast Kopflose Nick, als»Madley, Laura«, gerade zu einer Hufflepuff ernannt wurde. »Natürlich, wenn man schon tot ist«, knurrte Ron. »Ich hoffe inständig, daß die neuen Gryffindors erste Sahne sind«, sagte der Fast Kopflose Nick, während er»McDonald, Natalie«beklatschte, die jetzt zum Gryffindor-Tisch kam.»Wir wollen doch unsere Siegesserie fortsetzen, nicht wahr?« Gryffindor hatte die Hausmeisterschaft die letzten drei Jahre in Folge gewonnen. »Pritchard, Graham!« »Slytherin!« »Quirke, Orla!« »Ravenclaw!« Und endlich, nach»Whitby, Kevin!«(»Hufflepuff!«) verstummte der Sprechende Hut. Professor McGonagall nahm Hut und Stuhl hoch und trug sie davon. »Wird allmählich Zeit«, sagte Ron, packte Messer und Gabel und blickte erwartungsvoll auf seinen goldenen Teller. Professor Dumbledore hatte sich erhoben. Lächelnd sah er in die Runde und breitete die Arme zu einer Geste des Willkommens aus. »Ich habe euch nur zwei Worte zu sagen«, verkündete er, und seine tiefe Stimme hallte von den Wänden wider.»Haut rein.« »Hört, hört!«, sagten Harry und Ron laut, und schon füllten sich die leeren Schüsseln unter ihren Augen von Zauberhand mit Speisen. Der Fast Kopflose Nick sah traurig zu, wie Harry, Ron und Hermine ihre Teller beluden. »Mmmh, schom bescher«, sagte Ron, den Mund voll Kartoffelbrei. »Ihr habt Glück, daß es heute Abend überhaupt ein Festessen gibt«, sagte der Fast Kopflose Nick.»Vorhin gab's nämlich Ärger in der Küche.« »Warum? Wa'n paschiert?«, schmatzte Harry mit einem mächtigen Stück Steak im Mund. »Peeves, natürlich«, sagte der Fast Kopflose Nick und schüttelte den Kopf, der dabei gefährlich ins Trudeln geriet. Er zog seine Halskrause ein wenig höher.»Der übliche Streit, ihr wißt schon. Wollte beim Essen dabei sein – und das kommt überhaupt nicht in Frage, ihr kennt ihn ja, ungehobelter Kerl, er kann keinen Teller mit Essen sehen, ohne ihn durch die Gegend zu werfen. Wir haben Geisterrat gehalten – der Fette Mönch wollte ihm unbedingt eine Chance geben – aber der Blutige Baron war strikt dagegen, völlig zu Recht, wenn ihr mich fragt.« Der Blutige Baron war der Geist von Slytherin, ein ausgemergeltes und stummes Gespenst, das mit silbrigen Blutflecken bespritzt war. Als Einziger in Hogwarts hatte er Peeves wirklich im Griff. »Ja, wir haben mitgekriegt, daß Peeves aus irgendeinem Grund völlig von der Rolle war«, sagte Ron stirnrunzelnd.»Also, was hat er in der Küche angestellt?« »Ooch, das Übliche«, sagte der Fast Kopflose Nick achselzuckend.»Verwüstung und Chaos. Überall lagen Töpfe und Pfannen herum. Die ganze Küche schwamm in Suppe. Hat die Hauselfen fast zu Tode erschreckt -« Klang. Hermine hatte ihren goldenen Trinkbecher umgestoßen. Der Kürbissaft breitete sich unaufhaltsam über das Tischtuch aus und ließ ein paar Meter weißen Linnens orangerot anlaufen, doch Hermine war das schnuppe. »Hier gibt es Hauselfen?«, sagte sie und sah den Fast Kopflosen Nick starr vor Entsetzen an.»Hier in Hogwarts?« »Natürlich«, sagte der Fast Kopflose Nick, völlig überrascht von der Wirkung seiner Worte.»Mehr als in jedem anderen Hause Britanniens, glaube ich. Über hundert.« »Ich hab noch nie welche gesehen!«, sagte Hermine. »Natürlich nicht, sie verlassen tagsüber kaum die Küche«, sagte der Fast Kopflose Nick.»Nachts kommen sie raus, um ein wenig sauber zu machen… nach den Feuern zu schauen und so weiter… außerdem soll man sie ja auch gar nicht sehen. Zeichnet es nicht gerade einen guten Hauselfen aus, daß man ihn überhaupt nicht bemerkt?« Hermine starrte ihn an. »Aber sie werden doch bezahlt?