"Thomas Mann. Der kleine Herr Friedemann (нем.)" - читать интересную книгу автора

mitgeredet hatte.
Er spazierte, winzig und wichtig, neben dem GroXkaufmann Stephens,
einem ungewXhnlich groXen und vierschrXtigen Herrn mit rundgeschnittenem
Backenbart und furchtbar dicken Augenbrauen. Beide trugen Zylinder und
hatten wegen der groXen WXrme die Xberzieher geXffnet. Sie sprachen Xber
Politik, wobei sie taktmXig ihre SpazierstXcke auf das Trottoir stieXen;
als sie aber etwa bis zur Mitte der StraXe gekommen waren, sagte plXtzlich
der GroXkaufmann Stephens: "Der Teufel hole mich,wenn dort nicht die
Rinnlingen dahergefahren kommt."
"Nun, das trifft sich gut", sagte Herr Friedemann mit seiner hohen und
etwas scharfen Stimme und blickte erwartungsvoll geradeaus. "Ich habe sie
nXmlich noch immer nicht zu Gesichte bekommen. Da haben wir den gelben
Wagen."
In der Tat war es der gelbe Jagdwagen, den Frau von Rinnlingen heute
benutzte, und sie lenkte die beiden schlanken Pferde in eigener Person,
wXhrend der Diener mit verschrXnkten Armen hinter ihr saX. Sie trug eine
weite, ganz helle Jacke, und auch der Rock war hell. Upter dem kleinen,
runden Strohhut mit braunem Lederbande quoll das rotblonde Haar hervor, das
Xber die Ohren frisiert war und als ein dicker Knoten tief in den Nacken
fiel. Die Hautfarbe ihres ovalen Gesichtes war mattweiX, und in den Winkeln
ihrer ungewXhnlich nahe beieinanderliegenden braunen Augen lagerten
blXuliche Schatten. Xber ihrer kurzen, aber recht fein geschnittenen Nase
saX ein kleiner Sattel von Sommersprossen, was sie gut kleidete; ob aber ihr
Mund schXn war, konnte man nicht erkennen, denn sie schob unaufhXrlich die
Unterlippe vor und wieder zurXck, indem sie sie an der Oberlippe scheuerte.
GroXkaufmann Stephens grXte auXerordentlich ehrerbietig, als der Wagen
herangekommen war, und auch der kleine Herr Friedemann lXftete seinen Hut,
wobei er Frau von Rinnlingen groX und aufmerksam ansah. Sie senkte ihre
Peitsche, nickte leicht mit dem Kopfe und fuhr langsam vorXber, indem sie
rechts und links die HXuser und Schaufenster betrachtete.
Nach ein paar Schritten sagte der GroXkaufmann:
"Sie hat eine Spazierfahrt gemacht und fXhrt nun nach Hause."
Der kleine Herr Friedemann antwortete nicht, sondem blickte vor sich
nieder auf das Pflaster. Dann sah er plXtzlich den GroXkaufmann an und
fragte:
"Wie meinten Sie?"
Und Herr. Stephens wiederholte seine scharfsinnige Bemerkung.

Drei Tage spXter kam Johannies Friedemann um zwXlf Uhr mittags von
seinem regelmXigen Spaziergange nach Hause. Um halb ein Uhr wurde zu Mittag
gespeist, und er wollte gerade noch fXr eine halbe Stunde in sein "Bureau"
gehen, das gleich rechts neben der HaustXr lag, als das DienstmXdchen Xber
die Diele kam und zu ihm sagte:
"Es ist Besuch da, Herr Fnedemann."
"Bei mir?" fragte er.
"Nein, oben, bei den Damen."
" Wer denn?"
"Herr und Frau Oberstleutnant von Rinnlingen."
"Oh", sagte Herr friedemann, "da will ich doch ..."
Und er ging die Treppe hinauf. Oben schritt er Xber den Vorplatz, und