"Das Testament der Götter" - читать интересную книгу автора (Жак Кристиан)

Sehet, was die Ahnen vorausgesagt haben, ist eingetreten: Das Verbrechen hat sich ausgebreitet, Gewalt ist in die Herzen eingezogen, das Unheil zieht durch das Land, Blut flie#223;t, der Dieb bereichert sich, das L#228;cheln ist erloschen, die Geheimnisse sind allen preisgegeben, die B#228;ume sind entwurzelt, die Pyramide ist gesch#228;ndet worden, die Welt ist so tief gesunken, da#223; eine kleine Zahl von Toren sich des K#246;nigtums bem#228;chtigt hat und die Richter davongejagt wurden. Doch entsinne dich der Achtung der Maat, der rechten Folge der Tage, der gl#252;cklichen Zeit, in der die Menschen Pyramiden bauten und Haine f#252;r die G#246;tter gedeihen lie#223;en, jener gesegneten Zeit, in der eine einfache Matte die Bed#252;rfnisse eines jeden befriedigte und ihn gl#252;cklich machte.
Mahnworte des Weisen Ipu-we

8. Kapitel

»Hier ist es«, verk#252;ndete Kem. »Seid Ihr sicher?« fragte Paser verdutzt. »Ganz ohne Zweifel; dieses Haus ist tats#228;chlich das des Oberaufsehers des Sphinx.«

»Woher habt Ihr diese Gewi#223;heit?« Der Nubier zeigte ein grimmiges L#228;cheln. »Dank meines Pavians haben sich die Zungen gel#246;st. Wenn er die Rei#223;z#228;hne zeigt, reden selbst die Stummen.«

»Derartige Vorgehens weisen …«

»Sie sind wirkungsvoll. Ihr wolltet ein Ergebnis, nun habt Ihr es.«

Die beiden M#228;nner sahen sich den armseligsten Vorort der gro#223;en Stadt genauer an. Man a#223; sich hier zwar satt, wie in ganz #196;gypten, doch etliche der alten Gem#228;uer waren verkommen, und die Reinlichkeit lie#223; zu w#252;nschen #252;brig. Hier wohnten Syrer in der Hoffnung auf eine Arbeit, Bauern, die, um ihr Gl#252;ck zu machen, in die Stadt gekommen und rasch ern#252;chtert worden waren, Witwen ohne gro#223;es Auskommen. Das Viertel war f#252;r einen Oberaufseher des ber#252;hmten Sphinx von #196;gypten gewi#223; nicht angemessen. »Ich werde ihn befragen gehen.«

»Der Ort ist nicht sicher; Ihr solltet Euch nicht alleine hineinwagen.«

»Wie Ihr wollt.«

Verwundert stellte Paser fest, da#223; T#252;ren und Fenster sich nach ihrem Durchkommen schlossen. Die dem Herzen der #196;gypter so teure Gastlichkeit schien in diesem abgeschotteten Winkel nicht am Platze. Aufgeregt lief der Pavian mit unsicheren Schritten voran. Der Nubier erkundete unaufh#246;rlich die D#228;cher. »Was f#252;rchtet Ihr?«

»Einen Bogensch#252;tzen.«

»Weshalb sollte man uns nach dem Leben trachten?«

»Ihr seid es, der Nachforschungen betreibt; wenn sie hier m#252;nden, mu#223; die Sache faul sein. An Eurer Stelle w#252;rde ich davon ablassen.« Die T#252;r aus Palmholz wirkte massiv; Paser klopfte. Im Innern regte sich jemand, antwortete aber nicht. »#214;ffnet, ich bin Richter Paser.« Stille trat ein. Ohne Erlaubnis den Zugang zu einer Wohnstatt zu erzwingen, war ein Vergehen, der Richter rang mit seinem Gewissen. »Glaubt Ihr, Euer Pavian …«

»T#246;ter ist vereidigt; seine Nahrung wird von der Obrigkeit gestellt, und wir m#252;ssen #252;ber sein Einschreiten Rechenschaft ablegen.«

»Die Wirklichkeit entspricht den Vorstellungen selten.«

»Zum Gl#252;ck«, meinte der Nubier. Die T#252;r widerstand dem gro#223;en Affen nicht lange, seine Kraft verbl#252;ffte Paser; es war gut, da#223; T#246;ter auf der Seite des Gesetzes stand. Die beiden kleinen Kammern waren durch die Matten, die die Fenster verh#228;ngten, in Dunkelheit getaucht. Gestampfter Lehmboden, eine W#228;schetruhe, eine andere f#252;r Geschirr, eine Matte zum Sitzen, Ger#228;tschaften zur K#246;rperpflege: ein bescheidenes, doch sauberes Heim.