«, fragte sie.»Sie kriegen Urlaub, oder nicht? Und – sie sind krankenversichert und bekommen eine Rente?« Der Fast Kopflose Nick gluckste so heftig, daß ihm die Halskrause herunterrutschte. Sein Kopf fiel zur Seite und blieb baumelnd an dem Fingerbreit Gespensterhaut und Muskelfaser hängen, der ihn noch mit dem Hals verband. »Krankenversicherung und Rente?«, sagte er, setzte seinen Kopf zurück auf den Hals und befestigte ihn wieder mit der Krause.»Hauselfen wollen sich nicht krankschreiben lassen und auch nicht in Rente gehen!« Hermine warf einen Blick auf ihr kaum berührtes Essen, legte Messer und Gabel auf den Teller und schob ihn von sich weg. »Ey, 'ör mal, 'Ermine«, sagte Ron und besprühte Harry versehentlich mit Stückchen seines Yorkshire-Puddings.»Uuhps – Verzeihung, 'Arry -«Er schluckte den Bissen hinunter.»Selbst wenn du dich zu Tode hungerst, kriegen sie keinen Urlaub!« »Sklavenarbeit«, sagte Hermine und atmete schwer durch die Nase.»Das steckt hinter diesem Abendessen. Sklavenarbeit.« Und sie weigerte sich, einen weiteren Bissen zu sich zu nehmen. Noch immer trommelte der Regen hart gegen die hohen, dunklen Fenster. Wieder ließ ein Donnergrollen die Scheiben klirren, am sturmgepeitschten Himmel blitzte es, und die goldenen Teller erstrahlten kurz, während die Reste des ersten Ganges verschwanden und sofort der Nachtisch erschien. »Siruptorte, Hermine!«, sagte Ron und fächelte mit der Hand den Duft der Torte zu ihr hinüber.»Rosinenpudding, sieh mal! Und Schokoladenkuchen!« Doch Hermine versetzte ihm einen Blick, der dem Professor McGonagalls um nichts nachstand, und Ron gab klein bei. Als auch der Nachtisch verschlungen war, die letzten Krümel von den Tellern gefegt und diese wieder blitzblank waren, erhob sich noch einmal Albus Dumbledore. Das Gesumme und Geschnatter, das die Große Halle erfüllte, verstummte jäh, und nur noch das Heulen des Windes und das Trommeln des Regens waren zu hören. »So!«, sagte Dumbledore und lächelte in die Runde. »Nun, da wir alle gefüttert und gewässert sind (»Hmfff!«, machte Hermine), muß ich noch mal um eure Aufmerksamkeit bitten und euch einige Dinge mitteilen. Mr Filch, der Hausmeister, hat mich gebeten, euch zu sagen, daß die Liste der verbotenen Gegenstände in den Mauern des Schlosses für dieses Jahr erweitert wurde und nun auch Jaulende Jo-Jos, Fangzähnige Frisbees und Bissige Bumerangs enthält. Die vollständige Liste zählt, soviel ich weiß, etwa vierhundertundsiebenunddreißig Gegenstände auf und kann in Mr Filchs Büro eingesehen werden, falls jemand sie zu Rate ziehen will.« Dumbledores Mundwinkel zuckten. »Wie immer«, fuhr er fort,»möchte ich euch daran erinnern, daß der Wald auf dem Schloßgelände für Schüler verboten ist, wie auch das Dorf Hogsmeade für alle Schüler der ersten und zweiten Klasse. Ich habe zudem die schmerzliche Pflicht, euch mitzuteilen, daß der Quidditch-Wettbewerb zwischen den Häusern dieses Jahr nicht stattfinden wird.« »Was?«, keuchte Harry. Er sah sich nach Fred und George um, seinen Mitspielern im Quidditch-Team. Sie waren offenbar zu entsetzt, um einen Ton hervorzubringen, und von ihren Lippen war nur ein stummes Flehen in Richtung Dumbledore abzulesen. »Der Grund ist eine Veranstaltung, die im Oktober beginnt«, fuhr Dumbledore fort,»und den Lehrern das ganze restliche Schuljahr viel Zeit und Kraft abverlangen wird – doch ich bin sicher, ihr werdet alle viel Spaß dabei haben. Mit größtem Vergnügen möchte ich ankündigen, daß dieses Jahr in Hogwarts -« Doch in diesem Moment gab es ein ohrenbetäubendes Donnergrollen und