"Das Testament der Götter" - читать интересную книгу автора (Жак Кристиан)

Sehet, was die Ahnen vorausgesagt haben, ist eingetreten: Das Verbrechen hat sich ausgebreitet, Gewalt ist in die Herzen eingezogen, das Unheil zieht durch das Land, Blut flie#223;t, der Dieb bereichert sich, das L#228;cheln ist erloschen, die Geheimnisse sind allen preisgegeben, die B#228;ume sind entwurzelt, die Pyramide ist gesch#228;ndet worden, die Welt ist so tief gesunken, da#223; eine kleine Zahl von Toren sich des K#246;nigtums bem#228;chtigt hat und die Richter davongejagt wurden. Doch entsinne dich der Achtung der Maat, der rechten Folge der Tage, der gl#252;cklichen Zeit, in der die Menschen Pyramiden bauten und Haine f#252;r die G#246;tter gedeihen lie#223;en, jener gesegneten Zeit, in der eine einfache Matte die Bed#252;rfnisse eines jeden befriedigte und ihn gl#252;cklich machte.
Mahnworte des Weisen Ipu-we

2. Kapitel

Paser pr#252;fte die Festigkeit seines Reisebeutels aus gebleichtem Leder, der mit zwei Holzst#228;ben versehen war, die sich in den Boden bohrten, um ihn aufrecht zu halten. Mit seiner Habe gef#252;llt, w#252;rde er ihn mit Hilfe eines breiten Gurts, der #252;ber die Brust f#252;hrte, auf dem R#252;cken tragen.

Was hineintun au#223;er einer rechteckigen Bahn Stoff f#252;r einen neuen Schurz, einem #220;berwurf und der unerl#228;#223;lichen Matte mit geflochtenem Schu#223;? Aus sorgf#228;ltig miteinander verkn#252;pften Papyrusstreifen gefertigt, diente die Matte als Bett, Tisch, Behang, als Schirm vor einer T#252;r oder einem Fenster und als Verpackung f#252;r kostbare Gegenst#228;nde; ihre letzte Verwendung war die eines Leichentuchs, das den Toten einh#252;llte. Paser hatte ein sehr widerstandsf#228;higes St#252;ck erworben, der sch#246;nste Gegenstand seines Hausrats. Was den Schlauch betraf, der aus zwei gegerbten und zusammengen#228;hten Ziegenh#228;uten gefertigt war, so w#252;rde er das Wasser #252;ber Stunden frisch halten. Kaum war der Reisebeutel ge#246;ffnet, lief ein sandfarbener Mischling herbei, um ihn zu beschnuppern. Brav war ein dreij#228;hriger Bastard aus Wind- und Wildhund; der hochbeinige R#252;de mit kurzer Schnauze, h#228;ngenden Ohren, die sich beim kleinsten Ger#228;usch aufstellten, und geringeltem Schwanz war seinem Herrn treu ergeben. Er liebte langes Umherstreifen, jagte wenig und zog gekochte Speisen vor.

»Wir gehen, Brav.«

#196;ngstlich betrachtete der Hund den Beutel. »Fu#223;marsch und Schiff Richtung Memphis.« Der Hund setzte sich auf sein Hinterteil, als sei er auf schlechte Nachricht gefa#223;t. »Pepi hat dir ein Halsband gemacht; er hat das Leder sorgf#228;ltig gedehnt und mit Fett gegerbt. Es wird sehr bequem sein, das kannst du mir glauben.« Brav schien kaum #252;berzeugt. Dennoch nahm er das rosenfarbene, gr#252;ne und wei#223;e, nach au#223;en mit N#228;geln versehene Halsband an. Sollten ein Artgenosse oder ein Raubtier versuchen, ihn an der Kehle zu packen, w#228;re der Hund auf wirksame Weise gesch#252;tzt; dar#252;ber hinaus hatte Paser eigenh#228;ndig folgende hieroglyphische Inschrift darauf eingepr#228;gt: »Brav, Gef#228;hrte des Paser«.

Der Richter stellte ihm eine Sch#252;ssel mit frischem Gem#252;se hin, der Hund verschlang gierig alles, ohne seinen Herrn aus den Augen zu lassen. Er sp#252;rte, da#223; dies weder der Zeitpunkt f#252;r Spiel noch f#252;r Zerstreuung war.

