"Johann Wolfgang Goethe. Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand" - читать интересную книгу автора

Weislingen. Konntest du mich lieben, konntest du meiner hei?en
Leidenschaft einen Tropfen Linderung gewahren! Adelheid! deine Vorwurfe sind
hochst ungerecht. Konntest du den hundertsten Teil ahnen von dem, was die
Zeit her in mir arbeitet, du wurdest mich nicht mit Gefalligkeit,
Gleichgultigkeit und Verachtung so unbarmherzig hin und her zerrissen haben
- Du lachelst! - Nach dem ubereilten Schritt wieder mit mir selbst einig zu
werden, kostete mehr als einen Tag. Wider den Menschen zu arbeiten, dessen
Andenken so lebhaft neu in Liebe bei mir ist.

Adelheid. Wunderlicher Mann, der du den lieben kannst, den du
beneidest! Das ist, als wenn ich meinem Feinde Proviant zufuhrte.

Weislingen. Ich fuhl's wohl, es gilt hier, kein Saumen. Er ist
berichtet, da? ich wieder Weislingen bin, und er wird sich seines Vorteils
uber uns ersehen. Auch, Adelheid, sind wir nicht so trag, als du meinst.
Unsere Reiter sind verstarkt und wachsam, unsere Unterhandlungen gehen fort,
und der Reichstag zu Augsburg soll hoffentlich unsere Projekte zur Reife
bringen.

Adelheid. Ihr geht hin?

Weislingen. Wenn ich eine Hoffnung mitnehmen konnte! (Ku?t ihre Hand.)

Adelheid. O ihr Unglaubigen! Immer Zeichen und Wunder! Geh, Weislingen,
und vollende das Werk. Der Vorteil des Bischofs, der deinige, der meinige,
sie sind so verwebt, da?, ware es auch nur der Politik wegen -

Weislingen. Du kannst scherzen.

Adelheid. Ich scherze nicht. Meine Guter hat der stolze Herzog inne,
die deinigen wird Gotz nicht lange ungeneckt lassen; und wenn wir nicht
zusammenhalten wie unsere Feinde und den Kaiser auf unsere Seite lenken,
sind wir verloren.

Weislingen. Mir ist's nicht bange. Der gro?te Teil der Fursten ist
unserer Gesinnung. Der Kaiser verlangt Hulfe gegen die Turken, und dafur
ist's billig, da? er uns wieder beisteht. Welche Wollust wird mir's sein,
deine Guter von ubermutigen Feinden zu befreien, die unruhigen Kopfe in
Schwaben aufs Kissen zu bringen, die Ruhe des Bistums, unser aller
herzustellen. Und dann -?

Adelheid. Ein Tag bringt den andern, und beim Schicksal steht das
Zukunftige.

Weislingen. Aber wir mussen wollen.

Adelheid. Wir wollen ja.

Weislingen. Gewi??