die Flügeltüren der Großen Halle schlugen krachend auf. Ein Mann, auf einen langen Stock gestützt und in einen schwarzen Reiseumhang gehüllt, stand am Eingang. Jeder Kopf in der Großen Halle wirbelte zu dem Fremden herum, den ein spinnbeiniger Blitz am Himmel jäh ins Licht tauchte. Er nahm seine Kappe ab, befreite mit einem Kopfschütteln seine lange, grauweiße Haarmähne und wandte seine Schritte dem Lehrertisch zu. Ein dumpfes Klonk wummerte bei jedem zweiten Schritt durch die Große Halle. Er bestieg das Podium, wandte sich nach rechts und humpelte auf Dumbledore zu. Erneut schoß ein Blitz über den Himmel. Hermine hielt den Atem an. Der Blitz hatte ihnen das Gesicht des Mannes als scharfes Relief gezeigt, und es war ein Gesicht, wie Harry noch nie eines gesehn hatte. Es wirke, als wäre es aus einem Stück verwitterten Holzes geschnitzt, von jemandem, der nur eine ganz dunkle Ahnung von einem menschlichen Gesicht hatte und nicht allzu kunstfertig mit dem Breitel umgehen konnte. Jeder Zentimeter seiner Haut schien vernarbt zu sein, Der Mund war eine klaffende Wunde, die sich schräg über das Gesicht zog, und ein großes Stück der Nase fehlte. Doch es waren die Augen des Mannes, die einem wirklich Angst einjagten. Das eine war eine kleine, dunkle Perle. Das andere war groß, rund wie eine Münze und von einem leuchtend stählernen Blau. Das blaue Auge bewegte sich unablässig, ohne Lidschlag, rollte nach oben, nach unten, zur Seite, ganz unabhängig vom normalen Auge – und dann drehte es sich ganz nach hinten und blickte in den Kopf des Mannes hinein, so daß sie nur noch das Weiße des Augapfels sehen konnten. Der Fremde trat nun vor Dumbledore. Er streckte die Hand aus, die genauso schwer vernarbt war wie sein Gesicht, Dumbledore schüttelte sie und murmelte ein paar Worte, die Harry nicht verstand. Er schien den Fremden nach etwas zu fragen, der jetzt ohne ein Lächeln den Kopf schüttelte und mit gedämpfter Stimme antwortete. Dumbledore nickte und bot dem Mann den leeren Platz neben sich an. Der Fremde setzte sich, warf die grauweißen Haare aus dem Gesicht, zog einen Teller Würste zu sich her, hob sie zum Rest seiner Nase hoch und beschnüffelte sie. Dann zog er ein kleines Messer aus der Tasche, spießte damit eine Wurst auf und begann zu essen. Sein normales Auge ruhte auf den Würsten, doch das blaue Auge huschte immer noch ruhelos in seiner Höhle umher und musterte die Halle und die Schüler. »Ich möchte euch euren neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen«, sagte Dumbledore strahlend in das Schweigen hinein.»Professor Moody.« Normalerweise wurden neue Lehrer mit Beifall begrüßt, doch kein Lehrer und auch kein Schüler rührte die Hand, mit Ausnahme von Dumbledore und Hagrid. Beide klatschten, doch in der Stille klang es kläglich, und sie hörten schnell wieder auf. Alle anderen schienen so gebannt von Moodys außergewöhnlicher Erscheinung, daß sie ihn nur anstarren konnten. »Moody?«, wisperte Harry Ron zu.»Mad-Eye Moody? Dem dein Dad heute Morgen zu Hilfe gekommen ist?« »Das muß er sein«, sagte Ron mit leiser, beeindruckter Stimme. »Was ist denn mit dem los?«, flüsterte Hermine.»Was ist mit seinem Gesicht passiert?