"Johann Wolfgang Goethe. Egmont" - читать интересную книгу автора

nicht leugnen, es vergeht wenig Zeit, daцЯ er mich nicht empfindlich, sehr
empfindlich macht.
Machiavell. Er scheint mir in allem nach seinem Gewissen zu handeln.
Regentin. Sein Gewissen hat einen gefцдlligen Spiegel. Sein Betragen
ist oft beleidigend. Er sieht oft aus, als wenn er in der vц╢lligen
цЬberzeugung lebe, er sei Herr und wolle es uns nur aus Gefцдlligkeit nicht
fц╝hlen lassen, wolle uns so gerade nicht zum Lande hinausjagen; es werde
sich schon geben.
Machiavell. Ich bitte Euch, legt seine Offenheit, sein glц╝ckliches
Blut, das alles Wichtige leicht behandelt, nicht zu gefцдhrlich aus. Ihr
schadet nur ihm und Euch.
Regentin. Ich lege nichts aus. Ich spreche nur von den unvermeidlichen
Folgen, und ich kenne ihn. Sein niederlцдndischer Adel und sein Golden Vlies
vor der Brust stцдrken sein Vertrauen, seine Kц╝hnheit. Beides kann ihn vor
einem schnellen, willkц╝rlichen Unmut des Kц╢nigs schц╝tzen. Untersuch es
genau; an dem ganzen Unglц╝ck, das Flandern trifft, ist er doch nur allein
schuld. Er hat zuerst den fremden Lehrern nachgesehn, hat's so genau nicht
genommen und vielleicht sich heimlich gefreut, daцЯ wir etwas zu schaffen
hatten. LaцЯ mich nur; was ich auf dem Herzen habe, soll bei dieser
Gelegenheit davon. Und ich will die Pfeile nicht umsonst verschieцЯen; ich
weiцЯ, wo er empfindlich ist. Er ist auch empfindlich.
Machiavell. Habt Ihr den Rat zusammenberufen lassen? Kommt Oranien
auch?
Regentin. Ich habe nach Antwerpen um ihn geschickt. Ich will ihnen die
Last der Verantwortung nahe genug zuwцдlzen; sie sollen sich mit mir dem
цЬbel ernstlich entgegensetzen oder sich auch als Rebellen erklцдren. Eile,
daцЯ die Briefe fertig werden, und bringe mir sie zur Unterschrift. Dann
sende schnell den bewцдhrten Vaska nach Madrid; er ist unermц╝det und treu;
daцЯ mein Bruder zuerst durch ihn die Nachricht erfahre, daцЯ der Ruf ihn
nicht ц╝bereile. Ich will ihn selbst noch sprechen, eh' er abgeht.
Machiavell. Eure Befehle sollen schnell und genau befolgt werden.
Bц╝rgerhaus
Klare. Klarens Mutter. Brackenburg.
Klare. Wollt Ihr mir nicht das Garn halten, Brackenburg?
Brackenburg. Ich bitt Euch, verschont mich, Klцдrchen.
Klare. Was habt Ihr wieder? Warum versagt Ihr mir diesen kleinen
Liebesdienst?
Brackenburg. Ihr bannt mich mit dem Zwirn so fest vor Euch hin, ich
kann Euern Augen nicht ausweichen.
Klare. Grillen! kommt und haltet!
Mutter (im Sessel strickend). Singt doch eins! Brackenburg sekundiert
so hц╝bsch. Sonst wart ihr lustig, und ich hatte immer was zu lachen.
Brackenburg. Sonst.
Klare. Wir wollen singen.
Brackenburg. Was Ihr wollt.
Klare. Nur hц╝bsch munter und frisch weg! Es ist ein Soldatenliedchen,
mein Leibstц╝ck. (Sie wickelt Garn und singt mit Brackenburg.)
Die Trommel gerц╝hret!
Das Pfeifchen gespielt!
Mein Liebster gewaffnet