"Expedition zur Sonne" - читать интересную книгу автора (Clement Hal)

DER ERNTEPLANET


„Du enttäuschst mich“, sagte der Aufseher erregt. „Ich habe sowohl eine persönliche als auch eine berufsmäßige Abneigung gegen verschwenderisch betriebene Farmen, und diese hier ist auf dem besten Weg, ein Paradebeispiel einer solchen Farm zu werden.“ Er legte eine kurze Pause ein und beobachtete die sphäroidischen Beete, die langsam um den Zentralstrahler kreisten.

„Natürlich ist deine Handlungsweise an dieser Situation schuld.“ Mit einer Handbewegung brachte er den gemurmelten Protest seines jugendlichen Zuhörers zum Verstummen. „Oh, ich weiß, daß junge Leute lernen müssen und daß Experimente die beste Wissensquelle darstellen. Aber warum verwendest du nicht die Resultate der Experimente anderer? So etwas ist schon einmal passiert, du hättest nur nachforschen müssen.“

„Das wußte ich nicht“, lautete die mürrische, nur von widerwilligem Respekt getragene Antwort. „Wie hätte ich es auch wissen sollen?“

„Hast du eine Erziehung genossen oder nicht?“ fragte der Aufseher hitzig. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, was die Grundschullehrer heutzutage eigentlich machen. Obwohl du noch sehr jung bist, so hörte ich doch, daß du gewisse Qualifikationen in der Landwirtschaft besitzt. Deshalb dachte ich, man könnte dir ein paar Jahre lang ohne Aufsicht vertrauen. Warst du vielleicht mit dem Ertrag dieser Farm nicht zufrieden? Sag mir einmal genau, was du getan hast. Hast du versucht, die Leistung des Zentralstrahlers zu vergrößern?“

„Was glauben Sie eigentlich von mir?“ fragte der Student aufbrausend.

Der Aufseher blieb ruhig, und in seinem Gesicht zeigten sich Spuren von Heiterkeit.

„Reg dich wieder ab. Du weißt, daß die Leute immer wieder den erwähnten Trick versuchen. Manchmal funktioniert er so gar, und deshalb glauben sie immer wieder, er ist einen Versuch wert. Aber wenn es das nicht war, was hast du dann getan?

Dir fehlt eine Kultivierungsanlage, wenn ich mich an dieses Sonnensystem richtig erinnere.“

Der Student brauchte ein paar Sekunden, um die passenden Worte zu finden.

„Manche dieser Ländereien schienen geradezu ideal zu sein.

Als sie sich zuerst festigten, waren sie gerade weit genug vom Strahler entfernt und gerade groß genug, um einen dünnen Oberflächenfilm aus leichteren Elementen zu bilden, und das entsprach wunderbar der Kultivierung der Gewächse auf Wasserbasis.

In den kälteren Teilen erzielte ich schöne Erfolge mit Ammoniakkulturen.“

„Gut möglich, bei dieser Art von Beeten. Trotzdem bemerkte ich, daß ein paar davon leer sind. Ist das ein weiteres Resultat deines Experiments?“

„Indirekt, ja“, sagte der junge Farmer ein wenig besorgt. „Da war ein anderer Fleck, ein gutes Stück weiter draußen und kälter als mein Idealplatz. Aber er war zu warm für Ammoniakwachstum und zu klein, um ihn mit dem Druck zu versehen, den er gebraucht hätte — zumindest, soweit ich das beurteilen kann“, fügte er hastig hinzu. „Und da der Fleck an Ort und Stelle nicht von Nutzen sein konnte, dachte ich, es wäre eine gute Idee, ihn näher heran zu befördern.“

Der Klassenaufseher hatte ein wenig von seiner Heiterkeit verloren.

„Und wie hättest du das schaffen wollen? Die Energie, die dazu vonnöten gewesen wäre, hätte das X-fache deiner Körperenergie betragen. Ich glaube kaum, daß dir das gelungen ist.“

„Nein. Ich dachte auch nicht, daß das nötig sei. Ich glaubte, daß die Anlage selbst die Energie ohne ernsthaften Verlust aufbringen könnte.“

„Ich verstehe“, lautete der Kommentar. „Weiter!“

„Nun — ich ging also hinein und stellte eine konvertierte Reaktion ein. Ich löste sie, so gut ich konnte, an der Vorderseite der Anlage aus, obwohl das ein bißchen schwierig war — das Ding drehte sich wie wild. Vielleicht war das der Grund, warum zuviel Energie frei wurde. Oder vielleicht war die Kugel auch nicht so schwer, wie ich angenommen hatte.“

„Du meinst, du wußtest nicht, wie schwer sie war? Ist etwas mit deinem Verstand nicht in Ordnung? Wie alt bist du eigentlich?“

„Fünfzehn.“ Der mürrische Ton, der verschwunden war, als der Junge sich bei seiner Erzählung erwärmt hatte, kehrte wieder.

Der Klassenaufseher bemerkte es und erkannte, daß er vielleicht zu wenig taktvoll gewesen war. Aber unter diesen Umständen fühlte er sich berechtigt, ein wenig seine Emotionen zu zeigen.