In einem Winkel des zweiten Raumes kauerte eine kleine, wei#223;haarige, mit einem langen Obergewand bekleidete Frau am Boden.

»Schlagt mich nicht«, flehte sie, »ich habe nichts gesagt, ich schw#246;re es Euch.«

»Seid unbesorgt; ich m#246;chte Euch helfen.« Sie ergriff die dargebotene Hand des Richters und erhob sich; pl#246;tzlich erf#252;llte Grauen ihre Augen. »Der Affe! Er wird mich zerfleischen!«

»Nein«, beruhigte sie Paser, »er geh#246;rt zu den Ordnungskr#228;ften. Seid Ihr die Gattin des Oberaufsehers des Sphinx?«

»Ja …«

Die d#252;nne Stimme war kaum h#246;rbar. Paser bat die Frau, sich auf die Matte niederzusetzen, und nahm ihr gegen#252;ber Platz. »Wo ist Euer Gatte?«

»Er … er ist auf Reisen.«

»Weshalb habt Ihr Eure Dienstunterkunft verlassen?«

»Weil er von seinem Amt zur#252;ckgetreten ist.«

»Ich befasse mich mit der Best#228;tigung der Versetzung«, erkl#228;rte Paser. »Die amtlichen Schriftst#252;cke erw#228;hnen seinen R#252;cktritt nicht.«

»Ich kann mich vielleicht irren …«

»Was ist geschehen?« fragte der Richter behutsam.

»Wi#223;t, da#223; ich nicht Euer Feind bin; wenn ich Euch n#252;tzlich sein kann, werde ich handeln.«

»Wer schickt Euch?«

»Niemand. Ich ermittle aus eigenem Antrieb, um eine Entscheidung billigen zu k#246;nnen, die ich noch nicht verstehe.«

Die Augen der alten Frau wurden na#223; von Tr#228;nen.

»Seid Ihr … aufrichtig?«

»Bei PHARAOS Leben.«

»Mein Mann ist verstorben.«

»Seid Ihr Euch dessen gewi#223;?«

»Soldaten haben mir versichert, er w#228;re den Riten gem#228;#223; bestattet worden. Sie haben mir befohlen, umzuziehen und mich hier einzurichten. Ich w#252;rde ein kleines Ruhegehalt bis zum Ende meiner Tage beziehen, sofern ich schwiege.«

»Was hat man Euch #252;ber die Umst#228;nde seines Hinscheidens enth#252;llt?«

»Ein Unfall, so sagten sie.«

»Ich werde die Wahrheit erfahren.«

»Was sollte das n#252;tzen?«

»La#223;t mich Euch in Sicherheit bringen.«

»Ich bleibe hier und warte auf den Tod. Geht, ich beschw#246;re Euch.«


Neb-Amun, Oberster Arzt am Hofe #196;gyptens, konnte stolz auf sich sein. Obwohl bereits jenseits der Sechzig, war er nach wie vor ein #252;beraus stattlicher Mann; die Schar seiner weiblichen Eroberungen w#252;rde weiterhin zunehmen. Mit Titeln und ehrenvollen Auszeichnungen #252;berh#228;uft, verbrachte er weit mehr Zeit bei Empf#228;ngen und Festmahlen als in seinem Sprechzimmer, wo junge, strebsame #196;rzte f#252;r ihn arbeiteten. Des Leidens anderer Leute #252;berdr#252;ssig, hatte Neb-Amun ein vergn#252;gliches und eintr#228;gliches Fachgebiet gew#228;hlt: die Chirurgie zum Zwecke der Sch#246;nheit. Die feinen Damen w#252;nschten so manchen Makel zu tilgen, um hinrei#223;end zu bleiben und ihre Nebenbuhlerinnen vor Neid erblassen zu lassen; allein Neb-Amun konnte ihnen eine neue Jugend geben und ihre Reize bewahren. Der Oberste Arzt dachte an die herrliche steinerne Pforte, die durch PHARAOS besondere Gunst den Eingang seines Grabes zieren w#252;rde; der Herrscher hatte h#246;chstselbst die T#252;rpfeiler dunkelblau bemalt, zum gro#223;en Verdru#223; der H#246;flinge, die von einem solchen Vorzug tr#228;umten. Umschmeichelt, reich und ber#252;hmt, behandelte Neb-Amun selbst fremde F#252;rsten, die sehr hohe Entgelte zu entrichten bereit waren; bevor er ihrem Ansuchen zustimmte, f#252;hrte er ausgiebige Nachforschungen durch und gew#228;hrte seinen Rat nur den von gutartigen und leicht zu heilenden #220;beln heimgesuchten Kranken. Ein Mi#223;erfolg h#228;tte sein Ansehen getr#252;bt. Sein pers#246;nlicher Schreiber k#252;ndigte ihm Neferets Eintreffen an. »La#223;t sie herein.«

