"Mini Shopaholic" - читать интересную книгу автора (Kinsella Sophie)The Old Barn 4 Spence Hill Oxshott Surrey Mrs. Rebecca Brandon 1. September 2005 The Pines 43 Elton Road Oxshott Surrey Liebe Mrs. Brandon, es war uns ein Vergn#252;gen, Sie und Minnie gestern kennengelernt zu haben. Ganz bestimmt wird sie sich in unserem fr#246;hlichen Kinderladen sehr wohl f#252;hlen, und wir freuen uns schon darauf, sie n#228;chste Woche wiederzusehen. Mit freundlichen Gr#252;#223;en Teri Ashley Kinderladenleitung PS. Machen Sie sich bitte keine Gedanken wegen des kleinen Zwischenfalls mit den Farbspritzern. Wir sind an Kinder gew#246;hnt und k#246;nnen die Wand jederzeit neu streichen. The Old Barn 4 Spence Hill Oxshott Surrey Mrs. Rebecca Brandon 4. Oktober 2005 The Pines 43 Elton Road Oxshott Surrey Liebe Mrs. Brandon, nur ein kleiner, f#252;rsorglicher Hinweis, was Minnie angeht. Sie ist ein s#252;#223;es, lebhaftes Kind. Allerdings muss sie lernen, dass sie nicht Mit freundlichen Gr#252;#223;en Teri Ashley Kinderladenleitung PS. Machen Sie sich bitte keine Gedanken wegen des kleinen Zwischenfalls mit dem Klebstoff. Wir sind an Kinder gew#246;hnt und k#246;nnen den Tisch jederzeit neu lackieren. Tick Tock Kinderladen The Old Barn 4 Spence Hill Oxshott Surrey Mrs. Rebecca Brandon 9. November 2005 The Pines 43 Elton Road Oxshott Surrey Liebe Mrs. Brandon, vielen Dank f#252;r Ihren Brief. Wie sch#246;n, dass Sie sich auf den Eltern-Kind-Vormittag freuen. Leider wird es keine Verkleidekiste f#252;r Erwachsene geben und auch keine "Tauschb#246;rse f#252;r Designerklamotten f#252;r die anderen Eltern«, wie von Ihnen vorgeschlagen. Erfreulicherweise hat Minnie ihre Aktivit#228;ten in der Spielgruppe zwischenzeitlich erweitert und verbringt nun viel Zeit in unserem neuen »Kaufmannsladen«. Mit freundlichen Gr#252;#223;en Teri Ashley Kinderladenleitung PS. Machen Sie sich bitte keine Gedanken wegen des kleinen Zwischenfalls mit der Tinte. Wir sind an Kinder gew#246;hnt, und Mrs. Soper kann sich ihre Haare jederzeit neu f#228;rben. 3Okay, Weihnachten z#228;hlt nicht. Das wei#223; jeder. Man kann von einem Kleinkind nicht erwarten, dass es sich perfekt benimmt, wenn alles so aufregend und festlich geschm#252;ckt ist und es #252;berall S#252;#223;igkeiten gibt. Und es ist auch kein Wunder, dass Minnie um drei Uhr nachts aufwacht und mit ihrem Geschrei alle aus den Betten holt. Sie wollte nur, dass wir uns ihren Weihnachtsstrumpf ansehen. Das w#228;re jedem so ergangen. Jedenfalls habe ich schon die erste Seite aus dem kleinen Buch mit den Zwischenf#228;llen herausgerissen und in den Rei#223;wolf gesteckt. Jeder darf mal mit dem falschen Fu#223; zuerst aufstehen. Ich nehme einen Schluck Kaffee und greife fr#246;hlich nach einem Quality-Street-Bonbon. Gott, ich liebe Weihnachten. Das ganze Haus duftet nach Truthahnbraten, Weihnachtslieder s#228;useln aus der Stereoanlage, und Dad knackt N#252;sse am Kamin. Unwillk#252;rlich sp#252;re ich so ein warmes Leuchten in mir, als ich mich im Wohnzimmer umsehe: der Baum, an dem die Lichter funkeln, die kleinen Krippenfiguren, die wir schon hatten, als ich ganz klein war (das Jesuskind ging vor Jahren verloren, aber an seiner Stelle nehmen wir immer eine W#228;scheklammer). Als Minnie heute Morgen ihren Strumpf sah, wurden ihre Augen gro#223; wie Untertassen. Sie konnte es einfach nicht glauben. Immer wieder sagte sie: »Strumpf? »Becky, Sch#228;tzchen«, ruft Mum. Ich gehe auf den Flur hinaus und sehe sie mit einer Weihnachtsmannsch#252;rze in der K#252;chent#252;r stehen. »Welche Knallbonbons wollen wir zum Mittagessen? gt;Lustige Spielchenlt; oder gt;Luxusgabenlt;?« »Was ist mit denen, die du vom Deutschen Weihnachtsmarkt hast?«, schlage ich vor. »Die mit dem kleinen Holzspielzeug?« »Gute Idee!« Mums Gesicht leuchtet auf. »Die hatte ich ganz vergessen.« »Jep, ich hab die Unterlagen hier ... Luke geht an mir vorbei zur Treppe, mit dem Telefon in der Hand. »Wenn du mal einen Blick auf die Vereinbarung mit Sanderson werfen k#246;nntest ... Okay. Ich bin um drei im B#252;ro. Muss hier nur noch ein paar Sachen regeln. Danke, Gary. »Luke! ,sage ich pikiert, als er auflegt. »Weihnachten bedeutet doch mehr, als ein paar Sachen regeln. »Stimmt, sagt Luke, ohne auch nur einen Moment stehen zu bleiben. »Andererseits ist gar nicht mehr Weihnachten.« Ehrlich. Kann er denn #252;berhaupt den Weihnachtszauber genie#223;en? »Ist es »Im Bloomwood-Land vielleicht. #220;berall sonst ist 28. Dezember, und die Menschen leben ihr Leben weiter. Er ist so was von Dieses doppelte Weihnachtsfest ist einfach toll. Ich finde, das sollten wir jedes Jahr so machen. Es k#246;nnte eine Familientradition werden. »Meine Liebste.« Luke bleibt auf halber Treppe stehen und z#228;hlt an seinen Fingern ab. »Erstens: Ist es nicht so wichtig. Zweitens: Muss ich diese vertragliche Sache heute regeln. Drittens: Sind Tom und Jess noch nicht mal da.« Heute Nacht kam eine SMS von Jess und Tom, dass ihre Maschine von Chile Versp#228;tung hat. Seitdem kommt Janice ungef#228;hr alle zwanzig Minuten r#252;ber, um nachzufragen, ob wir schon was Neues geh#246;rt haben und ob es irgendwelche Abst#252;rze oder Entf#252;hrungen gegeben hat. Sie ist noch #252;berdrehter als sonst, und wir wissen alle, wieso: Sie hofft inst#228;ndig, dass Tom und Jess sich verlobt haben. Offenbar hat Tom in seiner letzten E-Mail geschrieben, er h#228;tte ihr »etwas zu sagen.