„Fünfzehn Jahre auf welcher Skala?“

„Auf der galaktischen.“

„Hm. Weiter.“

„Der Großteil der Kugel verflüchtigte sich, und was sich nicht verflüchtigte, wurde völlig aus dem Schwerkraftbereich dieses Systems geschleudert. Der Rest — nun, der kreist immer noch um das Heizzentrum, in verschiedenen Bahnen, aber man kann nicht mehr viel damit anfangen.“

Eine Pause trat ein, während die beinahe nutzlose äußerste Anlage den Raum zwischen den beiden Gesprächspartnern durchlief, weit weg von der glühenden Gaskugel, die sie mit unwiderstehlichen Schwerkraftfingern festhielt. Der Aufseher kochte nicht direkt vor Zorn. Das war schwierig für einen Körper, der größtenteils aus Methan und Sauerstoff nahe dem absoluten Nullpunkt bestand — aber sein Temperament siedete.

Nach einer Weile sprach er wieder.

„Fangen wir also noch einmal von vorn an. Du hast einen Sklaven geschickt, mit der Nachricht, daß du die Gewalt über deine Farm verloren hast, und mit der Bitte um Rat. Hast du etwa so viel Zeit damit verbracht, eine deiner Anlagen zu zerstören, daß die anderen Gewächse sich entwickeln konnten, die dir nicht schmecken? Ich habe das Gefühl, meine Sympathie für dich wird immer geringer.“

„Nein — es ist nicht so, daß ich das Zeug nicht mag. Aber ich kann es nicht essen.“ Der Junge war nun ebenfalls wütend. Der Aufseher schluckte und konnte es nicht mehr vermeiden, daß sein letzter Rest von Beherrschung schwand.

„Du kannst es nicht essen? Das ist natürlich sehr schlimm.

Du erlaubst sicher, daß ich mir ein Probemuster dieser abstoßenden Chemikalie mitnehme — oder vielleicht bist du so freundlich und zeigst mir, womit du dich die ganze Zeit ernährt hast. In dieser Gegend fliegt kaum genug herum, um dich satt zu kriegen — und deine ganze Sklavenherde. Womit hast du die denn gefüttert? Vielleicht solltest du einem anderen diese Farm übergeben und dich auf einen Forschungsjob auf einer Treibwolke versetzen lassen. Dann kannst du dir dein Essen aus einem Schleier frei schwebender Atome zusammensuchen. Ach, diese Jugend“

„Ich habe von den Ammoniakanlagen gegessen. Und die Sklaven auch.“

„Sehr gut. Dann sehe ich mir jetzt einmal deine Wasserkultur an. Dort scheinst du ja Schwierigkeiten zu haben. Du mußt nicht mitkommen, ich kenne den Weg. Der dritte Platz, vom Strahler aus gerechnet.“ Er wandte sich abrupt ab und wartete gar nicht auf eine Antwort.

Und der Student setzte auch gar nicht zu einer Entschuldigung an. Er ließ ihn ohne ein Wort der Warnung gehen.

Natürlich machte es keinen Unterschied, ob er gesprochen hatte oder nicht. Der Aufseher war verärgert und hätte vielleicht gar nicht auf ihn gehört. Seine Aufmerksamkeit teilte sich zwischen seiner eigenen Wut und dem Zustand der verschiedenen Plätze, während er sich dem Zentralstrahler näherte.

Nur langsam ebbte sein Ärger ab.

Er mußte zugeben, daß es in den Außenanlagen zu kalt für chemische Aktionen war, außer für Lebensprozesse, die aber zu langsam abliefen, um nützlich zu sein. Die Tatsache, daß der Junge alles nur Erdenkliche angestellt hatte, um Wachstum zu erreichen, sprach für ihn. Eine Gewächsanlage schwang vorbei, ganz langsam.

Die nächsten beiden, die er entdeckte, entbehrten jeden brauchbaren Wachstums. Er erinnerte sich, daß der Student zugegeben hatte, dies könne ein indirektes Resultat seines Experiments sein. Der Aufseher konnte aber nicht den Zusammenhang erkennen. Die Anlagen selbst sahen auch bei einer näheren Inspektion unbeschädigt aus, und der Student selbst konnte sie unmöglich leergegessen haben, auch nicht bei einem Riesenhunger. Natürlich, die Sklaven könnten — aber vorläufig wollte er den Jungen noch nicht beschuldigen, daß er seine Sklaven zu wenig unter Kontrolle hatte. Es war ihnen nicht einmal erlaubt, sich einer Kulturanlage zu nähern, und sie erhielten ihre Essensration von ihrem Master.

Die Anlagen waren ziemlich groß, obwohl sie nicht die größten des Systems waren. Die festen Massen lagen unter Schleiern von Wasserstoffverbindungen. Vergebens suchten die Sinne des Aufsehers nach den komplizierten Verbindungen, die die bevorzugte Nahrungsart seiner Gattung darstellten. Verschiedene kleinere Anlagen umgaben die größeren, aber auf keiner entdeckte er die leichten gasförmigen oder flüssigen Elemente, die für die Eßkulturen erforderlich waren.

Die nächste Anlage sah sehr interessant aus, wenn er schon sonst nichts Bemerkenswertes daran entdecken konnte. Im Gegensatz zu den anderen besaß sie einen Halo von kleinen Parti keln, die über der Atmosphäre schwebten. Sowohl auf der Oberfläche als auch in der Atmosphäre gediehen die Kulturen.

Der Aufseher blieb stehen. Wieder einmal mußte er zugeben, daß der Junge seine Sache gar nicht so schlecht gemacht hatte.

Sein Ärger kühlte sich ab, während er seine Inspektion der Anlage fortsetzte, hie und da Probemuster mitnahm und gelegentlich von den Kulturen kostete! Als er die Grenzen der Atmosphäre erreichte, hatte er bereits zu seinem normalen Temperament zurückgefunden.