Die Dorfbewohner, mit dem B#252;rgermeister an der Spitze, kamen, um dem Richter Lebewohl zu sagen; manche weinten. Man w#252;nschte ihm viel Gl#252;ck, man #252;berreichte ihm zwei Amulette, wovon eines ein Schiff, das andere kr#228;ftige Beine darstellte; sie w#252;rden den Reisenden besch#252;tzen, der jeden Morgen an GOTT w#252;rde denken m#252;ssen, um die Wirksamkeit der Talismane zu erhalten.

So blieb Paser nur noch, seine Ledersandalen zu nehmen, doch nicht etwa, um sie #252;berzustreifen, sondern um sie in der Hand zu tragen; wie seine Landsleute w#252;rde er barfu#223; wandern und die kostbare Fu#223;bekleidung nur gebrauchen, um in eine Behausung zu treten, nachdem er sich den Staub des Weges abgewaschen h#228;tte. Er versicherte sich der Festigkeit des Riemens, der zwischen dem gro#223;en und dem zweiten Zeh durchf#252;hrte, sowie des guten Zustands der Sohle; zufrieden verlie#223; er das Dorf, ohne sich nochmals umzudrehen.

Als er die schmale Stra#223;e einschlug, die sich #252;ber die Anh#246;hen schl#228;ngelte, welche den Nil #252;berragten, ber#252;hrten unversehens feuchte N#252;stern seine rechte Hand.

»Wind des Nordens! Du bist entwischt … Ich mu#223; dich auf dein Feld zur#252;ckbringen.«

Der Esel wollte davon nichts wissen; er begann ein Zwiegespr#228;ch, indem er ihm den rechten Fu#223; entgegenhielt, den Paser ergriff[9]. Der Richter hatte ihn dem J#228;hzorn eines Bauern entrissen, der ihn mit Stockhieben pr#252;gelte, weil er den Strick, der ihn an seinen Pflock band, durchgebissen hatte. Das Tier lie#223; einen gewissen Hang zur Unabh#228;ngigkeit und eine besondere F#228;higkeit erkennen, die schwersten Lasten zu tragen.

Wind des Nordens schien entschlossen, bis zu seinem vierzigsten Jahr mit zu beiden Seiten seines R#252;ckgrats aufliegenden S#228;cken zu f#252;nfzig Kilo durchs Leben zu gehen, und war sich offensichtlich bewu#223;t, soviel wert zu sein wie eine gute Kuh oder ein sch#246;ner Sarg. Paser hatte ihm ein Feld geschenkt, auf dem er allein grasen durfte; dankbar d#252;ngte er dieses bis zur Zeit der #220;berschwemmung. Mit einem scharfen Ortssinn ausgestattet, fand Wind des Nordens sich vollendet im verschlungenen Geflecht der Pfade auf dem Lande zurecht und trottete h#228;ufig allein von einem Punkt zum anderen, um Waren auszuliefern. Gen#252;gsam und sanftm#252;tig, wie er war, mochte er nur bei seinem Herrn in Frieden schlafen.

Wind des Nordens wurde so gehei#223;en, da er von Geburt an die Ohren gespitzt hatte, sobald die milde, w#228;hrend der hei#223;en Jahreszeit so sehr gesch#228;tzte Brise aus dem Norden wehte.

»Ich gehe weit fort«, wiederholte Paser, »Memphis wird dir nicht gefallen.«

Der Hund rieb sich am rechten Vorderfu#223; des Esels. Wind des Nordens verstand Bravs Zeichen und drehte sich freudig zur Seite, um den Reisebeutel entgegenzunehmen. Paser packte den Vierbeiner sanft beim linken Ohr.