« Neulich habe ich geh#246;rt, wie sie sich mit Mum unterhalten hat. Janice kann es augenscheinlich kaum erwarten, die Hochzeit der beiden auszurichten. Sie hat schon alle m#246;glichen Ideen f#252;r den Blumenschmuck und das Hochzeitsfoto (das k#246;nnte man vor der Magnolie machen), und obendrein w#252;rde dies »die Erinnerung an dieses undankbare, kleine Flittchen ausl#246;schen. (Lucy,Toms erste Frau. Die bl#246;de Kuh.) »Apropos, wieso um alles in der Welt hat Minnie heute Morgen schon wieder einen Strumpf bekommen?, f#252;gt Luke hinzu, im Fl#252;sterton. »Wessen Idee war das? »Das war ... die Idee vom Weihnachtsmann«, sage ich etwas bockig. »Hast du denn eigentlich gemerkt, wie gut sie sich heute benimmt?« Minnie hilft Mum schon den ganzen Morgen in der K#252;che, und sie war absolut perfekt, abgesehen von einem kurzen Problem mit dem Mixer, das ich Luke gegen#252;ber nicht erw#228;hnen werde. »Ich bin mir sicher, sie ist. .. «, setzt Luke an, als es an der T#252;r klingelt. »Das k#246;nnen sie nicht sein.« Er sieht auf seine Uhr, macht ein verdutztes Gesicht. »Sie sind noch in der Luft.« »Ist das Jess?«, ruft Mum aufgeregt aus der K#252;che. »Hat schon jemand Janice Bescheid gesagt?« »Das kann noch nicht Jess sein!«, rufe ich zur#252;ck. »Bestimmt ist Suze zu fr#252;h dran.« Eilig laufe ich zur Haust#252;r und rei#223;e sie auf -und tats#228;chlich steht da die versammelte Familie Cleath-Stuart, wie auf einem Foto aus dem Katalog. Suze sieht mit ihren blonden Haaren in dem schwarzen Lammfellmantel einfach atemberaubend aus, Tarquin in seiner uralten Barbour-Jacke wie immer, und die drei Kinder bestehen nur aus schlaksigen Beinen, riesigen Augen und Shetland Pullis. »Suze!« Ich schlinge meine Arme um sie. »Bex! Fr#246;hliche Weihnachten!« »Fr#246;hliche Weihnachten!«, ruft Clemmie, nuckelt am Daumen und h#228;lt sich an Suzes Hand fest. »Und frohes neues Haar!«, stimmt Ernest mit ein, der mein Patenkind ist und jetzt schon wie eine d#252;rre Bohnenstange aus der Upper Class aussieht. (»Frohes neues Haar« ist ein alter Spruch in der Cleath-Stuart-Familie. Genau wie »Happy Bad Day« statt »Happy Birthday«. Davon gibt es unheimlich viele, die sollten sie mal alle aufschreiben.« Unsicher blickt er zu Suze auf, die auffordernd nickt -dann reicht er mir in aller Form die Hand, als begegneten wir uns zum ersten Mal-auf einem Botschaftsempfang. Ich sch#252;ttle sie feierlich, dann dr#252;cke ich ihn an mich, bis er kichert. »Suzie, Sch#228;tzchen! Frohe Weihnachten!« Mum kommt zur Haust#252;r und schlie#223;t sie in die Arme. »Und Tark ... « Abrupt h#228;lt sie inne. »Lord ... « Unsicher sieht sie mich an. »Eure Lordschaft ... heit.« »Ach ... bitte, Mrs. Bloomwood.« Tarkie ist rot angelaufen. »Tarquin reicht v#246;llig.« Tarkies Gro#223;vater ist vor zwei Monaten an einer Lungenentz#252;ndung gestorben. Was wirklich tragisch war und alles, aber andererseits war er schon sechsundneunzig. Egal, entscheidend ist, dass Tarkies Dad den Titel eines Earl geerbt hat -Tarkie wird eines Tages Lord sein! Lord Jarquin Cleath-Stuart, was Suze dann zu einer Lady macht. Das ist alles derma#223;en erwachsen und vornehm, dass ich es kaum fassen kann. Au#223;erdem haben sie jetzt sogar noch mehr Fantastillionen an Geld und Land und Zeugs als vorher. Ihr neues Haus liegt in Hampshire, kaum eine halbe Stunde von hier. Es hei#223;t Letherby Hall und sieht aus wie in Man sollte meinen, Tarkie m#252;sste sich einen neuen Schal leisten k#246;nnen. Er wickelt ein absolut fadenscheiniges, abgewetztes, altes Ding von seinem Hals, das aussieht, als h#228;tte seine alte Amme es ihm vor zwanzig Jahren gestrickt. Na ja, vermutlich war es auch so. »Hast du was H#252;bsches zu Weihnachten bekommen, Tarkie?«, frage ich. Ich habe ihm dieses echt coole Aromatherapie-Zerst#228;uber Dings gekauft, das er bestimmt toll findet. Oder besser: Suze. »Absolut.« Er nickt begeistert. »Suze hat mir einen wundersch#246;nen Merino-Bock gekauft. Eine echte #220;berraschung.« Bock? Meint er Rock? »Das klingt ja toll!«, rufe ich. »Merino ist jetzt »Der Strickdesigner. Wei#223;t du, du k#246;nntest einen Rollkragenpulli zu deinem Schottenrock tragen«, sage ich, einer pl#246;tzlichen Eingebung folgend. »Das ist ein echt cooler Look.« Tarkie hat total den Faden verloren, und Suze prustet vor Lachen laut heraus. » Bex, ich habe ihm keinen Rock geschenkt, sondern einen »Oh, »Keine Sorge, er hat auch noch eine Jacke von mir bekommen«, f#252;gt Suze hinzu und grinst mich an. »F#252;r meine Fahrradtouren«, stimmt Tarkie mit ein. »Die ist total super, Liebling!« Ich hin klug genug, nicht »Oh, cool, eine von Belstaff?«, zu sagen. Mit »Fahrrad« meint Tarkie nicht dasselbe wie die meisten Menschen. Und tats#228;chlich scrollt Suze durch die Fotos in ihrem Handy und zeigt mir ein Bild von Tarkie im Tweed-Jackett, kauernd auf einem antiken Hochrad. Er hat Unmengen antiker Fahrr#228;der -manchmal verleiht er sie sogar als Requisiten an Fernsehproduktionen und zeigt denen, wie man in alten Zeiten darauf gefahren ist. (Leider h#246;rt man ihm nicht immer richtig zu. Und dann sieht Tarkie den Film im Fernsehen, und die machen es falsch, und er ist total deprimiert.) »Kommt mit in die K#252;che, Kinder! Da gibt es Saft und Kekse.« Wie eine Henne treibt Mum Ernest, Clementine und Wilfred zusammen. »Wo ist Minnie? Minnie, Sch#228;tzchen, komm und begr#252;#223; deine Freunde!« Wie ein Feuerball rast Minnie aus der K#252;che in den Flur, in ihrem roten Weihnachtskleid mit dem rot glitzernden Bommelhut und pinkfarbenen Feenfl#252;geln, die sie nicht mehr ablegen wollte, seit sie die in ihrem Strumpf gefunden hat. »Ketchup!