« »Keine Ahnung«, flüsterte Ron, der Moody immer noch fasziniert anstarrte. Moody schien sein wenig überschwänglicher Empfang nicht im Mindesten zu stören. Ohne den Krug mit Kürbissaft vor sich zu beachten, steckte er die Hand abermals in seinen Reiseumhang, zog einen Flachmann heraus und nahm einen kräftigen Schluck. Als er den Arm hob, um zu trinken, verrutschte sein Umhang ein wenig, und Harry sah unter dem Tisch einige Zentimeter seines geschnitzten Holzbeines, das in einem Klauenfuß endete. Dumbledore räusperte sich erneut. »Wie ich eben erwähnte«, sagte er und lächelte dem Meer von Schülern zu, die immer noch gebannt Mad-Eye Moody anstarrten,»werden wir in den kommenden Monaten die Ehre haben, Gastgeber einer sehr spannenden Veranstaltung zu sein, eines Ereignisses, das seit über einem Jahrhundert nicht mehr stattgefunden hat. Mit allergrößtem Vergnügen teile ich euch mit, daß dieses Jahr in Hogwarts das Trimagische Turnier stattfinden wird.« »Sie machen Witze!«, sagte Fred Weasley laut. Die Spannung, welche die Halle seit Moodys Ankunft erfüllt hatte, entlud sich mit einem Schlag. Fast alle lachten und Dumbledore gluckste zufrieden. »Ich mache keine Witze, Mr Weasley«, sagte er,»obwohl, da fällt mir ein, im Sommer habe ich einen köstlichen Witz gehört; ein Troll, eine Vettel und ein irischer Kobold gehen zusammen in die Kneipe -« Professor McGonagall räusperte sich vernehmlich. »Ähm – aber vielleicht ein andermal… nein…«, sagte Dumbledore.»Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, das Trimagische Turnier… nun, einige von euch werden nicht wissen, worum es bei diesem Turnier geht, und ich hoffe, daß die anderen mir verzeihen, wenn ich es kurz erkläre, sie können ja inzwischen weghören. Das Trimagische Turnier fand erstmals vor etwa siebenhundert Jahren statt, als freundschaftlicher Wettstreit zwischen den drei größten europäischen Zaubererschulen -Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang. Jede Schule wählte einen Champion aus, der sie vertrat, und diese drei mußten im Wettbewerb drei magische Aufgaben lösen. Die Schulen wechselten sich alle fünf Jahre als Gastgeber des Turniers ab, und alle fanden, dies sei der beste Weg, persönliche Bande zwischen jungen Hexen und Magiern verschiedener Länder zu knüpfen – bis allerdings die Todesrate so stark zunahm, daß das Turnier eingestellt wurde.« »Todesrate?«, flüsterte Hermine mit alarmierter Miene. Doch ihre Beklemmung schien von der Mehrheit der Schüler in der Halle nicht geteilt zu werden; viele von ihnen tuschelten aufgeregt miteinander, und auch Harry wartete gespannt darauf, mehr über das Turnier zu hören, und hatte keine Lust, sich über Hunderte von Jahren zurückliegende Todesfälle Gedanken zu machen. »Es gab im Laufe der Jahrhunderte mehrere Versuche, das Turnier wieder einzuführen«, fuhr Dumbledore fort,»doch keiner davon war sehr erfolgreich. Nun allerdings hat unsere Abteilung für Magische Spiele und Sportarten beschlossen, daß die Zeit reif ist für einen neuen Versuch. Den ganzen Sommer über haben wir uns alle Mühe gegeben, dafür zu sorgen, daß diesmal kein Champion in tödliche Gefahr geraten kann. Die Schulleiter von Beauxbatons und Durmstrang werden mit ihren Kandidaten engerer Wahl im Oktober hier eintreffen und der Ausscheidungskampf für die drei Champions wird an Halloween stattfinden. Ein unparteiischer Richter wird entscheiden, welche Schüler geeignet sind, im Trimagischen Turnier für den Ruhm ihrer Schule anzutreten und das ausgesetzte Preisgeld von tausend Galleonen zu gewinnen.« »Ich mach mit!