"Sturmwarnung" - читать интересную книгу автора (Bell Art)Art Bell Whitley Strieber 1. Die aktuelle GefahrDas Wetter 1999 war das extremste seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen. Das war aber bereits 1998 der Fall gewesen. 1997 ebenfalls. Und auch 1996. Wer sich gelegentlich einen Wetterbericht ansieht, kann erkennen, dass etwas Außergewöhnliches passiert. Aber was genau, ist nach wie vor umstritten. Seit 20 Jahren werden wir mit Warnungen bombardiert, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre eine echte und aktuelle Gefahr darstellt. Andererseits wird auch behauptet, dass das alles Unsinn ist. Am 15. März 1999 berichteten Forscher von der University of Arizona und der University of Massachusetts über ihr Projekt zur Messung der durchschnittlichen Erdtemperatur in den letzten 1000 Jahren. Die Ergebnisse waren schockierend. Ein 900 Jahre andauernder Abkühlungstrend ist in den letzten 50 Jahren plötzlich und nachhaltig umgekehrt worden. Aufgrund der Zunahme von Treibhausgasen ist es zu einer starken Erwärmung gekommen. Die Forscher sagten vorher, dass die Erde in Kürze so warm sein wird wie schon seit Millionen von Jahren nicht mehr. Wir stehen vor einem klimatologischen Albtraum, der sehr wahrscheinlich das Gefährlichste ist, was die Menschheit je erlebt hat. Aber dennoch bleibt uns ein erstaunlicher Handlungsspielraum, um etwas dagegen zu unternehmen. Ein Teil davon betrifft die Privatsphäre, ein anderer die Gesellschaft als Ganzes. Nichts davon ist besonders schwierig oder teuer, und nichts davon wird dem Staat, der Wirtschaft oder dem Einzelnen Kosten aufbürden. Wie wirksam werden diese Maßnahmen sein? Das bleibt abzuwarten. Bisher hat die Tatsache, dass die Frage nach der Gefährlichkeit der Erwärmung der Erdatmosphäre nicht eindeutig zu beantworten war, dazu geführt, dass sich niemand zu entschiedenem Handeln veranlasst sah. Aber die Lage wird immer ernster. Es hat sich gezeigt, dass sich die Zerstörung der Atmosphäre – und im Grunde der gesamten Biosphäre – viel schneller vollzieht, als sich dies selbst die besorgtesten Klimaforscher noch vor kurzer Zeit vorstellen konnten. Was bedeutet das? Was kann geschehen? Wir müssen zu einem Verständnis der Situation kommen. Nur so können wir die Kraft aufbringen, drohendes Unheil zu verhüten. Könnte es sein, dass die schlimmste Klimakatastrophe von allen – ein Ereignis, von dem nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird – bereits begonnen hat? Könnte es sein, dass wir am Rande eines unaufhaltsamen Klimawandels stehen, der eine Spur der Verwüstung hinterlassen und unserer Welt die Fähigkeit rauben wird, die Menschheit zu ernähren? Um das herauszufinden, müssen wir uns nicht nur mit den beängstigenden Daten über den aktuellen Klimawandel befassen, sondern uns auch auf eine Reise durch die erstaunliche Geschichte des Weltwetters begeben. Das Erdklima funktioniert wie ein Gummiband, das immer mehr gedehnt wird und plötzlich zurückschnappt. Über Jahre, ja sogar Äonen hinweg baut sich die Belastung auf, und die chemische Zusammensetzung der Luft verändert sich. Und dann kommt es innerhalb weniger Jahre oder sogar Monate zu einer Wende, deren Ausmaß und Folgen wir uns kaum ausmalen können. Das Klima unseres Planeten ist anscheinend mit einem mächtigen Regulierungsmechanismus ausgestattet. Die Wärme steigt bis zu einem gewissen Punkt an, und dann bricht das gesamte System zusammen. Von Norden rast kalte Luft heran und dringt in die überhitzte nördliche Hemisphäre ein. Plötzlich beginnt eine neue Kaltwetterzeit. In groben Zügen wissen wir, wie es dazu kommt. Aber bislang hat sich nicht einmal die Wissenschaft der Tatsache gestellt, dass bei diesem Wandel ungeheure Energien freigesetzt werden, da das Klima bestrebt ist, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Diese große Klimaveränderung wird also sehr wahrscheinlich mit einem Sturm oder einer Reihe von Stürmen von unvorstellbarer Gewalt einhergehen – ein Wetteraufruhr, wie ihn kein lebender Mensch je gesehen hat. Wir meinen, dass dies schon mehrmals geschehen ist und dass sich Spuren derartiger Superstürme in fossilen Überresten niedergeschlagen haben. Wir sind der Auffassung, dass dieser Sturm plötzlich und mit einer zerstörerischen Kraft hereinbricht, die das Potenzial besitzt, unserer Zivilisation ein Ende zu setzen. Diese Behauptungen mögen sensationell klingen, aber wir können beweisen, dass Klimaveränderungen plötzlich kommen. Und dies kann nur bedeuten, dass sich die anschließende Neujustierung des Klimas ebenfalls schlagartig vollzieht und gigantische Energien freisetzt. Das wiederum lässt den Schluss zu, dass wir uns gegenwärtig in einer äußerst bedrohlichen Situation befinden. In den vergangenen drei Millionen Jahren herrschte auf der Erde ein unerbittliches Klimasystem. In diesem