«, schreit sie triumphierend und zielt mit der Flasche direkt auf Suzes Kleid. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Oh, nein. Oh, nein, oh, nein. Woher hat sie die? Wir stellen den Ketchup doch inzwischen immer auf das oberste Regal, seit. .. „Minnie, nein! »N eeeeiiin!« »Minnie!« »Suze!« Es ist wie in Ich wage nicht, Luke anzusehen. „Gib das her!“ Ich rei#223;e Minnie den Ketchup aus der Hand. »B#246;ses M#228;dchen! Suze, Tarkie, es tut mir »Ich entschuldige mich in aller Form f#252;r das ungeh#246;rige Betragen unserer Tochter«, sagt Luke«, mit bedeutsamer Sch#228;rfe in der Stimme. »Ach, kein Problem«, sagt Suze. »Sie hat es bestimmt nur aus Versehen getan, nicht, mein kleiner Schatz?« Sie verwuschelt Minnies Haar. »Absolut«, stimmt Tarkie mit ein.« Nichts passiert. Wenn ich nur mal kurz ... « Unbeholfen deutet er auf den Ketchup, der vorn von seiner Jacke tropft. « Selbstverst#228;ndlich!« Hastig nehme ich ihm die Jacke ab.Gut reagiert, Tarkie«, kann ich mir nicht verkneifen. Du warst echt schnell.« »Ach, das war doch gar nichts.« Er wirkt etwas besch#228;mt. »Jeder einigerma#223;en anst#228;ndige Bursche h#228;tte das getan.« Da zeigt sich nur mal wieder, wie innig er Suze liebt. Ohne auch nur einen Augenblick zu z#246;gern, ist er ihr beigesprungen. Wenn das nicht romantisch ist. Ich frage mich, ob Luke mich vor einer Salve Tomatenketchup retten w#252;rde. Vielleicht frage ich ihn sp#228;ter. Nur so aus Interesse. »Luke«, sagt Tarquin ein wenig zaghaft, als sie sich die Hand geben.« K#246;nnte ich dich vielleicht mal kurz bel#228;stigen?« »Kein Problem.« Luke sieht etwas #252;berrascht aus. »Wollen wir ins Wohnzimmer gehen?« »Ich nehme die Kinder mit in die K#252;che und k#252;mmere mich um diese Jacke ... « Mum nimmt sie mir aus der Hand. »Und Bex, du kannst mir die Sachen zeigen, die du aus dem Schlussverkauf hast!«, sagt Suze begeistert. »Ich meine ... #228;h ... wir k#246;nnen uns #252;ber die Kinder unterhalten«, verbessert sie sich eilig, als ich heimlich nach ihr trete. Als wir auf meinem Bett fl#228;zen und ich anfange, das ganze Zeug auszupacken, das ich nach Weihnachten gekauft habe, komme ich mir vor wie in alten Zeiten, als Suze und ich uns eine Wohnung in Fulham geteilt haben. Ich habe Suze ein paar Fotos vom Ausverkauf gesimst, und sie hat mir ihre Meinung gesagt. Und im Gegenzug hat sie mir ein paar Fotos von sich und Tarkie beim Moorhuhnkn#252;ppeln oderTaubenschie#223;en, oder was auch immer sie da treiben m#246;gen, geschickt. Suze ist so lieb und loyal, genau wie die Queen. Sie beklagt sich nie. Mal ehrlich, wo w#228;re man wohl lieber? Inirgendeinem eiskalten Moor oder bei Selfridges mit siebzig Prozent Rabatt? »Und ta-daaah!« Ich hole meinen gr#246;#223;ten Fang hervor. Meinen Ally-Smith-Limited-Edition-Cardigan mit dem ber#252;hmten Knopf. »Oh, mein Gott!«, quiekt Suze. »Wo hast du den her? War er runtergesetzt?« »Sechzig Prozent! Nur hundertzehn Pfund!« »Sieh dir den Knopf an!« Suze streckt ihre Hand aus und streichelt ihn begehrlich.« Ist er nicht toll?« Selig strahle ich sie an.« Ich werde ihn so oft tragen, dass sich der Preis Die T#252;r geht auf, und Luke kommt herein. »Oh, hi.« Instinktiv -bevor ich merke, dass ich es tue schiebe ich eine meiner T#252;ten unters Bett. Es ist nicht wirklich so, als h#228;tte er etwas dagegen einzuwenden. Ich meine, es ist ja mein Geld. Ich habe es selbst verdient, und ich kann damit machen, was ich will. Es ist nur so, dass Luke Mum und mich so verbl#252;fft angestarrt hat, als wir gestern Morgen um sieben Uhr auf den Beinen waren, um zum Ausverkauf zu pilgern. Er sah erst uns an, dann die Geschenke, die noch unterm Baum lagen, und sagte: »Habt ihr denn noch nicht genug Sachen bekommen?« Was nur zeigt, wie wenig er von irgendwas versteht. Weihnachtsgeschenke und Ausverkauf sind zwei »Bex hat ein tolles Schn#228;ppchen beim Schlussverkauf gemacht«, sagt Suze hilfreich. »Findest du ihren neuen Cardigan nicht auch h#252;bsch?« Luke sieht ihn sich an. Er dreht sich um und mustert mich einen Moment -dann wieder den Cardigan. Dann runzelt er die Stirn, als w#252;rde er sich wundern. »Was hat er gekostet?« »Hundertzehn, sage ich trotzig. »Sechzig Prozent runtergesetzt. Designerst#252;ck. Limited Edition.« »Also ... du hast hundertzehn Pfund f#252;r eine Strickjacke ausgegeben, die genauso aussieht wie die, die du gerade tr#228;gst.« » »Die ist identisch.« »Nein, ist sie nicht. Wie kannst du so was sagen?« Es folgt eine kurze Pause. Wir starren einander an, als wollten wir sagen: »Habe ich einen Geisteskranken geheiratet?« »Beide sind hellbeige.« Luke z#228;hlt seine Finger ab. »Beide haben einen gro#223;en Knopf. Beide sind Strickjacken. Identisch.« Ist er blind? »Aber der Knopf sitzt an einer anderen »V#246;llig anders.« Suze nickt leidenschaftlich. Seine Miene zeigt mir deutlich, dass Luke es nicht begreift. Manchmal frage ich mich, wie jemand, der so unaufmerksam ist, im Leben so erfolgreich sein kann. »Und dieser Knopf ist »Genau!« Ich deute auf den #252;bergro#223;en Knopf mit den typischen Ally-Smith-Kristallen. »Darum geht es doch bei diesem St#252;ck #252;berhaupt -um diesen au#223;ergew#246;hnlichen Knopf. Er ist so was wie ... ein Erkennungszeichen.« »Du hast also hundert Pfund f#252;r einen Knopf ausgegeben.« Mein Gott, manchmal ist er aber auch nervig. »Es ist eine Zutiefst entr#252;stet starre ich ihn an. »Nat#252;rlich nicht nur Luke gibt so ein Schnauben von sich. »Becky, hast du irgendetwas schon hundert Mal getragen? Ich betrachte es als Erfolg, wenn du irgendwas wenigstens Haha, sehr witzig. »Ich wette mit dir, dass ich ihn hundert Mal trage. Mindestens.