Er schwebte in der umgekehrten Umlaufbahn rund um die Anlage zurück, und da wurde seine Aufmerksamkeit von einem kleinen Objekt gefangengenommen, das außerhalb seiner Flugbahn lag.

Physikalisch gesehen war nichts Bemerkenswertes daran. Das Objekt schien leichter zu sein als sein eigener Körper. Eine nähere Inspektion ergab, daß es sich ebenfalls in einer Umlaufbahn um den Zentralstrahler befand, wie alle Anlagen der Farm. Manchmal waren seine Umrisse klar, manchmal verwischten sie sich. Es strahlte ein Licht in anscheinend bedeutungslosen Mustern aus. Obwohl der Aufseher nichts Bemerkenswertes an dem Objekt erkennen konnte, nahm es seine Aufmerksamkeit gefangen, was ihn verwirrte. Obwohl es abseits von seinem gewählten Kurs lag, beschloß er, es genauer in Augenschein zu nehmen, und schwang darauf zu. Der Student hatte keine Freunde oder Mitarbeiter erwähnt…

Allmählich wurden die Einzelheiten deutlicher erkennbar, und die Laune des Aufsehers verschlechterte sich zusehends.

Es gefiel ihm nicht, was er da sah, aber es wurde immer klarer.

„Hilfe! Bitte, Master! Hilfe!“

Dieses verletzte oder sterbende Ding da war ein Sklave. Ein Sklave innerhalb der Grenzen der Farm, wo er ohne Aufsicht eigentlich nicht sein durfte. Ein Sklave, der gewagt hatte, ihn um Hilfe zu bitten!

„Was tust du hier?“ Der Aufseher sandte die Frage per Richtstrahl zu der offensichtlich hilflosen Kreatur. „Hast du dieses Gebiet ohne Befehl betreten?“

„Nein, Master… Es wurde mir — befohlen.“

„Von wem? Was ist mit dir passiert? Drück dich etwas klarer aus!“

„Von… Ich kann nicht! Master, helfen Sie mir!“ Der Halo des Sklaven flackerte, als die Strahlensprache immer erregter wurde.

Obwohl der Aufseher solchen Wesen für gewöhnlich aus dem Weg ging, erkannte er, daß er hier helfen mußte, wenn er etwas erfahren wollte. Er unterdrückte seine Abneigung und bewegte sich auf den Sklaven zu, um seine Verletzungen zu untersuchen. Er erwartete, das Ergebnis starker Ionen-Schläge vorzufinden, aber das, was er jetzt sah, ließ ihn seinen Ärger vergessen.

Der Körper der unglücklichen Kreatur war gefleckt, durchfurcht von einem Muster runder Löcher, wie sie der Aufseher noch nie gesehen hatte. Er kannte die länglichen Narben, die von Ionen-Schlägen herrührten, und die breiten Flecken, die entstanden, wenn seine Leute zu nahe an die Sonne herankamen und diese ein Stück der Körperoberfläche wegbrannte.

Aber diese Körpermale sahen aus, als sei der Sklave in einen Regen von Körnern aus fester Substanz geraten.

Ein lächerlicher Gedanke, natürlich! Der dümmste Sklave konnte einem gelegentlichen Stein- oder Metallpartikelschlag, wie er in der interstellaren Leere vorkam, ausweichen. Die Sklaven hatten ja dieselbe Sinnesausrüstung und dieselben physischen Kräfte wie die Master. Bei vorurteilsfreier Betrachtung konnte man sogar sagen, daß sie zu derselben Spezies gehörten wie ihre Herren.

Aber was immer auch die Verletzungen der Kreatur hervor gerufen haben mochte, er konnte wenig dagegen tun. Aber er tat das wenige, mehr von Neugier als von Mitleid getrieben, und ersetzte Kohlenwasserstoff und andere organische Substanzen.

Der Sklave hatte nicht genug Nahrung. Der Metallvorrat in seinem Körper, wie er für diese Wesen lebenswichtig war, war offensichtlich teilweise entfernt oder beschädigt worden. Der Körper der Kreatur bestand nur aus einem Bruchteil der normalen Größe. Der Nahrungsvorrat, der für gewöhnlich einen großen Prozentsatz des Körperumfangs ausmachte, war verbraucht worden oder verdampft.

Es bestand kein Zweifel, daß der Sklave sterben mußte. Aber es bestand eine Chance, daß er vorher noch genug Stärke wiedergewann, um über sein Erlebnis zu berichten, wenn er gefüttert wurde. Er fütterte ihn — natürlich sparsam.

„Es hat keinen Sinn, die Nahrung an dich zu verschwenden, wenn du ohnehin sterben mußt“, erklärte er sanft.

„Natürlich nicht, Master“, stimmte der Sklave zu.

„Was ist mit dir passiert?“

Der Sklave war nicht in der Verfassung, zusammenhängend zu sprechen. Aber die Nahrung hatte ihn wenigstens so weit gestärkt, daß sein Verstand zumindest unklar denken konnte.

„Ich wurde zu den inneren Anlagen befohlen — zur Ernte.“

Nur zögernd kamen die Wortsymbole — aber ihre Bedeutung war unmißverständlich und erschreckend.

Der Student hatte also Sklaven zu einer Nahrungsvorratsanlage beordert! Vielleicht war das der Grund für die beiden unfruchtbaren Planeten.