»Wer ist der St#246;rrischere von uns?« Paser gab das Ringen auf; selbst ein Esel h#228;tte den Kampf abgebrochen. Wind des Nordens, von nun an f#252;r das Gep#228;ck verantwortlich, setzte sich an die Spitze des Zuges und schlug, ohne sich zu irren, den geradesten Weg zur Anlegestelle ein. Unter der Herrschaft Ramses’ des Gro#223;en zogen die Reisenden ohne Furcht #252;ber die Pfade und Wege des Landes; sie wanderten unbeschwert umher, lie#223;en sich sorglos im Schatten der Palmen nieder, um zu plaudern, f#252;llten ihre Schl#228;uche mit dem Wasser der Brunnen, verbrachten friedliche N#228;chte am Rain der Felder oder am Ufer des Nils, standen mit der Sonne auf und legten sich mit ihr schlafen. Sie begegneten PHARAOS Boten und den Beamten der Briefbef#246;rderung; bei Bedarf wandten sie sich an die Ordnungsh#252;ter auf Erkundungsg#228;ngen. Weit lag die Zeit zur#252;ck, in der man allenthalben Entsetzensschreie vernahm, in der R#228;uber die Armen oder Reichen auspl#252;nderten, die es wagten, sich auf Reisen zu begeben. Ramses verschaffte der #246;ffentlichen Ordnung Achtung, ohne die keinerlei Gl#252;ck m#246;glich war[10].Mit sicherem Schritt nahm Wind des Nordens den schroffen Abhang in Angriff, der im Flu#223; endete, als w#252;#223;te er im voraus, da#223; sein Herr beabsichtigte, das nach Memphis abfahrbereite Schiff zu nehmen. Die drei gingen an Bord; Paser bezahlte den Preis der Fahrt mit einem St#252;ck Stoff. W#228;hrend die Tiere schliefen, betrachtete er das an ihm vorbeiziehende #196;gypten, das die Dichter mit einem gewaltigen Schiff verglichen, dessen Seitenw#228;nde von Gebirgsz#252;gen gebildet wurden. H#252;gel und Felsw#228;nde, die bis auf dreitausend Meter anstiegen, schienen die Pflanzungen zu sch#252;tzen. Hochebenen, von kleinen, mehr oder minder tiefen T#228;lern zerschnitten, schoben sich bisweilen zwischen das schwarze, fruchtbare, freigebige Land und die rote W#252;ste, in der gef#228;hrliche M#228;chte umherstreiften. Paser #252;berkam j#228;h das Verlangen, wieder ins Dorf zur#252;ckzukehren und es nie mehr zu verlassen. Diese Reise ins Unbekannte bereitete ihm Mi#223;behagen und raubte ihm alles Vertrauen in seine M#246;glichkeiten; der niedere Landrichter b#252;#223;te eine Seelenruhe ein, die keine Bef#246;rderung ihm je schenken k#246;nnte. Allein Branir hatte seine Einwilligung erwirken k#246;nnen; doch entf#252;hrte er ihn nicht in eine Zukunft, die zu beherrschen er vielleicht au#223;erstande war?


Paser war wie bet#228;ubt.

Memphis, die gr#246;#223;te Stadt #196;gyptens, die »Waage der Beiden L#228;nder« und Hauptstadt der Verwaltung, war von Menes dem Reichseiniger[11] gegr#252;ndet worden. W#228;hrend Theben, die S#252;dliche, sich dem Alt#252;berlieferten und dem Amunkult widmete, #246;ffnete Memphis, die N#246;rdliche, an der Verbindungslinie von Ober- und Unter#228;gypten gelegen, sich Asien und den V#246;lkern des Mittelmeers.


Der Richter, der Esel und der Hund gingen im Hafen Perunefer an Land, dessen Name »gute Reise« bedeutete. Hunderte Handelsschiffe von unterschiedlicher Gr#246;#223;e lagen an den vor emsiger Gesch#228;ftigkeit wimmelnden Hafend#228;mmen; die Waren wurden zu ungeheuren Speichern geschafft, die mit gr#246;#223;ter Sorgfalt bewacht und verwaltet wurden. Um den Preis einer Arbeit, die der Erbauer des Alten Reiches w#252;rdig war, hatte man einen Seitenkanal zum Nil ausgehoben, der an der Hochebene entlangf#252;hrte, auf der die Pyramiden errichtet worden waren. Auf diese Weise konnten die Wasserfahrzeuge gefahrlos dahinsegeln, und der Verkehr von Lebensmitteln und anderen Dingen war bei jeder Jahreszeit gesichert; Paser bemerkte, da#223; die W#228;nde des Kanals mit einer Maurerarbeit von beispielhafter G#252;te ausgekleidet waren. Die drei Weggef#228;hrten wandten sich zum n#246;rdlichen Viertel, wo Branirs Wohnstatt lag, durchquerten die Stadtmitte, bewunderten den ber#252;hmten Tempel des Ptah, des Gottes der Handwerker, und gingen am gesperrten Gebiet der Streitkr#228;fte vor#252;ber. Hier wurden die Waffen hergestellt und die Kriegsschiffe gebaut. Hier auch, zwischen den mit Streitwagen, Schwertern, Lanzen und Schilden angef#252;llten Waffenkammern, ert#252;chtigten sich die Einsatzverb#228;nde des #228;gyptischen Heeres, die in weitr#228;umigen Kasernen untergebracht waren.