« Entschlossen streife ich meinen Cardigan ab und ziehe den von Ally Smith an. »Siehst du? Jetzt habe ich ihn schon einmal getragen.« Ich werde es ihm zeigen. Ich werde ihn »Ich muss los. Tarquin wartet auf mich.« Luke wirft Suze einen fragenden Blick zu. »Da habt ihr ja ein ganz sch#246;nes Unternehmen geerbt.« »Oh, ich wei#223;« ,sagt Suze. »Der arme Tarkie war schon ganz aus dem H#228;uschen, also habe ich gesagt: »Frag Luke, »Nun, ich bin froh, dass du das gesagt hast.« Luke bl#228;ttert schon eine Weile in seinem Aktenschrank herum. Er knallt ihn zu und geht hinaus. »Bis sp#228;ter.« »Was hat das zu bedeuten?« sage ich verdutzt. »Was f#252;r ein Unternehmen denn?« »Ach, dieses Shetland-Shortbread-Ding«, sagt Suze vage. «Es ist ein ziemlich gro#223;er Deal, und jetzt geh#246;rt es uns ... « Moment. Noch mal. »Euch geh#246;rt Ach, das w#228;re cool. Ich frage mich, wie viele sie wohl umsonst bek#228;me. Vielleicht ... eine Kiste pro Jahr? Nein, das ist l#228;cherlich. Mindestens zehn Kisten pro Jahr, oder? Nachdem ich Suze alle meine Sachen gezeigt habe, husche ich nach unten und mache Kaffee und sehe nach, ob bei den Kindern alles in Ordnung ist. Als ich wieder nach oben komme, schlendert Suze im vollgestopften Zimmer herum und sieht sich alles ganz genau an, wie sie es immer tut. Sie blickt auf, mit einem Stapel alter Fotos in der Hand, die ich l#228;ngst in Alben kleben wollte. »Bex, ich kann gar nicht glauben, dass ihr endlich hier auszieht. Es kommt mir vor, als w#228;rt ihr schon eine Ewigkeit hier. « »Es » Was sagen deine Eltern denn dazu?« »Wir haben es ihnen noch nicht erz#228;hlt.« Ich werfe einen Blick zur T#252;r und spreche leiser. »Ich glaube, sie werden uns ziemlich vermissen, wenn wir nicht mehr da sind. Ehrlich gesagt ... ich mache mir ein bisschen Sorgen, wie sie es aufnehmen werden. « Die Wahrheit ist, dass Mum und Dad sich sehr daran gew#246;hnt haben, dass wir da sind. Besonders Minnie. Jedes Mal, wenn ein Hauskauf in die Hose ging, waren sie insgeheim froh, wie Mum mir einmal anvertraut hat. »Oh, Gott, nat#252;rlich!« Suze verzieht vor Sorge das Gesicht. »Sie werden am Boden zerst#246;rt sein. Deine arme Mum wird reichlich Beistand brauchen. Vielleicht k#246;nnt ihr eine Trauerhilfe organisieren!«, f#252;gt sie findig hinzu. »Ich wette, es gibt so was wie Empty-Nest-Workshops.« »Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen.« Ich seufze. »Aber wir k#246;nnen ja nicht ewig hierbleiben, oder? Ich meine, wir brauchen doch unser eigenes Zuhause.« »Selbstverst#228;ndlich braucht ihr das«, sagt Suze verst#228;ndig. »Keine Sorge, deine Eltern werden schon damit zurechtkommen. Jetzt mach schon, zeig mir das Haus! Wie ist es? Was muss noch daran gemacht werden?“ »Na ja, es muss nicht »Acht Schlafzimmer!“ Suze zieht ihre Augenbrauen hoch. »Wow!« »Ich wei#223;. Es ist echt riesig! Drinnen ist es viel gr#246;#223;er, als es von drau#223;en aussieht. Und alles ist frisch gestrichen und so. Aber trotzdem sollten wir ihm unseren Stempel aufdr#252;cken, oder?« »Definitiv.« Suze nickt weise. Suze wei#223; einfach, wie ich ticke - »Ich hab schon haufenweise Pl#228;ne geschmiedet«, rufe ich begeistert. »Zum Beispiel k#246;nnten wir in der Diele einen richtig coolen Hutst#228;nder haben, an dem eine einzelne, nietenbesetzte Alexander-Wang-Tasche h#228;ngt. Das w#228;re doch ein Statement!« Ich suche unter dem Bett nach der Skizze, die ich angelegt habe, und zeige sie ihr. »WOw“, haucht Suze. »Das sieht ja toll aus. Hast du denn eine Alexander-Wang-Tasche?“ »Ich m#252;sste eine kaufen“, erkl#228;re ich. »Und daneben k#246;nnte vielleicht ein Tischchen mit ein bisschen Lara-Bohnic-Schmuck stehen?« »Ich liebe Lara Bohnic!«, ruft Suze begeistert. »Hast du was von ihr? Das musst du mir zeigen!« »Nein, also, das m#252;sste ich auch erst noch kaufen. Aber ich meine, es w#228;re ja nicht f#252;r Einen Moment lang sieht Suze mich an. Es ist derselbe Blick wie damals, als ich uns als Telefonwahrsagerinnen etablieren wollte. (Was ich »Ja! Wieso nicht?« »Bex, niemand kauft eine Tasche und Schmuck f#252;r sein Haus.« »Na, vielleicht sollten die Leute es aber tun! Vielleicht s#228;hen ihre H#228;user besser aus, wenn sie es t#228;ten! Und au#223;erdem, keine Sorge, ich kaufe ja auch ein Sofa.« Ich schmei#223;e ihr einen Stapel Einrichtungsmagazine hin. »Mach schon, such mir ein h#252;bsches aus!« Eine halbe Stunde sp#228;ter ist das Bett von Zeitschriften #252;bers#228;t, und wir beide liegen schweigend da, erg#246;tzen uns an #252;berdimensionierten, orangefarbenen Samtsofas und Treppen mit eingebauter Beleuchtung und K#252;chen mit poliertem Granit und T#252;ren aus alten Holzbohlen. Das Problem ist nur, ich m#246;chte, dass mein Haus wie »Ihr habt ja einen riesigen Keller!« Suze sieht sich noch mal den Grundriss des Hauses an. »Was wollt ihr damit anfangen?« »Gute Frage!« Ich blicke auf. »Ich finde, da sollten wir einen Fitnessraum einrichten. Aber Luke will seine bl#246;den, alten Flaschen da unten lagern und Weinproben durchf#252;hren.« » »Du hast recht! Das w#228;re so cool! Aber Luke hat diesen ganzen wertvollen, alten Wein eingelagert, und er freut sich schon darauf, dass er ihn bald wieder rausholen kann. « Das ist etwas, das ich an Luke nicht begreife. Seine Liebe f#252;r megateuren Wein, wo man doch f#252;r einen Zehner einen passablen Pinot Grigio kriegen und den Rest f#252;r Klamotten ausgeben k#246;nnte. »Also, es gibt ein Schlafzimmer f#252;r dich und Luke ... « Suze betrachtet immer noch den Grundriss. »Eins f#252;r Minnie ...