"Макс Фриш. Skizze (нем.)" - читать интересную книгу автора

Mittagessen warten, und sagst nicht einmal, wo du gewesen bist."
"Im Wald!" schreit er.
Ture zu! ... Hoffentlich sind die Kinder nicht erwacht, es ist sehr
unbeherrscht gewesen, sehr unschinzisch. Dreiviertel Stunden dauert das Bad.
Als Schinz herauskommt, rosig und wie neugeboren, sitzt Bimba mit verheulten
Augen.
" Was ist denn los?"
"Ruhr mich nicht an!" sagt sie.
Bald zwei Uhr, es ware wunderbar, jetzt schlafen zu konnen, wenn Bimba
nicht weinen wurde. Eine Frau von vierundvierzig Jahren, Mutter von vier
gesunden Kindern, deren altestes demnachst heiraten wird, schluchzt mit
zitternden Schultern! nur weil der Gatte sich erlaubt hat, einen Sonntag
lang sich im Wald zu verirren.
"Bimba", sagt er - und streicht ihr immer noch schones Haar: "Morgen
ist Montag!"
"Bitte, geh schlafen."
"Ich bin wirklich im Wald gewesen -"
"Wenn das wieder losgeht!" weint sie.
"Was?"
"Warum lugst du?" sagt sie plotzlich ohne Tranen: "Wenn es ein
Frauenzimmer ist, warum sagst du es nicht?"
Pause.
"Es ist kein Frauenzimmer."
Pause.
"Und wenn!" schreit er plotzlich: "Ich habe gelogen, ja, ich habe
gelogen! Ein Leben lang habe ich gelogen - - -"
Bimba versteht kein Wort, eine Viertelstunde geht er hin und her,
Heinrich Gottlieb Schinz, der nicht getrunken hat, das wei? sie; hin und
her, schreiend, um so lauter schreiend, je mehr sie ihn dampfen will, Dinge
redend, die keinen Sinn haben, die alles auf den Kopf stellen, aber wirklich
alles, kein Glaube bleibt an seinem gewohnten Ort, kein Wort, das gestern
noch gegolten, ein Leben lang gegolten hat - Vielleicht hat er wirklich
Fieber ... Anders kann Bimba es nicht erklaren, sein wirres Geschrei, Bimba
sagt fast nichts; nur einmal: "Gottlieb, ich bin nicht taub."
Bimba hat ihn noch nie so erlebt.

Am andern Morgen, wie gesagt, es ist Montag, Arbeitstag, die Kinder
mussen ins Gymnasium, fruhstucken im Stehen, die Mappe unter dem Arm,
obschon Schinz diese Schlamperei nicht haben will - am andern Morgen, als
Schinz und seine Bimba zusammen fruhstucken, scheint alles wieder in
Ordnung; kein Wort uber die nachtliche Szene; Bimba im Morgenrock, der ihr
besonders schmeichelt, rostet die Brote wie immer am Montag, wenn das
frische Brot noch nicht da ist; Schinz uberfliegt die Morgenzeitung, indem
er es ganz seinen Handen uberlasst, das Ei zu kopfen, kurzum, die Gewohnung:
- alle Worte stehen wieder an ihrem Ort ... Von Fieber kann nicht die Rede
sein, Schinz hat sich gemessen.
"Got sei Dank", sagt Bimba: "du hattest dich zu Tode erkalten konnen."
Sie glaubt jetzt an den Wald.
"Jedenfalls werden wir dich am Nachmittag wieder messen!" meint sie:
"Die Anita hat eine wirkliche Erkaltung erwischt." (Anita hei?t gie Dogge.)