„Du gehst an die Ernte, wenn so ein junger Narr das befiehlt?“

„Er war ein Master, und er erteilte den Befehl. Viele von uns gingen — viele gingen schon seit Jahren — und kamen selten zurück. Wir wollten es nicht, Master, aber er befahl es. Was sollten wir tun?“

„Ihr hättet den ersten Aufseher, der hierherkam, fragen können, ob es nicht besser wäre, diesem Befehl nicht nachzukommen.“

„Sie sind der erste Aufseher, der seither hierhergekommen ist, soviel ich weiß. Und der junge Master sagte, wir sollten niemandem etwas von seinem Befehl sagen. Ich spreche auch jetzt nur davon, weil Sie es mir befohlen haben — und weil er mir jetzt ohnehin nichts mehr tun kann.“

Der Aufseher ignorierte die letzten Worte.

„Du sagtest, viele von euch hätten den Befehl erhalten, das zu tun, aber wenige seien von diesem Auftrag zurückgekehrt.

Was ist mit den anderen geschehen? Was ist mit dir geschehen?“

„Sie starben. Ich weiß nicht, wie. Es muß eben — so gewesen sein…“

Eine Pause trat ein.

„Ich nehme an, sie sind von meteorischen Partikeln getroffen worden“, sagte dann der Aufseher, „wie du offenbar auch. Absorbieren die Sklaven eigentlich persönliche Charakteristika von ihren Herren, zum Beispiel Dummheit? Konntest du den Meteoren nicht ausweichen?“

„Nein, nicht alle von uns konnten ausweichen. Das Gebiet in der Nähe des Zentralstrahlers ist dichter von solchen Teilen durchsetzt als andere Gebiete. Manche Stücke sind aus Eisen, manche aus anderen Stoffen. Aber man kann ihnen nicht ausweichen.

Sie treffen zu schnell und zu hart. Man kann sie nicht auf normale Weise absorbieren. Sie zersetzen das Körpermaterial und verteilen es im Raum. Der Schock ist so groß und so stark, daß ich nichts tun konnte, um das Material wieder einzusammeln.

Deshalb ist so viel von meiner Körpermasse verschwunden.

Es lag nicht nur am Hunger. Einige andere Sklaven kamen besser davon als ich. Manche haben überlebt, aber manche traf es auch noch schlimmer als mich.“

„Und schickt er die Sklaven noch immer zur Ernte?“

„Ja. Auf den größeren Anlagen kamen wir ganz gut zurecht.

Aber dann interessierte er sich für die Anlagen, die weiter innen liegen. Dort ist es viel heißer. Er selbst wagte sich sogar zu der Anlage, die dann zerstört wurde. Wußten Sie das? Aber er kam sehr schnell wieder zurück und schickte dann uns an solche Stellen. Wir ernteten dann die nächste innere Anlage ab, die vierte vom Zentralstrahler. Es ging ganz gut, obwohl der Verlust an Sklaven sehr hoch war. Dann wollte er, daß wir mit der dritten Anlage beginnen. Ich war einer der ersten, die an diesem Projekt arbeiten sollten. Ich erwartete natürlich nicht, daß ich es überleben würde, nach dem, was ich von den anderen gehört hatte, und ich ließ mich zur Sonne fallen. Meine Kreisbahn führte dicht an der größten Anlage vorbei, die der Master selbst abgeerntet hatte, und ich hoffte, mich dort mit ein bißchen Nahrung stärken zu können, als ich vorbeikam.“

Dieses Geständnis zeigte, wie überzeugt der Sklave von seinem nahenden Tod gewesen sein mußte. Und es zeigte auch den Stand der Demoralisierung, in den der Student seine Untergebenen hatte fallen lassen.

„Aber ich wagte es nicht, mir Nahrung zu holen, als die Zeit kam“, fuhr der Sklave mit schwacher Stimme fort. „Als ich durch das Gebiet kam, wo die zerstörte Anlage sich befunden hatte, wurden die treibenden Partikel immer zahlreicher. Zuerst sah ich nur gelegentlich ein Stück Eisen oder Stein, dem ich leicht ausweichen konnte. Aber dann kamen sie zu zweit oder zu dritt, und ich mußte große Kurven beschreiben, um ihnen zu entgehen. Und dann kamen sie zu Dutzenden, in ganzen Klumpen, und ich konnte ihnen nicht mehr entkommen. Ich wurde mehrmals hintereinander hart getroffen. Zuerst war ich nahe daran umzukehren. Ich hätte mir niemals träumen lassen, daß ich je solche Gedanken hegen würde. Aber dann erinnerte ich mich des Befehls und bewegte mich weiter. Und ich wurde wieder und wieder getroffen, und jedesmal wurde der Befehl in meinem Gedächtnis schwächer. Ich erreichte die Umlaufbahn des vierten Planeten, kreuzte sie und verließ sie wieder. Danach wurde ich mehr und mehr von Partikeln angeschlagen.

Einmal verlor ich beinahe sogar die Orientierung. Aber dann gelangte ich zu einer Stelle in der Nähe der Umlaufbahn des Riesenplaneten. Dort erinnerte ich mich wieder an den Befehl.

Ich hatte noch nie zuvor einen Befehl des Masters mißachtet.