Im Norden wie im S#252;den, in Nachbarschaft der Geb#228;ude des Schatzhauses, die Gold, Silber, Kupfer, Stoffe, Salben, #214;le, Honig und andere Kostbarkeiten beherbergten, reihten sich von Gerste, Dinkel und den unterschiedlichsten Saaten strotzende Kornspeicher aneinander.

Dieses allzu ausgedehnte Memphis machte den jungen Mann vom Lande schwindeln. Wie sich im Geflecht der Stra#223;en und G#228;#223;chen zurechtfinden, in der #220;berf#252;lle an Vierteln, die »Leben der Beiden L#228;nder«, »der Garten«, »die Sykomore«, »die Mauer des Krokodils«, »die Feste«, »die beiden H#252;gel« oder »die Schule der Heilkunde« hie#223;en? W#228;hrend es Brav ziemlich unheimlich zumute zu sein schien und er seinem Herrn nicht von der Seite wich, folgte der Esel seinem Weg. Er geleitete seine beiden Gef#228;hrten durch das Viertel der Handwerker, wo diese in kleinen, zur Stra#223;e hin offenen Werkst#228;tten Stein, Holz, Metall und Leder bearbeiteten. Niemals zuvor hatte Paser so viele T#246;pferwaren, irdene Gef#228;#223;e, Tafelgeschirre und Ger#228;tschaften f#252;r jeglichen Hausstand gesehen. Er begegnete zahlreichen Fremden, Hethitern, Griechen, Kanaanitern und aus den verschiedensten kleinen Reichen kommenden Asiaten; diese unbek#252;mmerten, schwatzhaften Leute schm#252;ckten ihre H#228;lse mit Lotosketten, verk#252;ndeten, da#223; Memphis eine Schale Fr#252;chte sei, und begingen ihre Kulte in den Tempeln des Gottes Baal und der G#246;ttin Astarte, deren Anwesenheit PHARAO duldete. Paser wandte sich an eine Weberin und fragte sie, ob er in die rechte Richtung gehe; er konnte feststellen, da#223; der Esel ihn nicht in die Irre gef#252;hrt hatte. Der Richter bemerkte, da#223; die prunkvollen Herrenh#228;user der Vornehmen mit ihren G#228;rten und Wasserfl#228;chen mitten unter den kleinen Behausungen der einfachen Leute standen. Hohe S#228;ulenhallen, die von T#252;rh#252;tern bewacht wurden, #246;ffneten sich auf blumenbestandene Alleen, an deren Ende sich zwei- oder dreigeschossige Wohnsitze versteckten. Dann endlich Branirs Wohnstatt! Sie war so h#252;bsch, so reizend mit ihren wei#223;en Mauern, ihrem mit einem Gebinde von rotem Mohn verzierten T#252;rsturz, ihren von Kornblumen mit gr#252;nen Kelchen und von gelben Persea-Bl#252;ten[12] geschm#252;ckten Fenstern, da#223; der junge Richter sie eine Weile mit gro#223;em Gefallen bewunderte.

Eine T#252;r ging auf das G#228;#223;chen, in dem zwei Palmen wuchsen, die die Terrasse des H#228;uschens beschatteten. Gewi#223;, das Dorf war recht fern, doch dem alten Arzt war es gelungen, etwas vom Duft der l#228;ndlichen Heimat in der Stadt zu bewahren. Branir stand auf der Schwelle. »Ist deine Reise gut verlaufen?«

»Der Esel und der Hund sind durstig.«

»Ich k#252;mmere mich um sie; hier hast du ein Becken, damit du dir die F#252;#223;e waschen kannst, und Brot, auf das ich Salz gestreut habe, um dich willkommen zu hei#223;en.«


#220;ber einige Stufen stieg Paser in den ersten Raum hinunter; er sammelte sich vor einer kleinen Nische, welche die Statuetten der Ahnen barg. Dann entdeckte er den Empfangsraum, dessen Decke von zwei farbigen S#228;ulen getragen wurde; an den W#228;nden standen der Aufbewahrung dienende Schr#228;nke und Truhen. Auf dem Boden lagen Matten. Eine kleine Werkstatt, ein Baderaum, eine K#252;che, zwei Kammern und ein Keller vervollst#228;ndigten das wohlige Heim. Branir lud seinen Gast ein, die Treppe zur Terrasse zu erklimmen, wo er k#252;hle Getr#228;nke und dazu mit Honig gef#252;llte Datteln sowie Backwaren aufgetischt hatte.