Die junge Frau brachte Neb-Amun aus der Fassung; hatte sie es doch abgelehnt, seinem Stab anzugeh#246;ren. Er war beleidigt und w#252;rde sich r#228;chen. Sollte sie das Recht erlangen, selbst#228;ndig t#228;tig zu werden, w#252;rde er Sorge tragen, sie aller amtlichen Befugnisse zu entheben, und sie vom Hofe fernhalten. Einige behaupteten, sie bes#228;#223;e einen angeborenen Sinn f#252;r die Heilkunde und da#223; ihre Gabe, mit Pendel und W#252;nschelrute umzugehen, ihr schnelles und genaues Handeln erm#246;glichte; daher w#252;rde er ihr auch eine letzte M#246;glichkeit der Bew#228;hrung einr#228;umen, bevor er die Feindseligkeiten er#246;ffnen und sie in ein mittelm#228;#223;iges Dasein verbannen wollte. Entweder w#252;rde sie gehorchen, oder er w#252;rde sie vernichten. »Ihr habt mich herbestellt.«

»Ich habe Euch einen Vorschlag zu machen.«

»Ich breche #252;bermorgen nach Sais auf.«

»Ich bin auf dem laufenden, doch Eure T#228;tigkeit w#252;rde nur wenig Zeit in Anspruch nehmen.« Neferet war wahrlich sehr sch#246;n; Neb-Amun ertr#228;umte sich eine so junge und liebreizende Geliebte, die er in der besten Gesellschaft vorgef#252;hrt h#228;tte. Doch ihre nat#252;rliche W#252;rde und die Reinheit, die sie ausstrahlte, hinderten ihn daran, ihr einige alberne, f#252;r gew#246;hnlich so wirkungsvolle Artigkeiten zu sagen; sie zu bet#246;ren w#228;re ein schwieriges, jedoch au#223;erordentlich erregendes Unterfangen. »Meine Patientin verdient einige Aufmerksamkeit«, fuhr er fort, »eine h#246;hergestellte Dame mit einigem Verm#246;gen, kinderreiche Familie, guter Leumund.«

»Was ist ihr zugesto#223;en?«

»Ein gl#252;ckliches Ereignis: Sie heiratet.«

»Sollte dies eine Krankheit sein?«

»Ihr Gemahl hat eine Bedingung ge#228;u#223;ert: die Stellen ihres K#246;rpers umzugestalten, die ihm mi#223;fallen. Manche Linien werden leicht zu ver#228;ndern sein; wir werden hier und da, gem#228;#223; den Anweisungen des Gatten, das Fett wegnehmen; die Schenkel schlanker zu machen, die Wangen zu straffen und die Haare zu f#228;rben wird ein Kinderspiel sein.« Neb-Amun erw#228;hnte nicht, da#223; er als Gegenleistung f#252;r seinen Eingriff zehn Kr#252;ge kostbarer Salb- und Duft#246;le erhalten hatte: ein Verm#246;gen, das einen Mi#223;erfolg ausschlo#223;.

»Eure Mitarbeit w#252;rde mich sehr freuen; Eure Hand ist sehr sicher. #220;berdies w#252;rde ich einen lobenden Bericht verfassen, der Euch n#252;tzlich w#228;re. Willigt Ihr ein, Euch meine Patientin anzuschauen?« Er hatte seinen ber#252;ckendsten Tonfall gew#228;hlt; ohne Neferet Zeit zu einer Antwort zu lassen, lie#223; er Dame Silkis eintreten. #196;ngstlich verbarg diese ihr Gesicht. »Ich will nicht, da#223; man mich ansieht«, sagte sie mit der Stimme eines kleinen, versch#252;chterten M#228;dchens. »Ich bin zu h#228;#223;lich!«

Silkis, deren Leib sorgsam von einem weiten Gewand verh#252;llt war, besa#223; recht #252;ppige Formen. »Wie n#228;hrt Ihr Euch?« fragte Neferet. »Ich … Darauf gebe ich nicht acht.«

»M#246;gt Ihr Kuchen?«

»Sehr.«

»Weniger davon zu essen w#228;re heilsam; d#252;rfte ich Euer Gesicht untersuchen?«

Die Sanftheit Neferets bezwang Silkis’ Widerstreben; sie lie#223; die H#228;nde sinken. »Ihr scheint sehr jung.«

»Ich bin zwanzig Jahre alt.« Das puppenhafte Antlitz war f#252;rwahr ein wenig pausb#228;ckig, fl#246;#223;te jedoch weder Schrecken noch Abneigung ein.