«, zischte Fred Weasley, so daß es alle am Tisch hörten, und er strahlte schon begeistert bei der Vorstellung so viel Ruhm und Reichtum ernten zu können. Er war offenbar nicht der Einzige, der sich bereits als Hogwarts-Champion sah. An jedem Haustisch sah Harry Schüler, die entweder traumverloren Dumbledore anstarrten oder fieberhaft mit ihren Nachbarn flüsterten. Doch dann erhob Dumbledore erneut die Stimme, und die Halle verstummte. »Zwar weiß ich, wie begierig ihr alle darauf seid, den Trimagischen Pokal für Hogwarts zu holen«, sagte er,»doch die Leiter der teilnehmenden Schulen haben gemeinsam mit dem Zaubereiministerium beschlossen, in diesem Jahr eine Altersbegrenzung für die Bewerber festzusetzen. Nur Schüler, die volljährig sind – das heißt siebzehn Jahre oder älter -, erhalten die Erlaubnis, sich am Wettbewerb zu beteiligen. Dies ist ein Schritt«- und Dumbledore sprach ein wenig lauter, denn bei diesen Worten hatten einige Schüler empört aufgeschrien und die Weasley-Zwillinge schienen plötzlich mächtig zornig zu sein -»dies ist ein Schritt, den wir für notwendig halten, denn die Turnieraufgaben sind schwierig und trotz aller Vorkehrungen nur unter Gefahr zu lösen, und es ist höchst unwahrscheinlich, daß Schüler unterhalb der sechsten Klassenstufe damit zurechtkommen. Ich persönlich werde dafür sorgen, daß kein minderjähriger Schüler unseren unparteiischen Schiedsrichter hinters Licht führt, um Hogwarts-Champion zu werden.«Seine hellblauen Augen huschten zwinkernd über Freds und Georges rebellische Mienen.»Ich bitte euch daher, eure Zeit nicht mit einer Bewerbung zu verschwenden, wenn ihr noch nicht siebzehn seid. Die Abordnungen aus Beauxbatons und Durmstrang werden im Oktober eintreffen und den größten Teil des Jahres bei uns bleiben. Ich weiß, daß ihr unsere ausländischen Gäste mit größter Herzlichkeit empfangen und den HogwartsChampion mit Leib und Seele unterstützen werdet, sobald er oder sie ausgewählt ist. Und nun ist es spät und ich weiß, wie wichtig es ist, daß ihr alle wach und ausgeruht seid, wenn ihr morgen in die Klassen geht. Schlafenszeit! Husch, husch!« Dumbledore setzte sich und begann mit Mad-Eye Moody zu sprechen. Unter lautem Stuhlbeinscharren und Tischerücken erhoben sich die Schüler und schwärmten auf die Flügeltüren der Eingangshalle zu. »Das können sie nicht machen!«, sagte George Weasley, der sich dem Strom zur Tür nicht angeschlossen hatte, sondern nur da stand und Zornfunkelnd zu Dumbledore hochstarrte.»Im April werden wir siebzehn, warum dürfen wir es nicht probieren?« »Ich trete jedenfalls an, daran werden die mich nicht hindern«, sagte Fred verbissen und starrte ebenfalls mit finsterer Miene in Richtung Dumbledore.»Der Champion darf sicher alles Mögliche anstellen, was wir sonst nie tun dürfen. Und tausend Galleonen Preisgeld!« »Jaah!«, sagte Ron mit abwesendem Blick.»Jaah, tausend Galleonen…« »Kommt jetzt«, sagte Hermine,»sonst sind wir noch die Letzten hier.« Harry, Ron, Hermine, Fred und George machten sich auf den Weg hinaus in die Eingangshalle, und Fred und George überlegten laut, wie Dumbledore es schaffen könnte, die unter Siebzehnjährigen vom Turnier fern zu halten. »Wer ist dieser unparteiische Richter, der über die Champions entscheidet?«, fragte Harry. »Keine Ahnung«, sagte Fred,»aber den müssen wir auf jeden Fall austricksen. Ich denke mal, ein paar Tropfen Alterungstrank werden genügen, George…« »Aber Dumbledore weiß doch, daß ihr nicht alt genug seid«, sagte Ron. »Schon, aber er entscheidet ja nicht, wer Champion wird, oder?«, sagte Fred mit hinterlistigem Lächeln.»Ich glaube, sobald dieser Richter weiß, wer mitkämpfen will, wählt er von jeder Schule den Besten aus, ohne daß er groß aufs Alter achtet. Dumbledore will doch nur verhindern, daß wir uns bewerben.« »Aber es sind schon Leute dabei umgekommen!