« »Ein Zimmer f#252;r Kleider.« »Eins f#252;r Schuhe?« »Absolut. Und eins f#252;r Make-up.« »Oh!« Interessiert blickt Suze auf. »Ein Schminkzimmer! Hat Luke schon zugestimmt?« »Ich werde es »Bibliothek nennen«, erkl#228;re ich. »Aber dann bleiben immer noch drei Schlafzimmer.« Suze blickt auf und zieht vielsagend die Augenbrauen hoch. »Irgendwelche Pl#228;ne ... was ihr damit anfangen wollt?« Was soll ich sagen? Genau deshalb h#228;tte ich Suze heiraten sollen. »Er sagt, Minnie ist so wild, und mit zwei Kindern kommen wir nicht zurecht, und wir sollten uns einfach an dem freuen, was wir haben. Er ist nicht zu bewegen.« Tr#252;bsinnig ziehe ich die Schultern hoch und bl#228;ttere in einem Artikel #252;ber antike B#228;der herum. »K#246;nntest du ihn einfach ... #252;berrumpeln?«, sagt Suze nach einer Weile. »Einfach zuf#228;llig absichtlich die Pille vergessen und so tun, als w#228;re es aus Versehen passiert? Er wird das Baby schon lieben, wenn es da ist.« Ich muss gestehen, dass mir der Gedanke selbst schon gekommen ist. Insgeheim. Aber ich br#228;chte es nicht #252;bers Herz, ihn anzul#252;gen. »Nein.« Ich sch#252;ttle den Kopf. »Ich will ihn nicht hintergehen. Ich m#246;chte, dass er noch ein Kind »Vielleicht #228;ndert er seine Meinung nach der Taufe.« Suzes Augen leuchten auf. »Wei#223;t du, wir haben bei Ernies Taufe beschlossen, dass wir noch ein Kind wollen. Ernie sah so anbetungsw#252;rdig aus, und wir dachten, wir h#252;bsch es w#228;re, wenn er einen Bruder oder eine Schwester bek#228;me, also haben wir es darauf angelegt. Allerdings haben wir am Ende »M#246;glich.« Ich schweige einen Moment, mache mich f#252;r die gro#223;e Frage bereit. Ich m#246;chte sie nicht stellen. Doch ich muss jetzt tapfer sein. »Suze ... w#252;rdest du mir gegen#252;ber in einer bestimmten Sache ehrlich sein? Wirklich total ehrlich?« »Okay«, sagt sie etwas besorgt. »Aber nicht, wenn es darum geht, wie oft in der Woche wir Sex haben.« Was? Wo kam Wie dem auch sei. »Es geht nicht um Sex.« Ich zwinge mich, zum Thema zur#252;ckzukehren. »Es ist nur ... findest du Minnie Ich sp#252;re schon, wie ich vor lauter Beklommenheit zur#252;ckschrecke. Was ist, wenn sie »Nein!«, sagt Suze sofort.« Nat#252;rlich ist Minnie nicht « Deine schon«, sage ich verdrossen. »Bei denen geht nie irgendwas schief.« »Oh, mein Gott! Soll das ein Witz sein?« Suze setzt sich aufrecht und legt den Grundriss unseres Hauses weg.« Wir haben »Ach, Suze«, sage ich mitf#252;hlend. Ich muss nicht fragen, wieso Ernie so gut Deutsch spricht. F#252;r Tarquin ist Wagner die einzige Musik, die es wert ist angeh#246;rt zu werden, und er spielt sie allen seinen Kindern vor, jeden Abend. Nicht, dass man mich falsch versteht. Ernie ist mein Patenkind, und ich liebe ihn #252;ber alles. Aber bei meinem letzten Besuch hat er mir die ganze Geschichte von den SonstwasSingern erz#228;hlt, was Stunde um Stunde gedauert hat, und fast w#228;re ich dabei vor Langeweile eingegangen. »Ich muss bei der Schulleiterin vorsprechen«, f#228;hrt Suze fort und sieht richtig ersch#252;ttert aus. » Was soll ich machen, wenn sie mich bittet, ihn von der Schule zu nehmen?« Alle meine Sorgen sind vergessen, als ich ihr einen Arm um die Schulter lege und sie an mich dr#252;cke. Wie kann es jemand wagen, Suze derma#223;en zuzusetzen? Und f#252;r wen halten sich diese Bl#246;dm#228;nner #252;berhaupt? Ich habe Ernies Schule gesehen, als Suze und ich ihn einmal abgeholt haben. Die sind ziemlich hochn#228;sig, mit lila Blazern, und es kostet eine Million Pfund pro Jahr oder so, und da ist nicht mal das Essen mit drin. Wahrscheinlich sind sie so sehr mit dem Z#228;hlen der Schulgeb#252;hren besch#228;ftigt, dass sie keine Zeit mehr haben, ein echtes Talent zu erkennen. »Es geht bestimmt gut«, sage ich unersch#252;tterlich. »Und wenn sie Ernie nicht wollen, dann taugt die Schule offensichtlich nichts.« Sollte mir diese Schulleiterin je #252;ber den Weg laufen, werde ich ihr die Meinung sagen, und zwar »Ich wei#223;, Bex! Ich hab's! Du solltest dir ein Kinderm#228;dchen besorgen.« »Ein »Wer passt auf Minnie auf, wenn du bei der Arbeit bist? Immer noch deine Mum?« Ich nicke. Seit mein Mutterschaftsurlaub vorbei ist, arbeite ich zweieinhalb Tage die Woche als Personal Shopper bei »Bringt deine Mum sie in den Kinderladen?« Ich verziehe das Gesicht. »Nicht wirklich.« Mum steht nicht auf Kinderl#228;den. Einmal war sie bei Tick Tock und bekam mit einer anderen Gro#223;mutter Streit dar#252;ber, wer die bessere Fernseh-Miss-Marple ist, und danach wollte sie nie wieder dorthin. »Und was machen die beiden dann?« »Na ja, unterschiedlich ... «, sage ich vage. »Sie machen viel so P#228;dagogisches ... « Was leicht geflunkert ist. Soweit ich es beurteilen kann, bleibt das Programm immer gleich. Sie gehen shoppen und trinken Tee im Cafe bei Debenhams, dann kommen sie nach Hause und gucken Disney-Videos. Mein Gott, vielleicht hat Suze recht. Vielleicht braucht Minnie mehr Routine. Vielleicht ist »Ein Kinderm#228;dchen wird sie schon auf die richtige Spur setzen«, sagt Suze zuversichtlich. »Au#223;erdem sorgt die f#252;rs Essen und die W#228;sche und alles, und Luke wird sehen, wie leicht alles gehen kann. Dann wird er seine Meinung sofort #228;ndern. Vertrau mir.