»Weshalb nehmt Ihr Euch nicht so an, wie Ihr seid?«

»Mein Gemahl hat recht, ich bin abscheulich! Ich mu#223; ihm gefallen.«

»Ist dies nicht eine allzugro#223;e Ergebenheit?«

»Er ist so beeindruckend … Und ich habe es versprochen!«

»#220;berzeugt ihn davon, da#223; er im Irrtum ist.« Neb-Amun f#252;hlte, wie der Zorn ihn #252;bermannte. »Wir haben nicht #252;ber die Beweggr#252;nde der Kranken zu urteilen«, griff er barsch ein, »unsere Rolle besteht darin, ihre W#252;nsche zu befriedigen.«

»Ich weigere mich, diese junge Frau unn#246;tigerweise leiden zu lassen.«

»Geht hinaus!«

»Mit Freuden.«

»Ihr tut unrecht, Euch so zu verhalten, Neferet.«

»Ich glaube, den h#246;chsten Werten der Heilkunst treu zu sein.«

»Ihr wi#223;t nichts, und Ihr werdet nichts erreichen! Eure Laufbahn ist beendet.«


Der Gerichtsschreiber Iarrot h#252;stelte; Paser hob den Kopf. »Eine Unannehmlichkeit?«

»Eine Einbestellung.«

»F#252;r mich?«

»F#252;r Euch. Der #196;lteste der Vorhalle will Euch augenblicklich sehen.«

Zum Gehorsam gezwungen, legte Paser Pinsel und Palette nieder.

Vor dem k#246;niglichen Palast, wie vor jedem Tempel, war eine Vorhalle aus Holz errichtet, in der ein Gerichtsbeamter Recht sprach. Dort h#246;rte er Klagen an, schied Wahrheit von Unbilligkeit, sch#252;tzte die Schwachen und rettete sie vor den M#228;chtigen. Der #196;lteste tagte vor dem Sitz des Herrschers; das kleine Bauwerk, dessen Dach von vier Pfeilern getragen wurde und sich an die Vorderseite des Palastes lehnte, hatte die Form eines gro#223;en Rechtecks, in dessen Tiefe der Anh#246;rungsraum lag. Wenn der Wesir sich zu PHARAO begab, vers#228;umte er es nicht, sich mit dem #196;ltesten der Vorhalle zu bereden. Der Gerichtssaal war leer. Auf einem Stuhl von vergoldetem Holz niedergelassen und mit einem geschlitzten Prunkschurz bekleidet, trug der hohe Beamte eine verstimmte Miene zur Schau. Ein jeder kannte seine Entschlossenheit und die Kraft seiner Worte.

»Seid Ihr der Richter Paser?« Der junge Mann verneigte sich achtungsvoll; dem Obersten Richter des Gaus entgegenzutreten, machte ihn bange. Diese j#228;he Einbestellung und dieses Zwiegespr#228;ch verhie#223;en nichts Gutes. »Aufsehenerregender Beginn einer Laufbahn«, befand der #196;lteste. »Seid Ihr dar#252;ber zufrieden?«

»Werde ich es je sein? Mein teuerster Wunsch w#228;re, das Menschengeschlecht w#252;rde weise und die Amtsstuben der Richter verschw#228;nden; doch dieser Kindertraum verfl#252;chtigt sich.«

»Ich h#246;re viel von Euch reden, obgleich man Euch erst seit kurzem in Memphis eingesetzt hat. Seid Ihr Euch Eurer Pflichten wohl bewu#223;t?«

»Sie sind mein ganzer Lebensinhalt.«

»Ihr arbeitet viel und schnell.«

»Nicht genug, meines Erachtens; wenn ich die Schwierigkeiten meiner Aufgabe besser erfa#223;t habe, werde ich mich t#252;chtiger zeigen.«

»T#252;chtiger … Was bedeutet dieser Begriff?«

»Allen dasselbe Recht zuteil werden zu lassen. Ist das nicht unser Bestreben und unsere Richtschnur?«

»Wer behauptet das Gegenteil?« Die Stimme des #196;ltesten war rauh geworden. Er erhob sich und ging auf und ab. »Ich habe Eure Bemerkungen bez#252;glich des Zahnheilkundlers Qadasch nicht sch#228;tzen k#246;nnen.«