Und ich wußte nicht, was ich tun oder denken sollte. Ich wollte zur Sonne zurückkehren und mich dort an das zu erinnern versuchen, was mit den anderen geschehen war. Aber dann fiel mir wieder der Befehl des Masters ein, und ich bewegte mich weiter. Ich wagte nicht, hinaus in die Kälte zu gehen, wo er wartete. Ich wagte nicht, in den Sturm von Steinen und Metallen zurückzukehren, der den fünften Planeten umtoste. Aber irgend etwas mußte ich tun. Ich konnte nicht ewig der Laufbahn des Riesenplaneten folgen. Er würde mich früher oder später finden, und dann würde es schlimmer sein, als wenn ich gleich zu ihm gekommen wäre. Ich mußte nachdenken.“

Dieses Wort traf den Aufseher wie ein Schock. Allein der Gedanke, daß ein Sklave dachte, war für einen Angehörigen der dominierenden Rasse abstoßend. Die Herren zogen es vor, die Sklaven für geistlose Kreaturen zu halten, die auf ihre Master angewiesen waren, um existieren zu können. Eine angenehme Denkungsart, die schon seit so vielen Rotationen der Galaxis bestand, daß ihre Erfinder beinahe an sie glaubten. Er hatte bereits anzunehmen begonnen, daß dieser Sklave ein besonderes Beispiel seiner Spezies war. Jetzt war er dessen gewiß.

Diese Gedanken ließen ihn schweigen, während die Kreatur eine Pause machte und sichtbar um ihre schwindenden Energien rang.

„Dann traf ich meine Entscheidung“, fuhr der Sklave fort.

„Da die Riesenanzahl von Partikeln von der Anlage kommen mußte, die zerstört worden war, konnte ich annehmen, daß die Laufbahn dieser Teile der der ursprünglichen Anlage gleich war. Wenn ich eine nahezu elliptische Bahn durch diese Region wählte und mich der Geschwindigkeit der Partikel anpaßte, statt meine parabolische Bahn beizubehalten, konnte es mir vielleicht gelingen, die schlimmsten Zusammenstöße zu vermeiden.“

Die zerschmetterte Kreatur zitterte und machte erneut eine Pause, um Kraft zu sammeln.

„Gerade wollte ich meinen Plan in die Tat umsetzen, als ich einen anderen Sklaven entdeckte, der sich in dieselbe Richtung zu bewegen schien wie ich. Und ich dachte, zwei seien besser als einer. Wenn einer von uns starb, konnte wenigstens der andere aus unseren Erfahrungen lernen. Ich konnte ihn leicht erreichen, da er sich in freiem Fall bewegte, und erklärte ihm meine Idee. Er willigte ein, ohne lange nachzudenken, und kam mit mir. Eine Zeitlang ging alles gut. Wir gelangten in die Kreisbahn des vierten Planeten, ohne ernsthaft getroffen zu werden. Dabei machten mir allerdings die Schläge mehr zu schaffen als meinem Gefährten, da ich schon vorher mehrmals verletzt worden war. In diesem Gebiet waren die Partikel viel größer als im vorhergehenden. Sie waren leicht zu sehen und zu umgehen. Weiter drinnen trafen wir keine größeren Teile an. Entweder waren sie nicht bis hierher gelangt, oder sie waren durch Zusammenstöße mit den inneren Planeten zersprengt worden. Der feine Staub, der uns dort begegnete, ließ mich zu der zweiten Annahme neigen.

Danach wurden wir wieder schlimmer getroffen. Es war besser als zu Beginn, meine Idee schien also doch erfolgreich zu sein, aber es war arg genug. Der andere Sklave war noch nicht daran gewöhnt, und er verlor die Kontrolle über sich wie vor her ich. Damals waren wir beinahe bei der dritten Anlage angelangt, und er schien vor Schmerzen völlig blind zu sein. Offensichtlich fühlte er gar nicht, daß die Nahrung so nahe war. Dieses dritte Stück der Farm ist unglaublich reich.

Taumelnd flog er auf ein unbrauchbares Stück zu, das die dritte Anlage in ihrer Umlaufbahn begleitet. Dieses Stück ist zu klein, um bei dieser Temperatur Wachstum hervorzubringen, obwohl sein Durchmesser ungefähr das Zehnfache meines ursprünglichen Körpers beträgt. Er prallte hart auf dem Stück auf, und die Energie, die bei der Geschwindigkeit beider frei wurde, genügte, um seine Masse völlig verschwinden zu lassen.

Das Stück war bereits mit vielen Narben besät, die von Zusammenstößen herrührten, aber mein Gefährte verursachte die größte und tiefste.

Dann war ich nahe genug beim dritten Planeten, um mit der Ernte beginnen zu können — zumindest wäre ich es unter normalen Umständen gewesen. Ich versuchte es, aber ich konnte mich nicht lange genug auf einen Aktionskurs konzentrieren.

Das Bombardement nahm kein Ende. Mir fehlen die Worte, es zu beschreiben. Ich war ganz in der Nähe der reichsten Anlage, die ich je gesehen hatte, und ich war nicht imstande, auch nur ein Stück davon zu berühren.

Es war schon viel Zeit verstrichen, seit sie zum letztenmal abgeerntet worden war, und so hatten sich auf ihrer Oberfläche Substanzen entwickelt, die mir völlig unbekannt waren. Es gab natürlich Kohlehydrate, Oxyde und kohlensaure Salze, wie man sie auf jeder Farm findet. Aber es gab auch Proteine von so phantastischer Zusammensetzung, wie man es sich nicht vorstellen kann. Ihre Emanationen trieben mich beinahe zum Wahnsinn. Bei dieser Temperatur mußten sie sich sehr rasch bilden, und sie waren zu einem noch nie dagewesenen Grad entwickelt. Und ich konnte nichts davon kosten!

Aber ich konnte sie fühlen, und trotz der Schmerzen, die mir das Meteorbombardement zufügte, blieb ich ein paar hundert Sonnenumläufe lang in der Nähe des Planeten, umkreiste ihn unschlüssig. Es schien mir nicht lange, aber es genügte, meinen Körper so zu zerstören, daß jetzt keine Rettung mehr möglich ist. Erst als meine Sinne nachließen, war ich imstande, mich von dem Planeten abzuwenden und mich bis hierher durchzukämpfen.