« Ich Ich sehe eine Mischung aus Mary Poppins und Mrs. Doubtfire vor mir, voll gem#252;tlich mit Sch#252;rze und einem L#246;ffel Zucker und unz#228;hligen Lebensweisheiten. Im ganzen Haus kehrt Ruhe ein, und alles duftet nach frisch gebackenem Brot. Minnie wird ein reines Engelchen, das still im Tr#228;gersch#252;rzehen dasitzt und mit Knetgummi spielt, und Luke wird mich augenblicklich ins Bett zerren und begatten. Ich meine, allein schon wegen der Begattung w#228;re es die Sache wert. » Ich nehme ihr das Notebook ab und sitze vor einer Website, die hei#223;t: Mein Kinn sinkt leicht herab, als ich abw#228;rtsscrolle. Himmelarsch. Diese Kinderm#228;dchen sehen kein bisschen aus wie Mrs. Doubtfire. Die sehen aus wie Elle McPherson. Sie haben alle makellose Z#228;hne, eine makellose Bauchmuskulatur und ein intelligentes L#228;cheln. Unsere modernen, top ausgebildeten Nannies sind liebevoll, vertrauensw#252;rdig und gebildet. Sie #252;bernehmen die volle Planung und Organisation des Tagesprogramms und bereiten f#252;r Ihr Kind ausgewogene Mahlzeiten zu. Dar#252;ber hinaus f#246;rdern sie die physische, emotionale und intellektuelle Entwicklung Ihres Kindes. gt;Ultimate Nannieslt; sind hoch qualifiziert und Experten f#252;r kindliche Ern#228;hrung, Sicherheit, kulturelle Bereicherung und kreatives Spiel. Viele sprechen flie#223;end Franz#246;sisch/Mandarin und/oder bieten Unterricht in Musik, Mathematik nach der KUMON-Methode sowie in asiatischen Kampfsportarten oder Ballett an. Ich f#252;hle mich total unf#228;hig, w#228;hrend ich durch die Bilder l#228;chelnder M#228;dchen mit langem, schimmerndem Haar scrolle, die Gem#252;se-Risotto kochen, durch den Garten dribbeln oder im Judoanzug dastehen. Kein Die Sache ist nur (ein klitzekleiner Einwand): M#246;chte ich, dass ein M#228;dchen mit schimmerndem Haar in engen Jeans und Sushi-Zubereitungs-Sch#252;rze durchs Haus t#228;nzelt? Was ist, wenn es zwischen Luke und ihr pl#246;tzlich funkt? Was ist, wenn er auch Unterricht in »asiatischer Kampfkunsh haben m#246;chte? Ich z#246;gere einen Augenblick. Meine Hand schwebt #252;ber dem Mousepad. Komm schon. Ich bin eine erwachsene Frau. Ich muss an die Vorteile f#252;r Minnie denken. Ich muss daran denken, dass ich einen liebevollen, treuen Ehemann habe und ich beim letzten Mal, als ich dachte, er w#252;rde sich mit einem M#228;dchen mit schimmernd rotem Haar vergn#252;gen, an dessen Namen ich mich nicht mal erinnern m#246;chte (Siehst du, Venetia? Au#223;erdem, falls die Nanny tats#228;chlich sexy sein und seidiges Haar haben sollte, kann ich ihre Arbeitszeit so legen, dass Luke sie nie zu sehen bekommt. Entschlossen f#252;lle ich das Formular aus und dr#252;cke »Senden«. Das ist die L#246;sung! Rufen wir Experten hinzu. Der einzige Mensch, den ich dazu noch #252;berreden muss, ist Mum. Sie ist nicht gerade scharf auf Kinderm#228;dchen. Oder Tagesm#252;tter. Nicht mal auf Babysitter. Aber das liegt nur daran, dass sie sich zu viele Vorabendserien #252;ber b#246;se, geisteskranke Kinderm#228;dchen ansieht. Ich meine, nicht Und will sie nicht auch, dass ihr Enkelkind kultiviert und ausgeglichen wird? Will sie denn nicht auch, dass Minnie zu den Erfolgreichen von morgen geh#246;rt? Genau. Als ich nach unten gehe, finde ich Suze bei Luke und Tarquin im Wohnzimmer. Auf dem Tisch sehe ich eine leere Kaffeekanne und einen Riesenstapel von Papieren, und offensichtlich sind sie voll bei der Arbeit. »Ihr m#252;sst Shetland Shortbread als Tarquin dagegen sieht aus wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht. »Absolut«, sagt er nerv#246;s. »Markenwerte. #196;h ... hi, Becky. Luke ist uns eine gro#223;e Hilfe. Wir wissen gar nicht, wie wir euch danken sollen.« »Nein, wirklich. Keine Ursache.« Luke klopft ihm auf die Schulter. »Aber ihr m#252;sst euch neu ausrichten, Tarquin. Stell ein effektives Team zusammen! Bastle dir eine Strategie, und orientiere dich daran!« Ich muss mir das Kichern verkneifen. Sogar »Ich lese mir diese Vertr#228;ge f#252;r dich durch und sage dir, was ich davon halte.« Luke nimmt seinen BlackBerry. »Ich wei#223;, dass deine Leute sie abgewunken haben, aber wie gesagt: Ich glaube, da ist mehr drin.« »Wirklich, Luke ...«, protestiert Tarquin kraftlos. »Du hast schon viel zu viel Zeit darauf verwendet ... « »Sei nicht albern.« Luke l#228;chelt ihm kurz zu und stellt seinen BlackBerry wieder an. Tarquins knochiges Gesicht l#228;uft rot an. Er wirft Suze einen gequ#228;lten Blick zu, ringt mit den H#228;nden und r#228;uspert sich. »Luke, ich wei#223;, du hast deine eigene Firma«, platzt er pl#246;tzlich heraus, »aber ich w#252;rde dir liebend gern einen Posten anbieten. Gesch#228;ftsf#252;hrer unserer gesamten Besitzt#252;mer. Zu deinen Bedingungen. Auch was das Gehalt anbelangt.« »Einen »Oh, ja!« Begeistert klatscht Suze in die H#228;nde. »Gro#223;artige Idee! Das w#228;re ja wunderbar! Wir k#246;nnten ihnen doch auch eine Unterkunft stellen, oder?«, sagt sie zu Tarkie. »Das kleine Schloss in Perthshire w#228;re perfekt! Ich meine, nicht ann#228;hernd so h#252;bsch wie euer Haus in Maida Vale«, f#252;gt sie loyal hinzu. »Aber als Ferienhaus?« »Und ich kann mein Gehalt selbst bestimmen?«, sagt Luke langsam . »Ja«, antwortet Tarquin nach kurzem Z#246;gern. »Ja, nat#252;rlich.