»Ich f#252;hle mich verloren«, gestand Paser. »Das Gegenteil h#228;tte mich #252;berrascht. Ein gutes Abendmahl, eine Nacht Ruhe, und du wirst der feierlichen Einsetzung standhalten k#246;nnen.«

»Schon morgen?«

»Die F#228;lle stapeln sich.«

»Ich h#228;tte mich gerne erst einmal in Memphis eingew#246;hnt.«

»Die Ermittlungen werden dich dazu n#246;tigen. Hier ein Geschenk, da du ja noch nicht im Amt bist.« Branir #252;berreichte Paser das Buch der Unterrichtung der Schreiber. Es erm#246;glichte ihnen, bei jeder Gelegenheit die angemessene Haltung dank der Achtung der Hierarchie einzunehmen. An der Spitze standen die G#246;tter, die G#246;ttinnen, die im Jenseits verkl#228;rten Geister, PHARAO und die K#246;nigin; dann die K#246;nigsmutter, der Wesir, der Rat der Weisen, die hohen Gerichtsbeamten, die Heerf#252;hrer und die Schreiber des Hauses der B#252;cher. Es folgte eine Vielzahl von #196;mtern, die, #252;ber PHARAOS Beauftragte in der Fremde, vom Leiter des Schatzhauses bis zum Vorsteher der Kan#228;le reichten.

»Ein Mann mit ungest#252;mem Herzen kann nur ein Unruhestifter sein und ein Schw#228;tzer ebenso; wenn du stark sein m#246;chtest, werde zum Schmied deiner Worte, forme sie aus, denn die Sprache ist die m#228;chtigste Waffe f#252;r den, der sie zu handhaben versteht.«

»Ich vermisse das Dorf.«

»Du wirst es dein ganzes Leben lang vermissen.«

»Weshalb habt Ihr mich hierher berufen?«

»Es ist dein eigenes Verhalten, das dein Geschick bestimmt.«


Paser schlief wenig und schlecht, seinen Hund zu seinen F#252;#223;en und den Esel an seinen Kopf gebettet. Die Ereignisse nahmen einen allzu raschen Verlauf und lie#223;en ihm keine Zeit, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen; von einem Strudel erfa#223;t, verf#252;gte er nicht mehr #252;ber seine gewohnten Bezugspunkte und mu#223;te sich widerstrebend in ein Abenteuer mit ungewissen Wendungen einlassen.


Bereits bei Sonnenaufgang wachte er auf, nahm dann ein Schwallbad, reinigte seinen Mund mit Natron[13]und verzehrte in Gesellschaft von Branir sein Morgenmahl, der ihn darauf den H#228;nden eines der besten Bader der Stadt #252;berantwortete. Der Bader, der seinem Kunden gegen#252;ber und wie dieser auf einem dreibeinigen Hocker sa#223;, benetzte Pasers Haut und rieb sie mit s#228;migem Schaum ein. Aus einem Lederfutteral zog er ein aus einer Kupferklinge mit Holzgriff bestehendes Rasiermesser hervor, das er in vollendeter Geschicklichkeit handhabte. Wohlriechend und mit einem neuen Schurz sowie einem weiten, durchsichtigen Oberhemd bekleidet, schien Paser nun bereit, der Pr#252;fung mutig entgegenzutreten.

»Ich habe den Eindruck, verkleidet zu sein«, vertraute er Branir an.

»Die Erscheinung ist unbedeutend, aber vernachl#228;ssige sie nicht; wisse, das Ruder zu f#252;hren, damit der Flu#223; der Tage dich nicht vom Recht entferne, denn das Gleichgewicht eines Landes h#228;ngt von dessen Anwendung ab. Sei deiner selbst w#252;rdig, mein Sohn.«