Es gelang mir mit letzter Kraft, in eine Umlaufbahn einzuschwingen, die außerhalb des höllischen Halos der Planetenfragmente liegt, und dann und wann brachte ich genug Energie auf, um nach Hilfe zu rufen, aber ich wußte, daß es sinnlos war. Auch wenn Sie früher gekommen wären, für mich wäre es auf jeden Fall zu spät gewesen.

Aber ich lebe noch, um Sie warnen zu können. Gehen Sie nicht in den Kreis des alten fünften Planeten. Blicken Sie auch nicht in diesen Kreis hinein, denn wenn Sie fühlen, was diese ungeerntete dritte Welt enthält, werden Sie in Ihr Verderben gezogen werden.“

Der Sklave schwieg, und der Aufseher dachte über seine Erzählung nach, während sie um die Sonne kreisten. Ihm fiel keine gerechte Strafe für den Studenten ein, dessen Nachlässigkeit zu dieser Situation geführt hatte. Die Grausamkeit, endlose Sklavenherden in den sicheren Tod zu treiben, erregte ihn nicht besonders. Um so mehr aber die Verschwendung dieser Sklaven.

Die Vorstellung, daß Hunderte von toten Körpern um die Sonne trieben und immer mehr zusammenschmolzen, je näher sie dem Perihelium kamen, bis nichts mehr von ihnen übrigblieb als ein paar lose Partikel mit hohem Schmelzpunkt, war eine Beleidigung für seinen ökonomischen Sinn. Auch mußte man die Tatsache in Betracht ziehen, daß die beste Farmanlage des Systems offensichtlich unzugänglich geworden war. Ebenso durfte man nicht ignorieren, daß zumindest ein Sklave in die Höhen des Denkens vorgestoßen war.

Natürlich mußte man alles erst untersuchen, bevor man den Studenten mit Anklagen konfrontierte. Nur die letzte Tatsache, daß ein Sklave gedacht hatte, konnte man bereits jetzt als objektiv richtig ansehen.

Abrupt wandte sich der Aufseher von dem Sklaven ab — sonnenwärts.

Die sterbende Kreatur sah ihn davongleiten, rief noch einmal um Hilfe und schwieg dann für immer, als ein lonenstrahl sie traf. Einen Augenblick lang bereute der Aufseher diese impulsive Handlungsweise — nicht aus Dankbarkeit für die Warnung, der er wenig Bedeutung beimaß und die ohnehin zu den Pflichten des Sklaven gehört hatte, sondern ganz einfach, weil er impulsiv, statt überlegt gehandelt hatte. Aber dann dachte er, daß die Kreatur ihm nicht viel mehr hätte erzählen können, selbst wenn sie bis zu seiner Rückkehr überlebt hätte.

Er hatte es nicht eilig. Von der Schwerkraft des Zentralstrahlers ließ er sich zur Kreisbahn des Riesenplaneten tragen. Seine Sinne durchforschten die Raumsphäre, die vor ihm lag und in der der Tod lauerte. Aus dieser Entfernung wirkte alles harmlos.

Er beobachtete die inneren Planeten, die rasch ihre Bahnen zurücklegten, und sah, daß der Sklave die Wahrheit gesprochen hatte, als er von einem Begleitkörper des dritten Planeten gesprochen hatte. Aber ansonsten schien der Raum leer.

Trotzdem ließ er nicht die Vorsicht außer acht. Was für Sklaven tödlich war, konnte für einen Master unangenehm oder sogar gefährlich werden.

An der Kreisbahn des fünften Planeten hielt er an und begann mit einer sorgfältigen Inspektion des gefährlichen Raumes.

Die kleinen Körper waren tatsächlich da. Tausende. Sie schienen die Kreisbahn des alten fünften Planeten zu bevorzugen, wie der Sklave gesagt hatte. Es gab offenbar keinen Grund, warum er nicht seine Geschwindigkeit so einrichten konnte, daß er Zusammenstöße mit Tausenden von Asteroiden vermied.

Trotzdem war es unklug, sich in mögliche Gefahr zu begeben, ohne einen vernünftigen Grund. Besser beurteilte er schon in seiner jetzigen Position, ob ein solcher Grund gegeben war.

Seine feinen Sinne spürten trotz der halben Milliarde Meilen, die zwischen ihm und dem äußersten Punkt der Kreisbahn des dritten Planeten lag, die üppige Farmanlage. Er behielt seine Position bei und konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf sie.

So nahe am Zentralstrahler, drehte er sich sehr rasch. Sein Problem ähnelte dem eines Mannes, der einen Freund auf einem Karussell ausmachen will — angenommen, der Freund drehte sich nicht nur mit dem Karussell, sondern auch auf seinem Sitz um sich selbst.

Es kostete den Aufseher nur ein paar Umdrehungen seines Körpers, um sich der Situation anzugleichen, und die Details drangen immer deutlicher in sein Bewußtsein. Grimmig gab er zu, daß der Sklave nicht übertrieben hatte.

Die Anlage war fabelhaft.

Substanzen, deren Namen er nicht kannte, drängten sich seinen analytischen Sinnen auf, die dem Geschmacks- und Geruchssinn entsprachen. So fremdartig sie auch für ihn waren, so konnte er doch erkennen, daß es sich um Nahrung handelte, geladen mit Energie, mit faszinierenden Geschmacksrichtungen, in noch nie dagewesenem Grad gehaltvoll. Gewächse, die in dieser Reichhaltigkeit und Vielfalt sich auf keiner der gewöhnlichen Erntewelten der Galaxis entwickeln konnten.