»Ich verd#228;chtige ihn.«

»Wo ist der Beweis?«

»Mein Bericht hebt hervor, da#223; ich einen solchen nicht erhalten habe; und eben deshalb habe ich keinerlei Verfahren gegen ihn eingeleitet.«

»Wenn dem so ist, weshalb dann diese unn#246;tige Feindseligkeit?«

»Um Euer Augenmerk auf ihn zu lenken; Eure Kenntnisse #252;ber ihn sind zweifelsohne vollst#228;ndiger als die meinen.«

Der #196;lteste hielt wutentbrannt inne. »Nehmt Euch in acht, Richter Paser! Solltet Ihr andeuten, ich unterdr#252;ckte einen Vorgang?«

»Dieser Gedanke liegt mir fern; falls Ihr es f#252;r n#252;tzlich erachtet, werde ich mit meinen Nachforschungen fortfahren.«

»Verge#223;t Qadasch. Weshalb plagt Ihr Denes?«

»Bei diesem Fall ist das Vergehen offenkundig.«

»War die gegen ihn vorgebrachte Klage nicht mit einer Empfehlung versehen?«

»›Folgenlos zu schlie#223;en‹ in der Tat; deshalb habe ich mich auch vorrangig darum gek#252;mmert. Ich habe mir geschworen, diese Art von Vorgehen mit letzter Kraft zu bek#228;mpfen.«

»Wu#223;tet Ihr, da#223; ich der Urheber dieses … Rates war?«

»Ein Hoher soll ein Beispiel geben und sich seines Reichtums nicht bedienen, die einfachen Leute auszunutzen.«

»Ihr verge#223;t die Notwendigkeiten des Handels.«

»An dem Tag, an dem diese die Gerechtigkeit in den Hintergrund dr#228;ngen werden, wird #196;gypten zum Untergang verurteilt sein.«

Pasers Erwiderung ersch#252;tterte den #196;ltesten der Vorhalle. Auch er hatte in seiner Jugend diese Meinung mit derselben Inbrunst vertreten. Dann waren die schwierigen F#228;lle gekommen, die Bef#246;rderungen, die notwendigen Vers#246;hnungen, die Anpassungen, die Zugest#228;ndnisse an die F#252;hrung, das reife Alter …

»Was legt Ihr Denes zur Last?«

»Ihr wi#223;t es.«

»Meint Ihr, sein Verhalten rechtfertige eine Verurteilung?«

»Die Antwort ist offensichtlich.« Der #196;lteste der Vorhalle konnte Paser nicht enth#252;llen, da#223; er sich soeben mit Denes besprochen und da#223; der Warenbef#246;rderer von ihm verlangt hatte, den jungen Richter zu versetzen. »Seid Ihr entschlossen, Eure Ermittlung weiterzuverfolgen?«

»Das bin ich.«

»Wi#223;t Ihr, da#223; ich Euch noch in dieser Stunde in Euer Dorf zur#252;ckschicken kann?«

»Das wei#223; ich.«

»#196;ndert diese Aussicht Euren Standpunkt nicht?«

»Nein.«

»Solltet Ihr f#252;r jede Form von vern#252;nftigem Zureden unzug#228;nglich sein?«

»Es handelt sich lediglich um einen Beeinflussungsversuch. Denes ist ein Betr#252;ger; ihm kommen nicht zu rechtfertigende Vorrechte zugute. Weshalb sollte ich seinen Fall #252;bergehen, da er doch in meine Zust#228;ndigkeit f#228;llt?«

Der #196;lteste dachte nach. F#252;r gew#246;hnlich entschied er ohne Z#246;gern, mit der #220;berzeugung, seinem Land zu dienen; die Haltung Pasers rief derart viele Erinnerungen in ihm wach, da#223; er sich anstelle dieses jungen Richters sah, der sein Amt ohne Schw#228;che auszuf#252;llen bestrebt war. Die Zukunft w#252;rde schon daf#252;r sorgen, seine Wunschvorstellungen zurechtzustutzen, doch tat er unrecht daran, das Unm#246;gliche zu versuchen?

»Denes ist ein reicher und m#228;chtiger Mann; seine Gemahlin ist eine angesehene Gesch#228;ftsfrau. Dank ihrer vollzieht sich die Warenbef#246;rderung auf geordnete und befriedigende Weise; wozu soll es gut sein, sie zu st#246;ren?«

»Versetzt nicht mich in die Rolle des Angeklagten. Wenn Denes verurteilt ist, werden die Frachtschiffe nicht aufh#246;ren, den Nil hinauf- und hinunterzufahren.«

Nach langem Schweigen fa#223;te der #196;lteste sich wieder. »Waltet Eures Berufs, wie Ihr es versteht, Paser.«