Zeitraum wechselte das Klima viele Male zwischen warmen und kalten Perioden. Immer wieder erwärmte sich die Erde, wurde heißer und heißer, bis plötzlich die Gletscher zurückkehrten und ein Viertel des Planeten bis zu 100000 Jahre lang unter Eis begruben. Doch manchmal führte die Abkühlung nicht zu einer langfristigen Ausdehnung von Eisflächen. Mitunter, wie beispielsweise vor 10000 Jahren, löste die schlagartige Abkühlung nicht die Wiederkehr des Eises aus, sondern unterbrach den Erwärmungsprozess nur für kurze Zeit. Alle Faktoren, die in der Vergangenheit einen plötzlichen Klimawandel verursacht haben, sind auch gegenwärtig zu beobachten. Dieser Wandel ist Teil eines natürlichen Kreislaufes, wie wir später ausführen werden, aber er wird in unserer Zeit durch menschliche Einflüsse beschleunigt. Wenn er eintritt, wird er wahrscheinlich weitaus heftiger sein als je zuvor. Warum das so ist, werden wir anhand jüngster und überraschender klimatologischer Daten zu zeigen versuchen. Wir werden die letzte große Klimaumwälzung durch die Augen der Menschen betrachten, die sie erlebt haben. Wir werden fossile Überreste untersuchen, um zu klären, in welcher Jahreszeit diese Umwälzung stattgefunden hat. Und wir werden erfahren, weshalb dieses Ereignis nicht zu einer neuen Eiszeit geführt hat und woran zu erkennen ist, ob dies auch beim nächsten Mal der Fall sein wird oder nicht. Was wird dieser Klimawandel für Sie und Ihre Familie bedeuten? Das hängt davon ab, wo Sie leben. Je weiter nördlich Ihr Zuhause liegt, desto wahrscheinlicher müssen Sie schnell in den Süden umsiedeln. Wenn die warmen Meeresströmungen aufhören, nach Norden zu fließen, wird sich das gesamte Klima verändern. Wir vertreten die These, dass die für den Supersturm nötige Energie zu diesem Zeitpunkt entstehen wird. Angenommen, Sie leben in Dallas, Madrid oder Rom. Das erste Anzeichen, dass sich ein Supersturm bildet, könnten für Sie Wetterberichte über eine Reihe von Kaltluftfronten sein, die nacheinander aus der Arktis hinunter nach Süden ziehen. Das kann zu jeder Jahreszeit passieren. Sie hören, dass in weiter nördlich gelegenen Orten – Toronto, Stockholm, Peking – extreme Unwetter toben: außerordentlich starker Regen im Sommer, unerhört heftige Schneestürme im Winter. Dies wird eine Woche oder länger anhalten und immer mehr an Intensität zunehmen. Über den weiten Ebenen im Norden – den amerikanischen High Plains, der zentralasiatischen Steppe – werden Windböen mit bis zu 160 Stundenkilometern gemessen. Orte wie Edmonton und Semipalatinsk, später Minneapolis und Moskau sind von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Alaska und Nordsibirien sind schon vorher verstummt. Von Europa über Asien bis nach Amerika bemühen sich verzweifelte Menschen, irgendwie nach Süden zu gelangen. Weil sich die Veränderungen, die die Strömungen im Nordatlantik zum Versiegen gebracht haben, gleichermaßen auf den Verlauf der Strömungen in der südlichen Hemisphäre auswirken, sind auch Australien und Neuseeland betroffen: Der Sommer wird zum Winter oder der normale Winter bringt extreme Kälte. Schwerer Seegang verwüstet die Südküsten des Kontinents. Taifune, die wie aus dem Nichts auftauchen, rasen über die Philippinen, Japan und die pazifischen Inseln hinweg. Je weiter im Norden Sie leben, desto extremer sind die Bedingungen. Ununterbrochen ziehen neue Sturmgebiete herauf, die Tag für Tag größer und komplexer werden und noch nie zuvor beobachtete Formen annehmen. In der gesamten nördlichen Hemisphäre hat eine massive Völkerwanderung Richtung Süden eingesetzt. Es herrschen chaotische Verhältnisse, und viele Menschen werden den Unwettern zum Opfer fallen. Wenn sich der Supersturm verzogen hat, wird sich allmählich herausstellen, dass sich eine Katastrophe von beispiellosen Ausmaßen ereignet hat. Die einzigen Nachrichten aus Europa kommen aus Portugal, Südspanien und Süditalien. Der gesamte Mittlere Westen Amerikas liegt unter einer Eisschicht, die sich von dort über Sibirien bis nach Nordeuropa erstreckt. Diese Eisdecke strahlt große Mengen von Sonnenlicht und Wärme zurück ins All. Wenn der Sturm im Sommer zuschlägt, wird das Eis wahrscheinlich schmelzen. Es ist möglich, dass dies beim letzten Supersturm der Fall war und, wie wir im weiteren Fortgang zeigen werden, überall auf der Welt in Mythen festgehalten wurde. Wenn der Sturm im Herbst oder Winter einsetzt, wird sich das Eis in den folgenden Monaten möglicherweise so stark verdichten und so viel Wärme und Licht reflektieren, dass es im nächsten Sommer nicht schmilzt. Der Winter danach wird der kälteste seit Beginn der Geschichtsschreibung sein. Den Überlebenden ist nun klar geworden, welch paradoxe Folge die Erwärmung der Erdatmosphäre nach sich gezogen hat: Eine neue Eiszeit hat begonnen. |
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