«, sagte Hermine mit besorgter Stimme, während sie durch eine hinter einem Wandvorhang verborgene Tür gingen und dann eine schmale Treppe erklommen. »Tjaah«, sagte Fred lässig,»aber das ist doch schon ewig her. Und außerdem, wo bleibt der Spaß, wenn nicht ein bißchen Prickeln dabei ist? Hey, Ron, wie war's, wenn wir Dumbledore reinlegen? Hast du Lust mitzumachen?« »Was meinst du?«, fragte Ron Harry.»Mitmachen wäre cool, oder? Aber ich glaube, die brauchen jemand Älteren… weiß nicht, ob wir schon genug gelernt haben…« »Ich jedenfalls nicht«, ertönte Nevilles verzagte Stimme hinter Fred und George.»Aber Oma würde sicher wollen, daß ich mitmache, immer redet sie davon, daß ich die Familienehre verteidigen soll. Ich muß nur – uuuhps…« Nevilles Fuß war geradewegs durch eine Stufe in der Mitte der Treppe gesunken. Von diesen Trickstufen gab es viele in Hogwarts; die meisten der älteren Schüler übersprangen sie bereits im Schlaf, doch Neville war berüchtigt für sein schwaches Gedächtnis. Harry und Ron packten ihn unter den Achseln und zogen ihn hoch, unter dem Kreischen und Klappern und pfeifenden Lachen einer Rüstung oben am Treppenabsatz. »Klappe«, sagte Ron und knallte der Rüstung im Vorbeigehen das Visier zu. Schließlich gelangten sie zum Eingang des Gryffindor-Turms, der hinter dem großen Porträt einer fetten Dame in einem rosa Seidenkleid verborgen war. »Paßwort?«, sagte sie, als sie näher kamen. »Quatsch«, sagte George,»hat mir ein Vertrauensschüler unten verraten.« Das Gemälde klappte zur Seite und gab ein Loch in der Wand frei, durch das sie kletterten. Ein knisterndes Feuer wärmte den runden Gemeinschaftsraum, der voller Tische und weicher Sessel war. Hermine warf den ausgelassen tanzenden Flammen einen düsteren Blick zu und Harry hörte sie deutlich»Sklavenarbeit«murmeln, bevor sie ihnen gute Nacht wünschte und durch die Tür zum Mädchenschlafraum verschwand. Harry, Ron und Neville kletterten die letzte Treppe hoch, die sich spiralförmig nach oben wand, und gelangten schließlich in ihren eigenen Schlafsaal in der Turmspitze. Fünf Himmelbetten mit scharlachroten Vorhängen standen an den Wänden und davor lagen bereits ihre Schulkoffer. Dean und Seamus machten sich schon zum Schlafen fertig; Seamus hatte seine Irland-Rosette an das Kopfbrett des Bettes gepinnt und Dean hatte mit Reißzwecken ein Poster von Viktor Krum über seinem Nachttisch befestigt. Sein altes Poster der Mannschaft von West Ham hing gleich daneben. »Verrückt«, seufzte Ron und schüttelte den Kopf angesichts der völlig unbeweglichen Fußballspieler. Harry, Ron und Neville schlüpften in ihre Pyjamas und legten sich hin. Irgend jemand – zweifellos ein Hauself – hatte Wärmflaschen unter ihre Decken gesteckt, und so konnten sie höchst behaglich dem Wüten des Sturmes um das Schloß lauschen. »Könnte schon sein, daß ich mitmache, weißt du«, sagte Ron schlaftrunken in die Dunkelheit,»wenn Fred und George herausfinden, wie… das Turnier… man weiß nie, oder?« »Hast wohl Recht…«, murmelte Harry und rollte sich auf die Seite. Vor seinem geistigen Auge spielte sich Wunderbares ab… er hatte den unparteiischen Richter glauben gemacht, er sei siebzehn… er war Champion von Hogwarts geworden… er stand draußen auf dem Gelände, die Arme in Siegerpose erhoben, und alle, alle aus seiner Schule klatschten und kreischten… er hatte gerade das Trimagische Turnier gewonnen… und aus der verschwommenen Menge hob sich deutlich Chos Gesicht hervor, das ihn bewundernd anstrahlte… Harry grinste in sein Kissen hinein, für diesmal äußerst froh, daß Ron nicht sehen konnte, was er sah. |
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