« »F#252;r sechzig Prozent aller Bruttoeinnahmen w#252;rde ich es machen«, kommt es von Luke wie aus der Pistole geschossen. Was folgt, ist sprachloses Staunen. Ich kann nicht glauben, was ich da h#246;re. #220;berlegt Luke tats#228;chlich, Brandon Communications aufzugeben, um den Besitz der Cleath-Stuarts zu verwalten? W#252;rden wir in einem Schloss wohnen? Oh, mein Gott. Wir w#228;ren ein echter Clan! Wir h#228;tten unser eigenes Schottenmuster! Knallpink mit Silber und Schwarz. Es w#228;re der »McBloomwood of Brandom-Tartan, und wir w#252;rden schottische T#228;nze tanzen, und Luke w#252;rde eine fellbesetzte Tasche #252;ber seinem Kilt tragen ... »Ich ... #228;h ... «Tarquin wirft Suze einen panischen Blick zu. »#196;h. Das scheint mir ... angemessen ... « »Tarquin!« Luke explodiert f#246;rmlich. »Selbstverst#228;ndlich sind sechzig Prozent verdammt noch mal »Ich wusste, dass Luke nicht wirklich »Ich wei#223;.« Ich nicke, obwohl ich mich insgeheim etwas im Stich gelassen f#252;hle. Im Geiste war ich schon in ein schottisches Schloss gezogen und hatte unser zweites Kind »Morag« genannt. »Nun, ich m#246;chte mich aber mit einer Klitzekleinigkeit erkenntlich zeigen« sagt Tarquin in diesem stinkvornehmen, gestelzten Ton. »D#252;rfte ich euch zum Essen einladen? Oder auf eine Wochenendjagd? Oder ... oder ... wollt ihr den Sommer in unserem Haus in Frankreich verbringen? Oder ...« » »Was?« , sage ich hellwach. »Was ist los?« Luke blickt auf und scheint erst jetzt zu merken, dass wir ihn alle anstarren. »Ach, nichts.« Er setzt ein freundliches L#228;cheln auf, was bedeutet, dass er nicht dar#252;ber reden will. »Becky, ich muss los. Ich f#252;rchte, es wird sp#228;t heute Abend.« »Du kannst doch nicht so einfach gehen!«, sage ich ersch#252;ttert. »Was ist mit unserem zweiten Weihnachtsfest? Was ist mit Jess und Tom?« »Bestell ihnen liebe Gr#252;#223;e.« Und schon ist er drau#223;en. »Was ist los?(" rufe ich ihm hinterher. »Was ist denn passiert?« Aber er antwortet nicht, und gleich darauf h#246;re ich die Haust#252;r zuknallen. »Wer ist da an der T#252;r?« Mums Stimme hallt den Flur entlang. »Ist da jemand?« »Das war nur Luke«, rufe ich zur#252;ck. »Er muss zur Arbeit. Es gab da einen Notfall ... »Ich h#246;re wieder die Haust#252;r klappern und dann Dads Stimme. »Jess! Tom! Willkommen zu Hause!« Ich renne in die Diele, gefolgt von Suze, und da ist sie schon. So lang und schlank und braungebrannt wie eh und je, das kurze Haar von der Sonne ausgeblichen, in grauem Kapuzenpulli und ausgewaschenen Jeans. »Becky.« Sie umarmt mich, setzt ihren gigantischen Rucksack ab. »Sch#246;n, dich zu sehen. Gerade ist noch Luke an uns vorbeigehetzt. Hi, Suze.« »Willkommen daheim! Hi, Tom!« »Hat schon jemand Janice angesimst?« Mum kommt aus der K#252;che gelaufen. »Wei#223; Janice Bescheid?« »Ich rufe es #252;ber den Zaum, sagt Dad. »Geht schneller als simsen.« »Schneller als simsen?«, erwidert Mum. »Unsinn! Eine SMS kommt »Du meinst, du k#246;nntest schneller eine SMS schreiben, als ich es #252;ber den Zaun rufe?«, spottet Dad. »Das will ich sehen. Bis du dein Handy raus geholt hast ... « »Bis du r#252;bergelaufen bist, habe ich die SMS l#228;ngst abgeschickt!« Mum hat ihr Handy schon gez#252;ckt. »Janice!«, schreit Dad, als er die Auffahrt hinunterl#228;uft. »Janice, Tom ist da! Siehst du?«, ruft er Mum triumphierend zu. »Gute, alte Sofortkommunikation: die menschliche Stimme.« »Ich hatte schon ganz vergessen, wie deine Eltern sind«, sagt Tom am#252;siert zu mir, und ich grinse zur#252;ck. Er sieht gut aus. Markanter als vorher, unrasiert und schmaler um die Wangen. Es ist, als h#228;tte er endlich ein Gesicht bekommen. Au#223;erdem kaut er Kaugummi, sodass Mundgeruch kein Thema ist. »Jane«, f#252;gt er hinzu, »ich gehe sowieso gleich r#252;ber, also musst du meiner Mum nicht extra eine SMS ... « Mum ignoriert ihn. Aber ich antworte nicht. Ich bin viel zu fasziniert von Jess' linker Hand, als sie den Rei#223;verschluss an ihrem Kapuzenpulli aufzieht. Sie tr#228;gt einen Ring! An ihrem Ringfinger! Okay, es ist nicht gerade ein Solit#228;r von Cartier. Er ist aus Knochen oder Holz oder so, mit etwas, das wie ein kleiner, grauer Kieselstein aussieht. Dennoch, es ist ein Ring! An ihrem Verlobungsfinger! Ich sehe Suzes Blick, und sie hat ihn offensichtlich auch bemerkt. Das ist echt cool! Noch eine Familienhochzeit! Minnie kann Brautjungfer sein! »Was ist?« Aufmerksam sieht Mum von Suze zu mir. »Was habt ihr ... Tom ist verschwunden, und Jess beugt sich #252;ber ihren Rucksack, bemerkt uns gar nicht. Mum f#228;ngt an, lautlos etwas Langes und Kompliziertes #252;ber Jess' Kopf hinweg zu sagen. Sie wiederholt es mehrmals und zieht ein frustriertes Gesicht, weil wir sie nicht verstehen. Dann fangt sie an zu gestikulieren, und ich kriege einen Lachkrampf. »Komm mit ins Wohnzimmer, Jess!«, presse ich hervor. »Setz dich! Du musst ersch#246;pft sein.« »Ich mache uns einen Tee.« Mum nickt. Typisch Jess, sich heimlich zu verloben und keinem ein Wort davon zu sagen. Ich an ihrer Stelle w#228;re hereingeplatzt und h#228;tte gerufen: »Ratet mal, was passiert ist! Seht euch meinen Kieselring an!« »Jess!«, h#246;ren wir Janices leicht schrille Stimme, als sie vor der Haust#252;r ankommt. Ihr Haare sind frisch gef#228;rbt, in knalligem Rotbraun, und sie tr#228;gt lila Lidschatten, passend zu ihren Schuhen Sofort f#228;llt ihr Blick auf Jess' Ring. Ich werde noch vor Lachen platzen, wenn ich mich nicht schnell verziehe. Ich folge Mum in die K#252;che, wo die Kinder allesamt vor der »Wir m#252;ssen uns ganz Ja, genau. Als wir ins Wohnzimmer kommen, sitzt Jess auf dem Sofa und nimmt offensichtlich gar nicht wahr, dass Janice, Martin, Dad und Suze, die ihr im Halbkreis gegen#252;bersitzen, allesamt ihre linke Hand anstarren, als w#252;rde sie radioaktiv leuchten. Als ich mich setze, werfe ich einen Blick aus dem Fenster und sehe Tarquin und Ernie drau#223;en im Garten. Tarkie macht mit den Armen seltsam werfende Bewegungen, und Ernie ahmt ihn nach. Ich sto#223;e Suze an und sage leise: »Ich wusste gar nicht, dass Tarkie Tai Chi macht! Er ist echt gut!