Der Beobachter fragte sich, ob es sich nicht lohnen würde, auch andere Farmen für ein paar Jahre sich selbst zu überlassen.

Sein größtes Laster war allerdings die Gefräßigkeit. Aber auch die Asketen seiner Spezies wären beim Fühlen dieses Planeten in unkontrollierbare Versuchung geraten.

Er bereute beinahe, daß er ein paar Tonnen Nahrung von seinem Planeten mitgebracht hatte. Aber er sagte sich rasch, daß er ja einiges davon verbraucht hatte, um dem Sklaven zu helfen.

Und er würde noch mehr verbrauchen, wenn er wirklich in die mit höheren Temperaturen ausgestatteten Zonen nahe der Sonne vordrang.

Sein Gewicht war groß, aber seine Normaltemperatur war so niedrig, daß die Lebensprozesse unglaublich langsam abliefen.

Für ihn kam eine chemische Reaktion, die ein paar Jahrtausende dauerte, einer Dynamitexplosion gleich. Ein paar Pfund von organischen Verbindungen fütterten seinen meilenbreiten Leib für viele Menschenalter.

Beinahe willenlos ließ sich der Aufseher in die asteroide Zone treiben und rationalisierte im Flug seinen Appetit. Es kostete ihn nur wenig Aufmerksamkeit, einen parabolischen freien Fall durch das System zu vollführen, dessen Perihelium eine Tangente zur Kreisbahn des dritten Planeten bildete. Bei dieser Entfernung von der Sonne war der Unterschied zwischen parabolischen Geschwindigkeiten und Kreisbahngeschwindigkeiten nicht so groß, und so entdeckte er auch die kleinsten Partikel rechtzeitig genug, um ihnen ausweichen zu können. Aber das änderte sich, als er sonnenwärts fiel.

Vielleicht hatte er mit seiner Willenskraft gerechnet, die natürlich der des Sklaven, der ihn gewarnt hatte, überlegen war.

Wenn das so war, so hatte er die Effekte einer ebenso überlegenen Vorstellungskraft vergessen. Der dritte Planet übte auf ihn eine viel stärkere Anziehung aus als auf den Sklaven, und als er den sich drehenden Planeten sah, wurde er durch den ersten Zusammenstoß aus einer fast hypnotischen Trance gerissen.

Das erweckte in ihm die Erkenntnis, daß seine natürliche Überlegenheit, die er gegenüber der Sklavenrasse besaß, ihn nicht vor ernsthaften Schwierigkeiten schützen konnte.

Der Raum rund um ihn — er befand sich nun innerhalb der Umlaufbahn des vierten Planeten — war von staubkörnerkleinen Meteoren erfüllt, und jeder, wie er an der Körperoberfläche des Sklaven gesehen hatte, konnte einen Krater in einen Körper graben. Einzeln waren sie ungefährlich. Aber in diesen Mengen waren sie tödlich.

Abrupt wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem unmittelbaren Problem des Überlebens zu. Er änderte seinen Kurs und fiel wieder in die sichere Leere des interstellaren Raumes zurück. Aber dem Zauber des Feinschmeckerparadieses, das er gefühlt hatte, konnte er sich nicht so leicht entziehen. Eine Zeitlang hielt er an, während der dritte Planet den Zentralstrahler umlief und seine Freßsucht und seine Todesangst abwechselnd die Oberhand in ihm gewannen. Alleine wäre er wahrscheinlich verloren gewesen. Aber der Student hatte ein Gewissen.

„Sir!“ Die Stimme drang schwach, aber deutlich in sein Bewußtsein.

„Bleiben Sie nicht dort! Das dürfen Sie nicht! Ich hätte sie nicht kommen lassen sollen — aber ich war ärgerlich.

Ich weiß, ich war ein Narr. Ich hätte Ihnen alles sagen sollen.“

„Ich habe es erfahren. Es war mein Fehler.“ Es fiel dem Aufseher schwer zu sprechen. „Ich kam aus freiem Willen, und ich glaube noch immer, daß dieser Planet eine Untersuchung wert ist.“

„Nein! Es ist nicht Ihr freier Wille — kein Wille kann frei bleiben, nachdem sein Eigentümer gesehen hat, was dieser Planet zu bieten hat. Ich wußte es, und ich erwartete, daß Sie sterben würden. Aber ich brachte es nicht fertig… Kommen Sie, rasch! Ich helfe Ihnen.“

Der Student befand sich in einer Kreisbahn, die fast identisch mit der des Aufsehers war, obwohl er noch viel weiter draußen war. Vielleicht war es die Umdrehung, die der Aufseher voll führte, um nach dem Studenten zu sehen und seinen Blick von dem verlockenden Objekt unter ihm abzuwenden, die ihn schwanken ließ. Was immer es war, der Student profitierte davon, es gelang ihm, den Bann zu brechen.

„Schauen Sie nicht wieder hin, Sir. Schauen Sie mich an, und folgen Sie mir. Oder wenn Sie mich nicht ansehen wollen, schauen Sie das dort an!

Er zeigte deutlich in die Richtung, und der benommene Aufseher blickte beinahe unfreiwillig hin.