« Suze f#228;hrt herum und sp#228;ht aus dem Fenster. »Das ist nicht Tai Chi! Sie #252;ben Fliegenfischen.« Die beiden sind v#246;llig vertieft -im Grunde sehen sie richtig niedlich aus, wie in einer Tierdoku, wenn Vater B#228;r seinem kleinen B#228;ren das Jagen beibringt. (Abgesehen von dem winzigen Umstand, dass sie imagin#228;re Fische fangen. Mit nicht vorhandenen Angelruten.) »Ernie hat sogar schon eine Forelle in unserem Bach gefangen!«, sagt Suze stolz. »Mit nur ganz wenig Hilfe.« Na, also. Ich »So!«, sagt Mum fr#246;hlich. »Tee, Jess?« »Ja, danke.« Jess nickt. Wir schenken Tee ein, und es folgt eine kurze Pause. So eine kleine »Hat jemand irgendwas zu verk#252;nden?«-Pause. Aber Tom und Jess sagen nichts. Janice hebt ihre Tasse an die Lippen, dann stellt sie sie wieder ab und atmet bebend aus, als k#246;nnte sie die Anspannung nicht mehr ertragen. Urpl#246;tzlich leuchtet ihr Gesicht auf. »Dein Geschenk! Jess, ich hab dir eine Kleinigkeit gebastelt ... « Sie galoppiert f#246;rmlich zum Baum, hebt ein P#228;ckchen auf und f#228;ngt an, das Geschenkpapier selbst abzurei#223;en. »Selbst gemachte Honighandcreme«, sagt sie atemlos. »Ich hab dir doch erz#228;hlt, dass ich angefangen habe, Kosmetika herzustellen, aus rein nat#252;rlichen Zutaten ... Trag sie auf« Janice dr#252;ckt Jess die Creme in die Hand. Gebannt sehen wir alle zu, wie Jess den Ring abnimmt, Handcreme auftr#228;gt und dann den Ring wieder aufsteckt, ohne ein Wort zu sagen. »Die ist toll.« Jess schn#252;ffelt an ihrer Hand. »Danke, Janice. Sch#246;n, dass du sie selbst gemacht hast.« »Wir haben alle etwas #214;kologisches f#252;r dich«, sagt Mum liebevoll. »Wir wissen ja, wie du bist, was Chlorbleiche und Naturfasern angeht. Wir haben alle was dabei gelernt, stimmt's, Becky?« »Na, das freut mich.« Jess nimmt einen Schluck Tee. »Es ist doch erstaunlich, dass die westlichen Verbraucher nach wie vor so fehlgeleitet sind. « »Ich wei#223;.« Mitleidig sch#252;ttle ich den Kopf. »Die haben echt »Sie fallen auf alles rein, wenn nur das W#246;rtchen »gr#252;n« draufsteht.« Jess sch#252;ttelt den Kopf. »Da gibt es offenbar sogar eine fiese, unverantwortliche Firma, die Yogamatten verkauft, die aus giftigen Computerteilen gefertigt werden. Sie versuchen, die Dinger als Recycelt zu verkaufen. In Guatemala kriegen die Kinder bei der Herstellung Asthma.« Sie schl#228;gt mit der Hand aufs Sofa. »Wie kann »Aber wirklich!« Ich schlucke trocken, mein Gesicht wird hei#223;. Ich wage nicht, Mum anzusehen. »Was m#252;ssen das f#252;r Vollidioten sein? Ich glaube, ich sortiere die Geschenke mal ein bisschen ...« L#228;ssig schlendere ich zum Weihnachtsbaum hin#252;ber und schiebe die guatemaltekische Yogamatte mit dem Fu#223; hinter den Vorhang. Das war das letzte Mal, dass ich diesem sogenannten »gr#252;nen« Katalog vertraut habe. Die haben gesagt, sie w#252;rden den Menschen »Mein Geschenk f#252;r dich ist leider noch nicht angekommen«, sage ich zu Jess, als ich mich wieder hinsetze. »Aber du kriegst ... #228;h ... Kartoffeln. Einen gro#223;en Sack voll. Ich wei#223; ja, wie gern du sie isst. Und den Sack kannst du hinterher als organisch recycelte Reisetasche nutzen. « »Oh.« Jess wirkt etwas erstaunt. »Danke, Becky.« Sie nimmt einen Schluck Tee. »Und wie laufen die Vorbereitungen f#252;r die Taufe?« »Super, danke.« Erleichtert st#252;rze ich mich auf den Themenwechsel. »Das Essen und alles drumherum wird russisch sein. Es gibt Blinis mit Kaviar und Wodka, und f#252;r Minnie habe ich ein absolut traumhaftes Kleidchen ... « »Habt ihr euch schon auf einen zweiten Namen geeinigt?«, stimmt Mum mit ein. » Denn Reverend Parker rief gestern an und hat noch mal nachgefragt. Du musst dich langsam entscheiden, Liebes.« »Mach ich!«, beteuere ich. »Es ist nur echt schwer!« Wir hatten keinen zweiten Namen f#252;r Minnies Geburtsurkunde. (Okay, in Wahrheit gab es einen kleinen Streit. Luke war total uneinsichtig, was »Dior« anging. Und »Temperley«. Und nie im Leben w#252;rde ich mich auf »Gertrude« einlassen, selbst wenn es von Shakespeare kommt.) Also haben wir sie als »Minnie Brandon« eingetragen und beschlossen, ihr die anderen Namen bei der Taufe zu geben. Das Problem ist nur, dass es nicht leichter wird, je mehr Zeit vergeht. Luke lacht nur, wenn er meine Vorschl#228;ge liest, und sagt: »WOZU braucht sie #252;berhaupt einen zweiten Namen?« was »Und gibt es bei dir was Neues, Tom?«, platzt Janice in ihrer Verzweiflung pl#246;tzlich heraus. »Ist irgendwas passiert? Gibt es was zu erz#228;hlen? Gro#223;, klein ... irgendwas?« Sie beugt sich auf ihrem Sessel vor wie ein Seehund, der sich einen Fisch schnappen will. »Also, ja ... « Tom grinst ein wenig. »Wenn ich ehrlich sein soll, haben wir was zu erz#228;hlen.« Und zum ersten Mal tauschen er und Jess einen dieser »Wollen wir es ihnen sagen?« -Blicke. Oh, mein Gott. Sie sind es wirklich! Sie sind verlobt! Mum und Janice sitzen starr und aufrecht auf dem Sofa. Janice sieht aus, als m#252;sste sie gleich implodieren. Suze zwinkert mir zu, und ich grinse selig. Das wird ein Riesenspa#223;! Wir k#246;nnen uns »Jess und ich m#246;chten euch gern mitteilen ... «, Tom blickt gl#252;cklich in die Runde, » ... wir haben geheiratet.« |
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