Das Ding, das er sah, war deutlich erkennbar. Es hatte einen kleinen Kern, wie seine Sinne automatisch analysierte. Es bestand aus Methan und anderen Kohlenwasserstoffen, ein wenig freiem Sauerstoff, und kleine Teile von schweren Elementen durchsetzten es wie Rosinen einen Pudding. Ein Halo von mehreren Tausenden Meilen Umfang umgab es, das aus den sich verflüchtigenden Teilen seiner Substanz bestand. Das Ding bewegte sich in einer elliptischen Bahn von der Sonne weg und zeigte keine Anzeichen einer intelligenzbedingten Kontrolle.

Es war ein toter Sklave, aber es hätte ebenso ein toter Master sein können.

Ein toter Sklave war ein Nichts. Aber das, was ihn getötet hatte, konnte ihn genauso töten.

Es geschah zum erstenmal in seinem unglaublich langen Leben, daß er sich der Möglichkeit des Todes gegenübersah. Und wahrscheinlich konnte nichts anderes als Furcht sein Leben retten.

Den Studenten dicht neben sich, folgte er dem düster glühenden Körper bis zum äußersten Punkt seiner Bahn. Und als der Körper wieder zurück in den Todeshalo zu fallen begann, der den so harmlos aussehenden Planeten umhüllte, glitt er weiter in die freundliche Dunkelheit.

Vielleicht konnte man eines Tages diesen dritten Planeten doch abernten, dachte er.

Es ist keine sehr gute Gruppe von Studenten, dachte Wright. Es war immer das gleiche. Wenn er Glück mit dem Bobachtungswetter hatte, war niemand da, um die Dinge zu würdigen, die er sah. Er warf einen bedauernden Blick zur Kuppel des Sechzig- Zoll-Teleskops, wo ein Student eine andere Platte vorspannte.

Trotzdem, die Nacht war gut. „Mr. Wright! Ist das eine Wolke oder Aurora?“ „Wenn Sie damit aufhören, über die gegenwärtige Position der Sonne unter dem Horizont nachzudenken, werden Sie entdecken, daß der Lichtfleck, auf den Sie zeigen, diesem Punkt direkt gegenüberliegt. Er liegt also im Weg des Erdschattens, wenn auch jenseits davon. Er wird Gegenschein genannt und ist, wie das Zodiakallicht, in diesem Breitengrad für gewöhnlich nicht sichtbar. Wir haben das Licht vor einiger Zeit gesehen, wenn Sie sich erinnern können, an einem Abend, als wir früher mit den Beobachtungen begannen. Tatsächlich ist der Gegenschein eine Fortsetzung des leuchtenden Bandes, das wir Zodiakallicht nennen. Das letztere kann manchmal während seines ganzen Weges rund um den Himmel bis zu dem Punkt verfolgt werden, den wir gerade beobachten.“

„Und was verursacht den Gegenschein und das Zodiakallicht?“

„Die vernünftigste Erklärung ist, daß sie Lichter sind, die von kleinen, festen Partikeln reflektiert werden, von Meteoren. Offensichtlich dehnt sich eine Wolke solcher Teile in einiger Entfernung von der Erdumlaufbahn aus — wie weit entfernt, ist schwer zu sagen. Je weiter die Wolke von der Sonne entfernt ist, desto schwächer kann man sie sehen, wie ja auch zu erwarten ist. Ausgenommen den Fleck, den wir Gegenschein nennen.“

„Warum macht er eine Ausnahme?“

„Ich denke, daß das einer von Ihnen beantworten kann.“

„Vielleicht aus demselben Grund, der den Vollmond so viel heller scheinen läßt als den Viertelmond? Vielleicht haben die Partikel ganz einfach unebene Oberflächen und wirken in den meisten Positionen dunkel wegen der Schatten der Unebenheiten auf ihren Oberflächen — Schatten, die verschwinden, wenn das Licht hinter dem Beobachter ist?“

„Daran kann es liegen. Offensichtlich sind die Meteore groß im Vergleich zu den Wellenlängen des sichtbaren Lichts und bilden einen definitiven Teil des solaren Systems. Ich glaube, es wurde einmal angenommen, wenn innerhalb der Erdumlaufbahn Partikel von einem Millimeter Durchmesser wären, die fünf Meilen voneinander entfernt wären, müßten sie genug Licht reflektieren, um ein ähnliches Licht zu bilden, das wir jetzt beobachten. Sie könnten natürlich auch kleiner und zahlreicher sein. Nur eine bestimmte Menge von reflektierenden Oberflächen ist erforderlich.“

„Die machen mir aber Sorgen“, mischte sich eine andere Stimme ein. „Seit Jahren höre ich, daß geringe Gefahr besteht, daß Raketen mit Meteoren zusammenstoßen können, wenn wir sie in den Raum senden. Aber ein Stecknadelkopf alle fünf Meilen ist vielleicht nicht so schlimm.“

„Ich würde sagen, daß die Möglichkeit von Kollisionen besteht „, erwiderte Wright, „aber welchen Schaden Partikel von dieser Größe anrichten können, weiß ich nicht. Es scheint ziemlich wahrscheinlich, daß sie durch den Anprall zersetzt würden. Wie der Rumpf einer Rakete darauf reagieren würde, das müssen wir mit Hilfe von Experimenten herausfinden. Es würde mir nichts ausmachen, dieses Risiko auf mich zu nehmen.

Ich glaube, wir können sagen, daß der meteorische Inhalt des solaren Systems der menschlichen Rasse noch einige Unannehmlichkeiten bringen wird, falls wir unseren Planeten verlassen sollten.“

Ein weißer Feuerstreifen beschrieb einen schweigenden Bogen über den Himmel und schien Wrights Worte zu unterstrei chen. Wright fragte sich, ob der Feuerstreifen auf der photographischen Platte zu sehen sein würde.